WM-Tach 8

[12h28] Der DFB hält heute schon zwei Minuten früher Audienz. Wenn ich es eben richtig verstanden habe, gibt es morgen keine PK.

Zu Gast heute Jürgen Klinsmann, heute im schwarzen T-Shirt, sieht recht ernst aus.

Heute wurde umdisponiert und Fitnesstraining gemacht: Kraft, Explosivität und Fitness. Die Spieler haben bis morgen 18h frei, dürfen sogar nach Hause fliegen, während man sich im Trainerstab den Kopf über Ekuador zerbricht. Ekuador wird als vollwertiger Gegner angegangen, also nicht mit einer B-Mannschaft oder einem Ballack der wg. Gelbgefahr auf die Bank gesetzt werden würde.

Ekuador bestätigt bislang im Turnier seinen dritten Platz in der Südamerika-Quali und dass sie nicht nur in der Höhenluft von Quito zuschlagen können.

Als zweiter kommt Philipp Lahm auf die Bühne, ohne das sensationell neue Erkenntnisse bekanntgegeben werden. Philipp Lahms Statement sind recht glatt, schon fast substanzlos. Als ob es einen Teleprompter gäbe, wird Punkt für Punkt alles abgehakt: dufter Teamgeist, Konzentration auf das Ziel. Bescheidenheit, Ehrgeiz etc…

Dritter Mann: Hitzlsperger. Gleiche Rhetorik.

[11h22] Sensation: Klinsmann hält die Nominierung von Däjvid Odonkor für einen Fehlgriff, für eine Zeitverschwendung! Okay. Nicht Jürgen Klinsmann, aber dem Jürgen Klinsmann dem seine Mutter Schwägerin Barbara.

[10h58] Das französische Lager: Malouda ist für Sonntag wieder voll einsatzfähig. Als Ursache für seine plötzliche Absenz letzte Woche wird eine Hämorrhoiden-OP angegeben. Zu den diskutierten Themen gehört auch der Ersatz von Malouda, Franck Ribéry, den viele eher als Joker für die letzte halbe Stunde sehen.

In einem Interview zog Trainer Raymond Domenech – wenig überraschend – eine positive Bilanz des Spiels gegen die Schweiz. Frankreich war willig und stand hinten gut,ließ nur drei Chancen zu. Negativ sei ihm aufgefallen, dass man zuwenig “Phantasie” im Angriff gezeigt hat, um den Gegner in Schwierigkeiten zu bringen. “Diese Mannschaft weiß sich reinzuhängen, auf dem Platz zu stehen und den Ball zu wiedererobern. Nun muss sie die Hunde rauslassen um mehr zu spielen“.

Im Interview benützt Domenech immer wieder das Wort “Solidität”, “Solidität”, “Solidität”. “Solidität” als Fundament, als Ausgangsbasis. Nun wäre man so solide in der WM angekommen, dass man von dieser Ausgangsbasis aus, sich befreien und aufspielen kann.

Domenech deutet an, dass es möglicherweise keinen Wechsel in der Mannschaft für das Südkorea-Spiel geben könnte, da das oben erwähnte “befreit aufspielen” eher eine Kopfsache der gesamten Gruppe sei, als dass es sich an einzelne Spieler festmachen ließ. Die Abwehr soll sich mehr in den Spielaufbau einbringen, aber bei gegnerischen Ballbesitz genauso tief stehen wie bislang.

Frage an Domenech: Sind Sie sich bewusst, dass das Spiel gegen die Schweiz in Frankreich zu einer großen Enttäuschung geführt hat? Was sagen Sie den Fernsehzuschauern?
Domenech: Gedul, Geduld. Ich gehe davon aus, dass Sie die Wahrheit sagen und die Menschen zuhause wirklich nicht enthusiasmiert waren. Bei uns in der Mannschaft war es anders. Wir gehen weiter um den Weg bis zum Ende zu gehen. Es müssen sieben Spiele gewonnen werden, nicht eins.

[10h55] Bei BBC Five Live schlagen sich die Anrufer inzwischen erwartungsgemäß die Köpfe ein, ob nun das Land Massensuizid durchführen soll, Stolz auf seine Jungs sein kann, die Deutschen Waschlappen sind und Ekuador das Heißeste seit Frittenfett ist.

[9h19] Daily Mirror mit der Headline “We’re throo!”

[9h13] Die Fußballexperten von BBC Five Live referieren über die weiteren WM-Chancen von England und fragen sich, ob England in den Playoffs den Schalter umlegen kann und ob Ekuador oder Deutschland der bessere Gegner sei.

Man fand auch die gestrigen Pressekonferenzen der beiden Trainer interessant. Erst kam Beenhakker in den Raum und referierte wie sich England in den nächsten Spielen steigern muss, wie schnell England ungeduldig wurde und die Brechstange auspackte (lange Bälle von weit hinten) und damit sein starkes Mittelfeld aus dem Spiel genommen hat. Beenhakker ging und es kam Eriksson und seine ersten Worte waren, dass die Partie gezeigt hat, wie geduldig England agierte.

