Vor dem 12ten Spieltag

Nach Ansicht von PREMIERE steigt das samstägliche Spitzenspiel in Mainz, bei der Premiere von Gladbachs neuem Advocaat (kein Medium das sich das Wortspiel mit der AdvoCard hat entgehen lassen, ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage).

Mainz – Gladbach (Kommentatoren: Hansi Küpper, Oliver Förster). Wenn man den Medien glauben kann, dann steht den Gladbachern Spielern eine freudlose Zeit bevor. Spieler wie Neuville und Ziege sind eigentlich eher bekannt dafür, einen Kuschel-Vorgesetzten zu brauchen. Möglicherweise steht also seit dem 12ten Spieltag ihr Vereinswechsel nach der Saison wie ein Menetekel an der Wand geschrieben. Advocaat, ein Disziplin-Fanatiker mit veralteten taktischen Vorstellungen und menschlich unflexibel. Attribute die nicht wirklich für eine lange Halbwertszeit in der Bundesliga sorgen.

Hertha – Werder (Kommentatoren: Dittmann/Stach). Wer nun unter der Woche wirklich einen strammen Schuh gespielt hat, das waren die grün-orangen Jungs von der Weser, die die Belgier mit 5:1 aus dem Stadion geblasen haben und generell in den letzten Wochen aufsteigende Tendenz gezeigt haben, vorallem dann, wenn die Offensive die vermeidlich schwache Abwehr übertüncht. Schwache Abwehr? 5te, 6te Abwehr in der Liga, aber mit drei Toren Vorsprung die torreichste Mannschaft.

Mit Hertha und Werder treffen auch die beiden Mannschaft mit den farbblindesten Trikot-Designer der Liga. An das Grün-Orange mag man sich gewöhnt haben, macht ja auch was als Marke her, aber warum bei der Hertha inzwischen Gelb neben Blau die vorherrschende Farbe der “Blau-Weißen” ist, dürfte alleine Nike wissen.

Wie es der Zufall will, soll heute, laut BILD, ein blau-gelber Ball von Nike zum Einsatz kommen (wie auch morgen beim HSV-Spiel). Laut Nike sollen die ausgefuchstesten Farbpsychologen worldwide an der Farbkomposition des “Total 90 Aerow Hi-Vis” gearbeitet haben, soll doch das Blau-Gelb in den Herbst- und Winter-Monaten am besten für das menschliche Auge zu erkennen sein. Und mit dieser logischen Begründung hat Nike diese Saison unterschiedliche Ballfarben für Deutschland und die Premiere-League auf den Markt geworfen? Könnte es nicht evtl. dann doch andere Gründe haben, die eher im Finanziellen zu suchen sind? Clubs die ihre Vereinsfarben verraten, haben für mich so etwas nuttiges.

Bayern – Hannover (Kommentatoren: Bayer/W. Fuss). Die Schnelllebigkeit der Bundesliga kann man gut an diesem Spiel ablesen. Kaum hat der Lienen-Ewald fünf Spiele hintereinander gegen Kracher wie Gladbach, Lautern, Bochum und Rostock gewonnen, schon gilt er als heißester Trainer seit der Erfindung des Frittenfett und sein Auftritt im Olympiastadion wird als Spitzenspiel gepriesen. Platz 4 gegen Platz 5. Wie dieses substanzlose Hochjazzen ausgehen kann, dafür hat Wolfsburg vor zehn Tagen die Blaupause geliefert: sang-, klang- und leblos 0:2 in München verloren.

Bayern hat derweil einige Probleme an den Backen. Unter anderem ein Verteidigungsproblem. Görlitz fällt dank Kreuzband ein halbes Jahr aus, Sagnol ist angeschlagen und für heute fraglich, Linke gesperrt, Lucio gesperrt. Freie Auswahl für Magath sieht anders aus. Kuffour kehrt zwar heute wieder zurück, kann aber natürlich auch nicht gleich drei Abwehrspieler geben.

Unterdessen geben die BILD und Rummenigge die Lachnummer der Woche ab. Auf Kahns Patzer und Ausraster gegen Juve reagiert man mit Fingerzeigen. Inzwischen ist nun das Verhältnis der BILD zum Bundestrainer Klinsmann klar: Klinsmann ist nach Bin-Laden der Omni-Schuldige, für jedes und alles, inkl. umkippender Erdachsen. Aus seiner Höhle in Ungarn kommt auch wieder Kronzeuge Matthäus gekrochen und läßt sich zitieren, dass Klinsmann an Kahns Patzer schuld ist, weil er mit der offenen Torwart-Frage Kahn verunsichert. Wo war eigentlich Winnie Schäfer, Matthäus medialer Partner? Rummenigge schlägt in die gleiche Kerbe.

