Hamilton Tiger Cats – Saskatchewan Roughriders 21:23

Hat mit diesem Spiel die Zerstörung der Tiger-Cats QB-Legende Danny McManus begonnen?

Es war generell ein Spiel von zwei Mannschaften mit stärkeren Defenses als Offenses und elendig vielen Fehlern, Fouls und fallengelassenen Pässen.

Saskatchewan generell mit Vorteilen auf der Spieluhr, weil McManus zuviele two and outs produzierte und die Roughriders das bessere Laufspiel hatten. Als McManus im dritten Viertel in diversen Anläufen kein first down gelang (bis dato 6 compl. von 16 passversuchen), wurde er nach einem gellenden Pfeifkonzert der 29.000 Zuschauer anschließend vom Coach runtergeholt und durch QB Marcus Brady ersetzt. Der fing bei seinem ersten Snap an zu scramblen und fumblete.

McManus ging Mitte des vierten Viertels wieder für Brady ins Spiel und produzierte das zweite first down der TiCats in der zweiten Halbzeit!

Hamilton kannte in der zweiten Halbzeit zum Aufholen des 7:22-Rückstandes nur noch ein Mittel: Pässe, Pässe, Pässe. Daher die vielen two and outs der TiCats. Je länger das Spiel dauerte, desto tiefer warf McManus. Immerhin sprangen dabei noch 2TD raus und sorgte bei den Roughriders bis zum versiebten Onside-Kick der TiCats für feuchte Hände.

Die Frage ist, was mit Danny McManus wird. Bereits nach der Niederlage in Montreal wurde McManus für seine INTs kritisiert. Auch diesmal klappte nicht sehr viel. Einiges an McManus-Pässen wurde an der Scrimmage Line abgeklatscht, andere male standen McManus’ Receiver nicht dort wo ihr QB sie erwartete. meistens aber gewann die Roughriders-Secondary die 1:1-Duelle gegen die TiCats-Receiver.

Die Hamilton Tiger-Cats sind im Osten nun mit 0-2 überraschend am Tabellenende, Saskatchewan mit 2-0 auf gleicher Augenhöhe wie Edmonton an der Tabellenspitze im Westen.

Ottawa Renegades – Montreal Alouettes 39:36 OT

Ein wildes, wildes Spiel das letztendlich von den Qualitäten der CFL – Canadian Football League überzeugte: “gib nie ein Spiel verloren solange nicht die dicke Frau singt”, oder so ähnlich heißt es bei den Angelsachsen. Weil es in der CFL generell Usus ist große Raumgewinne zu erzielen (nur drei Versuche für 10 Yards), wird um so etwas wie ein “two-minute-drill” kein Boohay gemacht, es ist schlichtweg normal dass das Spiel sich binnen zwei Pässe von einem zum anderen Ende des Spielfeldes bewegt.

Das Spiel Ottawa – Montreal war nach dem dritten Viertel eigentlich schon tot und drei Meter tief begraben, die Alouettes führten 33:10.

Die Ottawa Renegades zeigten drei Viertel lang die Nachteile der CFL-Regeln: ohne lange Drives hat kein QB dieser Welt die Chance den Rythmus zu finden. Zwei Würfe und dann punten. QB Kerry Joseph versuchte alles, wurde aber von seinen Receivern im Stich gelassen. Umgekehrt sah die Renegades-Defense keinen Stich, ließ zu viele Big Plays zu, konnte selten stören, kein Pass-Rush.

Die Wende kam mit dem 4ten Viertel. Die Alouettes konnten zum Ende des dritten Viertels scoren. Wie schon einmal kurz vor Halbzeit, entzogen sich die Renegades dem finalen Genickbruch, weil sie direkt mit einem TD antworten konnten.

Das vierte Viertel wurde völlig zerstückelt durch viele Fouls und Turnovers. Montreal verlor seinen Rythmus und produzierte nur noch two and outs. Es gab zwei Schlüsselmomente.

QB Joseph warf drei Minuten vor Schluß eine Interception. Im direkten Gegenzug fumblete QB Cavillo und wiederum im Spielzug danach warf Joseph den Ball direkt 30yds in die Endzone zum TD, verkürzte zum 33:30 und brachte das enttäuschend spärliche Heimpublikum (18.900, Ottawa bleibt das Liga-Sorgenkind) am kanadischen Nationalfeiertag endgültig zum ausrasten.

58 Sekunden vor Spielschluß dann der zweite Schlüsselmoment, als die Alouettes bei einem 3rd and 1 sich trotz dominantem Laufspiel für einen Pass entschieden. Pass wurde abgeschlagen, Ball wechselte in die Hände der Renegades, denen dann bei auslaufender Spieluhr ein 32yd-FG zum Ausgleich und der Overtime gelang.

Zur Overtime kann ich dann nix mehr sagen, weils dann vorbei mit meiner Timerprogrammierung war.

Beide Mannschaften sind nun bei 1-1.

Fußball-Kost der letzten Tage

Ui-Cup

Nahezu unter Ausschluß der Fernsehöffentlichkeit fand die zweite UICup-Runde bislang statt.

Wolfsburg schafft vor 8.700 Zuschauer “nur” ein 2:2 gegen Sturm Graz, trotz Gelb-Rot gegen einen Grazer in der 72ten. Tore von Karhan und D’Alessandro. Das Rückspiel am Samstag in Graz verspricht spannend zu werden.

Im Gegensatz zum HSV, der da die Mazedonen von Pobeda Prileg vor sage und schreibe 27.000 Zuschauer 4:1 schlug. In die Halbzeitpause ging es noch mit einem 0:1-Rückstand, ehe Demel, Laas, Takyi und Trochowski trafen.

Die Aufstellung des HSVs: Wächter – Benjamin (37te: Trochowski), B. Reinhardt, Klingbeil, V. Schmidt – Jarolim (67te: Takyi), Demel, Laas, Beinlich – Kucukovic, Takahara (57te: Lauth)

Nennenswerte Ergebnisse: Athletic Bilbao verliert in Slaven Belupo/KRO 0:1, St. Etienne – Xamax Neuchatel 1:1, Lokeren – Young Boys Berlin Bern 1:4, Olmütz – Stettin 1:1 (Sieger trifft auf Borussia Dortmund)

Man mag die Glazers nicht

Vorvorgestern hat der Glazer-Clan überraschend und unangekündigt sein neues Eigentum Manchester United sich angeguckt. Ganz so überraschend war es nicht, entsprechende Gerüchte kursierten den ganzen Tag und so waren nicht nur eine Meute von Journalisten vor Ort sondern auch eine Meute von den Glazers nicht wohlgesonnenen ManU-Fans.

Die einzige die nichts gewusst haben, war die Polizei, der man nicht Bescheid gesagt hat und die aufgrund der Gerüchte zumindest eine Minimalpräsenz vor Ort hatten.

Die drei Glazer-Söhne Joel, Avi und Bryan waren Mitte der Woche in England um mit Offiziellen der Premiere League, der FA und des britischen Sportministeriums zu sprechen. Jegliche Vermutung sie würden auch Old Trafford besuchen, wurden negiert, aber am Mittwoch taten sie es und sahen sich flugs einer Sitzblockade von 300-400 ManU-Fans gegenüber. Die Fans waren teilweise aggressiv, sangen “Die, Glazer, Die!” und “wir werden mit deinem Kopf Fußball spielen”, haben aber überwiegend nur eine Sitzblockade vor den Stadiontoren gemacht.

Erst nach vier Stunden konnte die Polizei mit Schlagstockeinsatz die Glazer-Söhne mit Wagen durch die Demonstranten fahren, der Wagen wurde mit Steinen und Flaschen beworfen.

Die Glazers sollen ihrend England-Besuch für eine “Charming-Offensive” benützen. Am Mittwoch sprachen sie mit ManU-Angestellten und Granden wie Bobby Charlton. Die Message war klar: wir werden nichts ändern, es läuft alles wie vorher weiter.

Am Donnerstag gab dann Joel Glazer ein langes Interview für die vereinseigene Fernsehstation “MUTV” in der er zusicherte, dass Manager Ferguson viel Geld für Spielertransfers und Aufbau eines neuen Teams bekommen wird und Fergusons Transfer-Budget nicht auf 25 Mio Pfund beschränkt wird. Er will außerdem den TV-Rahmenvertrag der Premier League nicht durch Eigenmächtigkeiten sprengen. Er gab zwar zu, dass die Ticketpreise erhöht werden, aber nicht in dem Umfang der allgemein befürchtet wird.

Die Gefahr der Überschuldung sieht er nicht, betont dass die Glazers 270 Mio. Pfund Privatvermögen in den Klub investiert haben.

Die Fans zeigen sich weiterhin unbeeindruckt. Ein offizieller Sprecher der Fans-Opposition bemerkt, dass die Glazers immer der Frage ausweichen, wie die enorme Verschuldung abgebaut werden soll, die die Glazers und nun ManU durch den Aufkauf der Aktien angehäuft haben.

Egal wie es sportlich läuft, die Saison verspricht in Manchester spannend zu werden.

Transfers

Boudewijn Zenden wechselt for free von Middlesbrough zum FC Liverpool. Zenden ist ein Mann fürs Mittelfeld der auch den linken Flügel rauf und runter rennen kann.

Screensport am Wochenende: Tour, was sonst

Tour, Formel 1 und Leichtathletik stehen am Wochenende an.

Bei der Leichtathletik steht die Eröffnung der Golden League-Saison an. EUROSPORT überträgt heute abend das erste Meeting aus Paris.

PREMIERE hat am Sonntag kurzfristig die Übertragung des deutschen (Galopp-) Derbys aus Hamburg angesetzt, unverschlüsselt. Viele werten das als Testlauf von PREMIERE für seinen Wettkanal PREMIERE WIN, was wiederum en passant auch die Existenzfrage für RAZE TV stellt…

Noch mehr neue TV-Rechte: RTL hat sich die GP2-Rechte gekrallt und überträgt sonntags um 10h das zweite Rennen live. Ob und welche Konsequenzen das für die Liveübertragung von EUROSPORT hat, die am Wochenende erstmals auch das erste Rennen am Samstag live senden wollten, ist mir nicht bekannt.

Für US-Sportfreunde sieht es trüb aus. Zwar bringt PREMIERE wieder ein Samstags-Baseball-Spiel, aber bis auf CFL und einem MLB-Doubleheader am Sonntag, bringt NASN ausschließlich Konservenware, teilweise eine Woche alt.

Das ZDF bringt wieder Boxen. In Hamburg kämpft Zsolt Erdei gegen Mehdi Sahnoune. Sahoune? Nie gehört und ein merkwürdiger Record. Es geht um den WBO Light Heavyweight-Titel.

Erdei hat, wenn ich mich richtig erinnere, zuletzt eher umstrittene Kämpfe mit gütigen Punkteurteilen gehabt. Erdei wird trotzdem in unabhängigen Ranglisten so um die Platz 5 geführt. Sahoune ist irgendwo in den Top 20.

Sahoune hat seit einem KO gegen Silvio Branco vor anderthalb Jahren viel Fallobst mit miesen Records geboxt. Seine Kampfergebnisse lesen sich wie jemand, der boxerisch vor sich hin dümpelte bis er mit einem lucky punch die französische Legende Bruno Girard umrübte. Dann bekam er als glücklicher Weltmeister eine Titelverteidigung gegen Branco aufs Auge gedrückt und danach die Faust von eben jenem Branco. Und seitdem Fehlanzeige.

Le Tour

Die 92te Tour de France fängt dieses Wochenende mit medialem Großeinsatz an. Bereits heute abend überträgt EUROSPORT die offizielle Team-Präsentation (18h55), ehe morgen EUROSPORT, und die ARD (alternierend mit dem ZDF) den Prolog übertragen.

EUROSPORT hat wieder das letztjährige Quartett am Start: der fachkundige aber nicht vor Esprit sprühende Karsten Migels und das gnadenlose Schlafmittel Jens Heppner. Auch Ulli Jansch ist wieder dabei. Keine Ahnung ob in der Kommentatorenkabine oder wie beim letzten Mal aus Paris um Zuschauerfeedback zu geben (“Wink!”). Ebenso wie im letzten Jahr soll wohl der famosen Matthias Stach Moderation und Vor-/Nachberichte für das deutsche EUROSPORT machen.

EUROSPORT ist tagtäglich ab kurz vor Übertragungsstart (i.d.R. 14h45) dabei. Eine einstündige Zusammenfassung gibt es abends um 22h und vormittags um 9h.

ARD und ZDF wechseln sich im Tagesrythmus ab. Die ARD beginnt 2h(!) vor dem Beginn der offiziellen Übertragung, um 13h und das ZDF gegen 14h.

Das ZDF geht mit Peter Leissl an den Start, den ich übrigens so schlecht nicht finde, nur für den falschen Sender arbeitet. Neben ihm nimmt Rolf Aldag Platz und für eiskunstläuferische Glanzleistungen sorgt das Aktenzeichen Cerne.

Ganz schlimm ist es wieder um die ARD bestellt. Die halbe Republik wird als “Experte” herangekarrt (Wüst, Altig, Pevenage) damit die eigentlichen Katastrophen wieder vor den Mikros Platznehmen dürfen. Der scheintote Herbert Watterott und der handverlesene Jan-Ullrich-Biograph Hagen Boßdorf dürfen bei Jens Voigt wieder für erhöhten Blutdruck sorgen. Monica Lierhaus wird auf der ARD-Website mit ihren geballten zwei Kompetenzen, Cajal-Stift und wuschigen Haaren vorgestellt. Von anderem Bullshit wie Pilawas “Tour der Stars” ganz zu schweigen.

Wo die ARD lobenswert ist, ist der Einsatz des Digitalkanals “EinsPlus” in der Set-Top-Box Ihres Vertrauens. Dort werden die Tour-Etappen (auch an ZDF-Tagen!) in fast zweistündigen Zusammenfassungen zweimal wiederholt: 17h15 – 19h und gegen 1h30.

Am Samstag um 20h15 gibt es auf EinsPlus auch den Dokumentarfilm “Höllentour” von dem ich schon letzte Woche geschwärmt habe.

Die Übersicht übers Wochenende:

(more…)

Tour: J moins deux

Papier-Traingslager (Fortstzg.)

Heute nachmittag war es dann im U-Bahn-Kiosk fällig, das TOUR-Sonderheft zur Tour 2005, dass damit meine Sammlung an Magazinen komplettiert. Es kostet 3,50 oder 3,80 (ich habe es im zuhause liegen lassen).

Über den Inhalt braucht man nicht viel zu sagen: mit 160 Seiten schlägt es die Konkurrenz um einige Radlängen. Klar dass schon aufgrund der schieren Quantität so ziemlich alles abgedeckt ist, was auch die anderen Hefte machen.

Das Streckenprofil ist das besste aller Magazin, denn es enthält auch Durchfahrtszeiten. Zu den einzelnen Etappen gibt es zudem Kommentare von Jens Voigts.

Abzüge gibt es in der B-Note für ein etwas einfallsloses Layout, dass aus den gleichen Seitenvorlagen der alten TOUR-Tour-Beilagen produziert wurde. Zumindest hier hat die Procycling die Nase vorn. Also: wer Datenmaterial und Nachschlagewerk haben will, greift zum TOUR-Sonderheft (nicht zu verwechseln mit der normalen Juli-Ausgabe der TOUR) und wer mehr auf ausgesucht schöne Bildsprache steht, greift zur Procycling.

Rominger und sein Ferrari

Heute kaum noch vorstellbar, aber es gab Zeiten ohne Kabel und Privatfernsehen, da war es das Highlight des Jahres, wenn die ARD bei ausgewählten Tour-Etappen von 17h15 bis 17h45 eine Zusammenfassung brachte. Werner Zimmer saß in Saarbrücken und gab an das Watterott und Emig ab. Als der SR und der WDR anfing tatsächlich manchmal in den Dritten sogar eine ganze Stunde vorher auf Sendung zu gehen und der NDR sich ab und zu dranhängte, dann war es ein Feiertag.

Und dann bekam ich 1995 Kabel und damit EUROSPORT und es war wie Weihnachten: jeden Tag von 15h an, zwei Stunden. Und je mehr ich EUROSPORT sah, desto mehr verloren Watterott und Emig an Kultcharakter. Zu verdanken war es Peter Woydt und Rudi Altig die auf EUROSPORT, die den französischen Camembert Camembert sein liessen und stattdessen wirklich über den Radsport parlierten. Leider starb Woydt 1997 völlig überraschend wenige Tage vor der Tour. EUROSPORT improvisierte sich Kommentatoren zusammen (ich glaube damals bereits mit Karsten Migels), ehe es 1998 zugriff und den gerade beim ZDF freigesetzten Klaus Angermann nahm.

Ein Alptraum schien sich anzubahnen, Angermann war seinerzeit meine persönliche Haßkappenfigur, sozusagen der Vorläufer von JB Kerner. Keiner konnte beim Rudern so Deutschnational reportieren, wie der Angermann-Klaus.

Doch dann geschah ein Wunder. Angermann kommentierte und kommentierte unterhaltsam. Mitunter sehr schräg, mitunter hausbacken und altmodisch, aber es hatte einen gewissen Charme.

Dazu trug auch sein Begleiter bei, der Schweizer Tony Rominger. Wo Altig auf inzwischen Äonen alte Erinnerungen zurückgreifen musste, kam Rominger aus der Jetztzeit und konnte ein Radrennen “lesen” wie kein Zweiter. Rominger und Angermann wurden mein Radsport-Traumduo.

Radsport-Kommentatoren sind merkwürdige Vögel. Es gibt keine Spezie von Sportjournalisten die weniger gern von den schlimmen Seiten ihres Sports berichten, keine Reporter die schneller dabei sind, den Mantel des Schweigens über die Schlechtigkeiten zu hüllen.

Und auch dafür standen Angermann und Rominger wie keine Zweiten. Angermann besaß eine Mischung aus Idealismus und Naivität, hlaubte an das gute im Menschen und das Gesunde im Sport. Und Rominger war “mittendrin statt nur dabei”. Als ein Aktiver der nur wenige Jahre zuvor selbst an der Weltspitze gefahren ist und zudem auch als jemand bekannt war, der extreme medizinische Vorbereitungen unternahm, hatte jedes Doping-Gerücht bei der Tour auch ein bißchen mit ihm zu tun. 1997 hörte er mit dem Radsport auf, 1998 wurde er Co-Kommentator von Angermann. Die 98er-Tour war der “Sündenfall”, als erstmals der massenweise Gebrauch von EPO während der Tour aufflog.

Die Eiertänze die beide um die Dopingfrage herumführten, waren Kleinode in Sachen Verdrängung. Wer Angermann-Rominger hörte, wurde gewahr, wie groß die Beharrungskräfte innerhalb der Radsport-Verbände gegen strengere Dopingkontrollen war. Der ahnte was da alles aufgearbeitet werden musste.

Das alles sind Erinnerungen, die in mir hoch gekommen sind, weil in der aktuellen ZEIT sich ein längerer Artikel just mit der Zusammenarbeit zwischen Tony Rominger und seinem medizinischen Betreuer, dem berüchtigten Dr. Michele Ferrari beschäftigt: “Romingers Qualen“. Ferrari ist jener Arzt der auch Lance Armstrong betreut.

Der Artikel basiert auf Berichte eines anonymen italienischen Dopingfahners und einem Interview von Rominger und versucht den Aufstiegs Romingers mit Hilfe von Ferrari nachzuzeichnen, als prototypisches Beispiel wie Ferrari den gesamten Radsport veränderte, weil er EPO als Dopingmittel einführte. Die Ferrari-Methode:

»Ferrari fragt: Sag mir deine Trainingsmethoden, Resultate, deine Ernährung.« Dann Blutanalysen. »Er sagt: Mit deiner Ausstattung könntest du unter bestimmten Bedingungen viel erreichen.«

Phase zwei, »Ferrari gibt Nahrungszusätze. So lernt er den Charakter des Fahrers kennen. Wozu ist er bereit, wie groß ist seine Intelligenz, sein Hunger?« Ferrari kennt die Sportlerpsyche, er war Mittelstreckenläufer, Nationalteam. Er misst Rominger noch im Dolomiten-Lager aus, sagt ihm, seine Oberschenkel hätten die gleiche Hebelkraft wie die von Eddy Merckx. »An einem Abend«, sagt Rominger später, »ist er zu mir gekommen und hat gesagt: Du könntest ein ganz Großer werden. Er hat sonst nie Komplimente gemacht. Aber ich habe das auch nicht gebraucht.«

Phase drei beginne, sagt der Dopingjäger, wenn Ferrari ganz sicher sei, dass der Fahrer unbedingt wolle und den Mund halte. Dann mache der Arzt, dessen Beiname »Mr. 10 Prozent« laute, den Vertrag, und er erhalte ein Zehntel aller künftigen Einnahmen.

Ferrari ist nicht der erste der lt. ZEIT EPO in den Radsport einführt, aber der erste der es kontrollieren kann. EPO verdickt das Blut, wer nicht genau weiß wie es anzuwenden ist, stirbt den Herztod oder wird zum Dialysepatient. 20 Radfahrer sterben Anfang der 90er Jahre an Herzstillstand.

Rominger spricht in der ZEIT so offen wie nie zu EUROSPORT-Zeiten über den Druck:

Als Leader ist dann alles extrem. 1994 hat das Team Mapei in mich sieben bis acht Millionen Franken investiert, sie haben meine ganze damalige Mannschaft gekauft, nur weil ich dort noch einen Vertrag hatte, Mapei aber unbedingt einen großen Fahrer wollte, der Rundfahrten gewinnen kann. Da ging es nur um mich. Das sind 70 bis 80 Leute. Da muss Leistung da sein. Da müssen Resultate kommen. Das Allermindeste: In einer der drei großen Rundfahrten aufs Podium, besser gewinnen, und dann Siege bei anderen Rennen. Da muss dir jeden Tag bewusst sein: Wenn du nicht vernünftig fährst, sind 70 arbeitslos.

Die Etappen

Ich finde die Streckenführung der diesjährigen Tour sehr unharmonisch, sehr unorthodox. Von der Atlantikküste, knapp “unterhalb” der Bretagne geht es vier Etappen lang direkt ins Landesinnere gen Paris, nichts aufregendes. Nach einer kleinen Überfahrt geht es mit zwei Etappen gen Osten, das heißt der Norden Frankreichs fällt diesmal völlig aus. Etappe 7, 230km nach Karlsruhe ist wie geschnitzt für einen Ausreißversuch für Jens Voigt.

Mit dem ersten Wochenende geht es in Richtung Berge. Von Pforzheim aus geht es 231km in die Vogesen rein. Kurz vor Ende der 231km gibt es einen 26km langen Anstieg auf einen Berg der zweiten Kategorie. Am Sonntag 6 Berge in den Ausläufern der Vogesen ehe es nach einem Ruhetag volle Kanne in die Alpen geht.

Etappe 10, 192km, am Dienstag sieht zwei Alpen-Berge der ersten Kategorie. Zuerst der Cormet de Roselend (20km à 6%) und dann das Ziel am Courchevel (22,2km 6,2%). Der Tag darauf ist nicht minder monströs. Nach einer 30km langen Abfahrt geht es zum Col de la Madelein (HC, 25km, 6%), danach dem Col de Télegraphe (Kat. 1, 12km 6,7%) und Col du Galibier (17,5km, HC, 6,9%). Das Ziel liegt aber hinter einer 30km langen Abfahrt vom Galibier, so daß ich mich frage, ob dort wirklich die Favoriten auseinanderfliegen können. Wenn die Mannschaften auf dieser Etappe attackieren wollen, dann müssen sie es bereis am Col de Madeleine machen und dann gibt es ein Blutbad im Gesamtklassement.

Nach diesen beiden reinrassigen Alpenetappen Mitte der zweiten Woche geht es zu Flacketappen gen Mittelmeer.

Mit dem Samstag kracht es aber wieder, denn die erste Pyrenäen-Etappe ist wie geschaffen für eine Schlacht der verbliebenen Favoriten. 220km lang fängt die Etappe im Flachen an, mit einigen Hügeln, ehe nach der Verpflegungstelle eine immer steiler werdende Steigung zum Port de Pailhères einsetzt. Es geht 50km zum Berg der HC rauf, die letzten 15km mit 8%. Nach einer steilen Abfahrt geht es nocheinal 9km 7% zum Ziel in Ax-3-Domaines rauf. Wenn es heiß ist, werden die Pyrenäen Ullrich die Niederlage beibringen.

Am Sonntag die zweite Pyrenäen-Etappe: ein Rauf-runter-rauf-runter mit 6 Bergen der 2ten, 1ten und HC-Kategorie. Nach 205km wartet St.Lary-Soulan mit 10km Steigung un 8,3%. Aber ich glaube dass zu dem Zeitpunkt bei der Tour schon alle Messen gesungen sind, die Entscheidung über den Toursieger schon gefällt ist.

Nach einem Ruhetag geht es von den Pyrenäen ins Zentralmassiv. Wieder so ein Grund warum die Tour dieses Jahr “unklassisch” ist: Bordeaux ist kein Zielort.

Idiotischerweise gibt es das einzige Einzelzeitfahren am vorletzten Tag, am Samstag. 55km rund um Saint-Etienne, die Ausläufer des Zentralmassivs sind noch zu spüren und es gilt einen Berg der 3ten Kategorie zu stemmen.

Ich bleibe dabei: mir gefällt der diesjährige Streckenverlauf überhaupt nicht und mir stößt es auch übel auf, dass man anscheinend der Quote wegen, auf Krampf die Berge an die Wochenenden legt, mit entsprechenden Folgen für den Streckenverlauf,

Screensport am Donnerstag: Nach dem Confed ist vor der WM

Nicht viel los heute. Auf EUROSPORT gibt es diverses von den Mittelmeerspielen, wie z.B. beide Halbfinals im Handball und der erste Tag der Leichtathletik-Finals. Apropos Leichtathletik: vormerken für morgen: erstes Golden-League-Meeting des Jahres in Paris.

NASN bringt heute zwei Baseball-Übertragungen. Texas – LA Angels läuft dabei zu einer akzeptablen Zeit (20h).

Es ist das “Spitzenduell” der AL West, wiewohl beide Mannschaften 7,5 Siege trennen. Die Angels sind an der Westküste das Maß der Dinge. Den Vorsprung gegen die Rangers haben sie sich in den letzten 10 Tagen geholt, als sie in LA die Serie gegen die Rangers mit 3-0 abräumten und die Rangers danach auch noch die Serie in Houston verloren. Mit Chris Young haben die Rangers heute einen ordentlichen Pitcher am Start, der zuletzt gegen die Angels aber Probleme hatte (ERA 10,80) während für die Angels der unerfahrene Ervin Santana auf den Mount geht, der einen ganz lauen ERA hat.

Die Serie geht heute abend in ihr viertes und letztes Spiel. Texas konnte gestern nach zwei deutlichen Niederlagen (3:13, 1:5) mit 7:6 (Verlängerung 11tes Inning) erst mal den Sweep verhindern und könnte heute die Serie ausgleichen.

Die Baltimore Orioles haben mit einer verheerenden Niederlagenserie in den letzten zehn Tagen den Vorsprung ihres guten Saisonstarts aufgezehrt und liegen 2 Siege hinter den Boston Red Sox hin der AL East. Immerhin haben sie nach einen zusätzlichen freien Tag bekommen, da das gestrige Match gegen die Yankees dem Regen zum Opfer gefallen ist. Sechs Niederlagen aus den letzten 7 Spielen. Nun kommt Cleveland, die gestern von PREMIERE bei ihrer Niederlage in Boston gezeigt wurden. Die Indians haben einen gemischten Lauf aber immerhin die letzten zwei Serien gegen die Reds und in Boston gewonnen. Was bei den Ergebnissen beider Mannschaften in den letzten Tagen auffällt: die Orioles haben Probleme in der Offense, machen zuwenig Punkte aus ihren Hits. Anders die Indians: Punkte sind genügend auf dem Tableau, aber sie geben in letzter Zeit viele Punkte ab. Und jedesmal wenn sie nicht minimum 4, 5 Punkte bringen, haben sie Probleme Spiele zu gewinnen.

Nach dem Confed ist vor der WM

Neues in Sachen TV-Rechte. Die eine Meldung werden viele schon mitbekommen haben, weil sie gestern über die Ticker ging und heute in den Zeitungen steht. Daher zuerst die andere Meldung:

PREMIERE wird ab der nächsten Saison auch (Männer-)Volleyball übertragen und hat einen Vertrag mit VizemeisterDüren und dem deutschen Meister Friedrichshafen abgeschlossen, um die Begegnungen aus der Championsleague, sowie “ausgewählte” Partien der Bundesliga zu zeigen (Netzeitung).

Düren und Friedrichshafen haben dringest einen Fernsehpartner gesucht, da nur mit Fernsehübertragungen auch eine Teilnahme an der Championsleague möglich ist und sich beide Abfuhren von anderen Sendern wie z.B. dem SWR eingeholt haben.

Über die Konditionen wurde nichts gesagt, aber da Volleyball nicht zu den Kernsportarten von PREMIERE gehört, verwette ich ein Testikel darauf, dass die Vereine die Übertragung durch teilweise Kostenübernahme unterstützen werden.

Nach dem Confed ist vor der WM 2010

Am Finaltag des Confed-Cups gab die FIFA überraschend den Abschluß einiger Fernsehdeals für die WM 2010 in Südafrika bekannt.

Aus Deutschland werden ARD und ZDF in einem ähnlichen Umfang wie für 2006 dabei sein: 46 WM-Spiele, inkl. aller Spiele mit etwaiger deutscher Beteiligung (zum Vergleich: 2006 = 48/49 Spiele). Wieviel die öffentlich-rechtlichen Anstalten im Vergleich zu 2006 draufbezahlten haben, ist nicht bekannt.

Großer Gewinner, auch wenn auch hier der Preis nicht bekannt ist, ist PREMIERE, die wieder die Rechte an alle 64 Spiele gekauft haben und diesmal 18 statt “nur” 8 Spiele exklusiv senden können, davon minimum ein Achtelfinale und eines der vier Viertelfinals.

Damit zu den Verlierern: da wären zum einen alle deutschen Privatsender, die diesmal noch nicht einmal mir Krümeln abgespeist werden. Zweiter Verlierer: Günter Netzer und “seine” INFRONT-Rechteagentur. Der FIFA-Deal lief diesmal völlig an INFRONT vorbei, wurde direkt mit den Anstalten abgeschlossen. Kein Zwischenhändler der seinen Obulus einfordert.

TV-Rechte der wurden nicht in Deutschland abgeschlossen, sondern auch in Großbritannien (ITV + BBC), Frankreich (TF1), Italien (RAI, SKY), Japan und Spanien (TVE), auch dort bevorzugt Öffentlich-rechtlich. Auch für die anderen europäischen Ländern scheint die FIFA ein Abkommen mit der EBU und damit ÖRs zu bevorzugen.

Ich bin überrascht dass die FIFA die Fernsehrechte so früh verkauft hat, die 2006er-Rechte wurden erst vor einem Jahr vergeben und dass sie es nun wieder selber in die Hand genommen hat. Ich bin überrascht, das über die Verhandlungen kein Wort nach außen gedrungen ist.Dass soviele öffentlich-rechtliche Stationen den Zuschlag bekommen haben, erstaunt. Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die FIFA aus irgendeinem Grund verdammt schnell an viel Geld kommen musste.

Donnerstag

13h30 MLB ChiCubs – Milwaukee, NASN

16h30 Baltimore – NY Yankees, NASN

20h00 MLB Texas – LA Angels, NASN live

21h00 Mittelmeerspiele: Leichtathletik Finals, EUROSPORT live

1h00 MLB Baltimore – Cleveland, NASN live

FIA: Tag der Nichtentscheidung

Auf einer Pressekonferenz hat die FIA das Ergebnis der Verhandlung vor dem World Council bekanntgegeben bzgl. der sieben Teams die das Rennen von Indianapolis wg. Reifenproblemen “geschwänzt” haben.

Die Netzeitung meldet, dass die Teams in zwei Punkten für schuldig und in drei Punkten für nicht schuldig gesprochen werden. Das Strafmaß soll aber erst am 14ten September verkündet werden.

Das riecht so ein bißchen nach “Schaun’mer mal später was wir brauchen, um die Saison noch bis in den Oktober rein spannend zu halten.“.

Paul Stoddart soll übrigens der Zutritt zur Council-Sitzung verweigert worden sein.

Es waren teilweise auch wilde Gerüchte gestreut worden, dass das unter Bewährung fahrende BAR-“Huch, wir haben ja zwei Tanks”-Team von der WM ausgeschlossen werden sollte und BAR und Honda ihren sofortigen Rücktritt aus der F1 angekündigt haben soll. Wer weiß, die Verschiebung der Ankündigung des Strafmaß könnte vielleicht just deswegen auch vorgenommen worden zu sein, um hinter den Kullissen zwei Monate lang diplomatische Verhandlungen zwischen FIA und BAR/Honda durchzuführen.

Wer sich aber drei Monate Zeit für das Strafmaß läßt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob seine Regularien hinreichend wasserdicht sind oder nicht eher Willkür regiert.

Tour: J moins trois

Immer wieder beliebtes Thema des Radsports und in der Tour: Doping. Jean-Marie Leblanc, der noch drei Jahre lang die Tour leiten wird, zeigt sich in einem Interview überzeugt, dass wir es diesmal mit einer porentief reinen TdF zu tun haben. In Sachen Infrasturktur, so Leblanc, könne man nicht mehr gegen Doping machen, als die Tour machen würde.

Schlecht getimet, der Versuch das Thema Doping damit medial totzutreten. Heute vormittag wurde mittels Haftbefehl der litauische Rennfahrer Raimondas Rumsas in Italien festgenommen, eine Auslieferung nach Frankreich wird erfolgen.

Rumsas ist kein Unbekannter, war der überraschende Tourdritte 2002 (hinter Armstrong + Beloki). Am Tag nach Beendingung der Tour 2002 wurde Rumsas Ehefrau Edita an der französische Grenze mit bergeweise Präparate festgehalten, einiges davon auch als Doping verwendbar. Und wegen dieser Geschichte geht es nun vor Gericht. 2003 wurde Rumsas während des Giros auch noch positiv auf EPO getestet und für 1 Jahr gesperrt.

Rumsas ist derzeit bei keinem namhaften Team angestellt.

Le Boss

Wo Doping im Radsport, da auch Lance Armstrong nicht weit, den immer eine Dunstwolke von Vermutungen und Verdachtsmomente umgeben.

Der Franzose an und für sich, gibt einen feuchten Kehricht ums Doping – siehe Virenque – , von daher sind diese Dopingverdächtigungen gegen Armstrong nicht der Grund für die Antipathien mit denen man dem US-Amerikaner begegnet. In der NZZ wurde am Sonntag von einem Journalisten der L’Équipe gut beschrieben, was die “verkampfte Beziehung” zwischen Armstrong und den FRanzosen ausmacht: “Respekt für den Dominator

Armstrongs sehr amerikanische Art, sich in Szene zu setzen, wird vom französischen Publikum nicht goutiert – vor allem, weil es den Radsport als Teil seiner eigenen Kultur versteht. Der Monat Juli ist in Frankreich nicht nur gleichzusetzen mit Ferien, sondern auch mit der Tour, die man irgendwo am Rande der Strasse selbst miterlebt.

Entsprechend eng ist das Rennen mit der Geschichte des Landes und seinen gesellschaftlichen und politischen Bewegungen verknüpft. Darum hängen die Franzosen an der Tradition der Tour; geradezu eifersüchtig versuchen sie, die damit verbundene Kultur zu bewahren. Deshalb reagierten sie sehr irritiert auf die Ankunft des Unternehmers Bernard Tapie in den achtziger Jahren, der das Team rund um Greg LeMond lohnmässig in neue Sphären katapultierte. Der bis dahin äusserst volksnahe Sport verlor damit ein Stück seines Identifikationspotenzials. Die seit 1999 anhaltende Phase der Dominanz Armstrongs hat diese Entwicklung noch beschleunigt – zu sehr forciert der Amerikaner die minuziöse Professionalisierung eines Sportes, der lange nach alten Werten und Verhaltensweisen funktionierte hatte.
[…]
Wieso ist einer, der sechsmal die Tour gewinnt, nicht der populärste Fahrer des Feldes? Diese Frage hat sich der Amerikaner öfter gestellt, auch öffentlich. Und nach und nach hat er gemerkt, dass es klug wäre, sich etwas menschlicher zu geben. 2003, im Jahr, als er von Ullrich am härtesten bedrängt wurde, fing er darum an, sich vor den Kameras und Mikrofonen auch auf Französisch auszudrücken.

Diese Geste machte Armstrong sympathischer. Allerdings harmonierte sie nicht mit seinen Auftritten: Stets umgeben von einer Garde von Leibwächtern, gibt er das Bild eines privilegierten Menschen ab. Das passt nicht in die Vorstellung der Franzosen, wonach ein Champion stets nahbar und bescheiden sein müsse. Seine Beziehung zur Sängerin Sheryl Crow hebt ihn noch weiter über die Masse.

Papier-Trainingslager

Die Popularität einer Sportart läßt sich auch an der Anzahl der Sonderhefte ablesen, die auf den Markt geschmissen werden. Ein morgendlicher Besuch beim Kiosk zeigte heuer drei Typen von Sonderheften.

Die Pflichtübung

Zu den “Standards” gehört die Juli-Ausgabe der TOUR in der immer ein Sonderteil “Tour de France” eingelegt ist. Die TOUR hat wohl noch ein “richtiges” Sonderheft herausgegeben, welches ich aber nicht gefunden habe.

Das erklärt vielleicht auch warum die Beilage wie eine Pflichtübung wirkt. Ich habe es nicht nachgezählt, habe aber den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr weniger Seiten gibt. Es gibt eine lange Armstrong-Story (wer es noch nicht mitbekommen hat: Armstrong hört nach der Zielankunft in Paris mit dem Radsport auf), eine – Surprise – Ullrich-Story und eine Klöden-Geschichte. Dann folgt Seite um Seite das Streckenprofil und Kurzportraits von Tourfavoriten, das Reglement und schließlich die Fernsehzeiten. Nett: einige Photos die die Tour jetzt und zu Opas Zeiten vergleichen.

Keine Mannschaftsübersichten und das Streckenprofil enthält keinerlei Durchfahrts- oder Startzeiten.

Die Billigheimer

Der OZ-Verlag hat vom Redaktionsbüro Wipperfürth ein “Tour de France”-Heft produzieren lassen. Aus dem Hause OZ-Verlag kommen sonst Perlen wie “Diana Häkel Spaß”, “Lea Special Basteln”, “Stick-Spaß” oder auch “Anpfiff”.

“KAUFT MICH! KAUFT MICH!” schreit das Heft beim Zeitschriftenhändler, sozusagen die kleine billige Nutte im großen Zeitschriftenpuff. Die erste Anzeige im Heft: Klingeltöne. Das verwendete Druckpapier kaufe ich normalerweise dreilagig auf Rollen.

Eingeleitet wird das Heft mit dem gängigen Triumpvirat: Portrait Armstrong, Story Ullrich, Geschichte Klöden. Danach werden die Favoriten vorgesteltl, immerhin in der sinnigen Aufteilung nach Sprinter, Kletterer, Gesamtsiege.

Die Etappen werden zwar einzelnd auf auf je einer Seite vorgestellt, aber man drückt sich um die absolute Pflicht: Streckenprofile gibt es nur für Bergetappen, aber selbst da ohne die üblichen Legende wie “Bergkategorie”, “Verpflegung”, “Sprintwertungen”. Dafür hat man Marcel Wüst ködern können, der zu jeder Etappe 2-3 Sätze zu sagen hat.

Immerhin werden die Teams auch einzeln vorgestellt, allerdings mit teilweise nichtssagenden Sätzen. Nett hingegen die hinteren vier Seiten mit Statistiken der letzten Jahre.

Das Heft muss man sich nicht wirklich kaufen, wenn aber gerade nix anderes da ist…

De Luxe

Mir neu ist ein deutsches Rennsport-Magazin namens “Procycling“, was wohl die deutsche Lizenz eines britischen Monatsmagazins ist. Richtig fettes Papier, richtig guter Druck und die Photos auch ganz okay.

Die “Procycling”-Ausgabe im Juli kommt mit einem herausnehmbaren Sonderteil. Yep, herausnehmbar und damit Sieger in der “Vor dem Fernseher griffbereit hinlegen“-Kategorie. Im Sonderteil dann wieder die Storys zu Armstr… Nein! Die Jungs (und Mädels) sind cleverer!

Im Heft gibt es neben dem Sonderteil noch ein großes “Dossier”, in der die großen Tourstories abgenudelt werden. Aber, nein, was heißt “abgenudelt”: Es gibt auch nicht die üblichen 08/15-Stories, sondern z.B. ein Artikel mit Treffen von Vater-Sohn-Fahrern, wie die beiden Roches (Stephen + Nicolas), die beiden Bernaudea und den beiden Duclos-Lasalle. Es gibt eine lange Geschichte zur Vendée im Westen Frankreichs, es wird an den Tod von Fabian Casartelli vor 10 Jahren erinnert und die französische Radsportmisere analysiert.

Der Sonderteil “beschränkt” sich überwiegend auf nackte Fakten, abgesehen von einem ebenso langen wie überflüssigen Interview mit UCI-Präsident Hein Verbruggen.

Die Etappen werden auf je einer halben Seite prsentiert. Zur jeder Etappe gibt es ein ordentliches Streckenprofil und wird ein “Favorit” und ein “Geheimtipp” für den Etappensieg vorgestellt. Dazu, wichtig!, endlich eine Startzeit.

Schließlich bekommt jedes Team eine halbe Seite, auf der nach den Faktoren “Speerspitze”, “Geheimtipp”, “Schwachstelle” und “Prognose” Einschätzungen zu den Equipes gegeben werden, teilweise mit grenzwertigen Kommentaren “Den französischen Fahrer ist eine großzügige Presseberichterstattung sicher, egal wie sie fahren. Deswegen fehlt Ihnen die Motivation […]” – Klar, weil die französischen Fahrer außerhalb Frankreichs im Rennkalender alles in Grund und Boden fahren…

Abgerundet wird mit Fernsehkalender und Glossar.

Fazit: von den drei Heften sticht ganz klar das Procycling heraus, das mit 4,80 zudem auch nicht über Maßen teuer ist. Allenfals das TOUR-Sonderheft könnte Procycling noch aus dem Sattel fahren.

Screensport am Mittwoch. Der Hunger von ESPN: erst MNG, dann ABC

Zum Tagwerk: Der Confed-Cup, eine überdurchschnittlich amüsante Veranstaltung, geht heute ihrem Ende entgegen. Achtung, das Spiel um Platz 3 mit Deutschland beginnt um 17h45 (nicht 18h!). Was den “Superclassico” um 20h45 angeht, hege ich irgendwie Zweifel, das Brasilien das Spiel für voll nimmt. Schaun mer mal.

Wer nicht auf Leder steht, kann auf PREMIERE ein 19h-Baseballspiel live und unverschlüsselt ansehen. Die Red Sox sind in den letzten Tagen stramm an den Orioles vorbeigezogen und dominieren derzeit die NL East.

Verstärkte Berichterstattung der Mittelmeerspiele auf EUROSPORT, u.a. mit Handball (Viertelfinals) und Schwimmen.

ESPN, formerly known as ABC Sports

Völlig unbemerkt an mir vorbeigezogen, ist vor dem Wochenende die Meldung, das ABC Sports – also die Sportredaktion des US-Senders ABC – von ESPN geschluckt worden ist. Beide, ABC und ESPN, unterstehen der gleichen Konzernmutter, der Walt Disney Company.

Alle Aktivitäten und Organisationen des Sports bei ABC werden von ESPN aus gelenkt. ESPN wird sogar die Rechteverhandlungen für ABC durchführen und ggf. entscheiden, was auf ESPN und was auf ABC läuft.

Die Meldung kommt nur wenige Tage nach Ende der NBA-Finals die von ABC übertragen wurden und nur wenige Wochen nachdem bekanntgegeben wurde, das ABC nach 35 Jahren Anfang 2006 die Übertragung des NFL Monday Night Games abgeben wird. Die Rechte des Monday Night Games wandern danach zu ESPN.

Die Zerschlagung von ABC Sports kommt nicht von ungefähr. Jahrelang hatte ABC vergeblich versucht mit verschiedenen Konzepten den Quotensinkflug des MNG zu stoppen. Vergeblich. Und nun die NBA-Finals, mit den schlechtesten Ratings einer 7-Spiele-Serie aller Zeiten, stellenweise nur im einstelligen Prozentpunkt-Bereich. Da ist es geradezu glücklich, dass die NHL pausierte und nicht auch noch der Stanley Cup ABCs Rating in den Keller bombte. Und was soll man sagen: ABC ist derzeit im Abendprogramm auch ohne Sport, dank Serien wie “Desperate Housewives” sehr gut aufgestellt.

Analysten sehen in diesem Move den generellen Trend zu stärkeren Kabelsendern und schwächeren Networks, also den große Senderketten ABC, CBS, NBC und FOX. Siehe auch das Monday Night Game, das sich anscheinend nur noch im Kabel refinanzieren ließ. Und sie abschreckend schwachen Ratings des NBA-Finals zeigen, dass sogar der Basketball möglicherweise nichts bei einem großen Network verloren hat. Das wird bei den nächsten Vertragsverhandlungen auch nochmal spannend.

Mittwoch

12h30 MLB Red Sox – Cleveland, NASN

15h30 MLB LA Dodgers – San Diego, NASN

17h45 Confed-Cup Platz 3 Deutschland – Mexiko, ARD + PREMIERE live
(Kommentator ARD: Steffen Simon)

19h00 MLB Red Sox – Cleveland, PREMIERE live + unverschlüsselt

19h00 MLB ChiCubs – Milwaukee, NASN

20h45 Confed-Cup Finale Argentinien – Brasilien, ARD + PREMIERE live
(Kommentator ARD: Gerd Rubenbauer)

1h00 MLB Baltimore – Yankees, NASN live

Tour: J moins quatre

Ab Samstag sollst du nicht mehr darben, Sportsfreund, denn dann gibt es 21 Nachmittage lang Futter: die Tour de France radelt 2005 in einem merkwürdigen Patchwork durch Frankreich.

Ich habe kurz überlegt ob ich fürs Büro einen DVB-T-Empfänger kaufe (EUROSPORT wird in Hamburg digital via Antenne ausgestrahlt), werde es aber wohl beim Audio-Stream belassen und dann am Nachmittag, wenn France Inter mit seiner Übertragung anfängt, auf die Franzosen umschalten.

Am Wochenende fanden zahlreiche nationale Meisterschaften statt. In Italien hat Enrico Gasparotto (Liquigas, Fahrer nicht nominiert) den Sprint gewonnen, in Deutschland wurde Erik Zabel im Sprint auf Platz 3 verwiesen, es gewann Gerald Ciolek (Interview ARD). In Holland wurde es Leon van Bon (Davitamon, für die Tour nominiert), in Spanien Juan Manuel Garate Cepa (Saunier Duval, nominiert), Dänemark Lars Back (CSC, nicht nominiert). Serge Baguet (Davitamon, nicht nominiert) wurde nach Sprint Belgiens Meister und in der Schweiz Martin Emilger (Phonak, nicht nominiert).

Neuer französischer Meister wurde Pierrick Fédrigo von Bouygues Telecom. Fédrigo nimmt damit seinem Teamkollegen Thomas Voeckler das Tricolore-Trikot weg. Während Voeckler letztes Jahr durch seinen nimmermüden Einsatz bei der Tour in die Herzen der Franzosen gefahren ist – nach dem Karriereende von Virenque haben die Franzosen überhaupt keinen anderen charismatischen Fahrer mehr – gilt Fédrigo als blaß Arbeiter.

Nach der Meisterschaft hat Bouygues Telecom gestern seine Nominierungen für die Tour bekanntgegeben:

Bouygues Telecom

Walter Bénéteau – der Fahrer der am stärksten auf der Kippe stand, nicht zuletzt wegen privater Probleme zu Beginn der Saison. Aber letztendlich entschied seine derzeit exzellente Form
Laurent Brochard
Pierrick Fédrigo – der Meister
Anthony Geslin
Laurent Lefèvre – Nach erfolgter Vertragsverlängerung ist die Tour die Belohnung
Jérome Pineau
Didier Rous
Matthieu Sprick – das Talent soll für die Zukunft aufgebaut werden
Thomas Voeckler – der Volksheld