Screensport light: Appetithappen fürn Mittwoch

Wieder die Asienspiele. Gewichtheben, vorallem in den schweren Gewichtsklassen, ist immer wieder Quell optischer Freuden (EUROSPORT 14h). Um 17h45 gibt es ein weiteres Fußballspiel: China gegen Oman (EURO).

Auf BÄH gibt es parrallel die U20 Italien – Deutschland (17h55), gefolgt von Handball-Bundesliga Nordhorn – Gummerbach (20h00).

Und die ganz Unentwegten haben noch einige Stunden Zeit um zu rätseln, mit welcher Aufstellung der HSV zu seinem letzten Spiel gegen ZSKA Moskau antritt. Juan Pablo Sorin fehlt bis zur Winterpause. Colin Benjamin hat sich doch nicht den Arm/die Hand gebrochen und kann vielleicht sogar spielen. Umso mehr, weil Thomas Doll ansonsten sehr tief in den Amateurkader reingreifen muss, um die Position des linken Verteidigers zu besetzen. Der ursprünglich vorgesehene Sasan Gouhari, ein 21jähriger Amateur der 15 Spiele in der Regionalliga bestritten hat, kann nicht eingesetzt werden, da er im Sommer der UEFA nicht auf einer entsprechenden Liste benannt wurde. Die allerletzte Alternative ist der 21jährige Oliver Hampel der 14 Spiele in der Regionalliga absolvierte.

Rausch Hour: Barcelona – Werder Bremen 2:0

Okay, eher “Rausch three quarter of an hour“. Und zwar die vom FC Barcelona. Das war eine erste Halbzeit, die sich für Werder auch deswegen so frustrierend anfühlte, weil es wie das väterliche Tätscheln übern Kopf des Sohnemanns war: “Ist gut Kleiner, jetzt laß mal Vati zeigen, wo der Hammer hängt”.

Fünf überwiegend gute Spiele fürn Arsch. Je nach Lesart, weil Barcelona eine erste Halbzeit nicht von diesem Planeten spielte, oder Werder im Hinspiel dieses vergurkte 1:1 zuließ. “UEFAcup” hört sich in diesem Fall wirklich wie Loser Cup an.

Als angepfiffen wurde, schien Werder vor Ehrfurcht erstarrt zu sein. Die beiden Außen Wome und noch mehr Fritz trauten sich lange Zeit keine Vorstöße. Fritz überschritt die Mittellinie zum ersten Mal nach gefühlten 30 Minuten. Der Spielaufbau von Werder konzentrierte sich in der Mitte und wurde dort entsprechend schnell gestoppt.

Anders Barcelona. 10 Feldspieler permanent in Bewegung, einem imaginären Drehbuch folgend zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Wäre die Werder-Innenverteidigung nicht Handelsklasse 1A gewesen, es wäre ein Debakel geworden. In der 10ten Minuten drei Ecken in Folge. In der 13ten Minute ein Foul von Wome an Ronaldinho, zentral aus 18m. Und Ronaldinho: statt den Ball mit Glitter und Schleifchen ins Lattenkreuz zu zirkeln, schießt er einen flachen Roller. Die Bremer Freistoßmauer springt hoch und läßt den Ball unten durch. War da Videoanalyse am Werk? Hat Rijkaard sich vorher den hochspringenden Jensen ausgeguckt?

Barca schaltet nochmal einen Gang höher. Das gesamte Bremer Mittelfeld wird weggespült, sogar der sonst so souveräne Frings patzt permanent.

18te Minute: Ronaldinho gibt nach rechts raus, Wome hebt das Abseits auf, bleibt stehen, während Giuly ungestört flanken kann: Naldo und Mertesacker, wegen der Abseitsfalle zu weit aufgerückt, kommen nicht mehr hinter Gudjohnsen her. 2:0 Barcelona.

Der Schlüsselmoment der ersten Halbzeit war Fritzens erstes Überschreiten der Mittellinie. Fritz merkte, dass es auch noch eine Welt außerhalb der Deckung von Ronaldinho gab. Bremen versuchte ins Spiel zu kommen, aber irgendwie gab es kein Spiel. Es sah wie Standfußball aus. Man schob sich den Ball zu, aber mangels Anspielstationen nur seit- oder rückwärts, ehe dann verzweifelt die Christian-Ziege-Gedächnis-Spieleröffnung per langen Ball aus dem Halbfeld über Klose und Almeida hinweg segelte. Es ging bei Werder gar nichts.

Denn noch viel fantastischer als die Kurzpaßorgie die Barca auf dem Rasen bot, war das Defensivverhalten der Katalanen. Perfekt in den Raum gestellt, alle, wirklich alle Passwege nach vorne verriegelt und nach einer Sekunde gingen zwei Mann auf den ballführenden Spieler drauf. Klose und Almeida sahen kaum einen Ball, Diego nur dann, wenn er denn Ball an der Mittellinie per Innenrist zum Nachbar schob. Jegliche Offensivbemühungen von Werder wurden im Keime erstickt. Das war noch genialischer, als das Spiel nach vorne, dass zu überhitzen begann und sich in seiner eigenen Schönheit erging.

Zweite Halbzeit. Schalter umgelegt. Es hat gefühlt vier Sekunden gedauert, bis Barcelona das erste Mal den Ball abgegrätscht bekam und man merkte, wie Werder zum Halali blies, während Barcelona nicht gewillt war, weiter in das Spiel zu investieren. Es begann Werders beste Viertelstunde. Barca wankte, kam mit dem Werderaner Tempo nicht zurecht. Die beiden Defensivkanten Puyol und Motta fingen sich binnen 5 Minuten gelbe Karten ein. Werder gewann die Kontrolle über das Mttelfeld und mit einem Mal waren die Räume da, um das Spiel auseinanderzureißen. Wome und Fritz schalteten sich in das Spiel ein. Das war Werder so wie man es kannte. Es fehlte nur die allerletzte Präzision im Spiel in der Spitze. Das war die Viertelstunde die noch auf ein 2:2 hoffen ließ.

Doch dann brachen immer mehr die Kräfte weg. Barcelona rüstete defensiv nach. Thuram kam für den gelb-belasteten Motta (62te), später Xavi für den angeschlagenen Iniesta (73te). Wome und Fritz tauchten wieder seltener vorne auf, die Stockfehler häuften sich, Klose und Klasnic, der für Almeida kam (71te) bekamen wieder nur lange Bälle zur Weiterverwertung auf den Schlappen. Werder Bremen wurde zum HSV-Look-a-Like. 56% Ballbesitz, 16 Torschüsse (Barca: 11). Aber 2:0 für Spanien. Und so lief Werders Champions League-Zeit einfach ab.

Und Aus.

Wie schieße ich einen Trainer ab

Keine Dolchstoßlegende. Denn dass irgendwann bei Funktionsträgern die Geduld mit einem Trainer ausgeschöpft ist, ist derzeit beim HSV mehr als nachvollziehbar.

Bemerkenswert ist aber das wo und wie. Der HSV-Vorstand Bernd Hoffmann, Dietmar Beiersdorfer und Katja Kraus stehen, zumindest nach außen hin, noch zu Thomas Doll. Distanzierung gab es am Wochenende allenfalls in Form der Schmallippigkeit von Hoffmann und Beiersdorfer.

Die Initialzündung kommt mal wieder aus dem Aufsichtsrat und wird mal wieder via Springer-Presse serviert.

Der devote Überbringer ist Dieter Matz vom Hamburger Abendblatt. Der führte für die Montagsausgabe ein Interview mit Willi Schulz, der rustikalen HSV-Legende und Aufsichtsratsmitglied beim HSV. Für Matz nicht nur ein Aufsichtsratsmitglied, sondern gleich: “ehemaliger Nationalspieler, Weltauswahlspieler, Vizeweltmeister von 1966“. Es fehlt noch Träger des Friedensnobelpreis und der Erfinder des Buchdrucks. Schulz ist bislang noch nie als Lautsprecher des Aufsichtsrats aufgefallen. Das ganze riecht nach Stellvertreterfunktion. Matz führt also ein Interview. Schulz vollführt einen kleinen sematischen Eiertanz und fordert die Entlassung von Thomas Doll ohne die Entlassung von Thomas Doll zu fordern:

Mit dieser Niederlage gegen ein harmloses, einfach gestricktes Bochumer Team, haben wir den absoluten Tiefpunkt erreicht. Tiefer geht es nicht mehr. Wer das nicht sieht, dass bei uns jetzt dringend Handlungsbedarf besteht, der hat keine Ahnung […]

Die Mannschaft ist disziplinlos, das gipfelte in dem unmöglichen Foul von van der Vaart. Hinzu kommt, dass wir erneut, wie schon in den Spielen zuvor, in den letzten 20 Spielminuten konditionell nicht mehr viel zulegen konnten. Das sind Fakten, die muss man sehen – und ich weiß nicht, ob das der Trainer Thomas Doll noch abstellen kann […]

Der Vorstand muss wissen, dass er handeln muss. So kann es ja nicht weitergehen […] Wie bekomme ich wieder Disziplin in die Truppe? So viele Platzverweise wie in dieser Saison haben wir noch nie gehabt. Und für das schlimme Foul von van der Vaart fehlt mir jegliches Verständnis […] So darf es nicht weitergehen, das müssen alle Beteiligten einsehen. Es geht hier nicht um Personen, sondern um den HSV. Und wenn man die große Gefahr jetzt sieht, muss man handeln.

Das ganze wird am Montag mit einem zweiten Artikel garniert, Headline: “HSV-Krise: Lässt Aufsichtsrat Trainer Doll fallen?”. Inhalt: obige Zitate aus dem Schulz-Interview. Doppelt hält besser.

Die BILD, das Tochterblatt SportBILD hatte ja unlängst aus einer älteren Vereinbarung zwischen dem HSV und Doll und Infos aus einer Aufsichtsratssitzung geschlußfolgert, das Doll nach dem Bayern-Spiel reif wäre, zieht in Form von Kai-Uwe Hesse und Jürgen Schnitgerhans nach: “BILD fragte Hoffmann, Doll und Beiersdorfer – Warum treten Sie nicht zurück?”
Inhalt: Worthäppchen die sich im Laufe des Wochenendes im Fernseher angesammelt haben. Und oho: Statements von Willi Schulz (“der mächtige Aufsichtsrats-Vize“) aus dem Abendblatt-Interview.

Nächste Station der KICKER, der auf seiner Website heute schreibt: “Aufsichtsrat erhöht Druck auf Doll“. Inhalt: Statements von Willi “ich bin der Aufsichtsrat” Schulz.

Drei Statements von Willi Schulz. Drei Statements wie ein Startschuß für einen medialen Generalabwasch. BILD und Abendblatt preschten vor am Montag vor, bliesen zum Hallali, MoPo, KICKER und Sport1 folgten heute. Das Abendblatt setzte heute nochmal mit einer Reihe von Artikeln nach. Auch im HSV-Forum sind Absetzbewegungen zu erkennen, wenn auch nicht in dem Maße, wie es nach so einer Serie zu erwarten wäre.

Nur Beiersdorfer und Hoffmann scheinen wie untergetaucht.

Was ich nach dem Bochum-Spiel ahnte, ist nun aber zur Gewissheit geworden: Thomas Doll ist nicht mehr zu halten.

NASN an ESPN verkauft

(Danke für den Tipp an Fan!)

Es ist nun so gekommen, wie Ende Oktober von der Sunday Times spekuliert: die “Mütter” Setanta (irisches Pay-TV-Unternehmen) und Benchmark Capital (Venture-Capital-Firma) haben den US-Sportsender NASN an ESPN verkauft. Das melden zumindest Reuters und das Wall Street Journal.

