Schweiz stellt Teamstaffelweltrekord auf: 18x100m in 2 Sekunden

Wie schnell können zirka 18 Mann ein Fußballspielfeld räumen? Die Schweiz hat eben in der WM-Quali-Begegnung in der Türkei die Antwort gegeben. 2 Sekunden nach Schlußpfiff und Qualifikation war keines der Rothemden mehr zu sehen. Angst machen Beine schnell.

Unter dem Aspekt der Adrenalinausschüttung ein sensationelles Qualifikationsspiel. Die Türkei gewinnt gegen die Schweiz 4:2, scheidet aber aufgrund der Auswärtstreffer (Hinspiel 0:2) aus.

Die Türken haben sich selber ein Loch gegraben, von dem ich nicht glaubte, dass sie da wieder rauskommen würden: nach knapp sechzig Sekunden gab der Referee einen Handelfmeter gegen Alpay und Frei schenkte zum 0:1 ein.

Die Türken kriegen lange Zeit nichts gebacken, aber ganz langsam und unmerklich verschiebt sich die Partie in Richtung Schweizer Tor, nicht zuletzt weil die Schweiz über Außen zuviel zulässt.

Bis zur Halbzeit gelang es der Türkei doch noch eine 2:1-Führung zu basteln. Beide Male führten lange, hohe Flanken auf den zweiten Pfosten zu Kopfballtreffer der Türken (23te, 38te).

Nach der 15minütigen Kabinenpause wurde das Spiel intensiver, die Türken legten einen Zahn zu und die Schweiz begann zu schwimmen, konnte nur noch selten Entlastungsangriffe fahren. Und die Chancen die z.B. ein Frei bekam, wurden von ihm kläglich versiebt. Das dürfte für BVB-Fans von Interesse sein…

Ein früher Elfmeter brachte die 3:1-Führung (52te) und das Schicksal der Schweiz hing nur noch an einen Treffer. Angesichts des Drucks der Türken und der langen Spielzeit, gab ich auf die Schweiz kein Pfifferling.

So gefährlich die Türken vor und in den Strafraum kamen, es war nun nicht so das Zuberbühler kaum noch ein Bein auf die Erde bekam. Letztendlich zeigte die Partie dass den Türken der Abschluß fehlt.

Den Schweizer gelang mit einem Konter in der 84ten das 3:2 durch Streller und damit der Genickbruch der Türken. Verzweiflung sieht irgendwie anders aus. Als den Türken in der 89ten das 4:2 gelang, rannte der Torschütze und sein Kollege erst relativ gemütlich zum Jubeln weg, während erst ein dritter Mann herbeieilen musste um den Ball aus dem Netz zu fischen. Was für eine Antizipation ist das bitte schön, wenn ich in der Situation eher ans Jubeln denke, statt den Ball zum Anstoßkreis zu bringen?

Es hat mich erstaunt, dass die Türkei am Ende Bastürk und nicht Lauterns Halil Altintop eingewechselt war. Die Zeit war eher nach einem Stürmer, Torjäger statt einem dribbelnden Ballverteiler.

Dann war Schluß und die Schweizer rannten verständlicherweise binnen Sekundenbruchteile ohne Jubel in die Kabinen. Chelsea erzählt in einem Kommentar von Ausschreitungen der Türken in den Kabinen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Toll das die Schweizer es geschafft haben. Türken die sich nicht benehmen können brauchen wir nicht bei der WM. Ich hoffe die FIFA schließt die Türkei bei der Qualifikation zur WM 2010 aus. Wer seine Gäste so behandelt hat nichts anderes verdient.

    Und außerdem fällt das nächtliche Hupkonzert türkischer Mitbürger bei der WM 2006 aus. Ist doch auch ganz schön oder?

  3. Was genau vorgefallen ist, scheint irgendwie diffus zu sein. Der Schlüsselsatz in einem Artikel der NZZ lautet: “Spätestens hier vermischen sich Wahrheit und Gerücht zu einem explosiven Gemisch.

    Das was in Ausschnitten inzwischen von gestern bekannt ist, plus die Vorgeschichte der Türken aus der WM-Quali oder dem U21-Spiel gegen Deutschland (auch durch Tim Wiese angeheizt) schreit aber in der Tat nach drakonischen Strafen, nicht zuletzt weil auch die dortigen Medien wohl zur Eskalation beigetragen haben.

    Ausschluß für die WM2010?

    Nun gut, kann man so machen. Es stellt sich aber die Frage ob da z.B. die Relation zu der Strafe gegen Inter bei den Ausschreitungen in der CL gegen den AC Milan gewahrt bleibt.

    So rächt sich im Nachhinein die eher lasche Strafe von damals.

  4. Das finde ich nicht vergleichbar. Bei Inter – Milan kam nur ein Spiel zu Schaden. In Istanbul wurde Jagd auf Gäste gemacht, die ihren Gastgebern letztlich ausgeliefert waren. Und nicht von irgendwelchen Fans, sondern von offiziellen Repräsentanten. Auch Altintop wirkte im ARD-Interview geschockt. (Er hatte sympathischerweise erstmal in der Schweizer Kabine nach dem Rechten gesehen.)

    Was sich rächt, ist der Nicht-Ausschluß der Türkei von allen Wettbewerben nach der erwähnten Vorgeschichte. Die Aussicht auf einen Krankenhausaufenthalt im Siegfall kann man keinem Team zumuten.

    Schöne Überschrift, übrigens.

  5. Ich darf daran erinnern, das Feuerwerkskörper auf ein Spiel, immer und in erster Linie ein Angriff auf die Gesundheit der Spieler darstellt. Torwart Dida hat das damals glimpflich am eigenen Leib erfahren.

  6. Okay, das mit Dida hatte ich vergessen. Ich will das auch gar nicht verteidigen.

    Trotzdem ist da ein gewaltiger Unterschied, mit dem sich eine viel härtere Bestrafung als im Inter-Fall rechtfertigen lässt. Zur Champions League in Mailand würde ich als Spieler gelassen auflaufen.
    Zum entscheidenden Qualifikationsspiel in Istanbul? Not so much…

  7. ich kann da melkus nur zustimmen. die geschehnisse von gestern haben einfach ganz andere dimensionen als die von mailand. das waren nicht einige hools, die raketen aufs spielfeld geschossen haben, sondern offizielle, ordner und vor allem SPIELER (das finde ich eigentlich das krasseste an der ganzen geschichte), die auf ihren erfolgreichen gegner eingeprügelt haben. und was die altintops angeht: die haben nicht nur die kabine besucht, sondern waren laut raphael wicky, der ja nun sicher nicht zu den hysterikern in der bundesliga gehört, dafür verantwortlich, dass er diese überhaupt noch unverletzt betreten konnte.

  8. Es ist auch vollkommen egal, was damals in Mailand passiert ist. Sicherlich muss weiter das Maß der Verhältnismäßigkeit gelten, aber es ist doch klar, dass der Fall von gestern in Istanbul unabhängig davon behandelt werden muss – und zwar aufgrund dieser Dimensionen, die hier schon geschildert wurden.
    Da muss nämlich auch mal meiner Meinung nach zur Diskussion kommen, wer bei solch entscheidenen Spielen die Organisation übernimmt und wer oder wie das ganze mal geprüft wird. Jedenfalls war doch das, was man Sicherheit nennen kann, gestern nicht vorhanden.
    Insgesamt wirft das ein schlechtes Bild auf das Land – ganz klar – doch Vorsicht ! Man sollte nicht, wie manche Medien, das Land im Ganzen über einen Kamm schären. Dennoch: Die Eregnisse müssen hart bestraft werden.
    Spätester Termin für eine Bekanntgabe, so Blatter, soll der 9. Dezember sein, der Tag der Auslosung für die WM, Ironie ?

  9. Gut, dass die türkischen Nationalspieler und Offiziellen (teilweise) auch handgreiflich wurden, gegenüber den Schweizern, ist tatsächlich eine andere Dimension als Inter – AC.

    … was aber im Umkehrschluß nicht die Vorkommnisse in Italien herunterspielen soll. Genauso wenig wie die Geschehenisse in Istanbul ein singuläres Ereignis waren, war auch Inter – AC nur eine Eruption von tieferen Vorkommnissen mit zumindest passiver Beteiligung von Offiziellen. Die Feuerwerkskörper sind ja nicht aus dem Nichts aufgetaucht, sondern wurden reingebracht. Der italienische Verband reagierte monate- und jahrelang gegenüber solche Vorkommnisse zu lasch, der Staat und seine Sicherheitskräfte blickte weg und selbst ein Brandstifter wie Di Canio kam eher glimpflich davon. Ein Derby später explodierte ein Kanonenschlag nur Zentimeter von Tottis Ohr.