[7h46] Mahner Felix Magath im Hamburger Abendblatt:

Applaus! Dieses rassige Spiel hat beim Zuschauen richtig Spaß gemacht. Da war alles drin: Tempo, Bewegung, Engagement, Begeisterung, Dramatik und ein glückliches, wenn auch folgerichtiges Ende. Mit diesem 1:0-Sieg gegen Polen hat die deutsche Mannschaft endlich wieder eine Duftmarke im Weltfußball hinterlassen. Dieser Erfolg wird uns ein Stück jenes Respekts zurückbringen, den wir in den vergangenen Jahren verspielt haben. Mit dieser Leistungsbereitschaft, davon bin ich überzeugt, können wir im Turnier weit kommen

Sorge bereitet mir allerdings der hohe Aufwand, den die Mannschaft für diesen Erfolg treiben mußte; gegen einen Gegner, der nicht zu den WM-Favoriten gehörte. Mehrere Spiele dieser Intensität könnten auf dem Weg zum Finale zuviel Kraft kosten. Brasilianer, Argentinier, Italiener und Engländer zeichnete in ihren ersten Begegnungen weit größere Effektivität aus. Das droht irgendwann den Unterschied auszumachen […]

Natürlich haben wir im Angriff zu viele Torchancen ausgelassen. Solche Tage gibt es. Auch wenn Podolski sich erneut weit weniger als Klose gut in Szene setzen konnte, würde ich beider Leistungen nicht auseinanderdividieren wollen. Stürmer bilden für mich eine Einheit, der eine profitiert von der Arbeit und dem Einsatz des anderen – einer jedoch fällt dabei gewöhnlich stärker auf. Daß wir diese Vielzahl an Möglichkeiten hatten, spricht dafür, daß Kloses und Podolskis Laufwege und Raumaufteilung stimmten. Die Tore werden folgen.

[7h13] BBC Five Live ist eingeschaltet und Thema ist das gestrige England-Spiel, wobei die Geschichte mit dem Ziehen an den Rastalocken bislang kein Thema ist. Uups, kaum schreibe ich es, wird es in der BBC erwähnt. Schulterzucken. Es passiert halt auf Fußballplätzen. Premier League, Champions League, so what?

Die englischen Fans sind überglücklich, der spielerisch dürftige Sieg hat dem Jubel und der Brustbreite englischer Fans keinen Abbruch getan.

Ganz schwer beeindruckt zeigt man sich von Leo Beenhakker, der eine sehr unterhaltsame und kluge Pressekonferenz nach dem Spiel hielt, u.a. mit dem goldenen Satz zum einfallslosen englischen Spiel: “Alle Trainer fahren auf der gleichen Straße, aber wir fahren alle in unterschiedlichen Wagen.” (“We (coaches) are all driving on the same road but we are all driving different cars“).

Die “Sollbruchstelle” Owen/Eriksson existiert weiter. Owen zeigte sich in einem Interview angefressen, dass die Schuld an seiner Effektivität ausschließlich ihm gegeben wird und nicht der miserablen Unterstützung bzw. Anspielen. Es wird allgemein erwartet, dass Owen im Spiel gegen Schweden auf die Bank muss.

Im Stadion sangen bei der Rooney-Einwechslung die Fans “Are you watching, Alex Ferg-u-son?”. Die Sun berichtet dass ManUtd noch einen Last-Minute-Versuch bei der FA machte, um einen Einsatz von Rooney zu verhindern.

David Pleat, Analyst bei ITV und (Ex-)Trainer, zerlegt im GUARDIAN das englische Spiel. Der Grundfehler war, dass sich die beiden Außenverteidiger A. Cole und Carragher zuwenig nach vorne arbeiteten und das englische Spiel vorzugweise aus hohen Diagonalpässen aus dem Halbfeld auf Crouch bestand. Die englische Abwher hat sich viel zu wenig ins Angriffsspiel eingeschaltet, obwohl sie hinten meistens nur gegen einen TriTob spielte.

In den Medien überwiegt ein “Hauptsache gewonnen, über den Rest reden wir später”

[7h10] Es hat geregnet. Zumindest in Hamburg. Es darf übrigens auch wieder über Deutschlands Fußballplätzen naß werden: die FIFA hat wohl die Regelung zum Wässern des Rasens (nur bis zu fünf oder sechs Stunden vor Anpfiff) aufgehoben. Nun darf vor Ort entschieden werden ob auch kurz vor Anstoß noch gewässert wird.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wann wird eigentlich Magaths Nachfolger von den Bayern vorgestellt?

  3. Die Barbara ist dem Jürgen seine Schwägerin.

  4. Um es in korrekten Klinsmann-Deutsch auszudrücken:

    die Barbara , die wo meine Schwägerin isch

    seine Mutter heisst “Siegfried und Martha” :-)

    (siehe http://www.klinsmann.us/bakery4.htm)

  5. Wieso Gelb-Gefahr bei Ballack? Nach der Vorrunde werden doch die gelben Karten gelöscht, oder?

  6. @Atterl: “nach der Vorrunde gelöscht” stimmt nicht ganz. Wer sich im dritten Vorrundenspiel eine zweite Karte einfängt, ist im Achtelfinale gesperrt. Wer sich hingegen im Achtelfinale eine zweite einfängt, dem passiert nix.

  7. Ah verstehe, danke. Sollte nicht dem ORF-Moderator zuhören….

    Die Regelung ist aber wieder mal FIFA-mässig, also total bescheuert, oder!? Wer lässt sich denn sowas einfallen?

  8. “Nach der Vorrunde werden alle gelben Karten, sofern sie nicht eine Sperre hervorrufen, gelöscht ”

    sowas lässt sich natürlich nur der Blatter , Sepp einfallen

    hopp schwyz