Borussia fällt flach

Ich bin wieder zurück von 2 Tagen Berlin, den letzte Bundesliga-Spieltag habe ich daher allenfalls in Form von Videotext bzw. gestern als halbstündige Zusammenfassung bei PREMIERE genossen. (Da auf meinem Schreibtisch immer noch hinreichend viel Arbeit herumliegt und ich auf mehreren Hochzeiten tanze, wird die Schlagzahl hier in den nächsten Tagen nur langsam gesteigert)

Das bemerkenswerteste dieser Spielrunde war für mich die Entlassung von Holger Fach bei Gladbach. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Dreierbeziehung Fach – Hochstätter (Manager) – Fans ambivalent war, aber trotzdem das Vertrauen ineinander groß genug ist.

Holger Fach ist vor 13 Monaten gekommen. Nicht stressfrei, sondern holderdipolder dank einer unbekannten Aufstiegsklausel bei Rotweiß Essen entfleucht. Fach, der vor RWE die Gladbacher Amateure betreute, genoß den Ruf taktisch intelligente Mannschaften aufbauen zu können.

Wenn es kritische Stimmen zu Fach gab, so rührten die nur teilweise aus dem mitunter als Verrat empfundenen plötzlichen Abgang aus Essen, sondern mehr aus der Freundschaft mit Gladbachs Manager Christian Hochstätter. Der entlassene Sonderling Lienen schnitzte eine Dolchstoßlegende von Hochstätter, der ihn hinterrücks erdolchte um Buddy Fach unterzubringen, den man bei RWE nur kurzeitig “geparkt” haben soll.

Hochstätter reagierte auf die Unruhe in dem er sich felsenfest überzeugt von den Fach-Qualitäten zeigte und sein Schicksal mit dem von Fach verband.

Als merkwürdig empfand ich diesen Sommer die Einkaufspolitik der Gladbacher, die ähnlich wie die der Lauterer war: statt unbekannte Talente zu holen, wurden Restposten mit Verfallsdatum geholte (Nerlinger, Jancker auf der einen, Ziege, Neuville, Fukal, van Kerckhoven, Heinz auf der anderen Seite).

Merkwürdig weil beiden Teams diese Spieler bewusst als Führungsspieler ausgaben, obwohl es keine sensationelle Neuigkeit ist, das Ziege einiges ist, nur nicht Führungsspieler.

Nun haben sie 0:3 verloren, in einem Spiel, bei dem laut PREMIERE der Bochumer Torwart der beste Mann gewesen sein soll. Obwohl Gladbach laut Christian Hochstätter “nur 3, 4 Punkte” von den angestrebten Plätzen entfernt ist (Kicker). Irgendwie scheint nicht richtig ein Grund für eine Entlassung vorzuliegen.

Keiner macht dieses argumentatorische Vakuum so deutlich, wie Christian Hochstätter in einem Kicker-Interview. Siebt man aus Hochstätters Aussagen die Rhetorik raus, bleibt nix mehr übrigen. Die Frage nach dem Ausmaß seiner Schuld für den jetzigen Tabellenstand, beantwortet Hochstätter mit “Das macht jeder mit sich selbst am besten aus.” nicht wirklich aussagekräftig.

Es bleibt zu hoffen, das Gladbachs Vorstand etwas mehr Plan hat, als ihr Manager. Die BILD-Zeitung bringt mal wieder ihre zwei Undercover-Agenten Schäfer und Matthäus ins Spiel, das Duo das schon bei der Bundestrainer-Wahl keiner so richtig fragen wollte.

An Schäfer könnte diesmal mehr dran sein, denn eine BBC-Meldung richtig interpretiert, scheint es Winnie Schäfer drauf anzulegen, als Nationaltrainer von Kamerun geschasst zu werden. Seinen Lebensmittelpunkt hat er entgegen Zusagen oder vertraglicher Verpflichtungen immer noch nicht nach Kamerun gelegt. Seit mehr als zwei Monaten war er nicht mehr im Land und eine für das Wochenende angedachte Reise wurde abgesagt. Und geht beim Koordinator des Verbandes die Pumpe und wirft Schäfer vor sein Starrkopf zu sein, der die Aufgabe nicht ernst genug nimmt.

Vergeblich

Einer der wackersten Kämpfer gegen seine Entlassung war Jörn Andersen bei Rot-Weiß Oberhausen. Er hat mit einer Nicht-Mannschaft wie RWO letzte Saison bis zum Ende um den Bundesligaaufstieg mitgekämpft. Doch die eigentlich kaum veränderte Mannschaft ist dieses Jahr wie ein missratenes Souflee in sich gefallen. Seite Wochen schrammte Andersen an der Entlassung vorbei. Nun gab es aber kein Halten mehr: 0:3 in Saarbrücken.

Bitter für Andersen, dem man nach der unverhofften Cinderella-Story vom letzten Jahr, einen schöneren Abgang gewünscht hätte.

Nicht jetzt

Die Beratungen über die Entlassung von Vogts als schottischer Nationaltrainer nehmen kein Ende. Am Dienstag ging die zweite ohne Ergebnis zu Ende. Umgekehrt gefragt: wieviel Standing hat ein Trainer gegenüber seinen Spielern, wenn er nur noch ein geduldeter Mann ist?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich war von der Entlassung von Holger Fach auch ziemlich überrascht. Ich hatte zwar durchaus das Interview mit ihm am Dienstag abend auf Premiere noch gesehen (und vorher das Spiel gegen Bochum, das zwar verdient, aber zu hoch verloren ging), und die Aussagen darin waren schon, das “man sich mal zusammensetzen muss”, aber mit einer so kurzfristigen Entlassung hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich glaube auch nicht, das dies der richtige Zeitpunkt ist, denn es folgen zwei schwere Spiele, die die Mannschaft nun mit einem designierten Interims-Trainer absolvieren muss, was der Motivation auch nicht gerade gut tut. Und gerade Hochstätter, der sein eigenes Schicksal vor einem Jahr noch sehr deutlich mit dem von Holger Fach verknüpft hatte, sollte sich nun wirklich mal überlegen, ob er noch der richtige Mann auf diesem Posten ist. Und auch die Gladbacher Clubführung sollte da mal drüber nachdenken.

    Sehr lustig finde ich allerdings die ganzen Namen, die nun von allen Seiten als zukünftige Trainer ins Gespräch gebracht werden. Das geht ja sogar bis zu Effenberg. Hauptsache dabei scheint wohl zu sein, das die Person irgendeine Beziehung zu Gladbach gehabt haben muss. Dabei fände ich es sinnvoll, einfach einen guten Trainer zu holen, der das Potential der Mannschaft auch herausbringen kann.