Und täglich grüßt der HSV

Es war vor dem Spiel in Wolfsburg viel von der “letzten Patrone” Dolls die Rede. Möglicherweise war aber damit eher die letzte Patrone der Journalisten gemeint, denn nachdem nicht der kleinste Riß in der Führungsetage zu sehen ist und Thomas Doll wieder etwas gefasster wirkt, dürfte den Journalisten langsam der Stoff ausgehen um neue Reizpunkte in der HSV-Story zu setzen. Man merkt es auch an den Kommentaren hier, in denen seit Saisonbeginn immer wieder die gleichen Fakten und Vorwürfe hervorgeholt werden. Man merkt es den Zeitungsartikeln und Fernsehberichten an, wenn die Moderatoren den ewig gleichen Sachverhalt von ihrem Zettel ablesen.

Als “interessierter Beobachter” schmeißt man bei jeder Gelegenheit das Mikroskop an und versucht aus kleinsten Veränderungen positive oder negative Entwicklungen abzuleiten.

Gestern füllte sich die Bodega nach Anpfiff recht zügig. Die Attraktivität des HSVs und die Empathie für den Verein ist zumindest in Hamburg noch ungebrochen.

Thomas Doll machte das angekündigte Großreinemachen und stellte auf sechs Positionen um (nur eine davon, Kompany, war verletzungsbedingt). Es machte auch deutlich, dass Doll derzeit verletzungsbedingt an einigen Positionen aus dem letzten Loch pfeift.

Benny Feilhaber machte als “Sechser” einige gute Spiele, aber sowohl im Porto-Spiel als auch gestern war er eher ein Unsicherheitsfaktor. Im Grunde genommen hätte er gestern eine Pause gebraucht, aber ohne Wicky, De Jong und Demel hat Doll keine Alternativen.

Die Innenverteidigung des HSVs kann sich seit Wochen kaum einspielen. Wegen dem verletzten Kompany musste nun Außenverteidiger Klingbeil rein. Klingbeil ist im Doll’schen Sinne eine positive Erscheinung. So technisch limitiert er ist und sowenig er für den Spielaufbau tun kann. Wenn es darum geht abzuräumen und gepflegt blaue Flecken zu verteilen, ist er der richtige Mann. Gegen Porto wurde eine solche Rustikalität vermisst, gegen Wolfsburg brachte er eine angenehme Portion Physis mit rein.

Trochowski blieb draußen und Atouba drinnen. Das mit “Trocho” kann ich verstehen. Er wirkte in den letzten Wochen etwas überspielt. Aber ohne Trochowski hat sich Atouba von alleine aufgestellt, da ohne Trochowski Sorin im linken Mittelfeld bleiben musste.

Auch das man zwei neue Stürmer reinschmeißt, ist nachvollziehbar. Guerrero ist auf dem linken Flügel stark und kann mit potentiell für Druck sorgen. Für Lauth war es die Chance nach seinen letzten Auftritten nun den Heilsbringer zu spielen.

Soweit die Theorie.

Die Praxis?

Der HSV ergötzte sich in der ersten Halbzeit an seiner optischen Überlegenheit (Zeit im Ballbesitz), besaß aber soviel Zielstrebigkeit wie Frauen im Schuhladen. Anders Wolfsburg: schnelle Angriffe, straight Richtung Tor. Wolfsburg machte offensiv nicht viel, aber wenn sie es machten, war es gefährlich.

Wolfsburg ist für eine verunsicherte Mannschaft wie den HSV eine üble Mannschaft. Augenthaler trat mit einer 8-Mann-Abwehrkette an. In den ersten 20 Minuten spielte Wolfsburg mit viel Pressing auf den ballführenden Spieler, ehe sie sich danach damit zufrieden gaben, einfach den Raum eng zu machen. Der HSV verlor viele Bälle nicht weil die Wolfsburger auf den Füßen standen, sondern weil sie den HSV keine Passwege anboten. Das führte dann zu oben erwähnten, mangelhafter Zielstrebigkeit der Hamburger. Und die Hamburger waren zu verunsichert um sich ein höheres Tempo zuzutrauen, um zu versuchen die Wolfsburger auseinanderzureißen.

Dann das Gegentor durch Wolfburgs Hanke, eine Art Blaupause der Porto-Gegentreffer: Flanke in den Strafraum, Ballverlust beim Versuch zu klären, schnelles Zuspiel und Tor. Das Stellungsspiel der HSV-Abwehr bei hohen Bällen in den Strafraum ist unterirdisch. Inbesondere wenn die Außenverteidiger Atouba und Fillinger in den Strafraum einrücken und Deckungsaufgaben übernehmen sollten. Hier zeigt sich einfach das Problem der zahlreichen Wechsel und Verletzungen.

Der HSV hat die erste Halbzeit im Grunde genommen wieder wg. Harmlosigkeit, verdaddelt.

Anders sah es in der zweiten Halbzeit aus, als der HSV mit ablaufender Spielzeit immer schneller spielte und immer mehr den Druck erhöhte. Insbesondere die Einwechslungen von Trochowski und Sanogo belebten das Spiel. Durch die Tempoverschärfung konnte der Wolfsburger Beton aufgeknackt werden und es kam in der Folge zu einigen heißen Torchancen. Doch der HSV konnte das Tempo nur bis zur 80ten Minute hochhalten und dann traten kollektiv konditionelle Probleme ein. Zahlreiche Unsauberkeiten im Anspiel, mangelnde Spritzigkeit. Es wurde nur noch hoch und weit gespielt.

Angesichts der Torchancen des HSVs eine unglückliche Niederlage. Das Bemühen des HSVs zeigt im Gegensatz zur Vorstellung gegen Porto, wieder einiges an Leben.

Das Spiel zeigte aber auch, dass der HSV noch Wochen brauchen wird, um einen länger anhaltenden Aufwärtstrend aufzubauen. Der Kader ist derzeit zu dünn besetzt und Schlüsselspieler müssen erst wieder ihre Form finden.

Wächter – Es ist in den letzten Wochen immer wieder davon gesprochen worden, dass Kirschstein zu wenig kommuniziert (Atouba verschuldete derart 2 Tore). Vom Fernseher aus, keine Ahnung ob sich das gebessert hat. Die Präsenz von Wächter im Strafraum ist größer, aber bei jedem Rückpass strahlt er Nervenflattern aus.

Innenverteidigung Klingbeil, Mathijsen – So wie die Abwehr derzeit zusammengesetzt ist, kann intelleligenter Spielaufbau nur über Atouba passieren. Aber Mathijsen bemüht sich immer mehr das Heft in der Abwehr an sich zu ziehen und auch mehr als nur den Sicherheitspass zu spielen. Die Probleme im Strafraum geschehen meistens im Zusammenhang mit den Außenverteidigern die schlecht stehen. Aber z.B. beim Gegentreffer von Hanke frage ich mich, wo Klingbeil war, dass sich Fillinger um Hanke bemühen musste.

Außenverteidigung Atouba, FillingerAtouba ist derzeit ein Problem, weil er bei ihm mit schöner Regelmäßigkeit nach 60 Minuten der Akku leer ist und danach seine Fehlerquote nach hinten und vorne ins Unermessliche geht. Hätte Doll Alternativen, dürfte Atouba derzeit nicht länger als eine Stunde auf dem Platz stehen, denn die Zahl der Ballverluste ist immens. Atouba muss man aber zugute halten, dass er die wichtigste Achse für die Offensive darstellt und solange die Kraft ausreicht, auch der einzige brauchbare, regelmäßige Flankengeber ist. Teil seines Problems, ist der fehlende “Partner”. Sorin verzieht sich immer noch zu häufig nach innen und die Chemie mit Guerrero ist noch nicht entwickelt.

Richtig gefordert war Fillinger eigentlich nicht, aber aus seinen Freiräumen hat er zuwenig gemacht und er war an zwei Schlüsselsszenen beteiligt, als er den Gegentreffer mit verschuldete und später freistehend den Ausgleich hätte schießen können. Erst zur “Schlußoffensive” versuchte er bis zur Grundlinie durchzukommen.

“Sechser” Feilhaber – Seit zwei Wochen stark fallende Tendenz. Braucht ASAP eine Pause. Gegen eine Mannschaft die schnell und massiv durch die Mitte kommt, hätte es gestern ein Blutbad gegeben.

Mittelfeld Außen Jarolim, SorinSorins taktische Aufgaben geben immer noch ein Rätsel auf. Vielleicht hat er wirklich von Doll “carte blanche” bekommen. Zieht häufig nach innen, bringt aber auch eine nötige Bissigkeit ins Spiel. Leider häufig verpulverte Energie solange er so un-eingebunden ins HSV-Spüiel wirkt.

Jarolim. Hmmm. Okay, Doll muss für jeden Mann dankbar sein, der den Ball führen kann. Und Jarolims gestrige Leistung wurde natürlich noch von der Schulterverletzung und der Pause geprägt. Aber mit Jarolim gibt es derzeit zwei Probleme: dem HSV fehlt es an Zielstrebigkeit und der schnörkeligste Spieler aller Schnörkelspieler, ist Jarolim, der Kreise dreht, der den Ball annimmt, das Dribbling sucht, kurz: er verschleppt das Tempo und das macht ihn trotz seiner technischen Qualitäten derzeit kontraproduktiv.

Hinzu kommt noch ein anderes Problem: an guten Tagen zieht er Fouls und Freistöße wie kein zweiter Spieler. Aber ein kleiner Teil der HSV-Krise ist auch eine Krise der Standards, die derzeit von van der Vaart eher lasch und unkonzentriert getreten werden (geringfügig besser von Trochowski). D.h. die von Jarolim herausgeschundenen Freistöße bedeuten derzeit auch keine große Hilfe.

Immerhin passte sich Jarolim gestern den Gegebenheiten an: der gesamte rechte Flügel lag undank Fillinger brach, während mehr über links ging. Also rückte Jarolim häufig nach innen rein um Feilhaber in Sachen Spielaufbau zu entlasten.

Van der Vaart – Er setzt immer weider Zeichen, er bemüht sich, er versucht wie ein Kapitän zu agieren, aber derzeit gibt es immer noch zu lange Phasen, in denen er völlig untertaucht. So wie gestern über weite Teile der zweiten Halbzeit. Auch ein Zeichen wie wenig Mechanismen derzeit beim HSV funktionieren. Auch hier wieder: Kollateralschaden der Verletzungen und Sperren.

Sturm Lauth, Guerrero – Lauth bemühte sich in der ersten Halbzeit, ward aber in Halbzeit 2 nicht mehr gesehen, während Guerrero in der zweiten Halbzeit mehr Biß hatte. Sanogo zeigte nach seiner Einwechselung, dass er derzeit als hohe Anspielstation vorne, unverzichtbar ist und Ljuboja hatte einige quirlige Szenen, um dann wieder bei einigen Laufwegen völlig daneben zu liegen.

Nach dem Wolfsburg-Spiel bleibt die Feststellung: der HSV befindet sich derzeit im Neuaufbau und die Strukturen müssen wachsen. Das wird noch eine schwere Nummer. Momentan können Siege nur eingefahren werden, wenn richtig viel Kraft und Tempo investiert werden, in der Hoffnung dass von zehn herausgespielten Chancen eine irgendwie reingeht.

Ich würde den HSV gerne mit 3 Stürmern sehen: Guerrero und Ljuboja auf Außen, als Ergänzung für Atouba und Jarolim, sowie Sanogo als “Turm” in der Sturmspitze. Van der Vaart und Trochowski sorgen als Nachrücker für die Torgefahr aus der zweiten Reihe. Vielleicht sogar ein 3-4-3.

ARENA/Sportcast

Reporter der Wolfsburg – HSV-Einzeloption war Martin Quast. Auweia.

Wenn ein Kommentator nach gesprochenen Worten bezahlt wird, dann ist Quast bereits jetzt einer der ganz Großen. Er redete an einem Stück und schaffte es dabei, 90 Minuten über die Gesamtsituation des HSV zu referieren, aber nur selten auf das Spielgeschehen einzugehen. Wenn er es tat, dann beschrieb er, was wir alle gerade auf dem Fernseher auch sahen. Größere Erkenntnisgewinne über das was sich abseits des Monitors tat oder Spielsysteme oder einfach das Zeichnen des “Großen Bildes” der Partie, gab es nicht. Die Kommentierung war zudem HSV-lastig, über Wolfsburg gab es nur wenig zu erfahren. Das ging sogar soweit, dass Quast anfangs seinen Text über die HSV-Krise abspulte und die Umstellungen im Kader beschrieb, während das Bild gerade die Wolfsburger Aufstellung zeigt (wobei es natürlich sein kann, dass bei Quast der Monitor nicht funktionierte)

Die Bildregie war sehr schlecht. Häufig zeigte man Wiederholungen, während der Ball längst wieder gefährlich aufs Tor kam, umgekehrt gab es bei vielen Szenen keine gute Bildeinstellung (wer stand wie beim 1:0?). Statistikeinblendungen sind immer noch am untersten Limit.

Sportschau

Das war gestern meine erste vollständige Sportschau seit 6-7 Jahren. Und es hat weh getan. Es hat richtig geschmerzt zu sehen, wie brutalstmöglichst Refinanzierungsmöglichkeiten genutzt wurden. Und wenn es ging, würden die ARD dem Delling noch ein Fähnchen eines Sponsors in die Rosette stecken um Kohle dafür zu kassieren.

Der Informationswert der Spielberichte, sprich Vergleich 90 Minuten ARENA vs. 8 Minuten Sportschau, ist extrem gering. Wer erfahren will, wo der HSV steht, bekommt eine Ansammlung von Torschüssen serviert und vom Kommentator (Gottlob) keine weiteren, darüberhinausgehende Informationen.

Die “letzte Patrone” des Thomas Dolls

Nicht nur das Hamburger Abendblatt sah Thomas Doll in den letzten zwei Tagen für das Wolfsburg-Spiel seine letzte Patrone in den Lauf einlegen. Auch die SZ verwandte diesen Ausdruck.

Am Donnerstag wurde den Spielern verbal ein Einlauf verpasst. Anders als nach dem letzten Wochenende, als Doll noch die Defizite im taktischen Bereich ausmachte, ging es vorgestern eher um die “klassischen Tugenden”. Einsatz, Grätschen, Kämpfen, Arbeiten. Blut & Schweiß.

Am Freitag machte Doll dann Tabula Rasa und ließ einige Spieler über die Klinge hüpfen und deutete noch mehr Veränderungen für das Spiel an.

Wie erwartet muss Sascha Kirschstein zurück auf die Bank. Dolls Begründung läßt noch einmal die Frage nach den Gründen einer Vertragsverlängerung um fünf Jahre aufkommen:

Dennoch, das war Doll wichtiger, Kirschstein wirkte verunsichert. “In unserer jetzigen Phase geht das nicht. Wir brauchen jemanden, der Ruhe ausstrahlt. Sascha wirkte in sich verunsichert. Er ist immer mit vollem Herzen dabei. Aber er muss seine Balance finden. Für ihn ist das jetzt eine Lernphase.”

Genau das hat Wächter getan. Über gute Trainingseinheiten spielte er sich in den Fokus, genießt zudem gegenüber Kirschstein höheres Ansehen bei den Mitspielern. “Stefans Wort hat Gewicht. Er steht zu seiner Meinung, auch wenn sie mal unbequem ist”, sagt Doll, “gerade seine Ansagen werden der Mannschaft jetzt helfen. Er strahlt die nötige Ruhe aus.” Zudem zeigte sich der HSV-Coach begeistert von Wächters professionellem Verhalten als Nummer zwei.

Wie war das nochmal? Was waren die Gründe warum der 26jährige Kirschstein erster und Wächter zweiter Torwart war? Warum Wächter geht und Kirchstein fünf Jahre bleibt?

In der Abwehr wird Vincent Kompany mal wieder länger ausfallen: 4-6 Wochen wg. Achillessehnenreizung. Klingbeil rückt nach.

Gerüchteweise sollen Ljuboja und Sanogo auf die Bank und Lauth & Guerrero von Anfang an spielen.

Gerüchteweise soll Atouba auf die Bank, Sorin nach hinten links und im linken Mittelfeld einer von den jungen wie Laas und Fillinger reinkommen. Oder Jarolim kommt zurück und Trochowski geht zurück auf links. Hinten rechts wird Mahdavikia wohl aus der Elf fliegen.

Die Hamburger Medien bereiten langsam einen Rücktritt von Thomas Doll vor. Doll ist auch optisch seit Mittwoch angeknockt wie noch nie. In seinen Statements gegenüber der Hamburger Presse hat er nun betont, dass er nicht gefeuert zu werden braucht, sondern ggf. von alleine gehen werde: “Ich bin im Osten 24 Jahre fremdbestimmt worden. Und eines ist klar, wenn ich merke, nicht mehr der Richtige zu sein, dann muss mich niemand auffordern. Dann treffe ich die Entscheidung, bevor der Vorstand handeln muss“. Auf Nachfrage ob bereits bei einer Niederlage gg. Wolfsburg mit einem Rücktritt zu rechnen sei, brauchte Doll eine längere Pause ehe er sagt, dass die Entscheidung nicht direkt nach dem Spiel getroffen wird.

Sollte Doll zurücktreten, rechne ich mit emotionalen Kriegszustand zwischen Fans und Mannschaft. Wenn Fanliebling Doll zurücktreten wird, werden etliche Spieler aus diesem Kader in Hamburg kein Bein mehr auf die Erde bekommen.

Screensport light: die Wochenendausgabe

Unveränderte Empfangssituation meinerseits, daher wird es Screensport nur unregelmäßig geben und vorallem: an meine Empfangsmöglichkeiten angepasst.

Lange Spieltage ist es um die Trainer ruhig gewesen, sieht man einmal von Peter Neururer ab, der aber schon ausgangs der letzten Saison angeschossen war.

Nun ändert es sich. Das muntere Stühle-Sägen hat eingesetzt. Heute abend könnte es den ersten Kandidaten geben: Hannover – Bochum (20h30), das Spiel um den Arbeitsplatz von Marcel Koller. Wenn man den Bochumern vor Monaten gesagt hätte, dass sie nach 10 Spieltagen nur vier Punkte weniger als der HSV hätten, wären alle glücklich und zufrieden gewesen.

In Hamburg ist die Schonzeit für Thomas Doll beendet und die Medien machen sich langsam warm. Das Hamburger Abendblatt berichtet davon, dass Doll gestern die Mannschaft zusammengestaucht hat und spricht unter der Headline “Thomas Ratlos” von “der letzten Patrone” des Thomas Dolls. Kompany soll für das Nordderby gegen Wolfsburg ausfallen (Klingbeil geht in die Innenverteidigung). Gerüchteweise soll sogar Kirschstein seinen Posten gegen Wächter räumen, was nur wenige Tage nach einer Vertragsverlängerung um fünf Jahre eine schallende Ohrfeige für Torwart und HSV-Management wäre (und darüberhinaus deutlich macht, dass sich der HSV mit irgendeinem anderen Torwart handelseinig geworden ist. Enke, Lehmann, Hildebrand?)

Am Sonntag das Spitzenspiel Schalke gegen Bayern. Anhand zuvieler kleiner Geschichten meint man erkennen zu können, dass es im Kader von Schalke gärt und weder Slomka noch Müller die Brandherde ausgetreten bekommen. Und Magath ist in dieser Saison mit Macht dabei, seine Reputation zu zerlegen. Abgesehen von den bisher eher lahmen Auftritten, erstaunt das unausgegoren wirkende 4-3-3, dass zu sehr von den Launen eines Santa Cruz abhängt.

Wer sich in Fußballnostalgie wälzen will, kann es heute nacht auf N3 mit der “Uwe Seeler-Nacht” machen. Zum Glück gibt es nicht sechs Stunden lang Seeler-Gesabbel von überschaubarer intellektueller Fallhöhe, sondern auch das WM-Finale 1966 England – Deutschland (fast in voller Länge Fr/Sa 0h45) und Italien – Deutschland, WM-Halbfinale 1970 (Fr/Sa 4h05 auch nur “fast” in voller Länge).

Boxen vom Wochenende liegt diesmal bei der ARD an (Sa 22h10). Ich fürchte aber, dass es diesmal keinen Moderatorenrücktritt auf offener Bühne zu sehen gibt.
René Dettweiler – Michael Sprott und Cengiz Koc – Timo Hoffmann.

Huch? Dettweiler? Nie gesehen, nie gehört. 23 Jahre alt, Wolke-Schützling. Record 18-0-0. Mit 1,93m eine ordentliche Körpergröße und daraus evtl. Reichweitenvorteile resultierend. Scheint bislang mit einer Ausnahme nur Aufbaukämpfe bestritten zu haben. Mit Michael Sprott bekommt er einen interessanten Gegner. Der hat so seine Schwächen (Kondition), ist aber ungleich erfahrener. Das ist für Dettweiler möglicherweise die erste echte Bewährung. Das Ding hat Potential ein spannender Kampf zu werden.

Der zweite Kampf, Koc – Hoffmann zeigt wunderbar die inzestuöse deutsche Boxszene, denn obiger Michael Sprott hat drei Kämpfe gegen die beiden bestritten, ein vierter fiel wg. Magen-Darm-Virus kurzfristig aus.

Koc und Hoffmann eint dass sie annähernd gleich alt sind (29 bzw. 32 Jahre alt) und beide als limitierte Boxer gelten. Sehr fiel weiter nach oben dürfte es für die beiden nicht mehr gehen. Beide haben durch schlechte Kämpfe und Niederlagen ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. Also sind sie Füllmaterial für die Undercard. Koc fehlt es an mentaler Härte, verliert schnell das Selbstvertrauen, während Hoffmann kein großer Taktiker ist und eine löchrige Deckungsarbeit hat, aber dafür Nehmerqualitäten besitzt.

Möglicherweise auch noch in der ARD: Akinwande – Platov.

Die ARD-Übertragung überschneidet sich mit einem EUROSPORT-Live-Kampfabend aus Monaco (ab 21h30) u.a. mit dem Heavyweight-Fight GreenbergVarakin. Der Record und das Alter zeigen deutlich wer Aufgebauter und Aufbauender Boxer ist.

Am Sonntag findet der 37te New York Marathon statt, EUROSPORT überträgt inkl. halbstündigen Vorlauf ab 15h30.

In Paris findet derzeit ein Vier-Nationen-Turnier im Volleyball statt (ja, soweit ist es mit mir schon), der u.a. für die deutsche Herrennationalmannschaft der letzte WM-Test ist. Während das erste deutsche Spiel heute um 21h gegen Serbien auf EUROSPORT 2 außer Reichweite ist, überträgt das Hauptprogramm von EUROSPORT die Partie gegen Frankreich um 17h (Sa). Die Partie gegen Tschechien gibt es am Sonntagabend als Aufzeichnung auf EUROSPORT 2.

Auf ARENA läuft derzeit die Frauen-WM, die es auch als briefmarkengroßen Stream auf bwin.com, ohne jegliche Kommentierung zu sehen gibt.

Stolperfalle Bundesliga

Fast ein Drittel der Bundesligasaison ist absolviert und bis auf Werder Bremen geht der Liga jeglicher Glanz ab. Das drückt sich auch in den Punktzahlen aus.

Werder führt die Tabelle mit 19 Punkten an, Bayern ist Zweiter mit 16 Punkten. Mit sowenig Punkten konnte man seit langer, langer Zeit nicht mehr so weit vorne sein. Konkret: in den letzten 10 Jahren in keinem einzigen Fall.

Saison 2005/06 hätten diese Punktzahlen für Platz 4 bzw. 8 gereicht.
Saison 2004/05 für Platz 4 und 8.
Saison 2003/04 für die Plätze 5 und 7.
Saison 2002/03 mit den Plätzen 3 und 6
Saison 2001/02 für 4 und 6
Saison 2000/01 für Platz 2 und 5
Saison 1999/2000 auf Platz 3 und 5
Saison 1998/99, Platz 3 und 5
Saison 1997/98, Platz 3 und 5
Saison 1996/97, Platz 4 und 6

Was mir beim schnellen Durchblick auffällt, sind nahezu identische Mindestpunktezahlen für UEFAcup-Plätze (14-16) und für Abstiegsplätze (7-9) in den letzten 10 Jahren, d.h. man kann nicht behaupten, dass das Tabellenmittelfeld breiter geworden ist und die Abstiegskandidaten nun vorne mitmischen.

Ich habe eher einen anderen Verdacht, kann ihn aber wg. Aufwand nicht nachrechnen: hat es diese Saison eine hohe Zahl von Unentschieden gegeben, so dass für viele Partien nur 2 statt 3 Punkte vergeben werden?

Viele Unentschieden. Das kann man ausgeglichen nennen. Angesichts der europäischen Auftritte fürchte ist aber, dass es eher ein Mangel an echter “Spitze” ist.

Champions League: HSV – FC Porto 1:3

[22h34] 1:3 Endstand Junge, Junge, Junge. Das war schlecht. Verlieren hin oder her, das war spielerisch & kämpferisch, nach all dem rhetorischen Feuerwerk der letzten Tagen u-n-t-e-r-i-r-d-i-s-c-h.

Hier der Treppenwitz: der HSV ärgerte sich einst schwarz, dass er am letzten Bundesligaspieltag von Werder Bremen abgefangen wurde und “nur” auf den dritten Platz landete und durch die CL-Quali musste.

Dann gab es die Auslosung und Werder kam in die “Todesgruppe” während die Aufgaben des HSVs mit Porto und ZSKA Moskau mir machbar erschienen… Denkste Puppe. Nach vier Spieltag hat sich der HSV aus allen Qualifikationsmöglichkeiten verabschiedet, während Werder noch an Platz 2 dran ist.

[22h28] 1:3 87te Alves Wenn man die Seuche hat, gehen Bälle aus guten Schußpositionen daneben. Wenn man auf der anderen Seite steht, kann man einfach mal aus 18m abziehen, und die Pille geht rein. Porto kann sich gegen aufgerückte Hamburger den Ball zügig über rechts zuspielen, quer abgelegt zu Alves und der zieht präzise ab.

[22h24] Das war nur ein kurzes Aufflackern von spielerischem Esprit. Nun ist nicht mehr festzustellen als größeres Bemühen den Ball früher abzufangen und torwert nach vorne zu bringen, aber das wars auch schon. Brechstange.

Eher eine der billigeren Sorte.

[22h15] Achtung Spoiler:
Kopenhagen ist zuhause gegen ManUtd in Führung gegangen.

[22h10] Der HSV nicht wiederzuerkennen. Jetzt gelingen plötzlich Kombinationen auf engem Raum, es wird nachgerückt, es wird gebissen. Im Mittelfeld werden Bälle zurückgeholt.

[22h07] Pfostenschuß für den HSV. Ecke und Kopfball wird knapp daneben gesetzt. Der HSV zuckt noch. Nach 60 Minuten geben die Rothosen (bzw. heute: “Schwarzhosen”) noch Lebenszeichen.

[22h06] Atouba wird gegen Berisha ausgewechselt.. Doll nun mit drei Spitzen.

[22h03] 1:2, 62te Van der Vaart, Kopfball

[22h02] 0:2, 61te Lopez schiebt aus 5m ein
Nun haben die Zuschauer die Schnauze voll und setzen bei jedem Fehlpaß mit einem Pfeiffkonzert ein. Eine bizarre Ansammlung an Abwehr- und Stellungsfehlern führt zu geschmeidigen portugiesischen Angriff. Mit Leichtigkeit gibt es einen Flachpass von links, den Lopez gegen den lahmen Atouba einschiebt.

[21h58] Überraschung: Doll wechselt Ljuboja gegen Guerrero aus. Keine Ahnung ob die Pfiffen für den Chancentod Ljuboja gelten, oder für Dolls Zögern drei Spitzen einzusetzen.

Nachvollziehen kann ich Dolls Entscheidung nicht, denn Guerrro könnte als Außenstürmer sowohl rechts als auch links Atouba bzw. Mahdevikia/Trochowski ergänzen. Nur braucht es dazu auch weiterhin Abnehmer in der Mitte.

[21h52] Der HSV beginnt die zweite Halbzeit nicht minder gruselig. Ich bin fassungslos wie verunsichert die Mannschaft auftritt.

Spielerisch lässt sich das an Fehlpäßen, aber auch Planlosigkeit festmachen. Größtenteils geht es durch die Mitte. Aus dem Mittelfeld wird meistens ratlos der Ball irgendwie nach vorne geschlagen. Die Mannschaft rückt nicht als Ganzes auf, die offensiven Spieler schalten sich nur unzureichend in die Defensivarbeit ein.

Eine Initialzündung täte allmählich gut. Es böte sich Guerrero für Sorin an. Aber qualitativ läßt sich heute nahezu jedermann auswechseln.

[21h31] Halbzeit 0.1 Das Hannover-Spiel habe ich nur in Ausschnitten gesehen, aber nun werde ich selbst Augenzeuge, dass die von mir prophezeite Initialzündung für den HSV durch den Sieg in Leverkusen, nicht eingetreten ist.

So clever der FC Porto auch spielte, der HSV spielt ohne Mumm und brennt auch kämpferisch nicht. So wie der HSV heute mit dem Rücken an der CL-Wand steht, darf eigentlich kein Porto-Spieler ohne Blessuren aus der HSV-Hälfte zurückkommen.

[21h28] 0:1 44te Volleyschuß Lucho aus 22m Porto-Flanke kommt ungestört über Atoubas Seite rein, Mathijsen köpft in die Mitte raus, Lucho nimmt den Kopfball dankbar auf und hämmert den Ball volley ins Toreck.

Der HSV hat keine überzeugende erste Halbzeit, aber kam nichtsdestotrotz 2-3 mal sehr gefährlich vor dem Tor auf. Ljuboja versiebte zwei Gelegenheiten.

[21h27] Das Zutrauen des HSV in die Standards von Mahdevikia ist derzeit bei Null. Van der Vaart bringt alles rein, aber auch nicht wirklich überzeugend.

[21h08] Man muss aber auch den Portugiesen zugestehen, dass sie den Raum verdammt gut abdecken. Immer wenn ein HSV-Spieler im Ballbesitz kommt, bauen sich drei Porto-Spiele in einem Dreieck um ihn herum auf und versperren ihm alle Passwege. Zumindest solange die HSV-Mitspieler nicht agiler versuchen die Raumaufteilung der Portugiesen auseinanderzureißen.

[21h04] Nach 19 Minuten die erste Torchance für den HSV durch einen Köpper von Ljuboja.. Beim FC Porto stehen 2-3 gute Gelegenheiten zu Buche.

Der HSV spielt schlecht. Aber gegen die gestrige Vorstellung von Werder ist es nicht “schlecht” sondern zwei bis drei Handelsklassen darunter.

Bei Werder war der Spielaufbau aus der Abwehr heraus, der erste Schritt um einen Angriff einzuleiten. Beim HSV ist es der erste Schritt in die Sackgasse. Es ist kein Fluß, keine Antizipation zu sehen. Alles wirkt wie Stückwerk. Mitunter ist bei den schlechten Abspielen und Abstössen auch die Verunsicherung mit Händen zu greifen.

Der einzige Weg aus der Sackgasse scheint nur über eine güldene Einzelaktion gehen zu können.

[20h57] Dem HSV fehlt es derzeit in der Defensive an Aggressivität. Porto wird nurt spät, nur vor dem eigenen Strafraum angegriffen, können sich ungerührt den Ball im Mittelfeld zuschieben. Der HSV zeigt keine Präsenz auf dem Platz. Nix von wegen “Heimmannschaft” zu sehen.

[20h50] Die FAZ hat die europäische Saison des HSVs betrachtet und u.a. den Kader mit dem des FC Portos verglichen. Personalkosten sind ungefähr identisch. Der HSV hat zwar einen wesentlich höheren Umsatz, aber dem FC Porto gelingt die Refinanzierung des Kaders leichter… weil sie seit Äonen in der Champions League mitspielen.

[20h45] Die Aufstellung des HSVs. Die Rückkehr des van der Vaarts in den CL-Kader. Es ist auch sonst die Rückkehr zur Leverkusen-Aufstellung, inkl. “seitenverkehrten” Trochowski, mit Ausnahme von Mahdevikia, der rechter Verteidiger statt Klingbeil spielt.

Kirschstein
Mahdevikia – Kompany – Mathijsen – Atouba
Trochowski – Feilhaber (def.) – van der Vaart (off.) – Sorin
Sanogo – Ljuboja

[20h41] Es sind nur meine kompromißlose Antipathien gegen BÄH, die mich gerade davor bewahren, die Kommentierung des Free-TV-CL-Spiels durch Wolff Fuss, Kenner nennen ihn auch Wolff-C. Fuss, mit euphorisierter Becker-Faust zu begrüßen.

Man muss auch Prinzipien haben.

(Aber gucken tue ich es trotzdem)

Europa, wir werden deutsch

Die NFL Europe hat ihre Ende Mai angekündigte Neuausrichtung ihrer Marketingstrategie gestartet und gestern die Umbenennung der NFL Europe in “NFL Europa” gestartet. Es wird den deutschen Medien so verkauft:

Die Änderungen sollen die Wichtigkeit des Deutschen Marktes für die NFL und die Verbundenheit der NFL Europa mit Deutschland und Europa dokumentieren. Zusätzlich wird durch das neue Logo der Zusammenhang der NFL Europa mit der NFL in den USA deutlicher hervorgehoben.

Für den neuen deutschen Managing Director der NFL Europa, Uwe Bergheim, sind Name und Logo ein wichtiger Schritt in die Zukunft: «Damit läuten wir eine neue Ära des professionellen American Footballs in Deutschland ein. Es hat sich zwar nur ein Buchstabe verändert, aber der Schritt von NFL Europe zu NFL Europa macht deutlich, wie wichtig Deutschland für die NFL ist. Es wird sowohl unsere über 15-jährige Geschichte hervorgehoben wie auch das Ziel, noch sehr lange in Deutschland zu bleiben», sagte er.

Abgesehen davon, dass das hässliche Logo vorrangig dazu dient, die ausgelutschte Schrift der Fußball-WM ein weiteres Mal aufzutragen, kann ich nicht erkennen, dass der Wechsel von “Europe” zu “Europa” einer Liga mit “Sea Devils”, “Rhein Fire”, “Galaxy”, “Centurions” und “Thunder” zu wahnsinnig neuen Möglichkeiten verhilft. Es weht eher der Geruch des Provinziellens oder droht gar eine Abkoppelung von der US-Mutter.

dogfood on Tour: dicke Eier in der Bodega

Auf meiner Erkundungstour durch die Kneipen der näheren Umgebung, hatte ich mir für den heutigen Champions League-Abend die (das?) “Bodega” in der Weidenallee zu Hamburg ausgeguckt. Zum Glück gab es das Werder-Spiel als Einzeloption, so wie ich auch an zwei weiteren Kneipen vorbeigegangen bin, die jeweils Werder als Einzeloption laufen hatten. Soviel zur “Feindschaft” zwischen den beiden Hansestädtern.

Ich kam wenige Minuten nach Anpfiff und konnte mich auf den letzten noch verfügbaren Sitzplatz quetschen, in der ansonsten proppevollen Bodega. Neben mir ein Werder-Fan. Merkmal: Werder-Feuerzeug und ein irrsinnig schneller Griff zum Glas auf dem Tisch um nur kurz am Bier zu nippen und dann das Glas wieder zurückzustellen. So ging das im Minutentakt. Zack, wieder der Griff. Und Zack. Und Zack… Noch zwei solche Champions League-Spieltage und er hat einen rechten Bizeps wie einst Arnold Schwarzenegger.

Levski Sofia – Werder Bremen 0:3

Das war ein lässig heruntergespielter Auftritt von Werder Bremen, die von der Abwehr bis ins offensive Mittelfeld rein, so selbstbewusst den Ball spielten, dass den Weiß-Grünen fast die Hose geplatzt ist. Da gab es, von wenigen Momenten abgesehen, fast keinen Augenblick wo der Ball aus der Abwehr heraus einfach nur weggedroschen wurde. Selbst an der Eckfahne haben sie noch mit Hacke-Spitze den Ball über drei Stationen zu Diego, Klose oder Hunt gebracht. Sehr ballsicher, sehr gute Laufwege, sehr gute Antizipation, sehr viel Laufbereitschaft, sehr eingespielt.

Wenn man denn etwas sucht, um Trübsal zu blasen, dann ist es was an Tormöglichkeiten dabei rumgekommen ist. Drei Tore (33te, 35te, 37te), drei Geschenke. Erst wird der junge bulgarische Torwart von seinem Abwehrkollegen mit einem diffizileren Rückpass an die Wand genagelt. Torwart will Ball stoppen, der nasse Ball glischt übern Schuh ins Tor. Danach öffentliche Demütigung durch ein entfesseltes Heimpublikum.

Der Knacks der Levski-Mannschaft nach dem Treffer war ebenso zu spüren wie die Witterung des waidwunden Gegners die Werder aufgenommen hatte und nun nachsetzte. Eckball, scharfer Ball auf Baumann, der völlig vereinsamt zum Kopfball kommt und ihn bilderbuchmäßig ins Tor prügelt. Wieder zwei Minuten später, Sofia rennt wie ein Hühnerhaufen durcheinander, Werder kann ohne Fremdstörung den Ball passen. Scharfer Flachpass, zentral verpasst ein Werderaner, aber am rechten Flügel steht mutterseelenallein Frings, der noch in den Strafraum reinlaufen darf und dann radarpistolenkompatibel ins lange Ecke hämmert.

Werder bekam die Geschenke gegen einen phasenweise überforderten Gegner und Werder hat die Geschenke genommen. Aber so einen Hühnerhaufen werden die Werderaner nicht in Barcelona und nicht gegen Chelsea vorfinden und so viele zwingende Chancen hat Werder heute abend auch nicht herausgespielt.

Aber erstmal darf man sich an dem 3:0 berauschen. Das war teilweise eine extrem feiste Leistung von Werder.

Theoretisch hat Werder es nach dem Unentschieden zwischen Barca und Chelsea nun selber in der Hand als Tabellenzweiter in die nächste Runde zu kommen (7 Punkte). Aber praktisch dürften Barca (5 Punkte) und Chelsea (10 Punkte) die drei Punkte aus ihren noch ausstehenden Levski-Spielen schon gebucht haben und Barca damit virtuell einen Punkt vor Werder stehen. Bedeutet: Werder muss noch minimum einmal gewinnen.

Bodega

Der Werder-Fan neben mir, hat jedenfalls genässt: er ist Dauerkarteninhaber und hat ein Ticket für das Chelsea-Spiel.

War ich am letzten Samstag überrascht, wieviele Kneipen während der Bundesliga voll waren, bin ich noch überraschter, dass auch an einem HSVlosen Champions League-Abend, die Butzen richtig voll waren. Entweder ist das Phänomen als einstiger PREMIERE/ARENA-Seher völlig an mir vorbeigegangen, oder ich laufe zufällig durch zwei extreme Hamburger Szenestadtviertel oder die WM zeitigt Nachwirkung was das “inner Kneipe Fußball-sehen”-Erlebnis angeht.

(Meine Beurteilung der Bodega bei Qype)

Windows-only UEFA

Die Medien-Websites schreiben sich seit 1-2h die Finger wund über die neuen IP TV-Angebote der UEFA. Die Champions League wird von der UEFA als Video on Demand und Livestream angeboten. Es gibt unterschiedliche Abopakete und Einzelspielpreise.

Wer aus Deutschland zur UEFA.com-Website angereist kommt, bekommt die Spiele zu den gleichen Bedingungen wie bei PREMIERE angeboten, also 6 EUR pro Live-CL-Spiel.

Und Windows-Only. Und IE6-only.

Womit dieses Angebot für mich ebenso wenig in Frage kommt, wie das Abo der HSV-Website (Spiele in voller Länge gleich nach Abpfiff), das ebenfalls nur Windows-only ist.

An dieser Stelle möchte ich mein Erstaunen darüber ausdrücken, dass irgendwelche asiatischen 2-Mann-Klitschen mit abgegriffenen Asiaten-TV-Streams “crossplattförmiger” sind, als die Großköpfe von HSV, Grid.TV (Dienstleister des HSV), DFL und UEFA. Warum muss man hier die gleichen Lernprozeße wiederholen, die die Amis schon seit 1-2 Jahren hinter sich haben? Not invented here-Syndrom?

Tja, mit diesem UEFA-Angebot ist aber nun auch klar, warum die UEFA es vor dieser Saison bei den Ausschreibungen der TV-Rechte ein Livestreaming der Broadcaster zur Pflicht gemacht hat (nein, liebe Journalisten, dies war kein originärer Einfall von Georg Kofler oder eine pfiffige Aktion von PREMIERE SPORT, sondern vertragliche Verpflichtung): um selbst als Mittelsmann für IP TV auftreten zu können.

ARENA-Bundesligakonferenz revisited

Inzwischen fange ich an die Sportsbars der Umgebung abzuklappern und so bin ich gestern zum ersten Mal seit zwei Bundesligaspieltagen wieder in den Genuß der ARENA-Bundesligakonferenz gekommen.

Die letzten zwei Bundesligaspieltage seit meinem Umzug in die digitalsenderlose Wohnung, verbrachte ich mit der Bundesliga-Konferenz der ARD-Radiosender (konkret MDR Info). Es ist nicht wirklich ein taugliches Surrogat, auch wenn z.B. MDR Info ab 15h15 fast ausschließlich beim Fußball bleibt. Aber die Reporter vor Ort sind größtenteils profillos, schildern in einer farblosen Sprache das Geschehen auf dem Rasen und bringen kein Jota über die eigentliche Ballaktion hinaus.

Ich bin seit diesem Wochenende angenehm überrascht, wieviele Kneipen und Cafes inzwischen Fußball zeigen. Nun sind Eimsbüttel und das Schanzenviertel zwei szenelastige Viertel zwischen meiner Wohnung und meinem Büro, aber selbst für das Freitagsspiel, ohne Beteiligung des HSVs, war es kein Problem in den Vierteln ein Plätzchen zu finden.

Die Kneipen/Cafés an denen ich gestern nachmittag ab 15h30 vorbeigelaufen bin, waren allesamt gut gefüllt. Mich verschlug es gestern aufgrund seiner großen Räumlichkeit, ins Café Estrella in der Weidenallee.

Das Café Estrella war gestern eine große (und so gesehen: “nutzwertige”) Ausnahme, denn es zeigte nicht die Einzeloption mit dem HSV-Spiel gegen Hannover, sondern die Konferenz.

Es war interessant zu beobachten wie immer wieder die Passanten an der großen Fensterfront beim Erblicken der Leinwand im Café stehenblieben oder zumindest den Kopf verdrehten.

Zur Konferenz: mit “frischen” Augen nach einigen Wochen Abstinenz betrachtet, ist die ARENA-Konferenz klar und deutlich der Radiokonferenz überlegen. Man kann im einzelnen über die Qualitäten der Kommentatoren noch diskutieren und über den einen oder anderen hadern, aber mir hat JEDER einzelner mehr Spaß gemacht, als das was ich in den letzten Wochen im Radio serviert bekommen hatte.

