EM2008, #2: Fazit Deutschland – Polen

Betrachte ich das Spiel als Ganzes, hat sich Deutschland gestern als #2 hinter Portugal eingeordnet. Das waren feine erste 35 Minuten, in der so wunderbare viele Rädchen perfekt ineinander griffen. Alles da: viel Fluss im Spiel, schnelles Umschalten, der Versuch der frühen Balleroberung, Kontrolle des Mittelfeldes, Zug zum Tor und alle haben daran partizipiert. Das 1:0 war die Ernte aus den unzähligen Versuchen die polnische Abwehrkette auseinander zu ziehen und unter schnellen Entscheidungsdruck zu bringen. Gegenüber der Anfangsphase der Kroaten fehlte zwar die Aggressivität, aber dafür ging man später nicht derart unter und war die Offensive ausgewogener.

Dann schaltete man einen Gang zurück und die Polen konnten sich sukzessive ins Spiel zurückkämpfen, dominierten die erste halbe Stunde der zweiten Halbzeit. Zum Glück war man zu harmlos im Abschluß. Es gab aber genügend Ansätze um den Ausgleich zu erzielen.

Es wirkte wie ein Filmriss deutscherseits, weil alles was in der ersten Halbzeit so gut klappte, völlig verschwand. Frings musste sich immer mehr darum kümmern Löcher zu stopfen und Deutschland verlor die Kontrolle im Mittelfeld. Ohne Kontrolle im Mittelfeld brach auch der Spielaufbau zusammen. Die Bälle wurden nur noch nach vorne geschickt. Die Mannschaft rückte kaum nach und es kam wenig Kombinationsspiel zusammen.

Aus recht heiterem Himmel fiel dann der 2:0-Treffer durch einen vom Nachsetzen von Schweinsteiger provozierten Abwehrfehler. Vielleicht waren die Polen inzwischen auch müde gespielt und es war der Konzentrationsfehler eines groggy gelaufenen Innenverteidigers. Das 2:0 war jedenfalls das eigentliche Ende des Spiels. In der Schlußviertelstunde hätte Deutschland leicht auf 3:0 erhöhen können, während Polen nur noch Alibi-Offensivbemühungen unternahm.

Es gibt einiges zu verbessern, aber es ist erstmal eine solide Ausgangsbasis für das Spiel am Donnerstag dienen.

Einzelkritik

Jens Lehmann ist noch nicht der sichere Rückhalt. In der ersten Halbzeit sah das beim Verlassen der Linie sehr unkoordiniert aus, auch in Abstimmung mit Metzelder & Mertesacker. Ansonsten mehr mit Flanken und einigen abgefälschten Schüssen als den ganz drallen 30m-Bolzen gefordert.

Wenn es bei Per Mertesacker und Christoph Metzelder Probleme gab, dann sind diese eigentlich woanders entstanden. Das man bei Flanken die in den Rücken geschlagen werden, gegen nachrückende Spieler alt aussieht, kann passieren und ist eher ein Problem der nicht abgewehrten Flanke.

Gar finstere Blicke hegte ich ob der rechten Seite mit Philipp Lahm und Clemens Fritz. Gerade Clemens Fritz hat mich angenehm durch seinen Offensivdrang überrascht, denn er so in der Vorbereitung noch nicht gezeigt hat. Pluspunkt auch für die zarten Bande die er und Lahm geknüpft haben. Wenn Lahm ausnahmsweise nach vorne ging, blieb Fritz hinten. Die linke polnische Seite war aber im Endeffekt tot. Der Plan von Beenhakker mit den rochierenden Krzynowek und Smolarek für Druck zu sorgen, ist völlig gefloppt. Philipp Lahm gewann 10 von 11 Zweikämpfen, Clemens Fritz immerhin die Hälfte (9/18). Krzynowek 3 von 21, Smolarek, der zeitweise auch über links angriff, 1 von 6. Ich hätte mir mehr rochieren gewünscht, aber die beiden haben meine Erwartungen weit übererfülllt.

Bastian Schweinsteiger kam in der 55ten Minute für den konditionell nachlassenden Fritz. Er hat nicht ganz so katastrophal wie gegen Serbien auf rechts gespielt, aber irgendwo stimmt es bei ihm noch nicht. Er wirkte wie ein Fremdkörper. Ein überflüssiges Foul mit gelber Karte. Ein furchtbarer Eckball. Aber als Joker brauchbar.

Kommen wir zur Problemzone links. Marcell Jansen. Er hat mir nicht gefallen, allerdings muss ich nach Betrachten der Passverteilung mein Urteil über seine Offensivwirkung revidieren. Jansen hat die meisten Ballkontakte aller deutschen Spieler gehabt und die Passverteilung zeigt, dass er sehr wohl viel mit Podolski, aber auch mit Ballack gespielt hat. Ich hatte ihn wesentlich passiver eingeschätzt.

Das eigentliche Problem war die Defensivarbeit von Jansen. Wie gegen Serbien stand er zuweit von seinem Mann weg, diesmal #17 Lobodzinski. Das war lange Zeit nicht tragisch, aber als die Polen in der zweiten Halbzeit stärker aufkamen, war das bis zur Auswechslung von Lobodzinski die ultimative Angriffswaffe. Lobodzinski brachte immer wieder Flanken rein, die scharf vors Tor kamen. Joachim Löw reagierte nicht. Das wäre gegen eine Mannschaften mit richtigen Strafraumstürmer richtig, richtig böse ins Auge gegangen. Mertesacker und Metzelder wussten gar nicht was ihnen da um die Ohren flog.

Jansen ist ein Problem gewesen, das noch ohne Folgen blieb. Wenn Löw Zutrauen in Jansen und einer ansteigenden Form hat, dann schön für ihn. Mich macht es nervös, ich sehe keine Verbesserung zum Test gegen Serbien und ich wünsche eine defensivere Option. Entweder tauscht man Jansen gegen Westermann aus, schwächt damit die Achse mit Podolski, oder tauscht Podolski gegen Hitzlsperger aus, damit “The Hammer” den ersten defensiven Brecher vor Jansen spielt.

Lukas Podolski ist wegen seiner zwei Tore zum Mann des Spiels gewählt worden. Aber man hätte auch ohne die Treffer darüber diskutieren können. Sensationeller Fleiß (10,4km gelaufen), drittmeisten Ballkontakte, sehr viele Pässe, hat die ganze Zeit Druck auf die ballführenden polnischen Spieler gemacht, viel Zug zum Tor. Das einzige was ihm abging, war die Option auch mal außen an die Gegner vorbei zu gehen. Lukas Podolski war für mich gestern die beste Offensivkraft.

Was mir an der deutschen “Doppel-Sechs” Torsten Frings und Michael Ballack so gefällt, ist das sie keine Doppel-Sechs geben. Keine Ahnung wie man das nennen soll, aber sie sind die Herrscher des Mittelfeldes. Sie harmonieren unendlich gut, besitzen eine Antizipation was der andere macht. Der eine bleibt hinten, der andere geht nach vorne. Der eine geht nach rechts raus, der andere bleibt innen. Michael Ballack ist dabei der etwas auffälligere, weil öfters offensive Mann, aber man sollte nicht unterschätzen was für eine “Drecksarbeit” Frings hinten macht und wie wichtig es für die deutsche Mannschaft ist, dass diese zwei einen so großen Raum im Zentrum abdecken können. Wenn es gut läuft.

Wenn es nicht gut läuft, eilen sie zu den Lücken um diese zu stopfen und schwächen damit das Zentrum. In diesen Momenten fehlt es an Spielintelligenz bei Podolski und Fritz sich von ihrer Position vorne und am Rand zu lösen um das Zentrum zu halten. Schweinsteiger hält sich zwar in solchen Momenten öfters zentral auf, aber ich weiß nicht ob das Spielintelligenz oder Schulhof-Instinkt ist (“Immer dem Ball nach”). Überrascht war ich, wie wenig die beiden es trotz des ominösen Flatterball mit Fernschüssen versucht haben.

Die beiden Stürmer spielten ex aequo. Mario Gomez und Miroslav Klose waren beide fleißig und mannschaftsdienlich. Beide gingen lange Wege und waren die ersten Spieler die für Druck gegen die Polen im Spielaufbau sorgten. Klose lief zwar mehr, blief aber, abgesehen von einigen Vorlagen, eher blaß, während Gomez wesentlich zeckiger war und dadurch präsenter wirkte.

Unterm Strich: eine anprechende Leistung gegen einen nur mäßig gefährlichen Gegner. Die Fehlertoleranz wird gegen die kroaten ungleich geringer sein.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Größtenteils Zustimmung – nur in einem Punkt nicht.

    Ballack und Frings mögen ansonsten im Mittelfeld perfekt harmonieren, aber gestern abend hatte keiner von beiden den Abend seines Lebens. Kompensiert wurde das durch das großartige deutsche Flügelspiel, vor allem über rechts.
    Aber: Ballack war nicht in der Form der Vorbereitungsspiele und auch Frings putzte meiner Meinung nach eher hinten aus als viel nach vorne tätig zu werden.
    Demzufolge haben beide – meiner Auffassung nach – gestern die Rolle einer Doppel-Sechs gegeben, wie man sie schon länger in der Nationalmannschaft nicht mehr gesehen hatte und eigentlich auch nicht sehen will. Eher wenig Druck nach vorne, eher wenig Aktionen durch die Mitte, eher wenig Gefahr.

    (Ich denke, dass die hart spielenden Polen und die Erinnerung an Alex Frei, für den die EM ja jetzt schon beendet ist, bei den Deutschen sehr lebendig war und vor allem Frings und Ballack nicht das Risiko eingehen wollten, bei einer guten Aktion durch die Mitte von der rabiaten polnischen Defensive umgesenst zu werden und verletzt aus dem Spiel zu gehen.)

  3. Treffendes Fazit! Ich hab schon an mir selbst gezweifelt als heute morgen alle Kollegen einhellig der Meinung waren ein “WAHNSINNIGES” Spiel gesehen zu haben. Es war gut, ja, aber gegen einen TOP STURM wäre es eng geworden. Danke dogfood. Ich hab doch etwas Ahnung von Fußball:)

  4. ich würde die leistung von ballack gestern nicht negativ sehen. ballack musste ja nicht wie gegen serbien den karren aus dem dreck ziehen weil er wohl früh gemerkt hat, dass da nicht viel anbrennen wird. dann kann sich auch mal ein kapitän zurück nehmen und sich etwas schonen.

    er wird noch zu seinen spielen kommen, wo er das team mitreissen muss.

  5. Mir fehlt es schon in allen Spielen, dass mal von weiter weg geschossen wird. Die Türken hatten bspw. mehrere Möglichkeiten aus der Distanz zu schießen, wollten den Ball aber eher ins Tor tragen, was es den Portugiesen leict machte. Scheinsteiger hat das gestern in Ansätzen mal versucht, wenn natürlich nicht erfolgsversprechend. Aber dafür, dass vorher so viel durch de Presse ging, dass der Ball so unfassbar flattern würde, sieht an doch sehr wenig aus der Ferne geschossen.

  6. Zu diesem sehr guten Fazit hinzuzufügen ist imho noch, dass die Standards allesamt sehr schlecht waren. Ecken kamen nicht an, Freistöße nicht aufs Tor. Wenn man das kürzlich trainiert hat dann hat man das nicht bemerkt.
    Ich sehe die Leistung außerdem eher besser als die von Portugal, da es in den guten Phasen deutlich besser lief und mannschaftlich harmonischer wirkte. Problem nur die 30 Minuten Auszeit, die sich Portugal so nicht gegönnt hat.
    Und als letztes: bisher sehr wenige Schüsse aufs Tor, Torhüter werden selten zu Paraden gezwungen. Alles noch sehr zurückhaltend bis jetzt.

  7. […] schon eine Menge Analyse des gestrigen Spiels im Netz und einer der treffendsten ist m.E. die von dogfood, der auch viele andere Spiele gut analysiert. Dennoch möchte ich natürlich nciht mit meiner […]

  8. Naja, die Österreicher haben es, soweit ich mich erinnern kann, doch recht häufig aus der Distanz probiert. Allerdings ist das dann auch nur ein probates Mittel, wenn man halbwegs gezielt auf das Tor schiesst und nicht so hilflose Schüsschen von sich gibt…

    Mit gestern war ich sehr zufrieden fürs Auftaktspiel. Macht definitiv Lust auf mehr und wenn man sich solche Auszeiten nicht häufiger gönnt, dann wird das dieses Jahr schon was werden. Gestern war ich jedenfalls zu keiner Zeit nervös oder hab auch nur im Entferntesten den Sieg für gefährdet erachtet – selbst in der schwächeren Phase anfang HZ2. Was sicherlich auch an der extremen Harmlosigkeit der Polen lag.

    Zudem machen mir auch die Kroaten und die Österreicher nach den gestrigen Auftritten keine Sorgen. Das war einfach zu wenig.
    Ebenso sehe ich für das Viertelfinale nach den Eindrücken vom Wochenende keine Gegner, die Kopfschmerzen bereiten dürften (um mich mal weit aus dem Fenster zu lehnen).
    Der erste ernsthafte Prüfstein scheint derzeit, wie vorher schon von allen erwartet, erst im Halbfinale auf uns zu warten, wenn wir aller Voraussicht nach auf die Portugiesen treffen.

  9. Weswegen ich dennoch von einem Wahnsinnsspiel reden würde bezieht sich auf die vergangenen Turnierauftritte deutscher Mannschaften. Auch wenn man den historischen Blick nicht überstrapazieren sollte, denke ich eines der besten Auftaktspiele einer deutschen Mannschaft gestern gesehen zu haben. Sicher waren alle Mannschaftsteile noch nicht top abgestimmt und sicher hat keiner der Spieler sein Spiel des Jahres abgeliefert. Aber ich denke die Richtung war eine sehr positive und wir werden mit Verlauf des Turniers wachsen.

    Mir hat es sehr gefallen, was ich gestern gesehen habe. Nur Schweisteiger nicht, es ist schade, dass er eigentlich nur noch als Ergänzungsspieler taugt.

  10. […] EM2008, #2: Fazit Deutschland – Polen […]

  11. Weiß nicht wohin damit, also einfach mal hier rein:

    Bayern angeblich mit Hleb und Gomez einig:

    http://www.sueddeutsche.de/,ra5m1/sport/bundesliga/artikel/668/179120/

  12. Die TZ (von der stammt das Gerücht) hatte seinerzeit auch berichtet, dass Schweini in einen Wettskandal verstrickt wäre. Übrigens in Gestalt von Max Breitner, dem Sohnemann vom großen Paul. Daraufhin hat er bei den Bayern Hausverbot erteilt bekommen, mittlerweile ist er aber in der Pressestelle des FCB angestellt. Das kann einerseits erklären warum ausgerechnet die TZ an so eine Info kommt, andererseits ist die TZ halt auch nur ein Käseblättchen das Aufmerksamkeit betteln muss…

  13. ist nicht paul breitner auch deswegen bei bayern eingebunden worden, damit er nicht mehr gegen den verein querschießt? vielleicht war ja der job für breitner jr. im selben zuge dazugedacht, den stillzulegen. “er mag ein bastard sein, aber er ist unser bastard.”

    aber interessant, wie sämtliche medien das inzwischen aufgegriffen haben. anfangs nur express, dsf videotext und konsorten, inzwischen auch süddeutsche und ard-videotext. und meistens steht der verweis auf die tz erst später im artikel (wenn überhaupt), im ersten satz heißt es nur “nach medienberichten”. wenn nächstes jahr das sommerloch mangels em/wm und olympia erst richtig durchschlägt, durchforsten die sport”journalisten” dan vermutlich auch die foren von transfermarkt.de. dann gibts spanische verhältnisse.

  14. Janßen erklärt gerade im Interview, dass das Zulassen von einigen Flanken der weit außen postierten Außenspieler der Polen zugunsten eines enger stehenden Mannschaftsverbundes eingeplant war, in Kauf genommen wurde. Wie überzeugend das nun ist, weiß ich nicht, aber zumindest ist es im Team eindeutig aufgefallen und angesprochen worden.

  15. die idee poldi auf links zu spielen war grandios, der hat eine beachtliche leistung gezeigt! im übrigen war die auswechslung von fritz für mich völlig verständlich und genau zum richtigen zeitpunkt. der hat die ihm zugewiesene aufgabe total erfüllt, ist hin und her gerannt und war danach total platt. den dann zu schonen und mit schweini einen anderen typ spieler auf der position zu bringen ist genau richtig gewesen (auch wenn der etwas übermotiviert war). und wir haben ja noch andere möglichkeiten für die flügel (siehe trochowski, der leider nicht viel spielen wird). problematisch: sobald ein stürmer etwas kreativer die räume sucht, wie es der polnische brasilianer getan hat, fängt die defensive an zu schwimmen… hallo portugal!

  16. 1. Auftritt von Scholl in der ARD war direkt grandios:
    “Ich weiss auch nicht, warum die uns beide Kracher auf dieses Spiel angesetzt haben”

  17. Scholli macht sich übrigens sehr gut gerade in der ARD.

  18. Scholl: Bin sowieso Fan, deswegen nicht objektiv, aber bis auf dem missglückten Zidane-Gag hat das alles Hand und Fuss. Und verkeinft sich die billigen Gags, denn sonst kann man auch schwer ernsthaft analysieren.

  19. Das erste Spiel das gleich mit 1-1 losgeht ;)

    Scholl: Wie immer, einfach ein sympathisches Kerlchen. Inhaltlich für die ARD ja ein fast erschreckend hohes Niveau. Mal hoffen, dass sie die Struktur so beibehalten und nicht zurück in die Muppetshow Zeit verfallen.

  20. Wo ist denn Netzer hin?!

  21. Delling/Netzer kommen heut abend zum Zug. Scholli hat mir auch gefallen!

  22. Ja, Scholl hat richtig gut angefangen. Schön auch der Vergleich von Mutu mit Basler. Jatzt weiß ich, dass die beiden sowohl auf dem Platz als auch daneben ähnliche Typen sind. ;-)

    Aber auch Beckmann hat mir überraschend gut gefallen. Nicht nur, dass er nicht genervt hat, er war tatsächlich gut. Hätte nicht gedacht, dass ich das mal schreibe…

  23. Delling/Netzer waren aber auch schon ganz zu Beginn zu sehen und ich hatte da schon Angst, dass die Beckmann/Scholl nur 5 Minuten geben. War aber zum Glück ein wenig mehr.
    Abgesehen davon kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Scholl hat es bis jetzt richtig gut gemacht. Z. B. fand ich den Hinweiß, dass Ribery auf Rechts eine Schwächung sei, schon recht ansprechend.
    Mal sehen ob auch die weiteren Analysen diese frische behalten.
    Beckmann gefällt mir im Vergleich Kommentator vs. Moderator viel, viel besser als Moderator. Als Kommentator fand ich ihn fast immer echt fehlbesetzt.

