Screensport am Montag

Die ersten 2-3 Tage Olympia sind überstanden. Manchmal muss man noch anhängen: “Zum Glück”. Die Berichterstattung ist mitunter sehr grenzwertig. Punktvorteile für EUROSPORT. Weniger weil die Kommentatoren denen von ARD und ZDF haushoch überlegen wären, sondern weil sie die Olympischen Spiele nicht unnötig aufjazzen, sondern einfach nur Sport übertragen, von verunglückten viertelstündigen Sponsoren-Sendungen wie “Daring Girls” mal abgesehen.

Nun hat man auch bei EUROSPORT einen deutschzentrischen Blick auf das Geschehen, aber gegen das was ARD und ZDF veranstalten, ist das nachgeradezu mild. Olympia according ARD/ZDF definiert sich in den Grenzen von 1989, von der Elbe bis zur Oder und von Flensburg bis zu den Alpen. Insbesondere die Nebensportarten, z.B. Rodeln verkommen zu Kurzberichten in denen der Sieger und die drei Deutschen gezeigt werden. Da darf dann der Hackl am Abend auch eine wüste Weltverschwörungstheorie abliefern, “Hackl als Retter der Rodlerwelt gegen böse Italiener”, ohne dass z.B. Italiener dazu angehört werden.

Wie fest gezurrt die Scheuklappen sind, wird deutlich, wenn eine Bewertung des Sonntags stattfindet. Weil die Deutschen, offensichtlich wider öffentlich-rechtliches Erwarten, medaillenlos geblieben sind, wird von einem schlechten Sonntag gesprochen. Selbst Frau Lierhaus leidet noch am Morgen danach. Sorry, wer aber die Qualität des sportiven Wettkampfes alleine vom Medaillenspiegel abhängig macht, ist nur noch ein Moderationspüppchen, aber kein Journalist oder gar Sportinteressierte(r). BTW: nicht nur ein Problem in Deutschland. Im Gegenteil: die Franzosen sind z.B. noch zwei bis drei Pfund chauvinistischer.

Übrigens auch ein Problem des ARD-Hörfunks, der sich am Freitag an der Wahl von Thomas Bach als IOC-Vize berauschte, aber keinerlei Einordnung gab, z.B. über seine erste, nicht ganz unumstrittene Amtszeit.

Dafür viel Show und Selbstbeweihräucherung. Gerade beginnt der zweite ARD-Tag und in der ersten halben Stunde gab es einen Olympia-Wetterbericht, der nicht auf die Konsequenzen für die Sportarten einging, ein Feature, nein, nicht über das Biathlon, sondern über die ARD-Biathlon-Expertin und der Hackl-Schorsch wurde wieder abgefeiert.

Krönung der Ver-showisierung von Olympia ist “Waldi und Harry“. Angekündigt als Olympia-Tageszusammenfassung, wird es zu einem launigen Herrenabend, das nach eigenem Selbstverständnis gestern zwei Highlights bot: Hausmusik mit Wasmeier, Witt, Schmidt, Hartmann und Hackl und ein Rodeldoppelsitzer-Probesitzen mit Kati Witt auf Hackl. Höhöhö. Geht es noch ein bißchen schmieriger?

Analysen gibt es nur in Spurenelementen.

Wie gesagt: EUROSPORT macht schon aufgrund des Wegfalls des ganzen Brimbaboriums schon vieles besser. Was aber nicht vor Kommentatoren-Totalausfällen schützt. Ulli Jansch vermochte in guten Momenten beim Rodeln immerhin die Zeitenmessung zu interpretieren, in schlechten Momenten (z.B. bei den drei deutschen Rodlern) noch nicht einmal das. Während er von fabelhafter, zügiger Fahrt fabulierte, bekamen Hackl, Möller und Eichhorn in den Zwischenzeiten eine Zehntel nach der anderen aufgebrummt.

Sportliches Highlight für mich bis dato: Nordische Kombination mit Georg Hettich, wg. der taktischen Meisterleistung wie er seine Flucht am letzten Anstieg vorbereitete.

Montag, 13.2.2006

Olympia
9h05 Curling/H ITA–GB, ARD bis 10h, EURO ab 9h30 in voller Länge
10h00 Snowboard Halfpipe/D Quali, ARD live
12h00 Biathlon 15km/D, EURO+ARD live
14h00 Halfpipe/D, EURO+ARD+ZDFinfo live
15h00 Curling/D CAN–SWE, EURO+ZDFinfo live
15h00 Eishockey/D SWE–ITA, 1FEST live
15h35 Eisschnellaufen 500m/H, ARD live
16h00 Rodeln/D, 1ter Lauf, ARD live, ZDFinfo ab 17h
17h00 Eisschnellaufen 500m/H, EURO 30min
17h30 Eishockey/D FIN–SUI, 1FEST live
17h40 Rodeln/D, 2ter Lauf, ZDFinfo live, ARD ab 18h
17h45 Eisschnellaufen 500m/H, EURO live
19h00 Eiskunstlaufen Kür/Paare, EURO live, ARD ab 20h15
19h00 Curling/H D–CAN, ZDFinfo live, ARD 60min

18h00 NHL: LA Kings – Dallas, NASN delayed
Letzte NHL-Übertragung vor der Olympia-Pause.

19h00 Serie B: Cesena – Cremonese, EUROSPORT2 live

20h00 NCAA-Hoops: Florida State – Massachusetts, NASN delayed

20h15 Zweite Liga: Rostock – Bochum, 21ter Spieltag

21h00 Serie B: Avellino – Catania, EUROSPORT2 live

22h00 NCAA-Hoops: Miami – North Carolina, NASN delayed

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Absolut richtig. Ohne Eurosport wäre Olympia im öff.-rechtlichen TV, insbesonders in der ARD, unerträglich.

  3. Die Krönung bei der ARD war gestern, als sie mitten in der Entscheidung des Skispringens auf einmal zum Rodeln wechselten. Der letzte deutsche Skispringer war unten – und beim Rodeln gab der Hackl Schorsch seinen Abschied. Da mussten die öffentlich-rechtlichen natürlich dabei sein.

  4. Die öffentlich-rechtlichen waren schlimm.
    Die Leistungen der Moderatoren und Kommentatoren aber auch der Programmplaner war mangelhaft.
    Ganz schwach:
    – Die Schalte zum Rodeln während der Skisprungentscheidung (die Deutschen Neumayer und Uhrmann mussten in umgekehrter Reihenfolge als Konserve nachgetragen werden)
    – Monical Lierhaus, die von ihrem Auftritt beim unsäglichen Starbiathlon faselte und zur Erkenntnis gelang, dass Langlauf kein Opi-Sport ist (Glückwunsch)
    – die unsägliche nationale Brille aller Verantwortlichen
    – Waldi und Harry – katastrophal
    – Markus Wasmeier kann überhaupt nicht reden und seine Analysen sind ohne Aussagekraft
    – das ARD Schneeballwerfen

    stark:
    – Sigi Heinrich nebst Co. beim Biathlon
    – Rubi (stark wie immer, wenngleich alpin stärker als im Skispringen) – nervig allein war wie immer dass rubi die erste zwischenzeit vor den zuschauern hatte und dann auch den lauf dementsprechend kommentierte (vgl. dalcin)

  5. Nun ja: Ein wirklich ernsthafter Tagesrückblick in “Waldi und Harry” war wohl nicht zu erwarten – und das ist auch gut so. Ich fand die Sendung gestern ziemlich gelungen, den Sport an sich muss man sich natürlich wo anders anschauen.

  6. Ernsthaften und kritischen Sportjournalismus gibt es nunmal in Deutschland nicht mehr. Die einzig verbleibene Zeitung, die sich mit Sport beschäftigt ist die “Sportbild” und wer deren Berichterstattung verfolgt schlägt vor Graus die Hände über dem Kopf zusammen.

    Wenn ich da an vergangene Zeiten mit dem Sportspiegel (berichtigt mich, aber das war doch die Sendung auf dem ZDF?) denke wird mir heute noch ganz blümerant. Da wurden Doping, Verwicklungen von Sponsoren in Vereinsmanagement und Schiebereieien im Sport wenigstens noch hin und wieder ans Tageslicht gezerrt. Heute sind alle Sender inkl. deren Moderatoren so sehr mit dem Sport und der “Sportwirtschaft” verzahnt, dass kritische Berichterstattung nicht mehr möglich ist. Die Öffentlich Rechtlichen und der Radsportbereich sind dort ein ganz übles Thema und Theater. Die Privaten und der Fußball das zweite. Die kritischen Fragen müssen inzwischen auf Webseiten, oder Blogs wie es ja jetzt heißt, von Fans für Fans gestellt werden. Und dieser Fakt ist das eigentlich katastrophale an der Berichterstattung.

    Übrigens, national eingefärbte Sichtweisen und Kommentierungen werden im Ausland, insbesondere den USA, Frankreich und Großbrittanien, gerne gehört und als positiv empfunden, wir Deutschen tun uns damit geschichtsbedingt immer etwas schwerer.

