Screensport Zwo: den inneren Raymond und den lauten Gus

Quoten

Zum letzten Formel 1-Rennen der Saison fuhr RTL exzellente Quoten ein; 10,27 Mio im Gesamtpublikum, Marktanteil von 52,0% (4,43 Mio bei den 14-49jährigen, Marktanteil 51,3%). Kurz nach der Zieldurchfahrt waren es gar 12,03 Mio.

NFL und ESPN

Das Sportsbusiness Journal berichtet von Verhandlungen zwischen NFL und ESPN um den bis 2013 laufenden Vertrag über “Monday Night Football” zu verändern und vielleicht auch schon zu verlängern. ESPN ist scharf auf die Streaming- und Mobile-Rechte. Letztere liegen noch eine Zeit lang bei Verizon. Die NFL möchte hingegen von ESPN einen Verzicht auf Exklusivität. ESPN ist der einzige Kabelsender, der exklusiv jeden Spieltag ein Spiel übertragen darf. Mit der angedachten Ausweitung des Spielplanes auf 18 Spiele ab 2012, scheint aber in der NFL das Interesse zu wachsen, weitere Spiele entweder im eigenen NFL Network oder bei anderen Kabelsendern wie TNT zu verwerten. John Ourand beschreibt in seinem Artikel weitere Faktoren, die die Verhandlungen diffizil machen.

BSkyB wehrt IP TV-Angriff ab

Nach dem die britische Regulierungsbehörden BSkyB dazu zwangen, einen Teil ihrer Sportpakete anderen Plattformbetreiber zu einem festgelegten Preis anzubieten, zog die British Telecom Ende letzter Woche eine erste Bilanz. Das mit einer 7 Mio € schweren Werbekampagne befeuerte Sportangebot der IP TV-Plattform BT Vision lockte nur 50,000 Abonnenten für Sky Sports 1 und Sky Sports 2 an. Bei einer Gesamtkundenzahl von 520.000 Abonnenten macht das nur 10% – vergleichbar mit den roundabout 10% Liga TOTAL!-Abonnenten der Telekom-Plattform T-Entertain. Für BSkyB und seine 10 Mio Abonnenten (5 Mio Sky Sports-Abonnenten) nicht mehr als ein Nadelstich.

Nicht sehr viel mehr erfolgreicher ist der Kabelnetzbetreiber Virgin Media, die nur 100.000 Kunden für ihr Sky Sports-Paket gewinnen konnten. Quelle: digitalspy.co.uk

Das Domenech kehrt zurück

Ich war letzte Woche in Frankreich und es war Thema bei den Nachrichtensendern: Raymond Domenech hat sich wieder in die Nesseln gesetzt. Nach dem WM-Eklat wurde er gefeuert. Den Verband hat er inzwischen auf eine Abfindung von 2,9 Mio € verklagt und sich Anfang November bei der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet. Er bekommt den Arbeitslosengeld-Höchstsatz ausbezahlt – ein Schlag ins Gesicht zahlreicher Franzosen, die momentan wegen einer umstrittenen Rentenreform auf die Straße gehen.

Um den ganzen die Krone aufzusetzen, hat sich Raymond Domenech auch als Titelfigur für ein Online-Poker-Turnier einkaufen lassen und spielt in einem opulenten und exzellenten Werbespot mit seinem Image.

Classic Gus Johnson

Auch eine Art Einstimmung auf die March Madness: gestern kommentierte Gus Johnson auf CBS den Hail Mary-Pass der Jacksonville Jaguars gegen die Houston Texans, inklusives hysterisches Auflachen und High Five-Abklatschen mit Analysten Steve Tasker. Auf Twitter sprach man später von “voicegasm”, “Durchbrechen der Stimm-Schallmauer”. “Why hasn’t Coca-Cola developed an energy drink called “Gus Johnson”? Who do I need to speak to and make this happen?” [Qu] – “I think Gus Johnson just gave birth on live television.” [Qu]

World Series of Boxing

Der Boxsport ist ziemlich shot. Die Aufsplittung in diverse Boxverbände und Gewichtsklassen hat inzwischen zu einer Beliebigkeit der Kämpfe geführt, bei der sich die mediale Verwertung inzwischen komplett von der sportlichen Qualität losgesagt hat – wie man zuletzt am miesen Schwergewichtskampf Haye gegen Harrison sehen konnte (ARD, haben Sie was zu Ihrer Verteidigung anzuführen? Grundversorgung anyone?). Gezeigt werden nicht mehr sportlich gute Wettkämpfe, sondern jene Kämpfe, die man sich auf Jahre per Vertrag mit einem Boxpromoter oder Boxer ans Bein gebunden hat.

Dazu kommt die sportliche Krise der in Europa populärste Gewichtsklasse, der Schwergewichtsklasse.

Es gibt interessante Bestrebungen das Boxen wiederzubeleben, wie die Super Six-Serie, die allerdings fragwürdig ausgeführt werden. Von den im Herbst 2009 verbandsübergreifend angetretenen sechs Boxern im Super Middleweight sind nur noch drei Boxer übrig geblieben, für die nur zwei Ersatzleute gefunden wurden.

Der nächste Versuch kommt ausgerechnet vom Amateurboxverband. Mit der World Series of Boxing versucht die AIBA eine weltweite Liga mit 12 Boxteams aufzuziehen. In Europa nehmen die Paris United, Moscow Kremlin Bears, Milano Thunder und Istanbulls teil. Für das Pariser Team boxt u.a. der Deutsche Artur Schmidt. Weitere Teams sind in Baku, Astana, Peking, Incheon (Südkorea), Los Angeles, Memphis, Mexiko City und Miami beheimatet. Das südkoreanische Team musste kurzfristig hochgezogen werden, nach dem ein lange in New Delhi geplantes Team finanziellen Kollaps erlitt.

