Zurück in die Normalität

Deutschland – Schottland 2:1

Sieger des Spiels, auch heute wieder, Rudi Völler. Was die ARD-Schergen heute an Rückgratslosigkeit offenbarten, ist im Nachhinein eine Bestätigung für das von Völler am Samstag gesagte (vorallen wenn man es nicht als Aufforderung zum Zwangsoptimismus, sondern als Kritik an der deutschen Sportpublizistik nimmt).

Delling und Netzer, die in den letzten Spielen so wirkten als hätten sie einen Valium-Einlauf verpasst bekommen, wirkten aufgekratzt. Mit weit aufgerissenen Augen spielten sie sich gegenseitig die Stichwörter zu und hoben den deutschen Fußball in neuen Höhen. Netzer war sich bereits eine halbe Stunde vor Anpfiff sicher, so schlimm wie gegen Island würde es nicht mehr kommen, und sonderte ein argumentatives Stakkato ab, dass man schon befürchtete, wenn nicht jemand den Netzer vom Stromnetz nehmen würde, der gute Mann in Rauch aufgehen würde…

Dabei war schon zu diesem Zeitpunkt absehbar, wie schlimm es um den deutschen Fußball bestellt ist. Ich lese aus der Aufstellung die deutsche Abwehr vor:
RamelowWörnsRehmer

In dieser Riege Deutschlands größter Anti-Fußballer habe ich eigentlich nur noch Stefan Reuter vermisst (ich glaube Ziege ist ja immer noch verletzt).

Alle drei Abwehrspieler zeichnen sich durch ein Stellungsspiel aus, dass dem eines Verkehrspylon nahe kommt. Auch was die Schnelligkeit angeht. Und die Ballfertigkeit dürfte sogar dadrunter liegen.

Das Spiel begann mit einer Fehlpaßorgie hüben wie drüben. Dann und wann blitzte sowas wie Spielfertigkeit auf, vorrangig wenn Friedrichs, Rau und Kuranyi beteiligt waren. Das Tor in der 25ten Minute war bezeichnend. Eigentlich ein Zufallstreffer, weil resultierend aus einem abgewehrten 30m-Fernschuß von Friedrichs. Aber so ein Ding muss man sich erst trauen zu schiessen…

Damit war es dann aber sehr schnell mit der Herrlichkeit vorbei und man, und da beziehe ich auch die Schotten mit ein, verfiel wieder in den alten Trott von wurstigen Fehlpäßen. Unsere drei Großen aus der Abwehr trugen das ihrige bei, indem sie versuchten den Ball aus 70m in den schottischen Strafraum zu löffeln, was bei den kopfballstarken Schotten für nicht geringe Erheiterung sorgte.

Die deutsche Mannschaft rackerte zwar beherzt, aber das tat sie auch in Island (weswegen die Stammtischkritik, dass man bocklos gespielt hätte völlig für’n Arsch war). Mit dem Unterschied, dass die Isländer gefightet haben, als hätte man ihnen Gratisfusel angeboten, während die Schotten eher ihr Normalprogramm auflegten.

Die Kommentierung des Anschlußtreffers (McCanns 2:1) hat mich furchtbar aufgeregt. Ein Ballverlust (von Rau?) tief in der schottischen Hälfte leitete einen Konter ein, bei dem die deutsche Abwehr reichlich Larifari stand und insbesondere Marco Rehmer drei Meter weit weg von McCann war.

Und was macht Beckmann? Gibt Rau die Schuld. Rau, der 70m vom deutschen Tor entfernt stand. Dieses gleiche Muster war schon am Samstag gegen Island zu beobachten, als Steffen Simon dem Christian Rahn den Arsch aufriß, als der nahe des isländischen Strafraums einen Fehlpaß machte und daraus eine brisante Chance entstand. Wo kommen wir hin, wenn jetzt noch nicht einmal in der gegnerischen Hälfte der Ball verloren werden darf? Wo kommen wir hin, wenn wir den Offensiv-Spielern die Schuld geben, wenn kein Defensiver zur Absicherung stand, wenn die Abwehrspieler zu langsam sind, oder völlig falsch am Mann stehen?

Unterm Strich also ein normales Deutschland-Spiel. Nichts brilliantes, purer Mittelmaß und die Hoffung, dass sich das mal irgendwann mit den Verletzungen gibt (Metzelder!).

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp