Tour 2007, #4: Villers-Cotterêts – Joigny

[17h57] Ich lese gerade Jan Ullrichs Anmerkungen zum L’Équipe-Interview auf seiner Homepage. Bin ich zu spitzfindig oder haben die deutschen Medien eine sich ankündigende Sensation überlesen?

[Ich] werde zu meinem Wort stehen und Euch Fans meine ausführliche Meinung zu den Ereignissen des letzten Jahres mitteilen […] ich werde mein Wort in den nächsten Wochen einhalten.

“In den nächsten Wochen”? Will Jan Ullrich “in den nächsten Wochen”, also nach der Tour anfangen zu reden? Oder vestehe ich ihn da miss?

[17h48] Das Interesse an dieser Etappe scheint bei den Franzosen nicht groß zu sein. Der L’Équipe-Ticker macht schlapp, meldet mir nich die anderen Plätze im Sprint und auch bei RMC begnügt man sich mit den Namen Hushovd und beschäftigt sich mit dem Sturz von Rémy Di Gregorio zu beginn des Nachmittags, der auf den Ellenbogen gefallen ist und während der ganzen Etappe versuchte Anschluß an das Peloton zu gewinnen.

Die Etappe: Hushovd vor Hunter/BAR und Freire/RAB.

Hushovd dank der Zeitgutschrift auf Platz 2 der Gesamtwertung, 29″ hinter Cancellara.

[17h40] Pünktlich zum Sprint sind die beiden ARD-Streams weggebrochen. Bereits zuvor hinkte der Windows Media-Stream auf den Schlußkilometern knapp 1km hinter dem Real Stream her.

Thor Hushovd/CA gewinnt die Etappe relativ problemlos, unangefochten von den Konkurrenten mit großen Namen.

[17h36] Das Feld rauscht heran. Noch 2km. Es wird der Massensprint.

[17h34] Auch die eher langgezogenen, breiten Straßen verunmöglichen Ausreißversuche. Noch 4km.

[17h31] Die Ausreißer sind eingeholt. Ein Kreisel wird zur Beschleunigung genutzt. Die Mannschaften bereiten den Sprint vor, halten das Tempo hoch um Ausreißversuche zu minimieren.

[17h30] 7km zu fahren. Knees und Flecha trennen nur noch 100m vom Feld. Dabei fährt das Peloton gerade nicht wirklich Höchstgeschwindigkeit, fährt als fette Wulst um die langgezogene Kurve der gut ausgebauten Bundesstraße.

[17h28] Ausreißversuch von Sprick, gefolgt vom aggressiven Knees und Flecha, die versuchen die wenigen Sekunden wieder auszubauen. Aber nach einer Minute geben sie auf. Sehen das Feld hinter sich. Einige Sekunden später ein neuer Versuch, wieder Knees, der nicht aufgeben will.

[17h26] Die Ausreißer dürften bald die Beine hängen lassen, denn auf diesen Straßen müsste der Blickkontakt bald hergestellt sein. Im Feld sieht es bunt aus. Viele Mannschaften vorne.

[17h25] Der Vorsprung nun unter 30 Sekunden und etwas mehr als 10km zu fahren, auf einer gut ausgebaut Straße, allerdings mit wenig Schutz vor den Winden.

[17h12] RMC erzählen gerade von einem neu erschienenen Buch eines Ex-Radsportlers “From Lance to Landis” von David Walsh, u.a. mit einer Episode: als Armstrong auf der Tour 2004 gehört hat, das Landis das Team Discovery gen Phonak verlassen würde, hat er aus Rache alle Blutbeutel von Landis im Klo runtergepült, damit Landis in der Tour schlecht abschneiden würde.

Eine Episode die allerdings mehr der Belustigung der Hörer dient, als Fundamentalkritik gegen Dopoing ist.

[17h09] Der Vorsprung rutscht gen 50s. Knees/Milram fährt einige Meter vorneweg, während der sportliche Leiter von Chavanel bei RMC sagt, dass es keinen Sinn macht für die Ausreißer noch irgendwelche Aktionen zu starken. Das Peloton wäre zu nahe dran.

[17h07] Noch 25km und noch knapp 60s Vorsprung. Alles spricht wieder für einen Massensprint. Der ARD-Stream bricht wieder mehrmals zusammen. Wie gut dass ich aber trotzdem schon mal volle GEZ-Gebühren für meine Bürorechner zahle, während die ARD ihre Kapazitäten erst noch ausbauen muss.

[16h57] Die eingeblendete Statistik ist interessant. Bei den Ausreißern beteiligen sich Sprick und Chavanel, die beiden Franzosen, relativ wenig an der Führungsarbeit.

[16h54] Es geht langsam ans Eingemachte des heutigen Tages. Noch 33km und etwas über 90 Sekunden Vorsprung. Nach den beiden Bergwertungen steht fest das Augé das Bergtrikot behalten kann.

Das Peloton scheint zu Beschleunigen. Das Feld schlängelt sich wie ein Finger um die Kurven. Der Rückstand bleibt aber recht stabil.

[16h48] SPIEGEL Online bringt eine dpa-Meldung wonach Jan Ullrich über das Interview nicht begeistert ist. Auf seiner Homepage erklärt er, dass er unglücklich über den Zeitpunkt ist (ich habe es gestern erwähnt, aber die meisten deutschen Medien haben es unterschlagen: das Interview wurde am Tag des Zabel/Aldag-Geständnisses gemacht, ist also einige Wochen alt) und unglücklich über einige Übersetzungen und Formulierungen.

Unser Mitgefühl gilt dem unverstandenen Jan Ullrich (Hat Tip: Jens).

[16h42] Eben wurde die Kathedrale von Sens eingeblendet. Sens ist die nächstgrößere Stadt in der Nähe und dort wo meine Großeltern Einkaufen gingen. Liegt an der normalen Bahnlinie Paris – Dijon – Lyon. Die Kathedrale stellt eines der wenigen Highlights der Stadt dar. Ansonsten gibt es nicht viele alten Bauten. Sehenswert ist aber wie die Stadt teilweise zwischen dem Fluß Yonne und den Abhängen kleiner Berge einklemmt ist, was teilweise ein faszinierendes Panorama ergibt.

[16h37] Die Tour ist derzeit ungefähr 110km, 120km von Paris entfernt und noch in der “Pendlerzone” der Metropole. Mit dem Schnellzug fährt man eine Stunde, mit der Regionalbahn anderthalb Stunden. Der Hausbau hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Während es früher vorallem alte Leute waren, die sich zum Ruhestand ein Haus gebaut haben, sind es immer mehr junge Familien die in der nächsten Großstadt oder in Paris arbeiten.

Eine Nebenwirkung: die kleinen Lieferwagen der Metzger, Fleischer, Bäcker oder Obst-/Gemüsehändler, die früher noch mehrmals die Woche kamen und eine Viertelstunde mit Hupen und Glockengebimmel anhielten um in den Straßen ihre Waren an die Einwohner zu verkaufen, haben alle ausnahmslos dicht gemacht.

Stattdessen fährt man nun 10-20km mit dem Auto um in den nächsten Hypermarché seine Wocheneinkäufe zu machen.

[16h34] 48km zu fahren, 1’55 Vorsprung. Das Feld nutzt die volle “Breite” der Straße aus (es fahren also zwei Fahrer nebeneinander). Das erklärt warum der Vorsprung der Ausreißer derzeit wieder stabil bleibt.

Gerade packt es einen Cofidis-Fahrer im Feld in den Straßengraben, wie um zu unterstreichen, dass die Straßen wirklich nicht breit sind.

[16h32] Die kleinen Dörfer haben es sich hingegen zu eigen gemacht, den Verkehr nach Kräften zu verlangsamen. Selbst in Tausend-Seelen-Dörfer gibt es nun überall Einbahnstraßen um den Verkehr im Zickzack durch das Dorf zu leiten und an jeder Gieskanne wird ein Stopp-Schild aufgestellt.

[16h30] Ich hab mal den ARD-Stream zugeschaltet. Diese schmalen Landstraßen auf denen die Fahrer nun unterwegs sind, sind nur bei wohlwollender Auslegung so breit, dass zwei Autos vorbeipassen. Es schnürt einem die Kehle zu, wenn die Verwandten mit Tempo 80-90 durch die kurvigen Straßen heizen, im Gottvertrauen darauf, dass sie jeden Knick kennen und wissen um welche Uhrzeit wo Autos zu erwarten sind.

Gerade das ländliche Frankreich ist durchzogen mit solchen Straßen. Kein Vergleich mit Deutschland und seinen Pfosten und Leitplanken.

[16h27] Es geht gen zweiter Bergwertung, knapp 50km noch zu fahren und der Vorsprung der fünf Ausreißer wird auf unter 2 Minuten gedrückt.

[16h07] Die Tour ist nun im Département Yonne (Autokennzeichen: 89). Die Städte Thorigny-s-Oreuse und Voisines, durch die die Tour gleich durchfährt, bilden mit dem Dorf meiner Großeltern ein Dreieck von knapp 5km Größe.

Hinter Voisines fährt die Tour über/unter der Autobahn A5 durch, die eine Art Parallelautobahn zur A6 Paris – Lyon darstellt. Diese Autobahn ist erst 4-5 Jahre alt. Die Autobahn führt knapp 300m am Haus meiner Großeltern vorbei und hat den alten Weg zum Wald hinterm Haus abgeschnitten. Ein Teil der riesigen Weizenfelder wurde für eine Autobahnraststätte und einer Polizeistelle plattgemacht.

Es ist nicht laut. Es ist nicht mehr als ein Grundrauschen was man bei offenen Fenstern im Haus hören kann. Jedesmal wenn ich im Gästezimmer im ersten Stock aus dem fenster schaue, nach Südost, auf die Autobahn die durch die Hügel und Feldern reinschneidet und hinter den Kuppen Richtung Villeneuve verschwindet, sehe ich kaum Verkehr. Egal ob tagsüber oder abends, ob wochentags oder am Wochenende. Nicht mehr als zehn bis zwanzig Autos pro Minute.

Die Autobahn war aberwitzig lange geplant worden. Knapp 20 Jahre. Sie wurde dann irgendwann auf Eis gelegt, weil just im Dorf meiner Großeltern auf dem Grund der geplanten Autobahn eine alte römische Siedlung entdeckt wurde, die erst ausgegraben und abgetragen werden musste, was locker 4-5 Jahre gedauert hat.

Die Autobahn hat also den Waldweg nordöstlich von meinen Großeltern abgeschnitten. Im Süden ist es die TGV-Linie Paris – Lyon die die Radfahrer heute auch noch passieren werden, die den Weg abschneidet. Wo man einst “querfeldein” in die nächstgrößere Stadt, 6km entfernt, Sens, gehen konnte, muss man heute eine von zwei Unter- bzw. Überführungen nehmen. Die TGV-Trasse ist vollständig eingezäunt.

Seit des Baus der TGV-Trasse und der Autobahn fühlt es sich irgendwie “beengt” an.

[15h51] Zitat vom Motorrad-Reporter Fred, RMC: “Beeindruckendes Bild. Hinter der Verpflegungsstelle stehen knapp sechzig Fahrer am Straßenrand und pissen.

[15h41] Es gab übrigens gestern im Fernsehen einen Vorgeschmack dessen was den Zuschauer in den Bergen erwartet, wenn irgendein Held den Rest des Feldes in Grund und Boden fährt…

Der US-Amerikaner Tyson Gay hat gestern in Lausanne bei kühlen Bedingungen unglaubliche 19″78 herausgelaufen und bereits in der Kurve locker 5m Vorsprung auf die namhafte Konkurrenz herausgelaufen. Die 19″78 waren locker herausgelaufen, auf den letzten 10-20m nur noch ausgetrudelt.

Das war ein derartiger Klassenunterschied, das ich nicht umhin kam und ans Urinröhrchen und Blutprobe denken musste.

Es ist ein erster Vorgeschmack auf die Ratlosigkeit gegenüber solcher athletischer Dominanz, wie sie es wohl auch bei dieser Tour auf den Bergen geben wird. Man wird sich mühsam Indizien suchen müssen, wie z.B. die Durchschnittsgeschwindigkeit und die Leistung in den Etappen davor und danach, um sich seinen Reim drauf zu machen. Gleichzeitig kann man nicht negieren, dass es auch mal “übermenschliche Leistungen” oder den “Hungerast” geben kann.

[15h34] Kurz zum Renngeschehen.

4te Etappe, 193km, hügelige Landschaft im Burgund. Aktuell 90km noch zu fahren. Es führt eine 5köpfige Ausreißergruppe mit 3min44:
Sylvain Chavanel/COF
Matthieu Sprick/BTL
Gorka Verdugo/EUS
Juan Antonio Flecha/RAB
Christian Knees/MRM

Die Gruppe ist nach knapp 35km ausgerissen, auf der Abfahrt hinter der ersten Bergwertung. Der Vorsprung ist wohl nie auf mehr als 4min angestiegen, da mit Chavanel ein potentieller Spitzenreiter bei den Ausreißern dabei ist und CSC soll bislang drauf geachtet haben, dass da nichts anbrennt.

[15h18] So, mit dem Einstieg in die Rundfunkreportage von RMC bin auch ich drin.

Im Vergleich zu der gestrigen Ausgabe der L’Équipe, bot die heutige Ausgabe recht wenig Stoff. Stoff kommt dagegen vom ZDF in Form einer Pressemitteilung, die auf einen Beitrag im gestrigen Heute Journal hinweist. Darin deckte Reporter Hermann Valkyser schlampige Dopingkontrollen bei der Tour auf. Radfahrer die zur Dopingkontrolle aufgerufen wurden, konnten danach längere Zeit sich ohne Beobachtung auf die Kontrollen vorbereiten. Ein Verstoß gegen die Richtlinien der WADA (eien Art Welt-Anti-Doping-Behörde), die besagen dass die Personen ab der Benachrichtung unter Beaufsichtigung bleiben muss.

Kurios dass das ZDF für die Veröffentlichung dieser PM 16 Stunden gebraucht hat. Presseecho heute: gleich null.

In die gleiche Kerbe haut in einem STERN-Interview Richard Pound, WADA-Chef, aus dem die Netzeitung heute mittag zitiert. Pound hat ein ähnliches Problem wie Prof. Werner Franke. Wer permanent mit maximaler Lautstärke “Feurio” ruft, dem wird sehr schnell keiner mehr zuhören. Pound hat sich z.B. letztes Jahr in Kanada verbrannt, als er voreillig der NHL des Dopings beschuldigte.

Pound hat aller Wahrscheinlichkeit nach recht, wenn er davon ausgeht dass in der NHL gedopt wird. Dummerweise stand er mit leeren Händen da, hatte keine Beweise, keine Untersuchungsergebnisse und so war es ein leichtes für die NHL-freundlichen Medien Pound als Kläffer bloßzustellen, der nur spielen will. Inhaltlich mag Pound recht haben, aber sein Verhalten war in dieser Medienwelt unclever.

Screensport am Mittwoch: Handball, Sieger nach Punkten

Abteilung Attacke Uli Hoeneß hat gesprochen und die Medien hängen an seinen Lippen. Diesmal geht es um ARENA und PREMIERE. Hoeneß sieht das auf die DFL zukommende Problem, wenn mit PREMIERE nur noch ein Pay-TV-Anbieter sich um die Bundesliga-Rechte müht: “Ich habe kein Verständnis für das, was da passiert. Ich möchte nicht abhängig sein von Herrn Kofler. Das ist kein Honigschlecken.” und fordert Konkurrenz in dem Bereich.

Nur was machen? Welches Private Equity-Unternehmen würde nochmal sowas wie die Etablierung einer PREMIERE-Konkurrenz wagen? Ich sehe vier Möglichkeiten. Erstens: die DFL macht ihren eigenen Sender auf. Zwotens: einer der großen Medienkonzerne (also: RTL oder ProSiebenSat.1/SBS) hängt sich mit seinen Ressourcen rein. Drittens: das Paket wird aufgeschnürt und die PREMIERE-Konkurrenz langsam aufgepäppelt. Will sagen: das Gros der Rechte ginge an PREMIERE und die Freitags- oder Sonntagsspiele zu einem kleinen Pay-TV-Betreiber. Viertens: ein Telekommunikationsunternehmen kauft sich als Seiteneinsteiger rein.

Die erste Variante dürfte wegen der notwendigen Investitionen erst einmal flach fallen. Bei der vierten Variante sieht es ähnlich aus, zumal keiner der bisherigen IPTV-Angebote auch nur ansatzweise ausreichende Verbreitung hat, ganz zu schweigen von der Problematik der auf dem Land lebenden Menschen, fernab von allen DSL-Leitungen. Das Theater um ARENA hat die Probleme rund um die Distribution sehr schön gezeigt. Die dritte Variante würde nur langfristig sich auszahlen und das Wort “langfristig” kennt der Bundesliga-Duden nicht. Wenn die zweite Variante forciert werden soll, dann waren Hoeneß’ Worte nichts anderes als eine laut ausgesprochene Einladung an RTL und ProSiebenSat.1/SBS mal mit den Verantwortlichen der DFL zu sprechen.

The Winner is Handball

Das Rennen um die Mannschaftssportart Nummer zwei hinter Fußball, scheint gelaufen zu sein. Nicht Eishockey, nicht Basketball. Dank WM ist der Handball nahezu uneinholbar nach vorne geprescht, wie Erik Eggers in einem Artikel für die FR beschreibt.

Demnach bereitet die ARD einen “Plan B” vor, für den Fall dass PREMIERE bei den Bundesliga-TV-Rechte-Verhandlungen Erfolg haben sollte und die Sportschau ab Sommer 2009 ohne Bundesliga-Kick auskommen muss.

Mit Beginn der neuen Saison ab 25ten August zeigen die dritten Programme des NDRs und WDRs Samstags ab 17h30 eine halbstündige Handball-Bundesliga-Sendung “Liga 1” mit Zusammenfassungen von drei HBL-Spielen. Geplant ist die Sendung bis Sommer 2009 und die ARD macht kein Geheimnis dass beim Wegfall der Bundesligarechte die Sendung als Sportschau-Ersatz in die ARD gehievt werden könnte.

Erik Eggers erwähnt außerdem in seinem Artikel dass der Sendestart von sportdigital.tv auf Satellit und im Kabel noch im August erfolgen soll. Dieser Sender würde das Programm der beiden Schienen der Internetplattform hbl.tv und bbl.tv übernehmen.

Das bittere an dieser Geschichte, so bizarr es sich zuerst anhören mag: die Sportlandschaft im fernsehen wird monotoner. Wie aas-Leser Schreinert in einem Kommentar vor einigen Tagen feststellte, wird der WDR nach den Sommerferien sein Sportprogramm umkrempeln. Dabei fliegt das Allround-Magazin “Sport im Westen” nach 32 Jahren mangels Einschaltquoten raus.

Der WDR wird stattdessen gemeinsam mit dem NDR ein halbstündiges Regionalligamagazin “Liga 3” ausstrahlen, das in der halben Stunde vor der Handball-Sendung “Liga 1” kommt. Arnd Zeigler soll sonntags nach Mitternacht vermutlich nach dem Vorbild von BBC Radio Five Lives “606” eine Call-In-Sendung im Fernsehen machen. Montag soll es ein kritisches Hintergrundmagazin geben.

Es wird ferner vermehrt auf Live-Sport gesetzt. Die Kurzberichterstattung abseits des Fußballs und Handballs wird in die Regionalmagazine verschoben.

(Quelle: Kölnische Rundschau, Kölner Stadtanzeiger)

Mittwoch, 11.7.2007

10h00 CFL: Saskatchewan Roughriders – Calgary Stampeders, NASN Tape
Whl: Do 19h30

12h00 Offizielle Präsentation von Christoph Metzelder bei Real, Real Madrid TV
Keine Whl

14h45 Tour 2007: Villers-Cotterêts – Joigny, 4te Etappe, 193km, ARD + EUROSPORT live

18h30 Fußball: FC Schaffhausen – FC Bayern München, BÄH live

19h00 Fußball, Österreich, 1ter Spieltag, PREMIERE live
Sturm Graz – Austria Wien, Whl: 22h30, Do 23h30, Sa 6h15
Konferenz, Whl: 0h15, Do 16h

1h45 U20-WM: USA – Uruguay, Achtelfinale, EUROSPORT 2 live

2h45 Copa America: Argentinien – Mexiko, Halbfinale 2, ARENA live
Whl: 5h45, Do 12h, Kommentator: Carsten Fuß

Vorschau auf Donnerstag

13h30 Basketball, U19-WM: Litauen – Frankreich, EUROSPORT 2 live
14h45 Tour 2007: Chablis – Autun, 5te Etappe, 182,5km, ZDF + EUROSPORT live
18h00 Basketball, U19-WM: China – Serbien, EUROSPORT 2 live
20h30 Basketball, U19-WM: Türkei – Australien, EUROSPORT 2 live
20h45 U20-WM: Österreich – Gambia, Achtelfinale, ORFsport+/TW1 Tape
22h45 U20-WM: Argentinien – Polen, Achtelfinale, EUROSPORT live
22h45 U20-WM: Sambie – Nigeria, Achtelfinale, EUROSPORT 2 live
1h00 MLB: Boston Red Sox – Toronto Blue Jays, NASN live
1h45 U20-WM: Chile – Portugal, Achtelfinale, EUROSPORT 2 live
5h30 Lacrosse, MLL: NJ – Philadelphia, NASN Tape

Tour 2007, #3: Waregem – Compiègne

[18h44] Morgen die 4te Etappe Villers-Cotterêts – Joigny, 193km, etwas hügeliger als heute. Vorallem: 40km vor der Zielankunft führt die Strecke knapp 5km vom Haus meiner Großeltern entfernt durch den Nachbarort (Voisines).

[18h37] Ganz großes … äh … Tennis… Die vier Ausreißer vertändeln das Ding auf der Zielgerade, als 500m vor dem Ziel das Gelbe Trikot Cancellara aus dem Peloton rausfährt, die vier einholt und vorbeirauscht.

Im Peloton positionieren sich die Sprinter und versuchen Cancellara noch einzuholen, aber Cancellara zieht den ganz langen Sprint durch und gewinnt mit einer Radlänge vor Zabel, Naplitano und Boonen.

Was für ein Coup von Cancellara!

[18h35] Noch ein Kilometer und das Pelonton kommt kaum durch die engen Straßen. Es wird eng, es wird eng. Das Pelonton kommt ran, die vier Ausreißer schauen sich an. Cancellara kommt raus, fährt heran…

[18h34] Die vier Ausreißer wieder zusammen, zögern. Sie fahrne nun in die enge Stadt rein, was das Pelonton verlangsamen könnte. Willems attackiert wieder.

Nun die 90 Grad-Kurven.

[18h32] Willems attackiert 3km vor dem Ziel. Auf der Geraden ist nun das Pelonton zu sehen. Immer noch 27s. Vogondy geht nach.

[18h31] Die Ausreißer nun auf einer elendig langen Geraden. 4km und 30 Sekunden Vorsprung.

[18h29] Nach kurzem Zögern schmilzt nun der Vorsprung rapide. Noch 5,5km und 44 Sekunden. Es läuft jetzt bei den Ausreißern nicht rund, wo Willems und Ladagnous keine Führungsarbeit mehr machen, sondern nur lutschen oder sofort wieder aus dem Kreisel rausfahren.

[18h28] Das Peloton verliert nun Zeit, man zögert nun mit der Führungsarbeit. Der Rückstand bleibt nun bei konstant 70 Sekunden. Nun setzt sich wieder QuickStep und Milram vorne.

[18h26] Quickstep, Lotto, T-Mobile und Lampre sind vorne. Noch 8km und 1’17. Die Ausreißer wechseln sich nun wieder ab.

[18h24] Nun sprengt es die Ausreißer auseinander. Willems attackiert, Augé geht dahinter und fängt ihn ein. Das Peloton ist bei 9km vor dem Ziel nur noch 80 Sekunden dahinter. Lampre hat sich vorne positioniert.

Uh, Oh, die Ausreißer belauern sich. Die sind tot. So werden die das nicht packen.

[18h17] Der Vorsprung der vier Ausreißer nimmt nun ungefähr pro Minute Echtzeit um 10 Sekunden ab. Teilweise fährt man 50kmh. Das Peloton langgezogen über mehrere hundert Meter, macht wirklich Tempo.

[18h15] Die Wettervorhersagen liegen auch heute daneben. Eigentlich hätte es seit 17h am Zielort Compiègne schütten sollen, tatsächlich ist der Himmel nur grau, die Straßen etwas feucht, aber sonst nichts weltbewegendes.

Noch 17,5km und 2’12 Vorsprung. Bei RMC wird nun en Detail die Zielankunft besprochen, die einige sehr scharfe Kurven hat, einige Kopfsteinpflaster-Teile besitzen soll und zudem enge Straße hat.

[17h54] Die Bergwertung, 34km vor dem Ziel, wird locker und ohne Gegenwehr von Augé genommen. Augé macht noch nicht einmal Anstalten so etwas wie ein Sprint anzusetzen.

Vorsprung des Quartetts: 3’21.

RMC hatte eben den sportlichen Leiter von Discovery Channel, Bruyneel am Mikro gehabt, der Gerüchte bestätigte, wonach Lance Armstrong derzeit in den USA auf der Suche nach einem geldgeber ist, der das Team nach dem Absprung von Discovery weiter leitet.

[17h39] Da ich inzwischen zuhause bin, kann ich die Bilder des Maroilles hochladen. Wie gesagt: irgendwo zwischen Schorf und Eiter.

[17h29] Knapp 50km vor dem Ziel ist bewegung ins Feld reingekommen. Zu Matthieu Ladagnous/FDJ und Nicolas Vogondy/AGR sind nun Frederik Willems/LIQ und Stéphane Augé/COF hinzugestossen und haben nun knapp 4min Vorsprung.

Zumindest das Begehr von Augé ist klar: er ist momentan punktgleich mit David Millar für das Bergtrikot und wird versuchen mit zusätzlichen Punkten bei der Vôte de Blérancourt sich das Trikot zu holen.

[16h36] In einem Interview sagt einer der sportlichen Leiter dass er nicht damit rechnet dass sich vor der Bergwertung 35km vor dem Ziel irgendwas tut.

[16h30] Helles Entsetzen bei den RMC-Kommentatoren: die Ankunft der Fahrer soll nun nicht vor 18h30 sein.

[16h18] Thema bei RMC ist nun die Langeweile auf dieser Etappe, denn es tut sich nichts. Der Abstand zwischen den beiden Ausreißer und dem Feld hat sich nun auf viereinhalb Minuten stabilisiert. 96km noch zu fahren. Knapp 75km vor der einzigen Bergwertung des Tages.

[16h10] Die auf RMC vorgestellte Käsespezialität des Tages: der Maroilles.

Ich muss mal auf meinen Photos zuhause nachsehen, aber ich glaube den hat mein Onkel gegessen als ich vor kurzem in Frankreich war. Das Ding ist fast so groß ein ein DIN A5-Blatt und 2-3 Daumen dick. Die äußere Haut befindet sich im steten Wechsel des Aggregatszustand zwischen Schorf und Eiter und genauso riecht der Käse auch.

Achtung: Käsekenner versuchen den Anfänger durch folgenden Satz zu verarschen: “Das was da stinkt, ist nur der Geruch. Alle Käse die stinken, sind sanft im Geschmack.” Dies ist eine ganz, ganz finstere Lüge und der Maroilles ist alles, nur nicht “sanft”.

[15h52] Binnen 15 Minuten ist der Vorsprung pulverisiert: von phasenweise über 10min auf nun 5’50. Lt. RMC haben sich Fahrer aus diversen Mannschaften nach vorne gesetzt um im Pelonton zu heizen, nachdem es die Ausreißer und Peloton es eher langsamer haben angehen lassen.

[15h35] Unter der Sonne Nordfrankreichs ist der Vorsprung wieder auf knapp unter 10min angewachsen. 118km vor dem Ziel.

[15h32] Eben hat Marc Madiot, Sportlicher Leiter von FdJ mit RMC gesprochen, während beide Fahrer vorne eine Pinkelpause gemacht haben. Zwar war das Ausreißen von Ladagnous geplant, allerdings habe man gehofft das knapp zehn Fahrer oder so mitspringen. Mit nur zwei Fahrern wäre es angesichts des Wetters und Windes ein hoffnungsloses unterfangen, weswegen das Tempo derzeit nicht hoch ist.

Per Stundenschnitt bewegt sich die derzeitige Etappe auf eine Zielankunft gen 18h zu.

[15h08] Das Wetter mussziemlich wechselhaft sein. berichtet die L’Équipe noch um 14h15 von heftigen regenfällen, bei denen kein Ende absehbar ist, wird um 14h35 von Sonne gesprochen, bestätigt von der nun einsetzenden Radioreportage auf RMC.

Am Zielort Compiègne scheint noch die Sonne, aber es ist Regen bis zur Zielankunft gegen 17h vorhergesagt, was Probleme auf den engen, rutschigen Straßen von Compiègne darstellen soll.

[14h47] Die Berichterstattung der Berliner Zeitung zur Tour – man enthält sich ausdrücklich einer normalen Sportberichterstattung und greift das Doping-Drumherum auf – ist auf der Website der Berliner Zeitung als “Weblog” abgelegt. Weblog in Anführungszeichen, denn sehr viel mehr von einem Weblog als die Rubrizierung und die Möglichkeit Kommentare zu schreiben, hat die Artikelserie nicht.

Aber immerhin kann man Leserreaktionen lesen. Und diese fallen, gelinde gesagt, kontrovers aus, bis hin zu Abonnentenkündigungen (interessante Frage: stellt die Verweigerung einer normalen TdF-Berichterstattung schon Grund für ein Sonderkündigunsgrecht dar? Just kidding). Geht man davon aus dass in der Regel die Leute eher zur Tastatur greifen wenn sie was zu meckern haben, scheint die Leserschaft Fifty/Fifty gespalten zu sein.

Und bitte: keine Gedichte hier in den Kommentaren.

[14h45] Puyol5 weist übrigens in den Kommentaren darauf hin, dass Jörg Jaksche heute abend im Schweizer Fernsehen auftritt. Auch per Stream:
http://www.sf.tv/sf1/club/index.php

[14h42] In der zweiten Rennstunde ist der Vorsprung von Matthieu Ladagnous/FDJ (ein Name den ich nur mit Copy’n’Paste fehlerfrei auf die Website bringe) und Nicolas Vogondy/AGR sukzessive auf unter 8min geschmolzen. Furchtbares Wetter mit dem man sogar Goldfische ertränken könnte, ergiesst sich über die Fahrer. Vorne ist der Stundenschnitt nach 40kmh in der ersten Stunde auf 30kmh eingebrochen.

[13h42] Die “nur” 11Minuten Vorsprung sind bereits Ergebnis der Arbeit von CSC (mit dem Gelben Trikot von Cancellara), da der Vorsprung zeitweise bei über 13min lag. Ganz so die Blöße wie im letzten Jahr, als sich Oscar Pereiro Sio auf der 13ten Etappe über 29 Minuten holte und auf Platz 2 der Gesamtwertung landete (oder Platz 1, YMMV), will sich das Peloton nicht geben.

[13h33] Und damit zum Geschehen des Tages. Es hat nur 20 Minuten nach dem Start gedauert bis die erste Attacke geritten worden ist, die auch jetzt noch andauert. Matthieu Ladagnous/FDJ und Nicolas Vogondy/AGR fuhren weg.

Beide rollen derzeit mit einem Stundenschnitt von knapp über 40kmh mit mehr als 11 Minuten Vorsprung vorneweg. 53km sind gefahren, etwas mehr als 180km to go. Oder to pedal. Whatever.

[13h21] Und ein Goodie habe ich noch, wieder aus der L’Équipe von heute, die ein längeres Zitat von Astana Manager Marc Biver bringen. Es ist vermutlich jenes Zitat über das sich gestern auch die Kommentatoren bei RMC aufgeregt hatten:

Ich habe seit dem Start der Tour verstanden, dass bestimmte Menschen unseren Tod wollen [‘notre mort’ –dogfood]. Da gibt es das T-Mobile-Team mit seinen Kommunikationsdirektor Herrn Frommert, der nicht aufhört zu versuchen uns kaputtzumachen. Es gibt in Deutschland Neid und Frust gegen uns. Dieser Herr Frommert produziert daraus dank einiger seiner Journalisten-Freunden anscheinend eine persönliche Affäre gegen uns.

Deutsche Fahrer sprechen mich an und zeigen sich schockiert über soviel Brutalität. Das muss was mit Klöden zu tun haben, der dieses Jahr von T-Mobile zu uns gekommen ist. Sie haben Angst dass er die Tour mit unseren Fahrern gewinnt und sie sind sicherlich auch neidisch auf unser Budget. Aber das rechtfertigt nicht diese Aggressivität.

Sogar Hans-Martin Holczer, der Chef von Gerolsteiner, hat mich in London aufgesucht und versicherte nie schlecht über uns geredet zu haben. In einem Interview mit der ARD hat er uns sogar verteidigt. Es gibt also dieses Problem nur mit T-Mobile. Ich hasse Konflikte. ich attackiere niemals andere Mannschaften. Heutzutage muss man im Radsport vorallem solidarisch sein.

[12h53] Weiter mit der L’Équipe: sie veröffentlicht in ihrer heutigen Ausgabe auch ein ganzseitiges Portait von Jan Ullrich, den sie anscheinend vor einigen Wochen an seinem Wohnort in der Schweiz getroffen haben. Just am Tag als Zabel und Aldag im Fernsehen gestanden.

Ullrich machte einen unheimlich gelösten, entspannten Eindruck, auch wenn er sich, wenn auch manchmal unter dem Deckmantel der Ironie, bemühte Nebelkerzen zu werfen. Er genießt die Freiheit die er als Frührentner gefunden habe.

Ich kann mich nicht in die Lage von Zabel und Aldag versetzen, denn ich schulde niemanden etwas. Ich bin frei. Ich habe bis an mein Lebensende genügend Geld. Die beiden aber, um weiter zu arbeiten, müssen gestehen. Haben sie alles erzählt? Ich stecke nicht in ihrer Haut, ich möchte deswegen nicht urteilen, aber ich muss doch leise vor mich hin grinsen, weil ich weiß was sie vor einigen Tagen noch über mich erzählten, als sie noch die Heiligen spielten.

Nach Angaben seiner Frau Sara hat Ullrich inzwischen die Verbannung von Strasburg im letzten Jahr überwunden. Im letzten Herbst habe es Klick gemacht und Jan Ullrich wusste dass er ohne Radsport leben könne. Aber noch im Nachhinein macht er im Interview mit der L’Équipe deutlich, dass er sich als Sündenbock fühlt, der letzten Sommer bewusst vom Team, Kollegen und Medien öffentlich hingerichtet wurde. Ganz besonders regt er sich über Rolf Aldag auf.

Es hat mich ziemlich aufgeregt, dass ich Aldag ohne Ende im Radio und TV über mich habe reden hören. Ich war wirklich sauer wegen seines Verhaltens. Er hat dank meiner Person damals viel Geld verdient. Wenn er nun das Geld für so schmutzig hält, warum gibt er es dann nicht zurück? Eine wohltätige Organisation hätte diese Geste sicher super gefunden […]

Aldag hatte nur noch meinen Namen im Mund. Ich hatte so die Schnauze voll, dass ich ihm per SMS mitteilte, wenn ich eine Biographie von mir schreiben würde, wäre er die Hauptfigur des Buches, derart habe er seine Geschichten über mich übertrieben. Nach der SMS war dann Ruhe im Karton.

Was macht ein Jan Ullrich ohne Radsport? Zum Beispiel in der Schweiz sich um Kinder in Krankenhäusern kümmern oder nach Südafrika reisen und dort für wohltätige Zwecke Schulen aufbauen und Geldmittel besorgen. Nach Möglichkeit ohne das es in Europa bekannt wird. Vielleicht wird er sogar nach Südafrika auswandern, nachdem in Deutschland eine “Inquisitionsstimmung” gegen ihn herrsche. Ullrich klingt dabei nicht wütend. Er fühlt sich nur ungerecht behandelt.

Irgendwann wird man sicherlich verstehen, dass man von mir nichts mehr zu erwarten hat. Ich habe nichts zu sagen. Meine Karriere ist abgeschlossen. Ich bin nur Jan Ullrich, ein normaler Bürger.

(Quelle: L’Équipe, Dienstagsausgabe)

[12h05] Doping, die Zweite: in der heutigen Ausgabe der L’Équipe meldet sich Milrams Gianluigi Stanga in einem längeren Interview zu Wort. Ohne weitere Umschweife wird Stanga zum Jaksche-Interview im SPIEGEL befragt, wo Jaksche Stanga vorgeworfen hat, ihn vor knapp zehn Jahren bei Polti ans Doping herangeführt zu haben.

Stanga begründet sein langes Schweigen – abseits einer kurzen Presseerklärung und kurzen Dementis gab es nach dem Jaksche-Interview kein längeres Statement – damit dass er erst alle Fakten zu den zehn Jahren zurückliegenden Ereignissen sammeln musste. War er damals wirklich bei der Tour de Suisse? Wer war Jaksches Zimmergenossen etc… U.a. zieht er Jaksches “Freund” als Kronzeugen heran, Dirk Baldinger, der ihn nach dem SPIEGEL-Interview angerufen hätte um ihn zu unterstützen. Zu Jaksches Vorwürfen sagt Stanga konkret:

Wer kann solche Dinge glauben? Diese Anschuldigungen wären dramatisch wenn ich nicht meine früheren Mitarbeiter hätte, die keine Ahnung haben, was die Vorwürfe sollen.

Jaksche sagt ich hätte ihn für fünf Jahre verpflichten wollen. Sie werden es bemerken: ich habe ihn nicht für fünf Jahre verpflichtet. Er spricht auch von Geld [Jaksche sagte im SPIEGEL das Stanga ihm einen Deal angeboten hätte: alle medizinische Versorgung gratis, wenn er in der Tour unter die ersten Zwanzig kommt –dogfood]. Hier wird es konfus. Im ersten Jahr wurde er wie jeder Neuprofi mit 12.500 EUR (25 Mio Lire) pro Jahr bezahlt. Und da er ein” selbstständiger” Radprofi war, der seine Steuern in der Heimat entrichtete, war ich gesetzlich verpflichtet 50% auf sein Gehalt draufzupacken. Das war das Mindestgehalt nach UCI-Norm. Im nächsten Jahr habe ich ihn wie jeden meiner Fahrer mit 40 Mio Lire plus den 50% Aufschlag bezahlt. Wenn er glauben macht, dass er überbezahlt wurde, dann liegt er falsch. Er war unten. Und als er Ende des Jahres mich gebeten hatte, ihn aus dem Vertrag zu lassen um zum Team Telekom ziehen zu lassen, habe ich ihm die Freigabe erteilt.

Man bemerke an dieser Stelle dass Stanga eigentlich nicht dementiert, sondern ausweicht um an der Frage vorbei zu antworten. Bezeichnend auch diese Stelle. Frage der L’Équipe: Jaksche kann sich das doch nicht alles aus den Fingern gesogen haben?

Ich habe keine Ahnung. Er spricht über viele Details. Seinen Angaben zufolge wurden Medikamente in einem Hohlraum eines Staubsaugers versteckt, aber EPO hält sich meines Wissens nur in einem Kühlschrank.

Wieder kein Dementi, sondern der Versuch ein Detail von Jaksches Behauptungen madig zu machen. Problem: Jaksche hat im SPIEGEL-Interview ausdrücklich erwähnt, dass auch Kühlakkus in den Staubsauger gepackt wurden. Stangas Konter läuft somit ins Leere.

Und so geht es weiter: Jaksche kam 1997 frisch vom Wehrdienst, konnte kein Italienisch und habe ihn vielleicht missverstanden. Michele Ferrari den er seit Mitte der 80er Jahre kenne, würde er vor Gericht verteidigen, denn der habe erstklassige Trainingsprogramme – und nichts anderes – geliefert.

Meine Schuld im Bereich des Dopings wird geteilt von den Institutionen, Verbänden, Rennveranstaltern bis hin zu den Journalisten. Wenn man mich verdammen will, dann verdammt man alle. Ich möchte nicht alle in einem Topf schmeißen, aber es gibt die Leute die das Doping organisieren, die Leute die spekulieren, die Leute die zündeln. Und schließlich die Leute wie ich, die so taten als wäre nichts passiert. ich habe aber nie das gemacht, was man mir vorwarf: Doping mit EPO erlaubt und noch weniger Blut einer meiner Fahrer abgenommen.

Stanga zieht sich auf die Position zurück auch nach dem Festina-Skandal 1998 sich nur um sein Team gekümmert zu haben. Er verweist darauf, das seine Fahrer sauber gewesen sind und nimmt sogar den Namen Virenque in den Mund, der bei Polti sauber gewesen sei. Virenque habe nach UCI-Messungen nach der 2000er-Etappe nach Morzine einen Hämatokrit-Wert von nur 39,2 gehabt. Ohne Worte.

[11h54] Doping, die Erste: Bernard Sainz muss sinngemäß wegen illegaler Anwendung von Medizin und illegaler Anwendung von Dopingpräpareten vor Gericht antreten.

Sainz ist in der Szene unter dem Spitznamen “Doktor Mabuse” bekannt und bewegt sich seit Mitte der 80er Jahre im Umfeld des Rad- und Pferdesports. Und immer wieder findet man mehr oder weniger illegale Präparate. In Zusammenhang mit Sainz ist 2002 der Radsportler Vandenbroucke aufgeflogen. Vandebroucke machte vor einigen Wochen durch Depressionen und einem Selbstmordversuch Schlagzeilen.

Mit Bernard Sainz muss auch der Anwalt Bernard Lavelot antreten, der als Komplize angeklagt ist.

[11h44] Mit 236,5km steht heute die längste Etappe der Tour an, bei unverändert wechselhaften Bedingungen. Nach dem gestrigen Sturz musste nur Thomas Vaitkus/DSC aufgeben. Andere tragen aber Blessuren davon wie Hushovd.

Das Feld ist in diesen Minuten losgerollt, wird aber bis gegen 12h neutralisiert durch Waregem fahren.

Nochmal zum gestrigen Finish. Nachdem ich nun das Zielphoto in der L’Équipe sehe, wird mir klar dass Boonen sich in der tat für seinen Landsmann Steegmans gefreut hat.

Screensport am Dienstag

Nanu? Hat zumindest die Internetredaktion von ARENA ihre Arbeit schon eingestellt? Beinahe hätte ich mich auf das dort abgedruckte Tagesprogramm verlassen. Weder für heute noch für morgen sind die genauen Ansetzungen der beiden Halbfinals der Copa America angeben. Zudem sind falsche Sendezeiten zu lesen.

Urs Siegenthaler zeigte sich in einem Interview mit dem DFB recht begeistert über die Copa America (Hat Tip Abendblatt).

Die Ausrichtung ist tatsächlich überwiegend offensiv, anders als bei der Weltmeisterschaft in Deutschland. Fast alle Teams spielen mit zwei echten Sturmspitzen, zudem mit zwei bis drei Mittelfeldspielern, welche auch die Offensive bevorzugen. Der Spielaufbau, schon vom Torhüter und Innenverteidiger, ist stets offensiv. Die Bereitschaft, weite Wege zu gehen, ist enorm […]

Es ist bemerkenswert, dass hier fast alle Teams mit Ausnahme Brasiliens mit einem 4-4-2-System spielen […] Sehr stark sind Mexiko, das ein lupenreines 4-4-2 praktiziert, und Argentinien, das das 4-4-2 in der Raute perfektioniert. Sehr eindrucksvoll und am besten spielt das mexikanische Team: immer in Überzahl bei Ballnähe, mit Doppeln des Ballführenden, ohne dumme Fouls und dennoch sehr aggressiv und kompakt im Nachsetzen. Argentinien ist gut organisiert, aber nicht so aggressiv in der Balleroberung, dafür mit teilweise überragenden Einzelspielern wie Riquelme und Messi. Gut war auch, bedingt durch den Heimvorteil, Venezuela mit seiner immensen Laufbereitschaft und Aggressivität […]

Weniger gut war, gemessen an seinen Möglichkeiten, Chile. Und Peru überschätzte sich, vieles hing an Jefferson Farfan – das Team ist folglich nicht unerwartet so deutlich gegen Argentinien ausgeschieden. Brasilien war in der Vorrunde nicht gut und nur dank Robinho, der aktuell schon sechs Tore erzielt hat, noch im Turnier. Die Abwehr mit Juan und Alex überzeugt, ohne zu brillieren. Auch die anderen Spieler haben Format, in der Vorrunde aber einige Leistungsschwankungen gehabt. Erfahrungsgemäß werden die Brasilianer im Turnierverlauf aber stärker, was sie beim 6:1 gegen Chile im Viertelfinale ja auch bewiesen haben. Man darf gespannt sein auf den Ausgang der Copa.

Holla Waldmarie. Das Wetter scheint in Venezuela gut zu sein und auch sonst sehr gut um das leibliche Wohl von Urs Siegenthaler bestellt zu sein. Anders kann ich diese euphorischen Worte von Siegenthaler nicht nachvollziehen.

Die Copa hat vorallem eines deutlich gemacht: Argentinien, Brasilien und Mexiko sind eine Klasse für sich und dahinter kommt lange, lange gar nichts. Enttäuschend waren die WM-Teilnehmer Paraguay und Ecuador. Die Viertelfinals mit brasilianischer, argentinischer und mexikanischer Beteiligung waren entsprechend einseitig (6:1, 4:0, 6:0), obwohl man den Paraguayanern zugute halten muss, dass ihr Start gegen Mexiko mit Elfmeter und vom Platz gestellten Torwart nach nur vier Minuten kontraproduktiv war.

Das vierte Viertelfinale Venezuela – Uruguay war trotz des Ergebnisses (1:4) spannend. Bis zu 87ten Minute stand es noch 1:2, aber beiden boten qualitativ einen Graupenkick. Mit Uruguay gewann die abgewichstere Mannschaft die nicht mehr tat als nötig.

Nach den letzten Ergebnissen und einem blendend aufgelegten Robinho dürfte Brasilien heute als klarer Favorit ins Halbfinale gehen, während Argentinien – Mexiko morgen Nacht so etwas wie das vorgezogene Finale der beiden besten Mannschaften des Turniers ist.

Heute nacht das All-Star-Game der MLB. Das einzige All-Star-Game in einer der vier großen US-Profiligen, dass eine sportliche Bedeutung hat: es entscheidet über das Heimrecht der World Series. Die Partie findet dieses Jahr in San Francisco statt, was für einige “Kollateralschäden” sorgt. Da wäre einmal die Geschichte mit der Lage des Stadions. Die Medien überschlagen sich im Versuch von draußen auf dem Wasser zu berichten. Es wollen wohl mindestens zwei Fernsehsender einen Reporter in ein Kanu setzen, in einem Fall sogar mit Hund.

Der zweite Kollateralschaden (mehr Schaden als Kollateral) nennt sich Barry Bonds, gegen dessen merkwürdige Zwitterposition aus Held und Dopingsünder, ein Lance Armstrong wie ein strahlender Held aussieht. Barry Bonds nähert sich Schlag für Schlag langsam aber sicher dem fabulösen Home Run-Rekord von Hank Aaron. Aaron schlug bis Mitte der Siebziger Jahre 755 Home Runs in der MLB. Bonds steht bei derzeit 751.

Barry Bonds steckt aber bis zum Hals in der BALCO-Affäre und trotz fehlender Anklage gilt es als quasi sicher dass Bonds Steroide benützt hat. In den USA ist man zwar recht schmerzfrei was Doping angeht, aber da Bonds nicht der Übersympath ist, sondern mit einer “Leckt mich am Arsch, laßt mich in Ruhe”-Attitüde durchs Leben läuft, sind die Symapthiewerte für Bonds eher im Keller und er ist eine beliebte Zielscheibe für gegnerische Fans.

So rätseln auch alle was passieren wird wenn Analbolika-Bonds die 755 oder 756 schlägt. Wird zu.B. der MLB-Commissioner Bud Selig zu den Feierlichkeiten kommen? Wird er sich vor dem Händeschütteln Plastikhandschuhe anziehen? Wird Bonds später in die Hall of Fame aufgenommen? Das Beispiel Pete Rose, der Coach der in den 80er auf eigene Spiele gewettet hatte, zeigt wie nachtragend die MLB sein kann.

Barry Bonds tritt nun zuhause im “eigenen” Stadion im All-Star-Game auf. Er wurde zur Überraschung vieler von den Fans ins Team der National League gebracht, mit 123.000 Stimmen Vorsprung auf dem letzten verfügbaren Platz vor Alfonso Soriano (der beliebteste Spieler der NL Ken Griffey Jr. bekam 2,99 Mio Stimmen). Die Medien haben eigentlich nicht damit gerechnet dass der unpopuläre Bonds reingewählt wird und zerreißen sich seitdem fassungslos das Maul in den zig Talkshows.

Woran merkt man dass Sommer ist? Daran das PREMIERE österreichischen Fußball in der Prime Time zeigt und tatsächlich zirka siebzigmal wiederholt. Linz gegen “Austria Kärnten“. Per Ferndiagnose würde ich sagen, dass es keine merkwürdiere Partie derzeit geben kann.

“Austria Kärnten”?? Ja, der Nachfolger des Fußballclubs aus Pasching. Die sind nämlich 200km vom Norden Österreichs in den Süden nach Klagenfurt gezogen (besser: die Bundesliga-Lizenz wurde an den neugegründeten Club Austria Kärnten verkauft). Da das Stadion aber erst im September fertig wird, trägt man die Spiele in anderen Stadien aus. Das erste Heimspiel zum Beispiel in … Pasching.

Und um das Ganze noch einen Kniff bizarrer zu machen: wo liegt dieses Pasching aus dem Austria Kärnten entstand? Es ist quasi eine Vorstadt von Linz. Und? Wer ist der erste Gegner von Austria Kärnten? Der LASK Linz. Wenn man also so will: eine Art verkapptes Derby. BTW: Trainer von Austria Kärnten: Walter Schachner.

Morgen vormittag bringt NASN eine Aufzeichnung des letzten Spiels des zweiten Spieltages der CFL: Calgary gegen Saskatchewan. Beide Mannschaften wussten am ersten Spieltag zu überzeugen. Calgary zeigte bei seinem Massaker an Hamilton in der Offense neue Flexibilität mit zahlreichen unterschiedlichen Schemen, während Saskatchewan die Alouettes mit einem sehr aggressiven Pass Rush im Zaum halten konnten.

Auf der Tour steht heute die längste Etappe an (236km). Man fährt aus Belgien auf Paris zu und kreuzt dabei mehrmals die Eisenbahnstrecke Köln – Paris. Einerseits ist es wieder diese klassische Strecke “fünf Ausreißer werden nach 200km Solofahrt zwei Kilometer vorm Ziel vom rasenden Peloton wieder eingefangen”, andererseits ist diese Etappe gerade in der zweiten Hälfte etwas hügeliger als gewohnt, was Ausreißversuche einen Tick erfolgsversprechender erscheinen läßt.

In Lausanne steht mit der Athletissima eines der klassischeren Leichtathletik-Wettbewerbe an. Mit dabei bei den 200m der Leichtathlet mit dem derzeit größten Starpotential: Tyson Gay. Seine Gegner werden u.a. Usain Bolt, der letzten Monat 19,75 gelaufen ist, und Wallace Spearmon sein, letztes Jahr 19,65.

Dienstag, 10.7.2006

14h45 Tour 2007: Waregem – Compiègne, 3te Etappe, 236km, ZDF + EUROSPORT live

18h15 Fußball, Österreich: LASK Linz – Austria Kärnten, 1ter Spieltag, PREMIERE live
Whl: 22h35, 5h45, Mi 17h15, Do 7h15m 14h15, 21h45 Vorberichte ab 17h45

18h30 Fußball: FC Kopenhagen – FC Schalke 04, BÄH live
Kommentator: Uwe Morawe

20h00 Leichtathletik: Super Grand Prix aus Lausanne, EUROSPORT live

2h00 MLB: All-Star Game, NASN live
Whl: Mi 20h, Do 15h

2h45 Copa America: Brasilien – Uruguay, Halbfinale 1, ARENA live

Vorschau auf Mittwoch

10h00 CFL: Saskatchewan Roughriders – Calgary Stampeders, NASN Tape
14h45 Tour 2007: Villers-Cotterêts – Joigny, 4te Etappe, 193km, ARD + EUROSPORT live
18h30 Fußball: FC Schaffhausen – FC Bayern München, BÄH live
19h00 Fußball, Österreich, 1ter Spieltag, PREMIERE live: Sturm Graz – Austria Wien sowie auf einer weiteren Option die Konferenz.
1h45 U20-WM: USA – Uruguay, Achtelfinale, EUROSPORT 2 live
2h45 Copa America: Argentinien – Mexiko, Halbfinale 2, ARENA live

Tour 2007, #2: Dünnkirchen – Gent

[17h34] Der Sturz soll nach Angaben der Mediziner keine schweren Verletzungen nach sich gezogen haben. Auch Cancellara sah den umständen entsprechend noch recht fit auf dem Podium aus.

[17h30] RMC ist sich immer noch nicht einig, was das mit dem Boonen-Nicht-Sieg war. Sie glauben nicht dass der Sieg Steegmans Absicht war und sprechen von einem “Bug”, einem “Fehler im Plan”.

[17h15] Der Massensturz soll sich weniger als 3km vor dem Ziel ereignet haben, ergo werden alle Fahrer “zeitgleich” gewertet. Cancellara kann zwar Gelb behalten, macht aber einen angeschlagenen Eindruck.

Sieger war übrigens Gert Steegmans, der als letzter Helfer von Boonen gilt.

[17h13] Tom Boonen wird kurz vor dem Ziel von seinem eigenen Mannschaftskollegen im Sprint geschlagen und die französischen Kommentatoren liegen vor Lachen auf dem Boden. “Ohlalalala… da liegt Ärger in der Luft!“.

[17h12] Schwerer Sturz, nur 25 Fahrer können enteilen, während alle anderen im Sturz festhängen.

[17h10] Knapp 3km vor dem Ziel der Zusammenschluß. Liquidas übernimmt das Tempo.

[17h05] Und da ist der ARD-Stream auch schon wech…

Die Straßen sind trocken. 8km noch zu fahren, 40 Sekunden. Die Ausreißer sind quasi “tot”.

[17h02] Internetstreaming bedingt schwere Verschiebungen der Zeitachse. Der Liveticker derL’Équipe ist bei km11, der ARD-Stream bei km 12,5 und bei RMC bringt man die 17h-Nachrichten.

[17h01] ARD und ZDF streamen übrigens live (EUROSPORT nur gegen seine üblichen Monatsgebühren, dafür aber das komplette EURO-Paket, also beide Programme) und ich bin gerade überrascht dass ich problemlos raufkomme.

[16h50] Es geht seinen Gang. 20km noch zu fahren. Abstand für die drei Ausreißer 2’13 Vorsprung. Der Deutsche Sieberg übernimmt die meiste Führunsgarbeit (37%). Das Wetter soll horrormäßig sein, wahre Sintfluten.

Im Pelonton organisiert sich langsam die Aufholjagd. 4-5 Mannschaften mit namhaften Sprinter teilen sich die Arbeit auf.

[16h31] Inzwischen regnet es. Es hat z.B. einen heftigen Sturz von Frank (Franck?) Schleck gegeben. Nachdem noch schnell allgemeine Pinkelpause vor dem Regen angesagt war, bliebt der Abstand zu den Ausreißern noch konstant, aber mit etwas mehr als 30km macht das Feld gleich ernst. Alles schaut auf den “Lokalmatador” Tom Boonen/QSI.

Der Regen wird immer heftiger.

[15h55] Rennsituation unverändert: Drei Aureißer, aber der Abstand ist auf unter 3 Minuten gerutscht. Hinsichtlich der Schlußkilometer könnte es nochmal zu Problemen kommen, denn die Wolken sollen randvoll sein. Ein Massensprint auf nassem Asphalt möchte man nicht wirklich haben.

[15h41] Es gibt noch eine Facette in der Wahrnehmung des Dopings außerhalb von Frankreich, die mir erst durch einen Artikel in der Freitagsausgabe der L’Équipe deutlich geworden ist. Während die Radsportler und die Radteams zum Antidoping-Kampf getragen werden müssen, hat in Frankreich die ASO, der Veranstalter der Tour, ein sehr großes Interesse an einer “sauberen” Tour. Die Tour ist die Paradeveranstaltung des Radsports und Probleme des Radsports lassen sich am ehesten hier beobachten.

Die ASO und die Tour spüren sehr wohl, dass es immer größere Probleme mit den Sponsoren gibt. Die Bank Crédit Lyonnais, Sponsor des Gelben Trikots, hat vor drei Jahren eine Ausstiegsklausel nachträglich in den Vertrag aufnehmen lassen. Die Einschaltquoten schmierten letztes Jahr ab. Nicht nur in Deutschland, was man noch halbwegs mit dem Jan-Ullrich-Effekt erklären kann. Auch in Frankreich: -5%. Ähnliches Bild in Italien. Und die Drohung des ZDFs aus der Übertragung auszusteigen, wird durchaus in ASO-Kreisen diskutiert.

Noch problematischer: die Marktforschung zeigt dass die Radsportfans immer älter werden. 74% der Zuschauer wären älter als 50 Jahre. Als eine der Ursachen wird angegeben, dass die Tour keine “echten” Helden mehr erzeugt, an die man vorbehaltlos glauben kann. Immerhin sind die Toursieger seit minimum 1996 alle ausnahmslos heftigst in Dopingaffären verwickelt.

[15h30] Die RMC-Moderatoren reagieren ziemlich angepisst auf ein Interview mit dem Manager des Team Astana Marc Biver, dass sie bereits gestern ausgestrahlt hatten und wo ihnen erst im Nachhinein aufgefallen ist, dass Biver von “Leuten die den Radsport töten wollen” sprach in Bezug auf die Anti-Doping-Bemühungen und die Verdächtigungen gegen Astana. Sie bezeichnen Biver als Paranoid. Auch das der neue Stil von RMC. Es wird nicht lange gefackelt.

(Jetzt ist tatsächlich vom Käse der Region die Rede. Der Geist Watterotts lebt!)

[15h25] Der Werbeblock ist übrigens drei Minuten lang gewesen.

Zum Renngeschehen: eine 168km lange Etappe die von der Küste des Ärmelkanals im Zickzack nordostwärts gen Flandern nach Gent in Belgien führt. Es hat den Vormittag wohl heftigst geschüttet und trotz Sonnenscheins wird vor den rutschigen Straßen gewarnt.

Das Rennen startete kurz nach 13h und es hat zirka eine Dreiviertelstunde gedauert bis drei Fahrer ausgerissen sind und zwischenzeitlich 6 Minuten Vorsprung herausgefahren haben: Marcel Sieberg/MRM, Cédric Hervé/FDJ und Ruben Perez/EUS. Knapp 80km vor dem Ziel ist der Vorsprung bei zirka 5 Minuten.

[15h23] Erster Werbeblock nach 22 Minuten. Grandios: man wirbt für die Tour-Karawane. Sinngemäß: “Treffen Sie eine Stunde vor der Durchfahrt ein und erleben Sie das Spektakel der Tour-Karawane. Das Event des Jahres 2007. Die RMC-Tour-Karawane!

[15h16] Eine weitere Veränderung bei der Tour 2007 trifft mich: anscheinend sind die Rechte für die Übertragungen im Radio vom Öffentlich-Rechtlichen France-Inter zum privaten RMC gegangen. Während man bei France-Inter mitsamt seiner Tochter France-Info früher fleißig dabei war, bereits ab dem Vormittag kurze Einspieler zur Etappe des Tages zu bringen, fährt man nun auf Sparflamme und ich vermissen den zur Gewohnheit gewonnen Jungle auf France-Info.

RMC bringt bis zum Start seiner Übertragungen keine Einspieler. Nachmittags steigt RMC ab 15h mit Reportagen nonstop ein. France-Inter setzte früher drei Motorrad-Reporter ein. Wenn ich es richtig mitbekommen, setzt RMC derzeit nur eines ein.

Die Tonalität ist deutlich anders. Waren es früher alte Tour-Hasen die sich zum Moderator gesellten und man mitunter auch in kulturellen Smalltalk abdriftete, klingt es nun jugendlicher, forscher, aber auch ungeduldiger. Es dauert keine drei Minuten ehe der Moderator das erste Mal die Frage stellt, wozu man diese Flachetappen überhaupt brauche. Alles gerade Straßen, jeder kenne den Verlauf von vornherein, wo bleibe die Herausforderung.

Kommerzsender halt. Inklusive Werbesports und Trailer. Beurk.

Screensport am Montag

Mal kurz ein Aufriß der Fortsetzungsgeschichten auf die man in den nächsten Wochen ein Auge draufhalten sollte:

  • Wie wird ARENA nun wirklich abgewickelt? Die ARENA-Redaktion soll nach Medieninformationen komplett aufgelöst werden. Vereinzelt sollen Redakteure und Kommentatoren übernommen werden. ARENA wird vermutlich als leere Programmhülle zur Ausstrahlung von Bundesliga, Boxen, Primera Division und Premier League eine Zeit lang weiterexistieren. Das ARENA-Satelliten-Paket wird wohl weiter bestehen bleiben. Das spannendste wird aber sein, was für ein Angebot PREMIERE den Abonnenten macht.
  • Was ist mit den Basketball-Rechten? In den Foren wird man langsam unruhig, da immer noch nichts über den Verbleib der BBL- und NBA-TV-Rechte in Deutschland bekannt ist. Im Falle der BBL wäre es weniger gravierend, da mit sportdigital.tv eine IPTV-Plattform vorhanden ist, die eh plant auch auf Satellit zu gehen. Aber die NBA?
  • Für Unruhe bei den Hardcore-Fans sorgt auch der veröffentlichte August-Sendeplan der ESPN-Tochter NASN und dem Ausbleiben von College Football-Spielen in den letzten August-Tagen. In den Foren kursiert ein angebliches Statement von NASN, wonach eine Ausstrahlung von ESPN/ABC-College Football-Spielen dieses Jahr daran scheitern würde, dass die Rechte in einem Land im Ausstrahlungsgebiet von NASN bereits anderweitig vergeben wäre. D.h. die ganz großen Knaller würden bis Januar wieder abseits von NASN laufen. Nun wird gerätselt: wo in Europa ist das Interesse an Football so groß, dass College Football-Rechte gekauft werden?

Spocht vom Tage

Zweite Etappe der Tour de France. Eine der handelsüblichen Flachetappen bei denen das Peloton eigentlich noch zu frisch sein sollte um großartige Ausreißversuche bis zum Ziel durchzulassen.

Beginn der Baseball-All-Star-Festivitäten heute nacht auf NASN. Wobei ich das Home Run Derby heute nacht wesentlich amüsanter finde als das All-Star Game am morgigen Dienstag. Das Home Run Derby findet wirklich nur aus Jux und Dollerei statt: nach einem ausgefeilten System wird in mehreren Durchgängen der Spieler ermittelt, der die meisten Home Runs schlägt. Da es im Stadion der San Francisco Giants stattfindet, kommt diesmal amüsanterweise auch noch dazu, dass das Stadion direkt am Wasser liegt und Horden von Fans in der Bay in Kanus sitzen und darauf warten einen der herausgeschlagenen Bälle zu ergattern. Das geht selten ohne Prügelei ab.

Montag, 9.7.2007

9h30 Arena League, Playoffs: Georgia Force – Philadelphia Soul, Divisionals, NASN Tape

14h40 Tour 2007: Dünnkirchen – Gent, 168km, 2te Etappe, ARD + EUROSPORT live

16h10 – 18h10 FIA GT aus Oschersleben, PREMIERE Tape
Whl: 4h30, Di 12h30, 19h45

20h15 U20-WM: Österreich – Chile, ORFsport+/TW1 Tape
auch Whl: 2h. Aufzeichnung aus der Nacht

1h00 – 7h30 Baseball All-Star Week mit Baseball Tonight, Home Run Derby und Future Stars Game, NASN live
1h: Vorberichte mit Baseball Tonight. Whl: Di 19h30
2h: Home Rund Derby, live. Whl Di 20h30
4h: Future Stars Game, Tape. Whl: Di 15h30
6h30: All-Star Legends/Celebrity Softball Game, Tape. Whl: Di 22h30

1h30 Arena League, Playoff: LA Avengers – Chicago Rush, Divisionals, EUROSPORT 2 live
NASN Di 10h30, 15h30

Vorschau auf Dienstag

14h45 Tour 2007: Waregem – Compiègne, 3te Etappe, 236km, ZDF + EUROSPORT live
18h15 Fußball, Österreich: LASK Linz – Austria Kärnten, 1ter Spieltag, PREMIERE live
18h30 Fußball: FC Kopenhagen – FC Schalke 04, BÄH live
20h00 Leichtathletik: Super Grand Prix aus Lausanne, EUROSPORT live
0h45 Copa America: Halbfinale 1, ARENA live
2h00 MLB: All-Star Game, NASN live

Tour 2007, #1: London – Canterbury

[16h45] Morgen steht die zweite Etappe auf der anderen Seite des Kanals an: Dunkerque/Dünnkirchen nach Gand/Gent. 168km mit drei Sprintwertungen.

[16h39] Zuerst war Lampre vorne dabei ehe Milram mit drei Mann Zabel heranfuhren und sehr präsent war. Einen halben Kilometer vor dem Ziel löste sich aber die Dominanz jeglichen Teams auf, zerfaserte das Feld und Robbie McEwen/Lotto gewann die Etappe nachdem er sich mit seinen Ellenbogen gegen einen Saunier-Duval-Fahrer durchsetzen konnte.

[16h36] 3km vor dem Etappenziel kommt es zum Massensprint. Jetzt kann zum ersten Mal beobachtet werden, wer wie anfährt.

[16h19] Stéphane Augé/COF holt die letzte Bergwertung des Tages und fährt damit heute ins gepunktete Trikots. Nachtrag: außerhalb der Kameras ist David Millar von seinem Team wieder nach vorne gefahren worden. Millar holt sich den zweiten Platz und damit (punktgleich) das Trikots vor Augé.

Das gibt dann bis Ende der Woche ein bißchen taktischen Saft in den Etappen, wenn Mann und Team versuchen das Trikots bis in die ersten seriöseren Anstiege zu verteidigen.

[16h08] Zum Geschehen auf der heutigen Strecke. Es ist eine etwas verwinkelte Flachstrecke Richtung Küste mit drei Sprints und drei “Bergwertungen” der vierten Kategorie. Bei einer Distanz von 203km ist das für das Feld keine besondere Herausforderung und die Etappe entwickelt sich just so wie man es erwarten konnte.

Es ist der Schotte David Millar/SDV der auf der britischen Insel einen Ausreißversuch unternimmt und bis zu 5 Minuten Vorsprung auf das Peloton herausfährt. Nach kanpp einer Stunde stößt ein Quartett um Augé, Griko, Kuschynski und Bichot zu Millar und bleibt 5-6 Minuten vor dem Feld. Das Interesse im Feld an einer Verfolgung zu früher Stunde ist nicht groß. Die Brosamen in Form der Sprintwertungen überläßt man den “kleinen” Fahrern.

Knapp 60km vor Buffalo zieht das Hauptfeld das Tempo an, allen voran CSC. An einer Bergwertung müssen Millar und Grivko abreißen lassen und knapp 30km vor dem Ziel beträgt der Vorsprung des Spitzentrios nur noch eine halbe Minute. Immer mehr Teams schalten sich im Peloton in die Arbeit ein um langsam ihre Sprinter vorne zu positionieren.

[15h49] Der FOCUS meldet neue Indizien gegen Jan Ullrich. So läßt sich anhand beschlagnahmter Dokumente von Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage und Eintragungen im Kalender von Fuentes nachweisen, dass sich Ullrich an drei Tagen in Madrid aufhielt, von denen er in der Öffentlichkeit bis dato behauptete in seinem Schweizer Wohnort gewesen zu sein. Ferner soll der Verdacht erhärtet worden sein, dass Jan Ullrich 25.000 EUR an Fuentes gezahlt haben soll.

Der FOCUS berichtet ferner über eine UCI-Auswertung von Blutproben des Jahres 2007, die den Teamchefs bei einem Treffen in Genf vorgelegt worden. Auffällig seien sehr hohe Werte vorallem bei spanischen, italienischen und portugiesischen Fahrern. Die Geschichte ist aber nicht wirklich neu. Über die sprach Gerolsteiners Holzcer bereits am letzten Samstag in der ARD-Sportschau.

[15h32] Gestern gewann Fabian Cancellara den prolog. Vor einer Woche hat er nach dem Gewinn der Schweizer Meisterschaft der NZZ ein längeres Interview gegeben.

NZZ: Früher gingen Sie [für die Tour-Vorbereitung] in die Toskana zum umstrittenen Luigi Cecchini. Letzten Herbst trennten Sie sich von ihm.

Cancellara: Der Druck war zu gross. Er war mein Trainer, ich wäre gerne geblieben. Aber ich musste uns schützen. Heute einen Coach zu finden, der 30 Jahre Erfahrung hat und keinen Dreck am Stecken – das ist fast unmöglich […]

Mich stört: Funktionäre und Teamchefs von heute waren in den von Doping verseuchten 1990er Jahren Profis. Jetzt sind sie in leitenden Positionen, aber sie erzählen nicht von früher, sie schweigen und behaupten, gegen Doping zu sein. Sie tun damit nichts Gutes, vor allem: Sie schützen uns nicht.

NZZ: Schützen?

Cancellara: Was der Weltverband UCI macht, ist dumm. Die UCI macht nichts gegen die Dopingproblematik. Sie saugt sich ein Commitment aus den Fingern und meint, jetzt sei alles gut. Dabei schützt sie damit nur sich selber.

NZZ: Es heisst, wer das Commitment nicht unterschreibe, dürfe nicht zur Tour starten – werden Sie unterschreiben?

Cancellara: Moralisch hätte ich kein Problem. Aber ich wehre mich dagegen, etwas unterschreiben zu müssen, bei dessen Ausarbeitung die Fahrer nicht mithelfen durften, von dem wir nicht einmal etwas wussten im Voraus.

NZZ: Wer unterschreibt, verpflichtet sich im Dopingfall zur Zahlung eines Jahressalärs – es gibt Leute, die deshalb von einer «weissen Liste» sprechen.

Cancellara: Glauben die wirklich, dass nur saubere Fahrer unterschreiben? Es unterschreiben alle, wenn es heisst: Friss oder stirb. Alles ist so willkürlich. Die UCI verlangt von Thomas Dekker (ein niederländischer Radprofi, d. Red.), dass er nicht mit Cecchini zusammenarbeite. Konsequent wäre, von mir zu verlangen, nicht mit Bjarne Riis (Cancellaras Teamchef, d. Red.) zu arbeiten, weil er Doping gestanden hat. Das Commitment hat rechtlich keine Relevanz, es ist ein moralischer Wisch.

NZZ: Die Moral hat gelitten im Radsport – kann das Commitment nicht wenigstens dahingehend ein Zeichen setzen?

Cancellara: Es müsste ein richtiges Zeichen sein. Es bringt nichts, wenn auch hier noch gelogen wird. Das Commitment bringt nichts. Es gibt da im Moment Diskussionen: Es kann sein, dass das Papier umgeschrieben wird nächste Woche, dass ein paar Lücken gefüllt werden. Dann unterschreibe ich.

NZZ: Was sollte die UCI stattdessen tun?

Cancellara: Aggressiver testen. Regional wird noch immer unterschiedlich kontrolliert. Es gibt da einen Italiener, der so explosionsartig aufgetaucht ist, dem wäre ich auf den Fersen als Dopingfahnder. Was die UCI macht, ist nichts im Vergleich zum Antidoping-Programm, das wir bei CSC haben. Die UCI muss nicht am Rennen testen, sondern davor: Blutvolumen-Messungen, Bluttests, Urintests. Jetzt! […]

NZZ: Wird im Feld geächtet, wer auspackt?

Cancellara: Kleinen Rennfahrern würde ohnehin nicht geglaubt. Den Oberhäuptern würde die Welt zuhören: Bettini, Cipollini, Armstrong, Ullrich – die müssten reden, aber sie machen es nicht […]

NZZ: Bjarne Riis, Jan Ullrich, Marco Pantani, Lance Armstrong, Floyd Landis – die Tour-de-France-Sieger der letzten Jahre wurden entweder des Dopings überführt, stehen unter Dopingverdacht oder gestehen Doping ein. Ist der Toursieger 2007 sauber?

Cancellara: Ich möchte jedenfalls nicht der Sieger dieser Tour de France sein.

[13h23] Vollends ausgebrochen ist im Vorfeld der Streit innerhalb der Tour-Mannschaften. Der Verband AIGCP ist eigentlich de-facto auseinandergebrochen. Hintergrund sind die unterschiedlichen Einstellungen zum Anti-Dopingkampf. Sehr plump gesagt: die französischen und deutschen Teams gegen den Rest.

Am Mittwoch hat Caisse d’Épargne als zweites Team nach Dicovery Channel den Verband verlassen. Caisse d’Épargne ist zwar ein französischer Sponsor (franz. Sparkasse), gilt aber als spanisches Team und gruppiert die umstrittenen Oscar Perreiro, Alejandro Valverde und Luis Leon Sanchez, die alle mehr oder weniger in der Opertion Puerto verstrickt sind.

Die Caisse d’Épargne ist damit wie Discovery Channel einem Ausschluß aus dem Verband zuvorgekommen. Beide Teams haben gegen eine Selbstverpflichtung (“Ethik-Code”) verstoßen, keine in der Operation Puerto verstrickten Fahrer zu beschäftigen.

Am Donnerstag wurde der Riß in der AIGCP offenkundig, als acht Teamleiter (Cofidis, Crédit Agricole, Française des Jeux, AG2R, Agritubel, Gerolsteiner und T-Mobile) während der Sitzung der AIGCP aufstanden und gingen. In jener Sitzung sollte über den Ausschluß weiterer Teams beraten werden, die ebenfalls gegen die Selbstverpflichtung verstoßen haben. Der langjährige Vorsitzende der AIGCP Patrick Lefévère ergriff sodann das Wort und begann zu lamentieren und zu relativieren, worauf die acht Teammanager aufstanden und gingen. Es könne nicht sein, hieß es später, dass die Radsportler zur Unterschrift der UCI-Charta gezwungen werden um an der Tour teilnehmen zu können und die Teams selber auf ihren selbstgeschriebenen Ethik-Code pfeiffen.

Caisse d’Épargne als Aussätziger der Tour? Der Eindruck wurde verstärkt durch die Pressekonferenz des Teams am Freitag. Zu Beginn der Pressekonferenz teilte der sportliche Direktor den Journalisten mit, das man nur Fragen zu sportlichen Aspekten der Tour stellen dürfe. Später hatte dann ein deutscher Journalist die Verve Valverde nach den Blutbeutel “VALV.PITI” in der Operation Puerto zu fragen. Valverde verweigerte die Antwort und der sportliche Leister erklärte nochmals nur sportliche Fragen zu beantworten. Daraufhin verließen knapp zehn Journalisten aus Protest den Saal.

