600 Millionen Gründe gewinnen

Es ist ein Jahr her, da war es hier auf allesaussersport großes Thema: Der Wahnsinns-TV-Vertrag der in Frankreich abgeschlossen wurde. Hauptbeweggrund für Canal+ für die Rechte an der League 1 eine derart absurde Summe zu bieten, war der Pay-TV-Konkurrent TPS.

So wie sich einst in Deutschland das Duell PREMIERE versus DF1 nach einer Zeit und ruinösen Wettkampf durch einen “Merger” aufgelöst hat, sind nun Canal+/CanalSatellite und TPS in Gespräche über einen Zusammenschluß gegangen. Und so wie der deutsche “Merger” damals de-facto ein Aufkauf von PREMIERE durch Leo Kirch (DF1) war, handelt es sich in Frankreich um einen Aufkauf von TPS durch Canal+/CanalSat und den Konzernmutter Vivendi-Universal und Lagardère.

TPS und Canal+ gingen seit Gründung von TPS 1996 einen Wettkampf um teure Film- und Sportrechte (Premier League) ein. Der Höhepunkt waren die absurd überbezahlten Fußballrechte, von denen seinerzeit viele behaupteten, die 600 Mio wären ein strategischer Preis um TPS vom Fußball fernzuhalten und am langen Arm verhungern zu lassen.

Der Leidensdruck der beiden Medienkonzerne war seit einigen Monaten an einem Punkt angelangt, wo Verhandlungen angesagt waren. Denn Canal+ und TF1/TPS sehen sich in Frankreich der Konkurrenz durch IPTV und DBV-T ausgesetzt, der sie mangels Resourcen die sie in den ruinösen Wettkampf packen mussten, nichts entgegenzusetzen hatten.

Da die aktuellen Verhandlungen anscheinend um einen Aufkauf von TPS drehen, muss man konzidieren, dass die Strategie des langen Arms von Canal+ aufgegangen ist.

Das große Pfund von TPS in den Verhandlungen sind zahlreiche profilierte Sender die es ins Senderpaket von Canal+ einbringen kann. Neben den populären Free-TV-Sendern TF1 und M6 wären es der populärste Nachrichtenkanal LCI, EUROSPORT sowie Spartenkanäle wie der bretonische Lokalsender TV Breizh.

Und der französische Fußball darf sich in zwei Jahren schon mal warm anziehen. 600 Millionen pro Saison wird es nach Auslaufen des Vertrages nicht mehr geben.

Fakten

Das Satellitenbouquet CanalSatellite gehört zu 66% Canal+ und zu 33% dem Medien und Luftfahrtunternehmen Lagardère. Canal+ gehört wiederum zu 100% dem Konzern Vivendi-Universal. Canal+ hat zahlreiche Beteiligungen im Ausland.

Das Satellitenbouque TPS gehört den beiden TV-Konzernen TF1 (66%) und M6 (34%). Hinter dem jugendlichen Sender M6 (RTL2-look-a-like) verbirgt sich Bertelsmann RTL, während TF1 nach seiner Privatisierung in den 80ern vom Bauunternehmen Bouygues zum führenden kommerziellen TV-Sender wurde und inzwischen sich in diverse Sparten der Telekommunikation diversifiziert hat, wie z.B. Mobilfunk. Als Nachteil von TF1 wird immer angesehen, dass seine ausländischen Beteiligungen nahezu null ist. Das einzig Nennenswerte ist der Besitz von EUROSPORT.

Eine Fusion von CanalSat und TPS würde einen Pay-TV-Konzern mit zirka 5 Mio Abonnenten schaffen.

Links

aas: TV-Gelder-Wahnsinn in Frankreich (Mitte Dezember 2004)
aas: Fazit von Canal+ nach 3 Monaten Laufzeit des Vertrages (Mitte November 2005)
Libération, 12.12.2005
Le Monde, 12.12.2005

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wirtschaftlich gesehen wäre das ein guter schritt.