Sagt der HSV heute Ja zu Jol?

Geht ein laaaaaaaaaaaaaaaaaanger Trainerfindungsprozeß zu Ende, wenn sich am heutigen Dienstag der Aufsichtsrat des Hamburger SV zusammensetzen wird, um Personalie und Vertrag von Martin Jol durchzuwinken?

Der HSV hat nach der Ankündigung sechs lange Monate gebraucht. Die Medien schwärmten vom dem professionellen, strukturierten Ansatz, ganz wie bei einem Assessement Center. Doch die Wochen zogen ins Land. Winterpause. Rückrundenbeginn, der Spruch vom Präsidenten Hoffmann Weihnachtsmann der ein Osterhase ist. Der Osterhase kam und der HSV hatte immer noch nichts vorzuweisen. Nun begannen in der Presse endgültig die Dämme zu brechen und mehr und mehr Informationen wurden kolportiert, vielleicht von einem immer unruhiger werdenden Aufsichtsrat.

Während “Didi” Beiersdorfer einen internationalen Fachmann mit einer Handvoll Autorität haben wollte, schwebte Präsident Bernd Hoffmann angeblich der repräsentative Jürgen Klopp vor. Nach langen, langen Monaten wurde das Patt aufgelöst und Beiersdorfer bekam die alleinige Verantwortung den Kandidaten auszusuchen. Angeblich mit dem Junktim: wenn es schief geht, muss auch Beiersdorfer seinen Kopf hinhalten.

Von den Methoden mit denen man einst im Winter prahlte, kann nicht mehr viel übrig geblieben sein. Mit Slaven Bilic, Gerard Houllier und Martin Jol waren zuletzt drei Namen in der Verlosung, die seit Beginn der HSV-Trainerfindung nicht mehr auf dem Trainingsplatz oder in der Öffentlichkeit gearbeitet haben. Das Scouting der Trainingsarbeit oder Arbeit mit Medien und Fans können also nur aus zweiter Hand geschehen sein und wenn ein Name wie Houllier auftaucht, kann de-fakto die Öffentlichkeitsarbeit des an Autismus grenzenden französischen Schweigers keine Rolle gespielt haben. Wenn also die ursprüngliche Methodik zumindest nicht mehr im vollen Umfang angewendet werden konnte, kann schon gefragt werden, ob man die Chose nicht hätte schneller über die Bühne bringen können… zumal Martin Jol eine durchaus naheliegende Wahl ist.

Mein Jol

Bislang erstaunt mich die Eindimensionalität der Berichterstattung in deutschen Medien über Martin Jol, in denen nicht viel mehr drin steht, als das Jol vor sechs Monaten entlassen wurde. Jol und Tottenham, das war neben Mourinho/Chelsea die Story in der Hinrunde der Premier League. Das war ein Drama Shakespearscher Dimension mit langen Anlauf.

Es dürfte in der gesamten Trainergilde kaum so ein prägnantes Gesicht wie das von Martin Jol geben. Eine Bulldogge mit sehr festen, kantigen Gesichtszügen. Augen die zwischen eisernem Blick und Tragik schwanken. Ein schmaler Mund mit hervorgestülpter Unterlippe und eine knurrige Stimme verstärken den Eindruck der Bulldogge. Trotz seiner 52 Jahre hat er ein überraschend glattes Gesicht. Nur schwere Tränensäcke, zwei tief eingefräste Zornesfalten an der Nasenwurzel und kurze Falten an den Nasenflügel. Bei genauerem Blick sieht man auch um die Augen Lachfalten.

Auf Photos wird man maximal zwei unterschiedliche Gesichtsausdrücke von Jol finden. Todernst und Leid. Wer aber Jol in einem Interview Ironie versprühen sieht und Spieler über ihn reden hört, bekommt mit, das Jol nicht diese Dogge ist, die sein Gesicht zu versprechen scheint. Er gilt sogar eher als Players Coach und als jemand der mit jungen Spielern klar kommt.

Martin Jol bei Tottenham

Im Sommer 2004 gab es einen Umbruch bei den Tottenham Hotspur. Frank Arnesen wurde Sportdirektor und griff sofort zu, als Frankreichs Nationaltrainer Jacques Santini zehn Tage vor Start der EM seinen Rücktritt nach der EM ankündigte. Arnesen verpflichtete zudem als Assistenten aus den Niederlande Martin Jol.

Nach nur 2-3 Monaten der neuen Saison schmiss Santini den Brocken hin. Seine Motive blieben diffus, aber britische Zeitungen wollen gehört haben, dass er mit der Arbeitsteilung mit dem machtbewussten Sportdirektor Arnesen nicht klar kam, während französische Medien davon ausgingen, dass Santini eh Dead Man Walking war, weil Arnesen von Anfang an lieber Jol als Trainer haben wollte.

Martin Jol übernahm den Job nach Abgang von Santini, schmiß seine negative, unpopuläre Defensiv-Taktik zugunsten von Offensivfußball weg und wurde schnell von den Fans gefeiert. Nach einem 9ten Platz wurde Jol zweimal 5ter. Arnesen war längst gefeuert, nachdem er zu heftig mit Chelsea geflirtet hat. Frank Arnesens Nachfolger wurde 2005 Damien Comolli. Jener Comolli sollte Jols Sargnagel werden.

Im Sommer 2007 wies Jol Präsidium und Comolli mehrere Male auf die mangelnde Tiefe im Spielerkader für die Abwehr hin. Innenverteidiger und Nationalspieler Ledley King verletzte sich im Sommer 2007 am Knie und fiel bis Ende des Jahres aus. Doch Jol wurde ignorierte. Stattdessen wurden über 50 Millionen EUR für Mittelfeldspieler und Stürmer investiert: Darren Bent, Adel Taarabt, Gareth Bale, Kevin-Prince Boateng. Dem gegenüber stand ein einziger neuer Abwehrspieler mit Younes Kaboul (12 Mio). Jols Nachfolger Juande Ramos sollte später in der Winterpause nochmal für 20 Mio EUR drei neue Verteidiger einkaufen dürfen.

Tottenham spielte in der Saison unglaublichen Fußball. Da waren ödeste 0:1-Niederlagen ebenso bei, wie ein atemberaubendes 4:4 gegen Aston Villa, als Tottenham binnen 20 Minuten noch ein 1:4 drehen konnte.

Martin Jol bekam zwar die Abwehr nicht in Griff, aber man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Damien Comolli längst wusste was er wollte. Ironie der Geschichte: Die Konstellation die einst Santini den Kopf kostete und Jol in den Job spülte, schien sich nun gegen ihn zu richten. Ein Sportdirektor, der längst einen anderen Trainer im Kopf hatte und nur auf den richtigen Zeitpunkt für den Rausschmiß wartete.

Bereits am dritten Spieltag, nach dem 4:0-Sieg gegen Derby, kamen Gerüchte über eine bevorstehende Ablösung von Jol auf. Bereits damals wurde bekannt, dass Tottenham erste Gespräche mit Juande Ramos in Sevilla führte. Der Vorstand musste sich mit eingezogenem Schwanz bei Jol entschuldigen. Zwei Monate später war Jol entlassen.

Und wie.

Mein Jol, II

Es war der dritte Spieltag der UEFA-Gruppenphase. Während in Belgrad Fans JB Kerner mit Papierrollen beschmissen und leider verfehlt wurde, empfing Tottenham zuhause Getafe. In den Tagen zuvor wurde viel über einen Konflikt zwischen Jol und seinem Stürmerstar Berbatov spekuliert – etwas was Berbatov permanent und durchaus glaubwürdig dementierte.

Tottenhams Abwehr präsentierte sich löchrig, aber die Hotspurs bekamen einen Treffer geschenkt und gingen nach 19 Minuten 1:0 in Führung. Getafe konnte drei Minuten später ausgleichen.

Es ging in die Halbzeit als plötzlich Zeitungen wie die Sun und die Times in ihren Online-Auftritten die Entlassung Jols meldenten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit erreichet die Meldung auch die Kommentatoren von ITV, die aber noch ratlos waren, wie sie die Gerüchte einzuordnen hatte. Im Stadion bekamen immer Zuschauer per SMS Bescheid was im Fernsehen gesagt wurde und was im internet stand. Nach zwanzig Minuten stehen die Zuschauer ohne äußeren Anlass plötzlich auf, geben Standing Ovations und feiern in Sprechchören Martin Jol.

Tottenham gerät in Rückstand. Die Stimmung an der White Heart Lane ist inzwischen in Trauer und kompletter Fassungslosigkeit gekippt. Minuten vor dem Abpfiff bekommen die ITV-Kommentatoren die offizielle Bestätigung des Vereins das Jol gefeuert ist/wird. Wie man später erfahren wird, wurde Jol die Entlassung erst nach dem Spiel mitgeteilt. Jol hat während des Spiels von seiner Entlassung nur deswegen inzwischen etwas mitbekommen, weil ein verletzter Spieler auf der Bank eine SMS eines Kumpels erhalten hatte.

