NHL Playoffs 2009/10 im Osten for Dummies

Heute beginn die knapp zweimonatige Zeit der NHL-Playoffs und den dunklen Augenringen für alle Berufstätigen. An alle Leidensgenossen daher schon vorab die Frage wie sie die Spiele sehen werden. Antworten bitte in den Kommentaren.

Gar nicht? Komplett-Umstellung des Tagesrythmus? Früh Aufstehen um zumindest das 4h-Spiel zu sehen? Stundenlanges Internet-Embargo um die Spiele dann am Abend nachzuholen? Während des Arbeitstages on demand im ESPN-Player oder auf selbstgebrannten Datenträger sehen?

#1 Washington Capitals – #8 Montreal Canadiens – Bei den Capitals hat sich nicht viel verändert: vorne hui, hinten so-la-la. Rund um Ovechkin spielte auch diese Saison die torgefährlichste Offense der Liga, während die Defense nur Durchschnitt ist. Schon die ganze Saison über schleppen die Capitals ein Torhüterproblem mit sich herum. Varlamov konnte nicht begeistern. Ersatzmann Theodore wurde gar während Varlamovs Verletzungspause im Dezember gegen den AHL-Mann Neuvirth ausgetauscht. Theodore ist für die Playoffs zur #1 ernannt worden und Varlamov ist sein Backup. Vorerst.

Auf Seiten der Canadiens hat Jaroslav Halak eine sehr gute Saison gehabt, schwächelte aber die letzten Wochen etwas. Die Canadiens zeigten im Gegensatz zu Washington die komplette Saison inkonstante Leistungen, nicht zuletzt dank einiger Verletzungen vorallem in der ersten Saisonhälfte.

Allgemein wird erwartet, dass diese Caps-Offense zuviel für die Canadiens ist – einen Hauch von Chance haben sie beim Power Play. Die Canadiens haben rund um Brian Gionta das zweitbeste Power Play der Liga, während die Caps ein schwaches Penaltykilling haben. Die große Unbekannte: der immense Druck der auf die Caps lastet, weil jetzt jeder, Ovechkin eingeschlossen, den großen Angriff auf den Stanley Cup erwartet.

#2 NJ Devils – #7 Philadelphia Flyers – Wenn es an den Playoffs geht, wird der Name NJ Devils immer im Zusammenhang mit ihrem Goalie Martin Brodeur genannt. Der hat, wie die komplette Defense der Devils, eine gute Saison.

Mit Philadelphia treffen sie auf einen Gegner der auf den letzten Kufen angeschlittert kommt. Es ist eine alles andere als runde Saison für die Flyers gewesen. Nach einer Niederlagenserie im Dezember wird Coach John Stevens gefeuert. Coach Laviolette bringt die Flyers binnen zwei Monate von #13 im Osten hoch bis zum #6 im Osten, nur um dann in den letzten Wochen wieder zu kollabieren. Seit Wiederaufnahme der NHL nach Olympia haben sie eine Bilanz von 9-10-3 und konnten sich erst am letzten Spieltag durch ein Shootout gegen den direkten Konkurrenten, die Rangers, für die Playoffs qualifizieren.

Ein Kernproblem hat auch Peter Laviolette nicht beseitigen können: die Flyers kassieren verblüffend viele Tore. Sie kassieren die fünftwenigsten Shots on goal, aber 16tmeisten Treffer. Ein Indiz für das Torwartproblem der Flyers, dass sich auch darin manifestierte, dass sie viele Torhüter in der Saison durchprobieren mussten und nun mit Third Stringer Boucher in die Playoffs gegen.

Dass die Mannschaft Druck entfachen kann, hat sie gegen die Rangers gezeigt, als sie das Rangers-Tor einem Schußhagel aussetzten. Trotzdem gelang ihnen nur ein Tor in der regulären Spielzeit und mit Brodeur haben sie den nächsten Qualitätsgoalie gegen sich im Tor stehen. Brodeur gilt aber als Goalie, der mit physischen Spiel und viel Verkehr vor sich im Tor, zu entnerven ist. Und physisch spielen, das können die Flyers.

#3 Buffalo Sabres – #6 Boston Bruins – Ein Wort um die Serie zu beschreiben: Defense. Wieviele Tore werden ausreichen um die Serie zu entscheiden? Fünf? Zehn? Hier treffen zwei der besten Defenses, die besten Penaltykiller und die beiden besten NHL-Torhüter (Miller vs. Rask) aufeinander. Ryan Miller hat hinreichend viel Erfahrung, während Tuuka Rask von den Bruins ein recht unbeschriebenes Blatt ist, aber in dieser Saison einige statistische Bestwerte bei den Goalies hält, z.B. der einzige Torhüter mit einem GAA von unter 2.0 ist: 1.97 (1,97 Gegentreffer pro Süiel kassiert). Miller ist der Zweitbeste, mit 2.22.

Bei Boston ist die die starke Defense auch dringend nötig, denn die Offense ist diese Saison spurlos verschwunden. Binnen eines Jahres ist der Schnitt der erzielten Treffer um fast ein Tor gesunken und im Ranking von #2 auf #30 abgestürzt. Bei Boston fehlt leider Dennis Seidenberg der wegen einer Armverletzung out for the season ist.

#4 Pittsburgh Penguins – #5 Ottawa Senators – Zum dritten Mal in den letzten vier Jahren treffen in der ersten Playoff-Runde die Pens auf die Sens. 2007 gewannen die Senators die Serie mit 4-1 gegen die grünschnäbeligen Jungspunde, 2008 wurden die Senators mit 0-4 aus der ersten Runde gefegt.

Ottawa kommt mit wenig Momentum in die Playoffs: 8-9-2 seit Olympia, während bei den Penguins vorallem Malkin und Crosby in den letzten Wochen stark zulegen konnten. Beide Mannschaften müssen eher über die Offense kommen, denn die Defense beider Mannschaften ist knapp unterdurchschnittlich.

Bitter für die Senators: sie müssen auf den Right Winger Alex Kovalev (Ex-Pens) verzichten, der sich am Wochenende einen Kreuzbandriß zuzog und der dritt/viertwichtigste Scorer der Sensators ist.

Zu der Vorschau für die Playoffs im Westen geht es hier entlang.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Bin kein großer NHL-Fan, deshalb gibt’s bei mir die Konserve am Abend, wenn überhaupt. Internet-Embargo für die einschlägigen Seiten kenne ich schon aus der NFL zu genüge, wenn es ums SNG oder MNG ging. Und bei AAS kann man schön die dafür einschlägigen Einträge überspringen. Dafür danke ich dir!

  3. NHL?
    Schaue ich garnicht, vielleicht wenn der Hausherr mal ein Spiel gesehen hat und eine Empfehlung ausgibt :-)

  4. Da ich zurzeit noch mit unserer Hockeysaison beschäftigt bin werde ich die NHL nur am Rander verfolgen. Gehts dann allerdings in die Conference Finals so werde ich sicher das eine oder andere Spiel live verfolgen. Aufzeichnungen schaue ich mir eigentlich nie an.

  5. Als eingefleischter Canucks Fan hoffe ich auf viele Liveübertragungen von Vancouver, die ich dann auch anschaue. Im Westen ist das „etwas“ einfacher, ich stehe lieber um 3, 4Uhr auf und kann etwas vorschlafen.
    Nun ja, und Wochenendspiele gibt es ja auch noch. Falls die Nucks das C-Finale oder mehr erreichen, fliege ich nach Vancouver, da hält mich hier nichts mehr…

    Mein Tipp sind wie gesagt die „späten“ Spiele, da kann man etwas schlafen davor. Oder auch mal das 1.Drittel verpassen. Nun ja, und die NBA kommt ja noch dazu.
    Anyway, Mitte April bis Mitte Juni, einfach ne geile Zeit. NHL Playoffs bei Sonnenaufgang und guten Kaffee. Einfach wunderbar!
    Und statt abends im Biergarten oder heimischen Garten zu sitzen, schläft man halt auch gerne mal ein…, na und ;-)

