Six Nations 2008, #1: England – Wales

Gleich das zweite Spiel des ersten Spieltages bringt eine dicke, dicke Überraschung. Wales gewinnt unter spektakulären Umständen zum ersten Mal seit 20 Jahren in Twickenham.

Die erste Halbzeit verlief so wie erwartet: der Vizeweltmeister England hatte das Spiel unter Kontrolle. Wales verunsichert, schwach, wenig präsent. Wales verurachte nach nur zehn Sekunden den ersten Straftritt. England baute die Führung bis zur Halbzeit auf 16:6 aus, wobei ein Versuch Englands von Sackey per Video-Schiedsrichter nicht gegeben wurde.

Wenn man England etwas zur Halbzeit vorwerfen konnte, dann dass sie nicht genügend Punkte aus ihrer Überlegenheit gemacht haben.

England ging in die zweite Halbzeit und spielte nur noch mit Standgas. Wales gelang es immer mehr die Engländer auf ihr Niveau herunterzuziehen. Wales machte auch mehr Druck und plötzlich fing England an zu wackeln. Man produzierte viel mehr Fehler und vorallem der Rückraum fing an desaströs zu spielen. #10 Wilkinson schlug die Bälle nur noch mit besten Wünschen aber ohne Verstand nach vorne. Die Pässe die er nach hinten gab waren häufig gefährlich und oder zu hoch.

#15 Balshaw, der Full Back – sozusagen der “letzte Mann” in der Abwehr, der häufig auch die Bälle weit rausschlägt um das Spiel zu verlagern – war ein einziges Nervenbündel. Er hatte große Probleme die gegnerischen Bälle zu fangen. In der 62ten Minute verursacht er einen Straftritt mit dem Wales auf 12:19 verkürzen kann.

Fünf Minuten später gelingt es Wales sich mit einer Reihe von Rucks und Packs dem Malfeld zu nähern, als ihnen plötzlich links der Durchbruch gelingt und Lee Byrne einen Versuch legen kann. Plötzlich ist der Ausgleich da: 19:19.

Des Wahnsinns nicht genug. Während den BBC-Reportern reihenweise die Kinnlade runterklappt, üben die Waliser immer stärkeren Druck auf die Backs aus. Zwei Minuten nach dem Ausgleich wird #15 Balshaw so unter Druck gesetzt, das sein Kick abgeblockt wird. Der Ball wird von Wales über mehrere Stationen über links ins Malfeld gebracht und nach dem Videobeweis wird der Versuch gegeben. James Hook kann die schwierige Erhöhung verwandeln. Wales geht in der 70ten Minute mit 26:19 in Führung.

Die restlichen zehn Minuten bringt Wales erstaunlich locker über die Runden, fast komplett in Ballbesitz, fast komplett in Englands 22, permanent mit der “Drohung” per Drop Kick zu erhöhen.

Allgemeine Fassungslosigkeit wie England dieses Spiel hat aus der Hand geben können. Als das Spiel in die entscheidende Phase ging, war niemand da, der das Spiel noch hätte drehen können. Vorallem Wilkinson ist als Autorität völlig untergetaucht und dürfte in den nächsten Tagen neben Trainer Ashton in Kritik geraten.

Warren Gatland feiert als Nationaltrainer von Wales ein grandioses Debüt und darf sich auf die Schulter klopfen lassen, dass seine Halbzeitansprache die Wende brachte.

Nächste Woche kann sich England in Italien erholen, während Wales Schottland empfängt.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das mit der Erholung in Italien war wohl nichts. Der gleiche Spielverlauf wie schon in Twickenham gegen Wales: Klare Führung zur Halbzeit und der Gegner holte trotzdem auf. England verdankt es nur dem Unvermögen Italiens, dass sie nicht verloren haben. In den letzten Minuten des Spieles nah an der 22 von England zu kicken war mehr als unglücklich.