UEFAcup: Rapid Bukarest – HSV 2:0

Ich habe nur die Schlußphase der ersten Halbzeit gesehen. Traut man dem Kommentar vom NDR-Mann Gerd Gottlob, war es eine vom HSV sehr lethargisch geführte Halbzeit. Rapid geht kurz vor Halbzeit durch einen Glückstreffer in Führung. Aus 30m halblinks abgezogen fliegt der Ball in Zeitlupentempo am Pfosten vorbei ins Tor. Ein Ball den Wächter eigentlich haben muß, sofern ihm van Buyten die Sicht nicht versperrt hat.

Thomas Doll reagiert zur Halbzeit für mich überraschend und baut die spielerischen Elemente ab: Trochowski und Barberez runter, Klingbeil und Kucokovic rein.

Die zweite Halbzeit war recht unansehnlich. Sehr viele kleine Fouls die dem Spiel sämtliches Tempo raubten. Die Rumänen entfachten mit dem 1:0 im Rücken keinen Budenzauber. Standen sehr kompakt, waren sehr lauffreudig. Mit schöner Regelmäßigkeit wurde “ge-forecheckt”, der ballführende HSVer bekam in des Gegners Hälfte binnen Sekundenfrist gleich zwei Rumänen auf die Schlappen. Nimmt man dazu, dass mit Klingbeil und Kucokovic zwei eher grobmotorisch veranlagte Spieler eingewechselt wurde, kann man sich vorstellen, dass das Spiel sehr zäh war. Klingbeil gelang in der letzten halben Stunde nicht ein einziger Pass nach vorne.

Der HSV fand keinerlei Mittel um gefährlich aufs Tor zu kommen. Ich habe in der zweiten Hälfte mit Ach und Krach 1-2 Torchancen gezählt. Die Rumänen standen so gut, dass der HSV spätestens 30m vor dem Rapid-Ror den Ball verloren hat. Und wenn man im Ballbesitz war, war oberste Priorität: Ballkontrolle und Gegner laufen lassen, um dann in der HSV-Hälfte das Tempo schnell zu machen. Das war in Sachen mannschaftlicher Geschlossenheit und taktischer Disziplin sehr, sehr beeindruckend, vorallem weil Rapid es konsequent bis zur 90ten Minute spielte.

Der HSV verlor irgendwann Mitte zweite Halbzeit De Jong durch gelb-Rot, Rapid seinerseits in den Schlußminuten einen Spieler durch das zweite Gelb. genauso wie Rapid in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ein Tor machte, legten sie in der 86ten Minute das 2:0 vor. Konter, Pass von rechts, per Packentrick ins Tor abgefälscht.

Im Interview nach dem Spiel sprach Doll davon, dass er enttäuscht von der Einstellung der Mannschaft gewesen sei und er zur Halbzeit diverse Spieler hätte austauschen können. Doll war sichtbar angefressen, was man ihm in Interviews nicht immer ansieht. Überhaupt war irgendwas mit Doll. Zeitungen und Fernsehen berichten übereinstimmend, das Doll seit Ankunft in Bukarest hochgradig gereizt gewesen sein soll.

Die Chancen des HSVs für ein Weiterkommen sind nicht gut. Das hat weniger was mit dem 0:2 zu tun, sondern daran dass die Rumänen hinten sich keien Blöße gegeben haben. 11 von diesen Rapidlern in Hamburg hinten im Strafraum eingemauert, dass muß das unansehnlichste Spiel des Jahres geben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Die erste Halbzeit war ne Frechheit. Kein Kmapf,Kein Einsatz, Kein Bock. Die zweite war kämpferisch ja in Ordnung aber sowas von harmlos

  3. Rapid Bukarest – das Schreckgespenst der deutschen Uefa-Cup-Teilnehmer! Das ist ja wie früher als Wismut Aue an Albaniens Fußballgroßmacht Flamutari Vlora scheiterte. Kann mich bitte mal jemand aufwecken…

  4. Ich habe Klingbeil und Kucukovic zur Halbzeit eigentlich sogar erwartet – aber nicht für Barbarez und Trochowski ;-) (Wobei Trochowski schlicht und einfach körperlich untergegangen ist und Barbarez eben mal wieder “einen seiner Tage” hatte. Vielleicht war das Vetragsangebot doch noch zu großzügig.)

    Man sollte aber auch einfach mal anerkennen (auch wenn das jetzt schwer nach Ausrede klingt), das Bukarest in der Tat beeindruckend aufgetreten ist. Defensiv “robust”, aber eben kompromißlos, offensiv durchaus rumänisch verspielt. Dem Sportkameraden Nicolae würde ich schon mal ein paar Wörterbücher empfehlen, der bleibt nicht mehr lange in Rumänien.

