Kulturlose Bande

Wenn ich mir nach einem derart aufregenden Abend wie der gestrige im Olympia-Stadion von Athen, mal die US-Reaktionen anschaue, komme ich aus der Verbüffung gar nicht raus.

In den USA herrscht absolute Ignoranz, Nationalismus ohne Ende,

Sowohl bei ESPN als auch bei CNNSI, beides ja nicht nur reine US-Medien, sondern via ESPN- und CNN-Sender mit weltweiter Bedeutung versehen, taucht Olympia nur als Randnotiz auf.

Nach dem gestrigen Leichtathletikfestival auf den Titelseiten der Olympia-Sparte:
ESPN: Weitsprung-Quali mit Marion Jones, Hürden-Gold für Joanna Hayes, Niederlage eines US-Ringers, US-Bronze im Triathlon. Auf der Leichtathletik-Seite nochmals Hayes, das Ausscheiden von Pappas im Zehnkampf und Doping. Leichtathletik ohne US-Beteiligung oder ohne Doping: nicht existent.

Nicht besser bei CNNSI, die mit der Niederlage des US-Ringers Gardner aufmachen.

Dann schlage ich die Site mit den Olympia-Nachrichten der ARD auf. Und was sehe ich: Deutschland, Deutschland, Österreich, Deutschland, Deutschland, Enttäuschung in Rußland, Deutschland, Deutschland. Ganz unten, die letzte Meldung berichtet von der Leichtathletik. Vom Zehnkampf und vom Stabhochsprung-Weltrekord.

Es sieht so aus, als wären die hiesigen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien auf dem besten Wege dem US-Beispiel einer chauvinistischen Berichterstattung zu folgen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf einen multinationalen Sender wie EUROSPORT und das Vertrauen in seine Englisch- und Französisch-Kenntnisse um sich hinreichend breit informieren zu können.

Trotzdem bleibt das schale Gefühl dabei zu sein, wie ein Stück Kultur den Bach runtergeht.

Olympia-Abend mit Verlängerung

Berufliche Verpflichtungen ließen mich bis kurz nach sieben auf meinen Büro-Stuhl kleben, daher war nix mit Bahnrad und so. Dieses wurde heute morgen in einem zügigen Fünf-Minuten-Happen heute morgen in den EUROSPORT-Breakfast-News nachgeholt (gute Einrichtung, übrigens!)

Aber trotzdem war der gestrige Abend mit reichlich Highlights gesegnet.

Das wäre das Hallenhandball-Spiel (Männer) Deutschland – Spanien, Halbfinale. Ein Spiel wie es so wohlmöglich noch nie gegeben hat.

30 Sekunden vor Spielende gelingt den Spaniern in einer hautengen Partie der Ausgleich, das Spiel geht in die Verlängerung. In der ersten Häfte (5Minuten) der ersten Verlängerung gelingt keiner der Mannschaften ein Treffer, die zweite endet 1:1.

Nochmal 2×5 Minuten Verlängerung, die ihrerseits 2:2 endet, es kommt zum Siebemeter-Werfen. Auch hier: kaum einer geht rein. Bei den Deutschen einer mehr, Deutschland zieht ins Finale ein, wo man auf die “Turniermannschaft” Rußland trifft, die gestern gegen Frankreich gewonnen haben.

Umschalten auf ATHEN4: hier schleppt sich ein 0:0 zwischen den Hockey-Damen China und Deutschlands in die Verlängerung und dann ins Siebenmeter-Schiessen. Sehen zuerst die chinesischen Schüsse recht lasch aus, überfällt später die deutschen Schützen Nervösität und die Torfrau, die mit ihren bunten Schaumstoffschonern wie ein Playmobil-Männchen aussieht, muss die Sache rausreißen.

Die Leichtathletik sah hinreißende Wettbewerbe. Die 100m Hürden waren durch den Sturz der Favoriten Felicien, die eine Medaillenanwärterin beim Sturz mit ins Verderben riß, gekennzeichnet. Felicien blieb minutenlang in der umgestürzten Hürde sitzen, war dann endlos sauer, redete auf Offizielle ein, pfefferte ihre Schuhe sonstwohin, ehe die Trauer über sie hineinbrach und sie sich auf den Boden hinlegte bzw. später die starke Schulter vom Landsmann und EUROSPORT-Analysten Donovan Bailey in Anspruch nahm.

Die 3.000m/Hürden boten eine kuriose Szene, als nach der vorletzten Hürde Kemboi/KEN sich absetzte, aber sich mehrmals umdrehte und seine beiden Landsmänner heranwinkte, wie um sie vorbeizulassen, nach dem Motto “das war vorher anders abgesprochen“. Da die beiden aber hinreichend viel mit Aber/QAT und Martin/ESP zu zun hatte, musste Kemboi “in den sauren Apfel” beissen und gewinnen. Es wurde am Ende aber doch noch ein Triple-Sieg für Kenia.

Dramatik und rühende Szenen gab es bei den 1.500m/M. El Guerrouj, der Mann dem schon 2x Olympia-Medaillen versagt blieben, führte das Rennen von vorne weg an. In der letzten Runde beschleunigte er, doch überraschend konnten sein “Erzfeind” Lagat/KEN und Silva/POR noch dranbleiben. Das war nicht nach Plan, El Guerrouj ist ein Beschleunigungsläufer und Lagat ein starker Spurter. Kopf an Kopf biegen Lagat und El Guerrouj auf die Zielgerade ein, wie erwartet überholt Legat, doch 50m vor dem Ziel geschieht das überraschende, El Guerrouj kämpft und kann kontern. Guerrouj gewinnt mit 1m Vorsprung.

Hinterm Ziel bricht Guerrouj zusammen und ist nur noch ein Haufen Elend, sichtbarer Ausdruck der Riesenlast die diese zwei verpassten Olympia-Siege für ihn waren. Anrührende Szenen, denn der erste der bei ihm war und ihn minutenlang tröstete, war Bernard Lagat. Das waren Momente, in denen die Leichtathletik für feuchte Augen sorgt. Guerrouj war überhaupt nicht mehr von der Bahn zu bewegen, alle, alle wirklich alle herzten ihn, er hielt sein kleines Baby (schätzungweise 1 Jahr alt) in die Höhe.

Der Stabhochsprung/F profitierte von idiotischer Terminansetzung. Der Wettbewerb dauerte wesentlich länger als gedacht und hatte dafür in der Schlußphase, alle anderen Wettbewerbe waren längst zu Ende, seine dramatischste Phase und ungeteilte Aufmerksamkeit. Das saisonlange Duell zwischen Weltrekordhalterin Isinbayeva und Stammhalterin Feofanova mündete in dem Kampf um die Goldmedaille.

Nach einem überraschend gerissenen 4,70m-Versuch von Isinbayeva und einem gelungenem von Feofanova, ging letztere in Front. Isinbayeva hob sich ihre zwei Versuche auf, versuchte 4,75m und riß. Feofanova schaffte die 4,75m im zweiten Anlauf. Isinbayeva hob ihren letzten Versuch deswegen für 4,80m auf. Feofanova riß 4,80, alles kam auf den einzigen Versuch von Isinbayeva über 4,80m an. Und trotz der nervlichen Belastung, schaffte sie ihn klar. Feofanova hatte dem nichts entgegenzusetzen. Die späteren 4,85 und 4,90m riß sie jeweils.

Bemerkenswert das Isinbayeva zur Krönung auch noch die Weltrekordmarke von 4,91 auflegen ließ und im ersten Versuch schaffte. Auch hier wunderbare Szenen von spontan ausbrechender Freude. Das ist halt was anderes als abgefuckter Jubel von routinierten Sportstars westlicher Prägung.

Pander-Sprung

Wolfsburgs Manager + Geschäftsführer Peter Pander zieht die Konsequenzen aus dem Ausscheiden des VfL Wolfsburg aus dem DFB-Pokals und tritt zurück.

Was war geschehen? Die “Wölfe” gewannen zwar das DFB-Pokalspiel 3:0 gegen die Amateure des 1FC Kölns, aber nach einem Protests Kölns, bekam Wolfsburg den Sieg “am grünen Tisch” entzogen (unter merkwüdig wenig Gegreine der deutschen Sportöffentlichkeit, von wegen “unsportliche Verlierer” und so. Beim Vielseitigkeitsspringen reagiert man da empfindlicher). Wolfsburg hatte im Spiel Hristov eingesetzt, jener ist aber aufgrund einer roten Karte aus seiner Lauterer Zeit noch gesperrt.

Pander ist insofern betroffen, als es sein Job ist, solche Sperren zu überprüfen und ein routinemäßig vom DFB versandtes Warn-Fax übersehen wurde.

Pander wollte eigentlich nicht zurücktreten, aber Teile der Öffentlichkeit, z.B. die BILD, feuerten aus allen Kanonen. Ich nehme an das vielen VfL-Verantwortlichen aus dem Dunstkreis von VW die Chance sahen Pander rauszukegeln.

Pander ist nicht unumstritten, hat einige Fehleinkäufe (Effenberg) und kuriose Zwitsigkeiten mit verschiedenen Trainern gehabt. Fragt man aber einige VfL-Fans, so loben diese Pander für seine Glaubwürdigkeit und absolute Vereinstreue (13 Jahre beim VfL).

Doping gestern und heute. Nun auch deutsch.

Der Dopingknüller des gestrigen Tages ist die Story des Kugelstoß-Olympiasiegers Fazekas/HUN. Eine Geschichte die sich gerüchteweise bereits vorgestern abend verbreite, gestern dann bestätigt wurde. Fazekas konnte keinen Urin abgeben. Ungarische Offizielle sprechen davon, dass Fazekas als tiefreligiöser Mensch Probleme – nennen es wir beim Namen – mit halböffentlichem Pissen hat. Bis 3h morgens brauchte Fazekas. Mit 25mm Athleten-Saft gab er nur ein Drittel der geforderten Menge ab, weigerte sich nachzufüllen und verschwand.

Anwesende IOC-Kontolleure hegten bereits am Abend den Verdacht, dass Fazekas versucht habe Fremdurin abzugeben (dazu wird via Katheder fremder, “sauberer” Urin abgegeben). Unter der Hand sprachen die Kontrolleure gar davon, dass Fazekas versucht habe die Urin-Proben auszutauschen.

Fazekas ist seit einem Leistungssprung im Jahr 2002 in der Kugelstoß-Weltspitze und wird vom gleichen Trainer betreut wie der Diskus-Olympiasieger Annus.

Auch der Zweitplazierte und nun zum Olympiasieger ernannte Alekna ist schon mal vor Dopingkontrolleure weggerannt.

Der Letztplatzierte aus der Hochsprung-Quali Aleksej Lesnitschij/Weißrussland, ist ebenfalls des Dopings überführt worden. Er ist der 17te Athlet der bei Athen 2004 wegen Dopings ausgeschlossen wurde.

Die “Frankfurter Rundschau” berichtet heute von der zweitbesten deutschen Triathletin Katja Schumacher, deren Dopingtest vom 11.Juni (Triathlon von Frankfurt) positiv angeschlagen haben soll. Schumacher startet als Langstrecklerin nicht bei Olympia.

Die DTU bestätigt dass es eine positive Dopingprobe gegeben hat, will aber den Namen Schumacher nicht bestätigen. Als Begründung wird die noch nicht ausgewertete B-Probe genannt.

Pasquarelli on ravens

ESPNs Len Pasquarelli hat sich nun im Trainingscamp der Baltimore Ravens umgeguckt und den üblichen Doppelschlag aus Artikel und Kolumne abgegeben: “Pressure on Boller” und “Running man

  • Ravens QB Boller zeigt trotz neuer Coaches in der Preseason keine Fortschritte. Im Gegenteil, er macht den Eindruck “overcoached” zu sein. Vier Trainer sind dann vielleicht doch etwas viel. Gepaart mit fangschwachen Receivern und einer Run-Block-lastigen Offense-Line Ravens hat Chancen den schlechteste Passangriff der Liga zu bekommen. Immerhin bekommt Boller mit WR Kevin Johnson eine gute Anspielstation.
  • Laufprobleme in Baltimore, mit Top-RB Jamal Lewis der aufgrund von Gerichtsverhandlung (Drogen) teilweise außer Gefecht gesetzt sein könnte.
  • Diese Defense wird die Liga dominieren. Exzellent als Run-Stopper, sind die Ravens auch noch Blitzer par-excellence
  • LB Ray Lewis zementierte in den Vorbereitungsspielen seinen Ruf als Ausnahmespieler. Er domnimiert die eh durchgängig starke Defense.
  • Wenn es einen Schwachpunkt in der Defense gibt, dann ist es die Secondary, der ein dominanter Spieler abgeht. Siehe auch den Verzweiflungsversuch Deion Sanders aus dem Ruhestand zu locken. Der Vertrag soll angeblich Ende der Woche unterschrieben werden.

Matz analysiert den HSV

Dieter Matz, Abendblatt-Sportreporter mit der Weitsicht eines feuchten Toastbrotes (legendär sein Meisterschaftsgeschwafel nach dem Ligacup letztes Jahr), analysiert zum Zeitpunkt wo der HSV ganz unten ist, die Schwächen des HSV: “Neun Gründe für die Krise

1/ Die Abwehrschwächen
Matz wirft die Verkäufe und Abgänge von Hollerbach, Ujfalusi, Fukal und Hoogma vor. Was Matz nicht sagt: die Abwehr spielt genauso beschissen wie seit Jahren. Es ist keine Verschlechterung eingetreten und der HSV hat sich diese Saison auch nicht Tonnen von Gegentore eingefangen. Fukal als Hoffnungsträger für die Abwehr zu benennen, ist ein schlechter Witz. Hoogma und Hollerbach stehen altermäßig am Ende ihrer Karriere. Verjüngung tat not.

2/ Die Einkäufe
Matz wird dem HSV vor, Qualität statt Quantität eingekauft zu haben (“Der HSV hat also erst zwei Neuzugänge eingebaut, aber fünf Stammspieler verloren. Eine Milchmädchen-Rechnung“). Dabei ist seit Jahren das Abendblatt ganz vorne dabei, wenn es um die Vorwürfe geht, der HSV würde nur Mittelmaß kaufen. Die Beurteilung der Einkaufspolitik des HSVs davon abhängig zu machen, dass sich eine deutsche Sturmhoffnung (Lauth) nun gerade verletzt hat, ist ein Witz.

3/ Der Ärger um Barbarez
Matz geht auf die Kapitäns-Kontroverse ein. Auch witzlos. Barbarez ist 10 Monate im Jahr wegen irgendwas angepisst. Und wenn es nicht wegen der verlorenen Kapitänsbinde wäre, dann wäre es der falsche WC-Stein im Urinal.

4/ Die Verletzten
Matz-Vorwurf: “dünner Kader”. Durchzählen hätte ausgereicht: 24 Stück, das ist Bundesliga-Schnitt. Das Problem ist eher ein anderes: die Ersatzspieler fallen qualitativ schnell ab. Nachvollziehbar, wenn ein Drittel des Kaders 23Jahre und jünger ist.

5/ Das System
Matz: Das Wechseln von Dreier zur Viererkette verunsichert. Siehe das zur Abwehr Gesagte: “it’s not the abwehr, stupid‘”

6/ Die mangelnde Klasse
Matz: “Die Verantwortlichen haben sich erhofft, dass Spieler wie Wicky, Schlicke, Kling und Jarolim in dieser Saison den Durchbruch schaffen. Worauf diese Hoffnungen begründet waren, ließen sie offen. Warum sollten diese Spieler plötzlich eine Leistungsexplosion haben? Das war blauäugig.

Wie jetzt? Hätte der HSV also doch Qualität statt Quantität kaufen sollen? Das Phänomen der unbegründeten Leistungsexplosion ist kein Neues. Jarolim hat z.B. superbe Leistungen in Nürnberg gebracht. Und Wicky spielt derzeit überdurchschnittlich. Zumindest für HSV-Verhältnisse.

7/ Keine Klasse auf der Bank
Okay, zum dritten Mal wird das Argument vorgebracht. Nun mal wieder in der Variante Qualität statt Quantität…

8/ Die Stimmung im Team
Da ist was dran. Aber: die Stimmung ist seit Äonen nicht gut gewesen und selbst als man unter dem Kuschel-Trainer Jara agierte, spielte man zwei Jahre lang einen grottoiden Kick.

9/ Der Trainer
Matz: “Klaus Toppmöller ist ein Bauchmensch, er trägt sein Herz auf der Zunge. Deswegen hat er schon einige Dinge über Spieler gesagt, die er später zwar bedauert, die der Spieler aber nicht vergessen hat.

Okay, das ist an anderer Stelle bereits durchgekaut worden. Ich bin mir nicht sicher ob es ausschlaggebend ist. Was mich eher beunruhigt, ist das Gefühl dass Toppmöller bereits sein ganzes Repertoire abgefeuert hat und nun am Ende seines Lateins ist.

Jetzt noch zwei Niederlagen und er wird angesichts des bereits jetzt stattfindenden Medien-Beschusses nicht mehr zu halten sein. Der HSv spielt nicht schlechter als die letzten Jahre. Nur steht er erstmals auf einem verdient schlechten Platz statt sich wie-auch-immer im Mittelfeld durchzulavieren.

Am Samstag empfängt man Aufsteiger Nürnberg wo man sich nur blamieren kann und danach geht es nach Stuttgart. Der Countdown gegen Toppmöller läuft.

TV am Olympia-Dienstag

Zahlreiche Vorkämpfe oder Platzierungsspiele oder schlichtweg Sportarten die mich nicht interessieren, von daher lohnt das Auftauchen vor dem Fernseher nicht vor halb vier, was so ziemlich genau auch die Uhrzeit entspricht ab der Kunden und Kollegen anfangen wie entfesselt bei mir zu anzurufen.

Das meiste ballt sich leider in dem Zeitraum ab 18Uhr, wo durch die vielen Mannschaftssportarten die in die Playoffs gehen, ein Überangebot herrscht. Weswegen heute Ringen, Gewichtheben und Boxen (Viertelfinale) durch den Rost fallen.

15h30/EUROSPORT + ATHEN2 – Bahnrad. Bis 18h30 finden die Sprint-Wettbewerbe ihr Ende und die Herren machen Punktefahren.

17h00/ATHEN4 – Fußball/M Halbfinale: die beiden Favoriten Italien und Argentinien treffen aufeinander. Die Italiener haben in der Verlängerung die letzte afrikanische Mannschaft Mali ausgeschaltet. Damit geht die 8Jahre währende Siegesserie afrikanischer Mannschaften bei Olympia zu Ende. Das zweite Halbfinale Paraguay gegen das “Griechenland” des Olympia-Turniers Irak gibt es in einer Aufzeichnung ab 22h

18h30/ATHEN3 – Nun geht auch Handball/M in die Playoffs. Deutschland trifft auf Spanien. Spanien, seit längerem über starken Vereinshandball verfügend, hat sich immerhin als Gruppensieger in einer Gruppe mit Russland und Kroatien durchgesetzt.

18h40/EUROSPORT – Leichtathletik. Heute wird wieder selektiert. Bei Olympia die Athleten auf der Bahn, auf meinem Fernseher die Zillionen von Vorläufen. Die technischen Disziplinen können auch ausgelassen werden, da diese von der Fernsehregie völlig ignoriert werden und nur als Einsprengsel zwischen dem 31ten und 32ten Vorlauf der 110m Hürden auftauchen. Daher fängt der richtige Spaß erst ab 20h40 an.

19h30/ATHEN4 – Hockey/F Halbfinale Deutschland – China. China gewann all seine Spiele und fing sich im gesamten Gruppenverlauf nur zwei Tore ein (beide im letzten Gruppenspiel gegen Argentinien)

20h30/ATHEN3 – Handball/M. In einem weiteren Viertelfinale trifft Gruppensieger Frankreich und die als Turniermannschaft berüchtigten Russen.