    Abgesehen davon find ich das Spiel doch eher etwas lau. Wirkt wie ein Sommer-Kick ohne viel Dampf. Da sollte in der 2. Halbzeit noch einiges kommen.

  24. scholl überragend.bester mann des tages….

  25. Wenn die ARD-Verantwortlichen nicht so extrem bräsig wären, könnte man ja hoffen, dass Scholl demnächst abends (oder gar beide Spiele) analysieren darf. He owns ’em!

  26. Wie ist das mit dem Spieler, der im Aus liegt beim Abseits? Zählt der tatsächlich mit?

  27. die Frage stellen sich gerade vermutlich alle, auch die Italiener…

  28. Wenn die Regeln nicht ganz kurzfristig geändert wurden (z.B gestern): klares Abseitstor ! Der im Aus liegende Spieler ist nicht an der Spielsitation beteilig – also nur ein Mann (Buffon) zwischen Ball bzw. Gegner und Tor. Bin mal gespannt wie der Steffen Simon aus der Nummer ´rauskommt. Was das wohl für ´ne Regel ist, von der er sprach…

  29. Wikipedia dazu: “Wenn Spieler der verteidigenden Mannschaft sich außerhalb des Spielfelds stellen, um damit gegnerische Spieler in eine Abseitsposition zu bringen, so darf der Schiedsrichter nicht auf Abseits entscheiden, da die Spieler dann so gewertet werden, als würden sie auf der Torlinie stehen. Zusätzlich wird der Verteidiger wegen unerlaubten Verlassens des Spielfeldes mit der Gelben Karte verwarnt.
    Hingegen ist es Spielern der angreifenden Mannschaft, die im Abseits stehen würden, erlaubt, sich außerhalb des Spielfelds zu stellen, um ihre Abseitsposition in der aktuellen Spielsituation aufzuheben.”

    Also offenbar richtige Entscheidung, wenn diese Info hier stimmt. Verblüffend. In der Endphase der BuLi gabs die gleiche Situation irgendwo. Da pfiff dann der Schiri Abseits.

  30. Auszug aus dem Regelwerk des DFB (nach FIFA-Richtlinien):

    http://www.dfb.de/fileadmin/Assets/pdf/regeln07008.pdf

    Begibt sich ein verteidigender Spieler hinter die Torlinie um einen angreifenden Spieler Abseits zu stellen, lässt der Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen und hat bei der nächsten Spielunterbrechung den Spieler wegen unerlaubten Verlassen des Spielfeldes zu verwarnen.

    > In diesem Fall wars nicht absichtlich, also keine Verwarnung. Aber die Regel zeigt dann wohl auch, dass ein verteidigender Spieler im Toraus durchaus als beteiligt zu werten ist und das Tor somit korrekt war.

  31. Er hat sich nicht absichtlich ins Abseits gestellt, sondern ist in der Situation davor gefallen. Deshalb -> Abseits !

  32. Wo steht das Wort “absichtlich” im Regelwerk?

  33. Der Sinn der o.a. Regel ist es, das absichtliche Abseitsstellen durch in das Torauslaufen zu verhindern. Dies war in der Situation nicht der Fall, also kommt die Regel nicht zum Zug.

  34. die Erklärung von Joerre ist m.E. richtig.

    Panucci muss mitgezählt werden (es kommt für die Abseitsstellung nicht auf die Absicht an), kann aber nicht verwarnt werden.

  35. Ist doch egal. Im Regelwerk steht sonst keine Ausnahme, also ist es kein Abseits. Der Verteidiger ist im Toraus und damit gilt er als “auf der Linie” und damit ist die Sache klar.

  36. Nun ja, die Motivation des außerhalb des Spielfeldes stehenden Spielers zu entscheiden, ist dann wohl im Ermessen des Schiedsrichters. Typische Fußballregel, die mal wieder viel Raum für Diskussionen offen lässt. Und mal ehrlich: Was wäre Fußball ohne diese Diskussionen? Mal davon abgesehen, obs jetzt Abseits war oder nicht: Die Holländer liegen völlig verdient vorne.

  37. Richtig, eine Ausnahme wird nicht erwähnt. Korrekte Entscheidung.

    Gut, dass das ZDF heute nicht sendet. Urs Meier würde ins Stottern gekommen.

  38. Es könnte übrigens sein, dass es KEIN Abseits ist, weil der Italiener vom eigenen Mann umgehauen wurde. Eindeutig ein Fall für den Pfiff des Tages ;)

  39. Auch gut der Netzer: “Kein Foul von Buffon, ganz klar, aber Elmeter hätte es gegeben…” Na dann…
    So, jetzt forza italia.

  40. Und wenn er einen Meter weiter vorne gelegen wäre, wäre es dann kein Abseits gewesen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Es ist ganz eindeutig ein reguläres Tor gewesen.

  41. muss dem Simon grad mal recht geben, die entscheidung, den kannibalen mitzunehmen zahlt sich aus. er schießt zwar jeden ball auf die tribühne, aber gerade deswegen kommt bei den italienern nichts über die linke seite

  42. Man muss den Italienern zugute halten, dass sie sich jetzt nochmal aufbäumen…auf einmal fahren die Franzosen und Italiener nach der Vorrunde nach Hause!

  43. Also die Holländer sind schon beeindruckend heute. Fast schon beängstigend gut.

  44. OK, also ich leg mich da jetzt mal fest: Wer Europameister werden will, muss an Holland vorbei. Und nicht an Italien.

  45. Wow, Klassespiel in der 2. HZ, soviel besser als das erste Spiel, der erste Höhepunkt!

  46. McP schrieb am 08.06.2008 unter

    “EM2008, #2: Deutschland – Polen”

    ich zitiere:

    “So, nun traue ich es mir zu schreiben: Wenn die bisherige Spiele ein Zeichen sind, dann wars das für Italien. Alle Puma-Mannschaften mindestens unglücklich (Polen, Schweiz, Tschechien, Österreich). Vielleicht hätte man nicht so devot nur Kleingeschriebenes aufs Trikot nehmen sollen – schlechtes Karma”

    dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

  47. “Wo steht das Wort “absichtlich” im Regelwerk?”

    Ich würde mal behaupten, das steht im kleinen Wörtchen “um”. Das setzt meines Erachtens eine Absicht voraus. Dafür spricht auch, dass der Spieler, der das Spielfeld verlässt, bei der nächsten Spielunterbrechung zu verwarnen ist.

  48. @toadie: Genau, und für die Österreicher hats noch nicht mal für Umlaute gereicht ;) Das einzige, was da nicht passt, sind die Franzosen heute. Aber die haben ja auch gegen einen Defensivspieler namens Cosmin Contra gespielt – wenn das kein schlechtes Karma ist!

  49. Stimmt, das dieses Wort setzt wirklich Absicht voraus. Ich denke, an der Regel wird gearbeitet nach der EM. Ich denke, es wurde so entschieden, wie die Regel gemeint ist, aber nicht 100% wie es die Regel sagt. Schön, dass es immer wieder sowas gibt.

  50. Aha, die ARD hat sich beim DFB wegen der Regel rückversichert. Soso. Aso ich bin skeptisch. Das würde doch bedeuten, dass, solange der Italiener da liegt, ein Abseits überhaupt nicht mehr möglich ist, also auch 3 Minuten später nicht, also z.B. auch nicht beim nächsten Angriff. Kann doch gar nicht sein. M.E. bezieht sich die Regel ausschließlich auf bewusstes, taktisches Herausgehen, um einen Angreifer Abseits zu stellen.

    Oder versteh ich nun gar nichts mehr?

  51. Geiles Spiel! Ich habs beim “isse 4 meter abseits”-Italiener gesehen und bin begeistert. Nich vom Ergebnis, dass is mir egal, aber verrückter Spielverlauf. Anfangs Italien scheinbar impenetrable, super zu sehen das Rausrücken der Mittelfeldspieler auf den Ballführenden. Dann gibt das Spiel sowas von krass, Italiener kriegen kein Bein mehr auf die Erde. Quasi jeder “Rebound” landet bei nem Holländer…
    Ich kann mir irgendwie keinen Reim drauf machen, nur als Kontermannschaft werden die wohl nicht bestehen können, zumindest nicht wenn sie gegen sowas wie Griechenland spielen sollten, mal sehen was dann kommt. Aber erstmal: Duftmarke der stinkenden Sorte.

  52. Von wegen “muss er absichtlich rausgehen, um seinen Gegenspieler nicht abseits zu stellen”: dann wäre es ja ein leichtes sich immer an den Knöchel zu fassen und dann das Spielfeld zu verlassen, dann könnte der Schiedsrichter entscheiden: veritable Verletzung – Verlassen des Feldes okay – Abseits oder absichtliches Verlassen – kein Abseits. Wie soll man diese Entscheidung treffen? Also für mich so okay wie es ist, wenn auch in diesem Fall und allen anderen wo ein Spieler ernsthaft verletzt ist etwas bitter. Ich denke aber, dass das nur in der jeweiligen Spielsituation angewandt wird, nicht wenn der da 5 Minuten behandelt wird.

  53. @Andre

    Versteh schon, aber wenn der Torwart den Mann umsägt, kann ja wohl kaum von bewusstem Verlassen gesprochen werden, oder? Und was ist denn dann die jeweilige Spielsituation? Scheint mir zweifelhaft…

  54. Es gibt keine besondere Regel bzgl. dieser Spielsituation, es ist nur das passive Abseits angewandt.

    Und da ein Abwehrspieler gar nicht “Passiv” sein kann, ist es egal, ob er absichtlich oder unabsichtlich das Feld verlässt.

    Und ja, wenn er da drei Minuten liegt, gibt’s drei Minuten lang kein Abseits. Genauso, wenn er drei Minuten lang auf dem Platz liegt.

    Es ist die Aufgabe von Schiedsrichter und Mannschaft, in so einem Moment das Spiel dann zu unterbrechen und den Spieler z.B. an die Seite zu tragen.

    Aber eine Unterscheidung in “absichtliches Verlassen” oder “Verletzung” öffnet dem Betrug Tür und Tor.

  55. @Rolls: nö – denn wenn der erste Betreuer Hand anlegt ist er IMHO aus dem Spiel [und muß sich zurückmelden].

    Und ja, der Absatz bezieht sich darauf, sagt allerdings auch nur aus, daß es dann gelb gibt weil man das Spielfeld verlassen hat. Nicht, daß das Spiel nur deshab weiterläuft weil man das Feld verlassen hat. Denn es läuft weiter obwohl(!) ein Regelverstoß (nämlich das Feldverlassen) vorliegt.

    @Annabelle: huch, dachte du wolltest hier boykottieren (vgl 14.5.07) ;)

  56. @ Thomas: Habe ich doch. Was hast Du überhaupt für ein Elefantengedächtnis?

  57. Wie schon Felix gesagt hat: “Und wenn er einen Meter weiter vorne gelegen wäre, wäre es dann kein Abseits gewesen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Es ist ganz eindeutig ein reguläres Tor gewesen.”

    Er war scheinbar nicht so sehr verletzt, dass er nicht wieder selber (nach dem Treffer) zurück ins Spiel laufen konnte, also gab es auch keinen Grund für eine Unterbrechung. Ob er nun im Feld auf der Grundlinie oder außerhalb fällt (und liegen bleibt) ist völlig belanglos, in dem Moment ist es kein Abseits mehr. Deshalb völlig korrektes Tor.

  58. OKOk, ich verstehe das Argument, sehe es aber nicht von der Formulierung in der FIFA-Regel abgedeckt. Vielleicht eine Lücke, an der geschraubt werden muss.

    Nach Eurer Interpretation wäre somit Folgendes möglich: Rot greift an, ein Spieler von Blau verletzt sich, bleibt kurz hinter der Tor(aus)linie liegen. Rot spielt weiter, schließlich spielt man den Ball nur raus, wenn einer auf dem Spielfeld rumliegt, der behandelt werden muss. Schiedsrichter unterbricht aus dem selben Grund nicht. Somit geht das Spiel weiter und bis – ja bis wann eigentlich, bis zu einer Spielunterbrechung (?) – kann Rot de facto (ausser einer rennt noch hinter den Torwart und greift ein) nicht ins Abseits laufen.
    Seh ich doch richtig, oder?

    Also bei aller Liebe, das erscheint mir reichlich absurd. Würde mich nicht wundern, wenn morgen der Deus ex Machina auftaucht und die ganze (Regel-)Geschichte umdreht. Der Simon-Default ist doch eigentlich, dass alles was er sagt, Quatsch ist….

  59. Irgendwie witzig zu sehen, dass diese Regelsituation, die schon vor über einem Jahrzehnt (und vermutlich auch schon Jahrzehnte davor) in Schiedsrichter-Prüfungsfragebögen vorkam, auch mal “in Aktion tritt”, also so prominent.

  60. Rolls: Ich glaube, dass in der beschriebenen Situation jeder Schiedsrichter auf Abseits entscheiden würde, da es einfach logisch ist aufgrund des Unterschiedes, dass in dieser Situation der Spieler klar aus dem Spiel ist, während im Spiel gestern der Spieler in der gleichen, laufenden Aktion erst in diese Position kam.

  61. @Felix

    Ja, glaube ich auch. Aber wäre dann doch gegen die eigentliche Regelsetzung entschieden, oder? Also Ermessensspielraum?

