Bowl Season 2007/08 – Teil 2, der Dienstag

Siehe auch Teil 1.

Dienstag, 1.1.2008

8h00 Independence Bowl

Colorado Buffaloes – Alabama Crimson Tide, NASN Tape vom Sonntag
Colorado 6-6, Alabama 6-6. Der Independence Bowl hat nun auch schon mehr als 30 Jahre auf den Buckel, ohne dass es zu den Pflichterminen für College Football-Fans gehört. Ausgetragen wird er in Shreveport, Louisiana.

Auf die Trainer kommt es an. Ex-Boise States Dan Hawkins wurde von Colorado angeheuert um ein marodierendes Football-Programm wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er übernahm vor zwei Jahren den Job von Gary Barnett, der Spieler nach der Devise “Sex & Alkohol” angeheuert hatte. Zudem steht die Uni bis 2009 unter Bewährung, da man über 100 Spieler mehrere Jahre lang nicht erlaubte Vergünstigungen gab.

Hawkins versucht das Programm wieder in Ordnung zu bringen, sagt klare Richtlinien an und tut dies auch gerne als Blogger.

Alabama hat viel Kohle in die Hand genommen um Nick Saban von den Miami Dolphins loszueisen. Damit hat man sich nicht viele Freunde gemacht. Zum einen geschah dies unter etwas bizarren Umständen inkl. platter Lüge von Saban auf einer Dolphins-Pressekonferenz. Zum anderen macht man Alabama dafür verantwortlich, das Niveau der Headcoach-Gehälter in die Höhe getrieben zu haben. 6-6 ist die enttäuschende Ausbeute im ersten Jahr von Saban und seinem 32 Mio US$-Acht-Jahres-Kontrakt.

Der record beider Mannschaften ist mit 6-6 zwar identisch, schmeckt aber beiden Teams unterschiedlich. In Colorado hat jeder akzeptiert, dass Hawkins mitten im Umbau ist und jeder Sieg wird als verfrühtes Geschenk gefeiert.

Anders in Alabama, wo jede Niederlage als “Unter Niveau” empfunden wird (Sabans Vorgänger Mike Shula wurde für 6-6 gefeuert). Bei Alabama zeichnet sich noch keine Handschrift von Saban ab. Die Defense ist noch nicht nach seinem Geschmack. QB John Parker Wilson spielt zu inkonstant und das Laufspiel stellt keine Entlastung dar.

11h00 Humanitarian Bowl

Fresno State Bulldogs – Georgia Tech Yellow Jackets, NASN Tape vom Montag
Fresno State 8-4, GT 7-5. Wird in Boise/Idaho ausgetragen, im Stadion der Boise State Broncos, legendär für seinen blauen Kunstrasen. Es ist die einzige Bowl die derart nördlich unter freiem Himmel stattfindet. Alles andere liegt in San Francisco, in der Wüste, Texas oder im Bible Belt. Oder wird, wie in Detroit und Toronto, in der Halle ausgetragen. Die Temperaturen am Montag werden bei null Grad liegen.

Georgia Tech hat Headcoach Chan Gailey (auch aus der NFL bekannt) bereits gefeuert. Chan Gailey war bei Georgia Tech seit längerem nicht beliebt, obwohl er in seinen sechs Jahren immer mit positiver Bilanz abschloß und die Yellow Jackets immer in Bowls brachte. Sein Problem waren die Niederlagen gegen den Erzfeind Georgia Bulldogs und die Ansicht des Athletics Director, dass das Potential von Gailey ausgeschöpft sei.

Sein Nachfolger Paul Johnson von Navy wird erst nach Saisonende dazustoßen. Johnson wird wohl die Offense völlig umkrempeln. Interimstrainer bei der Bowl wird – ähnlich wie es am Samstag bei Texas A&M der Fall war, DefCoord. Jon Tenuta.

Fresno State kennt das Stadion, denn es spielt wie Boise State in der WAC. Allerdings liegen zwischen Fresno State und Boise State bzw. Hawaii, den beiden Granden der WAC, Universen. Headcoach Pat Hill musste zwar 8 Spieler aus dem Kader für die Bowl aus disziplinarischen Gründen rausschmeißen, aber es hat keine Starter erwischt.

Beide Mannschaften sind lauflastige Teams. Schlüsselspieler bei Georgia Tech: RB Tashard Choice (Senior), meisten Rushing Yds in der ACC diese Saison. Fresno State: RB Ryan Metthews (Freshman).

Es würde sehr überraschen wenn Georgia Tech das Ding nicht gewinnt.