Die Mannschaft holte in den Schlußminuten, schießt aus allen Lagen, doch der Ausgleich will nicht fallen. Das Spiel geht in die Nachspielzeit und die Zuschauer erheben sich ein letztes Mal um Jol Standing Ovations zu geben und seinen Namen zu skandieren. Als das Spiel abgepfiffen wird, geht Jol wort- und grußlos unter den Standing Ovations der Zuschauer in die Kabinen.

Selbst aus über tausend Kilometer Entfernung und nur am Fernseher, war dies einer der Fußballabende, die ich nie vergessen werden. Auch deshalb bin ich gespannt drauf, Martin Jol wieder zu sehen.

Ist Martin Jol der richtige Trainer?

Als vor anderthalb Jahren Stevens verpflichtet worden ist, war ich mir sehr sicher, dass er der Trainertyp war, denn der HSV damals gebraucht hat. Sagen wir: zu 95% sicher. Stevens hat mit harter Hand einer jungen, verunsicherten, wilden Truppe Strukturen gegeben.

Aktuell fällt mir aber kein Trainer ein, bei dem ich zu 100% sicher wäre, dass er das aktuelle Anforderungeprofil erfüllt (von utopischen Wünschen wie Arsene Wenger mal abgesehen). Jol und er HSV – auf einer Skala von 1 bis 100 würde ich 80% Erfolgschancen geben.

Für Klopp wäre der Sprung noch zu groß. Er ist größer als wenn er zu den Bayern gehen würde, wo er zwar nonstop mediale Aufmerksamkeit vorfinden würde, aber auch ein Umfeld im verein, das ihm viel Arbeit abnehmen kann. Solche Rahmenbedingungen kann ihm in der Liga neben der Bayern nur Werder Bremen liefern. Und dann wird es mit deutschen Trainern auf dem Markt schon ganz, ganz dunkel. Eine Erkenntnis die man spätestens seit der Wiederverpflichtung von Hitzfeld haben konnte.

Bestandsaufnahme

Der HSV in der Rückrunde wird meines Erachtens von zwei Faktoren geprägt. “Lame Duck” Stevens. Ich hätte nicht gedacht das dies eintreten wird – völlige Fehleinschätzung meinerseits –, aber die Mannschaft reagiert nicht mehr so gut auf Stevens. Interne Konflikte treten zutage und über Wochen hinweg gelingt es Stevens nicht mehr, alles aus den Spielern abzurufen was notwendig ist. Nicht umsonst kritisiert er seit Wochen den fehlenden Einsatz.

Der zweite Faktor, nicht 100%ig sauber von Stevens himself zu trennen: die Mannschaft ist überspielt. Mich würde eine Statistik interessieren wieviele Spieler Stevens bis März eingesetzt hat und wieviele nach dem März. Die Mannschaft hat dank UIcup eine extrem lange Saison hinter sich. Einige haben zudem den AfrikaCup auf dem Buckel. Andere wie Castelen, Atouba, Demel oder Sorin sind mit Verletzungen ausgefallen.

Gleichzeitig scheint der Kader von Stevens immer kleiner geworden zu sein. Ein Ben Hatira wurde in der Hinrunde 5x eingewechselt, danach nur noch 2x. Stevens Liebling Choupo-Moting seit März nur einmal eingewechselt, davor in 22 Spielen eingewechselt. Trotz deutlicher Ermüdungserscheinungen gibt es nur minimale Änderungen an der Startaufstellung. Ein Atouba muss durchgeschleppt werden, ein Olic hat nur noch den Akku für eine Halbzeit. Die Spieler der zweiten Garde scheinen unter Stevens in der Schlußphase nur noch Joker-Charakter zu haben.

Anforderungsprofil

Der HSV-Kader ist einer der jüngsten der Liga, aber gleichzeitig auch mit einigen großen Egos ausgestattet. Wenn Jol wirklich das ist, was man ihm nachsagt – Players Coach, kann junge Spieler integrieren, gleichzeitig aber auch jemand der Wert auf Disziplin legt – dann ist er vielleicht sogar die Idealbesetzung für den Trainerposten beim HSV.

Dazu kommt der Kern an Benelux-Spielern mit denen ein Jol anfangs keine großen Probleme haben sollte.

Die Frage ist was Jol taktisch machen wird. Bei Tottenham ließ er 4-3-3 und 4-4-2 spielen. Für ein 4-3-3 sehe ich im Kader des HSVs derzeit keine Qualitäten im Sturm bzw. zuviel Qualität im Mittelfeld als dass es Sinn machen würde.

Gleichzeitig gibt es aber einige gewaltige Unsicherheitsfaktoren. Was wird mit van der Vaart? Derzeit sieht es eher nach einem Verbleib von vdV aus. Valencia scheidet als Abnehmer aufgrund der finanziellen Situation aus. Au contraire: Valencia wird vermutlich diverse hochklassige Spieler abgeben und damit das Spielerangebot auf dem Markt erhöhen. Aber eine gute EM kann die Nachfrage nach vdV komplett verändern. Für vdV gibt es kein direkten Ersatz beim HSV. Den Job müssten mehrere Spieler schultern. Das Zusammenspiel zwischen Mittelfeld und Angriff hat zwei komplett unterschiedliche Aggregatzustände. Schwer für Jol hier etwas zu planen.

Die Kompany-Frage. Es fällt schwer von außen derzeit Vincent Kompany zu beurteilen. Er hat dieses Jahr zwei Todesfälle im engeren Kreis erleiden müssen. Einem 22jährigen halte ich zugute, dass er momentan andere Probleme im Kopp hat. Wird Jol Kompany wieder hinbekommen? Wenn ja: als was? Stevens Versuch die Kompany-Rolle als Spielmacher im defensiven Mittelfeld zu definieren, machte angesichts der überwiegend souveränen Innenverteidigung Sinn, konnte aber die ganze Saison lang nicht komplett überzeugen. Die unglaubliche Präsenz und Reife die Kompany vor seiner langen Verletzung als Innenverteidiger ausstrahlte, ist nicht mehr zu sehen.

Mohamed Zidan. Hamburger Medien sagen, dass er in der Mannschaft isoliert ist und trotz intensiver Betreuung immer noch das taktische Verständnis eines feuchten Toastbrots hat. Gut möglich dass dieses aber nur die Konsequenz aus einem völlig zertrümmerten Selbstvertrauen von Zidan ist. Das Handling Stevens von Zidan halte für eine der größten Pleiten der Stevens-Ära. Gerade nach dem AfrikaCup war der Zeitpunkt für einen Neuanfang ideal. Stattdessen wurde Zidan anfangs nur für die Schlussviertelstunde reingeschmissen.

Der Sturm und das Mittelfeld. Die Tabelle lügt nicht. Mit nur 40 geschossenen Toren ist man normalerweise im Tabellenmittelfeld. Der HSV hat keinen richtigen Stürmer und muss dieses immer mit viel Aufwand und Arbeit kompensieren. Guerrero hält sich wackerer als ich dachte, hält sich aber immer seltener im zentrum auf. Olic ist ein kleiner Held, aber bei seiner Spielweise keiner der über 34 Spieltage hinweg torgefährlich ist. 12 Tore sind schon ein sehr guter Schnitt. Noch schlimmer als im letzten Jahr ist es um die Torgefährlichkeit des Mittelfelds bestellt. Waren es noch 6 Spieler die treffen konnten, sind es diesmal nur drei und abgesehen von van der Vaart erzielten Jarolim und de Jong nur drei Treffer.

Timothee Atouba. Atoubas letzte Stunde hat beim HSV geschlagen. Atouba ist vor Jol aus Tottenham geflüchtet und in dieser Saison wurde deutlich warum. Atouba hat ein Disziplin-Problem. Nein, damit meine ich nicht den für mich nachvollziehbaren Stinkefinger von 2006, sondern das unentschuldigte Wegbleiben nach dem AfrikaCup. Atouba ist verletzungsanfällig. Atoubas Leistung ist unterirdisch. Selbst wenn seine derzeitige Form irgendwelcher Zipperlein geschuldet sein sollte, so scheint der angeschlagen spielende Atouba ein Dauerzustand zu sein, der die Defensive enorm schwächt und den Spielaufbau durch absurde Flanken und spielverzögernden Dribblings behindert.

Ohne einen Atouba wird es aber plötzlich knapp auf den Außenverteidigerpositionen. Hinter Demel und Boateng, beide mit Qualitäten für die Startelf, stehen nur noch Benjamin, der bestenfalls Ergänzungsspieler ist, und Brecko und Odjidja-Ofoe die unerprobt sind oder keine Bäume ausgerissen haben.

Der HSV hat mich diese Saison enttäuscht. Noch nicht einmal so sehr wegen des Absturzes in der Rückrunde, sondern weil ich den Kader für weiter gereift hielt. Tatsächlich zeigte aber die Saison wie dünn der Kader ist und wie empfindlich er gegen Verletzungen und Sperren ist. Stevens hat es geschafft ein erfolgreiches Paket zu schnüren, dem am Ende die Luft ausging. Aber gleichzeitig hatte man das Gefühl das Stevens nach seiner Entscheidung im November nicht mehr perspektivisch arbeitete.