Marc Madiot, Leiter von Française des Jeux warnt in einem Interview in der Sonntags-L’Équipe vor einer frühzeitig Vorverurteilung der Teammanager die in der Sitzung nicht aufgestanden sind: “Ich sehe nicht dass man von zwei Lagern [im Verband] sprechen kann, dem ‘sauberen’ und dem ‘nicht-sauberen’ Lager. Es gibt Manager die in der Sitzung geblieben sind, aber saubere Teams haben. Wir haben mit unserem Rausgehen eine Linie definiert. Aber nicht jedermann reagiert zur gleichen Zeit und gleich schnell […] Die Manager philosophieren mal über die Zukunft des Sport und mal reden sie über die konkrete Abwicklung von Radrennen. Ich vermische beides nicht […] Man muss die Dinge trennen können. In einer Familie kann man unterschiedlicher politischer Meinung sein, aber trotzdem am gleichen Tisch essen.

[12h56] Es gab im Vorfelde der Tour diese famose Erklärung, die sogenannte UCI-Charta, die die 189 Tour-Fahrer auf Geheiß der UCI unterschreiben sollten. Die L’Équipe gab tagtäglich Wasserstandsmeldungen wer diese umstrittene Erklärung unterschrieben hatte.

Stand Dienstag abend bei Redaktionsschluß: 50 Fahrer hatten noch nicht unterschrieben, u.a. die Fahrer der Teams QuickStep, CSC, Rabobank und Caisse d’Épargne. Voigt/CSC sagte ja letzte Woche das man im Prinzip unterschreiben wolle, aber jeder Fahrer seinen Rechtsanwalt nochmal drübergucken lassen wollte.

Stand Mittwoch abend, 19h: 23 Fahrer hatten noch nicht unterschrieben. Unterschrieben hatten Caisse d’Épargne u.a. mit dem im Fall Fuentes umstrittenen Valverde. Es fehlten noch: die Teams von CSC und QuickStep sowie die Fahrer Savoldelli/Astana, Gusev/Discovery sowie die drei Rabobänkler Menchov, Freire und Rasmussen.

Stand Donnerstag, 20h: 20 Fahrer hatten noch nicht unterzeichnet. Am Tage hatten unterzeichnet: Salvoldelli, Gusev und Menchov. Die Unterschrift von Oscar Freire wurde nicht anerkannt, da er der Erklärung handschriftlich noch eine Protestnote beilegte.

Freitagabend dann grünes Licht: alle Fahrer haben unterschrieben. Dabei scheinen alle oder viele spanische Fahrer auf Geheiß der spanischen Fahrergewerkschaft die Unterschrift nur vor einem Notar geleitet zu haben, bei dem sie gleichzeitig ein Dokument hinterlegt haben, dass die Unterschrift unter Vorbehalt stünde.

[12h22] Da die ersten Tour-Etappen erst ein langsamer Aufgalopp für anstehende Dinge sein werden, kann ich z.B. den Tag heute nutzen, um ausgiebig die L’Équipe der vergangenen Tage auszuschlachten.

Die L’Équipe ist eine Sporttageszeitung an der ich nicht viel auszusetzen habe. Ich wäre froh wenn es etwas Vergleichbares in Deutschland geben würde. Sie erscheint an sieben Tagen in der Woche mit 8 bis 20 Seiten Umfang und zu einem Preis zwischen 85 Cent und 1 EUR. Die Artikel sind nicht boulevardesk, sondern seriös, schlimmstenfalls teilweise pathetisch weil die Identifikation der Journalisten mit Sportarten oder Sportler teilweise arg groß ist. Müsste ich aber zwischen dem Sportteil deutscher Qualitätszeitungen und der L’Équipe wählen, würde ich klar aufgrund der breiteren und detailierteren Berichterstattung zur L’Équipe greifen. Der KICKER ist dagegen, mit Verlaub, Kreisklasse. Engstirnige Provinz die sich erst in den letzten Jahren wieder aufgerafft hat verstärkt über Nicht-Fußball- und Formel-1-Sportarten zu berichten.

Und so hat die L’Équipe im eigenen Blatt für den Auftakt der Tour in London geworben: “London empfängt die Tour de France”

Galaktische Nachwehen: NFL muss draußen bleiben.

Zwei Zeitungsartikel beschäftigen sich an diesem Wochenende mit der Lücke die das Ableben der NFLE in Frankfurt hinterlassen hat. Leonhard Kazda fragt sich in der FAZ was nach der Frankfurt Galaxy kommt. Für alles was mit dem Stadion formerly known as Waldstadion zu tun hat: nicht viel. Die Galaxy hat bei der Betreibergesellschaft zwar das Stadion bis 2011 für jährlich 500.000,– EUR gemietet, aber die Betreibergesellschaft rechnet nicht mehr mit der Einhaltung des Kontraktes und hinter den Kulissen scheint man wohl über den Auflösungsvertrag und die entsprechenden Geldsummen zu verhandeln. Mit dem Wegfall von fünf sehr gut besuchten Heimspielen fallen auch Einnahmen der Cateringstände weg. Nach Schätzungen der Betreibergesellschaft benötigt man zirka zwei gut Besuchte Konzerte um den Ausfall kompensieren zu können. (In Hamburg ist wohl der Sea Devils-Stadionvertrag nach Saisonende eh ausgelaufen)

Nicht kompensieren wird man den Imageverlust und den Wegfall der Sportart Football. Die Fans können allenfalls nach Hanau oder Aschaffenburg in die zweite Liga oder nach Darmstadt in die GFL fahren. Als Ersatz überlegt die Stadt Frankfurt sich um die Austragung des German Bowls zu bemühen. Inwieweit die GFL scharf darauf sein sollte angesichts der Dominanz der Nord-Teams in den vergangenen Jahren ein Stadion in der Mitte oder im Süden der Republik zu verorten, kann man dieses Jahr analysieren, wenn die German Bowl in Stuttgart ausgetragen wird.

Die Frankfurter Neue Presse meldet unterdessen dass Frankfurt seine Bewerbung zur Austragung eines NFL-Regular Season-Spiels zurückgezogen hat! (Danke an Marco der mich auf den Artikel aufmerksam gemacht hat!)

Das Frankfurter Sportdezernat sagt, dass klare Signale von der NFL ausgegangen wären, wonach Frankfurt nicht vor 2009 an ein Spiel rangekommen wäre und man sieht in Frankfurt keine Chance dass die Begeisterung der Galaxy-Fan-Szene zwei Jahre lang im luftleeren Raum überleben kann (dabei vergißt das Sportdezernat anscheinend ist dreijährige Post-WLAF-Ära). Zudem sei ein solches Spiel für die Stadt Frankfurt wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die NFL verlange dass das Stadion mietfrei zur Verfügung gestellt wird und alle Einnahmen aus dem Kartenverkauf an die NFL gehen. Die NFL habe sogar versucht alle Hotel- und Flugkosten auf die Stadt abzuwälzen.

Im Artikel ist die Rede davon dass sich neben den “üblichen Verdächtigen” Berlin und Hamburg auch die Stadt München um eine Austragung beworben habe. Kein Wort zu Köln oder Düsseldorf.

Es wäre interessant zu wissen, was die “Signale” sind, die die NFL der Stadt Frankfurt übermittelt hätte, dass jene erst 2009 zum Zug kommt. Was bedeutet dass für die geplanten Spiele 2008? Wird es doch nur ein Spiel oder zwei sein? Drängt die NFL bei seiner Deutschland-Premiere drauf, das imageträchtigere Berlin statt die sichere “Football-Hochburg” Hamburg zu nehmen? Bleibt ein zweites auf dem amerikanischen Kontinent? Melkt man lieber ein zweites Mal Mexico City oder testet man lieber Toronto an? (China ist ja im April auf 2009 verschoben worden)

Buddy McGirt, der Box-Trainer mit mehr Eier als Lamon Brewster

Der vom Boulevard-Fernsehen- und -Blatt hochgejazzte Schwergewichtskampf zwischen Vladimir Klitschko und Lamon Brewster war eine überraschend lahme Veranstaltung.

Von der ersten Minute an dominierte der kühl kalkulierende Klitschko während Brewster nichts anbieten konnte. Nach ein bißchen Oberkörperschaukeln in den ersten Minuten war Brewster offen für nahezu jeden Schlag von Klitschko. Eine etwas saftlose Führhand über die tief hängende Rechte von Brewster im Zehn-Sekunden-Takt und ab und zu eine etwas unpräzise geschlagene Rechte über die tiefe linke Brewster-Faust.

Brewster hatte kein Konzept um die 10-15cm Reichweitenunterschiede wettzumachen. Er kam nie an Klitschko ran. Die Nasenstüber per Führhand reichten aus um Brewster auf Distanz zu halten. Und so verstrich Runde um Runde. Runde um Runde wurde Brewster immer unbeweglicher, nahm aber stoisch die Einschläge hin ohne großartig zu wackeln.

Brewsters Trainer McGirt redet auf ihn ein, soweit man das beurteilen kann, denn RTL schaltete permanent in den Ringpausen zur Werbung. McGirt warnte Brewster in der Ringpause vor der 6ten Runde: wenn du nicht mehr Aktionen zeigst und dich weiterhin derart abschlachten läßt, nehme ich dich aus dem Kampf raus.

Es folgt die sechste Runde, gewohntes Bild, Gong, Rundenende, RTL schaltet zur Werbung und nach der Werbung sieht man einen jubelnden Klitschko. Buddy McGirt hat seiner Warnung Taten folgen lassen und Brewster tatsächlich rausgenommen.

Glückwunsch an McGirt der so konsequent handelt und seinen Boxer rausnimmt bevor er zu Brei geschlagen wird. Es war ein WM-Kampf, es war ein Kampf mit viel Tamtam und ein Kampf der von HBO in die USA übertragen wurde, also alles Rahmenumstände die das einfache Rausnehmen eines Boxers nicht gerade vereinfachen. Der KO wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, selbst wenn Brewster im Kampf noch nicht angeklingelt wurde. Auf der anderen Seite spricht es auch nicht für die körperliche Verfassung, dass der Trainer es bevorzugte Brewster nach Runde 6 rauszunehmen. So wie Brewster in Runde 5 und 6 immer unbeweglicher wurde, war die Kondition heute nicht Brewsters Ding.

Aber wer Brewster noch vom Krasniqi-Kampf in Erinnerung hat, hätte ihn nicht wiedererkannt. Eindimensional, langsam, ratlos, plump, und schnell platt. Er wirkte überhaupt nicht hungrig oder aggressiv. Klitschko musste sich noch nicht einmal anstrengen, konnte den Kampf sehr souverän und mit sehr viel Autorität angehen. Schade, eine Nullnummer von Kampf.

Handball-WM 2009 bei RTL

RTL hat sich die exklusiven Free-TV-Rechte für die Handball-WM 2009 in Kroatien gesichert. Das Paket umfasst alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft, das Endspiel sowie die Ausstrahlung von Highlights.

Die Pressemitteilung ist zwar mit einer Online-Sperrfrist bis heute 18h45 versehen (“RTL Aktuell” anyone?). Aber wer eine Sperrfrist eingehalten sehen will, stellt seine Pressemitteilung nicht in ein öffentlich zugängliches Portal. Basta.

Die Pressemitteilung enthält keinerlei Informationen über Konzept, Kommentatoren oder Moderatoren. Im Zweifelsfall immer: Günter Jauch und Florian König.