Buli-Spieltag 3: Toppmöllers letztes Hurra?

Es wird am Wochenende vermutlich eines der ganz großen Themen sein: wie lange wird Toppmöller noch Trainer beim HSV bleiben? Die Schlinge um Toppmöllers Hals ist, glaubt man der Lokalpresse, wesentlich enger als ich es zu diesem Zeitpunkt erwartet habe.

Die Hamburger Dreieinigkeit BILD – Abendblatt – Mopo bläst zum letzten Halali auf Toppmöller und kolportiert Unzufriedenheit mit dem Trainer nicht nur auf Seiten des Trainers, sondern auch beim Management, Aufsichtsrat und Vorstand. Der Klavierkrawattenmann soll schlichtweg keine Freunde im Verein mehr haben und könnte bereits in den nächsten Tagen gefeuert werden.

An der Darstellung des Abendblatts stören mich zwei Dinge: unwidersprochen wird über die Unzufriedenheit von Sportchef Beiersdorfer mit der offensiven Ausrichtung des HSVs berichtet. Seit wann, frage ich mich, gehört die taktische Ausrichtung eines Teams in den Kompetenzbereich eines Sportchefs?

Und warum wird die Mannschaft derart aus der Pflicht entlassen, wo sie im Kern seit Monaten unter aller Würde spielt?

Spieltag 3

Leverkusen – Bayern (PREMIERE-Kommentator Marcel Reif/PREMIERE-Konferenz Tom Bayer)
Lucios, Ze Robertos und Ballacks Rückkehr, Augenthaler gegen Bayern und Schweinsteiger gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber (er soll an Bayer ausgeliehen werden). Insbesondere Bayer ist noch nicht in Tritt gekommen.

HSV – Nürnberg (Michael Born/Oliver Forster)
Eines dieser Spiele die der HSV nicht gewinnen kann. Eines dieser Aasgeier-Spiele, bei dem alles auf den Trainer starrt und an den Lippen der HSV-Führungsetage hängt, auch wenn diese binnen Stunden zu rhetorischen Kehrtwendungen fähig ist.

Lautern – VfB (Marcus Lindemann/Kai Dittmann)
Zwei lasche Spiele von Lautern, aber nun vom DFB-Pokal-Kantersieg aufgeputscht. Gemischtwarenladen auch beim VfB Sammer. Der VfB noch mit wackeligen Beien. Aber auch mit Lahm und Kuranyi? Duel zweier Nationaltorhüter von morgen: Hildebrand vs. Wiese.

Freiburg – Gladbach (Wolff Fuss/Marc Hindelang)
Gladbach wird derzeit ziemlich krank geredet, die Nervösität ist groß.

Bielefeld – Bochum (Matthias Stach/Holger Pfandt)

Hertha – Mainz (Erich Laaser/Markus Götz)

Schalke – Hansa (Hansi Küpper/Roland Evers)

Sonntag: Werder – Wolfsburg (Thurn + Taxis/Tom Bayer)
Inwieweit ist das DFB-Pokalaus Wendepunkt bei Wolfsburg? Nicht nur das Manager Pander gegangen worden ist. D’Allessandro hat keine Lust weiter in einem No-Name-Klub abzuhängen und zieht es in namhaftere und südlichere Gefilde, nach Spanien.

Sonntag: BVB – Hannover (Tom Bartels/Kai Dittmann)

ZSKA Moskau ungleich ZSKA Chelsea

Die Gruppe H der Championsleague-Auslosung kann als “Inzest”-Gruppe bezeichnet werden. Nicht nur das Portos Ex-Trainer Mourinho inzwischen beim FC Chelsea das Konzept des lähmenden Ergebnisfußballes einführt.

So wird gemunkelt, dass der russische Ölmilliardär Abramovich nicht nur Besitzer von Chelsea ist, sondern auch über Mehrheitsanteile bei ZSKA Moskau verfügt, auch in der Gruppe H anwesend.

Wäre dem so, müsste eines der beiden Teams sich aus der Championsleague zurückziehen. Die UEFA wird eine Untersuchung einleiten, die Licht hinter den Besitzverhältnissen von ZSKA bringen soll. Chelseas Sprecher dementiert bereits, dass Abramovich irgendwelche direkte Kontrolle bei ZSKA hat. Er wäre nur ein Teilhaber bei Sibneft, einer Firma die ZSKA einen Kredit und Trikotsponsoring gegeben hat.

Kassenwart-unfreundlicher UEFAcup

In der Championsleague haben die deutschen Mannschaft in der Mehrzahl zumindest namhafte Gegner vorgesetzt bekommen, im UEFAcup Fehlanzeige:

Schalke 04 – Liepajas Metalurg/LET
Standard Lüttich/BEL – VfL Bochum
Hafnarfjordur/ISL – Alemannia Aachen

Die ganz großen Knallerspiele sind ausgeblieben. Am ehesten Tranzonspor gegen Athletico Bilbao.

Die BBC listet alle Spiele auf.

Der Ruch von Sünde

Manchmal ist auch das nicht gesagte oder das nur leise gesagte das Kuriosium.

Wenn plötzlich die Stimmen abebben und das Tuscheln anfängt.

Maria Mutola. Kelly Holmes.

Wenn den Kommentatoren sonst kein rhetorischer Weg zur knackigen Formulierung zu weit ist, wenn die Rede auf Mutola und Holmes kommt, wird es einsilbig. Die bewusst gesuchten Doppeldeutigkeiten läßt jenen Spalt Interpretation zu, der “lesbisch” meint, aber nicht sagt.

Am weitesten wagt sich Thomas Kistner/SZ vor: “Lebensgefährtinnen“.

Der GUARDIAN schreibt einen langen und detaillierten Artikel über die Beziehung von Kelly Holmes und Maria Mutola, ist aber am entscheidenden Punkt merkwüdig ambivalent: “Friends are disunited as Mutola accuses training partner of exploiting her injury“, das “trainings partner” gerade zu plakativ in der Headline vor sich her tragend, um von der Landsmännin nicht verklagt zu werden.

Hier geht es mir nicht um den empörten Aufschrei “LESBEN-ALARM!!“. Sondern dass sich die Medien in all ihrer Verklemmtheit eine höllisch gute Story haben entgehen lassen. Nicht die (vermeidliche) Lesbenliebe, sondern dass aus zwei Liebenden(?) zu Olympia erbitterte Konkurrenten werden, die sich nach dem Finale nicht eines Blickes würdigen. Wenn es um Mann und Frau gegangen wäre, die Story wäre drei Tage lang durch alle Gazetten dieser Welt gegangen.

Aber bei Lesben(?) ?

Wir sind das Volk!

Eine völlig neue Art der Basisdemokratie erlebt man bei Olympia 2004 in Athen. Im Guten und im Schlechten.

Als beim Finale am Reck ein russische Turner in Grund und Boden benotet wurde, begehrte das Hallenpublikum auf und gab solange keine Ruhe bis der Russe um einen achtel Punkt (wenn ich mich richtig erinnere) raufgestuft wurde. Angesichts der Abstinenz von griechischen Athleten beim Turnen, darf vermutet werden, dass die Halle sehr gemischt-national besetzt war.

Den moralischen Bankrott haben die olympischen Spiele aber durch die Reaktionen des Publikums beim Start des 200m/M-Rennens erlitten. Das griechische Publikum versuchte den Start durch “Hellas – Hellas”-Rufe, Klatschen und Pfeifen zu sabotieren, offensichtlich in Angedenken an “ihren” Star Kenteris, dem gedopten Olympiasieger und Weltmeister über 200m.

Das Rennen konnte erst mit dritten Anlauf gestartet werden. Kurz nach Ende des Rennens verliessen die Zuschauer schlagartig das Stadion, noch vor der 400m-Siegerehrung.

Ich kann mich nur wiederholen: diese olympischen Spiele halte ich für genauso mies wie die 96er-Retorten-Spiele von Atlanta. Die Geschichte heute abend war wirklich unappetitlich.

“Gegenwart”-Journalismus

Die Gegenwart” ist ein inzwischen mehrfach ausgezeichnetes Online-Magazin über Medienjournalismus. Ausgabe 39 “Und jetzt – der Sport” beschäftigt sich … mit Sport. Dank an Heiko Hebig für den Tipp.

Anläßlich des nicht enden wollenden Sportsommer mit Europameisterschaft, Tour de France, Olympia und VW Polo-Cup in Oschersleben, hat “Die Gegenwart” nun Wolf-Dieter Poschmann, Michael Antwerpes (ZDF bzw. ARD), den philosphierenden Schriftsteller und Fußballnarr Klaus Theweleit und den Ex-Torhüter und Trainerdarsteller Toni Schumacher interviewt und Artikel über das Markenrecht Olympias, die Definition von Sport und Erwartungen einer Nation geschrieben.

Zwei Artikel haben es mir angetan:
Schluchten und Gräben zum Trotz” berichtet von einer neuen “Extremsportart” die ich so vorher nicht kannte. “Le Parkour” (PK) oder “Free Running” oder “Urban Freeflow“, das Hüpfen und Springen über Dächer und Treppen.

Öffentlich-rechtliche Athleten“, ein Interview mit jeweils identischen Fragen an den ZDF-Sportchef “Poschi” Poschmann und Michael Antwerpes, Sportchef des SWR.

Beide argumentieren überraschungsfrei und lavieren sich recht wirbellos durch ihr Tun. Poschmann lehnt es fast angewidert ab, wie die ARD-Kollegen bei der EM aus dem Wohnzimmer eines portugiesischen Nationalspielers zu berichten, wg. Privatsphäre: “Da ist die Gefahr des boulevardesken sehr groß.” Allen Ernstes, das war Poschmann der da gesprochen hat.

Michael Antwerpes stellt Anforderungen an Fußball-Kommentatoren: “Ich denke, dass ein Fußballkommentar in erster Linie sparsam sein soll. Das heißt, er soll ergänzende Informationen liefern und nicht das Bild zuquatschen. Er soll nicht das beschreiben, was man ohnehin sieht.” Gemessen an der Kommentatoren-Auswahl von EM, Tour und Olympia scheint Herr Antwerpes Einfluß minimal zu sein.

Poschmann zur gleichen Frage: “Die Presseresonanz spiegelt hingegen auch klare Interessenslagen wieder. Seien es persönliche Verbindungen oder auch kommerzielle Aktionen. Es gibt ja häufiger Zusammenarbeiten zwischen Sendeanstalten und Verlagshäusern, so dass man für bestimmte Zeitungen schon vorbelastet ist.” Dazu muß man als Beck Background wissen, das Kerner auf Kollegen Beckmann einen mitunter auch öffentlich ausgetragenen dicken Hals hat, weil jener angeblich für seine Talkshow eng mit der BILD-Zeitung zusammenarbeiten und mit Vorabinfos anfüttern soll, auf dass diese bereits vorher publizitisch das Feld für Beckmann vorbereiten kann (siehe ZEIT 08/04).

Interessant auch Antwerpes Stellung zum Thema ARD-Sponsoring von Team T-Mobile und Jan Ullrich. Probleme mit journalistischem Ethos und Standard einer öffentlich-rechtlichen Anstalt? “Ich denke, dass man als größtes deutsches Medienunternehmen in Deutschland Werbemöglichkeiten nutzen können muss. Man muss allerdings auch deutlich trennen können, zwischen dem, was auf der einen Seite an Werbung passiert durch die „Eins“ und auf der anderen Seite, was in Interviews und durch die Berichterstattung passiert. Dass das schwer ist, das gebe ich gerne zu. Ich kann mir auch vorstellen, das von außen der Eindruck entstehen kann, dass das so nicht funktioniert. […] Was Hagen Boßdorf angeht: Es ist seine Privatangelegenheit, wie er das macht.

Wasch mir den Pelz, mach mich aber nicht naß. Die ARD als stinknormales Medienunternehmen. Reden wir mal vor der nächsten Gebührenerhöhung noch mal drüber.

Alles was nicht tötet, macht uns härter

… das ist nicht altes Doper-Motto, sondern die Mantra die seit heute nachmittag einige Championsleague-Teilnehmer, especially Werder Bremen vor sich her murmeln werdern… äh werden.

Heute nachmittag gab es muntere Gruppenauslosung und wer auch immer gelost hat, seine Hand muss von einem Drehbuchschreiber geführt worden sein.

Zu den deutschen Teilnehmern.

Gruppe B

Real Madrid – AS Roma – Bayer Leverkusen – Dynamo Kiew

Real, ohne Kommentar. AS Roma, da muss ich erstmal sehen wie heuer der Kader aussieht. Kiew, die launische Diva vom Ural. Letzte Saison spielten sie mitunter recht ansehnlichen Fußball.

Ohne Prügelknaben in der Gruppe, wird es eng zugehen.

Gruppe C

Bayern – Juventus – Ajax – Maccabi Tel Aviv

Bei Juve, wie für alle italienischen Vereine, gilt: abwarten wie der Kader aussieht, abwarten wie man zu Saisonbeginn in 2-3Wochen sich einspielt. Ajax hat einen etwas überschätzen Namen, aber nicht jedes Jahr eine gute Mannschaft. Maccabi: da isser, der Punktelieferant von der Levante. Bayerns fleischgewordenes Losglück.