  7. also für mich als schmidt-fan war das gestern ein dolchstoß. unglaublich, wie langweilig sowas sein kann. waldi ist in meinen taugn sowieso ein audiovisuelles abführmittel und zusammen mit harry hat er erst seine volle wirkung entfalten können…nie wieder.

    dazu dann noch der hackl schorsch, der meinen ersten eindruck von ihm, resultierend aus einem persönlichen treffen, nur bestätigt hat: weltfremder und arroganter sack, mit nicht sehr viel in der birne.

    unseren viertplatzierten skispringer fand ich dagegen recht amüsant, der sollte als dauergast etabliert werden und vielleicht den waldi ersetzen. jedenfalls hatten seine kommentare auf harry’s anmerkungen hitpotential ;)

    highlight der sendung: der österreichische reporter, der alles gerede vom “schwarzen sonntag” für österreich zurückwies und das ganz gründlich und sachlich erörtert hat. wunderbar. ich bin froh ab morgen mittag wieder in orf-einzugsgebiet zu sein und mir eine woche lang alles in guter qualität anschauen zu können.

  8. Um es ein bißchen Auseinanderzuklamüsern:
    – für einen vermeintlich arroganten Hackl kann man der ARD keinen Vorwurf machen, wohl aber für den unterschwelligen Hartmann-Grunton: “erzähl mal, Schorsch, wie haben die fiesen Spaghettis dich um Gold gebracht”

    – Kommentatoren können immer wieder mal Böcke schiessen. Dirk Thiele hat gestern beim Langlaufen der Herren knapp eine halbe Minute lang permanent den Falschen zum Sieger gekürt. Für mich zählt mehr der Gesamteindruck. Im Falle von Ulli Jansch beim Rodeln war die Kommentierung sehr, sehr dünn, jetzt beim Curling etwas gehaltvoller (weil auch mehr Zeit). Beim Rodeln war der ARD-Mann (Peter Grube?) besser.

    – “Waldi und Harry” – ich würde nicht maulen, wenn die ARD irgendwo eine journalistisch anständige Tageszusammenfassung hätten. Ham’se aber nicht. Und die Tonalität der Filmbeiträge gleicht denjenigen die bereits im Laufe des Tages versendet werden. BTW: Hackl in der Konzentrationsphase mit Klassik zu unterlegen, brachte EUROSPORT bereits vor’ne Woche in ZAPP… Die Sendung ist weder Fisch noch Fleisch: keine Tageszusammenfassung, keine Talkshow, keine Late-Night-Show.

    – @Dröhn: “nationale Sichtweisen in Deutschland unpopulär”. Ich habe nicht den Eindruck dass eine solche Sichtweise in der deutschen Sportberichterstattung unpopulär ist. Aber den Franzosen und Engländer verhagelt fremder Erfolg nicht den Tag, so wie es plakativ von deutschen Moderatoren in Fernsehen und Radio zur Schau getragen wird.

    – Regie bei ARD/ZDF: Gut, ich mag dieses schnelle Hin- und Herzappen vom deutschen Sporthighlight zu deutschen Sporthighlight auch nicht. Aber das ist für mich wieder ein Ding der Arbeitsteilung: dafür gibt es EUROSPORT und die Digitalkanäle von ARD/ZDF. Von daher finde ich es okay, wenn ARD/ZDF anders rangehen.

    Idiotisch im übrigen, wie wenig verzahnt die Übertragungen auf EINSFestival und ZDFinfokanal sind. Als ARD/ZDF würde ich doch zur vollen Stunde immer eine Einblendung machen “jetzt beginnt auf ‘EinsFestival’ Eishockey der Frauen: SWE–ITA“. Obwohl die Digitalkanäle dank DVB-T inzwischen von vielen zu empfangen sind, gibt es kaum Hinweise, kaum Teaser.

    – Markus Wasmeier: Hab die Herren-Abfahrt nicht gesehen, aber bei 1-2 Weltcup-Abfahrten. Ich fand seine Analysen durchaus kompetent. Nur wenn er freie Rede abseits seines Sujet machen muss (Stichwort Hochnebel in Chamonix) wird es -ähem- sehr einfältig.

  9. Um mal was Positives zu schreiben: Ich bin Samstagabend beim Eistanzen hängen geblieben (und schieb’s natürlich auf die Anwesenheit der Freundin auf dem Sofa) und fand den Kommentator fachlich recht kompetent. Zumindest konnte er mir Komplettlaien erklären, was beim Sprung schiefgelaufen war.