Vermarktet wird die Serie von der Sportmarketing-Größe IMG. Die Teams befinden sich teilweise im Besitz von Unternehmen (Milano Thunder gehört z.B. Dolce & Gabbana) oder werden durch Sponsoren finanziert. Die Boxer bekommen ein Mindestgehalt von ca. 25.000 US$ plus Sieg- bzw. Punkteprämien (“Amateur”boxen?). Am nächsten Freitag geht es mit den ersten Aufeinandertreffen der Teams los (Incheon gegen Astana und Miami gegen Los Angeles). Weitere Spieltage folgen ca. alle 2-3 Wochen. Bis zum Saisonende Mitte März werden 12 Spieltage absolviert. Danach folgen Halbfinals und Finals. Ende Mai werden dann Einzeltitel ausgeboxt. Dieser enge Kampfrythmus bereitet einigen Ärzten sorgen, die befürchten, dass das eine zu große Belastung ist. Weitere Quellen: The Sweet Science, MSNBC

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Sehr hübsch auch der Anfang des bwin-Spots: approved by… Motion Pictures Association of Happy End, inc… “rated WTF unlimited” ;)

  3. Danke dogfood, Riesenspot mit Domenech! Stelle mir gerade den selben Clip mit Erich Ribbeck nach der EM 2000 vor – ähm doesn’t work :)

  4. Sportdigital.TV überträgt ab Mittwoch 2 bis 3mal die Woche Spiele aus der KHL (Eishockeyliga aus Russland und Anrainer). Die mehr als 60 Spiele finden vorallem am Vorabend statt.

  5. @jsachse: wobei man sagen muss, das Domenech ein Laienschauspieler ist und öfters auf Amateurbühnen stand.

  6. Irgendwie schaut das so aus, als ob sich nach dieser französischen WM-Farce alle Beteiligten als Sieger oder mit einem dickeren Portemonait herauswinden…

    Die geschassten Spieler fehlen Ihren Clubs nicht mehr in den laufenden Wettbewerben (Anelka bspw. spielt eine gute Saison bei Chelsea), der Rest wird für die Qualifikation gebraucht und gilt so als “Hoffnung” Frankreichs…
    Und Raymond D. hat wahrscheinlich noch nie so viel Geld für vergleichweise wenig (keinen) Aufwand erhalten…

    Verlierer? Anywhere?

  7. Spätestens seit Asterix wissen wir doch, die Franzosen sind ein seltsames Völkchen.

  8. Klasse mit den KHL-Übertragungen bei sportdigital. Langsam kommt etwas Leben in den Kanal. Als kleiner Nischenkanal mit günstigen, aber für richtige Sportfreaks interessanten Sportrechten könnte das vielleicht doch länger gut gehen.

  9. Die KHL ist kein Grund, sich Sportdigital zuzulegen, aber sie ist auf jeden Fall kein ganz unwesentliches Argument für Pakete, bei denen der Sender dabei ist – auch wenn ich nicht so recht einschätzen mag, wie verlässlich das ist.

  10. Mir wärs lieber, dass Karsten Linke seine alte Liebe Tennis wieder etwas mehr aktivieren würde. Das Davis-Cup-Finale Anfang Dezember z.b. ist in D noch nirgends im TV zu sehen … Zugreifen!

  11. Bei sportdigital hat man wenigstens das Gefühl, sie bemühen sich um neue Sportrechte. So etwas ist immer gut für das Image in der Öffentlichkeit und bei potentiellen Abonnenten.

    Bei Sky hat man dieses Gefühl eigentlich nie so richtig.

  12. Also, jetzt mal im Ernst – das was sportdigital da versendet, da ist doch nichts dabei, wobei man Sky ein ernsthaftes Bemühen unterstellen würde.

    Bei sportdigital hingegen, die völlig anders aufgestellt sind, passt das derzeit ganz gut. Da hat man tatsächlich das gefühl, eine ordentliche Abspielstation für alles, was sonst so gar nicht oder “irgendwo” laufen würde, vor sich zu haben, die zumindest die nächsten Wochen wohl auch noch überleben wird. Was beides schon mal deutlich mehr ist, als ich von dem Projekt am Anfang erwartet habe. In sofern bis hier schon mal Respekt an die Macher.

  13. Die KHL ist zumindest mal das erste Sportrecht, was sportdigital erwirbt, bei dem mir nicht auf Anhieb einfällt, bei welchem Wettanbieter/Internetportal ich es auch legal im kostenlosen Livestream sehen könnte. Jetzt mal unabhängig davon, dass ich es auch deutlich bequemer finde, sowas auf dem TV sehen zu können und nicht am PC.

    Nur muss man die Attraktivität realistisch bewerten und es taugt schon mal gar nicht, hier den Vergleich zu Sky zu ziehen. Ganz anderes Konzept. Sky kauft die A-Rechte, vielleicht noch B-Rechte. Das bei sportdigital ist alles maximal C-Kategorie. Alles “nice to have”, aber ein Abo-Grund? Allerhöchsten in der Zusammenstellung als “Gesamtprodukt”. Aber da ist man noch ein Eckchen weg von der kritischen Masse, dafür ist es noch zu versatzstückhaft.

    Interessant finde ich aber, dass man mit KHL, Premjer Liga und der Sbornaja jetzt so ziemlich die drei für Russen und russischstämmige Deutsche interessantesten Sportrechte im Programm hat. Da kann man marketingtechnisch was deichseln. Hoffentlich lässt sich sportdigital diese Chance nicht entgehen.

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch Fedor… ;)