  6. In den ersten Runden Konserve/Highlights only. Ab den Conference Finals dann auch einige Spiele Live.

  7. Capitals, Flyers, Bruins und Penguins

  8. Da bei mir morgens um 7 der Wecker klingelt, lässt sich evtl. die Schlussphase des Spätspiels abgreifen.

  9. Ich denke ich werde mir die Blackhawks Spiele live ansehen und ansonsten den Festplattenreceiver etwas strapazieren.
    Meine tipps für Runde eins im Osten:
    Caps over Habs 4:1: Zuviel Offense für die Canadiens, egal wer bei den Caps im Tor steht.
    Devils over Flyers 4:3: Enger als es aussieht. Und eventuell ist da auch eine Überraschung drin. Die Flyers haben viel Offensivpotential und wenn da mal ein paar Spieler einen Lauf kriegen können sie vielleicht die Serie gewinnen. ansonsten entscheidet der bessere Goalie die Serie.
    Buffalo over Bruins 4:2: Boooring. Miller ist der bessere Goalie und Sabres haben den etwas tieferen Kader, auch weil Savard und Seidenberg bei Boston fehlen. Die beiden tun den Bruins richtig weh. Savard ist ihr bester Spielmacher und Seidenberg hat viele Punkte gesammelt seit er zu den Bruins kam. Beide sind in Überzahl nicht verzichtbar.

  10. uups einen vergessen.
    Pens over Sens 4:1: Ähnlich wie bei den Caps. Zuviel Offense für die Sens deren Scoring Tiefe mit der Verletzung einen bösen Schlag bekommen hat. Dennoch gute Saison der Sens.

  11. Dank meines wunderbaren Kabelbetreibers bleibt ESPN und somit die NHL außen vor. Vielleicht ein Player, wenn da einer einen guten Tipp hat.
    Ansonsten viel NBA, die mich eh mehr interessiert. Bin gespannt, was da Sky auf die Reihe bekommt, und sonst der offizielle Player.
    Ein Finale Canucks gegen Buffalo fände ich irgendwie nett, aber Vorhersagen sind enorm schwierig. Wahrscheinlich entscheiden die Torhüter, und da haben die Devils natürlich beste Karten.

  12. Als glücklicher scheinfreier Student, werde ich wohl das meiste live sehen und mich erst Mittags mit Augenringen in die Bibliothek quälen…

  13. Genau: Gar nicht. Frag mich nächstes Jahr nochmal.

  14. Spoiler NHL
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    Suprise Suprise. Pittsburgh und speziell Fleury seeeehr wackelig.

  15. @freddy 7: Mir ist aufgefallen, dass du häufig die Goalies im Fokus hast. Finde ich persönlich jetzt nicht so spannend im Vergleich zum Rest, der da in den NHL-Playoffs abgeht. Aber gut, ich finde die ewigen Goalie-Diskussionen auch im deutschen Fussball nicht so spannend… Jedenfalls, bist du statistisch interessiert? Jüngst hat jemand gezeigt, dass die Teams mit den hottesten Goalies tatsächlich am ehesten den Cup holen, aber dass selbst die career save percentage nicht wirklich ein guter Indikator dafür ist, wer denn in den Playoffs wie gut halten wird. Gibt übrigens haufenweise weitere interessante Analysen da.
    http://www.behindthenethockey.com/2010/4/12/1404784/playoff-goaltending-and-hot-goalies

  16. @benhasna
    theoretisch finde ich diese Fokusierung auf den Torwart ja auch etwas übertrieben, aber in der Realität ist es leider ein Fact, dass der Goalie gerade im Eishockey den Unterschied machen kann. Wenn du als Spieler auf dem Eis stehst und du weißt der hinter dir hält alles was zu halten ist fühlt man sich viel besser. Im Eishockey kommt dem Torhüter bei zwei etwa gleichstarken Mannschaften eine exponierte Rolle zu, weil man im Eishockey Schüsse auf das eigene Tor nicht komplett verhindern kann und auf der anderen Seite nicht soviele Tore erzielt werden, dass ein schwacher Tag eines Goalies nicht auffällt. Beim fußball kann man auch mal mit einem miesen Goalie davonkommen, weil der Rest der Mannschaft bärig ist(Bsp: Argentinien 90. Die hatten eine echte Krampe im Tor und sind trotzdem ins Endspiel eingezogen). Beim Handball wiederum fallen so viele tore, dass man mit einer überragenden Offensivleistung auch mal einen schwächeren Goalie verstecken kann(obwohl oft auch hier der Torwart das Zünglein an der Waage ist). Im Eishockey ist es extrem schwierig mit einem nicht überzeugenden Torwart sich durchzumogeln. Bestes Beispiel Pittsburgh gegen Ottawa Spiel 1. Pittsburgh mit einem Miller im Tor hätte dieses Spiel niemals verloren. Sie waren die bessere Mannschaft und haben sich selbst nach Rückstand zweimal ins Spiel zurückgebracht nur um erneut einen zu kassieren. Drei der fünf Gegentore gingen auf Fleury(und zwar ziemlich allein auf ihn) und dann ist es selbst für den Champion schwer ein Spiel zuhause zu gewinnen. Zudem hat ein schwacher Torwart einen nicht zu übersehenden negativen pschologischen Effekt auf eine Mannschaft. Ich gebe mal ein Beispiel(achte mal darauf wenn du das Gefühl hast ein Torhüter wackelt). Eine zwei auf eins Situation gegen dich. Grundregel für den Verteidiger ist: verhindere den Pass, weil wenn ein querpass ankommt bist du als Verteidiger ausser Position und dein Torhüter noch mehr weil er querfahren muss. Wenn du jetzt an deinen goalie glaubst hälst du dich 100% an diese Regel. Wenn du aber das Gefühl hast mein Goalie wackelt, dann bist du eher bereit einen Schritt weiter auf den scheibenführenden Spieler zuzugehen um ihm nicht nur den Pass wegzunehmen sondern ihn vielleicht auch noch beim Schuss zu behindern(weil der könnte deinem Goalie ja durchrutschen), dann kommt der Pass,weil du zuweit rübergehtst und schon hast du einen gefressen, der auf deine Kappe geht. Im Eishockey gibt es Situationen da MUSST du deinem Torhüter vertrauen, wenn du es nicht tust oder es nicht tuen kannst hast du(und deine Mannschaft) ein Riesenproblem.