20h40 3000m Hürden Es kann nur einen Kenianer geben: Paul Koech oder Brimin Kipruto laufen der Konkurrenz um 10-15 Sekunden davon. Der dritte Kenianer Kemboi ist dieses Jahr noch nicht die ganz großen Zeiten gelaufen. Es liegt aber nahe, dass man zu dritt versuchen wird, das Feld mit Tempowechseln auseinanderzunehmen. Acht der zehn schnellsten Zeiten des Jahres stammen von Kenianer.
Die größten Gegner für die Drei sind nicht da. Da wäre der vierte im Bunde Kiprotich, der bei den kenianischen Trails ausgeschieden ist, und schließlich Shaheen, der die zweitschnellste Zeit dieses Jahr lief, aber als einer der Zillionen Kenianer die heuer von Quatar aufgekauft wurden, nicht bei Olympia startberechtigt ist.

21h30 100m Hürden – Ein farbloses Finale, das auf ein Finale zwischen Felicien/CAN und Hayes/USA hinausläuft, beide bis auf 2/100tel identische Saisonbestleistungen und beide haben es im Halbfinale knacken lassen. Am Ende könnte ein neuer olympischer Rekord rausspringen. Oder eine lachende Dritte Morrison/USA die in den Vorläufen ihre Saisonbestleistung bis auf 5/100tel an die beiden heranschraubte.

21h50 400m/F Die Zeiten sind in den Vorläufen weit unter dem bisher in der Saison gelaufenem geblieben, was auf akute Unterforderung der Favoriten hindeutet. Tonique Williams-Darling/BAH läuft eine knappe halbe Sekunde schneller als der Rest der Welt, namentlich Monique Hennagan/USA. Hennagan war die einzige, die in den Vorläufen unter 50s blieb.

22h40 1500m/M Es ist der Kampf des Marokkaners El Gerrouj gegen sein schlechtes Karma, dass ihn bislang bei Olympia hat leer ausgehen lassen. Heute soll es soweit sein, heute ist es angerichtet. Aber das schlechte Karma trägt heute abend einen Namen und heißt Bernard Lagat und kommt aus Kenia. Lagat hält die Weltjahresbestzeit.

Richtig brenzlich wird es für El Gerrouj durch den Umstand, das Lagat mit Kiptanui und Songok zwei Landsmänner hat, die annähernd gleich schnell laufen und damit als Team El Gerrouj auseinandernehmen könnten. Wird El Gerrouj mit einem Tempolauf versuchen die Geschwindigkeit hoch zu setzen und so früh die Keniaten auseinanderzureißen? Oder wird er versuchen das Feld mit Kollegen Kaouch zu kontrollieren?
Die Liste der Jahresbestzeiten ist bunt durcheinandergewürfelt. Wenn es ein taktisches und langsames Rennen wird, ist alles möglich.

Infernalische 800m

Das war ein 800m-Rennen nicht von dieser Welt. Miles-Clark/USA läuft schnell und führt die Meute an, die sich schnell als lange Kolonne an der Bahn entlang verteilt. Mutula/MOZ hält sich an 4ter, 5ter Stelle auf, 2-3Plätze dahinter Kelly Holmes/GB und ziemlich weit am Ende Jolanda Ceplak/SLO.

Es geht in die letzte Runde. Mit einem Schlag sprinten Mutula und Holmes nach vorne, auf der gegengerade setzt sich Mutula neben Miles-Clark an die Spitze und irrerweise und jeglichem Lehrbuch widersprechend, setzt sich Kelly Holmes auch daneben und läuft sozusagen “in dritter Reihe” die Kurve.

Zu dritt biegt man auf die Zielgerade ein. Miles-Clark macht eine Begegnung mit dem “Mann mit dem Hammer” und bleibt förmlich stehen, während plötzlich das Feld um sie herum explodiert. Mutula rennt kraftvoll an die Spitze, Holmes im Schlepptau, Mutula beißt und kämpft, während Holmes fast beschwingt an ihr vorbeizieht aber sich nicht lösen kann.