17h00 Outback Bowl

#18 Wisconsin Badgers – #16 Tennessee Vols, NASN live
Wisconsin 9-3, Vols: 9-4. Wird im “Piratenschiff”-Stadion in Tampa ausgetragen. Ehemals “Hall of Fame Bowl” aus Birmingham/Alabama und gehört zu den etablierten, großen Bowls abseits der BCS.

Wisconsin beendete die letzte Saison auf Platz #7. #18 ist ein Rückschritt der sich mit den beiden Klatschen gegen Penn State (7:38) und Ohio State (17:38) erklären läßt. In der Offense spielt man mit einem Viererpack an Running Backs: PJ Hill, Zach Brown, Lance Smith-Williams und Tyler Donovan, wobei PJ Hill möglicherweise wegen einer Verletzung vom Oktober nicht zur Verfügung steht.

Tennessee gehört zu den traditionsreichsten College Football-Teams. Das macht sich auch an den Erwartungen bemerkbar. Das Team stagnierte zuletzt unter Headcoach Phillip Fullmer, von dem man nicht nur positive Bilanzen erwartet, sondern auch “große” Siege gegen die “großen” Mannschaften und daran haperte es. Zu Beginn der Saison setzte es Prügel gegen California, Florida und im Oktober gegen Alabama.

Die Vols sind passlastiger als Wisconsin. QB bei den Volunteers, hinter einer sehr guten OL, ist QB #10 Erik Ainge, den man wahrscheinlich in der NFL wiederfinden wird. Die Offense muss immer wieder das Spiel für die sehr junge Defense rausreißen, die zuviele Punkte zulässt.

20h30 Capital One Bowl

Michigan Wolverines – #9 Florida Gators, NASN live
Einstieg in die zweite Halbzeit des laufenden Spiels.
Michigan 8-4, Florida 9-3. Der ehemalige “Citrus Bowl” wird in Orlando ausgetragen, zählt zu den ältesten im Lande. Sein Status zeigt sich auch dadurch, dass das Spiel immer exakt zur gleichen Zeit gespielt wird: am 1.1. um 13h Ortszeit, immer als Vorlauf zum Rose Bowl.

Die Florida Gators haben ein bemerkenswertes Jahr 2007 hinter sich. Im letzten Januar gewannen sie im Football die Meisterschaft und im April im Basketball den Titel. Auch wenn es diese Saison im Football nicht für den ganz großen Titel reicht, gehen sie als Favorit in den Capital One Bowl und besitzen mit QB Tim Tebow den frisch gekürten Heisman-Tropy-Sieger, also den besten Einzelspieler.

QB Tim Tebow, gerade erst im zweiten Jahr im College, wird einer jener College-Spieler sein, die es schwer haben werden, in die NFL zu kommen bzw. sich dort durchzusetzen. Tebow ist ein guter Passer und Läufer: 29 Passing TDs, 22 Rushing TDs. Während man im College-Bereich diesen Double Threat gerne einsetzt, lassen sich im Profibereich die Defenses nicht so leicht verarschen und sind bei den meisten QBs die Passerqualitäten zu limitiert um sich durchzusetzen. QB Kordell Stewart hat es in mehreren Anläufen nicht geschafft, Eric Crouch wurde wegen seiner Körpergröße ignoriert, Randall Cunningham oder Donovan McNabb haben den Wechsel zum “passenden QB” geschafft. Michael Vick hatte unabhängig von der Hundekampf-Geschichte, im Laufe der Zeit immer mehr sportliche Probleme. Deswegen sind Spieler vom Typus Tebow nicht leicht in der NFL unterzubringen. Viel wird von seinem Pass-Spiel in den nächsten beiden Jahren abhängen.

Florida geht gemäß der Wettquoten als haushoher Favorit ins Spiel. Headcoach Urban Meyer ist für ausgefeilte, trickreiche Offenses mit zahlreichen Optionen bekannt. Tebow hat einen guten Wurfarm und ist mit guten, schnellen Receivern umgeben (bester WR: Andre Caldwell). Linkshänder Tebow wird wohl wegen eines Ende November erlittenen Bruchs der rechten hand, immer noch mit Manschette spielen.

Bei Michigan nimmt nach einer schlechten Saison der langjährigen Headcoach Lloyd Carr (seit 1995) Abschied vom Team. Sein Schicksal war im Grunde genommen bereits in der zweiten September-Woche besiegelt. Mit der Auftaktniederlage gegen das unterklassige Appalachian State, gefolgt von einer 7:39-Niederlage, beides zuhause vor 107.000 Zuschauer im Michigan Stadium, war Lloyd Carr Dead Man Walking. Es folgten einige knappe, häßliche Siege und die regular season schloss mit zwei Niederlagen. Sein Nachfolger (die Suche hielt die US-Sportszene mehrere Woche in Atem) wird der junge, agile Rich Rodgriguez, der frischen Wind in das Programm bringen soll, aber erst einmal anscheinend eine 4-Millionen-Klage von seinem alten Arbeitgeber, der West Virginia University an der Backe hat.

Neben Lloyd Carr werden auch QB Chad Henne und RB Mike Hart als Seniors ihre letzten Spiele für Michigan bestreiten. Teil von Michigans Probleme in dieser Saison waren ihre Verletzungen. WR Mario Willingham gilt als wichtigster Michigan-Spieler der 2ten Saisonhälfte. Zum Capital One Bowl könnte sich die Offense eingespielt haben. Die Anfälligkeit Michigans Defense für Big Plays, könnte gegen die Gators böse Folgen haben.

22h30 BCS Rose Bowl

#7 USC Trojans – #13 Illinois Fighting Illini, NASN live
USC 10-2, Illinois 9-3. Die Rose Bowl ist die erste Bowl die zu der obersten Kategorie gehört, der Bowl Championship Series (BCS). Ausgetragen in Pasadena bei LA im 92.000 Zuschauer fassenden Rose Bowl Stadium. Die Rose Bowl nimmt selbst unter den BCS-Bowls eine Ausnahmestellung ein. Es ist der älteste Bowl und wird seit 1902 ausgetragen. Das Endspiel wird von der Tournament of Roses Parade begleitet. Vor dem Spiel zieht eine Zug von mit Rosen dekorierten Wagen und Bands eine 9km lange Strecke entlang.

Eine weitere Besonderheit ist das große Ego der Rose Bowl-Veranstalter. Sie pochen auf einen Sonderstatus innerhalb der BCS und die Macher gelten als die größten Gegner von Playoffs im College Football. Als einzige Bowl der BCS beharren sie auf die feste Ansetzung von PAC10-Meister gegen Big Ten-Meister und machen nur eine Ausnahme wenn der Meister im BCS-Endspiel steht, so wie dieses Jahr Ohio State.

Die Ansetzung USC – Illinois sorgte für Erstaunen, zumal die Rose Bowl-Macher angeblich auch das Einverständnis der anderen BCS-Bowl-Mitglieder hatten, statt Illinois das stärkere #4 Georgia zu wählen. Aber der traditionshalber ignorierte man das SEC-Team Georgia und nahm das zweitbeste Team aus der Big Ten. Selbst ein klarer Sieg von #7 USC gegen #13 Illinois dürfte USC im finalen Ranking nicht weit nach vorne bringen.

Diese Diskussionen dürften auch im Vorfeld den Ruf der Ansetzung geprägt haben. Es gibt nicht sehr viele Bowls in denen die Wetter derart eindeutig eine Mannschaft bevorzugen: USC liegt mit 10-13 Punkten vorne.

USC ging in die 2007er-Saison als einer der Favoriten, doch nach der überraschenden Niederlage gegen das ungesetzte Stanford (USC war 41-Punkte-Favorit) fiel man auf #7 zurück. Nach einer weiteren Niederlage gegen das gesetzte Oregon (#5) fiel man gar auf #15, konnte sich aber durch das Favoritensterben der letzten Wochen der regular season wieder bis auf #7 (oder #5, je nach Poll) verbessern.

QB John David Booty, Senior, ist ein guter, präziser Werfer, den man nach dieser Saison wohl in der NFL wieder sehen wird. TE Fred Davis gilt als bester TE des Landes. USC hatte in den letzten Jahren vorallem bekannte Offense-Spieler wie QB Matt Leinart oder RB Reggie Bush. In dieser Saison ist legt man nicht mehr soviele Punkte vor, baut aber auf eine der besten und ausgeglichensten Defenses auf. Wenn eine Schwäche gesehen wird, dann gegen Mannschaften mit harten, ausdauerndem, physischen Laufspiel…

… womit man bei Illinois und seinem RB Rashard Mendenhall ist, der besten Waffe der Fighting Illini. Offense-Spieler des Jahres in der Big Ten. In der zweiten Saisonhälfte hat Illinois mit dem Aufstieg von QB Juice Williams eine weitere Facette erhalten. Juice Williams, Sophomore, hat 13 Passing TDs und 7 Rushing TDs. USC kann sich also nicht nur auf Mendenhall als Bedrohung durch den Lauf konzentrieren.