Wenn denn etwas wahres daran ist, dann sollte Kahn, gemäß dem Sprichwort von der Hitze in der Küche, zurücktreten. Klar stand Kahns Patzer am Schluß einer längeren Fehlerkette. Aber jeder Ball zum Torwart ist qua Prinzip Resultat von Fehlern seiner Vorderleute.

Kahn demontiert sich von selber und er merkt es noch nicht einmal.

Bochum – Lautern (Kommentatoren: Bartels/Hindelang, START-Spiel). Ein Abstiegsderby. Äh, was war jetzt das aktuelle Ultimatum in Sachen Jara?

Leverkusen – Freiburg (Kommentatoren: Leopold/C.Fuß). Merkwürdig. Allen ist Leverkusen irgendwie als verkanntes Genie geläufig, in angenehmer Erinnerung wegen seiner mitunter prallen Spiele. Aber klammheimlich haben die sich dem Mittefeld genähert. 5 Punkte auf Bayern/Platz 5, 9 Punkte auf die Tabellenspitze und das nach nur 11 Spieltagen. Wenn die sich nicht zusammenreißen, ist die Saison zu Weihnachten gelaufen und man kann sich auf die Gala-Spiele konzentrieren.

Bielefeld – Dortmund (Kommentatoren: Lindemann/Pfandt). Eine ausgesprochen positive Nachricht ist die Rückkehr von Christoph Metzelder in den erweiterten Kader. Er trainiert wieder mit der Mannschaft und soll für 2005 langsam wieder fit gemacht werden.

Wirbel auch um Van Bommel, der nun zur Winterpause verpflichtet werden soll. Wie, jetzt? Hat der BVB allen Ernstes noch nicht einmal Transferauflagen von der DFB/DFL bekommen?

Für Wirbel sorgt in diesem Zusammenhang auch der GröBaZ (größter BVB-Fan aller Zeiten) Florian Homm. Der Herr Investor verfügt offensichtlich über hautenge Kontakte zur BILD und läßt streuen, dass er den Bommel-Transfer sponsorn will. Nachdem Sportdirektor Zorc sich vorher mit einem Dementi aus dem Fenster gelehnt hat, spricht die BILD nun davon, dass Homm Zorc “enteiert” hätte (O-Ton BILD).

Nürnberg – Wolfsburg (Kommentatoren: Jung/Evers). Eines jener Spiele von denen die Welt keine Notiz nehmen wird. Ich auch nicht.

Morgen Hamburg – Schalke und Stuttgart – Rostock.

Nun offiziell: BBL auf PREMIERE

Ich hatte es hier bereits vor vier Tagen gemeldet, nun ist auch die offizielle Presseerklärung von PREMIERE raus: die deutsche Basketball-Bundesliga und PREMIERE haben sich auf einen Fernsehvertrag geeinigt.

Bis zum Sommer 2007 zeigt PREMIERE ein Spiel pro Woche plus diverse Play-Off-Spiele plus das All-Star-Spiel.

Moderator wird der unerträglich devote Jungdynamiker Peter Lauterbach sein, berüchtigt aus den F1-Übertragungen als Michael Schumachers Hausdramaturg, der sogar aus “Schumacher ißt Fischstäbchen” einen Drei-Minüter mit Drama (“Michael und das Fischstäbchen … kann es für den siebenfachen Weltmeister noch eine Herausforderung geben … “), Tremolo und After-Effects-Orgien macht. Als Kommentatoren sind laut PREMIERE-Pressemeldung vorgesehen: Michael Körner, Markus Krawinkel und Manfred Winter.

Zu allen Spielen wird es auf “Option 2” Live-Statistiken geben. Heute abend, 18h30, dem Standard-Termin für das “Spiel der Woche” geht es los.

Die Zaubernummer des großen Santini

Gab es nicht eine “Columbo”-Episode mit einem Zauberer “Santini”? Und wenn nicht, sollten meiner Meinung nach, mindestens 20 bis 30 Magier auf dieser Welt “SANTINI” heißen (bitte nur mit großem Raunen lesen).

Der zumindest in Frankreich und England bekannteste Vertreter des Namens “Santini” ist auch so ein Zauberer. Jean Santini verschwindet in schöner Regelmäßigkeit plötzlich von der Bühne.

Vom Hauptberuf ist er allerdings Fußballtrainer. Als solcher führte er vor der EM als französischer Nationaltrainer die große Luftikus-Nummer auf, kündigte seinen Rücktritt für nach der EM an, offensichtlich noch beleidigt über unzureichende Vertragsofferten des Verbandes.

Stattdessen zog es ihn zu den Tottenham Hotspurs, mit Sicherheit nicht für lau. Und keine fünf Monate nach Amtsantritt, machte der große Santini gestern wieder den Verschwindibus. Auf einer Pressekonferenz kündigte er gestern seinen sofortigen Rücktritt aus “persönlichen Gründen” an. Bereits an diesem Wochenende werden die Spurs vom Assistenztrainer Martin Jol betreut.

Nach gutem Start hat das Team von Santini stark abgebaut (1 Sieg aus den letzten 7 Spielen) und führt nun ein Graue-Maus-Dasein im Mittelfeld-Nichts der Premiere-League. Trotzdem gab es noch keine öffentliche Kritik an Santini, Druck von außen kann es nicht sein.

Santini ist kauzig genug, dass ihm ein Spontan-Rücktritt wegen einer über die Leber gelaufene Laus zuzutrauen ist.

In Frankreich gibt man sich auf Spurensuche. Die “Le Monde” findet Indizien in der Rücktrittserklärung von Santini. Santini erklärte: “Jeder Spieler steht nun in der Verantwortung sein Bestes zu geben, insbesondere die Nationalspieler. Jeder kennt die Lage: nach einem guten Start haben wohl einige Spieler geglaubt die Saison würde ein Selbstläufer werden.

Die Le Monde interpretiert es als Kritik an den ausländischen Führungsspielern. Hatte Santini vielleicht das Vertrauen in diese Spieler verloren und macht nun den Absprung bevor es schlimmer kommt?

Die britischen Medien machen Santinis Entscheidung eher am Zoff mit dem Sportdirektor Frank Arnesen fest. Der Guardian will gehört haben, dass Arnesen kurz davor stand, Santini in den nächsten Tagen zu feuern und durch seinen “Buddy” Jol zu ersetzen. Es gab Meinungsverschiedenheiten bei Spielereinkäufen und in den Kompetenzen. Spieler sollen sich beschwert haben, dass es inzwischen mehr Trainer und Assistenztrainer als Spieler bei den Spurs gibt. Jene Assistenten sollen, teils von Arnesen, teils von Santini eingesetzt, untereinander gestritten haben.

Auch der “Chairman” von den Spurs soll intern von Santini abgerückt sein und Santini selbst soll sogar bereits letzte Woche den Geschäftsführer von einem möglichen Rücktritt informiert haben.

Allerdings soll es in der Tat auch Probleme persönlicher Natur gegeben haben. Santini soll sich in England nicht heimisch gefühlt haben, seine Frau soll gar nach Frankreich wieder zurückgezogen sein.

TV

Die Spurs stehen zufälligerweise erst nächstes Wochenende auf dem PREMIERE-Menü. Am Wochenende gibt es am Samstag Aston Villa – Portsmouth (13h40), Kommentator ist Sven Schröter, einer von 3-4 neuen PREMIERE-Fußball-Kommentatoren, die ich bislang alle eher mittelmäßig finde, keine wirkliche Entdeckung bei.

Villa und Portsmouth sind punktgleich im Mittelfeld (Portmouth mit einem Spiel weniger). Villa gilt als heimstark, Portsmouth nicht nur als angriffslustig, sondern auch auswärtsschwach, kommt allerdings von einem Sieg gegen ManU.

Bei Villa spielt ein Nationalspieler in Spe mit: Thomas Hitzlsperger.

Am Sonntag, 17h, das Manchester-Derby ManU gegen Keegans Manchester City. Kommentator ist ein Marco Hagemann.

Gladbach nun Advocaat-versichert

Donnerwetter, Borussia M’Gladbach hat als Nachfolger von Holger Fach Dick Advocaat geholt, den ehemaligen Bondscoach!

Mich freuts, weil ich der Bundesliga sowieso zu wenig Einfluß durch ausländische Trainer zeihe. Das dass grenznahe Mönchengladbach nun einen Oranje-Trainer hat, dürfte dem Geschäft auch nicht schaden. Man hat bereits vor dieser Saison dicke Schecks unterschrieben hat (Ziege, Neuville, Fukal, Heinz), aber mit so einen Namen wie Advocaat legen die nochmal die Latte und Ansprüche zwei Etagen höher.

Bedenkt man wie zu Zeiten von Rolf Rüssmann, die Finanzierung des Stadions als wackelig galt, frage ich mich, wie einige Jahre später Gladbach sich nicht nur ein neues Stadion hinpflanzt, sondern auch teure Spieler und einen teuren Trainer holt. Ist das Geheimnis des Geldbaums entdeckt worden?

Advocaat darf als freundlicher aber auch sperriger Trainer gelten. Einer der sich durch Medien nicht verbiegen lassen will, dem aber zur EM Unentschlossenheit vorgeworfen werden muss. Neigt dann und wann zu rustikalem Vorgehen gegen Stars. Spannend. Advocaat trifft auf BILD-DSF-ARD-SAT1-EXPRESS.

Vor dem Championskick

In knapp einer Stunde beginnt die erste Partie der Rückrunde in der Championsleague. Um 18h30 ZSKA Moskau – Chelsea.

Chelsea kann heute mit dem 4ten Sieg im 4ten Spiel die Playoffs buchen. Die Stärke aus dem letzten Jahr ist auch heuer ihre Stärke geblieben: bislang nur einen Gegentreffer erhalten. Dank verletztem Drogba und geschasstem Kokser Mutu hat man derzeit ein kleines Stürmer-Problem.

ZSKA Moskau, das waren jene blutjungen Russen, nach langen Jahren der Abstinenz, nun auf die Championsleague-Bühne zurückkehrten. In dem bislang einzigen Heimspiel fertigten sie PSG nicht unverdient mit 2:0 ab. Plus einem Unentschieden, macht 4 Punkte und damit Tabellenplatz 2. Will sagen: im Kampf um Platz 2 sind Moskau, PSG und Porto noch eng beieinander.

Chelsea ist mit Sieg oder Unentschieden heute durch.

Gruppe G: Werder

Wenn es denn so etwas wie eine Konzessionsentscheidung gibt, dann ist es die von SAT.1, als erste Championsleague-Übertragung vom amtierenden Deutschen Meister Werder Bremen ausgerechnet Spieltag 4 mit einem Heimspiel gegen den schwächsten Gruppengegner Anderlecht anzusetzen, während Bayer und Bayern die Granden aus dem Land der Teigwaren-Spezialitäten treffen…

Werder geht die Strahlkraft der vergangenen Saison noch abhanden. Ist man auf dem Weg zur Besserung? Einem wichtigen und verdienten 2:1-Sieg in Anderlecht folgte ein fabulöser Sieg in Stuttgart. Das Unentschieden gegen den HSV war weder Fisch noch Fleisch. Viel Druck gemacht, aber auch nicht gerade überbordend vor Geniestreichen. Und wieder ein lasch aufgelegter Micoud.

Inter kann heute den Sack zumachen, mit einem Heimsieg gegen Valencia. Ein Sieg von Werder heute gegen den punktelosen RSC und das Duell um das Weiterkommen reduziert sich auf den letzten Spiel, dem direkten Aufeinandertreffen in Valencia.

Gruppe F: Milan, Barca

Vor zwei Wochen gelang Milan im Aufeinandertreffen der beiden europäischen Fußball-Schwergewichte ein glückliches 1:0 gegen Barca. Ein Sieg heute in Barcelona und auch der AC wäre durch mit der Championsleague.

Beide Mannschaften ziehen in der Liga souverän ihre Kreise, mit 5 bzw. 6 Punkte auf ihre Verfolger. Nur dass der AC selber die allmächtige Juve vor der Nase hat (5 Punkte dahinter), während Barca mehrere Längen vor Sevilla und Real liegt. Barca am Wochenende aber mit einem 1:1-Stolperer gegen Bilbao.

Donetzk und Celtic prügeln sich allenfalls um die Teilnahme am UEFA-Cup. Nach dem klaren 3:0-Sieg gegen Celtic, hat Donetzk die Nase vorne. Celtic, die in allen drei CL-Partien jeweils drei Tore bekommen haben, muss heute gewinnen. Punkt.

Gruppe E: Arsenal

Die Gruppe ist dann doch enger als erwartet, dank der letzten beiden Stolperer von Arsenal in Athen und Rosenborg (jeweils Unentschieden). Die Tabelle: PSV – Arsenal – Athen mit 6 – 5 und 4 Punkten. Da der PSV auch noch mal nach Athen muss, fällt heute noch nicht einmal eine Vorentscheidung.

Arsenal – Panathinaikos, PSV – Rosenborg.