    Als nun gerade die Vorentscheidung für die Ausrichtung der EM (ich glaube 2012) absolviert wurde, sind die Türken und Griechen mit ihrer gemeinsamen Wahl mit Pauken und Trompeten durchgefallen, waren sogar schlechter als die Kandidatur von Polen/Ukraine obwohl es dort unlösbare Grenzprobleme gibt. Ausgerechnet Italien war der Klassenprimus.

    Keine Ahnung was für Faktoren gegen die Türken und für die Italiener gesprochen haben.

    Man wird auch abwarten müssen, wie einseitig die Prügeleien gestern wirklich waren. Die BBC zitiert türkische Offizielle, wonach ein Tritt von Huggel gegenüber einem Offiziellen der Auslöser gewesen sein soll. Ich kann es nicht beurteilen (und es würde auch nicht die Vorkommnisse in den Tagen zuvor rechtfertigen).

    Wenn man sich vergegenwärtigt das Inter nur eine Platzsperre und keinen Ausschluß aus dem Wettbewerb bekommen hat,hätte in Relation ein Ausschluß von der nächsten Quali (egal ob EM oder WM) einen Beigeschmack. Gerechtfertigt, ja. Aber ich hätte mir das energische Durchgreifen schon 6 Monate früher gewünscht und nicht erst gegen eine Nation ohne Hausmacht in der FIFA und UEFA.

  10. Man darf ein paar grundlegende Dinge nicht vergessen bei den Quervergleichen. Wie schon geschrieben waren es bei Inter Hools und in der Türkei offizielle Repräsentanten. Ein zweiter Quervergleich hinkt auch etwas. Die Strafen für Inter wurden von der UEFA ausgesprochen und für die Geschehnisse in der Türkei ist die FIFA zuständig. Vielleicht auch gut so, in Hinblick darauf das dass Strafmaß nicht an der Inter Strafe gemessen werden muß.

  11. die bbc-darstellung war heute lt. spon auch aufmacher mehrere türkischer zeitungen. dem werden bei spon allerdings schilderungen von videoaufnahmen gegenübergestellt, die eine andere kausalität wahrscheinlich machen würden: die erste aktion kommt von einem türkischen spieler, woraufhin ein anderer schweizer einen anderen türken verletzt etc pp. entsprechende bilder werden beschrieben, aber nicht gezeigt. ich will ja hier keine übertriebenen politischen interpretationen anfangen, aber ich sehe das eigentlich als symptomatisch für den nicht gerade geringen bevölkerungsanteil von ultranationalistischen türken. man muss sich ja die – zugegebenermaßen nur in übersetzung vorliegenden – türkischen zeitungskommentare ansehen, um zu wissen, in welchen klima das alles abläuft (schuld sind natürlich die provozierenden, hinterhältigen, hässlichen schweizer). ja, es geht nur um sport, ja, das ist in einem rahmen teil des spiels, aber derartiges würde man in deutschland doch nicht einmal im nicht gerade linksliberalen kicker lesen.

  12. v.a. wenn man die aktionen im vorfeld des spiels mit einbezieht, als die schweizer an der grenze schikaniert und im anschluss daran den pöbeleien und anfeindungen einiger türkischer randalierer ausgesetzt waren (wenn auch im mannschaftsbus). klar kommt sowas immer mal vor, aber im zusammenhang mit den geschehnissen am abend und in anbetracht der geschichte mit unserer u21 finde ich es langsam an der zeit grenzen zu ziehen. denn hier haben sicherheitsleute nicht nur weggesehen sondern auch mitgemacht. und das nicht in folge einer geplanten hooliganaktion sondern schlichtweg aus reiner emotion heraus. und das wiegt für mich in einem sport, der von emotionen bestimmt wird, enorm. es ist was anderes ob ich in einem hexenkessel auflaufe, in dem mich die leute beschimpfen, oder ob ich angst haben muss im kabinengang (!) von den leuten, die mich eigentlich vor den fans schützen sollen, angegriffen zu werden.

    ich jedenfalls würde mich vorerst weigern überhaupt zu einem wichtigen spiel in der türkei anzutreten. das hat nichts mit türkenfeindlichkeit zu tun, denn selbst die türken mit denen ich befreundet bin schämen sich seitdem in grund und boden für ihre landsleute und zeigen keinerlei verständnis.

  13. ihr habt alle recht das war scheisse ich bin kein türke mehr