  17. Hätte ich nicht besser formulierern können, als freddy7. Würde wohl jeder, der schon mal Hockey gespielt hat, unterschreiben.

  18. Jo, eh, gut beschrieben, etwa so sehe ich das auch. Aber ich finde die Einschätzungen im Vorfeld oft stark übertrieben. Ah, hier Brodeur, da Boucher, na da müssen wir uns die Serie ja gar nicht mehr angucken… Selbst zwischen diesen beiden – wobei ich Boucher eh ganz gut finde – ist der Talent-Unterschied extrem gering. Der eine hält vielleicht ein Prozent mehr Schüsse im Durschnitt über eine Saison oder Karriere hinweg gesehen, aber erstens würde ein Prozent auf eine einzelne Serie gesehen nur sehr wenig ausmachen und zweitens ist eben total unklar, ob jetzt der kritisierte Boucher oder der grosse Brodeur heisslaufen wird diese Playoffs. Letztlich ist doch die Dichte der NHL-Goalies riesig. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn wieder analog letzte Saison (Osgood) ein Team mit einem jetzt noch kritisierten Goalie sehr weit kommen wird.

    Insofern, man muss nicht unbedingt pessimistisch sein bezüglich Chicago wegen deren Goalies. Allerdings habe ich aus anderen Gründen kein gutes Gefühl da. Tönt blöd, aber irgendwie wirkt mir die Saison mittlerweile zu unrund, um voll zuzuschlagen. Vielleicht brauchts nochmals ein kleiner Rückschlag… Und der Westen ist so stark, schon Nashville wird ziemlich effektives Eishockey bieten wohl.

  19. @ benHasna
    Vosicht evt Spoiler für alle die das Ergebnis noch nicht kennen.
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    Wieviel ein Torwart wert sein kann hat Halak gezeigt. Er hat in drei Spielen die überragende Washington Offensive praktisch im Alleingang(naja es waren auch ne Menge Blocks dabei) zum Stillstand gebracht. Nur 3 von ca.130 Schüssen reingelassen. Bomben Leistung. Was ich beim letzten Mal vergessen hab und was man in den Spielen 6 und 7 sehr gut sehen konnte ist, dass Halak im Kopf der Caps Spieler war. Da war die Suche nach dem perfekten Schuss unübersehbar.
    Ob Green in Washington nach dem Spiel 7 noch eine Zukunft hat? Er hat beide Tore durch absolut unverzeihbare Fehler verursacht. Erst eine brutale Strafzeit als Verteidiger fast hinter dem gegnerischen Tor genommen und kurz vor Drittelende den Canadiens die Führung ermöglicht und dann beim zweiten Gegentor eine Abwehrleistung für die ein Stürmer sich schämen müsste. Dazu keinerlei Impulse bei eigenem Überzahlspiel und auch sonst war nicht viel zu sehen. Unterirdisch