Der Sonntag im Confed Cup: Wasserfolter

Der erste Spieltag des Confed-Cups setzte sich gestern mit Italien – Mexiko und Spanien – Uruguay fort. Bei beiden Spielen hatte ich den Eindruck, dass die europäischen Mannschaften dort fortsetzen, wo sie bei der EM aufgehört haben, während Mexiko und Uruguay stagnierten.

Italien gewann 2:1 gegen Mexiko. Italien war angenehm vorwärtsorientert, nahm aber für meinen Gechmack zuviele Schüsse aus zu schlechten Positionen. Das hatte viel von Schrotflinte. Balotelli fabrizierte das Mismatch des Tages. Was sein Gegner Maza (immerhin satte 1,91m) da gegen Balotellis physisches Spiel veranstaltete, da muss man als Trainer eigentlich Mitleid haben und ihn auswechseln.

Gegner Mexiko hat leider weiterhin seine Dreier-Abwehrkette eingemottet. So richtig gut sah die Abwehr nicht aus. Es wurden viele Pässe durch die Nahtstellen oder zurück in den Rückraum zugelassen. Dazu kommen zwei Sechser #6 Torrado und #17 Zavala, die quasi nicht anwesend waren.

Nach vorne gab es einen interessanten Spielaufbau, weil die beiden Innenverteidiger weit nach außen rücken, ohne dass sich ein Mittelfeldspieler zurückfallen ließ. Damit hatte man an Italien immer recht früh die Seite durchtelegraphiert, über die man kommen wollte.

Für Torgefahr reichte es bei Mexiko nur dank der individuellen Klasse von Hernandez und Santos. Letzterer ließ in der 34ten Minuten den Grobmotoriker aus Barzagli raus. Unter Bedrängnis eines pressenden Santos verhühnerte Barzagli im Strafraum den Ball und schubste Santos hinreichend schwer zum Elfmeterpfiff um. Mexiko kam damit zum Ausgleich wie einst die Jungfrau zum Kinde.

Italien mit der 1:0-Führung nach 28 Minuten durch einen direktverwandelten Freistoß von Pirlo, halblinks, 25m (gutes Timing: sein 100tes Länderspiel). Es gab Diskussionen um das Verhalten von Corona, der bei der Parade die Hände zurückzog. Für meinen Geschmack war das für einen Schlenzer überraschend scharf geschossen und Corono zog die Hände zurück, als er erkannte, dass er eh etwas spät dran sei.

Der 2:1-Siegtreffer für Italien (warum hat Italien bei dieser Überlegenheit so lange gebraucht?) kam in der 78te. Langer Ball in den Strafraum rein und Balotelli walzt sich an Maza und Mier vorbei.

Italien zeigt das es derzeit auf einem Niveau agiert, das bei der WM für minimum Viertelfinale reichen sollte. Mexiko bestätigte dagegen seine 2013er-Bilanz: 10 Spiele, 1 Sieg, 8 Unentschieden, Torverhältnis: 7:7 Tore. Derzeitiges Maximalziel für 2014: qualifizieren und heil durch die Gruppenphase kommen.

Der Wasserfolter-Fußball lebt weiter

Während des Spieles Spanien – Uruguay habe ich mir phasenweise den alten uruguayischen Fußball zurückgewünscht, der nie ohne drei Platzweise auskam und wo Defensive noch ein Synonym für als Selbstverteidigung legitimierte Körperverletzung war.

Eigentlich kann man den Spaniern nach zwei EM-Titeln und einem WM-Titel keinen Vorwurf machen. Aber dieses gnadenlose Kurzpassgedaddel gegen einen Gegner der überhaupt nicht ins Spiel fand, das war echt übel anzuschauen, Marke “haste zwei Minuten gesehen, haste alle Minuten gesehen”.

Viel ist mir als taktische Veränderung bei den Spaniern nicht aufgefallen. Soldado im Sturm, ging öfters auf den ballführenden Torwart drauf. Die Flügel werden etwas stärker bespielt, aber es wird nie zur Grundlinie durchgezogen, sondern irgendwann nach innen gezogen.

Wenn man dem spanischen Spiel etwas Ästhetisches abgewinnen will, dann die traumwandlerische Sicherheit im Passspiel und der Fluss mit dem der Ball quer über alle Stationen weitergegeben wird.

Uruguay ergab sich dem Wasserfolter-Fußball. Man zog sich weit zurück und kam immer erst an den ballführenden Spieler, als er längst ex-ballführender Spieler war. Man versuchte gar nicht erst zu pressen, sondern vertraute darauf, dass der Ball hinten in der Masse der eigenen Spieler hängen bleiben würde und man dann schnelle, weiträumige Konter aufziehen würde.

Kompakt waren die Südamerikaner nicht immer. Spanien konnte mit seinem Kurzpassgedaddel und immer wieder eingestreuten Durchstechern, Raum direkt vor den Innenverteidigern schaffen. Lugano und Godin so hölzern, dass daraus immer wieder Freistoßmöglichkeiten für Spanien heraussprangen oder dann einfach der Durchstecher im Strafraum einen Abnehmer fand.

1:0 für Spanien durch Pedro. Ein Fernschuß vor dem Strafraum, vom Innenverteidiger Lugano unhaltbar abgefälscht.

2:0 in der 32ten durch Soldado. Fabregas leitet einen schnellen Angriff ein, fräst sich durch die gegnerische Hälfte und kurz vor dem Strafraum zieht er mit einem Schlag drei Mann der Viererkette und einen Sechser auf sich, spielt den Durchstecher durch die Gasse. Rechtsverteidiger Pereira reagiert nicht, hebt das Abseits von Soldado auf, der lässig den Pass zum Tor veredelt.

Der Anschlusstreffer von Uruguay durch ein Freistoßtor von Suarez, über die Mauer geschlenzt und direkt neben den Pfosten gesetzt. Zwei Minuten vor Schluss war damit aber keine Schlussoffensive mehr zu fabrizieren.

Spanien auf gutem Wege. Das einzige was ihnen das Genick brechen kann, ist das “Plan B”-Problem, das Spanien aber vorzugsweise nur in der Gruppenphase befällt. Von Uruguay kam aber gar nix. Das macht Platz 5 in der Südamerika-Quali nachvollziehbar.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp