Screensport light: Appetithappen fürn Dienstag

EUROSPORT: Curling-EM/Herren: Deutschland – Dänemark (9h05)

EUROSPORT: Asienspiele, Fußball Halbfinale Quatar – Iran (17h45). Olympia-eskes Nachwuchsturnier mit Mannschaften die nur maximal 3 Spieler älter als 23 Jahre (21 Jahre?) im Kader haben dürfen. Trotz Heimvorteil, erstaunt es, dass so ein kleines Land wie Quatar bis ins Halbfinale kommt (3:0-Sieg gegen Thailand). Der Iran besiegte im Viertelfinale den China nach Elfmeterschießen 7:8.

Das erste Halbfinale findet davor zwischen dem Irak und Südkorea statt. Südkorea konnte im Viertelfinale das Bruderduell klar 3:0 gegen den Norden gewinnen und der irak besiegte die Uzbeken 1:2.

BÄH: Handball. Einmal die EM der Damen, Hauptrunde Deutschland gegen Ungarn (17h00). Einmal DHB-Pokal Magdeburg – Gummersbach. Der TV-Vertrag zwischen BÄH und dem DHB ist übrigens letzter Woche unterschrieben worden.

ARD & Super Bowl

Meinen Anfragen an die Presse- und Sportschauredaktion & sonstige Quellen haben folgendes ergeben: die Verträge sind noch nicht unterschrieben. Deswegen gibt es noch nichts Offizielles von der ARD und deswegen mache ich hier noch keine große Meldung draus.

Ansonsten haben sich die Gerüchte bestätigt: es sollen sowohl der Super Bowl Anfang Februar übertragen, als auch die Conference Championships zwei Wochen zuvor. Die ARD plant an dem Championship-Sonntag aus dem Studio in Deutschland um halb zwölf mit einer Zusammenfassung des ersten Championship Games einzusteigen und evtl. sogar die Schlußminuten live zu übertragen. Da das Spiel um 21h00 beginnt, dürften ungefähr die letzten 5-10 Spielminuten live zu sehen sein.

Die Übertragung & Kommentierung des zweiten Conference Championship-Games findet dann direkt vor Ort statt.

Umfang und Art der Bericherstattung wird sich ungefähr im Rahmen der SuperBowl-Berichterstattung bewegen, inkl. Kommentatoren & Moderatoren. Aber auch hier: weil die Verträge noch nicht unterschrieben sind, alle Sätze bitte mit entsprechenden relativierenden Wörtern ergänzen und innerlich in Konditionalform verarbeiten und abheften.

Screensport light: Appetithappen fürn Montag

EUROSPORT: Curling-EM ab 9h SCO–NOR/Herren, ab 18h15 SWE–SUI
EUROSPORT benützt Curling mal wieder als Füllmaterial für einen ereignislosen Vormittag. Am Abend wird irgendwo ein Dreiviertelstündchen reingequetscht. BTW: Auch wenn es nicht offiziell ist: Rudi Brückners “Drop Kick” scheint wirklich abgesetzt worden zu sein. Seit Ende Oktober wurde abrupt die Ausstrahlung der wöchentlichen Fußball-Talkshow unterbrochen. Damals wurde das Ende dementiert. Es sei nur unklar wann die Sendung wieder aufgenommen werden würde. Immerhin scheint man sich nicht ganz mit Rudi Brückner verkracht zu haben. Brückner hat weiterhin seine Kolumne auf der EUROSPORT-Website.

BÄH und ARENA bringen heute das Baden-Derby Freiburg – Karlsruhe (20h15). Karlsruhe kann Spitzenreiter Rostock bis auf einen Punkt auf die Pelle rücken. Das seit 5 Spielen sieglose Freiburg würde mit einem “Dreier” vom letzten Nichtabstiegsplatz ins Mittelfeld rücken. Kommentator bei BÄH ist Markus Höhner und bei ARENA Oliver Forster. BÄH bringt anschließend die “Spieltagsanalyse” diesmal wieder mit Frank Buschmann und Ralf Rangnick, aber ohne “Evil” Helmer, der Mann mit den gezupften Augenbrauen, und ohne “Mini-Me” Vogts.

BÄH hat übrigens das bereits Mitte November kurz angdeutete NBA-Magazin an diesem Wochenende kurzfristig eingeführt. Der Halbstunden-Happen “NBA Action” mit Stefan Bohlen und Manfred Winter geht von nun an Freitags ab 17h30, also vor NFL Game Day an den Start und damit wieder zu einem Sendetermin, der schon Ende der Neunziger den Genickbruch für die US- und Funsportschiene auf BÄH bedeutete (Hat Tip an Sebastian).

