F1 lädt wieder zum Eiertanzen ein

Der FIA-“Weltmotorsportrat” (geht es noch eine Nummer pathetischer?) hat heute beim fröhlichen Häppchenessen erstmal folgendes beschlossen:

2005 gibt es ein F1-Rennen mehr: 19 statt 18 wie dieses Jahr und statt 17 wie im Concorde Agreement vorgesehen. Grund: man will kein Rennen streichen, aber gleichzeitig die Türkei in den Rennkalender aufnehmen (Infos via BBC). Das erste Opfer für eine Reduzierung wäre Imola, aber Ferrari möchte die Strecke im Kalender halten, Tradition täte verpflichten.

Die F1-Saison wäre ungefähr genauso lange wie dieses Jahr (Anfang März – Ende Oktober), die Sommerpause beibehalten. D.h. es wird etwas gedrängter zugehen.

Ach übrigens, die FIA beschloß im Februar dieses Jahres weniger Rennen auszutragen… honi soit qui mal y pense

Ferner wurde eine Reduzierung der Geschwindigkeit für 2005 beschloßen. Bis Oktober soll ein Reglement festlegen wie dieses zu geschehen habe.

Die FIA legte eine Statistik vor, wonach binnen der letzten sechs Jahren die Rundenzeiten sich um 5-9 Sekunden verbessert haben, sogar auf Strecken, wo man eigentlich glaubte dass da nicht mehr viel zu holen sei (Monaco). (Infos via f1welt.com)

Natürlich sind diese Beschlüsse ungefähr genauso viel Wert wie ein ungefallener Sack Reis in China. Jede Sekunde kann “Kommando Kehrt” von Ecclestone, Ferrari, TV oder sonstwem kommen…

Im Prinzip halte ich den Beschluß der Geschwindigkeitsreduzierung für okay. Der Rennsport lebt nicht von der Maximal- oder Kurvengeschwindigkeit, sondern vom Überholen. Ein Schrauben am reglement für Reifen udn Motoren bringt vielleicht endlich wieder eine Nivellierung des Fahrerfeldes.

POR-NED: Spiel der Verdammten

Portugal und Holland sind Mannschaften die in den letzten Jahren vorrangig durch Schönspielerei und frühes Ausscheiden aus Turnieren auffielen. Heute Abend hat eine der beiden Mannschaft die Möglichkeit diesen Fluch abzulegen und ich tendiere dazu zu glauben, dass es Portugiesen sein werden.

Ich bin mir nicht sicher wie die Holländer auftreten werden. Die Partie gegen Schweden war von übergroßer Vorsicht geprägt. Möglicherweise wird Advocaat den formschwachen #7 Van der Meyde auf der Bank lassen und mit #12 Makaay starten, der in der Schlußphase gegen Schweden, trotz der ungewohnten Position, für mehr Schwung gesorgt hat.

Aber dies schafft Probleme, denn es entblößt die rechte Seite. Der einsamer Oranje auf diesem Flügel #2 Reizinger wird die volle Wucht portugiesischen Flügelspiels mit #7 Figo und #17 Ronaldo zu spüren bekommen.

Schlüssel 1
Portugal steht und fällt mit seinem Flügelspiel. Zumindest mit dem Triumvirat Figo – Deco – Ronaldo kam kaum was über die Mitte, zumal #18 Maniche gegen England ein Totalausfall war und nichts nach vorne brachte. Erschwerend kommt, dass die Holländer mit #20 Seedorf, #8 Davids und #6 Cocu zentral exzellent standen.

Wenn die Holländer mit diesen drei Mann auch die Flügel dicht machen können — Ronaldo und Figo sind keine Freunde des gepflegten Abgrätschens — sind die Portugiesen harmlos.

Schlüssel 2
Hollands Offensive braucht mehr Bälle. Es gab gegen Schweden grosso modo nur zwei Mann die #10 Nistelrooy mit Bälle versorgten: Seedorf und Linksaussen #19 Robben. Gegen Schweden musste sich Makaay die Bälle selber aus der Tiefe des Raumes holen.