Der Deal soll Anfang nächsten Jahres über die Bühne gehen. Kolportiert werden 80-90 Mio EUR als Kaufpreis plus Übernahme der Schulden. Wenn man davon ausgeht, dass Benchmark Capital im Sommer 2005 40-50 Mio US$ an Setanta für 40% an NASN gezahlt hat (Benchmark unterhält auch Anteile an Setanta selber), dann riecht das nicht unbedingt nach einem Deal mit immensen Gewinnen für die beteiligten Firmen. Das sagt dann möglicherweise auch einiges über den finanziellen Druck aus, den Setanta derzeit hat, nachdem sie für den britischen Markt einige teure Premier League- und die exklusiven PGA-Tourrechte gekauft haben.

Zuletzt waren Setanta/NASN im Sommer beim Kauf von NFL-Rechten für den britischen Markt gescheitert. BSkyB gelang es einen umfassenden und exklusiven Vertrag mit der NFL abzuschließen und so NASN UK von jeglichem NFL-Material, inkl. Preseason- und NFL-Network auszusperren.

Die Übernahme von NASN durch ESPN ist eine spannende Geschichte. Wie lange wird es dauern, bis ESPN seine imageträchtige Marke über NASN drüberstülpt? Was passiert mit “Randsportarten” wie der CFL oder College Sport (Lacrosse, Leichtatheltik, Schwimmen)? Werden diese zugunsten kostengünstigere Übernahme von ESPN-Magazinen ersetzt? NASCAR anyone? Schließlich ist ESPN der exklusive Vertriebspartner der NASCAR für internationale TV-Rechte. PREMIERE hat vielleicht die Rechte für 2007 sicher (ich weiß es gerade nicht), aber 2008 sitzt ein anderer Verhandlungspartner mit eigenen Interessen am Tisch. Wird ESPN das kontinentaleuropäische und britische Programm vereinigen (was z.B. wg. der NBA und NFL-Rechte bis 2009 nicht völlig klappen wird)? Wird ESPN das zweite Programm NASN 2 in Großbritannien schließen, nachdem dieses ja eigentlich nur eine Nachtlücke der Setanta-Sportkanäle ausnutzt? Wird ESPN auf ESPN Classic vielleicht, wie nach US-Vorbild, auch mal etwas aktuelleres Zeug zeigen?

Keine Ahnung. Ich bin dem Deal gegenüber derzeit eher neutral eingestellt.

Screensport light: Appetithappen vom Dienstag

Wieder Fußball von den Asienspielen im ersten EUROSPORT-Kanal: Südkorea gegen Bahrain (17h45 EURO). Kein Re-Match aus der Asien-WM-Quali. Beide spielten in der finalen Gruppenphase in unterschiedlichen Gruppen und Bahrain blieb schließlich in zwei unvorstellbar öden Entscheidungsspielen an Trinidad und Tobago hängen.

Bahrain gewann nach einem knappen 2:1-Sieg gegen Vietnam, klar 5:1 gegen Bangladesh. Im Quervergleich: Südkorea schlug Bangladesh “nur” 3:0, aber Vietnam mit 2:0.

Letzter Spieltag der Champions League. Auf BÄH kämpfen im direkten Aufeinandertreffen Bayern und Inter um den Gruppensieg. Bayern im Vorteil, würde bei einem Unentschieden oben bleiben.

Aber IMHO das heißere Spiel ist Werders potentieller Ritterschlag in Barcelona: im direkten Duell gegen Barca sich für die Playoffs zu qualifizieren und den Titelverteidiger rauszuschmeißen. Die andere Partie, Chelsea gg. Sofia, spielt zumindest für das Weiterkommen keine Rolle, da Werder im direkten Vergleich Chelsea unterliegen würde. Werder braucht also ein Unentschieden. Ich hoffe ich finde eine Kneipe mit der Werder-Option…

Was für die Festplatte oder Fußballhasser: 21h00 EUROSPORT mit Live-Boxen aus Österreich, aus dem Hause “Spotlight”. Hauptkampf ist Willy BlainSergio Priotti. Blain dürfte nicht nur deswegen als Favorit gelten, weil der ein Spotlight-Kämpfer ist, sondern auch den etwas besseren Record mit den etwas besseren Gegner als der Argentinier Sergio Priotti hat.

Groß gegen McKlein

(Drei Euro für die Kalauerkasse)

Der nächste Gegner für den amtierenden WBA-Schwergewichtsweltmeister Nicolay Valuev steht fest: am 20.1. wird in Basel/Schweiz Jameel McCline gegen den großen Russen für eine freiwiligge Titelverteidigung antreten.

Hmmm. Das ist so eine, so eine… wie soll ich sagen… so eine so-lala-Ansetzung.

Jameel McCline kenne ich nur kurz aus seineren besseren Zeiten 2002/2004 herum, als er gegen Klitschko und später Chris Byrd geboxt hat. McCline hat bei mir das Image, ein Boxer mit guten Anlagen zu sein, dem es aber am Willen und am Fleiß (Kondition!) fehlt.

Seit der Niederlage gegen Calvin Brock vor 15 Monaten hat McCline viel Tingeltangel gemacht. Der Kampfrekord seiner Gegner (19-10, 29-17, 33-11, 30-29) ist nur knapp oberhalb Karussellbremserniveau.

Was aber den Kampf dann doch interessant macht, sind die körperlichen Ausmaße von McCline. Mit 1m98 und einer Reichweite von 82″ ist er der größe Gegner und der Gegner mit der größten Reichweite, den Valuev seit zwei Jahren geboxt hat.

Wenn McCline sich zusammenreißt, könnte es ein interessanter Kampf werden.

