Bundesliga-Unschau: 2011/12: Hannover 96. Bleibt weg vom Tor.

Hannover 96 war der vermutlich größte Flop meiner letztjährigen Tipps und den Sommer über war ich ein Verfechter der These, das Hannover dem “Hertha/Favre-Syndrom” zum Opfer fallen und ein gurkiges zweites Jahr erleben wird, weil sich Freund und Feind auf Hannover 96 einstellen werden.

Zum Thema “auf Hannover 96 einstellen“: ich lade alle herzlich dazu ein, beim Europa League-Spiel gegen Sevilla oder am nächsten Wochenende mal darauf zu achten, wie Torwart #1 Ron Robert Zieler die Abschläge mit ruhendem Ball oder aus der Hand heraus macht. Ich habe zirka 45-60 Minuten der Partie Nürnberg – Hannover gesehen und nicht einen einzigen Abschlag gesehen, der nicht auf die beiden äußeren offensiven Mittelfeldspieler OM #34 Rausch und OM #28 Stindl ging – und geschätzt 80% der Abschläge kamen auch an. Man sollte meinen, dass sich ein Gegner darauf einstellen könnte, aber…

Die B-Story

Die “B wie Ballack”-Story muss ausfallen. Es gibt keine Sollbruchstelle die durch die Medien geprügelt werden kann. In der letzten Saison wurde im Rahmen der Vertragsverlängerungen mit Sportdirektor Schmadtke und Slomka darüber spekuliert, dass der eine dem anderen nicht mal das Schwarze unterm Fingernageln gönnen würde. Davon ist in dieser Saison nichts zu spüren. Schmadtke scheint komplett untergetaucht zu sein – vermutlich auf der Suche nach Bundesligaspielern auf Vanuatu, Sao Tome e Principe oder Grönland.

Wenn ich mir denn eine potentielle Sollbruchstelle aus den Fingern saugen müsste, dann würde ich sie im Ehrgeiz von Mirko Slomka verorten … wenn ein “großer” Job anklopft, kann ich mir vorstellen, das Slomka schneller weg ist, als man die Aufschrift auf den Möbelwagen buchstabieren kann.

Über den 96er-Style wurde schon letzte Saison viel gesprochen. Zwei Viererketten hinter der Mittellinie, an der Mittellinie Pressing betreiben, Ballverluste provozieren und dann schnelle Spielumschaltung mit vertikalen Spiel und viel Zug zum Tor.

Es ist interessant die Feinjustierungen zu beobachten, die Slomka in petto hat – zumindest an den bisherigen zwei Spieltagen. Zuhause wurde Hoffenheim der Zahn gezogen, in dem man sehr viel höher als gewohnt presste und damit den Ball gar nicht erst bis zu der spielstarken Offensive von Hoffenheim kommen ließ.

Gegen Nürnberg reichte es auf beiden Flügeln die Räume zu verengen und den ballführenden Spielern zu doppeln um die Achsen Pinola/Esswein und Chandler/Mak aus dem Verkehr zu nehmen. Damit konnte Nürnberg seinen Stürmer Pekhart nur noch mit langen Bällen anspielen und den Rest tat dann die Abseitsfalle der Hannoveraner.

Die Grundphilosophie hinter dem Spiel von H96 ist es den Gegner vom Tor wegzuhalten. Mit der Waffe Abseitsfalle konnte gegen Hoffenheim und Nürnberg weit weg vom Tor verteidigt werden. Und in dieses Schema passen auch die Abschläge von Zieler auf Rausch und Stindl rein. Anscheinend um Ballverluste in der eigenen Hälfte zu vermeiden, wählt Zieler diese weiten Abschläge – wohlgemerkt auch nicht tief ins Zentrum, sondern weit außen, wo sich Ballverluste leichter verschmerzen lassen und der eventuell im Ballbesitz gekommene Gegner schneller isolieren lässt.

Kaderänderungen

Eine Auswahl an Zu- und Abgängen

  • Abgänge: TW Fromlowitz
  • Neuzugänge: LV/LM Pander, DM Hauger, ST Sobiech

Im Kader hat sich kaum etwas getan. Es ist recht gezielt für die Tiefe eingekauft worden – auch hier scheint sich zu bestätigen dass Slomka nicht wirklich darauf aus ist, mehr Ballbesitz-Fußball zu spielen oder ähnlich gravierende taktische Änderungen vorzunehmen.

Slomka profitiert davon, dass sein Grundgerüst fast die komplette letzte Saison zusammenblieb. Selten dass Slomka in der letzten Saison auf den Defensivpositionen zwei Änderungen auf einen Schlag vornahm. Das stellt immerhin die Frage, wie gut die Mannen dahinter sind, um bei längeren Verletzungen einzuspringen und wie gut Hannover eine Verletzungsserie kompensiert könnte.

Vorne wurde zwar in den vergangenen Jahren ST #11 Ya Konan gepriesen, aber Hannover ist in einem weitaus geringeren Maße von einem Ausnahmestürmer abhängig als z.B. Freiburg (Cissé) – wie nicht zuletzt dieser Ya-Konan-lose Saisonstart zeigt. Abdellaoue schießt genauso Tore (2010/11: 10 Tore) und im Hintergrund arbeitet #13 Jan Schlaudraff de-facto mehr als freier Mittelfeldspieler denn als Sturmspitze.

Hannover 96-Blogs

Wichtige Bedeutung nehmen auch die schon oben angesprochenen Stindl und Rausch ein, die gegen Nürnberg u.a. nach den Zieler-Abschlägen den Ball gut behaupten konnten. Insgesamt ist die Offensive von Hannover sehr gut zwischen Geschwindigkeit, technischen Fähigkeiten und Spielintelligenz austariert.

Hannovers Taktik bleibt abseits von einigen Feinjustierungen limitiert und ist immer davon abhängig, was ihm der Gegner anbietet. Wie es typisch für diese Mannschaften ist, sind sie darauf angewiesen, denn Ball früh zu erobern, weil sie spielerisch nicht in der Lage sind, einen Angriff über 90 Meter sauber durchzudeklinieren. Dies haftet immer etwas billiges, etwas schmarotzerhaftes an: wenn der Gegner nichts liefert, kann man auch nichts anrichten.

Auf der anderen Seite steckt Cleverness im System. Die Rolle von Stindl und Rausch. Die Abseitsfalle. Die – hier noch nicht erwähnt – guten Standards. Von den geistesverwandten Mannschaften Freiburg, Mainz und Nürnberg ist Hannover die kompletteste und stabilste Mannschaft und in der Bundesliga sehe ich abseits von den Top Drei keine Mannschaft die wirklich zwingend oberhalb von Hannover anzusiedeln ist.

Es wird spannend sein, dieses Konzept im europäischen Vergleich zu sehen. Gegner Sevilla in der Europa League ist dann ja auch gleich eine Meßlatte.

Da… jetzt habe ich es gejinxt. So wie letztes Jahr, als ich Hannover 96 als klaren Absteiger sah.

Depth-Chart Hannover 96 (4-2-2-2/4-2-3-1/4-1-4-1)

  • Torwart:
    Zieler/Miller
  • Abwehr:
    Chahed/Cherundolo – Pogatetz/Haggui/Eggimann/Avevor – Schulz/Pander
  • Sechser:
    Pinto/Schmiedebach/Hauger/Stindl/Lala
  • Offensives Mittelfeld:
    Stindl/Stoppelkamp/Carlitos – Rausch/Pander/Stindl
  • Stürmer:
    Ya Konan/Abdellaoue/Schlaudraff/Sobiech

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Gestern im Kommentar zur FC-Umschau hatte ich mir den 96-Artikel noch vor Sevilla gewünscht und ZACK, da isser. Flotte Erledigung ;-) !
    96 ist letztes Jahr nicht nur hier ganz klar als Absteiger gehandelt worden, die sog. Fachmagazine und Promitipps sahen die Roten einstimmig im Keller. Ob dieses das erwartete schwere zweite Jahr wird, steht noch nicht fest. Denn in der Tat gibt es keinen bunten Strauß von taktischen Möglichkeiten, über den die Mannschaft verfügt. Mit Pander ist ein Spieler geholt worden, der bei Rückstand mal als Flankenmaschine verwendet werden kann, um mit dem Kopf etwas zu erzwingen, der dazugehörige Stürmer ist aber (noch) nicht in Sicht. Erwähnung sollte neben den vielen richtigen Beobachtungen von Kai das defensive Mittelfeld mit Pinto und Schmiedebach (kommender Star) finden. Es macht Spass, diesen bissigen Hunden über 90 Minuten beim Bellen und Beißen zuzuschauen, da wurde in der letzten Saison vielen im OM spielfreudigen Mannschaften der Zahn gezogen.
    Ich war nie ein großer Fan von Slomka, noch bei der Feier des Klassenerhalts in der schwierigen Saison 09/10 lief der übers Feld und es war ihm anzusehen, dass er selbst nicht wusste, wie das nochmal gutgegangen war. Seine Erfolge auf Schalke hatte ich dem starken Schalker Kader der Ragnick-Ära zugeordnet. Aber Slomka ist aktuell der BuLi-Trainer, der am ehesten den Bestand seiner Mannschaft aufgenommen und ihr ein passendes Spielsystem gegeben hat: Balleroberung und der berümte mit der Stoppuhr trainierte Abschluss innerhalb von 10 Sekunden. Diese Anpassung des Systems, an das was der Kader hergibt ist eine Fähigkeit, die die van Gaals, Dutts, Solbakkens und Oennings (noch) nicht belegt haben. Auch seine Personalentscheidungen (Zieler) passen bisher. Das Händchen von Schmadtke nicht zu vergessen. Aber völlig richtig, wer den Flirt von Slomka mit Wolfsburg vor der Vertragsverlängerung vor Augen hat, weiss, wie schnell es gehen würde, wenn eine fette Adresse der Bundesliga auf der Matte steht. Gilt für Schmadtke übrigens auch.
    Die Roten jetzt unter den Top 5 einzuordnen, ist natürlich als gemeiner Versuch des Jinxens zu bewerten, erinnert sei zB daran, dass die Niederlagen letztes Jahr, so sie denn kamen, gerne deftig ausfielen, 4 Gegentore Standard. Wenn der Gegner führt, fehlt es eben an Spielaufbau, um das Tor gegen eine tiefstehende Hintermannschaft zu erzwingen. 96 hat in den letzten Jahrzehnten so wenig Anlass zu Optimismus gegeben, dass ich ihn mir aber trotzdem nicht verkneife: Wir werden 6ter!

  3. Mir gings genauso, hatte Hannover letzten Sommer auch sehr weit unten angesiedelt. Das war sicher ein Fehler, bin jedoch schon überzeugt, dass das erste Saisonviertel damals etwas glücklich lief. Man traf da fast ausschliesslich auf Teams, die Probleme hatten (Schalke, Wolfsburg, Bremen, teils Leverkusen), generell eher schwach waren und/oder anfällig waren für den Hannover-Stil (Frankfurt, Kaiserslautern, St. Pauli, Köln). Wären stattdessen Mainz, Hoffenheim, Dortmund, Freiburg auf dem Programm gestanden, würden wir jetzt vielleicht über etwas anderes reden…

    Aber den Rückenwind haben Slomka&Co. sehr, sehr gut genutzt, das Team geformt und Spieler weiterentwickelt. In der Rückrunde war man dann wirklich ein gutes Mittelfeld-Team und deshalb glaube ich auch nicht an einen grossartigen Einbruch diese Saison. Mittlerweile sind die Abläufe so eingespielt und die Qualität so hoch, dass auch Teams, die sich besser auf Hannover einstellen weiter Mühe haben werden. Wahrscheinlich wird sich noch eines entwickeln, aber sehe momentan auch kein Team ausserhalb der Top3, das zwingend vor Hannover landen müsste.

    Alles in allem mag ich Hannover trotzdem weiterhin eher nur so halbwegs… Sind für meinen Geschmack etwas zu viele aggressive – oder negativ ausgedrückt: dreckige – Spieler im Team. Aber einen bewundere ich, Lars Stindl – meines Erachtens der meistunterschätzte Spieler der Liga, gibt keinen kompletteren Flügel. Defensiv sehr gut, verteidigt vor allem geschickt, selten am Boden, gutes Positionsspiel, läuft Bälle ab, zweikampfstark, kopfballstark, effektiv im Pressing, schnell, schlau, abschlussstark.

  4. Schöner Beitrag zu 96 :)

    @Leverkuehn

    Hinsichtlich des Optimismus möchte ich auf die Zeit ende der 90er/ anfang des neuen Jahrtausends hinweisen wo durchaus junge Spieler mit viel Potenzial in Hannover waren. Asamoah, Blank, Addo etc. Außerdem hatten sie mal einen Trainer namens Rangnick :D

    War damals ne schöne Zeit den Spielen von 96 im Stadion beizuwohnen und die aufgereihten Perlenketten bei der Arbeit zu beobachten.

    Optimismus konnte man schon damals verspüren, nur das Hannover die Eigenschaft hat sich auch öfters mal selber ins Knie zu schießen.

    Ich hoffe einfach mal das nun ein paar Jahre (träum) guter und erfolgreicher Fußball in Hannover gespielt wird.

  5. @BenHasna
    [quote]bin jedoch schon überzeugt, dass das erste Saisonviertel damals etwas glücklich lief. Man traf da fast … generell eher schwach waren und/oder anfällig waren für den Hannover-Stil (Frankfurt, Kaiserslautern, St. Pauli, Köln). [/quote]
    Also St. Pauli hat am 7. Spieltag 1:0 in Hannover gewonnen. ;-)

  6. Da hätte ich auch noch einen @BenHasna:

    96 holte in der Hinrunde 31, in der Rückrunde aber immerhin auch 29 Punkte und war damit in der Rückrundentabelle auch mal locker 5. Also doch mehr als “gutes Mittelfeld”. Das ganze ist aber ein Phänomen das sich schon durch die ganze letzte Saison und auch den Verlauf der jungen bisherigen Saison zieht. Hannover ist konstant erfolgreich, fliegt irgendwo trotzdem unter Radar.

  7. “Hannover ist konstant erfolgreich, fliegt irgendwo trotzdem unter Radar.”

    …gilt nicht nur für den Klub, sondern auch für die Stadt.

  8. Ich frage mich, welche Konsequenzen die Rückkehr von Ya Konan haben wird… geht Schlaudraff stillschweigend auf die Bank oder kann er auch eine Rolle im Mittelfeld übernehmen?

  9. @sten: Hast du natürlich recht, Wolfsburg hat übrigens auch gewonnen damals gegen Hannover… Sorry, war etwas irritierend formuliert. Meinte nicht unbedingt, dass man sich in dieser Phase dank Punkten in allen Partien gegen diese schlechten/problembehafteten Teams ein Polster angesetzt hat, sondern dass der Spielplan insgesamt sehr vorteilhaft ausschaute.
    Etwa zwei schlechtere Spiele pro Saisonviertel gibts ja meistens, unabhängig von der Gegnerschaft, und da hilft es natürlich, wenn man die gegen St. Pauli und Wolfsburg einziehen kann und dann im Auftaktprogramm trotzdem noch 5, 6 Spiele hat, in denen man mit engagierter, “durchschnittlicher” Leistung punkten kann. Wäre daneben Mainz und Dortmund angestanden, wäre das schwierig geworden. Schon klar, wenn Dortmund und Mainz anstelle von St. Pauli und Wolfsburg angestanden wären, hätte es kaum einen Unterschied gemacht. Wobei es wohl aus Niederlagen gegen St. Pauli und Wolfsburg mehr zu lernen gab als es bei einem 0:3 in Dortmund gegeben hätte…

    Aber jo, wollte nur sagen, dass sich Hannover meines Erachtens kontinuierlich entwickelt und den besten Fussball nicht (wie Mainz z.b.) anfangs Saison letztes Jahr gespielt hat, im Gegenteil. Und dass diese Entwicklung vielleicht nicht möglich gewesen wäre ohne “glückliche Fügungen” – was aber den Erfolg, bzw. insbesondere die Entwicklung eben nicht schmälert, (im Gegenteil).