Dead Man still walking und sein Kollege

Heute abend gibt es die famose Mitgliedervollversammlung des HSVs bei der eine öffentliche Auspeitschung des HSV-Vorstands Hoffmann, Beiersdorfer und Kraus ansteht. Die Frage ist nur, wer ebenfalls öffentlich an den Pfahl gestellt wird.

Der Aufsichtsrat, namentlich der Vorsitzende Bandow, hat sich mit Ausnahme von Willi Schulz, öffentlich nicht gegen Trainer Thomas Doll gestellt. Stattdessen hat er seinen eigenen Krisenherd bekommen. Beim Transfer von Vincent Kompany im Sommer, kam es zur einer eiligst einberufenen Notsitzung des Aufsichtsrat, da ein derart großer Transfer nicht vom Vorstand alleine durchgezogen werden kann, sondern vom Aufsichtsrat abgenickt werden muss.

Alleine: zur Notsitzung kamen nur 4 von 12 Mitgliedern und der Transfer wurde trotzdem durchgewinkt. Es ist nachvollziehbar, das ein solcher Transfer nicht unbedingt darauf warten kann, dass korrekt zu einer Aufsichtsratssitzung mit Tagesordnung und Lachs-Canapé geladen wird. Aber formaljuristisch ist das No-No und die Prügel dafür, wird sich heute abend abgeholt. Es könnte daher zu einer Nicht-Entlastung von Teilen des Aufsichtsrat kommen.

Die Mannschaft wird heute abend nicht auf der Versammlung sein, sehr wohl aber Thomas Doll. Auf die Reaktionen der Mitglieder bin ich gespannt. Eine kleine Episode aus dem Hamburger Abendblatt verdeutlicht das Standing von Thomas Doll in der Stadt: als am Wochenende in der Laeiszhalle (1908 gebaute Musikhalle, überwiegend für Klassikkonzerte genutzt) eine A-Capella-Gruppe bei ihrem Konzert einen Scherz über eine Entlassung von Thomas Doll riß, wurde die Gruppe auf offener Bühne ausgepfiffen und ausgebuht.

Immerhin bekommt Thomas Doll einen Geistesverwandten. Nach der Entlassung von Trainer Andreas Bergmann vor zwei Wochen, hat sich der FC St. Pauli nach Informationen des Abendblatts nun entschlossen mit Manager Holger Stanislawski als Interimstrainer bis Ende der Saison weiterzumachen. Seit “Stani” trainiert, spielt der FC St. Pauli spielerisch verbessert. Verschiedene Optionen wurden vom FC St. Pauli ausgelotet, u.a. der Ex-Braunschweiger Michael Krüger und der Stanislawski-Freund Marc Fascher von Kickers Emden. Mit Stanislawski scheint man sich vorallem für die billigste Lösung entschieden zu haben.

Stanislawksi ist nicht minder “Urgestein” wie Thomas Doll. Und auch hier könnte es vielleicht irgendwann den bitteren Moment der Entlassung geben, der beim Trainerjob – bis auf wenige Ausnahmen – systemimmanent zu sein scheint.

Noch 6 Tage im Exil

Auch wenn meiner letzter Schlachtplan (in Sachen Wii) daneben ging (am Freitag insgesamt fünf Läden vergeblich abgeklappert), nimmt nun mein Plan “Rückkehr aus dem Sportexil” langsam Konturen an.

Zur Erinnerung: seit meinem Umzug in eine neue Wohnung, bin ich dank veralteter Hauskabelanlage ohne digitale Fernsehkanäle, also ohne PREMIERE, ARENA, NASN und Co..

Nachdem die Hausverwaltung uns anfangs Hoffnung auf ein Improvisorium machte, hielt sie uns sieben Wochen mit Antworten hin. Vor drei Wochen bat ich unsere Vermieter per formlosen und freundlichen Brief (jeden Hauch von Drohung ausdrücklich vermeidend) sich bei der Hausverwaltung für uns einzusetzen. Vergeblich. Auch hier keine Reaktion.

In dem Brief hatte ich angekündigt, mich ab Mitte Dezember dann selber um eine Alternative in Form einer Schüssel umzusehen. Wir nähern uns rapide “Mitte Dezember”. Nächsten Freitag ist der 15te Dezember, “mittiger” geht es gar nicht mehr. Nächsten Freitag werde ich losziehen.

Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich bei allen bedanken, die sich in den Kommentaren und per eMail gemeldet haben. Insbesondere bei Marc H., der auch noch einmal in Gerichtsurteilen gekramt hat. Die aktuelle Rechtssprechung erlaubt das Anbringen einer Satellitenschüssel OHNE Erlaubnis von Vermieter/Hausverwaltung, wenn diese unauffällig ist und NICHT an der Bausubstanz befestigt ist. Also z.B. auf einen Sonnenschirmständer befestigt wird. Balkon mit Blick nach Süden ist vorhanden.

Am nächsten Freitag wird also bei irgendwelchen Bundles der Elektrogroßmärkte zugeschlagen. Einerseits gehe ich davon aus, dass die Schüssel nur ein Übergangszustand für vielleicht ein Jahr ist, weswegen ich nicht in anspruchsvolles Equipment investieren werde. Es muss also keine Schüssel von Kathrein sein. Andererseits habe ich Aversionen gegen Technisat und muss an einen Receiver denken, der sowohl Cryptoworks (ARENA/Tividi) als auch BetaCrypt (PREMIERE) kann.

Wenn alles gut läuft, habe ich ab irgendwann Freitag nachmittag/abend also wieder ARENA, NASN, EUROSPORT 2 und MOTORS in da house.

PREMIERE wird etwas länger auf sich warten lassen, da die SmartCard (Kabel) erst gegen gegen eine Satelliten-SmartCard umgetauscht werden muss, was sich PREMIERE, glaube ich, auch nochmal mit 50 EUR bezahlen lässt.

Aussem Exil

Und worauf ist meine Vorfreude am größten? Zu meiner größten Überraschung: nicht auf die NFL. Vielleicht weil die Steelers eine schlechte Saison spielen. Vielleicht weil ich das meiste der Saison verpasst habe und ich nicht genügend Geschichten mitbekomme habe, um irgendwelche Empathie zu empfinden.

Nein, worauf ich mich am meisten freue, ist College Basketball. Auch wenn der Spielplan im November und Dezember überwiegend als Aufbauprogramm für die heiße Phase vom Januar bis Anfang April gedacht ist, läuft mir beim Gedanken an die March Madness das Wasser im Mund zusammen. Eine orgiastische Berichterstattung der ersten Runden im März mit teilweise 12 Stunden Übertragungen am Stück, größtenteils auch noch in Konferenz. Besser geht Sportfernsehen als Liveübertragung nicht.

Am nächsten Samstag abend werde ich mich hoffentlich mit einem wohligen Schauer vor dem Fernseher hinsetzen und Louisville – Kentucky und Ohio State – Cincinnati sehen. Ich werde in meinen Notizen kramen und alte Bekannte wiedertreffen. Dann bin ich wieder zurück aus dem Exil. Fast sechs Tage bis Freitag abend.

Wenn der Fußball schon in die Winterpause geht: HSV – Nürnberg 0:0

Ein Grottenkick vor mehr als 54.000 Zuschauern. Nürnberg mit der identischen Aufstellung aus dem 0:0 gegen Schalke. Der HSV mit drei neuen Spielern gegenüber der Vorwoche für Feilhaber, Guerrero und van der Vaart und munterer Rotation im van-der-Vaart-losen Mittelfeld.

Doll musste einmal mehr tief in den Kader reingreifen und brachte als rechten Verteidiger Volker Schmidt aus den eigenen Amateuren in seinem ersten Bundesligaspiel ever. Links spielte Colin Benjamin – doch nur eine Prellung, kein Bruch in der Vorwoche. Im Mittelfeld wurde umgerührt. Mahdavikia diesmal wieder rechts im Mittelfeld, Jarolim sollte in der Theorie wohl in der Raute links spielen, fand sich aber mehr oder weniger überall oder nirgends. Alexander Laas nach seiner Partie gegen ZSKA Moskau wieder auf der Defensivposition und Trochowski als van der Vaart-Ersatz hinter den Spitzen hängend. Die Spitzen waren die aus der Partie gegen Moskau: Berisha und “Streifenhörnchen” Ljuboja.

Sah es anfangs noch nach einem intensiven Fight aus, verflachte die Partie schnell und wurde in der zweiten Halbzeit zu einem furchtbaren Gebolze. Keine drei Ballstationen ohne Foul, Fehlpaß oder Abspiel ins Seitenaus.

Nürnberg sah souveräner aus, hatte aber null Zug zum Tor. Die Mannschaft hatte taktisch und technisch das Rüstzeug um mit ein Stückchen mehr Ego Gegner wie den HSV an die Wand zu nageln. Aber insbesondere aus dem defensiven Unsicherheitsfaktor Benjamin zogen die Nürnberger zuwenig Nutzen. Mnari und Wolf rückten zu selten nach, Kristiansen war ein Ausfall und Vittek ließ sich zu selten blicken. Unterm Strich kamen (per Statistik) nur zwei Schüße aufs Tor heraus. Was für eine Verschwendung.