Screensport light: Appetithappen vom Montag

EUROSPORT bringt Kunstturnen und Schwimmen von den Asienspielen (12h, 16h). Das könnte in einem unendlichen Goldmedaillenbad der Chinesen münden, die bereits am Eröffnungstag, wenn ich es richtig im Kopp habe, 16 Goldmedaillen abgeräumt haben.

Die Handball-Champions League geht in die Playoffs. Achtelfinal-Hinspiel Chambery gegen THW Kiel (EURO 19h45). Chambery hat sein Soll mit der Teilnahme am Achtelfinale eigentlich schon erfüllt und zeigt Heidenrespekt vor den Kielern.

20 Tage vor Weihnachten ist in Köln Bescherung, wenn der Sankt Christoph wohlgetimet (Heimspiel, Prime Time, nach einem von der Tribüne aus herbeidirigierten Sieg) sich wieder erstmals auf die Kölner Trainerbank niedersetzt. 1. FC Köln – MSV Duisburg. Die Freudentrunkenheit in Köln dürfte beim gemeinen Volk keine Grenzen mehr kennen. Der Express titelt “Heute sind wir alle total Daum” (BÄH 20h15)

Was am Samstag geschah

  • In der Premiere League blieben die Spiele halbwegs überraschungsfrei. ManUtd schlugen Middlesbrough aus dem Tabellenmittelfeld 2:1, Arsenal gewann das Derby gegen Tottenham gar 3:0 und Liverpool gewann in Wigan 4:0. Portsmouth spielte gegen Aston Villa 2:2. Damit bleiben die englischen Top-4 auf den ersten fünf Tabellenplätzen, nur Portsmouth mischt noch mit. Chelsea hat, wenn ich es richtig sehe, spielfrei. Sein Abstand zur Tabellenspitze hat sich daher auf 6 Punkte vergrößert, während der Vorsprung auf Platz 3 auf 10 Punkte geschrumpft ist. Bei den UEFAcup-Aspiranten unterlagen Bolton beim Tabellennachbar Reading 0:1
  • In der Primera Division spielte Barca vor dem CL-Spiel gegen Werder nicht in Topbesetzung und nur 1:1 bei Levante UD und könnte heute bei einem Sieg vom FC Sevilla die Tabellenspitze verlieren. Atletico, die diese Saison auch bei der Musik mitspielen, gewann bei Real Betis 1:0. FC Valencia kommt nach einem 0:2 bei der Überraschungsmannschaft Recreativo Huelva nicht aus dem Tabellenmittelfeld raus.
  • In Italiens Serie A ziehen Inter Mailand und AS Rom nach Heimsiegen weiter ihre Kreise an der Tabellenspitze, vier Punkte voneinander getrennt.
  • In der Ligue 1 gewann Spitzenreiter Lyon in Le Mans 1:0. Tabellenzweiter RC Lens schlug das kriselnde Bordeaux 3:0. AJ Auxerre verendet nach dem 0:0 gegen Tabellen-17ten weiterhin im unteren Mittelfeld, Seite an Seite mit AS Monaco (16ter) die aber ihren Tabellennachbarn Valenciennes nun mit 3:0 schlagen konnten.
  • Zwei Begleitumstände sorgen in der Ligue 1 für Wirbel. Da ist zum einen die derzeitige Form von Johan Micoud. In den letzten Wochen hat es zwischen Micoud und den Girondins-Fans richtig gekracht. Micoud fing sich bei seinen Auswechslungen gegen Galatasaray und Auxerre gellende Pfeifkonzerte ein , ehe drei Siege in Folge und ein Galaauftritt gegen St. Etienne die Wogen geglättet haben. Bordeaux scheint höllisch abhängig von Micoud zu sein.
  • Der andere Begleitumstand betrifft die Partie Paris St.Germain – Toulouse, das nämlich verschoben wurde. Aus Sicherheitsgründen. Die Hools des PSG machen derzeit in Frankreich Schlagzeilen und die Pariser Polizei beschloß am Freitag das Sonntagnachmittagsspiel auf einen noch zu benennenden Zeitpunkt zu verschieben. Nach Schätzung der Polizei machen derzeit vorallem ein harter Kern von 300 Hools Probleme. Die Situation eskalierte nach dem versehentlichen Todesschuß eines Polizisten auf einen “Boulogne Boy”, einen der Hardcore-PSG-Fans. Seit diesem Vorfall vor zehn Tagen geben die Fans von zwei Tribünenabschnitten des Prinzenparks keine Ruhe und schreien während der Spiele Hetzparolen. Unter den Fans kursierende Gerüchte sowie die Bekanntgabe des Namens des Todesschützen heizten in den letzten Tagen die Stimmung nochmal an. Heute wollen zirka 2.000 Fans nahe dem Stadion einen Kranz für den erschossenen Fan niederlegen. Derzeit wird auch überlegt die Partie Lyon – PSG am 10.12. vom Abend auf den Nachmittag vorzuverlegen.
  • Im Daviscup-Finale Russland – Argentinien, gingen die Russen mit dem Doppel 2:1 in Führung. Safin/Tursunov schlugen Nalbandian/Calleri in drei Sätzen.
  • In der NBA bleiben San Antonio und Houston auf der Verfolgung der Mavs: SAN 100:98 gg. Sacramento und HOU 81:63 gg. Cleveland (eines der drei Ost-Teams mit mehr als .500) trotz früher Gehirnerschütterung von Tracy McGrady. Der Leader im Westen Utah gewann knapp gegen Seattle 109:107 dank eines Last-Second-Dreiers von Mehmet Okur. Denver bleibt nach einem 121:101 gg. Indiana dran. Die Lakers gewannen das “Derby” gegen die Clippers 97:88. Miami unterbricht seine Seuche für einen knappen 98:97-Sieg in Memphis. Die Knicks verlieren weiter: 100:103 gg. Toronto.
  • Überraschung im College Football. Das an #2 gesetzte USC unterlag dem ungesetzten UCLA mit 9:13. Pete Carolls Team hat damit kaum noch Chancen das BCS Championsspiel gegen Ohio State zu erreichen. Bis zur Veröffentlichung des finalen BCS-Rankings heute abend um 20h Ostküstenzeit fragt man sich, wer an USCs Stelle auf #2 rückt: die #3 Michigan die Mitte November gegen USC Ohio State nur äußerst knapp 39:42 verloren haben? Oder die #4 Florida, die gestern 38:28 Arkansas geschlagen und damit den SEC-Titel geholt haben? Florida hat mehr Top20-Teams im Programm gehabt, aber auch eine Niederlage gegen #11 Auburn. Analysten schätzen, das der Sieg Floridas vom Samstag gegen #8 Arkansas reichen könnte, damit die Gators an Michigan vorbeiziehen und damit ins Finale einziehen zu lassen.
  • In der NHL unterlag im Osten Spitzenreiter Buffalo in Washington 4:7, während die Verfolger Atlanta und New Jersey auswärts gewannen (3:1 bei Florida, 4:3 in Philly). Montreal gewann zuhause das kanadainterne Duell gegen Toronto 4:3. Im Westen zieht Anaheim nach einem “Derbysieg” gegen die Kings (4:3) einsam seine Kreise. San Jose folgt dank Sieg bei den Red Wings (3:2)
  • Im Rodeln der Damen gab es einen Vierfach-Erfolg der Deutschen: Kraushaar-Pielach, Otto, Wischnewski, Hüfner. Bei den Herren gewann der Italiener Zöggeler vor dem Deutschen Möller und dem Schweizer Höhener.
  • In einem sich teilweise arg in die Länge ziehenden Wettbewerb der Nordisch Kombinierten kam es zu einem Photofinish als der Norweger Moan per Skispitze eine Zehntelsekunde vor dem Deutschen Haseney über die Linie kam. Bruchteile von Sekunden dahinter der Finne Manninen und einen hauch mehr Abstand der Franzose Chappuis. Der Deutsche Björn Kircheisen kam nach starker Laufleistung noch auf Platz 5. Vor dem lauf gab es beim Skispringen ein großes Favoritensterben, als etliche Big Names die Quali nicht schafften.
  • Nach ihrem Überraschungscoup vom Freitag, kam die Deutsche Maria Riesch auf Platz 9. Die Abfahrt in Lake Louise gewann Kildow aus den USA vor Götschl/AUT und Pärson/SWE
  • Beim Biathlon fährt Ole Einar Björndalen den Leuten weiterhin davon. Gestern gewann er den 10km-Sprint mit 17 Sekunden vor dem stark laufenden Michael Greis. Beide hatten jeweils einen Fehlschuß.

