Screensport am Dienstag: 24h bei PREMIERE

Nein, nicht “24”, die Krimiserie ist gemeint.

Wie am Sonntag von Jacques Schulz bei der NASCAR-Übertragung gesagt hat und wie mich Sebastian per Hinweis auf die entsprechende Seite der PREMIERE-Website aufmerksam gemacht hat, liegen die Rechte für die 24h von Le Mans dieses Jahr (auch) bei PREMIERE. Am 17./18.6. überträgt PREMIERE das Rennen in voller Länge(!) ab 16h45 (finden die 24h nicht immer um 15 od. 16h an?)

EUROSPORT wird diesmal anscheinend nichts zeigen, während MOTORS TV bereits um 13h45 mit seiner kompletten Übertragung anfängt. MOTORS zeigt zudem Läufe aus beiden Qualifikationstagen und die Fahrerparade am Freitag. Ich hoffe dass MOTORS nicht wie bei der DTM in deutschen Kabelnetzen nur mit Notprogramm läuft.

Am gleichen Wochenende die 24h am Nürburgring stattfinden und auszugsweise auf BÄH gezeigt wird.

Wasserstandsmeldung

Die SZ hat am Wochenende mal wieder von einer sich abzeichnenden Kooperation zwischen Telekom und DFL berichtet. Grosso modo geht es immer noch um die Bundesliga-TV-Rechte, Mobilfunk- und Bundesliganamensrechte und immer noch so, wie in der letzten Woche spekuliert wurde: die Telekom verzichtet auf Verbreitung des IP-TV-Signals via Satellit und Kabel und dafür verzichtet ARENA auf seine Internet-Rechte und die DFL gibt der Telekom die Namens- und Mobilfunkrechte zum Freundschaftspreis.

Es soll bis zum WM-Eröffnungsspiel am Freitag unterschriftssreif sein. Ich erlaube mir die handelsüblichen zwei Pfund Skepsis einzuwenden.

Unwetter ziehen an der Medienrecht-Front heran, denn die Telekom hat sich bislang sämtlicher Gesprächsangebote der Medienanstalten entzogen und Hans Hege von der MABB Berlin-Brandenburg und bei solchen Fragen immer wieder gerne als interviewfreudiger Mahner genommen, warnt die Telekom, dass die Medienanstalten Deutschlands diese Deals nicht einfach so durchwinken werden.

Nicht sehr erfreut ist die ARD, die in der Sportschau ggf. für eine “Telekom-Bundesliga” werben müsste, zumal die Telekom mit den IP-TV und Mobilfunkrechten dann ja auch ein direkter Programm-Konkurrent der ARD wäre.

Und wer steht einsam in der Ecke und mit wem will derzeit keiner spielen? Richtig, Georg Kofler von PREMIERE, der nun, wenn denn alle aktuellen Gerüchte sich bewahrheiten, nur noch an der kleinstmöglichste Verbreitung partizipiert: Bundesliga via VDSL.

Es ist ja nicht nur der bloße Verlust der Bundesligarechte der ein böser Schlag in die Goschn ist. PREMIERE ist ein Teil eine “1-Milliarde EURO”-Geschäftsmodell an zwei Fronten weggebrochen. Durch das vor Wochen getroffene Verfassungsgerichtsurteil ist nämlich wider Erwarten doch kein grünes Licht für private Sportwettenanbieter gegeben worden. PREMIERE WIN kann also ohne Bundesligarechte und ohne dem entsprechenden Entscheid der Bundesländer in Sachen private Wettanbieter nicht expandieren. Betandwin wollte sich Gerüchten nach, an PREMIERE WIN mit 25,1% beteiligen, soll sich aber nach der zuletzt ungünstigen Entwicklung bei PREMIERE in Sachen Bundesligarechte wieder zurückgezogen haben.

Von den einstigen Plänen eines Koflers in Sachen Sportwetten und PREMIERE WIN, bis zur WM 2006, ist nicht mehr viel geblieben. Im letzten Sommer hieß es noch:

Der Sender „Premiere Win“ soll am 1. August starten und zunächst sechs Stunden Programm täglich umfassen. Dieses soll bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland schrittweise ausgebaut werden. Neben der Ausweitung der Sendezeit auf schließlich 24 Stunden denkt Premiere auch über Wettannahmestellen über seine 11 000 Sportsbars nach. „Das müssen nicht alle sein“, sagte Kofler. „Ein paar Hundert ist auch schon was.“

Diese Expansionspläne scheinen derzeit ebenso wie der eigene Motorsportkanal und das Comeback von Wolfgang Rother in der PREMIERE-Besenkammer, Option 5, zu ruhen.

Dienstag, 6.6.2006

10h30 MLB: NY Yankees – Boston Red Sox, NASN delayed
(Whl: 22h)

12h00 – 19h45 Tennis, French Open: Viertelfinals, EUROSPORT live

gegen 12h30: Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft, PREMIERE + PHOENIX live
PREMIERE ab 12h15

16h00 UCI ProTour: Dauphiné Libéré, 2te Etappe, EUROSPORT 2 live

20h00 BBL, Finals: Köln – ALBA, Spiel 4/5, PREMIERE live
(Whl: 2h30, Mi 6h, 12h40, 0h30) Serie 2-1.
Köln holte in Berlin am Wochenende einen 20-Punkterückstand auf, um mit 82:80 zu gewinnen.

21h45 Boxen: Amin Asikainen – Christophe Tendil, EUROSPORT 75min
Dumm gelaufen. Den Kampf hätte man gerne vor dem letzten Wochenende gesehen, bevor der gut boxende Asikainen Sebastian Sylvester umhaute. Der EU-Titelkampf soll vom 5ten Mai stammen, damit hätte Asikainen sich nur 4 Wochen Zeit gelassen, bevor er gegen Syvester antrat.

0h20 – 4h45 WM 1966, ARD

1h00 MLB: NY Yankees – Boston Red Sox, NASN live
(Whl: 14h30, 19h)

Nicht mein RTL

Neben den Testspiel der WM-Teilnehmer, gibt es auch “Testübertragungen” der teilnehmenden Sender. So wie heute RTL, die nach längerer Fußball-Abstinenz mal wieder die Kugel rollen lassen. RTL hat sich Rechte für die sonntäglichen WM-Spiele gekauft (2 Vorrundenspieltage, 2 Achtelfinal-Spiele exklusive etwaiger deutscher Beteiligung).

Die RTL-Berichterstattung entsprach dem was ich erwartet hatte: ich bin nicht Zielgruppe und darf mich daher auch angewidert abwenden und hier auskotzen.

Die Übertragungen kamen mit einem halbstündigen Vorlauf, dessen Existenzberechtigung mir ein schieres Rätsel ist. Wo sich andere Sender zumindest im Ansatz bemühen “beim Thema dranzubleiben”, gibt es bei RTL nur noch gequirlte Scheiße.

RTLs Passepartout Günter Jauch leitete mit dem eingekauften Experten und Jauchs Krombacher-Werbepartner Rudi Völler (wo hört das Geld-Verdienen auf, wo fängt die Prostitution an?) durch die Sendung. Anfangs wandelte man durch die Hallen des Sendekomplexes, wo man die Türen für enthemmte RTL-Zuschauer geöffnet hatte, die in Partylaune waren. In einer “Schrebergarten-esken” Hütte wartete die anderen eingekauften Fußball-Experten Eva Padberg und Tim Mälzer um sogleich einen kulinarischen Bezug zum Thema “Niederlande – Australien” herzustellen, indem man wortreich ein paar Straußen-Schnitzel auf den Grill legte. Als ich gestern 15 Böklunder Grillbällchen in die Pfanne schmiß, hat ja auch niemand was von wissen willen.

Abgang Mälzer und Padberg, das war doch schon mal ein äußerst ergiebiger Fernsehauftritt, für den man sich vorher stundenlang hat einweisen und schminken lassen.

Zwischendurch zerstörte Jauch auch en-passant das Restleben eines 10jährigen (“Hey, du hast ja Zähne wie Ronaldinho!”), der fortan sich nicht mehr auf Schulbesuch oder sonstige Teilnahme des öffentlichen Lebens freuen wird.

Jauch und Völler marschierten schließlich eine Reihe von WM-Hupen ab (“Ballmädchen”, jung, gutaussehend, willig, Vorbau, WM-Mannschafts-Jerseys) um sich gegenseitig fantastische Einschätzungen zu den Teilnehmern um die Ohren zu hauen: “Togo – to go, haha”

Schließlich ging man ins WM-Studio, wo noch mehr RTL-Volk auf Kommando Begeisterung zeigte. Jauch und Völler machten es sich im Sofa bequem, in einer Kulisse die aussah wie “ZDF Drehscheibe” auf Speed.

Damit war der Vorlauf auch schon zu Ende und es wurde nach Rotterdam geschaltet. Später gab es noch die atemberaubende Einschätzung zu hören, das Brasilien zu den WM-Favoriten gehören und auch die Holländer einen gepflegten Ball spielen würde. Morgen mache ich eine Dose Chili Con Carne auf, vielleicht zeigt ja SAT.1 Interesse…

Während meiner Zivildienstzeit im Alterheim war oberstes Gebot: alte Menschen seien nicht zu “fixieren” und das Bettgatter nach Möglichkeit offenzulassen, alles andere wäre ein Verstoß gegen die Menschwürde und -Freiheit.

Der Begriff “Menschenwürde” bei alten Leuten wird von RTL anscheinend etwas anders definiert: alte brasilianische Fußballstars wurden angerollt, um zum Playback irgendeines Gassenhauers mehr oder weniger synchron die Lippen und Füße zu bewegen, während sie links und rechts von ihnen die Titten nur so um die Ohren gehauen bekommen haben. Brasilianische Folklore, you know. Der Brasilianer an und für sich, trinkt ja sein Wasser vielleicht noch aus der Pfütze inner Favela, aber immer gut drauf, der Sympath!

Später, als man aus einer Werbepause zurückkam und wilde Kameraschwenks über die Zuschauer vollführte, herrschte eisige Stille im Studio, bis dann anscheinend irgendjemand in der Regie den Schalter zum Lämpchen gefunden hat und in einigen Blöcken der Zuschauer mit einem Schlag wieder die Ekstase ausbrach.

Es gibt einiges über die Öffentlich-Rechtlichen und PREMIERE oder sonstiges Pay-TV zu mäkeln. Aber wenn man sich mal wieder drei Stunden so etwas aussetzt, dann weiß man warum man 40 EUR im Monat mehr spendiert. Ich kriege solche Kotzkrämpfe vor dem Fernseher, wenn sich ein Sender derart schamlos selbstinszeniert. Ich musste Erbrochenes vorm Fernseher wieder aufwischen, als Jauch Uli Potofski präsentierte (ein Potofski ohne Minipli ist kein echter Potofski) und Potofski das RTL-eigene “Starbet”-Sportwettenportal bewarb (RTL gehören 30% an Starbet). Jenes “Starbet” das wiederum in jedem RTL-Werbeblock abgefeiert wurde.

Ja, klar, so etwas findet sich inzwischen bei vielen Fernsehsender, aber bei RTL ist es too much gewesen, vorallem, da ansonsten nullkommanull Substanz geboten wurde.

Kurz zu den Übertragungen:
Bei Niederlande – Australien hat es RTL über die 90 Minuten nicht geschafft den Ton synchron zum Bild hinzubekommen. Kommentiert haben Florian König und Pierre Littbarski. Hmmm, gespaltener Eindruck.

Man muss Littbarski es zugute halten, dass er inhaltlich die Übertragung aufwerten konnte. Man muss es RTL zugute halten, dass sie es mit “Doppelkommentierung”, also mit dem Duo Reporter-Analyst versucht haben. Dass es nun auch im Free-TV versucht wird, läßt hoffen, dass es auch die Öffentlich-Rechtlichen mal wagen werden.

Aber für sehr viel mehr als nur einen Eintrag ins Fleißheftchen reicht es nicht. Florian König war dröge wie immer und Littbarski war akustisch und sprachlich grenzwertig. Stimmlich quäkend wie Martin Semmelrogge (Vergleich: (c) by Reality Check) und sprachlich war es ganz arg limitiert.

Ewald Lienen wäre noch zu haben…

Die zweite Übertragung Brasilien – Neuseeland: der zukünftige ARD-Mann Tom Bartels in einer seiner letzten RTL-Übertragungen. Da weiß man, was man (nicht) hat. Vor der Übertragung gab es noch einen kleinen Vorlauf mit Ulrike von der Groeben und dem Mann für das dass 16:9-Format erfunden wurde, Rainer Calmund. Warum man mit Calmund einen Brasilien-Experten verpflichtet hat, um letztendlich 2-3 Bäckerblumen-Platitüden abzufragen, verstehe ich nicht.

Also um die tausend Worte aus dem Eintrag nochmals in kurzer Form zusammenzufassen: ich bin nicht Zielgruppe, ich fands Scheiße und solange nicht Fritz von TuT auf PREMIERE sein Werk verrichtet, gibt es auch keinen Grund sich RTL anzutun.

D wins Championship

D wie Dallas, D wie Dirk oder D wie Defense.

Spiel 6 der Serie Dallas Mavericks – Phoenix Suns hatte ich bereits Mitte des ersten Viertels abgeschenkt. Dallas spielte grausam, umgefähr so wie ich mir Spiel 4 nach allen Erzählungen vorgestellt hatte. Vorne recht soft, schlechte Würfe nehmend und schlechte Shooting Pct%. Im ersten Viertel lag diese bei ca. 25% (wenn ich mich richtig erinnere). In einer sieben Minuten langen Phase Mitte des ersten Viertels erzielten die Mavs nur 6 Punkte. Am Ende des ersten Viertels stand es 14:29 gegen Dallas.

Schlimmer noch: Jason Terry ward früh mit drei Fouls belastet und bekam in der ersten Halbzeit kaum Spielzeit.

Was Dallas danach machte, sah erst mal “nur” nach Schadensbegrenzung aus (zweites Viertel: 25:22) und Dallas brauchte bis knapp 4 Minuten vor Ende des 3ten Viertels um den Abstand auf unter 10 Punkte zu drücken. Tatsächlich hatte aber Dallas längst eine Zeitbombe implementiert, die dann im 4ten Viertel gegen die Suns hoch gehen sollte: früh waren vier Schlüsselspieler der Suns (Thomas, Diaw, Bell, Barbosa) mit 3 Fouls und später mit 4 Fouls belastet. Nun waren es die Suns die softer agierten und diesen Spielraum konnte Dallas nutzen, ohne dass sie aber die gleiche Aggressivität wie im Spiel 5 an den Tag legten.

Der Moment der Mavs kam dann Ende des 3ten Viertels/Anfang des 4ten Viertels als die Suns in sechs Minuten Spielzeit nicht ein einziger Punkt gelang. Ähnlich wie in den vorigen Spielen, gaben die Suns das vierte Viertel aus der Hand. Das lag offensichtlich an der Foulbelastung und der damit an den Tag gelegten Zurückhaltung. Ich frage mich aber auch, inwieweit die Suns in dieser Serie nicht auch Tribut für den Hochgeschwindigkeitsbasketball in den Playoff-Serien zahlen musste. Gegen die Lakers in 7 Spielen, gegen die Clippers in 7 Spielen und nun 6 Spiele gegen Dallas, permanent im 2-Tage-Rythmus, mit einer kleinen Bank (7 Mann sahen Einsatzzeit). Dazu ein Nash der durch Josh Howard aus dem Verkehr genommen wurde (Nash mit 0 Punkten im 3ten Viertel)

In dieser Schwächeperiode eingangs des 4ten Viertels konnte Dallas gleichziehen und konstant punkten, während bei den Suns nix mehr ging: ganze drei Rebounds im 4ten Viertel, einige feiste Turnovers, Wurf geblockt, Shot Clock ausgelaufen, alles was das Regelwerk an negativem bot, wurde von Phoenix genommen. Dallas konnte den Vorsprung sukzessive auf 10 Punkte ausbauen und machte in den Schlußminuten keine derartigen Bolzen, dass Phoenix noch ernsthaft hoffen konnte, nochmal ranzukommen.

Dallas hat nicht großartig gespielt. Aber sich aus einem 18-Punkte-Rückstand rauszuretten, zeigt nochmal andere Qualitäten.

Nowitzki, was erst nach dem Spiel bekannt wurde, litt am Vortag noch an einer Lebensmittelvergiftung gelitten haben, erzielte 24 Punkte 10 Rebs, 3 Steals und 3 Blocks. Josh Howard mit 20 Punkten und 15 Rebs.

Ab Donnerstag geht es gegen die Miami Heat in den Finals. Wiedersehen mit Walker und natürlich: wie bekommt man Shaq in Griff? Einfach fallweise Diop, Dampier und van Horn auf ihn ansetzen? Wie lange wird es brauchen, bis alle drei mit 4-5 Fouls belastet sein werden

Rugby: Halbfinale der Top 14

Freitag und Samstag abend zeigte TV5 die beiden Halbfinals um die französische Meisterschaft. Die Basken aus Biarritz schlugen Perpignan 12:9 und Toulouse schlug die Hauptstädter von Stade Français ebenfalls 12:9.

Im Fußball würde man von kampfbetonten Abwehrschlachten sprechen. Es wurde viel Klein-Klein-Spiel, viele Gedränge geboten. Bezeichnend dass in den beiden Halbfinals nicht ein einziger Versuch gelegt wurde.

Biarritz ging als durchaus verdienter Sieger aus dem ersten, vom Schiri total zerpfiffenen Halbfinale hervor, war die dominantere Mannschaft.

Anders das zweite Halbfinale, dass etwas ansehnlicher war: der Schiri ließ mehr laufen und beide Mannschaften versuchten dann und wann Ballstaffetten aufzulegen. Die zweite Halbzeit sah Toulouse fast ausschließlich im Rückwärtsgang und mit Müh und Not das eigene Territorium verteidigend, während Paris sehr aggressiv zu Werke ging. Die Entscheidung fiel zwei Minuten vor Schluß durch einen Drop-Kick von Dubois. Paris scheiterte an seiner eigenen Schußschwäche. Zuletzt hatte man in der Schlußminute den Ball knapp 10 Meter vor dem gegnerischen Mal-Feld. Anstatt die Situation auszuspielen, beschloß Penaud einen übereilten Drop-Kick zu versuchen, der neben das Tor ging.

Insgesamt zwei sehr enge Halbfinals. So schön es auch ist, mal wieder Rugby im Fernsehen zu sehen, für das Finale (Sa nachmittag auf TV5) wünsche ich mir einen etwas offeneren Schlagabtausch, sprich mehr Kombinationen und Vorstöße.

Valuev – Beck: die Wende

Nicolai Valuev schlägt Owen Beck in der dritten Runde klar und eindeutig KO, nachdem Beck bereits in der zweiten Runde schwer angeknockt war.

Über Valuev habe ich ja schon hinlänglich geschrieben. Bei aller nicht vorhandenen Wertschätzung meinerseits, konnte man in den letzten zwei Jahren immerhin Trippelschritte in Sachen Boxtechnik sehen.

Aber was ich heute gesehen habe… ich kriege meine Kinnlade nicht wieder hoch. Der Valuev hat richtig geboxt! Okay, langsame Schläge, okay unpräzise, aber in den zwei Jahren war es zum ersten Mal technisch so gut, dass ich ihn als vollwertigen Boxer akzeptieren kann. Ich fand es heute sehr okay anzusehen. Ich bin völlig baff über diese schlagartige (Haha) Verbesserung seit dem letzten Kampf, den Ruiz-Kampf.

Dies war einfach ein sauber herausgearbeiteter Sieg, mit all den Mitteln die Valuev hatte. Dies ist zwar immer noch mehr Körper & Physis als Technik, aber jetzt zum ersten Mal für meine “ästhetischen” Ansprüche völlig in Ordnung.

Ich bin immer noch fassungslos, nachdem da 18 Monate gar nix kam und nun so einen Brett von Kampf.

Die Schläge von Valuev sind faszinierend. Sie sind so langsam geschlagen, dass man gar nicht an eine Schlagwirkung glaubt, aber der Gegner liegt auf einmal auf dem Boden. Ich möchte nun nicht ins andere Extrem verfallen und Valuev zum Weltklasseboxer ausrufen. Aber ich fand sein bisheriges Boxen der letzten 2 Jahre so unglaublich grottenschlecht, das war das heute einfach zum ersten Mal ein anständiges Niveau.

Owen Beck war kein ebenbürtiger Gegner. Körperlich schon gar nicht, aber auch taktisch nahezu die Idiotie in Person. Ohne Deckung immer wieder auf Valuev gegangen. Keine Meidbewegung, überhaupt keine Beweglichkeit. Für einen WM-Kampf muss man sich anders vorbereiten. Man muss Beck unter diesen Umständen als Flasche titulieren. Aber Valuev hat auch gegen artverwandte Flaschen schon mal sehr viel elendiger ausgesehen. Seit heute will ich Valuev zugestehen, dass da im Laufe der Zeit auch noch mehr kommen wird.

Als Vorkampf gab es den Fight der Alliterations-Boxer: Sebastian Sylvester gegen Amin Asikainen um den EBU-Titel im Mittelgewicht. Sylvester verlor durch KO in der 8ten Runde.

Es war ein überwiegend enger und intensiv geführter Kampf, das vom Publikum in Hannover gar nicht gewürdigt wurde. Die Runden 3 und 4 gingen etwas deutlicher an Asikainen, die Runden 1, 2, 5 und 6 waren recht offen, aber Sylvester bekam taktisch immer stärker seine Grenzen aufgezeigt, wurde immer ratloser. Der Kampf neigte sich immer mehr zugunsten des Finnens, der KO in Runde 8 war die Konsequenz daraus, dass der Finne immer mehr aufdrehte.

Verdienter Sieg des Finnen. Realismus bei Sebastian Sylvester im Interview nach dem Kampf (krönende Reporterfrage an Sylvester: “Wie fühlen Sie sich?”) und Demut beim Trainer Hartmut Schröder, der die Niederlage auch (oder vorallem:) auf seine Kappe nahm.

Sylvester hat seine Grenzen aufgezeigt bekommen und muss sehen was er daraus macht. Nun kann er zeigen dass er ein Guter ist und aus dem Kampf lernen oder für immer und ewig ein limitiertes Talent bleiben. Immerhin scheinen er und seine Crew noch Bodenkontakt zu haben und zu wissen was sie machen.

Re: “Henry Maske”
Inhaltlich war es okay, dass muss ich zugestehen, aber die Form… Maske, werd mal wieder ein normaler Mensch.

Eine Runde WM-Testspiele

Schweden – Chile 1:1 – Nach dem 0:0 gegen Finnland die zweite blasse Performance der Skandinavier. Die Innenverteidigung sah nicht sicher aus und im Spielaufbau wurde zuwenig brauchbares für den Sturm produziert. Von Larsson ging noch etwas Gefahr aus, aber Ibrahimovic ist derzeit derart neben der Spur, dass es auch in den schwedischen Medien richtig aufs Maul gibt.

Eine Reihe von Mannschaften haben es vorgezogen zum letzten Spiel vor der WM einen anspruchslosen Gegner auszusuchen. England – Jamaika 6:0 – die Jamaikaner tat bereits im Vorfeld einiges um sich selbst aus dem Verkehr zu ziehen. Ärger innerhalb der Mannschaft um Zahlungen, Hotelunterkunft und Sperrstunde sowie der Rausschmiss eines Spielers. Die Jamakainer waren zwei Hausnummern zu klein für die Engländer, die völlig mühelos gewannen. England ließ den angeschlagenen Neville pausieren, Carragher spielte stattdessen Rechtsverteidiger. Eriksson kehrte zum 4-4-2 mit zwei echten Sturmspitzen zurück und sowohl Crouch als auch Owen holten sich eine Packung Selbstbewusstsein ab. Owen mit seinem ersten Tor seit Anno Domini und Crouch gar mit einem Hattrick (zumindest nach englischen Maßstäben).

Ach ja: England verschießt wieder einen Elfmeter (Crouch).

Tschechien – Trinidad+Tobago 3:0 – Wenn sie bisher nicht gepokert haben, dann wird Trinidad+Tobago zur WM-Schießbude. Das Thema aus der Partie gegen Slowenien wiederholte sich: eine Abwehr die vermutlich noch nicht einmal regionalligareif ist. Tschechien spielte mit einer Aufstellung sehr nahe an der erwarteten Startformation und brauchte in der erste Halbzeit noch nicht einmal Gas zu geben um mit zwei Treffern von Koller und einem von Nedved 3:0 zur Halbzeit zu führen.

Polen – Kroatien 1:0 – Die Kroaten sind von Partie zu Partie in der Vorbereitung schlechter geworden. Nach dem deutlichen Sieg gegen Österreich dachte ich mir, Donnerwetter, das kann nett werden. Nach dem 2:2 gegen Iran dachte ich mir: okay, jeder kann mal schlecht spielen, aber die Partie gegen Polen war am kroatischen Phlegma nicht mehr zu toppen.

Die Kroaten waren auf 2-3 Positionen nicht mit ihren Topleuten besetzt und trafen auf defensiv eingestellte Polen. Damit waren die Kroaten auch schon am Ende ihres Lateins. Sehr langsamer Spielaufbau, viel Quergeschiebe. Der ansonsten starke linke Flügel mit Babic ward nicht gesehen, büschen was ging über rechts.

Die Kroaten konnten nicht initiativ werden, die Polen wollten nicht, warteten in ihrer Hälfte um dann zügig zu kontern. Entweder standen die Kroaten hinten zu gut oder die polnische Offensive war zu zahnlos, jedenfalls kam auch in dieser Richtung nicht viel Thrill auf.

Am Ende eine Partie die eigentlich schadensersatzpflichtig war.

Aus deutscher Sicht kann man sagen: wie gut dass wir nicht als erstes gegen Polen spielen müssen. Denn gegen 10 Feldspieler in ihrer Hälfte anzuspielen, ist kein Spaß. So müssen die Polen erstmal gegen Ekuador einen vorlegen. Die Ekuadorianer stehen hinten selber recht gut und die Partie wird für die Polen kein Selbstläufer. Bei einem Punktverlust der Polen gegen Ekuador, kann es sich Polen gegen Deutschland nicht leisten nur auf 0:0 zu spielen.

Mexikos 23 für die WM 2006

Die Standardeinleitung: das hier geschriebene basiert auf Informationen der WM-Sonderhefte vom KICKER und der SportBILD sowie Testspielen und der WM-Quali.

Die mexikanische Elf

Die mexikanische Elf gehörte in den Vorbereitungen zu den interessanteren Mannschaften. Aus dem Confed-Cup hatte man sie noch als kleine Wusler in Erinnerung. Quasi das amerikanische Pendant zu den Japanern: viel Laufen, immer auf des Gegners Füßen, schnell und auf breiter Front nach vorne sprinten und den Ball am liebsten mit der Zunge ins Tor reintragen.

In den Vorbereitungsspielen gegen Frankreich und den Niederlande sah das verdammt anders auf. Geblieben ist das laufintensive Spiel. Forechecking ist zwar immer noch da, aber die Raumverteilung sieht viel kontrollierter aus. Das sah mitunter schon italienisch aus. Ist dass das argentinische Blut von Trainer La Volpe? Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, hat er keine Räume zum agieren, keine Anspielstationen für den Pass.

Nominell spielen die Mexikaner ein 3-5-2. Dieses System zieht sich aber bei gegnerischen Ballbesitz in der Vertikale massiv zusammen. Gegen Frankreich wurde die Abwehr so häufiger zu einer Viererkette, 4-4-2, gegen Niederlande integrierte sich das Mittelfeld teilweise in die Abwehr, so dass es einem 6-3-1 gleich kam. Das ist für gegnerische Mannschaften die versuchen steil, vertikal zu spielen, wie z.B. die Niederlande, die reine Hölle, wie 90minütiges Dickes-Brett-bohren mit pfeifendem Heimpublikum im Rücken. Ein Blick auf die Gruppengegner der Mexikaner: Portugal, Iran und Angola.

Ich brachte vorhin den Vergleich mit den Italienern. Dieser Vergleich ist auch im Spiel nach vorne angebracht: Mexiko versucht deutlich stärker als noch beim Confed-Cup das Spieltempo zu kontrollieren. Im Offensivspiel wird das Tempo variiert. In der Regel kommt man langsam, ja, fast passiv daher, um dann bei anderen Spielzügen plötzlich auf breiter Front den Ball schnell über die Flügel nach vorne zu treiben und mit sechs Mann im Strafraum aufzutauchen.

Wenn sich der Eindruck aus der Vorbereitung bewahrheitet, wird es interessant sein, diese “modifizierten” Mexikaner zu sehen. Ich fand aber die Durchschlagskraft bzw. Torgefährlichkeit alles andere als berauschend. Ich sehe daher nicht, wie sie über das Achtelfinale hinaus, weit kommen sollen.

Torwart

#1 Sanchez – gilt als starker Keeper auf der Linie

Abwehr

#5 Osorio – #4 Marquez – #3 Salcido (v.r.n.l.) – Die Abwehrspieler haben extrem viele Ballkontakte im mexikanischen Spiel. Wenn aus der Abwehr heraus Druck nach vorne gemacht wurde, dann am ehesten über links hinaus, im Zusammenspiel mit #14 Pineda.

Es sind alles keine Kopfballmonster: 1m73, 1m82 und 1m75. Im Mittelfeld ist keiner der Schergen größer als 1m75. Stürmer Borgetti (1m82) hilft bei Standards aus, sah aber z.B. gegen Holland im eigenen Strafraum mitunter stümperhaft aus.

Mittelfeld

#15 Castro – #? – #8 Pardo – #? – #14 Pineda
Ein Fünfer-Mittelfeld mit zwei Fragezeichen. Da hat die “Nachrichtenlage” einfach nichts ergeben, welche zwei Spieler an der Seite der drei gesetzten Spieler spielen könnten. Schaut man sich den Kader an, sind fast alle in den 70er-Jahren geboren und haben 50 Länderspiele auf den Buckel. Deutet also auch auf eine gewisse Austauschbarkeit der Nebendarsteller hin.

Die drei Spieler bilden das Gerüst rechts, zentral und links. Aus dieser Formation heraus gab es gegen Frankreich die defensivere Variante, dass #4 Marquez aus der Abwehr etwas vorrückt, als Staubsauger hinterm Mittelfeld und die 5te Position wurde von #23 L.Perez eingenommen, halblinks. Die Position von #4 Marquez in der Abwehr wurde von #2 Suarez eingenommen.

Gegen Holland gab es die offensivere Variante mit #17 Fonseca. Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, agiert er mit den beiden anderen Stürmern als erste Abwehrkette, ist Mexiko im Ballbesitz läßt er sich etwas hinter den beiden Stürmern zurückfallen. Die 5te Position wurde gegen die Niederlande mit #19 Omar Bravo ausgefüllt.

Angriff

Gesetzt scheinen #9 Borgetti und #10 Franco. Gegen Holland gab es die Variante das Mittelfeld um zwei weitere nominelle Stürmer, Fonseca und Bravo zu ergänzen, ohne dass sich an der Spielweise etwas verändert hätte.

#9 Borgetti gilt zumindest im gegnerischen Strafraum als kopfballstark.

Die Mexikaner scheinen bei Standards sich einiges vom Basketball abgeguckt zu haben und setzen während der Ausführung von Eckbällen “Screens”, also eingeübte Laufwege, bei denen man seinen Gegenspieler abschüttelt, indem man ihn einfach von einem Mitspieler blocken läßt.

Der Kader

Torwart

1 Oswaldo Sanchez
12 Jose de Jesus Corona
13 Guillermo Ochoa

Abwehr

2 Claudio Suarez
3 Carlos Salcido
4 Rafael Marquez
5 Ricardo Osorio
14 Gonzalo Pineda
15 Jose Antonio Castro
16 Mario Mendez
22 Francisco Rodriguez

Mittelfeld

6 Gerardo Torrado
7 Antonio Zinha
8 Pavel Pardo
11 Ramon Morales
18 Andres Guardado
20 Rafael Garcia
23 Luis Perez

Angriff

9 Jared Borgetti
10 Guillermo Franco
17 Francisco Fonseca
19 Omar Bravo
21 Jesus Arellano

Weitere Kader siehe unter dem Tag “Kader 2006”

SportBILD vs. KICKER: das Duell der WM-Sonderhefte

Ohne Umschweife: ich könnte nahezu den kompletten Text aus dem Bundesliga-Sonderheft-Tests der letzten und vorletzten Saison nehmen.

Die Unterschiede zwischen beiden Heften sind seit Jahren dieselben: SportBILD mit der besseren Optik und etwas originelleren Themen, der KICKER mit mehr inhaltlicher Substanz. Diesmal habe ich aber die Unterschiede als massiver empfunden, als in den Vorjahren.

Disqualifikation wegen Frühstarts

Das SportBILD-Sonderheft ist nicht ganz 250 Seiten dick und kostet 5,90 EUR. Das Heft kommt mit DVD (ich gucke mir so etwas nie an…). Falls sich wer über das dicke Label “LEHR-Programm” und “INFO-Programm” wundert, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat es folgendes auf sich: DVDs müssen durch die FSK oder USK. Die Prüfung kostet bei der USK 2.000 bis 3.000 EUR. Um sich dieser Prüfung zu entziehen, kann man sich für lau als Info- oder Lehrprogramm deklarieren.

Um das Fazit über die SportBILD gleich anfangs deutlich zu ziehen: als Informationsmittel taugt das Heft nur sehr, sehr begrenzt. Vermutlich aus Marketinggründen wurde das Heft zu einem Zeitpunkt vor der Nominierungsfristen der Kader produziert. Die Folge: die von der SportBILD zusammengestellten Kader sind falsch und ohne Startnummern und die Startformationen gleichen mehr einem Glücksspiel.

Für meinen Geschmack sind dies eigentlich die Essentials eines WM-Sonderheftes und wenn man hier aus kommerziellen Gründen seine Hausaufgaben nicht macht, hat man einfach das Thema verfehlt.

In den Bundesliga-Sonderheften konnte man noch mitunter originelle Artikel finden. Diesmal ist es wirklich 08/15-Programm, inkl. Interview der unvermeidlichen Hitzfeld, Matthäus, Ballack und Kahn.

Das Highlight des Sonderheftes ist die Fotoserie über die deutsche Nationalmannschaft (minus Odonkor, harhar, dafür mit Owomoyela, Hinkel, Sinkiewicz, Ernst, M. Friedrich, Kuranyi). Große Portraits, direkt “in yer face”, mit leichter Tiefenunschärfe von Nasenspitze bis zu den Haaren. Nach dieser Fotoserie fällt nochmal auf, was für “Bubis” eigentlich ausgewählt wurden, dass da eigentlich eine halbe U21-Mannschaft mitfährt.

Der Statthalter

Auch das diesjährige KICKER-Sonderheft kommt wieder mit Ärmelschonern und Lederflicken am Ellbogen. Der langweilige Buchhalter unter den Sonderheften. Wie jedes Jahr beschleicht einem das Gefühl, dass die in Nürnberg für solche Sonderhefte wirklich seit zehn Jahren das gleiche Template (Vorlage) in Quark XPress verwenden.

Fast 260 Seiten für 4,90EUR, inkl. Stecktabelle. Abseits der Mannschaftsportraits gibt es wieder die 08/15-Artikel und Interviews.

In Sachen Aktualität gibt es nicht viel zu meckern: alle Kadern, alle Rückennummern und die Startformationen liegen, gemessen an den Testspielen, immerhin zumindest einen Hauch näher an der Wirklichkeit.

Überraschend gut sind die 1-3seitigen Artikel zu jeder Mannschaft. Qualitativ schwanken sie aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Autoren, gehen aber durchaus detailliert auf Stärken, Schwächen und Taktiken ein. Bei aller Kritik an dem Layout und berechenbaren Themenauswahl: diese exzellenten Artikel zu den Mannschaften machen das KICKER-Sonderheft zu einem Pflichtkauf für alle die sich auch an Spielen wie Iran – Angola ergötzen können.

Was fehlt: einen Tick mehr Service. Das KICKER-Heft fängt mit den Mannschaftsvorstellungen der Gruppe A-D an, dann folgen die Kader und Mannschaftsphotos der Gruppen A-H und schließlich wird mit den Mannschaftsvorstellungen der Gruppen E-H weitergemacht. Mit anderen Worten: es ist im Spiel ein ewiges Hin- und Herblättern zwischen der Mannschaftsvorstellung, dem Kader und dann zurück zum Gegner. Bitte so wie die SportBILD es macht: alles in einem Rutsch durch.

Fazit

Warum kauft man sich solche Hefte? Weil man mehr über die Mannschaften und den Kader wissen will. Durch den Frühstart hat sich das SportBILD-Sonderheft selbst disqualifiziert. Es gibt daher nur ein veritables WM-Sonderheft und das kommt vom KICKER.

Besondere Erwähnung

FM4 hat auf seiner Website hingewiesen: der österreichische DJ und Wahlhamburger (und Pauli-Fan) DJ DSL hat ein eigenes WM-Poster mit Spielplan kreiert. Ein überaus pfiffiges zudem. Das Poster kann man auf der Website von DJ DSL bestellen (72x60cm für 5 EUR), ansehen oder per RUND-Magazin kaufen. Es soll im aktuellen Heft enthalten sein.

WM-Testspiel: Deutschland – Kolumbien 3:0

[21h35] ZDF – Spackenfernsehen, von Spacken für Spacken. Ich habe ja Verständnis, wenn die Nachbetrachtung der deutschen Nationalmannschaft länger dauert und das Italien-Spiel von 37 Minuten läuft.

Aber folgendes Problem: Testspiele sind in der Regeln nur in den ersten 45-60 Minuten aufschlußreich. Wenn man von einem Spiel nur 50 Minuten zeigen kann, dann nimmt man in so einem Fall nicht die letzten 50 Minuten!. Stattdessen bringt man in aller Ruhe das Heute-Journal und zeigt danach einen gepflegten Zusammenschnitt.

Alles andere als hilfreich in der Causa “Erkenntnisgewinn” ist ein Wolf-Dieter Poschmann, der sogar zu faul ist, einen kompletten Überblick über die Mannschaftsaufstellungen zu geben.

Wenn man so ein Testspiel verwurstet, dann ist es purer Aktionismus, mehr nicht. Ich schaue mir jetzt die Rugby-Aufzeichnung an… (Spacken, elende.)

[21h17] Ich verstehe es nicht. Ausgerechnet “Sunnyboy” Klinsmann ist der verkniffenste Mensch der letzten zwei Stunden. Während alle so relaxt sind, dass die Hosen fast schon von alleine fallen, warte ich bei Klinsmann drauf, das er “Leckt mich ab Arsch” ruft und das Studio verläßt.

[21h09] Ich meld mich doch noch mal: was ist denn mit dem Klinsmann los? Der macht im Interview ein Gesicht, als wäre ihm gerade seine kalifornische Villa abgebrannt.

Der Satz “Heute haben wir eine zweijährige Aufbauarbeit abgeschlossen” war nicht nur schön pathetisch, klang aber wie Abschied. Klinsmanns Akku muss enorm leer sein.

[20h55] Abpfiff Alles was zu sagen war, ist bereits gesagt worden. Deutschland war gegen Japan nicht so schwach wie sie gemacht worden sind und das Spiel heute war im Vergleich zur WM nur Schonwaschgang. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Japan und Kolumbien.

