Warum ich nichts über Lance Armstrong geschrieben habe

Am Freitag vormittag hörte ich den französischen Nachrichtensender “France Info” als die Eilmeldung kam, dass die Le Monde im Besitz von Protokollen wäre, in denen Lance Armstrong die Einnahme von Doping gestand.

Ich also schnell rüber zum Le Monde-Artikel und habe beim Lesen angefangen einen Eintrag darüber zu schreiben… und dann wieder aufgehört.

Wer kein französisch kann, kann sich an den Artikel bei Eurosport halten, der inhaltlich alle Details des Le Monde-Artikels enthält. Die Kurzfassung: Armstrong und eine Versicherung streiten sich seit letztes Jahr um die Auszahlung der Tour-Siegprämie von 2004. Die Versicherung verweigert die Auszahlung wegen der Dopinggerüchte. Im Prozeß vor einem texanischen Gericht kam es nun zu Zeugenaussagen nach denen Armstrong 1996 bei einer Nachuntersuchung nach einer Operation auf Nachfrage des Arztes die Einnahme von Dopingmitteln gestand. Es sollen verschiedene Personen aus Armstrongs Umfeld dabei gewesen sein. Vor Gericht gab es zwei Aussagen die dies bestätigten, und zwei, inkl. Armstrong selber, die es dementierten. Die Versicherung verlor den Prozeß.

Anders als die Medien die derzeit darüber berichten, sehe ich in den neuen Vorwürfen keine neue Qualität. Seit Jahren gibt es aus Armstrongs Umfeld viele Leute die die Dopingvorwürfe bestätigen, inkl. seiner ehemaligen Masseuse und Kollegen wie Greg Lemond und Franck Andrieu. Es ändert sich aber nichts am Umstand, dass wieder einmal “nur” Aussage gegen Aussage stehen. Leider hat die Versicherung im Prozeß nicht alle Register gezogen. So wurde der Arzt nicht vorgeladen und eine Entlastungszeugin hatte Monate zuvor auf Tonband genau gegensätzliche Statemenst abgegeben.

Es obliegt also jedem einzelnen ob er die Indizien gegen Armstrong auslegt oder auf der Unschuldsvermutung beharrt.

In den USA zieht die Geschichte auch keine weiteren Kreise, denn alles was an Vorwürfen aus Frankreich gegen Armstrong vorgebracht wird, gilt eh als neidgesteuert.

Die L’Équipe-Geschichte vom letzten Sommer ist nach der umstrittenen Veröffentlichung einer UCI-Untersuchung (“Vrijman-Bericht“) derzeit tot, solange z.B. die WADA mit Richard Pund auf Spürüchen nicht entlich Taten folgen lassen.

Insofern: nichts neues.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Stimmt, inhaltlich zwar nichts neues, aber die Glaubwürdigkeit von Armstrong wird weiter untergraben.( Siehe auch aktuelle Aussagen von Lemond zu lesen bei radsport-news.com.)
    Ich glaub ja, entweder wird Armstrong einmal Bush-Nachfolger oder der geächtetste Sportsmann der Welt. Hoffentlich letzteres.

  3. Ist es ein Zufall das kurz vor der Tour diese Geschichte wieder “aufgewärmt” wird? Ein Schelm wer dabei Marketinggründe vermutet.

    Allgemein sehe ich den Radsport inwzischen wieder entspannt, da ich eh jedem unterstelle sehr nahe dem legalen bzw. illegalen zu arbeiten.