Sensationskampfabend im ZDF mit Weltklasseboxen

Hehe… reingelegt.

Nach ungefähr 17 Sekunden Rudi-Cerne-Moderation war kein Adjektiv aus dem deutschen Sprachraum mehr unbenützt, kein Superlativ nicht ausgelutscht genug als das Cerne ihn nicht noch ein zweites Mal gebracht hätte. Und als Cerne dann auch noch den Boxkampf Ina Menzer – Kasha Champlin vorankündigte und von “hübschen Athletinnen” und “das Duell der schönen Frauen” sprach, erbrach meine Freundin ihr Abendessen vor dem Fernseher und ich bekam meinen Fuß kaum aus der Bildröhre wieder raus.

All den Kredit den Cerne schon dadurch hatte, dass er nicht René Hiepen war, mit vollen Händen binnen einer Sendeminute wieder weggeschmissen. Mein Vorschlag zur Moderatorenkonditionierung: Boxer neben Cerne stellen und für jedes Adjektive eine aufs Maul. Für jedes Superlativ in die Nüsse rein.

War was? Ach so, Boxen. Ich vergaß.

Felix Sturm – Gavin Topp

Gavin Topp schien eine sichere Wahl für einen Aufbaukampf zu sein. Relativ wenig Erfahrung (24 Kämpfe). Falls es schiefgehen würde, hilft unserer schornsteinfegender Geesthachter Joachim Jacobsen im Ring, gerne mit devoten Urteilen zu Hand. Und wenn alle Stricke reißen, zwei weitere deutsche Punktrichter, u.a. Michael Küchler. Küchler und Jacobsen haben auch am letzten Wochenende das Axel Schulz-Comeback gepunktet und nach Informationen von Günter-Peter Ploog beim Abbruch tatsächlich Unentschieden auf den Punktzetteln gehabt!

Felix Sturm ging mit versteinerte Miene in den Kampf. Ich bin mir nicht sicher ob es Langeweile, humorlose Entschlossenheit oder er mit dem Kopf woanders war. Sturm startete schaumgebremst, kontrolliert. Jeder Schlag vorher durchdacht. Gavin Topp, in der Reichweite deutlich unterlegen, war technisch limitiert, versuchte aber einen “ehrlichen” Kampf abzugeben.

Physionomisch erinnert mich Topp an Odo von Deep Space Nine. Das ist insofern von Bedeutung, weil Topps Augenbrauen, besser: Augenwülste, nicht so aussahen, als würden sie viel vertragen können. Es kam wie es kommen musste. In der 5ten Runde gab es einen ersten Cut, den sich der Ringarzt anschaute. Spätetens hier konnte man ahnen, das Jacobsen seine Chance nützen würde. Eine Runde später war es so weit. Der Cut über dem linken Auge vertiefte sich und Jacobsen ließ abbrechen. Genauso unaufgeregt wie Sturm seinen Kampf abgespult hatte, nahm der freundliche Topp die Entscheidung hin. Nur das Berliner Publikum zeigte erste Lebenszeichen und buhte Sturm aus. Keine Ahnung ob der Abbruch berechtigt war, aber irgendwie war es keine Aufregung wert. Aufbaukampf, limitierter Gegner, deutsche Kampf- und Punktrichter, so what…

Sturm musste nicht viel zeigen und zeigte nicht viel. Sturm hat zwar vielleicht wieder Gefühl für den Ring bekommen, aber ansonsten war der Kampf recht sinnlos, Topp kein “Prüfstein”, anders als es Ploog und Adjektiv-Cerne behauptet haben.

Nicht ganz klar ist, wer der nächste Gegner von Sturm werden wird…

Castillejo – Carrera

… denn natürlich würde sich ein Rematch mit dem Weltmeister Castillejo anbieten. Doch der ist kein Weltmeister mehr, wurde bei seiner Titelverteidigung in der 11ten Runde vom Ringrichter aus dem Verkehr gezogen.

Die Umstände waren merkwürdig. Einerseits war die Entscheidung des Referees Pineda nachvollziehbar: Castillejo geriet in einen Schlaghagel von Carrera, hing in den Seilen, zeigte keine Gegenwehr. Aber auf der anderen Seite, war auch deutlich zu merken, dass Castillejo noch voll bei Sinnen war. Vermutlich eine “Kann”-Situation. Mancher Ringrichter bricht sowas ab, andere nicht. Es war zumindest dämlich vom erfahrenen Castillejo sich so wehrlos zu zeigen.

Keine Ahnung wie es auf den Punktzetteln zu diesem Zeitpunkt stand. Das ZDF hat einige Runden aus dem Kampf rausgeschnippelt. Die Runden schienen größtenteils eng zu sein. Zudem bekam Castillejo einen Punktabzug wg. Tiefschlags. Total offener Kampf, ein WM-Kampf, völlig überflüssigerweise zerschnippelt vom ZDF zugunsten eines drittklassigen Aufbaukampf und fünftklassigem Frauenboxen. Pffttt… Bitte gebt mir zur Entgiftung zwei Stunden Rummelplatzboxen auf EUROSPORT mit Werner Kastor, dort wo der Zynismus zuhause ist.

VfL Bochum – Hamburger SV 2:1: das Tal der Tränen

Um neue Reize zu setzen, fuhren Thomas Doll und die Mannschaft gestern mit dem IC nach Bochum. Wenn sie heute zurückkehren, werden sie dieses, Seuche Galore, mit drei Mann weniger tun. Colin Benjamin fällt unglücklich und hat sich vermutlich den Unterarm gebrochen. Van der Vaart macht einen auf van der Pflug und bekommt für ein böses Tackling von hinten blank rot. Und Sorin soll es untenrum auch wieder zwicken.

Konsequenz für den HSV: wieder 60% Ballbesitz gehabt. Wieder doof verloren. Und Thomas Doll 20 Minuten nach Abpfiff im Interview mit literweise Wasser zwischen den Linsen.

93 Minuten Krise

Während der VfL Bochum nach dem Schalke-Spiel mit fast unveränderter Mannschaft antrat, musste der HSV wieder durchmischen. Mahdavikia wieder hinten rechts, hinten links ersetzte Colin Benjamin den verletzten Atouba, weil Fillinger sich ebenfalls verletzte. Im Mittelfeld vertrat Feilhaber den verletzten Wicky, während Jarolim auf die rechte Position zurückkehrte. Trochowski links und van der Vaart vorne komplettierten die Raute. Im Sturm spielten erstmals Ljuboja und Guerrero zusammen.

Der HSV dominierte von der ersten Minute an, fing sich aber bereits nach 5 Minuten die Bochumer Führung durch eine klassische Basketball-Situation ein. Der Ball kommt am rechten Strafraumeck zu Misimovic, der den Ball mit dem Rücken zum HSV-Tor annimmt und gegenüber Mathijsen abschirmt. Feilhaber und Dabrowski rennen halbrechts in den Strafraum rein, Feilhaber löst sich von Dabrowski um Misimovic zu “doppeln“, Misimovic spielt in dem Moment einen wohltemperierten Ball in den Lauf von Dabrowski, der aus kurzer Distanz ins Torwarteck trifft (im Gegensatz zu Steffen Simon möchte ich Wächter hier keine Schuld geben).

1:0 für den VfL Bochum nach nur 5 Minuten. Eine Traumkonstellation für eine Bochumer Mannschaft die mit schnellen Gegenangriffen zu arbeiten versteht. Bochum zog sich zurück, stand kompakt, ging aber immer wieder schnell auf den ballführenden HSV-Spieler drauf. Sehr feine Mannschaftsleistung.

Der HSV hielt nach Kräften gegen, aber zeigte einmal mehr, dass die Probleme im Laufe der Saison inzwischen nach vorne gewandert sind. Spätestens 30m vor dem Tor geht jeder Zug zum Tor flöten. Dazu kommen nicht ordentlich besetzte Flügel. Mahdavikia mühte sich nach Kräften, bevorzugt aber immer die Abzweigung gen Zentrum. Trochowski verstand sich nicht mit Benjamin, stand meistens zu weit innen, während Benjamin, eh nicht der große Techniker, als Rechtsfüßler sowieso nie bis zur Eckfahne zog.

Nach einem sinistren Foul an van der Vaart nach knapp einer halben Stunde, fingen die Bochumer an, jedwede Offensivaktion des HSVs durch eine Serie von Fouls im Keime zu ersticken. Dies war gleichzeitig der Moment an dem Schiedsrichter Stark seine Linie verlor. Stark zeigte zuviel Gutmütigkeit gegenüber den vorsätzlich und taktisch eingesetzten Fouls. Aber nichtsdestotrotz war nicht Stark an der Harmlosigkeit der Hamburger Schuld. 60% Ballbesitz und der erste Torschuß nach… 40 Minuten.

Der HSV fing zu schwächeln an und Bochum bäumte sich für eine Schlußoffensive auf, als der HSV aus einem Einwurf heraus, einen Konter fahren konnte. Guerrero paßt zu dem rechts long line laufenden van der Vaart, der mit dem linken Außenrist einen Ball auf den in den Strafraum reinlaufenden Ljuboja schlägt. Ljuboja kann aus vollen Lauf den Ball per Kopf ins Tor dübeln (1:1 43te Minute).

