Schuldeingeständnis von Hoyzer gemeldet

In diesen Minuten melden KICKER, n-tv und N24 das Schuldeingeständnis von Hoyzer.

Nachtrag: Laut KICKER (die sich wiederum auf N24 beziehen) soll Hoyzer gegenüber seinen Anwälten geständig gewesen sein und sich der Staatsanwaltschaft als “Kronzeuge” zur Verfügung gestellt haben. Die Anwälte sollen lt. BILD verlautbaren lassen, “das auf dem DFB noch einiges zukommen wird”. Lt. N24 und Netzeitung spricht Hoyzer von “weitreichenden Manipulationen” mit einer großen Organisation im Hintergrund.

n-tv kennt bereits Auszüge aus der Erklärung von Hoyzer.

Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend. Ich bedauere mein Verhalten zutiefst und entschuldige mich gegenüber dem DFB, meinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans. Ich habe heute vollständig und schonungslos mein Verhalten und mein gesamtes umfangreiches Wissen über alle mir in diesem Zusammenhang bekannten Sachverhalte und Personen dokumentiert und stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung

Nachtrag 15h21:

Die DPA bringt erste Reaktionen. Rudi Aussauer haut -ähem- mal wieder auf die Kacke:

Wenn der Schnee geschmolzen ist, siehst du, wo die Kacke liegt. Das ist ein Schlag ins Gesicht für den deutschen Fußball. Das ist die größte Sauerei. Ich kann nicht auf ein Ergebnis wetten und dann ein Spiel leiten. Das ist kriminell. Da musst du diese Energie schon haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas in der Bundesliga möglich ist. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass es in der 2. Liga passieren könnte. Dieser Fall ist genau das, was vor der WM im eigenen Land nicht passieren durfte.

Nachtrag 15h28

SPIEGEL online zitiert aus einem TV Berlin-Interview mit Hoyzer. Demnach soll er fünfstellige Beträge für die Manipulation bekommen haben.

Ebenfalls laut SPIEGEL online, will der DFB bzw. der Schiedsrichterausschuß zahlreiche neue Maßnahmen einsetzen. So soll die Schiedsrichter-Ansetzungen erst zwei statt vier Tage vor der Paarung festgesetzt werden.

Nachtrag: 17h46

Der DFB hat inzwischen die Erklärung von Hoyzer offiziell bestätigt und wird 14 weitere Zeugen anhören. Der Anwalt von Hoyzer sagte inzwischen im Deutschlandradio dass Robert Hoyzer fünf Spiele verschoben hat.

Die Netzeitung berichtet dass der DFB-Kontrollausschuß (also Horst Hilpert + Co.) angeblich bereits seit August 2004 gegen Hoyzer “ermittelt” haben soll. Man habe aber erst eingreifen können, als am 19ten Januar (also Mittwoch letzter Woche) eine “Anzeige eingegangen” sei.

Ich nehme an dass dies eher ein Mißverständnis oder schlampig von der Netzeitung recherchiert worden ist. Bislang gingen alle Darstellungen davon aus, dass zwar Ende August aufgrund des Pokalspiels des HSVs Ermittlungen gestartet, aber sehr schnell “mangels Beweise” wieder fallen gelassen wurden. Von “Ermittlungen seit August” kann daher nicht wirklich die Rede sein.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Autsch. Jetzt geht’s rund…

  3. Erst heftige Dementis und nun ein Geständnis mit “Kronzeugenregelung”? Das läßt vermuten, das Hoyzer mächtig unter Druck gesetzt wurde. Oder der Mann ist wirklich über alle Maßen neben der Spur.

  4. Es gab heute im Tagesspiegel ein Interview mit dem Münchner Juraprofessor Ernst Fricke und dem Berliner Rechtsanwalt Rainer Hornberger, die sich weit aus dem Fenster gelehnt haben mit Statements dass der DFB im Grunde genommen gar nichts beweisen wird können.

    Der Berliner Rechtsanwalt Rainer Hornberger glaubt, dass der Manipulationsverdacht gegen Robert Hoyzer nur sehr schwer zu beweisen ist: „Keiner der Schiedsrichter, kein Wettdokument wird das erhärten können. Es muss schon einer der möglichen Hintermänner sagen, dass er in Hoyzers Auftrag auf die von ihm gepfiffenen Spiele gewettet habe“, sagt Hornberger. Anders sei die Kausalkette zwischen verhängten Elfmetern und Wetteinsätzen nicht zu schließen. Auch die vier Berliner Schiedsrichter, die Hoyzer belasten, hätten erkannt, dass ihre Beschuldigungen allein nicht ausreichten. „Sie stehen mit ihren Vorwürfen mit einem Bein am Abgrund. Deshalb haben sie auch in ihre Erklärung geschrieben, dass sie Hoyzer weder Wetten auf Spiele noch Betrug vorwerfen.“