Mutula ringt die letzten Meter nieder, da schießen aus dem Nichts Benhassi/MAR und – mittlerweile in fünfter Reihe laufend – Ceplak heran. Mit den letzten drei Schritten ziehen beide an Mutula vorbei und laufen beide zeitgleich nur 5/100tel hinter Holmes durchs Ziel. Die Zeitlupe läßt erahnen, dass Benhassi um Brustnippellänge vor Ceplak lag, genau ist es nicht festzustellen, da Benhassi im Sandwich von Holmes und Ceplak genommen war und keine der beiden Zielphotos sie wirklich einwandfrei aufgenommen haben dürfte.

Mutula, nach dieser schwierigen Saison, am Ende ohne Medaille, nur 14/100tel hinter der Siegerin. Die ersten vier laufen persönliche Jahresbestzeit, Benhassi Landesrekord.

Großartiges, enges Rennen, taktisch völlig atypisch und nach dem 10.000m-Final vom Freitag, bislang bestes Rennen. Und Dirk Thiele hat meine Stereoanlage erfolgreich niedergebrüllt.

Doping: Schwarz, weiß und grau

Dragoslav Stepanovic würde wahrscheinlich sagen “Lebe is net einfach“. Leben ist nicht einfach, weil es nicht immer Schwarz oder Weiß gibt, sondern auch Schattierungen von Grau dazwischen.

Insofern sollte ich vielleicht vorsichtig sein, was pauschale Vorverurteilungen gegenüber Leichtathletiktrainer Trevor Graham angeht. Graham ist jener Trainer dessen Athleten in den letzten 12 Monaten im Rahmen der BALCO-Affäre reihenweise durchs Urinal-Gitter gefallen sind.

Einer Meldung von ESPN zufolge, hat Graham nun offiziell zugegeben jener Informant gewesen zu sein, der die US-Antidoping-Agentur USADA mit der geheimnisvollen Designer-Droge THG von BALCO versorgt hat. Die USADA konnte zum ersten Mal THG untersuchen und schließlich Tests dafür entwickeln.

Jetzt wo die Meldung aufkommt, entsinne ich mich, dass dies nur die Bestätigung für einen Artikel ist, der in der rührigen Bay-Zeitung “Mercury News” bereits vor Monaten gedruckt wurde: “Track coach Graham turned in syringe of THG that ignited Balco scandal

Wer sich für den BALCO-Skandal interessiert, sollte sich den Artikel durchlesen, denn erf ügt der BALCO-Affäre noch einmal eine Schicht Komplexitität hinzu. Graham soll angeblich im Sommer 2003 das schlechte Gewissen zur Übergabe veranlasst haben.

Diese Version von Graham ist aber schönfärberisch, denn Graham hat lange mit BALCO und seinem Chef Conte zusammengearbeitet und allen Indizien nach, gemeinsam Athleten im Jahr 2000 und 2001 gedopt.

Es darf spekuliert werden, ob Conte und Graham beides Bösewichter sind, die sich wegen Geldfragen entzweit haben, sich gegenseitig mit ihrem Wissen angeschwärzt haben und der Streit soweit eskalierte, das sich beide als Kronzeuge bei der USADA andienten um das Pendant aus dem Verkehr zu ziehen.

Die Amis mögen die Deutschen nicht

[19h31] Schlußpfiff. Die USA kommen dann letztendlich doch noch gerechterweise ins Finale (Schweden oder Brasilien, Anstoß 20h00). Zumindest kleine Rache für die WM-Niederlage wurde genommen. Und nun kann sich Schweden an Scurry rächen.

[19h30] Letzte Minute reguläre Zeit der Verlängerung, dann geht es ab ins Spiel um Platz Drei. Wieder ein Steilpass ins Leere.

[19h27] Noch 3 Minuten. Lingor mit 22m-Freistoß, knapp ein Meter neben das Tor.

Auf der anderen Seite ist Rottenberg ein einziges Nervenbündel. Sie steht unsicher, sie läuft unmotiviert raus, Abspiele durch die Bank weg riskant.