Martin Jol – wenn er denn HSV-Trainer wird – bekommt einen Kader mit zig Baustellen, von denen diese Saison keine einzige abgearbeitet worden ist. Beiersdorfer müsste schon Goldhändchen spielen, wenn er nur binnen einer Sommerpause den Kader so bestücken kann, dass die Spieler im September sofort einschlagen.

Der andere Weg wäre es, Martin Jol mit dem “Kindergarten” Boateng, Odjidja-Ofoe, Ben-Hatira, Choupo-Moting, Sidney Sam, Zidan und Castelen arbeiten zu lassen. Das wird aber Zeit und Geduld brauchen. Ob die Hoffmann und Beiersdorfer haben? Das Scheitern von Thomas Doll wirkt noch nach. Der Spielraum für Hoffmann und noch mehr für Beiersdorfer ist eng geworden, dank eines Aufsichtsrats der gerne mehr zu sagen hätte. Gerade für Beiersdorfer ist Jol so etwas wie “die letzte Patrone“.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Super Analyse – danke dafür. Alle Punkte nochmal vor Augen zu bekommen ist gut und lässt einiges klarer werden. Ich jedenfalls hoffe auf Jol.

    Nur eine Sache fällt mir bei diesem längeren Text auf: Die Beckenbauer-Formulierung “ein XYZ”. “Ein Atouba”, “ein Olic”, “ein Ben Hatira”. Diese Formulierungen sind echt die Pest. Leider nehmen sie im aktuellen Sportjournalismus immer weiter zu. Es sind ärgerliche Füllwörter ohne Bedeutung.

    Aber ansonsten – wie gesagt – Sahne!

  3. Was sagt der HSV-Fan eigentlich zu Beiersdorfer? Als Außenstehender werde ich jedenfalls bei jedem Interview wahnsinnig. Ein Typ mit Artikulationsschwierigkeiten, ohne Meinung und scheinbar ohne Konzept… wenigstens ist er Franke… ;-)

  4. Auch von mir danke für die Analyse! Als Werder-Fan fällt es mir nicht leicht, beim Thema HSV eine einigermaßen differenzierte und umfassende Sicht auf das Geschehen zu entwickeln. Gerade deshalb sehr hilfreich, das Ganze mal kompakt und mit Tiefgang serviert zu bekommen. Da könnten sich so manche “Sportjournalisten” mal eine Scheibe von abschneiden. Aber das ist ein ganz anderes Thema…

  5. Der HSV-Fan sagt: Beiersdorfer kann ein Großer werden. Seine Transfers waren meistens gut bis sehr gut. (Just don’t mention Zidan…). Das er jetzt nicht unbedingt der Medienstar ist, schadet vielleicht der PR des Vereins, aber nicht unbedingt der sportlichen Leistung. Will sagen: Besser ein Diddi der nix sagt (oder den man nicht versteht) als so einen Lautsprecher, der die falschen Leute verschreckt.

  6. Re Beiersdorfer

    Keine Ahnung wie es der HSV-Fan sieht. In den hiesigen Medien wird in schlechten Zeiten schon Mal Kritik an der Selbstdarstellung von Beiersdorfer aus dem Aufsichtsrat kolportiert. Allerdings frage ich mich was für Maßstäbe dabei herausgeholt werden. Nach dem Maßstab müsste Uwe Seeler seit fünf Jahren auf dem Dachboden weggesperrt werden.

    Beiersdorfer ist kein guter Rhetoriker und kein flauschiger Redner. Frag ihn warum in der zweiten Halbzeit sich niemand auf der linken Seite durchsetzen konnte, dann kann er dir aus dem Stand einen 2minütigen gehaltvollen Vortrag halten.

    Stelle ihm aber ein Frage wie “wie fühlen Sie sich nach der Niederlage?” oder “Gibt es was neues in Sachen Trainer?”, dann fängt er an zu wackeln und sucht ungelenk irgendwelche Worthülsen. Der Mann ist nicht Doppelpaß-kompatibel. Dafür ist Bernd Hoffmann der wesentlich smartere Mann. So kann Arbeitsteilung auch funktionieren.