Gruppe G

Valencia – Inter – Anderlecht – Werder

Valencia ist eine von den unangenehm, trockenen und sperrigen spanischen Mannschaften. Inter hat heuer aufgerüstet: Veron ausgeliehen, Edgar Davids gekauft. Anderlecht? Der Deutsche an und für sich sollte dank Borussia Dortmund eine kleine Belgien-Phobie entwickelt haben. Es liegt an Werder in einem 5:3-Gedächnis-Spiel alte Wunden bei Anderlecht wieder aufzureissen.

Starke Gruppe die kein Larifari erlaubt. Alles was nicht tötet…

Die anderen Gruppen

Die monströseste Gruppe ist Gruppe A: Deportivo – Liverpool – Monaco – Olympiakos. Nur Olympiakos schwächelt. Liverpool scheint sich momentan, dank Trainer Benitez, einen strunzenlangweiligen, südländischen Spiel-Stil anzugewöhnen. Aber Benitez sollte aus seiner Valencia-Zeit Depor in- und auswändig kennen.

Gruppe D ist eine etwas wackelige Gruppe. ManU – Lyon – Sparta Prag – Fenerbahce. Da reißt keine der Mannschaften derzeit Bäume aus. Sparta war letzte Saison ansatzweise gut drauf, gelang aber nie der ganz große, ganz wichtige Sieg. ManU muss sich über die Zeit retten, bis all die Verletzten und Olympia-Teilnehmer wieder genesen sind. Und die Engländer freuen sich auch ganz massiv wieder in der Türkei anzutreten. Im letzten Jahr lieferten sich Engländer und Türken diverse Messerstechereien. Lyon, hat sich Elber nicht just das Bein gebrochen?

Die restlichen drei Gruppen sind recht lasch und klar strukturiert: Zwei Bigheads, eine Mittelklassemannschaft und ein Punktelieferant.
Gruppe E: Arsenal – Panathinaikos – PSV – Trondheim
Gruppe F: Barca – AC Milan – Celtic – Donetzk
Gruppe H: Porto – Chelsea – PSG – ZSKA Moskau

Der Treppenwitz ist natürlich das Aufeinandertreffen von Porto auf seinen ehemaligen Trainer bei Chelsea.

Insgesamt durchaus spannend gemischte Gruppen. Es geht ab Mitte September los.

Doping am Donnerstag

Zuerst blicken wir auf die drei Verdächtigen von gestern.

Gewichtheber Zoltan Kovacs/HUN – Dieser Dopingfall wurde inzwischen vom IOC offiziell bestätigt. Kovacs wurde wegen Nicht-Urinierens disqualifiziert und ausgeschlossen.

Dreispringerin Mbango Etone/CAM – Keine offizielle Bestätigung, das Gerücht stammt von jener griechischen Fernsehanstalt die als erste auch die gedopte Kugelstoß-Olympiasiegerin meldete. Da steckt also einiges an Glaubwürdigkeit hinter.

100m-Läuferin Nesterenko/BLR – Hier sind keine Infos oder Indizien dazugekommen. Es bleibt bei dürftigen bulgarischen Quellen für das Gerücht. Ohne mehr “Fleisch” kann das Gerücht erstmal ad acta gelegt werden.

Ich kann aber umgekehrt eine Doperin mehr anbieten:

Ruderin Olena Olefirenko/UKR – Olefirenko wurde positiv getestet und damit verliert der gesamte ukrainische Vierer seine Bronze-Medaille. Ein vom teamarzt verordnetes Medikament enthielt eine verbotene Stimulanz.

Ins Fadenkreuz des Interesse rückte gestern die griechische 400m/Hürden-Läuferin Halkia, die im Vergleich zum letztes Jahr schlanke 3,6Sekunden schneller läuft. Noch besser: sie ist gestern über die Hürden schneller gerannt, als letztes Jahr ohne Hürden (Quelle: CNNSI).

Schließlich möchte ich zwei Artikel der Süddeutschen Zeitung ans Herz legen. Thomas Kistner ist seit langem Sport-Journalist bei der SZ, u.a. mit dem Schwerpunkt Doping.

In “Doping-Fahrplan – E wie Erythropoietin” resümiert er die hinlänglich bekannten Verbindungen zwischen Marion Jones und BALCO. Grosso modo nichts neues, nichts worüber die Mercury News nicht schon vor Wochen berichtet hätte. Aber Kistners Artikel enthält eine interessante Zusatzinformation.

Es gab bislang eine Ungereimtheit: BALCO-Athleten überprüften ob im Urin noch etwas Nachweisbares drin war. Diese Vorgehensweise wurde einst in der Sowjetunion “Ausreisekontrolle” genannt. Dazu schickten sie Urinproben an die Labors von “Quest”, ein Labor welches just bei der US-Anti-Doping-Behörde USADA und dem IOC unter Vertrag steht, um offizielle Dopingproben auszuwerten. Wird da der Bock zum Gärtner gemacht? Eigentlich hätte Quest bei der Geschichte hellhörig werden müssen. Siehe ausführlichen Artikel der NY Times nachdem sich der deutsche Doping-Experte Werner Franke in den USA zu Wort gemeldet hat.

Kistner klärt auf: an der Westküste-Filiale von Quest arbeitet Victor Uralets, der in der Sowjetunion als Chef der dortigen (Anti)Doping-Labore just diese Methode perfektionierte. Wie lange wird der Quest-Chef Sample noch zu seinem Mann stehen können?

In diesen Tagen ist das Gegreine der Deutschen sehr groß: der Rest der Welt würde so fies dopen, man selber wäre so sauber. Extrem im Falle des Diskuswerfers Fazekas, bei dem u.a. Lars Riedel publik macht “das hätte man seit langem gewusst und den Doping-Fahndern als Tipp mitgegeben“.

Thomas Kistner weist in seiner Kolumne “Jammern – made in Deutschland” auf die wackelige moralische Fallhöhe der sauberen Deutschen hin:

Die Frage ist nur, steht es dem sportiven Spitzenpersonal des DLV überhaupt zu, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen? Dass der Verband mit Schubert einen laut Gerichtsbeschluss „ausgewiesenen Fachdoper“ der DDR an seiner Spitze etabliert hat, der nie das Geringste zur Aufklärung des DDR-Dopingsystems beigetragen hat, fällt in Momenten wie diesen mit Wucht auf ihn zurück.

Denn Vergangenheit ist ja nicht einfach damit bewältigt, dass sie für vergangen erklärt, sondern indem sie aufgeklärt wird (ein vertrautes deutsches Problem). Schubert jedenfalls, zuständig für den Sprungbereich der im Menschen verachtenden Staatsplan 14.25 verankerten DDR-Leichtathletik, ist eher nicht der Mann, den der DLV in Fragen der Sportethik an die Front schicken sollte (übrigens hat auch Coach Steinmetz ein juristisches Doping-Intermezzo hinter sich). Insofern fehlt den deutschen Klagen die klare Linie, man könnte sagen: Die innere Glaubwürdigkeit.

Das lässt sich auch auf andere Funktionsträger ausdehnen. Als etwa Schwedens Leichtathleten aufgrund des dreisten Hickhacks um die griechischen Sprinter Kenteris/Thanou ihren Rückzug von den Spielen ankündigten für den Fall, dass die Betrüger hier starten dürfen, war diese Vorgehensweise den Leuten um DLV-Chef Clemens Prokop erklärtermaßen zu forsch.

Ich begrüße die ZEIT-Blog-Leser

Heute ist der Tag für Selbstreferentielles (wie ich schon an anderer Stelle schrieb). Nicht nur bei Telepolis die erste Rezension des nächste Woche erscheinenden Blogs!-Buches erschienen ist (Ehrlich! Letzte Erwähnung an dieser Stelle). Nein, die ZEIT hat in ihrem “Blog Salon” auch noch auf allesaussersport gelinkt. Das sind dann garantiert die Momente im Leben, wo in Sachen Job irgendwas dazwischen kommt und man nicht dazu kommt die Site zu aktualisieren, nachdem man sich die letzten Tage einen Wolf geschrieben hat. Shit happens

Doping Galore?

Kaum dreht man Olympia den Rücken zu, schon gibt es – schwupps – einige Sünderlein mehr, die da nur nicht nur von Mutter Natur gespeisten Urin abzugeben wussten.

Der ungarische Gewichtheber Zoltan Kovacs soll einer indischen Zeitung zu Folge, die Gewichte nur einen Versuch lang gehoben haben, ehe er zurückzog. Als er danach zum Test geten wurde, lief erst vier Stunden lang kein Tropfen und schließlich er den Kontrolleuren davon.

Doping-Statistik Athen 2004: Gewichtheber: 11, Ungar: 3, ungarische Gewichtheber: 2

Die Dreisprung-Olympia-Siegerin Françoise Mbango Etone soll unbestätigten griechischen Informationen nach, unkoscheren Urin abgeliefert haben. Auch die 100m-Olympia-Siegerin Nesterenko soll Gerüchten aus Bulgarien nach positiv getestet worden sein.

Doping-Statistik Athen 2004: Olympia-Sieger: 4, Afrika: 2

Die Meldungen sind noch mit Vorsicht zu geniessen, dass sie derzeit noch von keiner großen Nachrichten-Organisation gemeldet wurden.