Prinz von der Strafraumkante 1Meter am Tor vorbei.

[19h25] Noch 6 Minuten. Alle sind mehr oder weniger stehend KO. Nahezu alle Dribblings bleiben an Abwehrspieler hängen, Bälle werden schlecht angenommen, Pässe gehen ins Leere. Die US-Amerikanerinnen spielen einen Tick besser, konzentrierter, nicht ganz so fehlerreich, möglicherweise nicht ganz so müde. Sollte man im Auge behalten, wenns ans Elfmeterschiessen gehen würde.

[19h21] 20Minuten in der Verlängerung gespielt (nun sind es wirklich 110 ;-) ), nur wenige Chancen. Ein Freistoß für die Deutschen wurde in Form einer lauen Flanke ins Nichts verschenkt.

Lt. Kommentator Galeske sollen heute immerhin rund einige tausend Zuschauer im Stadion sein.

[19h15] Halbzeit in der Verlängerung, Halbfinal. Es wäre übertrieben zu sagen, dass wir ein Feuerwerk an Torchancen gesehen hätten. Die Amis spielen eher auf Konter, die Deutschen mit den Christian-Ziege-Gedächnis-Halbfeld-Flanken.

[19h13] Notiz an ARD und ZDF: Könnt ihr beim nächsten Mal euren Digitalprogrammen mehr Bandbreite gönnen, statt alles in “Interaktive Dienste” zu ballern, die mangels MHP-tauglicher Receiver sowieso nur ein Bruchteil der 15% aller Deutschen mit digitalen Receiver überhaupt gucken können?

Was ich an Bildstörungen und MPEG/JPEG-Artefakte auf ATHEN1-4 habe, das ist ziemlich gruselig!

[19h09] Wenn es einen Grund gibt, den USA eine Niederlage zu gönnen, dann ist es US-Torfrau Scurry, die während der WM einige an Körperverletzung grenzende Aktionen zeigte, ich meine u.a. gegen Schweden.

[19h06] Die Spielkultur hat sich längst über den schweißnassen Abendhimmel Griechenlands verflüchtigt, es gibt nur noch die etwas gepflegtere Variante von Kick’n’Rush. Das Spiel bis dato eher ausgeglichen.

Kaum sage ich das, machen sich die US-Amerikanerinnen mehrere Fehler der deutschen Abwehr zu nutze (schlimme Grätsche, null Deckung in der Mitte) und man geht mit 2:1 in Führung (O’Reilly 101te Minute)

[19h02] Fehler von Rottenberg, die unmotiviert rausläuft und sich von einer US-Amerikanerin umkurven ließ. Die Amerikanierin trifft aus 16m nur den linken Pfosten.

Nicht der erste Fehler von Rottenberg die schon im gesamten Turnier sich einige Schnitzer erlaubte und wie die weibliche Version von Kahn wirkt.

Heute hätte sie eigentlich einen Foulelfmeter verschuldet. In der ersten Halbzeit tackelte sie beim Rauslaufen eine Stürmerin um ohne den Ball zu treffen, aber die Schiedsrichterin gab nur Ecke.

[19h01] Ich bin offen gesagt etwas überfragt ob das Silver Goal oder herkömmlicher Verlängerung (also auf jeden Fall 2×15 Min.) gespielt wird. Ich glaube letzteres.

Frauenfußball. Mein lieber Scholli. Da spielen die US-Amerikaner die deutsche Frauen nahezu über die komplette Spielzeit an die Wand, erzielen das 1:0 und die schwarz-weißen Teutonninen legen einen ähnlich schlechten Kick wie gegen Nigeria hin und was passiert? Inmitten der fünfminütigen Nachspielzeit wird irgend so ein flau aus der US-Abwehr geklärter Ball von Bachor aufs Tor gedroschen, der wird abgelenkt: 1:1.

Deutschland weiter mit Kick and Rush und nun sind es die US-Amerikanerinnen die sich über die letzten Minuten würgen müssen. Meine Fresse, die deutsche Nationalfrauschaft hat ihr Glück-Konto auf fünf Jahre hin aufgebraucht.