All das was Nürnberg qua Können auf dem Kasten hatte, musste der HSV sich mit viel Aufwand erkämpfen. Der HSV hatte sich in dieser Saison immer leichter getan, mit Gegnern die nach vorne gingen und dem HSV Raum zum Agieren ließen.

Wenn der Gegner aber hinten dicht machte, so wie Wolfsburg, Mainz oder Bochum, war schnell Ende. Nürnberg war ein Gegner dieser Kategorie. Zudem ist der HSV derzeit ein zu fragiles Gebilde um einen Totalausfall wie Trochowski mitzuschleppen. Trochowski, der am Mittwoch brilliant aufspielte, fand nie ins Spiel, wusste offensichtlich nicht, was er zentral mit den weit zurückhängenden Berisha und Ljuboja anfangen sollte, wich auf die Flügel aus und entschwand damit völlig aus dem Spiel. Überhaupt war das Timing von Berisha und Ljuboja diesmal völlig für den Arsch. Jener Ljuboja wurde in der Kneipe zum “Pub Enemy No 1”. Das Streifenhörnchen war zwar sehr aktiv und bemüht, aber rannte zu häufig ins Abseits, versuchte zu häufig den Übersteiger, suchte zu wenig den direkten Abschluß, und wenn er ihn fand, sah er unglücklich aus.

Ein weiterer Faktor für die spielerische Armut des HSVs war David Jarolim. Dem muss eine tschechische Riesengebirgshexe wahrgesagt haben, dass ihm bei jedem Direktspiel ein Hoden abfällt, anders ist es nicht zu erklären, dass er nach jeder Ballannahme erst einmal eine Pirouette hinlegte und dann sich nach vorne zu dribbeln versuchte, während gefühlte 200 Mitspieler an ihm vorbeirannten. Wo der HSV noch am Mittwoch straight den Weg zum Tor suchte, blieben heute deswegen nur Mittel aus dem Fußball-Steinzeitalter übrig: den Ball nach vorne dreschen oder sich mit einer kleinen Einwurf-Orgie Meter um Meter nach vorne kämpfen. Der Bizeps von Colin Benjamin ist um mindestens drei Zentimeter gewachsen.

Das Spiel pendelte sich auf ein Niveau ein “Nürnberg wollte nicht und der HSV konnte nicht” ehe Thomas Doll mit eine Reihe von Einwechslungen eine Schlußoffensive einleitete. Zuerst brachte Doll mit Sanogo einen dritten Stürmer für den desolaten Trochwoski (64te). 8 Minuten später kam Guerrero für den völlig ineffektiven Berisha. Die langen Schläge des HSVs fanden nun endlich Abnehmer, Sanogo gewann vorne zahlreiche Zweikämpfe (67%). Doch dann schlug die Seuche beim HSV wieder zu: langer Schlag in den Strafraum, Guerrero rennt hinterher, Torwart Schäfer rennt raus und in Guerrero rein. Guerrero blieb liegen, von Schäfers Knie in der Rippengegend getroffen, und musste ausgewechselt werden. Doll blieb bei drei Stürmern und brachte Benny Lauth. Die Kneipe schüttelte sich vor Lachen. Frankie, der Wirt, gab ein “Benny-Bier” aus. Aber Lauth hatte immerhin zwei gute Aktionen. Mathijsen ebenfalls mit einer guten Chance.

Mit sehr viel Wohlwollen kann man sagen, dass der HSV aufgrund seines Mutes für die Schlußoffensive und den 3-4 Torchancen in den letzten Minuten, vielleicht drei Punkte verdient hätte. Aber so falsch ist die Punkteteilung für die 90 Minuten nicht gewesen. Der HSV hat mit seiner Rumpftruppe so gespielt, wie man nunmal mit dem dritten Anzug spielt.

Der Atouba

Wenn die Fernsehbilder repräsentativ waren (mancher Regisseur ist da etwas eigenwillig), suchten die HSV-Fans die große Atouba-Versöhnung. Auf zahlreichen Transparenten wurde Atouba gefeiert. Die HSV-Führung scheint die Atouba- und Rassismus-Geschichte bewusst auf kleiner Flamme zu kochen. Einerseits wird Atouba nicht sonderlich abgestraft, andererseits die Ausfälle vom Publikum zum Einzelfall deklariert. Wer aber am Mittwoch den Nicht-Torjubel von Sanogo beim 3:2 gesehen hat, als jener schroff alle Gratulanten von sich wies, ahnt, das Atouba nicht der einzige Spieler ist, der sich auf Kollisionskurs mit dem Publikum befindet.

Der Schmidt-Volker

Das was der HSV-Amateur auf der rechten Seite ablieferte, war zwar erdig, aber beherzt und beste Zweikampfbilanz aller Akteure auf dem Platz (81%!). Einer der “Grasfresser” die Mannschaften auch brauchen. Schmidt gab später auf ARENA auch ein bemerkenswert feuriges Interview pro Thomas Doll ab.

Der große Martin

Kommentator auf der Einzeloption bei ARENA war Martin Groß. Groß ist nüchtern. Groß ist präzise. Groß spricht nur, wenn er was zu sagen hat und Groß hat ein Auge für nicht unbedingt offensichtliche Details. Ich mag ihn.

Die Liga

6:2 für Werder Bremen in Frankfurt. Das ist brutal. 45 Tore nach 16 Spieltagen. Fast drei Tore pro Spiel. Mehr als dreimal soviel wie der HSV. Stuttgart bleibt die Mannschaft mit dem größten Momentum (sozusagen der “HSV der Saison 2006/07”) ohne aber wirklich den Gegner in grund und Boden spielen zu können.

Daily HSV: Aktion und Reaktion

[Nachtrag 12h01: Screenshot BILD eingefügt]

Mit 36 Stunden Verspätung ist es auch bei den Hamburger Blättern abgekommen, dass beim “Stinkefingerskandal” die Aktion eben nicht nur von Atouba ausging, sondern massive, rassisistische Beschimpfungen vorausgingen. Davon unbeleckt ist nur die BILD die heute im Internet ihre Ausgabe mit “Dieser Stinkefinger empört Deutschland – Und so einer kassiert auch noch Millionen” groß aufmacht und gleich “vier” Stinkefinger von Atouba per Photo mitprotokolliert. Kai-Uwe Hesse und Babak Milani schreiben:

Ein Skandal! Atouba beleidigt alle Fans – und darf weiter seine Millionen kassieren. Beim HSV verdient der Afrikaner 1,2 Mio Euro Jahres-Gage. Bis 2009.

Babak Milani und Kai-Uwe Hesse scheiben im Artikel nirgends vom “Kameruner”, sondern vom “Afrikaner”. Ausschließlich vom “Afrikaner”. Weil es nicht ganz so tumb wie “Schwarzer” klingt. Aber dasselbe meint. Die übliche BILD-Gemengelage: Der “Afrikaner” oder auch in Form eines Kommentars von Matthias Brügelmann “der Söldner”. Der “Fremde” halt, der nur Geld kassiert, aber keine Leistung und keine Ehre kennt. Sei es in der Variante der Fußballspieler oder auch immer wieder gerne bei der BILD genommen, der “Sozialstaatschmarotzer”. In diesem Kontext verursachen Milani, Hesse und Brügelmann nur noch Brechreiz bei mir. Gedanklich sind die Drei offensichtlich noch im 19ten Jahrhundert verwurzelt, als Carl Hagenbeck “den Neger” in Hamburg in einer Art “Menschenzoo” ausstellen ließ. Das ist die Journalistenbrut, die durch einseitige Berichterstattung für solche Ausfälle von Seiten des Publikums mitverantwortlich ist.

Hier der Screenshot der BILD-Homepage, die ungefähr auch der Titelseite der heutigen BILD Hamburg entsprach, wo die Headline die komplette obere Hälfte einnahm.

BILD hetzt

Zurück zu den seriöseren Blättern.

Das Hamburger Abendblatt beschreibt die Vorfälle auf der Tribüne:

Offensichtlich wurde der Afrikaner nach seiner selbst geforderten Auswechslung von den Rängen als “Nigger, Kanacke und Affe” beschimpft. Für Vukovic ist das der eigentliche Skandal. In die gleiche Kerbe schlägt Christoph Jakubowsky, selbst Fußballer und Besucher des Spiels auf der VIP-Tribüne: “Dass sich auch angeblich honore Personen derart gehen lassen, ist beschämend. Da waren Beschimpfungen wie Neger oder Nigger fast schon die harmlosesten Ausdrücke. Und das muss sich niemand gefallen lassen.” […]

Patrick Grützner vom Fanklub “Chosen Few” (die Auserwählten) will die Beschimpfungen einiger Fans nicht entschuldigen, gibt aber zu bedenken, dass die Pfiffe gegen Atouba eine Folge vieler Faktoren seien: “Im Sommer wollte er weg und mehr Geld haben, dann die mysteriöse Verletzung und schließlich die konstant schlechte Leistung.” Er selbst habe zwar nicht gepfiffen, versteht aber gleichzeitig, dass einige Zuschauer ihren Frust freien Lauf ließen […]

Einer dieser Bierbecher-Werfer meldete sich bei Radio Hamburg zu Wort […] “sich selber auszuwechseln, das zeigt, wo sein Herz wirklich schlägt. Nämlich nicht für den HSV.” Im Nachhinein schämte er sich allerdings: “Ich gehe seit 20 Jahren zum HSV. Und da ist noch nie etwas passiert.”

Die MoPo geht derber zur Sache. Unter dem Titel “Rassisten auf der VIP-Tribüne”

Sah es erst so aus, als sei der Kameruner aus Frust völlig durchgedreht, ist mittlerweile klar: Das Problem ist nicht Atouba, das Problem sitzt mitten auf der VIP-Tribüne der AOL Arena: Dort, auf den teuersten Plätzen im Rund, tummelt sich mindestens eine Hand voll Rassisten! Mit schlimmsten Verunglimpfungen provozierten diese Leute den unrühmlichen Ausraster Atoubas […]

Es waren die Momente nach dem 1:2-Rückstand, die das Fass zum Überlaufen brachten. Nicht die Pfiffe, so Atouba, seien es gewesen, die in gestört hätten. Vielmehr wurden von den direkt hinter der Trainerbank gelegenen Rängen Parolen wie “Scheiß-Nigger” oder “Geh zurück in den Busch” aufs Spielfeld gedroschen!

Atouba muss als Strafe 50.000 EUR an ein Fan-Projekt zahlen und wird vereinsintern zwei Spiele gesperrt. Ferner hat er sich per Presseerklärung entschuldigt. Während Hoffmann auf einer gewissen Distanz zu Atouba bleibt (“Die Dinge, die ihn dazu bewogen haben, können allenfalls als Erklärung dienen, mehr nicht”) melden Abendblatt und Mopo, dass “Didi” Beiersdorfer mehr Verständnis durchblicken ließ.

Unmutsbekundungen auf der einen Seite sind ertragbar, das weiß auch Beiersdorfer: “Das erkauft sich ein Fußballprofi mit der Vertragsunterschrift. Da muss er mal die Faust in der Tasche ballen.” Allerdings, und da deutet auch Beiersdorfer sein Verständnis an, darf dies nicht mehr gelten, wenn es, wie gegen Moskau, zu rassistisch motivierten Beschimpfungen kommt – auch wenn es nur ein verschwindend kleiner Teil des Publikums ist.

Auch innerhalb des Teams soll sich das Standing von Atouba nicht verschlechtert haben, wie ja auch bereits am Mittwoch abend erste Statements von Reinhardt zeigten.

Aktion & Reaktion II

Das hier in letzter Zeit soviel über den HSV steht, ist zwar auch dem Umstand zu verdanken, dass ich voraussichtlich noch zwei Wochen ohne digitale Sportsender bin, aber hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Stories rund um Thomas Doll in der Bundesliga ziemlich einmalig ist.

Bei diesem Investment, bei diesen Ansprüchen und bei diesem Kader, egal wie erklärbar es ist, kann sich normalerweise kein Trainer halten, wenn er nach 15 Spieltagen nur Vorletzter ist und 4 Punkte Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz hat.

Doll hängt am Abgrund und Spiel für Spiel scheint er mit immer weniger Finger sich noch an der Kante festhalten zu können. Mit den deutlichen Absetzbewegungen einiger im Aufsichtsrat plus einsetzendem medialen Beschuß Anfang der Woche, schien seine Zeit abgelaufen zu sein. Vor dem Moskau-Spiel hielt er sich nur noch mit dem kleinen Finger am Abgrund fest.

Aber nach diesem irren Spiel gegen Moskau? Wenn jetzt auch noch mit einer Rumpfmannschaft gegen Nürnberg gewonnen wird? In Reaktion zum Vorpreschen von Willi Schulz (Udo Bandow hat sich ja schön im Hintergrund gehalten und es bei interpretationsfähigen Statements belassen) hat sich nun das einflußreiche Mitglied Eugen Block (Besitzer der gleichnamigen Restaurantkette) per öffentlichen Brief beim Hamburger Abendblatt gemeldet und für den Verbleib von Doll ausgesprochen. Und auch bei einer kleinen Promi-Umfrage des Hamburger Abendblatts, bleiben die Stimmen die seine Entlassung fordern, (knapp) in der Minderheit.

Auch das muss man konstatieren: es ist nach 15 Spieltagen kein wirklicher Riß innerhalb der Mannschaft zu erkennen. Es ist außergewöhnlich dass bei dieser Situation die Mannschaft absolut dicht hält und kaum etwas an die Presse sickert und schon gar nicht in der Hamburger Medienlandschaft.

Es ist eine kleine Fußball-Soap mit einem klar definierten “Helden” und viele wollen ein Happy End. Am Montag war ich mir noch sicher: Doll ist nicht zu halten. Nur einen spektakulären Sieg später, sieht die Welt wieder anders aus und ich halte die Lage wieder für recht offen, je nachdem wie gegen Nürnberg und Aachen gespielt wird.

Und das ist eigentlich schon eine Sensation.

Screensport light: Appetithappen fürs Wochenende

Wenig Wintersport an diesem Wochenende, denn diverse Veranstaltungen sind wegen des warmen Wetters abgesagt worden, weswegen eine Reihe von Disziplinen ganz ruhen.

Freitag

10h30 Biathlon 7,5km Frauen, EURO+ARD

13h15 Biathlon 10km Herren, EURO+ARD– Alle jagen Björndalen. Drei Weltcuprennen, drei Siege.

17h00 Handball-EM Frauen: Slowenien – Deutschland, BÄH

19h15 Handball Champions League: Flensburg-Handewitt – Celje (Rückspiel), EURO – Im Hinspiel hat Flensburg 10 Punkte aufgebrummt bekommen 31:41.

20h30 Bundesliga: Leverkusen – Hertha – Leverkusen in dieser Saison weder Fisch noch Fleisch. Das Team spielt zu gut um Skibbe zu entlassen, zu schlecht um Ruhe in den Club reinzubringen. Deswegen macht der Verein den Eindruck einer verschleppten Erkältung: immer kränkelnd, aber nie richtig zum Ausbruch kommend.

Samstag

11h00 Biathlon 10km Frauen, EURO+ARD

13h00 Biathlon 12,5km Herren, EURO+ARD

15h30 Bundesliga: HSV – Nürnberg, Bayern – Cottbus, Frankfurt – Werder – Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, das Frankfurt dort steht, wo sie stehen und dabei sehr soliden Fußball spielen. Potentieller Stolperstein für Werder, die nach Barca nun in ein Loch fallen könnten.

19h15 Handball Champions League: Gummersbach – CM Tschechow (Rückspiel), EURO – Gummersbach konnte in Russland 37:31 gewinnen, bekamen aber am Mittwoch in der Bundesliga eine schwere Packung.

Sonntag

10h30 Biathlon: 4x6km Frauen, EURO+ARD

14h15 Biathlon: 4×7,5km Herren, EURO+ARD

16h30 Handball-EM Frauen: Norwegen – Deutschland, BÄH

17h00 Bundesliga: Schalke – Dortmund – Formerly known as Derby.

Screensport light: Appetithappen vom Donnerstag

Dass der HSV seinen ersten Sieg seit dem Leverkusen-Spiel ausgerechnet dann feiert, wenn ich das erste Mal seit Monaten nicht in irgendeiner verrauchten Kneipe mir das Spiel ansehe, nehme ich den Jungs persönlich übel.

Heute beginnen einige Europameisterschaften. So ist z.B. die Kurzbahn-Schwimm-EM in Helsinki mit Übertragungen auf EUROSPORT in Gange. Auf einer Liste der überflüssigsten Wettbewerbe ever, irgendwo in den Top Ten (9h, 17h30).

BÄH hat sich die TV-Rechte der Damen-EM im Handball gekrallt. Heute 17h00 das Vorrundenspiel Deutschland – Polen und aus dem Hintergrund taucht in den Schlußsekunden plötzlich Neuville auf und wirft zum 1:0… oder so ähnlich. Nach einer etwas ausgedehnten Pause zur Nahrungsaufnahme und -abnahme geht es um 19h00 auf EURO mit dem Rückspiel des Handball-Champions League-Achtelfinale Kiel – Chambery weiter. Kiel gewann in Frankreich 39:33.

PS: Von heute an krallt sich “11 Freunde” in loser Folge einige Blogeinträge von allesaussersport. Das ganze geht relativ locker ab und wird sich dann in nächster Zeit einpendeln. Mal sehen wie sich das entwickelt. Ich hoffe auch der Kolumnennamen wird sich weiter entwickeln. Mit “Pahls Presseschau” bin ich nicht wirklich glücklich.