  5. @ dogfood
    Wenn mann einen Fernschuss generell als Glückstreffer bezeichnet kann ich zustimmen, ansonsten muss ich widersprechen: Von Zeitlupentempo in dem der Ball ins Tor flog habe ich nichts gesehen. Das war ein absolut strammer Schuss – gefühlte Geschwindigkeit mindestens 90 km/h der scharf neben dem Pfosten einschlug. Wächter muss man hier nicht die Schuld geben.

  6. Was ist eigentlich mit dem 2. Torhüter von HSV? Der, der manchmal auch “Unhaltbare” hält.. Verletzt?

  7. Der Schuß war drei Stunden unterwegs. Wenn Wächter freie Sicht gehabt hat (s.o., bin mir nicht sicher), hätter er noch inkl. eines Zwischenschrittes zu Ball springen können. Der Schuß war keine Roberto-Carlos-Granate, hatte keinen Schnitt, rotierte nicht und flatterte nicht.

    Zweiter Torwart ist normalerweise Sascha Kirschstein. Der war vor einigen Wochen verletzt, keine Ahnung ob er wieder zurück ist.

  8. Danke für die Antwort, hab ich schon erwähnt, dass ich aas.de supermegatoll finde.. super Arbeit Hundefutter!
    P.S. Wenigstens ist Wächter nicht nach hinten gehechtet wie ein gewisser Zuberbühler das gerne tuhen tut

  9. Sorry Kai, aber ich finde den Beitrag teilweise reichlich unfair gegenüber Rapid.

    Die haben jetzt seit Beginn des UEFA-Cups kein einziges Tor im eigenen Stadion bekommen… z.B. auch gegen Feyenoord.

    “11 von den Rapidlern eingemauert im eigenen Strafraum” … das war meistens nicht unbedingt ihr Stil in Auswärtsspielen. Natürlich spielen die nicht – nach einem gewonnenen Heimspiel – mit 3 Spitzen und 7 Offensiven, aber ich habe schon wesentlich schlimmeres gesehen im internat. Fussball.

    Was diese Mannschaft taktisch aus sich herausholt finde ich unglaublich. Der HSV hatte doch im Prinzip überhaupt keine Torchancen. Im Gegenzug war Rapid aber mit fast jedem schnellen Angriff gefährlich vorm Tor.

    Man könnte sagen: Der HSV war zum Abschuss freigegeben… da war auch ein 3:0 od. 4:0 drinnen. Wie Rapid das Spiel diktiert wenn sie ein Tor vorne sind ist wirklich bemerkenswert. Hinten zwar dicht, aber vorne genauso gefährlich als müssten sie noch 1-2 Tore nachlegen um weiterzukommen.

    Für mich steht es absolut ausser Frage, daß Rapid weiterkommt. Die werden auch in Hamburg mindesten ein Tor erzielen und daß der HSV 4 macht, halte ich für absolut ausgeschlossen. Und das obwohl – und das sollte nicht unerwähnt bleiben – Rapid derzeit extreme Personalprobleme hat (2 Stammspieler vor dem HSV-Spiel verletzt, während des Spiels noch 2).

  10. Ja, sie spielen intelligent, clever, diszipliniert und gekonnt. Und in der Tat das Team was taktisch vielleicht noch am meisten aus sich herausholt. Aber auch schlicht und ergreifend langweilig. Ja, Bukarest hätte auch 4:0 gewinnen können, aber sie haben nun mal zwei der insgesamt vier Torchancen des Spiels vergeben. Und mehr hatten die nicht wirklich. Und das auch nur nachdem De Jong geflogen ist.

    Ich will das gar nicht abwerten. Weil wie gesagt: clever und gekonnt und verdient. Und deswegen glaube ich auch nicht an ein Weiterkommen des HSVs. Aber es wird eben kein ansehnliches Spiel sein. Der HSV wird 90 Minuten lang versuchen in den Strafraum zu kommen, aber keine Anspielstationen finden und immer wieder “hinten rum” versuchen neu aufzubauen. Und wenns kritisch wird, gibt es schnell eine kleine Nickeligkeit und das Tempo ist wieder draussen. Schön wird das nicht.

  11. Stimmt, da hast Du natürlich Recht. Ein Feuerwerk erwarte ich in Hamburg auch nicht. Aber es klang mir halt so als wäre Rapid jetzt schuld, daß der HSV 0:2 verloren hat ;)

    Ich glaube, daß Du den HSV durch ein beliebiges Team A und Rapid durch ein beliebiges Team B austauschen könntest und in jedweder Konstellation wäre kein tolles Spiel zu erwarten… das wollte ich damit eigentlich ausdrücken.

    Greez
    Atterl