Illinois hat ein Ausnahmejahr, nachdem man 2006 noch mit 2-10 abschloß. Headcoach Ron Zook ist landesweit bekannt als Mann der angeblich das Football-Programm der Florida Gators in Grund und Boden gewirtschaftet hat. Dabei war es eher ein Problem des Generationswechsels nach der vermeintlich ruhmreichen Ära von Steve Spurrier. Jetzt, vor landesweitem Publikum, eines der bekanntesten und besten Teams des Landes zu schlagen, wäre eine Genugtuung.

2h00 BCS Sugar Bowl

#5 Georgia Bulldogs – #10 Hawaii Warriors, NASN live
Georgia 10-2, Hawaii 12-0. Nach dem Rose Bowl kommt der Sugar Bowl, das zweitälteste Endspiel, seit 1935 in Lousiana ausgetragen.

Im Sugar Bowl spielt normalerweise der SEC-Meister. LSU ist jedoch als zweitbeste Mannschaft in den Rankings für das BCS-Endspiel gebucht, also nahm man die zweitbeste Mannschaft der SEC, Georgia, auch wenn es einige gab, die die Bulldogs lieber gegen USC im Rose Bowl gesehen hätten. Mit Georgia gegen Hawaii ist nun aber eine Ansetzung rausgekommen, die neben dem BCS Championship Game das vielleicht attraktivste des Januars ist. Jeder möchten den Underdog von der coolen Inseln gegen eine der klassischen College Football-Großmächte gewinnen sehen.

Der Gegner der Bulldogs sorgte im Vorfeld für Diskussionen. Es ist ein Wiederaufleben der Boise State-Debatte vom letzten Jahr. Als einzige Mannschaft blieben die Hawaii Warriors diese Saison mit 12-0 ungeschlagen. Für einige rechtfertigt allein dies schon eine Teilnahme am BCS-Endspiel. Zumindest stärker als die Teilnahme von LSU mit ihren zwei Niederlagen.

Für Andere ist 12-0 ein Muster ohne Wert, denn der Spielplan der Warriors gilt als zu leicht, die Conference WAC als zu schwach. Hawaii steht auch im Ruf massiv von seinen Heimspielen zu profitieren, bei denen die Gegner nicht nur 3.000 Flugkilometer von der US-Westküste rüberfliegen müssen, sondern auch gegen sehr hawaiifreundliche Referees spielen müssen.

So gesehen ist die Einordnung in den Rankings an #10 und die Teilnahme am Sugar Bowl ein salomonisches Ergebnis, dass sich die WAC nicht zuletzt durch das sagenhafte Auftreten von Boise State letztes Jahr verdient hat. Sagenhaft ist auch der Ruf den die diesjährige Passing Offense der Warriors besitzt. QB Colt Brennan, ein Name wie aus einem schlechten US-Krimi, einer der Heisman Trophy-Finalisten, könnte mit einer guten Leistung zum Top-Pick der nächsten Draft werden. In der regular season hat er schon absurde Zahlen sich erworfen: 71% Completion%, 4.174yds, 38TDs, 14INTs.

Die Würfe konzentrieren sich auf vier WRs. Drei von ihnen habe diese Saison mehr als 1000yds gefangen: WR Grice-Mullen, WR Davone Bess, WR Jason Rivers und CJ Hawthrone, wegen ihrer Dreadlocks auch die “Dread Heads” genannt. Interessant wird es auch sein, die Defense zu beobachten, die DefCoord. Greg McMackin (Ex-SF-LB-Coach) binnen acht Monaten völllig umgekrempelt hat.

Trainer bei Hawaii ist kein Unbekannter: June Jones, Ex-NFL-Coach bei den Atlanta Falcons, bekannt für seinen Disput an der Seitenlinie mit Jeff George. Der sieht nach mehreren Jahren Coaching auf Hawaii mit seinen Hemden und Shorts so lässig aus, dass dagegen sogar Tom Selleck wie ein alter, trauriger Mensch rüberkommt.

Sehr viel gegensätzlicher könnten die Georgia Bulldogs nicht sein. Das Jahressalär von Headcoach Mark Richt ist größer als das gesamte Budget der Hawaii Warriors (2,2 Mio US$, knapp 60.000 US$ Budget fürs Recruiting). Traditionsreiches Football-Programm mit Wurzeln die bis 1892 zurückreichen. Klassischer, lauflastiger Smash Mouth-Football. RB Thomas Brown, RB Knowshon Moreno.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp