Screensport am Donnerstag

Heute ist in den USA “Thanksgiving”, vulgo: “Erntedankfest” – ein nationaler Feiertag der eh schon stark emotionalisiert war, als einer der Tage, an dem die ganze Familie zusammenkommt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde aber noch mehr Bedeutung angedockt. Wenn schon die ganze Familie zuhause ist, dann kann man ab morgen schon mal mit den Weihnachtseinkäufen anfangen und auch als Sportveranstalter den Tag nutzen. NBA und NHL machen heute zwar Pause, aber NFL, College Basketball und College Football gehen ab heute in die Vollen.

College Basketball frönt Einladungsturnieren wie z.B. das Battle 4 Atlantis, eines der am höchsten dotierten Turniere in dem Ballsaal des Atlantis Paradiese Island-Hotels auf den Bahamas. SPORT1 US überträgt um 19h #25 Texas A&M – #10 Gonzaga und ab 21h30 #18 UConn – Syracuse.

Beim College Football ist dieses Wochenende i.d.R. der letzte Spieltag der regular season und damit der Spieltag an dem viele Traditionsduelle ausgetragen werden – und “Tradition” im College Football bedeutet: bis zu Beginn des 20ten Jahrhunderts zurückreichend. So richtig geht es erst morgen, am Black Friday, damit los.

Mit der Thanksgiving Day-Tradition in der NFL haben die Detroit Lions schon 1934 angefangen und die Dallas Cowboys 1966 – die daher aus Traditionsgründen immer ein Heimspiel bekommen. Seit 2006 lässt sich auch die NFL den Tag nicht mehr entgehen und hat ein drittes Spiel im landesweiten Fernsehen platziert. Damit kommen heute alle drei Networks zum Zug. CBS und FOX bekommen je ein Spiel von Dallas und Detroit ab und NBC das Abendspiel.

Nebeneffekt dieser Spielverteilung unter der neuen Rechte-Aufteilung in Deutschland: SPORT1 US schaut nur zu. Das 22h30 und 2h30-Spiel sind zu P7MAXX gegangen und spox.com hat sich das 18h30-Spiel gegriffen. Das hat sich irgendwann im Laufe der letzten Wochen/Monate geändert, denn als P7MAXX in die Saison ging, hieß es noch, das P7MAXX Thanksgiving beide Frühspiele zeigt.

Der Fokus bei den drei Spielen heute, liegt auf die NFC East und NFC North.

Die Eagles wurden am letzten Sonntag von den Bucs auseinandergenommen und die Cowboys feierten nach sieben Niederlage in Folge, bei der Rückkehr von ihrem Starting-QB Tony Romo, einen 24:14-Sieg gegen Miami. Nach dem auch die Giants verloren, gleicht die NFC East einer U-Bahn in der Rush-Hour – so eng geht es zu. Die Giants führen die Division mit 5-5 an und die Cowboys haben sich gerade auf 3-7 verbessert, bei noch sechs ausstehenden Spieltagen.

Um 18h30 Detroit Lions – Philadelphia Eagles. Viele Experten sahen vor dem letzten Wochenende kein Problem, das QB Mark Sanchez für den verletzten QB Sam Bradford übernimmt. Das mag die Experten jetzt ggf. anders sehen. Aber auch wenn Bradford wohl nun von der Medizinabteilung grünes Licht für einen Einsatz bekommen hat, scheinen die Iggles noch eine Woche warten zu wollen und behalten Sanchez als Starter.

Wenn du 45 Punkte von den Bucs kassierst und QB Winston fünf TDs machen lässt, hast du auch ein Defense-Problem. Headcoach Chip Kelly täte ein Sieg gut, weil die Stimmung in Philadelphia grad wieder arg schlecht ist und Gerüchte entflammen lässt, das Kelly zum Saisonende gefeuert werden könnte oder selber den Brocken hinschmeisst, um wieder zurück zum College Football zu gehen. Der opake Kelly wird keiner sein, der solchen Gerüchten proaktiv entgegen treten wird. Das muss schon die sportliche Leistung selber machen.

Detroit steht bei 3-7 und hat vier Spiele Rückstand auf Platz 1 und 2 der NFC North. Bei sechs Spielen müsste schon ein Wunder her, damit die Saison der Lions über Spieltag #17 hinaus geht. Immerhin hat man sich gefangen und mit Siegen gegen Green Bay und Oakland wieder etwas mehr Ruhe rein gebracht – nach dem Anfang November der General Manager und der OffCoordinator gefeuert wurden. Die Offense fühlt sich besser an. QB Stafford harmoniert seit der Bye-Week wieder besser mit WR Johnson und Tate – aber zweimal mit 18 Punkten Offense-Produktion zu gewinnen, zeigt auch, dass die Defense nachgezogen hat.

