NFL-Draft 2007 revisited

Bevor Bense die zweite Runde der Draft vom Samstag zusammenfasst, hier noch einige kleine Bemerkungen meinerseits eingestreut:

“Big Baby” Glen Davis (der LSU-Center/Forward) wurde ebensowenig wie der famose QB Jared Zabransky (mit dem Boise State-Comeback) oder Floridas QB Chris Leak gedraftet.

Es sind nur 11 QBs gedraftet worden, von: Oakland, Cleveland, Philadelphia, Miami, Detroit, Buffalo, Dallas, Cincy, Baltimore, Washington und Minnesota.

Miami hat sich in der 2ten Runde für John Beck von BYU entschieden. Einem sehr reifen, aber – wie die meisten Spieler der Mormomen-Uni – auch sehr alter Spieler (26 Jahre), Marke: solide & intelligent.

Der Heisman-Trophy-Sieger Troy Smith/Ohio State ging erst in der 5ten Runde an Baltimore weg.

Der Bedarf an WRs war groß. Der gute WR-Jahrgang hat sich bestätigt. Das was von den Beobachtern als Top-7, Top-8-Spielern angesehen wurde, ging komplett in den ersten beiden Runden weg.

Pittsburgh hat bis auf Dallas Baker in der 7ten Runde keinen Skill Player geholt. Miami holte einen WR, einen QB und zwei Laufspieler. Oakland, die vorallem in der Offensive einen Neuaufbau einleiten müssen, haben immerhin vier ihrer 11 Picks der Defense gewidmet, ansonsten einiges an offensiven Skill Players geholt: QB, TE, 2x WR, 2x Laufspieler.

Blasse Draft bei den Kansas City Chiefs: sehr guten WR in der ersten Runde geholt. In der 5ten Runde(!) einen Place Kicker geholt! Zwei Mann für die DL, ein RB, ein TE und ein OL-Spieler.

Viele Skill Player bei den 8 Picks der Vikings: 1x RB, 1x QB und 3x WR.

Ein “Kollateralschaden” der Draft ist der Trade von WR Randy Moss von den Oakland Raiders zu den New England Patriots für einen 4th Round Pick am gestrigen Sonntag. Kann mir jemand bitte erklären, wie so ein deep threat wie Randy Moss zu der Kurzpass-Orgie der Pats-Offense passt? Soll er weiterhin lang gehen und die Defense noch weiter auseinanderziehen?

Soweit mein Part, nun zum Text von Bense:

Die Zweite Runde

Ich muss sagen, dass Teddy Gin nach Miami ging, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Ich hätte meine Hand ins Feuer dafür gelegt, dass spätestens Miami Quinn holt. Echt krank, was das Front Office da gebaut hat. Ginn Jr. ist ein Super-WR, aber es ist ein Treppenwitz, ihn zu diesem Zeitpunkt zu draften. Es war für die zweite Runde dieses Mal noch sehr viel Talent drin. Ein paar Spieler, die wirklich auch in der ersten Runde weggehen hätten können, aber aufgrund der “Notwendigkeiten” nicht genommen wurden:

OLB Paul Posluzsny, auch “Poz” genannt. Für nen OLB haben sie ihn immer als für “zu klein” befunden. Grade 1,83m groß. Aber solche Charakter-Typen machen alles wieder mit Engagement wett. Ein Beweis dafür, dass die sgn. “dimensions” einen Quatsch bedeuten, wenn die Einstellung stimmt. Man kann 2 Meter groß sein und dabei sportliche 120 Kilo wiegen, aber das ist nie zwingend ein guter “frame”, egal für welche Position. Niemand “kämpft” gegen seinen von Kritikern marginailsierten Körperbau. Das alles ist unwichtig, wenn man Schneid hat. Seltsam fand ich es, dass QB Kolb so früh in der zweiten gedraftet wurde. Da haben sich die Texans selber beschissen. Kolb ist meiner Ansicht nach nie besser als ein mittelmäßiger Backup-QB, wenn nicht nur Practice Squad. Ein absoluter Scherz.

Bei San Diego Eric Weddle, der isn mobiler Mann. Zach Miller, dafür hat Oakland hochgetradet. Der Mann ist die Beständigkeit in Person. Limitiert im Talent, aber beständig wie kein TE in diesem Draft. Selbst Olsen kann dagegen nich anstinken. Olsen hat mehr Physis und Talent, aber darauf kommts in einer NFL nicht an. Weddle hat genau das, was man für eine TE-karriere braucht: Beständigkeit, und zwar ist der Mann gut für 5 Pro-Bowls. Ein absoluter Gewinn für San Diego. Siehe Tiki Barber, 176cm “klein” und einer der besten RBs der Liga gewesen. Justin Blalock, wahlweise OT oder G. Der Typ ist die Dauerhaftigkeit in Person, so wie Weddle. Geht nicht kaputt, unbreakableness. Adaptionsfähig, kann viele Positionen spielen. Wenn ein FB von Atlanta irgendwann mal einen Autounfall hat (Was in Atlanta, nachdem VIck dorthin zog, jeden Tag passiert), kann man ihn dort spielen lassen.

Drew Stanton, den ich garantiert zwei QB’s vor Kolb genommen hätte, freut sich schon auf eine Backup-QB-Karriere. Heckert, der GM von Philly, muss sich höchstwahrscheinlich LSD vor dem Draft zugeführt haben. LaMarr Woodley für Pittsburgh und Justin Durant für JAX sind sehr clevere Picks. Starter spätestens 2009. Abiamiri für Philly hat als DE durchaus sofort Starter-Qualitäten, wenn er nicht andauernd Cheerleader befummeln würde. Sowieso sind in diesem Draft die “character issues” so Ernst genommen worden, wie nie zuvor. Z.B. ein Center wie Ryan Kalil von der USC (sprich: Källli-EL) wäre schon in Runde 1 weg gewesen zu Carolina, wenn er nicht so umheimlich gerne naschen würde, Frauen kloppt und unnüchtern Auto fährt. Typ Mario Basler. Geistig umnachtet, aber vielleicht jemand, der in 10 ProBowls spielen könnte. Einer der vielen hochtalentierten Zocker aus Florida ist der FS Merriweather, allerdings spricht der sehr gerne dem Alkohol zu. Das Robert Meachem erst am Ende von der 1. Runde zu Nu Orliiins geht, liegt daran, dass er angeblich – man halte sich fest – offen zugegeben auf Jungens steht. Zumindest gibt es auch für Freunde der kontroversen Triebfixierung in New Orleans viele Feiermöglichkeiten. Allemal besser, als in eine Schießerei zu geraten, wie viele andere NFL-Profis.

Der vielleicht beste DE dieses Jahr hört auf den witzigen Namen Ikaika Alama-Francis. Ebenso wie der DE Bazuin, der zu Chicago geht, hat dieser Kerl mehr Talent als Anderson oder Carriker, schlampt damit aber rum, als gäbe es einen Sonderpreis dafür, Mr. Irrelevant zu werden. Meiner Ansicht nach gibt es in diesem Jahrgang zwar viel mehr defensives Talent als etliche Jahre zuvor, allerdings suchen die General Manager eher nach Offensivspielern, die kurzfristig einschlagen. Welch eine Anachronismus. So kommt es auch dazu, dass jemand wie SS Sabby Piscitelli zu Indy geht. Das witzige an den ersten drei Runden Draft wird sein, dass sie den Status Quo zemetieren. Wäre ich GM von Chicago, ich hätte am Samstagabend so viel gesoffen, dass ich den Sonntag komplett verpasse. Bazuin und Olsen bekommen zu haben, mit denen Mann Luxusprobleme abschafft, als SuperBowl-Finalist, dass ist mit Picks 31 und 62 mehr als Glück, grade nachdem es Chicago geschafft hat, sích für San Diego hochzutraden. Quinn Pitcock (Was für ein atemberaubend beknackter Name – zu Deutsch: Karl Grubenschwanz – wie er selber eingestand) hat sich hingegen Indy an Land gezogen. Ein Gardemaß DE, vielleicht der beste im ganzen Draft, und alle anderen haben aufgrund ihrer Notwendigkeiten es ausgelassen, ihn zu holen.

Übrigens sind in Runde 3 keine Punter oder Kicker dieses Jahr weggegangen, das erste Mal seit 99. Das spricht für die Qualität der bereits in der NFL vorhandenen Balltreter. DeMarcus (Wieder – “Der Markus”) Tyler, ein Alptraum von einem DT, ging in Runde 3 an Kansas. Wenn der einen trifft, ist Schlaf angesagt. Wie erwähnt, WENN. Er ist langsam wie eine Schildkröte. Ebenso in der vierten Runde ging Matt Spaeth weg, der größte Tight End (2,06m bei 136 Kilo), welcher jemals im Draft war. Langsam. Sehr, sehr langsam. Der einzige, eindimensionale Spiel was mir für ihn einfällt wäre der “Madden NFL 2002”-Spielzug “Da Bomb”. Gung Ho. Langer, weiter, gerader Ball nach vorne und hoffen, dass er ihn fängt. Witzig nur, dass Pittsburgh ihn gesucht haben, die mit dem “Deutschschweiz-Ami” Rötlisberger (Sat.1) einen QB haben, der Bälle locker 50 Metern und weiter werfen kann. Shotgun, ick hör dir trapsen. Irgendwann kam noch Marshall Yanda, der als Guard in der zweiten Runde hätte gedraftet werden MÜSSEN und jetzt in Baltimore versauern wird.