    Hoyzer sei dagegen gut beraten, bei seiner jetzigen Strategie zu bleiben und sich gegen alle Vorwürfe zu wehren: „Er kann zu Hause die Füße hoch legen. Es passiert doch nichts.“ Mit seinem offensiven Vorgehen hat der DFB auch die scharfe Reaktion der Medien befördert. Hornberger glaubt, dass sich Hoyzer dagegen mit Unterlassungsverfügungen wehren könnte. „Schadenersatz wird er jedoch nicht vom DFB erwirken können.“

    Große Probleme sieht Fricke noch auf den Fußball-Bund zukommen: „Der Wettanbieter Oddset hat schon im vergangenen Jahr den DFB und die Polizei auf auffällig hohe Wetteinsätze hingewiesen. Der DFB muss jetzt jedes Detail erläutern, was er seitdem getan hat, und das schaffen die nicht.“

  5. Pfeife gesteht vollstndig …

    … meldet dogfood. Gut. Das erspart uns allen eine qulende Zeit der Ermittlungen und Spekulationen. Jetzt geht’s den Hinterleuten an den Kragen. Je schneller, desto besser.

  6. Im Radio (radio Hamburg RHH) habe ich vorhin gehört, dass der DFB heute einen Vertrag mit einem internationalen Unternehmen zur Kontrolle von auffälligen Wetteinsätzen geschlossen haben soll. Die meisten der anerkannten Wettbüros sollen fortlaufend die Wetteinsätze dort melden. Die in diesem Fall betroffene Firma Oddset soll auch Vertragspartner dieser Kontrollfirma sein. Den Namen der Kontrollfirma habe ich bisher nicht ermitteln können.

  7. @ Jim: “Betradar.com“. Wenn ich mich richtig entsinne, arbeiten einige ausländische Ligen bereits diesem oder ähnlich geartetetem Service.

    Laut SZ sollen die Wetten auf die mutmaßlich verschobenen Bundesligapartien von Kroatien ausgegangen sein.

  8. Stimmt. “Betradar.com“. Ich hatte den Namen im Radio nicht richtig mitbekommen. Es war etwas mit “B”. Danke.

  9. Achdulieberherein! Da könnt ihr vom ollen Rudi Assauer halten was ihr wollt, er hat mit seiner Aussage aber auch sowas von Recht.: “Dieser Fall ist genau das, was vor der WM im eigenen Land nicht passieren durfte.”
    Der Schneeball rollt. hoffentlich wird’s keine Lawine!

  10. Sat1 behauptete in der Sendung Akte soeben, Material von Privatermittlern zugespielt bekommen zu haben, die seit September 2004 (!) an dem Fall dran seien. Hintermänner der verschobenen Spiele sollen laut dieser Informationen die Betreiber des Berliner Lokals Cafe King sein und aus dem “kriminellen kroatischen Milieu” (O-Ton) stammen. Angeblich hätten diese Personen mit Wetten auf verschobene Spiele Gewinne in Höhe von EUR 900.000 erziehlt. Den Kontakt zu Hoyzer und weiteren Schiedsrichtern bei Hertha BSC habe ein kroatischstämmiger Schiedsrichter hergestellt. Die Betreiber des Lokals ihrerseits bereiten über ihre Anwälte angeblich eine Erklärung vor, die noch weitere Kreise einbeziehen soll.

    Wie gesagt mit Vorsicht zu genießen, Qualitätsjournalismus a`la Sat1. Schwer nachzuvollziehen, wie ein Angestellter des Wettbüros in der Potsdamer Str. in Berlin Schöneberg vor laufender Kamera und während des Geschäftsbetriebes bereitwillig Auskünfte über die Wetteinsätze seiner Kunden gibt.

  11. Mal platt gefragt: wie groß kann die Verstrickung sein, wenn Hoyzer gerade mal 5 Spiele verschoben hat und dafür auch nur in der Größenordnung jeweils 10 – 20.000,- EUR bekommen haben soll.

    Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir gerade erleben wie sich einige Leute ziemlich aufblasen und auch ein Hoyzer versucht seinen “Preis” als Kronzeuge erst mal hochzutreiben.

    Was für ein Sinn macht eine lauthals Tage vorher angekündigte Aussage als Kronzeuge, wenn jedermann dadurch hinreichend Zeit bekommt Spuren zu verwischen oder unterzutauchen.