Schlüssel 3
Die Schlußviertelstunde. Die Portugiesen bauen nach 60 Minuten konditionell ab. Deco und Ronaldo, die große Wege gehen, fangen an rapide an Konzentration zu verlieren, gewinnen kaum noch Zweikämpfe, Dribblings misslingen und Pässe kommen nicht an. Wenn es nach 75 Minuten Unentschieden steht, neigt sich die Waage zugunsten der Holländer.

Coach Scolari hat das gegen England durch glückliche (wenn auch nicht unumstrittene) Auswechslungen ausgleichen können (#10 Rui Costa).

Auch Advocaats Auswechslungen stoßen nur selten auf Verständnis. Was dem einen sein Figo, ist dem anderen sein Davids. Ich persönlich halte Davids für elementar im holländischen Spiel. Gut möglich dasss heute Abend der Moment kommt, an denen sich Advocaats Amok-Auswechslungen rächen.

TdF-Strecke 2004: Warten auf L’Alpe d’Huez

Die diesjährige Tour hat für meinen Geschmack das seit Jahren bizarrste Profil.

Nach der letztjährigen Kletterorgie gibt es diesmal nur drei Bergankünfte und nur drei Berge der “HC”-Kategorie. Beide Einzelzeitfahren finden in der letzte Woche statt, wobei die Entscheidung wohl schon beim ersten Zeitfahren (Etappe 17) fällt, wenn der 15,5km lange Anstieg zu L’Alpe d’Huez genommen werden muß.

Es gibt auch keine “monströse” Etappe. Nur am französischen Nationalfeiertag geht die Etappe 10 Limoges – St. Flour mit 237km deutlich über die 200km-Marke hinaus. Diese Etappe könnte es in sich haben. Es gibt Berge der 4ten (1x), 3ten (5x), 2ten (2x) und der 1ten (1x) Kategorie.

Ich gebe es offen zu: ich mag das diesjährige Layout überhaupt nicht. Kaum Bergetappen, das Fehlen von Klassikern wie Bordeaux oder Futuropolis… Zudem ist das Layout komplett auf 1,2 entscheidende Etappen ausgerichtet, so dass wir von Seiten Ullrichs und Armstrongs mit noch öderem Vorgeplänkel rechnen müssen, bevor beim ersten Einzelzeitfahren attackiert wird.

McDeal

Der seit einer Woche erwartete, stellenweise aber bereits für geplatzt gehaltene Trade rund um Orlando Magics Tracy McGrady (kurz: T-Mac), ist gestern durchgezogen worden.

Houstons Steve Francis hat seine Bedenken gegen die Magic überwunden, wie er Orlandos Manager versicherte und Orlando willigte in den Tausch ein.

Von Orlando gehen damit T-Mac, Juwan Howard, Tyrone Lue und Reece Gaines. Orlando bekommt von den Houston Rockets: Steve Francis, Cuttino Mobley und Kelvin Cato.

Von dem Deal sollten beide Clubs profitieren. Die Rockets können nun neben dem Center Yao Ming einen echten Leader und MVP-Kandidaten stellen, die Magics, schlechtestes Team der abgelaufenen Saison, bekommen mit den diesjährigen Picks, mehr Tiefe und Breite und sind damit kein “Star-Vehikel” mehr.

Nie war die TdF sauberer als heute…

… zumindest wenn es nach dem Willen der Tour-Veranstalter geht. Jean-Marie Leblanc ist, wie viele französische Radsport-Funktionäre, vom alten Schrot und Korn, sozusagen ein 200%iger Rehhagel, für den alle Radfahrer “seine kleinen Jungs sind” und für den Doping lange Zeit die Wertigkeit von “Lausbubenstreiche” oder “Einzelfälle” hatte.

Seit nunmehr fünf Jahren vergeht keine Tour de France ohne dass die Rundfahrt in irgendeiner Weise von Doping-Affären durchgeschüttelt wird, bis hin zu Polizeiuntersuchungen.

Und es hat fünf Jahre gebraucht, bis Leblanc und Konsorten eine rigidere Anti-Doping-Politik fahren, nicht zuletzt nach dem immer mehr Sponsoren Druck ausüben, damit in diesem Sport das große Reinemachen einsetzt.

Noch nie hat sich ein Leblanc so früh und so vehement in Sachen Doping aus dem Fenster gelehnt. Er drohte Polizei-Razzien an, deren strikter Gegner er bislang war, er drohte konsequent jedem Team mit Ausschluß aus der TdF, falls sich diese oder einer ihrer unter Vertrag genommenen Fahrer irgendwie im Verdacht des Doping stünden.

Zum ersten Mal in der Tour-Geschichte wird im Rahmen des AntiDoping-Kampfes den Athleten Blut abgenommen um es auf Doping zu untersuchen (es gibt anscheinend einen Unterschied zu den bisherigen Untersuchungen von Hämatokrit-Werten). Der Radsportverband, die UCI, hat in einem Rundschreiben an die Teams unverhohlen mit verbesserten wissenschaftlichen Mitteln zum Erkennen von Doping gedroht.

Insbesondere die Zufuhr von Eigenblut und Doping mit Wachstumshormenen, wie teilweise bei Cofidis ermittelt, soll nun entdeckt werden können.

All diese Initiativen werden aber nicht verhindern können, dass auch diesmal das “Doping” auf der Tour mitfährt, auch wenn die an Unterwürfigkeit nicht zu übertreffenden Fernsehkommentatoren von ARD, ZDF und EUROSPORT lieber von Camembert und 17er-Ritzel schwärmen werden.

Da wäre der Fall “Cofidis”, der immer noch vor sich hin gärt. Die Tour-Veranstalter haben Cédric Vasseur und David Millar von der Tour ausgeschlossen. Millar, der Zeitfahr-Weltmeister und Teamkapitän, wurde wegen Doping-Vorwürfen letzte Woche für 48h in Untersuchungshaft genommen und gab die Einnahme von EPO zu.

Erst im März wurde das Team Kelme aus der Tour ausgeladen, da Beweise für systematisches Doping vorliegen sollen. LeBlanc schmiß letzte Woche auch italienische Radfahrer raus, die nach einer Polizeirazzia im Verlaufe des Giros, noch unter Anklage stehen, z.B. Danilo Di Luca von Saeco..

Kurz vor der Tour wurde in Frankreich von zwei Journalisten ein Buch “LA Confidientiel” veröffentlicht, das Lance Armstrong, den fünffachen Tour-Champ, des Dopings beschuldigt.

Alle Jahre wieder werden diese Vorwürfe an die Oberfläche gespült, ohne dass es handfeste Beweise einerseits, aber auch wasserdichte Dementis andererseits gibt. Seit Jahren wird spekuliert, dass Armstrong seinen Hoden-Krebs benützt hat um Doping-Präparate zu maskieren. So wie Ullrich und viele andere Radfahrer im Windschatten ihres Asthmas leistungsfördernde Präparate einnehmen sollen.

Das Buch “LA Confidentiel” wird in aller Ausführlichkeit von L’Équipe analysiert. Die beiden Journalisten, ein Franzose, ein Engländer, haben ausgehend von einer Zeugenaussage, drei Jahre lang recherchiert. Diese Zeugenaussage stammt von der ehemaligen Masseuse Armstrongs Emma O’Reilly. Armstrong soll ihr 1999 gesagt haben, das sein Hämatokrit-Wert zu niedrig sei und er es künstlich heraufsetzen will “wie alle anderen”.

Später bat Armstrong um ihr Make-Up, um bei einer Routine-Kontrolle die vielen Nadeleinstiche an den Armen zu verdecken. Im Juli 1999 wurde bei einer positiven Dopingprobe ein Rezept gefälscht, um den Befund mit der Einnahme von künstlichem Cortison zu erklären.

Die Autoren berichten ferner von einem Telefongespräch 2001 zwischen Armstrong und dem als ehrliche Haut bekannten Greg LeMond, dem Armstrong gesagt haben soll: “Wie? Du hast nie EPO genommen? Jeder nimmt doch EPO!“. Dieser Dialog wurde von LeMond weder dementiert noch ist er gerichtlich dagegen vorgegangen.

Armstrong geht inzwischen gerichtlich gegen das Buch vor. Nach Ansicht des L’Équipe-Analysten und Ex-Rennfahrer Eric Boyer eine gefährliche Sache. Das Buch könnte sich als “mehrstufige Rakete” erweisen. Erst kommt das Buch raus, dann klagt Armstrong und dann legen die Journalisten dem Gericht die Beweise vor. Armstrongs Karriere wäre mausetot.

Es gäbe noch nie einen deratig wertlosen sechsten Tour-De-France-Sieg.

Palastrevolte gegen Zidane

Langsam aber sicher bekommt das Bild einer kuscheligen, französischen Nationamannschaft schwere Risse.

Konnte man die Bemerkungen von Zidane und Trainer Santini es habe an “Harmonie” gefehlt, noch auf einige wenige beleidigte Leberwürste beziehen, die sauer wegen ihrer Nicht-Aufstellung waren (Gallas, Sagnol, Desailly, Pires), so meldet der “Parisien” auf der heutigen Titelseite tiefgreifendere Probleme.

Es gibt eine veritable Palastrevolte rund um den Nukleus an Arsenal-Spieler, die den “Gott” Zidane zum Rücktritt bringen wollen und dafür den heuer nicht minder blassen Thiery Henry als Kalif anstelle des Kalifen installieren wollen.

Und Zidane scheint zum Rücktritt willens zu sein.

Es hat den Anschein als wäre das EM-Ausscheiden der völlige Zusammenbruch des französischen Fußballs und jeder sieht die Chance gekommen, sich als Macher zu profilieren. Der Verbands-Präsident Simonet will seine Haut retten, Platini will sich langfristig als FIFA-Präsident ins Gespräch zu bringen und versucht seine Seilschaft an die Macht zu bringen, inklusive einem Nationaltrainer Jean Tigana.

TdF-Sonderheft im Heft und TdF-Sonderheft

Am Samstag beginnt die 91te Tour-de-France, die fußballlosen Momente in dieser Woche geben Gelegenheit sich langsam darauf einzustimmen.

Wie gewohnt bringt das Magazin “TOUR” eine Sonderbeilage im normalen Heft. Aber, und das ist neu, auch ein eigenes, propres 164 Seiten starkes “TOUR Spezial” für 3,80 EUR.

Das Heft bringt das erwartete, überraschungslose Gesülze “Promis tippen auf den Sieger”, “Das Duell Ullrich-Armstring”, “So sieht ein Rennrad aus”, “Der Tour-Tross” und den alljährlichen “Mythos Alpe’dHuez”-Artikel.

Aber alles Wurscht, denn der Datenteil ist gut und erspart sich den rituellen Kauf der “L’Équipe” in der Woche vor Tour-Start.

Jede Etappe hat eine Seite spendiert bekommen, mit Streckenprofil, Analyse von Jens Voigt, Analyse was für die drei Trikots drin ist und TV-Übertragungszeiten.

Jedes Team hat zwei Seiten bekommen: kurze Vorstellung der Mannschaft sowie zweier Schlüsselfahrer, Adresse, Rad auf der linken und rechts eine tabellarische Übersicht der Fahrer (gesamtes Team, da die Nominierungen noch nicht bekannt waren) inkl. Kategorisierung in “Kletterer”, “Klassement-Fahrer”, “Sprinter”, “Helfer”, “Zeitfahrer”, “Etappenjäger”. Sehr schick!

Das einzige was fehlt, und da ist dann noch Luft zur Verbesserung nächstes Jahr drin: die TOUR-Stecktabelle für das gelbe Trikot ;-)

Transfer-Gerüchte. Um Collina!

Wo einst noch spießig-joviale Selbstdarsteller mit Schenkel-Klopf-Humor der 70er-Jahre wie Ahlenfelder und Eschweiler dominierten, setzt Collina neue Maßstäbe in Sachen moderner Selbstvermarktung von Schiedsrichtern.

Er könnte auch der erste Schiedsrichter werden, der zur einer anderen Liga transferiert! Collina muss nach der anstehenden Saison in der italienischen Liga aufhören, nachdem er das dortige Rentenalter von 45 Jahren erreicht haben wird.

Collina will aber nicht abtreten und der englische Verband hat sich aus dem Fenster gelehnt und Collina ein Angebot unterbreitet, danach doch mal übern Ärmelkanal zu hüfen, ins Land der rassigen Zweikämpfe und des erdigen Straßenfußballs. Collina pokert und hält sich die Option “England” offen und wartet ab ob der italienische Verband binnen Jahresfrist dann doch noch eine “Lex Collina” bastelt.

(Info via BBC)