    @JensA: War nicht böse gemeint. Wie gesagt, ich fand Hannover spielte in der Rückrunde besseren Fussball als in der Hinrunde und verdiente sich da tatsächlich jeden der 29 Punkte. Aber jo, viel weiter hinten kann das “gute Mittelfeld” ja nicht beginnen, denn bald schon kommt das “normale Mittelfeld”… Und dachte, ich nenne das angesichts der guten bis sehr guten 29 Punkten, aber z.b. doch nicht herausragenden +6 in der Tordifferenz mal “gutes Mittelfeld”.

  10. Ach wie schön. Ein langer, guter Bericht über meine Roten und das auch noch so kurz vorm vielleicht bewegendsten Spiel seit langer Zeit. Oder wirds das langweiligste Spiel seit Jahren? Abwarten :)

    Mit Spannung hatte ich die B-Story aus Hannover erwartet, weil mir einfach keiner eingefallen wäre…Elegant gelöst. Denke aber auch das Thema Slomka wird erstmal kein Thema sein.

    Zum Thema “Erfolg der letzten Saison” habe ich vorn einiger Zeit auch was geschrieben. Es lag nämlich m. E. auch an der sehr guten (und glücklichen) Situation um die eingespielte Abwehr. Mehr dazu: http://runnerrunnertobi.wordpress.com/2011/04/10/warum-hannover-so-gut-ist/

    Sicherlich ist Hannover von Ya Konan nicht so abhängig wie es Freibugr von Cisse ist, aber Ya Konan hat das, was Abdellaoue fehlt: Er kann ein Spiel alleine entscheiden. Bei Abdellaoue hab ich immer, das Gefühl: Spielt der Rest schrott, kommt von ihm auch nicht so viel. Ya Konan ist in der Lage aus wenig bis gar nix ein Tor zu machen. Deshalb ist es wichtig, dass er gegen und insbesondere IN Sevilla am Start ist.

    Mit “Die – hier noch nicht erwähnt – guten Standards. ” können eigentlich nur die Offensiven Standards gemeint sein: Hinten brennt jedes Mal die Hütte, wenn es zur Ecke/Freistoß kommt. Gegen Nürnberg am Samstag wars besonders schlimm. Da muss eine Steigerung her. Im offensiven Bereich geht durchaus einige Gefahr von den Standards aus, das stimmt.

    Auch ich war letzte Saison recht pessimistisch wo H96 landen wird und nicht minder überrascht, wo sie schließlich gelandet sind. Aber, und das darf man nicht vergessen, es waren so verdammt viele knappe Dinger dabei. 2008/2009 wurde Hertha BSC 4. in der Abschlusstabelle. 14 ihrer 19 Saisonsiege waren mit nur einem Tor unterschied. Im Jahr darauf sind sie mit nur 24 Punkten abgestiegen.
    Hannover hatte 10 von 19 Siege mit einem Tor Unterschied letztes Jahr erzielt. Hoffentlich reichen die 36 Punkten ;-)

  11. @Tobi:
    Hertha ist doch kein wirklicher Vergleich. Die haben nach ihrem 4. Platz mal eben den halben Kader in die Wüste geschickt, den (sehr guten) Trainer unnötig demontiert und dann die Deutsche Meisterschaft als Ziel ausgeschrieben. Das konnte nur in die Hose gehen.

    @BenHasa:
    War auch keinesfalls als böse verstanden.

