WM-Tach 19
[15h00] Portugal bat die FIFA um Gnade für Deco, sei doch seine Grätsche nur wegen dem unsportlichen Verhalten der Niederländer (Schiedsrichterball nicht herausgerückt) entstanden. Vergeblich. Die FIFA sah keine Handhabe.
Bei all der Korinthenkackerei die die FIFA in ihrem Regelwerk treibt (Trikots, gleichfarbene “Unterhosen”), ich kann nicht verstehen, wie ein derart grob unsportliches Verhalten wie das von Heitinga ungesühnt bleiben kann.
[12h52] Sollte MV in den letzten 10 Minuten Unsinn erzählt haben (ich sehe nur Stenger und Mertesacker über beide Ohren grinsen), ich habe es nicht gehört, da Kunde am Telefon.
[12h40] Es folgt ein minutenlanger Diskurs des ehemaligen Bildungsminister von Baden-Würtemberg zum Thema Nationalhymne, nationale Symbole etc…
Mayer-Vorfelder zum Thema ob er nicht irgendwann an Klinsmann gezweifelt habe: “Ich will mich nicht selber loben, das soll jemand anders machen…“, links von ihm bricht Harald Stenger vor Lachen zusammen.
[12h36] Mayer-Vorfelder: “snnrrrr snnrrrrrsnr… Unterschied wie …snrrr… Tag und Nacht …äh… also zuerst …snnnrrr… war die Nacht, dann …snnnnrrrr…. der …äh… Tag …snnrr…snnrrr…”
[12h29] Nationalmannschaftsaudienz. Eigentlich war Oliver Kahn für die Pressekonferenz (siehe vorgestern, Stichwort “Sonnenschein geben”), aber er musste kurzfristig wegen Übelkeit absagen (höhöhö), so dass Per Mertesacker für die PK “nachnominiert” wurde.
Zuerst spricht jedoch Mayer-Vorfelder. Sofern er nicht verbal verunfallt, können wir uns die nächsten zwanzig Minuten mit anderem beschäftigen.
[12h06] Sehr schön: die FAZ hat sechs Persönlichkeiten des deutschen Fußballs zu dem deutschen Team und Jürgen Klinsmann befragt.
- Peter Neururer, nach Eigeneinschätzung der am meisten verkannteste Trainer ever, hat nach all der Rhetorik aus dem Nationalmannschaftskreis offensichtlich einen Hals dicker als jeder Kragen.
Zu Bierhoffs Bemerkung, dass die Bundesliga ihre Vorbereitung reformieren muss: “Oliver Bierhoff ist ein junger Mann, der in dieser Funktion noch nicht lange im Geschäft ist. Wenn er in einer euphorisierten Phase solch einen populistischen Mist erzählt, muß man ihm das nachsehen […]
Was meinen Sie mit Methode? Es gab in den Gruppenspielen drei Siege gegen Mannschaften, die uns in allen Belangen unterlegen waren. Und es gab eine tolle Leistung gegen Schweden, im ersten Spiel, in dem wir gefordert wurden. Sonst habe ich noch nicht viel gesehen. Das ist nicht negativ gemeint. Aber was ist denn Großartiges passiert, was uns zum Jubeln veranlaßt, bis auf die Ergebnisse?“ - Thomas Schaaf, trocken wie immer, dezent skeptisch.
“Das wichtigste ist: Die Mannschaft dokumentiert, daß sie Jürgen Klinsmanns Weg mitgeht und weitergeht […]
Er hatte neue, kritische Gedanken, hat einen neuen Weg eingeschlagen. Jetzt stehen wir im Viertelfinale. Jürgen ist sehr, sehr kritisch gesehen worden, alles rund um die Nationalmannschaft wird inzwischen sehr genau betrachtet. Aber ich finde, auch zu Recht: Jemand, der da reingeht und Bundestrainer wird, muß sich dem ganzen stellen.“ - Hans Meyer, triefend vor Doppelbödigkeit: “[Klinsmann] hat ein Konzept, er hat es mit viel Konsequenz und Standhaftigkeit durchgezogen […]
Der Jürgen ist zum Glück nicht nur beratungsresistent, er ist auch resistent gegen all die Themen, die von außen konstruiert werden. […]
Die Fitness ist nur eine Voraussetzung. Wichtiger ist, daß man Fußball spielt. Wichtiger vor allem für die Ausbildung. Das Schlimmste wäre, wenn nach dieser phantastischen Leistung bei der WM wieder jemand käme und das Physische über alles stellt. Wenn Gummibänder und Schnellkraftübungen und so weiter im Mittelpunkt stehen. Und nicht das Wichtigste: wie Jürgen Klinsmann Fußball spielen läßt. Das ist sein größtes Verdienst: daß mit ihm ein deutsches Team wieder herzerfrischenden Fußball spielt […]
[Frage: Erkennen Sie einen Klinsmann-Stil] Ja, es gibt wenige Mannschaften, in denen die Handschrift des Trainers so deutlich erkennbar ist. Ich halte sehr viel von Herrn Eriksson, doch im Spiel der Engländer vermag ich keine Handschrift zu erkennen. Es ist dort nicht zu sehen, wie die Stars gemeinsam spielen. Bei uns ist es das.“ - Matthias Sammer, so diplomatisch, dass es schon belanglos ist.
- Ralk Rangnick, auch kein uneingeschränkter Klinsmann-Fan (erinnert sei an die Diskussion um Odonkor oder Hitzlsperger): “Ich kenne einige Trainer, die sich schon länger mit neuen Methoden befassen. Daß wir im deutschen Fußball dem Trend hinterherhinken, das ist doch ein alter Hut und nicht erst durch Jürgen Klinsmann thematisiert worden.[…]
Ich hoffe, daß die Spieler mit ihrem Trainer jetzt die nächste Hürde nehmen und traue ihnen sogar zu, gegen Argentinien zu gewinnen. Das hätte ich vor sechs Wochen nicht getan. Es gab über einen langen Zeitraum zu viele Spiele dieser Mannschaft, die ein zu ähnliches Muster hatten […] Das Selbstvertrauen kommt durch Spielweise und Kontrolle. Jetzt merkt die Mannschaft, daß sie ein Spiel kontrollieren kann.[…]
Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wenn du in Deutschland etwas verändern willst, dann stößt du meistens auf Widerstände, stärker als in anderen Ländern. Wir haben überall in Deutschland diese Trägheit. […] Die handelnden Personen sind bei uns schwer zu überzeugen. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn die WM gut läuft für unsere Nationalmannschaft.“ - Karl-Heinz Rummenigge will es mal wieder nicht gewesen sein: Natürlich waren wir bei gewissen Themen manchmal anderer Meinung. Aber ich muß widersprechen, daß wir Probleme mit Klinsmann hatten: Wir gehörten zu den wenigen, die ihn gestützt haben.[…]
Klinsmann hat alles richtig gemacht. Er hat es geschafft, alte Tugenden mit neuen Methoden aufleben zu lassen.
[9h14] Die französische Aufstellung ist noch nebulös. Der L´’Equpie liegen Informationen vor, das beim gestrigen Abschlußtraining in einem 4-2-3-1 gespielt worden ist. Also zurück zum System gegen Schweiz und Südkorea und zurück zu dem viel kritisierten Spiel mit nur einer Spitze?
Zidane und Abidal würden zurückkehren, Trezeguet und Silvestre auf die Bank. Malouda und Ribéry links und rechts als offensives Mittelfeld um Zidane herum. Aber als sicher gilt das alles nicht. Diese Dreier-Formation hat im Mittelfeld noch nie zusammen gespielt und Domenech zögert, entgegen seiner Gewohnheiten, die Bekanntgabe der Startelf lange hinaus.
Heute jährt sich übrigens das EM-Finale von 1984, als Frankreich Spanien schlagen konnte.
[8h54] 54 Spiele von 64 Spiele sind absolviert, ten to go.
Heute mal wieder etwas intensiver in die L’Équipe-Website gestöbert, nicht nur wegen der WM. Am Samstag fängt die Tour de France an und “rechtzeitig” dazu gibt es übelste Gerüchte über Jan Ullrich. Die lassen sich von außen schwer einschätzen. Eine bislang gerichtsverwertbare Beweiskette gibt es nicht, aber die Indizien lassen ein ungutes Gefühl zurück. Kurzfassung: beim derzeitigen “Aufräumen” der spanischen Radsportszene sind auch Codenamen aufgetaucht, die auf Jan Ullrich wie Faust auf Auge passen. Zudem soll ein spanischer T-Mobile-Fahrer einem anderen Fahrer gesagt haben: “wenn man mich dranbekommt, wird auch Ullrich stolpern”. T-Mobile wird sich daran messen lassen müssen, wie sie nun mit der Sache umgehen.
Im Zuge der spanischen Untersuchungen haben die Tour-Veranstalter übrigens gestern das Team Astana-Würth (vormals Liberty Seguros, Once) rund um Beloki, Jörg Jaksche, Serrano, Scarponi und Vinokourov ausgeladen. Für Vinokourov ein schwerer Schlag, da er T-Mobile verlassen hatte, um endlich bei der Tour auf Gesamtwertung fahren zu können. Astana, die unter ihrem vorigen Namen und ihrem Sportchef Manolo Saiz als Hauptauslöser der spanischen Dopingaffäre gelten, will nun vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen, um seine Teilnahme an der Tour einzufordern.