Man hat auch den Eindruck dass die Kommentatorenriege wesentlich eingespielter ist, als noch in den ersten Spieltagen, als teilweise verheerende technische Schwierigkeiten beim Produktionsteam der DFL Sportcast die Reporter teilweise recht nackt auf ihren Kommentatorenplätzen sitzen ließen.

Einer der Kommentatoren war mal wieder, wie erwartet, der “Spalter”. Im Café kannte man nur einen Kommentator per Namen: Günther Koch, womit ein Kalkül von ARENA aufgehen könnte. Ähnlich wie seinerzeit Werner Hansch bei SAT.1, läßt man die Kritiker sich an Koch/Hansch abreagieren, aber der Bekanntheitsgrad von ARENA mehrt sich mit jedem Artikel.

Obwohl man Günther Koch derzeit auch Unrecht tut. Gemessen an seinen Start in den ersten Wochen, fand ich seinen gestrigen Auftritt so weit zurückhaltend, dass ich gelegentliche sprachliche Ausritte (Einwurf Koch, vorm Elfmeter glaub ich: “Das ist Mnari. Der ist ein gläübiger Muslim”) unter “Ja, soisserhalt” akzeptiere. Das ist jedenfalls schon eher das, was ich unter einer Reportage/Kommentierung verstehe. Koch gibt dem Spiel mehr Platz. Aber Kochs größtes Problem dürfte inzwischen die Schublade sein, in der er steckt.

Man kann nur appellieren, dass die Leute einerseits mit offenen Ohren hinhören und Veränderungen erkennen. Koch stabilisiert sich hoffentlich weiter und liefert vielleicht irgendwann mal ein ganz großes Spiel ab. Wie er aktuell in Einzelspielen klarkommt, kann ich nicht beurteilen.

Die Verbesserungen lassen sich nicht nur an Günther Koch ablesen. Auch Dirc Seemann kommentierte in Cottbus stark verbessert.

Frank Buschmann und das Spiel HSV – Hannover gaben mir Rätsel auf. Buschmann verkaufte das HSV-Spiel als gutklassig und nach der Halbzeit sogar als heißer denn Frittenfett und doch schien die Regie bei ARENA eine andere Meinung zu besitzen, denn die Zahl der Schaltungen nach Hamburg kamen mir dünn vor und heute schreibt der Tagesspiegel auch von einer eher mauen Vorstellung.

Auch bei den Einblendungen hat ARENA (oder Sportcast?) inzwischen gewerkelt. Zwar scheint man immer noch keine Statistiken einzublenden (oder ich habe gerade Leute auf der Straße angegafft), aber man blendet nun desöfteren eine Ergebnisübersicht ein. Das mag für Zu-Hause-Gucker nicht sinnvoll erscheinen, hilft aber in einer Sportsbar, wo man auch noch andere Sinneseindrücke handlen muss (“Nein, ein VANILLE Macchiato!“, “Wieso gibts die Cola ohne Zitrone? Zwei Euro um mir eine 0,2l-Flasche ins Glas zu kippen, halt ich für übertrieben“).

Wenn etwas aus der gestrigen Übertragung abfiel, dann war es die Halbzeitshow. Meine Fresse, im ARENA-Plaste-Zelt scheint die Redaktion alle Hoffnungen auf Oliver Welke zu konzentrieren, auf dass er es mit seinem Interviewgast irgendwie schafft zirka achteinhalb Minuten zu überbrücken und dabei auch noch Substanz rauskommt. Gestern ging es völlig schief, weil Olli “Dittsche” Dietrich kein Stand-Up-Comedian ist, der aus dem Hüftgelenk pfannenfertige Ein-Satz-Gags liefert, oder kein dem Alkohol zusprechender Ex-Manager ist, der mit einer launigen Bemerkung ganze Aufsichtsräte in den Untergang zieht, sondern zum langweilenden HSV-Fan wurde.

In den Konferenzübertragungen ist ARENA jetzt auf gleicher Augenhöhe mit PREMIERE, je nach eingesetzter Kommentatorenriege. Aber die Halbzeitshow sieht derzeit noch nach orangenem Kirmeszelt mit Diskobeleuchtung aus. Für neun Spieltage Anlauf, eine eher schwache Leistung für die Halbzeit, vorallem wenn man bedenkt mit wieviel Personal (Field Reporter, Reporter Einzelspiel, Reporter Konferenz (obwohl der vermutlich schon an der Spielzusammenfassung schnippelt)) man in den Stadien ist.

“Persönlichen Gründe”

Ich bin gestern abend zu spät reingekommen, um die Boxübertragungen in Gänze verfolgt zu haben. Etwas überraschend hat sich am Ende der Sendung ein sichtlich angefressener René Hiepen von den Zuschauern verabschiedet. Er erklärte, dass er nach sechs Jahren das ZDF aus “persönlichen Gründen” verlassen würde. Im November würde ein neuer Mann die Zuschauer am Boxring begrüßen.

So eine Ankündigung erstaunt. Davon hatte ich nichts in den Medien mitbekommen. Bei einem “geordneten Rückzug” pflegt ein Sender bzw. eine Redaktion einen Nachfolger vorzubereiten und zu präsentieren. Und das Gesicht von Hiepen übersetzte “persönliche Gründe” mit “hört sich besser an als Suspendierung“.

Meine ersten Tipps waren: das “Huberty-Delikt” (Spesenabrechnung), wieder Unsinn mit seinem Sportwagen angestellt oder Unsinn mit dem anderen Geschlecht angestellt.

Wer die samstägliche Medienseite der SZ liest, ist schlauer (BILD und BZ haben wohl noch früher berichtet). Hiepen, eh ein freier Mitarbeiter gewesen, soll während der WM für Porsche Galas moderiert haben. Auf einer dieser Veranstaltung soll Hiepen, wie auch immer, in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem “leitenden Porsche-Mitarbeiter” verwickelt gewesen sein. Die BILD berichtet von einem betrunkenen Hiepen, der frühmorgens zwei Porsche-Manager verprügelte. Das ZDF hatte eine Untersuchung eingeleitet. Keine der Seiten, weder ZDF noch Hiepen oder sein Anwalt, haben der SZ Auskunft geben wollen.

Ich würde mal tippen, dass wir Hiepen sehr schnell wieder anderenortes sehen werden. Zu angespannt ist die personelle Lage der beiden fußballübertragenen deutschen Pay-TV-Sender, als dass so ein Mann däumchendrehenderweise auf dem Markt bleibt.