    Dass er die Kurzkür des deutschen Paares allerdings trotz des Fehlers fast auf Niveau der vorher laufenden Russen (wegen deren Eleganz ich beim Zappen hängen geblieben bin) gesehen hat, ist allerdings typische deutsche Brille.

  10. natürlich kann man ard/zdf keinen vorwurf für den schorsch machen, aber es hat halt wunderbar zu meinem gesamteindruck der sendung gepasst, deswegen wurde er angeführt

  11. @dogfood: Wetten, dass der Waldi und der Hackl schon vor der Sendung sich in Sachung italienischer Verschwörung abgesprochen haben? Wenn nicht – der Waldi weiß genau, wie er den Hackl auf Touren bringt. Zumal der von Verfolgungswahn geplagte Schorsch seit Jahr und Tag seine unsichtbaren Feinde aus dem Süden aufmarschieren läßt, wenn es im Eiskanal mal wieder nicht gepaßt hat: Und das war ja zuletzt fast immer der Fall. Und wetten, dass wir den grenzdebilen Hackl noch lange im O-ton aushalten müssen? Wetten, dass er demnächst als Rodel-Experte wieder in der ARD auftaucht?????

    ARD und ZDF sollten sich auf saubere Übertragungen konzentrieren. Der ganze präpotente stundenlange Interview-Marathon ist für die Katz. Habe höchst selten nach einem Wettkampf von einem Sportler irgendeine interessante Information gehört. Meist ist es sinnfreies Gestammel immer in derselben Stanzform. Ist natürlich nur ein frommer Wunsch von mir – die vielen Proporz-Moderatoren bei der ARD wollen beschäftigt sein und die teuren Übertragungsrechte müssen natürlich mit möglichst langer Sendezeit wieder billiger gemacht werden. Logisch.

  12. Ähnliches wie dröhn ist mir letztens bei der Lektüre von der aktuellen Ausgabe von “11 Freunde” auch durch den Kopf gegangen. Es fehlt ein Sport-Magazin, was ausführliche Hintergrundberichte und Interviews aus verschiedensten Sportbereichen bringt. Es gibt zwar verschiedenste Magazine für jede kleinste Spezialsportart, aber es fehlt einfach ein übergreifendes Magazin, was den Blick über Einzelsporttellerrand ermöglicht.

    Aber vielleicht gibt es ja so eine Zeitschrift und ich habe sie bisher übersehen!

    PS.: Ein “allesaußersport”-Magazin würde ich sofort kaufen! ;)

  13. zum Thema Sport-Magazin, was ausführliche Hintergrundberichte und Interviews aus verschiedensten Sportbereichen bringt.
    Gab es mal in der DDR, hies *Sportecho* iirc 8 Seiten für 20 Pfennig und hatte alles was gefordert wird. Ob und wievviel politische Färbung enthalten war kann ich wirklich nicht mehr beurteilen. Zumindest war es für mich sportbegeistertes Kind/Jugendlicher das nonplusultra und ich habe es mir häufig vom doch recht knappen Taschengeld geleistet. Beispielsweise wurden sehr viele Hintergrundinfos und Statistikwissen vermittelt was heute natürlich alles locker im Netz auffindbar ist. Aber damals war es hochinteressant und für mich die einzige gute Quelle. Zusammenfassend ist dies sicherlich meine persönliche Sicht die auch etwas nostalgisch gefärbt sein könnte. Aber ich wäre auf jeden Fall einer der ersten begeisterten Tester falls so etwas heute wieder auf den Markt käme.
    Das Thema “Sportecho” wurde ja hier auch mal im blogerwähnt aber offensichtlich scheint das Thema wieder vom Tisch sein.

  14. Nachtrag, hier die beiden Einträge von allesaußersport.de die sich aufs Them Sportecho beziehen

    http://www.allesaussersport.de/archiv/2005/07/11/taglich-sportecho-geplant/
    http://www.allesaussersport.de/archiv/2005/07/12/zweifelhaftes-sportecho/

  15. Rubenbauer wird immer schlimmer. Insbesondere beim Alpin-Ski ist er inzwischen unerträglich. Claus Lufen ist auch so ein Grenzfall: ich muss immer daran denken, wie er mal während einer Tennisübetragung seine ganze Crew niedergemacht hat – live im TV. Die peinlichen Eurosport-Aussetzer sind leider auch eher die Regel denn die Ausnahme. Besonders Thiele und Heinrich liegen mitunter aber so was von neben der Spur. Egal: ich warte eh auf Eishockey und das gibt es ja bei Eins Festival zum Glück in aller Ausführlichkeit…