Während für Detroit die Bilanz 3-7 schon quasi das Aus bedeutet, reicht es für Dallas in der engen NFC East noch für Division-Titel-Ambitionen. Jerry Jones versprühte gestern im NFL Network-Interview aus jeder Pore Sonnenschein und Optimismus. Seine müden Augen lachten wieder. Es ist mit Verlaub schon krass, was die Rückkehr von Tony Romo alles mit einem Team anstellt – er ist zwar vierfacher ProBowler, aber in den Playoffs eine blaße oder gar keine Erscheinung. “Legende” geht anders.

“Legende” geht vielleicht heute. Wenn die Dallas Cowboys im zweiten Spiel nach Romos Rückkehr die ungeschlagenen Carolina Panthers besiegen sollten – ab 22h30 auf ProSieben MAXX.

Was die Panthers in der Offense auszeichnet, ist IMHO weniger die Spitzenqualität in einem Aspekt der Offense, sondern mehr das breite Angebot an Offense-Waffen die sie haben und die sie im Laufe eines Spiels durchprobieren können. Keines dieser Waffen hat eine überragende Durchschlagskraft. Aber eine diese Waffen wird auf die Schwächen des Gegners passen.

Das kann man an zwei Spielern wie RB Jonathan Stewart und TE Greg Olsen fest machen. Für sich isoliert gesehen, hat man nach jedem Spiel den Eindruck, dass dies NFL-Giganten sind, die Creme de la Creme der NFL. Dann schaust du in die Statistiken und bist überrascht, das ein RB Stewart “nur” 764rushYds und 4 rushTDs gemacht hat und TE Olsen 718recYds und 6 TDs. Stewart ist bei den rushYds damit #5 und Olsen bei den recYds #17 in der NFL.

Das Spätspiel ist Green Bay Packers – Chicago Bears auf P7MAXX. In der Halbzeit wird Brett Favre geehrt. Weswegen, weiß keiner so richtig, denn die Rückennummer wurde schon im Juli “retired“, aber anscheinend will man es für das TV noch einmal machen.

Chicagos Aktien für die restliche Saison sind mit 4-6 eher eng – drei Spiele Rückstand auf Green Bay und Minnesota. Wenn sie maximal noch ein Spiel verlieren, haben sie vielleicht Chancen auf eine Wild Card. Wenn Atlanta mitspielt (derzeit mit 6-4 zwei Spiele über .500). Die dicksten Brocken im Spielplan sind heute die Packers und vor Weihnachten die Vikings.

Green Bay ist im In-Fight mit Minnesota um den Divisionstitel und hat am letzten Wochenende das erste Spiel zwischen den beiden Teams klar für sich entscheiden können – nach einer 3-Niederlagen-Serie und Fragezeichen hinter QB Rodgers, ein wichtiges Spiel. QB Rodgers hat mit 16/34 zwar weniger als 50% seiner Pässe ins Ziel gebracht, aber immerhin keine INT geworfen.

Sonstso

7ter von zehn Spieltagen in der Basketball-Euroleague. Heute ab 17h30 Khimki Moskau gegen Bayern München (Telekom Basketball). Bayern ist nach der unerwarteten Heimniederlage gegen Roter Stern und der erwarteten Niederlage gegen Fenerbahce aus den Top 4 rausgerutscht. Die gute Nachricht für die Bayern: die Gruppe ist weiterhin eng und man hat noch Spiele gegen die Konkurrenz für die letzten zwei Zwischenrundenplätze.

Und vielleicht gelingt eine zweite Überraschung: so wie das Hinspiel gegen Khimki (4-2) in München gewonnen werden konnte, schafft man es vielleicht auch in Moskau bzw Khimki. Nach der Serie von fünf Pflichtspiel-Niederlagen, konnte man am letzten Wochenende 86:80 in Bremerhaven gewinnen. Immerhin gewinnen, aber gegen Bremerhaven nur mit 6 Punkten und 80 Punkte zugelassen (Bremerhavener Schnitt: 71 Punkte)?

Sektion Leder

Fünfter von sechs Europa League-Spieltag. Borussia Dortmund komplettiert das deutsche Trio der Früh-Anstosser mit Spielbeginn bei FK Krasnodar um 17 Uhr (SKY).

Der BVB-Reporter Matthias Dersch der Ruhrnachrichten meldet aus Krasnodar, dass das WLAN-Passwort im Presseraum “19411945” sei (“Kann natürlich auch nur Zufall sein“)

Thomas Tuchel hat nach der Niederlage in Hamburg gar nicht erst versucht taktische Probleme zu kommunizieren. Stattdessen hat er eher “softe” Faktoren wie Körpersprache und Einstellung genannt. Der BVB wirkte in Hamburg tatsächlich wie “noch nicht angekommen”. Insbesondere in den Defensivaktionen zeigte man Verunsicherung und keine Antizipation. In der Offensive hat man eigentlich in der zweiten Halbzeit genügend Druck entwickelt, dass die Geschichte für den HSV hätte auch noch schief gehen können.

Der Druck ist für den BVB allerdings nicht hoch. Man ist bereits qualifiziert und das Spiel kann heute den Gruppensieg klar machen.

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Zwei 19 Uhr-Spiele mit deutscher Beteiligung. Schalke 04 – APOEL wird von SPORT1 im Free-TV gezeigt. Schalke muss in diesem Spiel mächtig umschalten, nach dem es zuvor zweimal superdefensiv gespielt hat. Heute werden sie das Spiel machen müssen. Das sollte Huntelaar zugute kommen, von dem ich gegen Bayern so wenig gesehen habe, dass S04 de-facto in Unterzahl gespielt hat.

Höwedes, der IMHO das genickbrechende 1:2 am Samstag verschuldete, wird ausfallen. Dafür kann der in der Bundesliga rotgesperrte Geis wieder spielen.

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Augsburg spielt zuhause gegen Athletic Bilbao. In dieser Gruppe ist heute vieles drin. Die Bandbreite reicht von: “Bilbao kann heute Gruppensieg klar machen” über “zwei Teams mit 9 und zwei Teams mit 6 Punkten” bis hin zu “Bilbao durch, aber es sind drei Teams 6 Punkten punktgleich“. Augsburg konnte immerhin in der EL zuletzt zweimal den AZ besiegen.

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Liverpool – Bordeaux um 21h wird von SKY übertragen. Mit Liverpools Sieg bei Manchester City ist “Klopp” und “Gegenpressing” nun endgültig in der englischen Sportmedienlandschaft angekommen.

Liverpool braucht den Sieg gegen Bordeaux, um in der EL entspannt in den letzten Spieltag zu gehen. Mal sehen, ob sich das auch an der Startaufstellung wird ablesen lassen. Spannend ist dabei vor allem was Klopp in der Offensive macht. Mit Benteke und jetzt auch Sturridge hat er zwei weitere Optionen die wieder fit sind. Wobei die Option Benteke bislang nicht so richtig kompatibel zu der erfolgreichsten Angriffsoption ist und Sturridge noch nicht über 90 Minuten gehen kann.

Bei Bordeaux würgt sich Willy Sagnol durch die Saison. Mit Linksaußen Diego Contento, mit dem er sich zwischenzeitlich zerstritten hatte, versteht er sich wieder und hat er seit drei Pflichtspielen wieder in der Startelf.

Screensport Zwo

MLB – Nach Informationen des Telegraphs diskutiert die MLB mit Verantwortlichen in London die Ausrichtung von regular season-Spielen im Olympiastadion – möglicherweise schon 2017. Das Londoner Olympiastadion soll u.a. wegen seiner Abmessungen besser geeignet sein, als andere in Frage kommenden Stadien in Europa.

Gegenüber FOX geben MLB-Offizielle zu, dass Großbritannien im Vergleich zu Italien, Niederlande oder Deutschland eine eher schwach ausgeprägte Baseball-Szene hätte, aber entscheidender wären andere Kriterien:

[The] city’s familiarity with hosting regular NFL and NBA events; one of the world’s largest corporate sponsorship bases; and the ease with which new fans could access online game broadcasts in English after MLB’s trip.

Lt. FOX könnte ein solches Spiel um das All Star-Game herum ausgespielt werden.

Zeilensport

Grantland – Jemand in den Weiten des Internets hat sich die Mühe gemacht, nach dem Ableben der ESPN-Website Grantland.com ein Portal aufzubauen, das alle Artikel der Grandland-Autoren verlinkt: grantaph.com. Dabei werden nicht nur Grantland-Artikel verlinkt, sondern alle Artikel die die Autoren produziert haben und noch schreiben werden.

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Fußball – Fußball-Weltenbummler Jonathan Wilson hat für den Guardian einen längeren Artikel über einen Sonntagnachmittag in einer Fußball-Kneipe in Lilibela/Äthiopien geschrieben, wo er mit 90 anderen interessierten Äthiopier Premier League geschaut hat: “Joys and surprises of watching Liverpool and Arsenal in Ethiopia (for 45p)“