WM2010-Test: Japan – Südkorea 0:2

Heute mittag spielten Japan und Südkorea – zwei Vertreter des asiatischen Verbandes im direkten Aufeinandertreffen ihre drittletzte Test-Partie vor der WM.

Aufstellung Japan

  • #1 Narazaki
  • #5 Nagatomo – #22 Nakazawa – #2 Abe – #15 Konno
  • #7 Endo
  • #17 Hasebe
  • #18 Honda – #10 Nakamura – #16 Okubo
  • #9 Okazaki

Abwehr

#22 Nakazawa und #5 Nagatomo waren recht agil. #5 Nagatomo war mit seiner Präsenz auf der rechten Seite auch einer der besten japanischen Spieler.

Mittelfeld

#7 Endo spielte deutlich zurückgezogener als das restliche Mittelfeld, klassischer Staubsauger der hinten aufräumt und bei jedem Spielaufbau seinen Fuß mit drin hatte. Nicht immer sicher im Tackling und nicht immer intelligent im Spielaufbau.

Der Wolfsburger #17 Hasebe hing irgendwo im luftleeren Raum zwischen Offensive und Defensive.

Sämtliche Kreativität im japanischen Spiel kam ausschließlich vom Spielmacher #10 Shunsuke Nakamura, der in der 1ten Halbzeit eher rechts spielte und ein gutes Duo mit #5 Nagatomo gab. In der 2ten Halbzeit spielte Japan mit einem Dreier-Offensiv-Mittelfeld hinter der einzigen Sturmspitze und Nakamura rückte ins Zentrum. Nakamura ist nicht nur heute eigentlich der einzig torgefährliche japanische Mittelfeldspieler.

Sturm

#9 Okazaki war über die komplette Spielzeit ungefährlich, bekam aber auch keine guten Anspiele. Besser wurde es in der Schlußphase als #19 Morimoto kam und mit Dribblings und Schnelligkeit Wirbel reinbrachte.

Japan unterlag Südkorea im Saitama Stadion in einem schwachen Spiel 0:2.

Die 1:0-Führung für Südkorea fiel in der 5ten Minute. Der südkoreanische Kapitän und Manchester Utd-Spieler #14 Park Ji-Sung knöpfte auf halbrechts den Japanern im Spielaufbau den Ball ab, absolvierte über 10-15m ein Solo, ehe er aus 20m abzoge. Kein scharfer Schuß, aber platziert, flach links rein. Der japanische Torhüter #1 Narazaki hatte das Pech dass der Ball aufgrund eines Platzfehlers kurz vor ihm aufsprang und über die ausgestreckte Hand hinweg sprang.

Das 2:0 wurde in der Nachspielzeit per Foulelfmeter von #19 Park Chu-Young erzielt. Ein südkoreanischer Stürmer wurde lang geschickt, #1 Narazaki kam aus dem Kasten raus, aber nicht rechtzeitig an den Ball ran und brachte den Stürmer zu Fall.

Es war eine recht lahme Partie, bei der Südkorea nicht so richtig wollte und Japan nicht so richtig konnte. Mit Wohlwollen kann man von vier Torchancen auf südkoreanischer und einer auf japanischer Seite sprechen.

Südkorea machte das Mittelfeld mit viel Physis zu und versuchte mit steilen Zuspielen seine Offensivkräfte zu schicken. Die Abwehr wurde von den Japanern nur selten gefordert. Nachdem den Japanern das Zentrum im Mittelfeld geraubt wurde, hatten die Blauen keinen Plan B parat. Der Spielaufbau geschah zu langsam. Anfangs konnte man noch vorallem über die rechten Flügel was machen, aber nach einer halben Stunde wurde auch das dicht gemacht und es reihte sich ein Ballverlust nach dem anderen an. Sehr viele Fehlpässe der Japaner beim Spielaufbau – nicht zuletzt weil man irgendwann auf lange Bälle für die Offensivkräfte umschaltete.

In der zweiten Hälfte ging etwas mehr über die linke Seite, aber es blieb bis in den Schlußminuten harmlos. Die beste Phase kannte das japanische Spiel in den letzten Minuten als Stürmer #19 Morimoto reinkam, auf halblinks für Chaos sorgte und Löcher für seine Kollegen aufriss.

Aufstellung Südkorea

  • #1 Jung Sung-Ryong
  • #24 Cha Du-Ri – #30 Kwak Tae-Hwi – #25 Lee Jung-Soo – #17 Lee Young-Pyo
  • #27 Lee Chung-Yong – #22 Ki Sung-Yong – #28 Kim Jung-Woo –#14 Park Ji-Sung
  • #10 Yeom Ki-Hun
  • #12 Lee Keun-Ho

Mannschaft

Da die Mannschaft durch die Japaner nicht ausgetestet wurde, kann man nicht viel sagen. Das Mittelfeld ist im Zentrum defensiv stark. Beide Flügel sind bemüht das Angriffsspiel nach vorne zu treiben. Leader ist der Premier League-Spieler #14 Park Ji-Sung, der immer wieder versuchte das Spiel anzuschmeißen und nach hinten der erste Tackler war.

Vom “Wuselfaktor” einstiger japanischer Nationalmannschaften ist unter Trainer Takeshi Okada immer weniger zu sehen (vgl. WM-Quali Japan – Australien, Feb 2009). Vom damals angedeutete Flügelspiel gab es allerdings bis auf den rechten Flügel in der ersten Halbzeit mit #5 Nagamoto und #10 Nakamura nicht viel zu sehen.

Die Abstände zwischen der Abwehrreihe und dem Mittelfeld waren enorm, vorallem als Nakamura in der 2ten Halbzeit ins Zentrum rücke und Nagamoto seinen Anspielpartner rechts verlor. Hier wäre vorallem Hasebe als Scharnier zwischen Abwehr/Endo und der Offensive gefragt gewesen, aber das Spiel lief an ihm vorbei.

Hinsichtlich der WM muss den Japanern die völlige Harmlosigkeit Sorgen machen. Zuhause vor ausverkauftem Haus gegen den “Erzfeind” spielen und dann nur eine Torchance herausspielen? Ein Blick auf die Spiele der Japaner gegen einigermaßen starke Gegner seit dem letzten Herbst:

  • 0:3 in den Niederlande
  • 4:3 gegen Ghana (auf neutralem Platz)
  • 2:0 gegen Schottland
  • 5:0 gegen Togo
  • 0:0 in Südafrika
  • 0:0 gg Venezuela
  • 0:0 gg China
  • 1:3 gg Südkorea
  • 0:3 gg Serbien

Nimmt man die zwei Ausreißerspiele gegen afrikanische Mannschaften raus, bleiben drei Treffer in acht Spielen übrig. Das sieht wirklich nicht gut aus, was Japan da vorne für die WM anzubieten hat. Die WM-Gegner: Kamerun, Niederlande und Dänemark.

Viel konnte man in Sachen Südkorea nicht herauslesen, außer dass sie einen klar besseren Eindruck als die Japaner machten. Sie agierten selbstbewusster und schienen zu wissen was sie taten. Im Mittelfeld war das knackige Defensivarbeit und nach vorne hin eine durchaus agile Offensive, die sich aber nicht anzustrengen schien.

Das mit der knackigen Defensive läßt sich auch an den Begegnungen seit letzten Herbst ablesen.

  • 1:0 gg Paraguay
  • 3:1 gg Australien
  • 2:0 gg Senegal
  • 0:0 in Dänemark
  • 0:1 gg Serbien (auf neutralem Grund)
  • 2:4 gg Sambia (neutraler Grund, Ersatzmannschaft)
  • 2:0 gg Finnland (neutraler Grund)
  • 1:0 gg Lettland (neutraler Grund)
  • 0:3 gg China (neutraler Grund, Ersatzmannschaft)
  • 3:1 in Japan
  • 2:0 gg Elfenbeinküste (neutraler Grund)
  • 2:0 gg Ekuador

Nimmt man die zwei Spiele raus, wo Südkorea anscheinend mit zweiter Garnitur angetreten ist, macht das drei Gegentore in nun elf Spielen. Das riskiert ein dickes Brett für die WM-Gegner Griechenland, Argentinien und Nigeria zu werden.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Dogfood, ich habe noch nicht herausgefunden woher es kommt, aber dein Interesse am jap. Fußball ist mir schon häufiger aufgefallen. Bemerkenswert!

    Neben dem Problem, dass Japan keinen adäquaten Stürmer hat (das Problem können sie jetzt eh nicht lösen), sehe ich eine mittelgroße Baustelle im Mittelfeld. Sowohl Endo als auch Hasebe sind keine klassischen Sechser und könnten ihre Offensivstärke wesentlich besser entfalten, wenn ihnen jemand den Rücken frei halten würde.

    Die IV alleine ist dafür aber zu unsicher. Nakazawa ist ein Guter, aber nicht mehr der Jüngste. Er könnte etwas hüftsteif sein. Alternative wäre ein echter Staubsauger vor der Abwehr. Das kann im Prinzip nur Inamoto spielen (oder Tulio, wenn er nicht in der IV steht). Wurde in Japan schon diskutiert, der Tenor in den Medien war aber, dass dieses System zu “negativ” sei. Daher ist fraglich, ob Okada so etwas machen würde. Sinn hätte es jedenfalls. Gerade Endo könnte seine Kreativität entfalten und damit Japan abseits von Nakumura etwas unberechenbarer machen.

    Interessant wird natürlich auch wie sich Honda nach seiner guten Entwicklung in Europa im Nationalteam schlägt. Matsui wäre auch noch eine Alternative für die linke Außenbahn. Das Mittelfeld könnte dann so aussehen:

    —————-Inamoto—————–
    ——-Hasebe———-Endo———-
    Nakamura———————Honda

  3. Sehr interessant, danke schön! Hoffe auf weitere ähnliche Spiel-Beobachtungen in den nächsten zwei, drei Wochen.

  4. Auch von mir ein großes Lob … und eine kleine Hoffnung, so etwas in den kommenden Wochen vermehrt zu lesen. Gerade die asiatischen Teams kann ich mit dem Fokus auf europäischem Vereinsfußball relativ schlecht einschätzen. Als ein japanischer Journalist aus dem Hasebe-Tross mir am Rande einer BuLi-Partie einen Umfragezettel zu deren Nationalmannschaft in die Hand drückte, den ich ausfüllen sollte, ist mir das wieder erschreckend aufgefallen … Danke hierfür.

  5. Portugal ist grad auch noch nicht wirklich in WM Form

  6. Schließe mich der Hoffnung auf weitere Spielbeobachtungen vor der WM an.

  7. Veh neuer Trainer beim HSV. Basti neuer Sportchef. Keine Premiumlösung. Reinhardt als Integrationsfigur neben Urs. Quasi als Bindeglied zur Mannschaft. Ein 100%er HSVer. Gute Lösung. Aber Veh. Ok, Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart, aber davor und danach…?!? Der HSV backt kleine Brötchen, wenn man überlegt welche Namen im Gespräch waren: Klinsmann, Keegan etc.
    Zumindest muss keine Ablöse gezahlt werden.
    Zumindest kann jetzt Afellay fix gemacht werden.
    Zumindest herrscht jetzt erstmal Ruhe, Nur wielange?