Andere Größenordnungen hüben und drüben

Anläßlich des NBA-Starts berichtet das franz. Nachrichtenradio “France Info” über den Landsmann Tony Parker bei den San Antonio Spurs. Dieser geht mit einem neuen Sechs-Jahres-Kontrakt aufs Parkett und, man höre und staune, ist der bestbezahlte Sportler Frankreichs. Noch vor Zinedine Zidane! Bitte sprechen Sie mir nach: “Das hätte ich jetzt nicht gedacht!

Es geht auch umgekehrt. Einer meiner Lieblingssportler ist Valentino Rossi, der am Wochenende schön, aber nur kurz in der FAZ portraitiert wurde. Diesem Artikel ist wiederum zu entnehmen, dass der Motorrad-Weltmeister laut Forbes, der derzeit sechstbestbezahlte Sportler ist, noch vor den beiden “Transatlantikern” Agassi, Kobe Bryant oder David Beckham.

Als Goodie (ja, ich mag Rossi) noch folgendes Bonmot aus dem FAZ-Artikel:

Tatsächlich aber [passen verrückte Entscheidungen] exakt zu ihm, der gezielten Tabubruch zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Kaum hatte er den Vertrag mit dem neuen Hauptsponsor Gauloises unterschrieben, testete er Schumachers Marlboro-roten Ferrari. Auf der Ehrenrunde verkleidet er sich schon mal als Sträfling, nimmt eine Sexpuppe auf den Sozius oder sucht zur Gaudi der Fans ein Toilettenhäuschen auf. PR-Termine seiner Geldgeber pflegt Rossi regelmäßig zu schwänzen, dafür warb er nach einem seiner wichtigsten Siege für einen ominösen Hähnchenbrater namens Polleria Osvaldo. Später stellte sich heraus: Den Schnellimbiß gab es gar nicht. Rossi hatte ihn erfunden.

Screensport: Hasse mal’ne Mark?

Wo bleibt Basketball?

Die BBL – Basketball-Bundesliga – spielt bereits seit 1-2 Wochen fröhlich vor sich hin, aber von dem bereits als “unterschriftsreif” bezeichneten TV-Vertrag mit PREMIERE war noch nichts zu sehen.

Was zeigt aber ein Blick in die Programmvorschau? Samstag, 18h30–20h30 Telekom Baskets Bonn gegen ALBA Berlin.

Da derzeit noch nirgends entsprechende Bestätigungen oder andere Seiten auf der PREMIERE-Site zu sehen sind, ist der Termin mit Vorsicht zu geniessen…

Wo bleibt DER Basketball?

Der NBA-Basketball beginnt heute (2h30) und kollidiert leider mit der US-Wahl. Der offizielle “Season Opener” sind die Mavs gegen die Sacramento Kings. Zwei Teams die sich heiß und innig mögen…

Beide Teams sind im Wandel. Die Mavs haben in ihrer Jubiläumssaison (25 Jahre) Top-Trio Nash – Nowitzki – Finley auseinandergerissen (Nash hatte ein Top-Angebot aus Phoenix). Die Kings könnten in dieser Saison auseinanderfallen. Divac zog es zu den Lakers zurück und Chris Webber und Peja Stojakovic sind sich nicht mehr grün.

Nächste Partie ist dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 2h30 Rockets – Kings.

Danach geht es im 2x die Woche weiter, wobei ich noch kein Schema erkennen kann. Nachts-Spiele, Abend-Spiele, unter der Woche, vor dem Wochenende etc…

Alles neue macht der November

In Sachen Sportrechte könnte in nächster Zeit Bewegung kommen, abgesehen von einer anhängigen wettbewerb-rechtlichen Klage von PREMIERE vor der EU.

Da gibt es einen neuen “Chef” bei RTL. Marc Conrad ersetzt Gerhard Zeiler. Zeiler galt als jemand ohne große Ideen, aber der es versteht einen Sender höchst effizient aufzustellen. Mit Conrad kehrt nun jemand aus der Helmut-Thoma-Ära zurück, der eher bereit ist, auf Risiko zu setzen und Geld zu investieren.

Unter Zeiler zog sich RTL vom Fußball zurück, nachdem man der Ansicht war, das die Championsleague nicht mehr re-finanzierbar gewesen sei. SAT.1 griff zu und hatte zudem das Glück wesentlich bessere Senderechte zu bekommen.

Mit Marc Conrad, der als Fußball-Fan gilt, könnten nun in Sachen Sportrechte in Deutschland die Karten neu gemischt werden, zumal auch das Gerücht kreist, RTL würde versuchen noch eine Sportart groß zu machen, um besser auf Quotenabstürze bei der Formel-1 oder im Skispringen reagieren zu können.

Da trifft es sich gut, dass die ARD nach der Vertragsunterschrift von Harald Schmidt, ankündigt, einige Senderechte, auch im Sport, abgeben zu wollen, da man “Frischgeld” für Herrn Schmidt braucht. Und schließlich könnte der Fußball häufiger mit dem 23h-Termin nach den Tagesthemen am Mittwoch und Donnerstag kollidieren…

START-Sport

Von PREMIERE gibt es ein 5,–-Euro-Paket, dass nennt sich “START”. Darauf wird ein Querschnitt der diversen PREMIERE-Kanäle ausgestrahlt, sozusagen Best-of. Unter anderem auch Bundesliga (Samstags-Topspiel) und 2te Liga (Sonntags-Konferenz).

Ab 11.Dezember soll nun START umgekrempelt werden und wird für Sport-Fans attraktiver. Die nächtlichen Fick-Filme fliegen raus, stattdessen gibt es jeden Tag zwischen 0h – 6h “Best of” der Sport-Programme. Am 13.12. zum Beispiel: Zusammenfassungen der Serie A und Premiere League, 105 Minuten NBA-Spiel, 105 Minuten Serie A-Spiel und 105 Minuten Golf.

Mittags fliegen Musiksendungen zugunsten von 2h Bundesliga-, Championsleague oder DEL-Wiederholungen raus.

Nein, ich werde nicht von PREMIERE bezahlt, aber wer bislang als Fußball-Fan Skrupel hatte 20 und mehr Euro auszugeben, sollte sich ab Mitte Dezember das START-Angebot ganz genau ansehen.

Zeilensport: Gegenentwürfe

Mein Arbeitspensum pegelt sich langsam wieder auf normale Maße ein, ich komme u.a. dazu alte eMails und Newsletter durchzulesen, u.a. die Inhaltsverzeichnisse der ZEIT.

In der ZEIT 40/04 versuchte sich Christoph Biermann an einer Beschreibung des Phänomen “FSV Mainz 05” und zieht Parallelen zum Aufstieg und Etablierung des SC Freiburg: “Meins!

Das Mainz-Fieber jedoch ist anders. Fußball ist heute längst keiner gesellschaftlichen Gruppe mehr peinlich, ganz im Gegenteil. Eher schon dient das Spiel manchem Beobachter als Seismograf dafür, was im Lande vorgeht. Hieß es nicht auch beim Fußball: Krise? Im internationalen Vergleich Anschluss verloren? Keine Innovation und Stagnation? Jürgen Klopp hingegen, der Trainer ohne Trainerschein, verbreitet eine Atmosphäre von Dynamik und Aufbruch, wenn er mit spürbarer Lust und Leidenschaft über Lust und Leidenschaft spricht. Außerdem spielen seine Mainzer Fußball nach einem klaren Konzept, dass zugleich wohlgeordnet sowie wild, physisch und dem englischen Fußball nachempfunden ist. Es paaren sich kalter Verstand und heißes Herz, wenn Klopp seine Mainzer auf den Platz schickt.

Timo Hildebrand

Apropos Gegenentwurf. Drei Wochen später gab es in der ZEIT ein Interview von Henning Sussebach mit “unserer Nummer Drei”, dem VfB-Torwart Timo Hildebrand: “Ich knirsche nachts mit den Zähnen“. Hildebrand zeigt Intelligenz weil er nicht nur gute Antworten gibt, sondern sich auch der “Meta-Ebene” der Interview-Situation bewusst ist: dass das Interview nach Abdruck von den Journalisten auf Material abgeklopft wird, um einen Zoff zwischen Hildebrand und Kahn herbeizuschreiben.

Hildebrand bewältigt die Aufgabe mit Bravour. Er positioniert sich als Gegenentwurf zu Kahn, ohne ausfällig oder beleidigend zu werden.

Vielleicht spiegele ich mich in ihm. Ich fürchte, er macht mir unfreiwillig bewusst, was passieren kann bei Dauerdruck. Vielleicht kann ich mich seinetwegen umso besser davor schützen.

Ich halte das Rennen um den Startplatz im Nationaltorwarts-Kasten bei der WM 2006 für ergebnisoffen. Ich glaube nach Klinsmanns Vorstellungen ist ein Typ wie Hildebrand die Blaupause für den idealen Nationalspieler. Ehrgeizig, angenehm auftretend, präsentabel. Vielleicht wartet Klinsmann nur auf den finalen Zoff zwischen Kahn und Lehmann, um beide loszuwerden und dann den lachenden Dritten zu nehmen.

