Deutschland über alles.

Mit einem Tag Abstand betrachtet, gewinnt Völlers Wutausbruch noch mehr an Reiz. Wenn man durch die deutschen Bloggerlande zieht, liest man eher positive Kommentare zum Thema “Scheißdreck”. Anders in den morgen erscheinenden Tageszeitungen, die nahezu ausnahmslos Völlers “Ausraster” verdammen.

Dankenswerterweise machen einige Zeitungen mich aufmerksam um was es wirklich geht:

Deutschland ist nicht Rudi Völlers Privatsache, Völler hat seinem Amt Schaden zugefügt.

(Christoph Kneer in der Berliner Zeitung)

Es geht um Deutschland. Oder, wie die FR titelt:

Völlers Ausraster verrät viel über den Teamchef eines Landes, das nicht einmal mehr im Fußball den Ton angibt.

Völler, Deutschland, ja, wir alle auf der Psychiatercouch.

Ein immer wiederkehrendes Thema in den Meta-Diskussionen rund um das Bloggen ist: “Sind Blogger die besseren Journalisten?”, basierend auf der Idee dass Journalisten im Laufe der Zeit einen völlig eigenen, inzestuösen Klüngel darstellen, der lieber für sich, als für seine “Kunden”, dem Leser/Zuschauer berichtet.

Völlers Verbalinjurien werden offensichtlich völlig unterschiedlich von Bloggern und Journalisten aufgenommen. Spätestens am Mittwoch, um kurz nach acht, wenn Völler den Rasen des Westfalen-Stadions betritt, werden wir anhand eines völlig unemprisch zusammengestellten Bevölkerungsausschnittes wissen, wer näher “am Volk” ist. Gab es das schon mal, dass des Journalisten Meinung derart ungefiltert “dem Volk” ausgesetzt war?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das ist mir auch aufgefallen! Die Journalisten halten zusammen wie Pech und Schwefel. Wie sollten sie auch anders? Schließlich ist die Berichterstattung dermaßen gleichmäßig, dass sich wohl jeder Journalist Völlers Vorwürfe gefallen lassen müßte, würde er sie auch nur für einen Bruchteil der Journalisten gelten lassen.

    Blogger hingegen sind subjektiv, individuell – und damit auch weniger gebunden.

  3. Auch Journalisten, insbesondere Sportjournalisten sind meistens “subjektiv”. Wenn man sich das Geschwalle dieser meist sehr hemdsärmelig auftretenden Herren ansieht (DSF-Doppelpaß!), dann regiert dort nicht weniger der hinterfotzige Stammtisch-Populismus als beim “gemeinen” Volk.

    Das letzte Kriterium was sie von Bloggern unterscheidet, ist “individuell”. Blogger haben keine Redaktionen in denen man abhängt.

    Man darf aber gespannt sein, inwieweit die zunehmende Vernetzung und Geschichten wie “TrackBack” u.ä. auch hier für das Entstehen eines eigenen Klüngels sorgen, die sich von den Journalisten nur durch Alter und nicht vorhandenen Schmerbauch unterscheidet.

  4. Ich meinte auch nur, dass sich Blogger (bis jetzt noch) ihrer Subjektivität besser bewußt sind.

    Den Klüngel gibt es doch schon, wenn man sich die diversen BlogWars anschaut. Ein Grund, warum ich mich nicht einer großen Community anschließen will.

    Bin auch gespannt, was Trackbacks bringen werden. Wer einen Trackback setzt ist ja nicht unbedingt gleicher Meinung…

    Oder Kommentare…

    Stell Dir mal vor, man könnte im Fernsehen das hören, was die Zuschauer rufen! Da hätte sich ein Netzer sicher schon einiges anhören müssen ;)

    (sicher, die Nationalelf auch…)