Halbzeit. Wie würde der HSV reagieren, der zuletzt Kollapse (Kollapsi? Kollapsanten?) in der zweiten Halbzeit zeigte?

Die erste Halbzeit wurde nahtlos und ohne Auswechslung in Halbzeit zwei fortgesetzt. Starker, kompakter Auftritt der Bochumer, Ratlosigkeit beim HSV in Strafraumnähe: wie zu einer Torchance kommen? Das Zusammenspiel der gesamten Offensive ist völlig für den Arsch. Die Laufwege von Guerrero und Ljuboja miteinander und mit dem Rest der Mannschaft sind völlig unabgestimmt. Ich weiß nicht wie häufig der Ball ins Leere gespielt wurde, nicht aus technischem Unvermögen, sondern wegen purem Mißverständnis.

Das Spiel neigte sich dennoch immer mehr gen HSV. Der nächste Schlüsselmoment des Spiels kam nach 60 Minuten. Benjamin musste wegen dem mutmaßlichen Armbruch ausgewechselt werden. Für ihn kam Sorin, der, wenn ich es richtig mitbekommen hat, seit seiner Genesung nur zwei Trainingsheiten absolviert hat. Nur eine Minute später foult Lense Trochowski im Strafraum. Stark gibt statt Elfmeter beiden Streithähnen die gelbe Karte.

Zehn Minuten später versucht Feilhaber den Ball nach vorn zu dreschen, der Ball wird von einem Bochumer abgefangen und schnell nach vorne gebracht. Der frisch eingewechselte Bechmann rennt gen Strafraum, Reinhardt foult ihn. Misimovic zirkelt den 20m-Freistoß wunderbar und unhaltbar ins Lattenkreuz im Torwart- Mauereck 2:1 für Bochum. Der HSV fortan völlig von der Rolle, jegliches Konzept ist flöten gegangen. Den Schlußpunkt setzt van der Vaart in der 80ten Minute mit einer Grätsche nicht von dieser Welt. In der Kneipe herrschte nur noch blanke Sprachlosigkeit.

Die HSV-Spieler

Tor-Wächter – Wenn Thomas Doll die Torleute hin- und herwechselt, dann weil er vom einen glaubt, dass der auch mal eine 100%ige halten kann oder weil er vom anderen glaubt, dass der mehr Präsenz im Strafraum zeigt. Nach 15 Spieltagen ist die Wahl zwischen Kirschstein und Wächter wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wächter leistete sich in der zweiten Halbzeit bei einer Rückgabe einen kapitalen Bock, als sein Paß von Gekas abgefangen werden konnte. Über das 0:1 kann man insofern diskutieren, weil es nicht das erste Mal ist, dass es bei Wächter im kurzen Eck einschlägt.

Innenverteidigung Mathijsen, Reinhardt – das war nicht immer 100% souverän, ist aber momentan der beste Hamburger Mannschaftsteil.

Außenverteidigung Benjamin – die Beschreibung erinnert an Klingbeil: seine Fähigkeiten sind limitiert, die Position ist ungewohnt, aber die Ansprüche sind derzeit nicht hoch in Hamburg. Aber an Benjamin klebt derzeit leider die Seuche. Erst die elend lange Knieverletzung, dann die unberechtigte rote Karte (in Cottbus?) und nun beim Stolpern über Ball/Bein einen Armbruch. Er tut mir leid. Wie soviele beim HSV.

Nach dem Armbruch kam Juan Pablo Sorin rein. Diese Auswechslung symbolisiert die personelle Not des HSVs. Natürlich bringt man normalerweise keinen Spieler nach einer mehrwöchigen Verletzungspause und zwei Trainingseinheiten in einem heißen Abwehrduell für 30 Minuten rein. Das Doll es trotzdem tun muss, sagt alles. Und das Sorin sich möglicherweise wieder verletzt hat, zeigt den Teufelskreis des HSV auf. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie Doll noch 11 Mann zusammenkratzen soll.

Außenverteidigung Mahdavikia – er ist kein klassischer Außenverteidiger. Er ist auch ineffektiv, aber er treibt den Ball nach vorne, hat mal wieder die meisten Ballkontakte (87). Bei der derzeitigen Personalsituation eher eine positive Erscheinung.

Mittelfeld zentral/defensiv Feilhaber – spielte in dieser Saison einige Male von Beginn an, ehe er zu schwächeln anfing. Einige Spiele Pause haben ihn sichtlich gut getan. Hat zwar das 0:1 verschuldet, war aber sehr emsig, sehr bemüht und schaltete sich zum Ende der Partie immer mehr in die Offensive ein. An Feilhaber keine Vorwürfe.

Mittelfeld rechts Jarolim – Tatsächlich hielt sich Jarolim häufiger zentral auf, teils an der Nahtstelle zwischen Feilhaber und van der Vaart, teils als “Backup” für Feilhaber, da Mahdavikia die rechte Seite meistens alleine beackern konnte. Fighter vor dem Herrn, 60% gewonnene Duelle, zum ersten Mal in der Saison selber aufs Tor geschossen. Aber immer wieder: hier ein Schnörkel zu viel, dort ein Haken mehr.

Jarolim wurde nach 74 Minuten ausgwechselt, entweder weil Doll mit Sanogo eine dritte Spitze bringen wollte, oder weil Jarolim die Kräfte schwanden.

Mittelfeld links Trochowski – Totalausfall, völlig überspielt, keine Antizipation für das Spiel und seine Kollegen. Wurde nach 70 Minuten gegen Laas ausgewechselt, der aber keine Bindung zum Spiel fand.

Mittelfeld zentral/offensiv van der Vaart – Licht und Schatten. Immer wieder agil, bemüht. Glanzstücke wie die grandiose Außenrist-Torvorlage, aber die Blutgrätsche des Mannschaftskapitäns ist in der derzeitigen Situation unentschuldbar.

Sturm Guerrero, Ljuboja – Ich hoffe der Treffer wiegt Ljuboja jetzt nicht in Sicherheit, denn der Rest war eine sehr grottige Leistung. Ich erwarte von einem Stürmer, dass er bei Ballbesitz in erster Linie den Torabschluß sucht. Aber Ljubojas erste Option ist IMMER der Paß. Und wenn man sich dann all die Kämpen wie Mahdavikia, Jarolim, van der Vaart und Trochowski ansieht, die ebenfalls alle Zauderer vor dem Herrn sind und lieber den gepflegt Innenrist-Paß spielen, als dem Ball mit der Pike Schmerzen zuzufügen, dann ist Ljuboja einfach eine krassestmögliche Fehlbesetzung.

Auch wenn Ljuboja jetzt zum ersten Mal über die volle Strecke mit Guerrero gespielt hat, da ist generell viel, viel zu wenig Spielverständnis zwischen Ljuboja und dem Rest des Teams. Seit Wochen. Und ohne Besserung

Artverwandtes kann auch zu Guerrero gesagt werden. Guerrero hat zwar mehr Zug zum Tor, aber auch hier stimmt das Spielverständnis mit dem Rest nicht und auch Guerrero ist eher ein Stürmer der von hinten kommt, als dort zu stehen, wo es weh tut. Und wenn alle von hinten kommen und alle lieber die Torvorlage geben wollen, als den Vollstrecker spielen, dann produziert man eben 60% Ballbesitz und wenig Torschüße.

Tal der Tränen

Ich hatte es bereits vor einigen Wochen geschrieben: so wie Thomas Doll während und nach dem Spiel aussieht, tut er sich das nicht mehr lange an. Er hat seine Hände geknetet, sein Gesicht massiert und stand kurz vor dem Platzverweis. Im ARENA-Interview 20 Minuten nach dem Spiel, stand ihm das Waser in den Augen so hoch, als hätte er eben seine Entlassung mitgeteilt bekommen. In den Sportschau-Bildern später, war zu sehen, wie er vor der Abfahrt zu den Fans an den Stadiontoren ging und mit diesen diskutierte. Von den Fans war nicht der Hauch von Groll gegen Doll zu spüren. Doll selber klang wieder sehr aufgeräumt.

Ich habe aber was die berufliche Zukunft von Doll angeht, keine Hoffnung mehr. Ich bleibe dabei. Ich würde es mir wünschen, dass der HSV mit Thomas Doll in die Rückrunde startet. Aber ich kann nicht glauben, dass sich der Vorstand den geläufigen Mechansimen weiter entziehen kann. Alleine die Mitgliederversammlung am 11.12. dürfte Doll noch eine kosmetische Schonfrist vor einer Verkündung der Entlassung oder des freiwilligen Rücktritts geben.

Sollten Hoffmann und Beiersdorfer aber die Geschichte mit Doll durchziehen und ihn behalten, dürfte die beiden als Vorstand mit den dicksten Eiern in der Bundesligageschichte durchgehen.

TV, TV

Uwe Bornemeier kommentierte bei ARENA die Einzeloption und bot eine okaye Leistung. Klar, wenn ich mir einen Kommentator schnitzen könnte, dann… aber er fiel nicht weiter unangenehm auf, was schon mal gut ist.

Was ich aber noch nie erlebt habe, war eine derart über die Bildregie der DFL/Sportcast aufgebrachte Kneipe. Es hätte nicht viel gefehlt und die Meute hätte die Leinwand angefackelt.

Es war im Grunde genommen immer wieder derselbe Fehler: beim schnellen Spielaufbau blieb die Kamera als Close-Up auf den Ballträger bis er in den Strafraum eindrang. Mangels Totaler hatte man keinen Überblick über die Spielsituation, mitlaufende Spieler oder Entfernung zum Tor. In dieser Konzentration habe ich sowas noch nie erlebt. Anscheinend hielt der Regisseur das für schick. Die Kneipe, mich eingeschlossen, hat es zur Weißglut gebracht und nach 15 Spieltagen darf so etwas eigentlich nur dann passieren, wenn der etatmäßige Regisseur Sekunden vor den Anpfiff wg. Durchfall zum Klo entschwand und der Praktikant an die Regler gesetzt wurde.

Was bei diesem Spiel zudem auffiel, wie schwer es doch ist, Zusammenfassungen zu produzieren. Wer die Spielzusammenfassung mit Michael Born auf ARENA sah, bekam nicht wirklich Ahnung vom Spiel. Das ist kein Vorwurf an Michael Born. Der muss zusehen wie er in 3’30-5’00 (?) all den Stoff reinpackt. Aber dabei fällt m.E. Essentielles für die Beurteilung des Spiels weg, z.B. wie sich das Spiel zwischen den Torchancen und anderen Aufregern verhält. Namentlich die harte Gangart der Bochumer nach einer halben Stunde, die die Hamburger nicht vertrugen und die Hamburger Aufgabe nach dem 1:2.

Bei der Sportschau habe ich das Gefühl, dass die Zusammenfassung länger dauerte, aber bei Steffen Simon noch mehr in die Einzelteile (= Aneinanderreihung der “Höhepunkte”) zerfiel, als bei Michael Born.

Randnotiz

Was die Westfälische Rundschau durchsickern ließ, wurde nach der Partie Dortmund – Wolfsburg offiziell bekanntgegeben: Bert van Marwijk und Borussia Dortmund werden sich nach Abschluß der Saison einvernehmlich trennen. Thomas von Heesen wurde als Nachfolger (noch) nicht bestätigt. Arminia Bielefeld hat ja bekanntlich eine Blaupause wenn der Trainer seinen vorzeitigen Abgang zu einem anderen Bundesligisten ankündigt.