Das durchaus integre Interview bewahrte Hildebrand übrigens nicht davor, auch abgemahnt zu werden. Das Interview geschah zu einem Zeitpunkt als Lehmann und Kahn sich mal wieder die Kante gaben, und Bierhoff/Klinsmann mussten der Neutralität willen, jegliche auch nur andeutungsweise kritische Bemerkung gegen einen Konkurrenten abmahnen.

Hands up

Was man in den DFB-Regeln im Internet findet:

11. Absichtliches Handspiel liegt vor, wenn der Ball mit der Hand oder dem Arm gehalten, gestoßen oder geschlagen wird. Wird der Ball jedoch aus kurzer Entfernung gegen den normal gehaltenen Arm geschossen, so ist dies nicht als Absicht zu werten.

(Regel 12, Punkt 11 der DFB-Anweisungen)

Das ist erstaunlich dünn, wenn man die Fußball-Kommentatoren hört, die, je nach Gusto, von “angeschossen”, “Hand ging zum Ball”, “unnatürliche Armbewegung” oder “anliegender Arm” sprechen.

Unter der Lupe betrachtet, bietet die Regel tatsächlich viel Interpretationsspielraum: “normal gehaltenen Arm” oder “aus kurzer Entfernung“.

Als heute in der ersten Halbzeit Lautern – Bielefeld ein roter Teufel den Ball mit dem Arm berührte, redeten auf PREMIERE die beiden Reporter, der (unerträgliche) Tom Bender und der (an und für sich grandiose) Tom Beyer (Bayer?) vom klaren Handspiel und Dusel für Lautern und damit einer evtl. Arbeitserhaltungsmaßnahme für Kurt Jara.

War der Arm normal gehalten? Für meinen Geschmack geschah es aus einem natürlichen Bewegungsablauf heraus, dem Reinspringen in dem Schuß zum Abblocken ohne dabei einen Handballtorwart spielen zu wollen.

In einem dramatischen Spiel schafft Lautern die glückliche Wende nach 0:1 und gewinnt 2:1 durch einen abgefälschten Schuß, kurz vor Buffalo.

Rostock – Nürnberg 0:2

Zu den bitteren Dingen die einem Club und einem Trainer passieren können, gehört die Situation eines Juri Schlünz in Rostock. Ein bescheidener, bodenständiger Trainer, der gar nicht nach der Position des Chefpostens strebte. Bei einem ersten Intermezzo dingte er sich ausdrücklich aus, nur als Interimscoach zu fungieren, wohlwissend das nahezu jeder Trainern einmal entlassen wird. Ein Schicksal von dem Schlünz nicht wollte, das es ihm in seinem Klub widerfährt.

Nach Vehs plötzlichem Abgang, ließ er sich in der Stunde der Not dann doch breitschlagen. Und muss vielleicht im Laufe der nächsten Tage dafür büssen. Oder wäre allen Ernstes eine Rückstufung in den Jugend- oder Amateurbereich von Hansa machbar?

Was vom 11ten Spieltag übrig bleibt

(zumindest von seinen ersten drei Vierteln)

Trainer Doll

Drittes Spiel in Folge ohne Niederlage. Fortuna schmeißt dem HSV derzeit mit Kübeln alles Glück dieser Welt, was Toppmöller gefehlt hat. Nach der 1:0-Führung für die Elbe lassen die sich von den Weser-Jungs an die Wand drücken. Teils wegen Pech, teils wegen Tölpelhaftigkeit, reicht es nicht für mehr als ein Unentschieden.

Und Doll?

Er versucht Ruhe in die Mannschaft zu bringen, spielt zum dritten Mal hintereinander mit nahezu unverändertem Kader. Es war seine Idee Boulahrouz neben Van Buyten in die Abwehrkette zu stellen und das durchzuziehen. Toppmöller blieb dieser Geistesblitz versagt.

Der Doll als Typ? Ich hatte ihn als Spieler immer als eher simpel gestrickten Mann in Erinnerung. Das Nach-Spiel-Interview auf PREMIERE war mein erstes das ich von Trainer Doll gesehen habe. In der Artikulation war deutlich zu spüren: der Mann weiß was er sagen will, motiviert bis ins Gaumenzäpfchen. Dass der Mann dabei Dampfplauder-Blech von der Motivationslehrer-Stanzemaschine von sich gibt, darüber mag man noch hinweg sehen. Wenn Doll nur das besitzt, dann wird eh hinreichend schnell in die Labertaschen-Schublade zu dem Neururer-Peterl gelegt.

