The Real Abramovich 2

Zufällig beim Zappen entdeckte ich heute morgen, dass BBC World im Rahmen der Sendung “The World Uncovered – Sweeney investigates” ein Feature über die Hintergründe des Besitzers des FC Chelsea Roman Abramovich brachte/bringt.

Dieses Feature wird heute abend um 19h10 wiederholt.

Das Feature zeichnet ein anderes Bild von Abramovich als das Radiofeature von BBC Radio Five Live im letzten Mai.

Zusammengefasst: der russische Staat verkaufte auf Anraten des IWF mit einem Schlag viele staatseigene Firmen. Die Aluminiumindustrie kam in die Hände von zahlreiche, unbekannten, branchenfremden Leuten, den “Neureichen”. Es brachen mafiöse Zustände aus, Gangsterkriege, Mordanschläge um konkurrierende Firmen unter Kontrolle zu bekommen.

Die “Oligarchen”, u.a. Abramovich oder auch Berezovsky, brachten Vladimir Putin nach vorne, der den unzuverlässigen, alkoholkranken Jelzin ablösen sollte. Der “Krieg der Aluminium-Barone” hörte zu dem Zeitpunkt auf, als all die kleinen Neureichen ihre Anteile an Berezovsky und Abramovich verkauften. Bis heute ist es nicht nachweibar, das Berezovsky und Abramovich hinter zahlreichen Mordanschlägen, Einschüchterungsversuchen und Verhaftungen rund um die Aluminiumszene stecken. De facto gab es aber nach dem Verkauf der Aluminiumindustrie an Abramovich und Berezovsky keine Mordanschläge mehr.

Als Berezovsky in seinen Fernsehsender Stellung gegen die Machtfülle von Putin bezog, fiel er bei Putin in Ungnade. Anders als bislang geschildert, fiel Abramvoch Berezovsky in den Rücken. Ein Vermittlungsvorschlag von Putin lautete, dass Berezovsky seine Anteile an Sender und Industrie, verbilligt, an Abramovich verkaufen sollte.

So geschah es, seitdem ist Abramovich quasi Alleinherscher über Sibneft.

Abramovich engagiert sich in der Provinz Chukotka, der nordöstlichsten Ecke Russlands, wird Senator dieser Provinz. Er reist durch die Provinz und verteilt Geschenke. Er bezeichnet sich als Sohn dieser Gegend, importiert hinderte von Renntieren um der dortigen Bevölkerung Arbeit zu geben.

Nicht ganz uneigennützig. Denn durch die Abwicklung über einer Briefkastenfirma, zahlt die Sibneft inzwischen die Gewerbesteuer in der Provinz Chukotka. Dort sind sie, es ist nicht schwer zu erraten, inzwischen bei nahe Null. Während andere Mineralölkonzerne i.d.R. zirka 30% ihres Umsatzes an Steuern ausgeben müssen, liegt dieser Anteil bei Sibneft in der Größenordnung von 7%.

Nun kann man argumentieren, dass das was “drüben” in Russland passiert, den gemeinen Europäer nichts angeht. Aber die BBC berichtet auch über erschlichene Kredite auf Kosten europäischer Steuerzahler. Die europäische Wiederaufbau-Kreditanstalt vergibt Kredite an den ehemaligen Ostblock zur wirtschaftlichen Förderung. Just einer dieser Kredite in der Größenordnung von 17 Mio. EUR (oder Pfund? Dollar) ist inzwischen verschollen. Der Bank gelingt es nicht dieses Kredites wieder habhaft zu werden, da der Bürge, eine Tochtergesellschaft von Abramovich in der Schweiz, inzwischen Bankrott ist.

The real Abramovich.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp