WM-Tach 7
[17h43] Letzte Meldung für diesen Eintrag: schade dass das ZDF die Klopp-Analysen nicht im vollen Umfang ins Netz stellt. Auch heute hat er bemerkenswertes herausgestellt.
Da war zum einen die Kommunikation miteinander und er machte an drei beispielen deutlich (Auswechslung Schweinsteiger, Einwechslung Odonkor, Einwechslung Borowski) dass da nicht nur Spieler raus und reinlaufen, sondern ein Klose zurückläuft um Schweinsteiger anzutreiben und ein Odonkor erstmal bei Ballack sich anmeldet. Klopp schilderte die Auswechslung aus Sicht von Schweinsteiger, der als junger Spieler möglicherweise nicht einschätzen kann wieso er ausgewechselt wurde.
Am Beispiel des Treffer des Tages führte Klopp auch vor, wie selbstsicher die deutsche Mannschaft noch in der 91ten Minute agierte. Gerade eben hatten Ballackund Klose per Doppelschlag die Latte getroffen. Bernd Schneider geht zurück und munter die Mitspieler auf (ja, richtig gelesen: Bernd Schneider, nach außen hin eher als Schweiger bekannt). Abschlag Torwart. Der polnische Angriff wird auf der linken deutschen Seite festgenagelt und anstatt die Brechstange rauszupacken und den Ball aus 70m in den Strafraum zu bolzen, geht der Ball über Lahm und Metzelder hintenrum zu Schneider, der einen außergewöhnlichen Steilpaß auf odonkor schlägt, der wiederum das Ding nimmt und in den Strafraum prügelt, wo Neuville… der Rest ist Geschichte.
Was ich erst in dieser Totalen gesehen habe, ist der fantastische Pass den Schneider auf Odonkor geschlagen hat. Minimum ein halben Scorerpunkt werden.
[12h31] Nationalmannschaftsaudienz, heute u.a. mit Oliver Bierhoff und Per Mertesacker.
Die Nationalmannschaft kehrte heute um 2h nachts ins Hotel zurück.
Bierhoff: Das Fazit der WM ist aus Sicht der Nationalmannschaft bislang extrem positiv, nicht zuletzt, weil man sich in sämtlichen Maßnahmen die man im Vorfeld, inkl. der Fitneßtrainer bestätigt fühlt.
Mertesacker: Die große Verbesserung in der Abwehr resultierte aus einer Aussprache mit Lehmann und Metzelder. Insbesondere zwischen Metzelder und ihm, Mertesacker, sei es zu sehr vielen Mißverständnissen in der Herangehensweise gekommen, die man durch die Aussprache habe beseitigen können.
Mertesacker reagiert angefressen als eine Nachfrage bzgl. der Aussprache kommt, ob Mertesacker und Metzelder sich auf einen Chef geeinigt haben. Mertesacker: “Warum wollt ihr denn immer einen Chef haben? Gibt es nicht auch Etagen mit mehreren Chefs?”
Dritter Gast ist David (“Däjvid”) Odonkor. Odonkor behauptet nicht zu wissen, wie schnell er laufe und würde es, selbst wenn er es wüsste, nicht sagen. Harald Stenger wirft ein, dass ein Kollege 10,7 auf 100m gestoppt haben will.
[12h23] Weil gerade auf PHOENIX davon die Rede war: hier der dreiseitige Artkel von Henry Kissinger in der aktuellen Newsweek zum Thema Fußball-WM: “World of Wonder“. Das ganze gibt es auch als Audio-Kolumne.
[12h16] Eine Seite später ist noch einmal die Rede von der Bewässerung der Rasen oder nicht. Die Franzosen sind nicht die einzigen, die sich über einen zu trockenen, stumpfen Rasen beschwert haben. Auch Portugals Trainer Scolari soll sein Wort erhoben haben. Die Organisatoren verweisen auf das FIFA-Reglement, dass eine künstliche Bewässerung des Rasens nur bis sechs Stunden vor Anpfiff erlaubt.
Die Franzosen fühlen sich aufgrund ihrer schnellen Dribbler Ribéry und Henry davon besonders benachteiligt.
[11h18] Die L’Équipe geht auch noch einmal auf die verbale Auseinandersetzung auf dem Spielfeld zwischen Zidane, Thuram und Gallas ein. Zidane hat Thuram vorgeworfen, bei Angriffen nicht schnell genug nachzurücken und generell zu tief zu stehen. Gallas und Thuram argumentierten, dass die franz. Angriffe eh längst gelaufen wären, bis Thuram vorne sei.
Viera wird von der L’Équipe kritisiert, weil ihm in der 2ten Halbzeit die Puste ausging und er enorm viele Abspielfehler produzierte. Dhorasoo habe bei seiner Hereinnahme gezeigt, dass er eine Alternative wäre und Diarra wäre die defensive Variante von Dhorasso.
Man hinterfragt auch die physischen Zustand der ältesten Mannschaft der WM. Die Hitze scheint dem Team zuzusetzen. Das Südkorea-Spiel fände zum Glück um 21h statt.
Ein weiteres Problem im Spiel gegen die Schweiz war auch der Rasen des Gottlieb-Daimler-Stadions, der mittags zuletzt gewässert wurde und bis zum Anpfiff völlig trocken und stumpf war, was den Technikern und Dribblern nicht gefallen hat.
Erstaunlich häufig wird in der Zeitung auf ein Unentschieden spekuliert, das für ein Weiterkommen reichen könnte, wenn man am letzten Spieltag Togo mit zwei Toren Unterschied schlagen würde. Wow, da sind die Ansprüche Frankreichs aber ziemlich gesunken.
Trotz der Rechenbeispiele mit dem Unentschieden erwartet man von Raymond Domenech, dass er ein Zeichen setzt. Man zitiert genüßlich aus einem Interview vom Wochenende mit Domenech, in der Domenech deutlich gemacht hat, dass ein Trainer bei einer WM die Initiative ergreifen muss. Er hat keine Zeit 3-4 Spiele abzuwarten, sondern muss sofort auf Erkenntnisse reagieren. Bei einer WM gibt es keine Zeit um sich in das Turnier einzugrooven. Die L’Équipe würde es gerne sehen, wenn die wenig überzeugenden Thuram und Viera auf die Bank gesetzt werden würden, glaubt aber angesichts der Bedeutung von Viera, dass sich Domenech eher für den weniger populären Wiltord als Bauernopfer entscheiden wird.
[10h19] Die Schlagzeilen der L’Équipe (Printausgabe): großes Photo mit Raymond Domenech auf dem Trainingsplatz im Gespräch mit Zidane, Headline “Und was machen wir jetzt?”. Kleiner: “Deutschland fast durch – Spanien startet mit Pauken und Trompeten – England möchte den Sack zumachen – Tunesien ist zurückgekommen”.
Ich werde die L’Équipe im Laufe des vormittags/mittags Stück für Stück durchlesen. Auf der zweiten Seite regiert das französische Nationalteam. Die L’Équipe ist offensichtlich verunsichert und hält Südkorea für einen Gegner, vor dem man Ehrfrucht haben muss. Ein Kommentar auf Seite 2 stellt fest, dass es die “Alten” waren, die die Teilnahme Frankreichs bei der WM sicherten, nachdem man sie im letzten Sommer ins Team zurückgerufen hat und dass es nun die “Alten” sind, die das Team blockieren.
Ein Artikel läßt den südkoreanischen Co-Trainer Pim Verbeek eine Szene vom Sommer 2001 schildern, als Frankreich beim Confed-Cup zu Gast in Südkorea waren und die südkoreanischen Spieler im Hotel geschockt waren, als sie auf einmal die WM-Halbgötter aus Frankreich zum anfassen nahe standen. Am folgenden Tage schlug Frankreich den Gastgeber mit 5:0. Ein Jahr später traf man in einem letzten Vorbereitungsspiel vor der WM aufeinander und diesmal konnte Frankreich nur durch ein Last-Minute-Tor 3:2 gewinnen. Da begriffen die Südkoreaner was in der WM-Vorbereitungen mit ihnen geschehen ist.
Es wird dann über die taktische Wahl diskutiert, zumal Südkorea in der Partie mit zwei verschiedenen Formationen angetreten ist. Man begann mit einem 3-4-3 und stellte nach der schlechten Leistung zur Halbzeit auf ein 4-2-4 um. Keiner glaubt das Advovaat auch gegen Frankreich ein 4-2-4 riskiert. Es wird eher auf ein 4-3-3 spekuliert.
[9h42] Merwürdig. Heute ruhen beim Haus gegenüber alle Bauarbeiten. Sind die Polen alle nach Hause gefahren oder hat sie mein Kollege mit seinen “SCHLAAAANNNDDD!”-Rufen verschreckt?
[9h37] Der Bürokollege kommt mit dem praktischen, zeitsparenden Rufen “SCHLAAAANNNDDD! …. SCHLAAAANNNDDD! … SCHLAAAANNNDDD!” rein.
[9h15] Sports Illustrated streut erste Gerüchte, dass Klinsmann nach einem Rücktritt/Entlassung nach der WM ein Topkandidat als Nachfolger auf den Job von Bruce Arena wäre, der bei weiterem desaströsen Verlauf nicht zu halten wäre. Wer es glaubt, wird selig…
[8h47] Pressestimme zum gestrigen Deutschland – Polen von der FAZ:
Die Fortune, die den Angreifern fehlte, war Trainer Jürgen Klinsmann treu. So manchem Betrachter mag der Atem gestockt sein, als der Bundestrainer den Verteidiger Friedrich vom Feld nahm und Flügelflitzer David Odonkor auf den Platz schickte, doch Klinsmanns Coup gelang. Er hat die Begeisterung in Deutschland ausgelöst, von der er schon vor zwei Jahren gesprochen hat, als viele ihn für einen von der kalifornischen Sonne verwöhnten Spinner hielten. Hoffentlich hält der Jubel noch lange an.
[8h43] Die Nachricht des Morgens ist Ronaldo. Der brasilianischer Spieler wurde nach inoffiziellen Infos gestern abend oder in der Nacht wegen eines Schwächeanfalls in eine Klinik eingeliefert, meldet die BBC. Die Unterschuchung ergaben nichts, Ronaldo ist wieder aus dem Krankenhaus.
Man fühlt sich an 1998 erinnert, als Ronaldo wenige Stunden vor dem WM-Finale damals einen Schwächeanfall (offizielle Lesart) bzw. epileptischen Anfall (inoffizielle Variante) erlitt und fitgespritzt wie ein Zombie im Finale umherlief.
Ein offizielles Statement aus dem brasilianischen Lager gibt es noch nicht.