  12. Es macht wirklich wahnsinnig Spaß Hannover zuzugucken, wenn man verstanden hat, wie sie spielen. Ich war immer ein verfechter von Ballbesitz und -kontrolle und “den Ball ins Tor tragen”, aber Slomka und Hannover haben meinen Horizont da gewaltig erweitert.

    Ich glaube eine Stärke dieses schnellen Abschließens von Angriffen ist, dass alle Spieler gleich getaktet sind. Bei anderen Mannschaften traben bei einem Angriff die Stürmer meistens Richtung Mitte, um sich für den eigenen Ballbesitz in Position zu bringen oder um Verteidiger in die Mitte zu ziehen. Läuft jemand bei Hannover mit Ball nach vorne, bieten sich sofort alle Spieler im Lauf von den Verteidigern weg nach Vorne an, entweder von der Mitte nach außen kreuzend oder vom Verteidiger weg Richtung Seitenlinie. Und das passiert während der Rückwärtsbewegung des Gegners, so dass der sich nicht ruhig zur Abseitsfalle formieren kann, weil man in der Rückwärtsbewegung noch keinen richtigen Bezugspunkt zu den Mitspielern hat. Andererseits ist es für die Hannoveraner ein Vorteil, dass sie ihre Läufe gegen die Abseitsfalle des Gegners genau timen können, weil sie wissen, dass der Pass sofort kommt. Auch wissen die Spieler deswegen, dass sie nicht vergebens in den Raum laufen. Außerdem ist mehr Platz bis zur Grundlinie, in den die Spieler stoßen können, wenn der Ball auf die Seite und zurück in die Mitte gespielt wird, oder wenn der Pass in den Raum vors Tor kommt.
    Für mich ist die sensationelle Erkenntnis, dass Hannover die Angriffe ausspielt, wenn ein Spieler mit Ball Platz vor sich hat und somit Pässe in alle Richtungen spielen kann, was natürlich nach Balleroberung am häufigsten passiert. Vor allem beim Gegenstoß hat man dann Räume, die es nicht gibt, wenn der Gegner hinten formiert ist. Der Witz ist, dass andere Mannschaften mit dauerndem Ballbesitz gegen einen gestaffelten Gegner genau diese Situation erst mühsam mit wenig Platz mit extrem starken spielerischen Mitteln kreieren müssen. Das hat Hannover gar nicht nötig.
    Die Situation, dass sie gegen eine gestaffelte Mannschaft dauernd seitlich spielen müssen, kommt bei Hannover gar nicht auf. Für den Gegner bedeutet das oft für den Großteil des Spiels, dass sie sich ihr ganzes Gegen-den-Ball-System, was sie hauptsächlich bis zum Exzess trainieren, in die Haare schmieren können. Hannover erwischt den Gegner sozusagen dauerhaft auf falschem Fuß.

    Aber nicht nur beim Umschalten von Abwehr auf Angfriff ist Hannover stark, auch das Umschalten bei Ballverlust ist fantastisch. Es wird nach Ballverlust extrem gelaufen, um sich sofort vor den Ball zu stellen, damit der Gegner nicht den Raum und vor allem die Sicht bekommt, einen Pass in die Spitze zurechtzulegen. Das setzten sie fantastisch um, und alle haben das dafür nötige Spielverständnis. Vor allem Pinto ist damit gestern sehr aufgefallen.

  13. Ich würde das Slomka-Spiel gerne mal von einer Mannschaft sehen, die noch 10% mehr Pässe anbringt. Und überhaupt Slomka. Zumeist stiefeln Trainer vom Anfang bis zum Ende ihrer Karriere ihren Stil runter. Aber er hat da nochmal einen hübschen Dreh gefunden.

  14. @JensA
    Sicher hatte BErlin andere Vorzeichen damals. Aber es steht ausser Frage, dass Saison, in denen man viele Spiele nur knapp gewinnt, auch mal ganz schnell anders laufen können. Auch wenn H96 diese Saison gefallen an den 2:1 Siegen zu finden scheint. Von mir aus kanns so weiter gehen