The daily Hoyzer

11h06

Heute vormittag hängen sich die Agenturen an einem höchst spekulativen Artikel des Focus an.

Der Focus hatte gestern mit zwei Kroaten vor ihrer Festnahme durch die Polizei gesprochen. Diese erwähnten, dass u.a. die drei Hertha-Spieler Madlung, Simunic und Rafael Stammgäste des “Café King” waren.

Der Focus stellt aufgrund dieser Tatsache unter einer reißerischen Headline “Hertha-Stars unter Verdacht” eine Verbindung zu den Wettmanipulationen her. Alle drei Spieler waren z.B. bei Herthas DFB-Pokalaus bei Eintracht Braunschweig auf dem Feld, als Hertha durch ein Eigentor von Madlung in der 80ten mit 2:3 unterlag.

14h48

Für einige Medien, wie z.B. B5 Aktuell, ist es die Top-Meldung: “Hertha-Profis belastet”, auch wenn der Focus-Artikel nicht ein Jota subtantielles schreibt, dass eine Verbindung zwischen den Hertha-Profis und “Wettmafia” unterstützen würde.

Stammgäste im “Café King”? Das sollen neben Hertha-Spieler auch etliche Sportler von ALBA, der Eisbären und Preussen sein, schreibt der Tagesspiegel.

Neben dem offiziellen Dementi von Hertha, geht die SZ inzwischen noch einen Tick weiter:

Ein hoher [Hertha-]Vereinsfunktionär sagte dem Blatt: „Wir können das hundertprozentig ausschließen. Und wir prüfen rechtliche Schritte gegen diejenigen, die diese Behauptung verbreiten.“

Nach Informationen des Tagesspiegel hatte der unter Betrugsverdacht stehende Schiedsrichter Robert Hoyzer bei seiner Aussage vor der Staatsanwaltschaft erklärt, dass kein Hertha- und kein Erstliga-Spieler betroffen sei. [Hervorhebung von mir -dogfoo]

Hertha scheint aber immerhin hinreichend nervös zu sein, hat seine Spieler unter der Woche schon eingehend befragt und will dieses am Wochenende noch ein zweites Mal tun.

15h00

Unterdessen versucht eine/die Gruppe von Hertha-Schiedsrichtern auf ihrer Website vielleicht nicht Geschichte neu zu schreiben, aber zumindest eines auszulöschen (danke für den Hinweis an Markus in den Kommentaren). Eben noch ein Portrait von Hoyzer auf der Website, jetzt nur noch im Google-Cache:

Vom Hobby Schiedsrichterei profitiere ich, weil ich in bisher zehn Jahren Schiedsrichter immer die Möglichkeit bekam, mich weiterzuentwickeln, in sportlicher und persönlicher Hinsicht. Hinzu kommen die mittlerweile vielen Bekannt – und Freundschaften in, um und weit entfernt von Berlin, die sich in den Jahren aufgebaut haben und die ich immer noch gerne pflege!”

16h27

Herthas Manager Hoeneß erklärt auf einer Pressekonferenz, dass die drei vom Focus genannten Spieler inzwischen verschiedenlichen eidesstaatliche Erklärungen geleistet haben. Sie hätten das “Café King” nur bis vor anderthalb Jahren besucht. Sie hätten keinen besonderen Kontakt zum Café-Besitzer. Sie haben nicht auf das Pokalspiel gg. Braunschweig gewettet.

Sowohl die Spieler als auch Hertha will gerichtlich gegen derartige Verleumndungen vorgehen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wobei ich mich inzwischen frage, wo praktizierter Rufmord anfängt. Das was der Focus da macht, sollte er nicht noch mehr in der Hinterhand haben, ist für mich Rufmord gg. Madlung, Simunic und Rafael.

  3. Ich frage mich ja auch wirklich, wo da der Vorteil für die Spieler sein soll. Diese verdienen im Profifussball ja inzwischen so viel, das ein paar tausend Euro, die sie für ein verschobenes Spiel bekommen haben könnten, doch eigentlich nicht wirklich ins Gewicht fallen. 1971 war das ja noch deutlich anders, da waren die Spielergehälter noch nicht so hoch, wie sich es jetzt sind. Daher fällt es mir schwer zu glauben, dass Spieler involviert sind, wobei ich das natürlich auch nicht ausschließen will. Ich hoffe jedenfalls, dass das ganze vollständig aufgeklärt wird.

  4. Unterdessen versucht die Hertha Schiedsrichtergruppe die Spuren des Café King in ihren Tagungsberichten zu verwischen (siehe http://textundblog.de/index.php?p=200 ) , was natürlich nicht unbedingt für eine reine Weste spricht.
    Zwar ist es einerseits verständlich, dass man momentan nicht mehr mit dem Café in Verbinung gebracht werden möchte, andererseits riecht’s natürlich auch nach Vertuschung…

  5. @markus: danke, da scheint einiges inzwischen ausradiert worden zu sein. nanu? wo ist denn dass hoyzer-portrait geblieben?

  6. Auf der Übersichtsseite der Hertha Schiris findet sich derzeit noch der Name des Kreisliga Schiedsrichters Tomislav C., der in verschiedenen Presseberichten als Mittelsmann genannt wurde. Die BZ-Berlin möchte auch einige Worte mit dem Mann gewechselt haben.