    (Zumindest ist das alles mein Eindruck aus dem Fernsehen. Gerade bei Vorbereitungsspielen bekommt man Gelegenheit längere Interviews mit Beiersdorfer zu sehen)

  7. Nachtrag zum Thema Außenverteidiger: Miso Brecko wechselt zum 1.FC Köln. Dann wird die Position noch dünner.

  8. schöner artikel, danke dafür!

    in der mannschaft wird sich über die sommerpause sehr viel ändern (müssen). gerade jetzt zeigt sich welche mannschaftsteile versagen. mir fallen wenig spieler ein, die ich nächstes jahr noch beim hsv sehen möchte: rost, mathijsen, reinhardt, de jong, boateng, demel, olic. das sind die spieler, die ihre leistung gebracht haben und auf die man aufbauen könnte. vdv wird wohl wechseln sobald einer fragt, nach kompany wird schon gefragt, atouba und zidane dürften ebenso weg ziehen.

    spannende wochen stehen an!

  9. Seltsam beim Brecko-Deal ist, dass beide Vereine noch nicht sicher wissen, wer nächste Saison Trainer ist.

  10. Wieso nicht wissen, wer Trainer wird.
    Der eine wird oben ausfürlich besprochen und der andere heißt Mirko Slomka.
    Der Exress meldet jedenfalls ein “Geheimtreffen” von Meier mit Slomka.

  11. Jol würde der Bundesliga gut tun wie ich einmal pauschal behaupten will, dass jeder Trainer mit Premier League-Erfahrung der Bundesliga gut tut (und als Bayernsympathisant bin ich gespannt, wie Klinsmann da vorgehen wird, einen im optimalen Falle “Arsenal-Stil” spielen zu lassen).
    Zu Beiersdorfer: In der sonst ziemlich flachen Zeitschrift “karriere” ist in der neuen Ausgabe unter dem Thema “Traumfabrik Sport” ein Interview mit ihm drin, wo er über sein BWL-Studium und die Tätigkeit bei KPMG redet. Ich denke zumindest die Kombination Profifussballer & wissenschaftliches know-how spricht nicht gegen ihn.

  12. Danke für diesen sachlichen und durchdachten Text! Besonderen Dank für die informative Vorstellung Jols, der – wie im Text gesagt – in den Medien derzeit nur mit der Tottenham-Entlassung verbunden wird. Jetzt weiß ich ein gutes Stück mehr über den neuen Trainer.

    Ein Wort zum Thema Beiersdorfer: Der jetzige HSV-Kader ist “Didis” Werk. Wenn man bedenkt, wie die Truppe vor Beiersdorfers Amtsübernahme aussah, kann man doch eigentlich vor dessen Leistung nur den Hut ziehen. Die Kritiken an seiner mangelnd geschliffenen Außendarstellung wirken da fast wie ein Hohn. Mit schönen Worten wird man keinen Erfolg haben, mit Beiersdorfers Arbeit hat man ihn – im Vergleich zu den langen Jahren davor – jetzt schon.

  13. wegen solcher texte lese ich sportblogs, insbesondere diesen. gerne mehr ddavon, auch zu anderen vereinen, wenn du auch beim hsv am tiefsten drinstecken dürftest.

    auf jol beim hsv bin ich auch sehr gespannt. könnte nächstes jahr eine spannende liga werden: klinsi bei bayern, werauchimmer bei köln, king magath bei wolfsburg, jol, dazu vielleicht hoffenheim, rutten bei schalke… im optimalfall (bzw. auch eben nicht) könnten da einige festgezurrten verhältnisse durcheinandergewirbelt werden.

  14. Ich weiß nicht viel von Jol, aber er wird nicht umsonst mit einem Durchschnittsteam zwei Mal hintereinander 5ter in der Premiere League geworden sein.
    Bin mal gespannt, was Beiersdorfer noch aus dem Hut zaubert, für Bosman-Transfers wird es wohl etwas zu spät sein, aber da Jol wohl auf Angriffsfußball steht, schätze ich, dass man versucht vdV zu halten und nach einem Stürmer sucht, der 15 Tore oder mehr in der Saison macht. Allerdings hat der HSV ein chronisch schlechtes Händchen mit den Stürmern. Ich möchte hier niemandem seine Klasse absprechen, Guerrero und Olic sind gute Spieler, aber beide nicht unbedingt die Goalgetter und so einer muss meiner Meinung nach her.

    @Linksaussen
    Ich bin auch gespannt, was nächste Saison so geht. Vorallem, wenn Hoffenheim aufsteigt, ich würde gerne wissen, was der Herr Hopp dann springen lässt. Auch in Wolfsburg seh ich gutes Potential, wenn denn noch an der Offensive gearbeitet wird.

  15. ach du scheisse, dass mit Daum ging ja total an mir vorbei ?!!
    Bin wohl noch im Aufstiegstaumel…

    Slomka wäre interessant. Finke tut sich das nicht an, Kloppo auch nicht.

    Gibts noch andere, seriöse quellen, die Daums Abgang vermelden ?

    bei Spiegel online heisst es nämlich, dass er bleibt…

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,553105,00.html

  16. Der Aufsichtsrat des HSV hat der Verpflichtung von Jol zugestimmt und dieser unterschreibt ein Zweijahresvertrag beim HSV

  17. Jol hört sich erstmal nach einer interessanten Sache an. Irgendwie auch nach einer Mischung aus Doll und Stevens (nah an den Spielern, aber mit Autorität und Wert auf “Sekundärtugenden”). HSV hatte mit beiden Vorgängern teilweise Erfolg, aber es fehlt immer der andere Part. Vielleicht bekommt Jol die Balance hin, den jungen Leuten Freiheiten zu geben, ohne dass diese schädlich ausgenutzt werden.

    Beiersdorfer und Hoffmann (wie auch insgesamt der bezahlte Teil vom HSV) sind m.M.n. auf gutem Weg. Der Verein ist mittlerweile so dermaßen präsent und angesagt in der Stadt (Zuschauer, Sponsoren, Medien), da müsste schon viel schief gehen, wenn das nicht bald die zweite oder dritte Kraft in Deutschland ist.

    Es wird auch bei den Spielereinkäufen eine gute Idee verfolgt, indem man durchaus bereit ist Geld in die Hand zu nehmen, wenn die Spieler jung und vielversprechend sind. Und für das vielversprechend hatte man zuletzt ein gutes Auge. Baustellen sind noch die fehlende Erfahrung/Führungsstärke im Team und dass die Leute zueinander passen (okay, ein 15+ Tore Stürmer fehlt auch). Beim ersten Teil hatte man mit Rost (notgedrungen) einen Treffer und mit Sorin etwas Pech, was aber passieren kann. Die Anpassungen im Team sind nicht von jetzt auf gleich zu machen, da braucht es einen 2-3 Jahreszeitraum. Aber ich bin recht optimistisch, dass sich der HSV in die angestrebte Top20 Zone in Europa mit diesem Vorstand schieben kann. Eine der besten Entscheidungen diese Saison war wohl auch, Alberto nur auf Leihbasis (+Kaufoption) haben zu wollen und nicht 10 Mio auf den Tisch zu legen. Andere wären sicher in den wenn-wir-ein-haben-wollen-bekommen-wir-den-auch Modus gefallen.

  18. B.Schuss:

    Daum hat im Kölner Express von heute klar gesagt er bleibt.
    “Selbstverständlich will ich weiter beim FC bleiben. Ich habe einen Vertrag bis 2010. Und den will ich erfüllen.”

    Denke der Vorstand hat ihm direkt nach dem Bild Artikel (Daum weg!) Geld für Neuzugänge zugesichert:
    “Der FC hat fantastische Rahmenbedingungen. In der Wirtschaft würde man sagen: Das ist ein absoluter Premiumpartner…”

  19. schön, dann sehen wir daum ja in der ersten liga wieder!

    zum thema beiersdorf:
    didi hat einige strukturen des hsv bei dienstantritt komplett reformiert und modernisiert. bei vielen maßnahmen, z.b. einführung eines scoutingsystems oder dem jugendinternat, war ich gelinde gesagt sehr überrascht, da ich angenommen hatte, dass der verein funktionierende systeme hätte (wir reden von jahr 2000 und nicht 1950). hatte er nicht. hat beiersdorf aufgebaut, angestoßen, verbessert. alleine dafür hat sich sein engagement schon heute ausgezahlt.

  20. Danke für die HSV-Analyse mit Tiefgang. Gesehen habe ich die Sachen auch so, nur hätte ich sie nicht derart auf den Punkt bringen können ;)

    Weitere 17 BuLi-Teams stehen noch aus – Wär das nicht was?

  21. Sagt mal Leute, habt ihr keine Probleme damit, Aussagen von Personen wie Daum oder (/und!) den schmierigen Provokateuren vom Express absoluten Wahrheitsgehalt zu unterstellen?

    “(…) und der andere heißt Mirko Slomka.
    Der Exress meldet jedenfalls ein “Geheimtreffen” von Meier mit Slomka.”
    – hat ja schon fast komödiantischen Wert.

    Davon ab glaube ich allerdings auch nicht, daß Daum geht. Der hat genau in zwei Städten unverwüstliches Ansehen und einen interessanten Job. Und Istanbul hat für sein persönliches Ego wohl den Nachteil, das es nicht in Deutschland liegt.

  22. Das es mit diesem Blogeintrag so gut geklappt hat, liegt daran dass ich nur noch bereits vorhandene Puzzleteile zusammensetzen mussten. In Sachen HSV habe ich Heimvorteil und über Tottenham bzw. Jol bin ich in den letzten Jahren mehrere Male gestolpert, siehe Verlinkungen.

    Noch ein zweites: der Background von Jol und Tottenham ist so ergiebig, dass man auch viel drüber schreiben kann. Umgekehrt ist es unsagbar schwach was diverse deutsche Medien, z.B. das Hamburger Abendblatt an Hintergründen zu Jol liefern. Es fällt nun wirklich nicht schwer das zu toppen was das Abendblatt selbst mit einer Woche Abstand zu Jol zu sagen hat.

  23. Hintergründe? Deutsche Medien? Wovon träumst du nachts?

    “Jol? War der mal Nationalspieler?”

  24. Sieht man doch an der “Diskussion” um das neue blaue Auswärtstrikot der Bayern.

    Wenn man etwas Recherche betreibt (vulgo: sich in einschlägigen Foren rumtreibt), weiß man schon seit Ende März (!), dass das neue Auswärtstrikot Dunkelblau sein wird. Aber seit wann geistert dies durch die Presse? Erst seit wenigen Tagen, kurz vor der Veröffentlichung am nächsten Wochenende.

    Und jedes Blättchen, jedes Internetportal, jedes Magazin schreibt die selben zwei Sätze – Trikot in den Farben des Lokalrivalen, schon bei den blauen Schuhen von Ribéry gab’s Ärger.

    Immer nur Abschreiben, Abschreiben, Abschreiben.

    Und bebildert wird es entweder mit amateurhaften eigenen Fotomontagen, die den tatsächlichen Farbton nicht mal ansatzweise treffen oder aus Foren geklauten Fanentwürfen.

  25. Und: Auf die Idee ist doch nicht Klinsmann gekommen, oder? Die Überschrifft “Macht Klinsi die Bayern Blau?” lässt zwar darauf schließen, aber es wäre zuminderst für mich neu, wenn der Trainer die Trikots im Alleingang bestimmen darf.

  26. @sternburg Ja martin Jol war Nationalspieler. Er hat 3 Länderspiele für die Niederlande bestritten.

  27. Was hat eigentlich Stevens für ein Problem mit Jol? Im Kicker standen schon so Sätze von Stevens wie: “Der hat eigentlich nie was gewonnen”. Jetzt legt Stevens in der Bild noch mal richtig nach: “Ich kenne ihn nicht. Ich weiß, er war mein Nachfolger bei Roda Kerkrade, hat den Pokal gewonnen. Wir kennen uns aber absolut nicht persönlich. Ich kann nicht urteilen über ihn als Trainer.“

    BILD: Was haben Sie denn schon über ihn gehört?
    Stevens: „Man kann viel hören. Aber nicht sagen, ob es stimmt. In Tottenham wurde er vom Assi zum Chef, war drei Jahre da, konnte viel investieren. Dann wurde er entlassen. Das kann immer passieren, hat oft nichts mit Trainer zu tun, immer mit dem Verein.“

    Auch der Rest vom Interview ist extrem rotzig. Da ist einer angefressen, weil er keine Titel gewonnen hat, obwohl vor nem halben Jahr 3 Titel auf dem Tablett lagen und alles meilenweit verfehlt wurde. Aber warum hasst der Mensch Jol so sehr?

  28. Nun der Meistertitel lag ja für Hamburg dieses Jahr nicht ernsthaft auf dem Silbertablett. Natürlich ist Stevens etwas traurig darüber das es so eine schlechte Rückrunde mit aus im Pokal in Wolfsburg und UEFA-Cup aus gegen Leverkusen und dem Verlust der CL Plätze an Bremen und Schalke gegeben hat. Ja im Bezug auf Jol wär eine Prise Entspanntheit etwas besser gewesen.

  29. Hallo,

    danke für diesen Beitrag. Als ein HSV Interessierter (Fan sind meine Kinder) hat mich dieser Beitrag sehr berührt. Die gemachten Darstellungen haben uns einiges klar werden lassen.

    Wir freuen uns auf Martin Jol…

    Aber in einem stimmen wir nicht überein. VdV macht den Unterschied – ok…
    Aber leider auch im negativen. Ohne ihn hat die Mannschaft teilweise besser gespielt… Es grenzte für uns schon fast an Arbeitsunlust… Deshalb hoffen wir inständig, dass die neue Saison auch einen neuen Start bedeutet, und VdV endlich verschwindet, und durch einen neuen 10er ersetzt wird.

    Trotzdem nochmal – weiter so…. danke