    Außerdem: Der Linienrichter gestern hat, spekuliere ich mal, kaum innerhalb von 5 Sekunden diese reichlich widersprüchlichen Regeln gegeneinander abgewogen, sondern einfach nur wahrgenommen, dass ein Italiener nicht mit den anderern raus kam und daher RVN nicht abseits war, ohne wirklich zu realisieren, dass Panucci verletzt draußen lag. Sicht war ihm sowieso verdeckt.

  62. Mein Fußballkonsum beschränkte sich gestern auf ein Minimum, aber hat die ARD nicht letzte Woche eine Pressemitteilung herausgegeben, dass die Helmut(?) Krug als EM-Experten verpflichtet hätten? Wo war der gestern, bzw. wäre dies nicht schon der optimale Platz um ihn einzusetzen, selbst wenn es nur vom Telefon vom einheimischen Wohnzimmer zwischen Erdnußflips und Bier gewesen wäre?

  63. das war in der tat der erste moment, bei dem ich mir mal einen schiriexperten in der hz gewünscht hatte. hab ja nie im verein fußball gespielt und bin daher nicht sonderlich regelkundig, aber daß donadoni die regel scheinbar auch nicht kannte, ist schon ein wenig peinlich, oder?

  64. @dogfood:
    Delling meinte, dass sie mit Krug und auch Eugen Striegel (?) telefoniert hätten und die beiden, gesagt hätten, dass es kein Abseits sei.

  65. Ich glaub die Regel ist so gut wie keinem Fußballer geläufig, jedenfalls hab ich hier auf Anhieb niemanden getroffen der sie kannte. Außer natürlich denen, die mal ne Schiedsrichterprüfung gemacht haben. Donadoni sei damit verziehen, seine Jungs kannten die Regel ja auch nicht.

  66. Ist doch ganz einfach. So lange ein Verteidiger noch im Spiel ist, ist er der letzte Mann, egal ob innerhalb oder außerhalb des Spielfeldes. Der Verteidiger der z.B. beim Eckball am Pfosten zufällig nicht auf, sondern hinter der Linie steht ist ja auch noch im Spiel.

    Wo ich mir jetzt nicht wirklich sicher bin, ist wenn ein Spieler auch behandelt wird. Nach meinem logischen Verständnis ist dieser dann aus dem Spiel raus und ist für das Abseits irrelevant. Der Spieler darf ja auch gar nicht in das Spiel mehr eingreifen, sondern darf erst mit Zustimmung des Schiedsrichters auf den Platz zurück. Kann das jemand bestätigen?

  67. Die BBC hat den Chef der Premier League-Schiedsrichterei Keith Hackett gefragt. Antwort: korrektes Tor.

    “The fact is the assistant was correct; the defender who slid off the field is still regarded as active,” Hackett told BBC Sport.
    “Christian Panucci went off through contact with his own goalkeeper (Gianluigi) Buffon. He is still considered part of the game.”

    Der österreichische Schiedsrichterobmann fügt in einem anderen Artikel hinzu:” Kapl added that the rule was specifically designed to prevent a team causing a deliberate offside”

  68. @joerre: man muß auch nicht von hobby-fußballern erwarten, daß sie jede regel kennen. aber von profis, die mit sowas ihre millionen verdienen? und, noch schlimmer, von trainern, die die regel ja zumindest mal in der ausbildung kennengelernt haben sollten?

  69. An dieser Stelle sei auch mal Steffen Simon positiv erwähnt: Unabhängig davon, ob er die Regelauslegung nun selbst kannte, oder er es über den Knopf im Ohr geflüstert bekommen hat, ist er mit der Situation sehr souverän umgegangen. Zudem fand ich ihn gestern auch was andere Entscheidungen anbetrifft (Fouls, gelbe Karten) recht meinungsstark, hab vieles ähnlich gesehen. Wenn er jetzt noch das melodramatische Timbre aus der Stimme bekommen würde…

  70. Witzigerweise sind sich die (ehemaligen) Premier League Schiedsrichter auch nicht einig:

    Auf Five Live hat Graham Poll (war das nicht der mit den 4 gelben Karten?) kurz nach dem Spiel behauptet es waere abseits gewesen.

    Bin ja mal gespannt ob das bald bei You are the ref auftaucht….

  71. Ich glaub dass das unter Regeln fällt, die man vielleicht auch als Profi nicht unbedingt geläufig haben musste. Sowas kommt alle 30 JAhre einmal in nem wichtigen Spiel vor und somit kann ich schon verstehen, dass man erstmal nachfragen muss. Dass es allerdings überhaupt keiner aus dem italienischen Team/Betreuerstab wusste, ist auch seltsam. Hätte ihnen viel Frust und Ärger ersparen können…