Atouba verabschiedet sich vom HSV

Wenn ich der Radio-Reportage glauben darf:

Timothee Atouba wurde eben bei der Champions League-Partie gg. ZSKA Moskau nach zirka 75 Minuten ausgewechselt, nachdem er immer häufiger überrannt wurde. Beim Verlassen des Spielfeldes, zeigte Atouba der Hamburger Fankurve den Mittelfinger, Co-Trainer Ralf Zumdick scheißt daraufhin Atouba zusammen, der Schiedsrichter lief raus und zeigte dem bereits ausgewechselten Atouba wegen dem Mittelfinger die rote Karte. Atouba zoffte sich weiter mit Zumdick. Atouba dürfte damit auf dem Winterpausen-Grabbeltisch für Fußballer-Sonderangebote landen.
[Nachtrag: Bitte unbedingt die Kommentare lesen. Die Aktion von Atouba kann auch in anderem Licht gesehen werden]

Moskau führt derzeit 2:1. Der HSV bot eine gute erste Halbzeit, aber brach in der zweiten Halbzeit wieder zusammen, fing sich nach einem 50m-Solo den 1:2-Gegentreffer ein.

Braun & the return of Method Man

Durch eine Meldung bei Don Dahlmanns Formel 1-Blog gestolpert.

Maren Braun hört bei PREMIERE mit der Moderation der Formel 1-Übertragungen auf, wie sowohl PREMIERE in einer Pressemeldung bekanntgab, als auch Maren Braun auf ihrer Website.

Der Name “Maren Braun” taucht in der PREMIERE-Pressemeldung schon gar nicht mehr auf und auch der Text auf der Seite von Maren Braun… Ich habe harmonische Abgänge schon mal authentischer erlebt.

Maren Braun löste vor dieser Saison Wolfgang Rother ab. Eine Entscheidung die noch in die Amtszeit von PREMIERE-“Sportchef” Hans Mahr fiel. Jener Mahr ist inzwischen gegangen worden und durch Carsten Schmidt ersetzt. Und jener Carsten Schmidt hat nun als Braun-Nachfolger Peter Lauterbach eingesetzt.

Maren Braun moderierte eigentlich recht akzeptabel, auch wenn sie nicht die Präsenz eines Wolfgang Rother hatte. Mit Peter Lauterbach kommt nun ein neuer Typ Moderator. Mit Hang zur Hyperventilation und Unterwürfigkeit. Bei seinen Interviews mit Formel 1-Granden wie Ecclestone (Hihi: Ecclestone & “Granden”), Schumacher oder Haug, muss manchmal danach die Boxengasse von einer Schleimspur gesäubert werden. Umgekehrt habe ich manchmal das Gefühl, dass einige Gesprächspartner (Schumacher, Montoya) “Babyface” Lauterbach nicht für voll nehmen.

Längerer Rede, kurzer Sinn: ich kann mich mit dem Wechsel nicht anfreunden.

Stuck & Surer wurden auch bestätigt.

Brechball Becker

Ich habe am Dienstag in der Schanze im “Haus 73” Champions League gesehen. Noch bevor der Ton laut gestellt wurde, gab es den ersten Moment Heiterkeit, als Boris Becker, vier Tage nachdem er im Sofa Duell u.a. an der Frage nach der Trikotfarbe von Eintracht Frankfurt scheiterte, Rijkaard interviewen durfte. Er wandte wieder seine gefürchte Auf-den-Zehenspitzen-wippen-Technik an, bei der der Schlußteil des Satzes immer wie erbrochen aussieht.

Boris Becker hatte ja schon bei BÄH diese famose Talkshow mit je einem Gast aus dem Sportbereich. Die Sendung “Becker 1:1” floppte und wurde nach 11 Sendungen eingestellt.

Nach diesem Flop ist es nur konsequent das PREMIERE Boris Becker einmal im Monat Sendezeit in Form von “Becker exklusiv” schenkt. Oder um es mit den Worten der dpa zu sagen:

Becker will sich ausreichend Zeit für seine Gesprächspartner nehmen, um deren Interview-Routine zu durchbrechen. “Entweder sie sind ehrlich oder sie laufen irgendwann weg”, sagte er. Die zentrale Frage laute: “Was treibt einen, was bewegt einen?”

Becker, der knallharte Fragensteller. Entweder seine Gäste sind ehrlich oder sie laufen weg. Irgendwann. Vor Becker.

Es kommt noch besser. Wenn der Feinrhetoriker Becker erstmal in Fahrt ist: “Mich interessiert der Mensch hinter der Maske“.

Ein Interviewer den der “Mensch hinter der Maske” interessiert. Sagenhaft. Was das Sprachzentrum hinter dem Schädel angeht, scheint die Praxis bei Becker noch keine Wirkung gezeigt zu haben. Seine Sätze hören sich immer noch so an, als würde in seinem Hirn ein Schnittmusterbogen “Fragen stellen for Anfängers”runterrattern. Wie einst im April.