Aber nach drei Spielen gilt es zu attestieren, dass der HSV unter Doll substantiell besser geworden ist. Das ist mehr als ich erwartet habe.

Trainer Magath

Seit langem habe ich den Trainer Magath nicht so echauffiert. Grund: die rote Karte gg. Lucio. Sinngemäß: das soll alles gewesen sein? Wegen dieser Aktion bekommt Lucio rot? Und deswegen kommt der Assistent aus 80m angerannt und sagt dem Schiedsrichter Bescheid? Ach hör’uff!

Auch Marcel Reif forderte vehement Rot für Lucio. Ich denke aber dass die Bayern diesmal Recht haben. Ich dachte zuerst auch, Lucio würde in die Oberschenkel nachtreten, aber man sieht wie der Ball nach dem Tritt von Lucio nach vorne rollt. Der Tritt von Lucio kann daher nicht den Oberschenkel getroffen haben, sondern nur den Ball zwischen den Schenkeln.

Magaths Adrenalin sagte aber in diesem Fall mehr über ihn und dem Zustand des FC Bayern aus, als über den schwarzen Mann. Ein Drittel der Saison ist vorrüber und es ist offensichtlich, das Magaths System noch nicht greift und angesichts des fortgeschrittenene Stadiums der Saison, wohl auch nicht mehr greifen wird. Es ist nicht ganz die gleiche “fin de siècle“-Stimmung wie letztes Jahr zur gleichen Zeit mit Hitzfeld. Aber es ist die gleiche lähmende Ratlosigkeit.

Mich überrascht das Magth trotz der unsteten Leistungen die Mannschaft so häufig durchrotieren läßt. Natürlich lassen sich die Pausen für Frings und Hargreaves unter dem Aspekt der EM und langen Saison rechtfertigen. Aber man hat nicht das Gefühl das Magath einen festen Nukleus gefunden hat, um den herum eine Mannschaft wachsen kann. Nicht unähnlich dem HSV letztes kann man die Probleme nicht an 2,3 Spielern festnageln, sondern eher an gesamtheitlichen, gruppendynamischen Prozessen. Damit stellt sich für die Bayern die Frage, ob eine Besserung nur dadurch zu erreichen ist, indem man die Mannschaft nach der Saison entkernt (raus mit Hoogma, Hollerbach, Ujfalusi, Maltritz, Fukal)

Trainer Sammer

Wie stabil ist der VfB Stuttgart? Die 2:3-Niederlage spricht mehr für Stuttgart als gegen, denn wer sich nach einem 0:3 noch so schnell bis zum 2:3 heranrobbt, kann nicht so schlecht sein. Bemerkenswert die Innenverteidigung Stranzl und Babbel, die ich anfänglich in Grund und Boden verdammt habe, allen voran der hüftsteif wirkende Babbel. Inzwischen ist daraus eine der fünf besten Bundesliga-Abwehr geworden.

Trainer Fach

Auch Tage danach bleibt es eine nicht erklärbare Entlassung. Es gibt Indizien die auf Probleme hindeuten, aber keine Entlassungsgründe. Der Präsident von Gladbach wurde heute von PREMIERE befragt und konnte keinen plausiblen Grund nennen. Nur der Blick auf die Tabelle und den Anspruch diese Saison stressfrei ins Mittelfeld zu segeln. Kein Entlassungsgrund, denn nach zehn Spieltagen und zwei Siegen von der guten Mittelfeldposition entfernt, kann man noch nicht von drohender Abstiegsgefahr reden. Selbst Hochstätter sagte am Mittwoch, man wäre nur drei Punkte hinter den Erwartungen zurück.

Es sieht so aus, als hätte sich die Vereinsführung im Laufe des Abends in Rage geredet und den Trainer ohne jeden weiteren langfristigen Blick, einen Kopf kleiner gemacht.

Nicht das es keine Probleme gab. Sowohl Marcel Reif, der anscheinend mit Fach persönlich bekannt ist, als auch Christian Hochstätter deuten an, dass der Bundesliga-Trainerfrischling Fach zu schnell all seine Mittel und Methoden abgebrannt hat, als das er in der Stunde der Not noch etwas in Petto hätte. Hochstätters tätigte vor Wochen einen Rat an Fach, er müsse mehr von “Wir” als von “Ich” reden und sich nicht von der Mannschaft distanzieren. Das in der Tat ist bzw. wäre ein Problem, denn es war Fach, der diese Mannschaft im Sommer zusammengestellt hat.