[20h30] 3:0 Borowski, 70te, 13m-Schuß Humorloser 13m-Flachschuß. Ecke Schweinsteiger, ebenso scharf wie unplatziert ins Strafraumgemüse gejagt, halbherzig geklärt, es geht 2-3x Ping-Pong zwischen den Deutschen und den Kolumbianern, eher der Ball halbrechts Borowski vor die Füße fällt.

In der Partie wird sich gar nicht erst großartig angestrengt (es wirkt zumindest nicht so), sondern ein bißchen Sommerfußball gespielt. Für diese Kolumbianer reicht es.

[20h00] Bitte zwei Karma-Punkte Abzug bei Herrn Klopp für die Verendung des Wortes “Schweini”.

[19h48] Halbzeit Hat doch alles prima geklappt, mit der Planung: da isses, das “Feel Good Spiel”, bei dem alle Beteiligten ein bißchen Mumm für die nächsten zwei bis vier Wochen tanken können. Die Kolumbianer sind ein dankbarer Gegner. Nach dem Polen-Spiel wurden die Kolumbianer ja zu wahren Giganten des lateinamerikanischen Kontinents hochgejazzt. Physisch unnachgiebige Klein-Rastellis die sogar einen Torwart haben, der gepflegt Tore einschenkt. Entweder sind die Kolumbianer etwas schwächer geworden (ja, sind sie) oder die Polen haben am Dienstag so unglaublich grottenschlecht gekickt, dass die halbe polnische Mannschaft sich beim Betreten des WM-Rasens die Beine brechen wird (ja, auch die Polen waren schlecht, stimmt beides)

Ausgetestet wurde die deutsche Nationalmannschaft nicht, von daher gilt es ob der wieder gefundenen Ordnung jetzt nicht gleich rauschende Feste zu feiern.

[19h47] Bin ich der einzige, dem jedesmal das Herz stehen bleibt, wenn Lehmann sich mal wieder an der Eckfahne tummelt, um einen Ball abzulaufen?

[19h39] 2:0 Schweinsteiger, 38te, Freistoß aus 30m Ob die Nationalmannschaft Standards geübt hat? Ich schätze bis sie mit ihren Nippel den Rasen umpflügen konnten. Schweinsteiger Freistoß, innen an der Zweimann-Mauer vorbei, wie auf ein Luftkissen ins Tor reingetragen.

[19h30] Ob die Nationalmannschaft Standards geübt hat? Ich schätze bis sie mit ihren Nippel den Rasen umpflügen konnten. Schweinsteiger Freistoß, spielt nicht in den Strafraum, sondern hoch und weit (in auffällig hohem Bogen!) ans lange Strafraumeck, wo Schneider wartet und den Ball volley aufs Tor zimmert. Glanzparade des Torwarts, nicht allzu schwer, aber dafür spektakulär geflogen.

[19h22] 1:0 Ballack, Kopfball, 21te Geil. In dem Augenblick wo man sah, das Ballack den Kopf an den Ball bekommt, wusste man, dass es ein Tor wird. Dazu war der Freistoß von Schweinsteiger zu gut reingebracht worden, dazu stieg Ballack zu unbedrängt und zu gut getimet zum Ball hoch. Standardsituation, Tor. Gut.

[19h13] Nach zwei guten, schön herausgespielten Chancen Deutschlands plätschert das Spiel dahin. Zeit um mal was ungewöhnliches zu tun: JB Kerner zu loben.

Wenn man einfach mal die mitunter furchtbaren Sprachschnörkel und Einschübe von Kerner ausblendet, finde ich, das Kerner erheblich zum Vergnügen an der Viererbande Kerner, Beckenbauer, Klopp, Meier beiträgt. Der Vorlauf ist richtig schön straight und kurzweilig. Kerner treibt die Runde zielstrebig von Punkt zu Punkt. Man vergleiche es mit dem end- und ziellosen Gelaber von Delling/Netzer.

Schade dass das ZDF das Tempo mit überflüssigen Einspielern wieder rausnimmt. Paradebeispiel war der “WM-Check” der in atemlosen Tonfall just das alles wiederholte, was Sekunden vorher die traute Viererrunde besprochen hat, inkl. die Betrachtung der Abwehrprobleme.

[19h10] Interressant fand ich beim Einlaufen das längere Gespräch zwischen Referree Hauge und Jens Lehmann. Hauge war der Schiedsrichter der Lehmann im Champions League-Finale unglücklich rausgestellt hat. Den Gesten nach zu urteilen, schien Lehmann immer noch eher uneinsichtig gewesen zu sein.

[19h06] Nur mal so in den Raum gestellt: wie kann es sein, dass in Süd-, Mittel und Nordamerika noch Ligabetrieb ist, während die FIFA in Europa (z.B. in Spanien) einen Heidenterz um die Einhaltung des Rahmenkalenders macht?

[18h59] Zeit in die Berichterstattung einzusteigen.

Die Aufstellung der deutschen Mannschafts ist überraschungsarm und wohl recht dicht an der Stammformation für die WM.

In der Abwehr ist Arne Friedrich nach Denkpause als Rechtsvertediger zurückgekehrt. Ich glaube nicht, dass Friedrich einen Blankoscheck für das Eröffnungsspiel hat. Metzelder und Mertesacker in der Innenverteidigung und Phillip Lahm auf links. Auch Lahm halte ich für einen Wackelkandidaten, allerdings eher aufgrund seiner körperlichen Verfassung.

Im Mittelfeld war Borowski drauf und dran in die Stammelf zu rücken, aber er hat es doch nicht geschafft. Schneider rutscht nach der Rückkehr von Friedrich nach vorne rechts. Frings defensiv, Schweinsteiger links, Ballack offensiv. Die sog. Raute.

Im Angriff das gewohnte Duo Klose, Podolski. Bleibt zu hoffen, dass Klose das was ihn am Dienstag belastete, endlich aus dem Kopp hat.