Gespannt durfte man am Sonntafg sein auf die Compensatory Picks und auf die Auswahl der Mannschaften, die am Rundenende Leute rekrutieren (Indy, Cágo, San Diego, Baltimore und NE). Aus persönlichem Interesse heraus werde ich gespannt sein, wann die ersten Special Teamer, Kicker und Punter weggehen. Ist zwar nicht grade ihr Jahrgang, aber allemal interessant. Meiner Ansicht nach sind K und P die am meistunterschätzten Spielpositionen. In den letzten zehn Jahren hat nie eine Mannschaft den Super-Bowl erreicht, die nicht gute Punter und Kicker hatten. Ein guter Kicker trifft mittlerweile über 4 von 5 Versuchzen, ein guter Punter setzt jeden Ball in den gegnerischen 20 Endzonen-Yards ab. Diese Leute sind die “Unsung heroes” des Footballs. Der witzige Fakt dabei: Es gibt keine Position, die IM SCHNITT besser bezahlt wird, als Kicker. Im Gegensatz zu den meisten Feldspielern kann so eine Karriere durchaus 15 Jahre dauern, im Gegensatz zu OTs und DE, die ans Altenteil denken müssen, wenn sie Anfang 30 sind.Schon krass.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Kleiner Hinweis!

    Mit QB Kolb haben sich nicht die Texans, sondern die Eagles beschissen.

  3. ““Big Baby” Glen Davis (der LSU-Center/Forward) wurde ebensowenig wie der famose QB Jared Zabransky (mit dem Boise State-Comeback) oder Floridas QB Chris Leak gedraftet”

    Was genau hat ein Basketballspieler mit dem NFL Draft zu tun? o_O
    Glen Davis ist doch erst im nächsten NBA Draft und hat gute Chance dort gedraftet zu werden.

  4. Ich freue mich, dass die gute Zeit der Pats nun vorbei ist.
    Sie haben sich ein faules Ei in ihr Nest gelegt, ich gebe zu es war ein preisgünstiges Ei.
    Für mich persönlich gibt es keine schlimmeren Sportler als hochtalentierte egozentrische und dazu noch faule Sportler. Und so einer ist Randy Moss.
    Ich habe oft geug gesehen, dass er einen Spielzug nicht mitläuft weil er nicht das erste Ziel seines QBs ist. Wenn ich sein Trainer wäre würde er nach dem ersten auf der Bank versauern.
    Randy Moss hätte Einzelsportler werden sollen, denn dann wäre er immer im Rampenlicht und hätte niemanden den er für ein eventuelles Versagen verantwortlich machen kann.
    Die Pats haben in den letzten Jahren sensationelle Trades und Signings gemacht, aber mit diesem haben sie sich ins Knie geschossen.
    Wieviele Spiele haben die Raiders mit Moss gewonnen? Ich behaupte ohne ihn wären es nicht weniger gewesen. Ach ja der QB war schuld. Oder die O-.Line, nein der Coaching Staff der die falschen Spielzüge ausgerufen hat.
    Oder hatte der bestbezahlte Spieler des Teams vielleicht doch auch seinen Anteil daran?

  5. Glen Davis hat sich auch zum NFL-Draft gestellt. Seine Zukunft dürfte aber in der Tat eher im Basketball liegen.

  6. Das mit Kolb stimmt, schuldigung, war aufgrund der ganzen Trades ein wenig geistig umnachtet, als ich dass wohl irgendwo vermeintlich ablas. Mal schauen, inwiefern Philly das geistig mit Garcia verbindet.

  7. Achso: Über Glen Davis muss man sich keine Gedanken machen, der geht wohl in die NBA. Zabransky wurde von Houston als Free Agent genommen (Eben genau DA haben sie sich nicht beschissen, wei Kolb nicht bei ihnen ist *g*) und Leak ging als Free Agent zu Chicago. Soweit, so gut. Zum einen, dass diese Talente der NFL nicht ganz flöten gehen und sich in der Practice Squad noch beweisen können. Zum anderen, dass die Mannschaften sich nicht gleich das Etikett Franchise-QB anhaften lassen müssen, um ihr Salary Cap voll auszuschöpfen.

  8. Was ist ein Skill Player?

  9. Eben ein Spieler mit besonderen Fertigkeiten. JaMarcus Russell ist z.B. ein Skill Player weil er ein Loch in ne Wand wirft.

  10. Als “Skill Positions” gelten gemeinhin die Spieler die was mit dem Ball anstellen: QB, RB und WR.