Juve hat gedopt

Roberto Baggio, Del Piero, Zidane, Vialli, sie alle sind Doper, sie alle wurden Mitte der Neunziger Jahre systematisch vom Teamarzt der Juve gedopt. Das ist die nun per Gerichtsurteil vebreitete Erkenntnis (siehe NZZ, L’Équipe)

Der Teamarzt Agricola wurde letzten November zu 20 Monaten (oder 22, hier streiten sich die Quellen) Gefängnis bestraft. Gestern hat das Gericht die Urteilsbegründung veröffentlicht und so Details des Dopings ans Licht gebracht.

Der Arzt hat Unmengen von EPO, Keatin (nicht verboten) und dem Schmerzmittel Voltaren gespritzt. Insgesamt über 200 verschiedene Medikamente. Die NZZ zitiert einen Zeugen, dass die “Hausapotheke” von Juve eine ganze Kleinstadt hätte versorgen können. Der Richter kommt ferner zum Schluß, dass der Mannschaftsarzt aufgrund der hohen Beschaffungskosten nicht ohne Wissen seiner Vorgesetzten im Club agieren konnte.

Das Ganze ist u.a. deswegen nicht aufgeflogen, weil sämtliche Dopingproben in den Labors ungeöffnet weggeschmissen wurden.

In Zeitraum der Untersuchung, 1994 bis 1998, gewann Juve dreimal die Meisterschaft und einmal die Championsleague.

Die Konsequenzen? Einigen Spielern droht ein Verfahren wegen Falschaussagen. Fußballverband, NOK und UEFA werden sich zusammensetzen und beraten. Es darf darauf gewettet werden, dass man zum Schluß kommt, dass die Geschichte verjährt wird oder maximal eine Geldstrafe dabei herausspringt.

Regel-deform in der FIFA

Heute treffen sich FIFA-Verantwortliche auf ein warmes Bier und paar Schnittchen in Cardiff zu Wales (praktisch, dann kann man morgen noch ein bißchen Fussi gucken, Carling-Cup, 16h, DSF) und sinnieren über Regeländerungen. Glaubt man dem Guardian, wird vorallem über vier Änderungen nachgedacht.

Abseits
Es wird überlegt Abseits nur noch im Strafraum zu geben (was Ernst Happels Pressing von einst verunmöglichen würde, da die Abwehrlinien weit aufrückten) und die Unterscheidung zwischen passivem und aktivem Abseits fallen zu lassen.

Fouls
Neben einer veränderten Abseitsregelung werden die gravierendsten Änderung rund um das gepflegte Foulspiel angedacht.

So soll der letzte Mann der im Strafraum einen Stürmer umholzt, nicht mehr mit einer roten Karte bestraft werden, der Elfmeter wäre Bestrafung genug. Ähnliches wird ja derzeit bereits bei Torhütern praktiziert.

Ganz schlimme Überlegung: Trikot-Ausziehen mit Platzverweis belegen.

Schiedsrichter
Der Schiedsrichter soll mehr Rechte und Pflichten bekommen und nun für die “Sicherheit der Spieler während des Spiels” verantwortlich sein. Außerdem soll er nun Karten auch nach Abpfiff geben können.

Ausführung des Elfmeters
Im Guardian heißt es “encroachment by attacking players“. Ich denke es meint folgende Situation: Elfmeterschütze tritt an und seine Mitspieler laufen bereits vor dem Schuß in den Strafraum ein.

Diese Situation soll nun mit einem indirekten Freistoß zugunsten der verteidigenden Mannschaft bestraft werden, statt wie bisher der angreifenden Mannschaft den Strafstoß wiederholen zu lassen (im Falle eines Treffers), Torabschlag zu geben (falls Tor verfehlt) oder das Spiel weiterlaufen zu lassen (falls Torwart Ball fängt oder der Ball zurückspringt).

Der Ball macht Piep
Ursprünglich sollte außerdem offiziell der “Funk”-Ball von Adidas gezeigt werden. Diese Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut und Cairos Technologies sendet Signale aus, wenn es vollumfänglich hinter der Torlinie ist.

Die öffentliche Demonstration wurde aber aus Angst vor Industriespionage (oder einer unreifen Version?) abgeblasen, stattdessen wird die Technik nur im kleinen, erlauchten FIFA-Kreis gezeigt.

Katerstimmung.

Ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle:

1/ Bayern München 44
2/ FC Schalke 04 44
3/ Werder Bremen 40
4/ Bayer Leverkusen 38
5/ VfB Stuttgart 38

Ich denke es ist klar warum der eine oder andere Bundesligist durchgestrichen ist.

Die Bundesliga hatte in den europäischen Wettbewerben seit Jahren ein Problem: es waren zuviele Mannschaften dabei, denen die Konstanz fehlte, die mit Müh’ und Not einen 2ten oder 4ten Platz erreichten, aber in der Folgesaison als “one-year -wonder” abstürzten und entsprechend früh in UEFAcup und Championsleague strandeten.

Dieses Jahr schien die Ausnahme zu sein, die Bundesliga war gut aufgestellt und fünf der sechs Clubs hatten eine hehre Chance auf Weiterkommen.

Aber was sich gestern abspielte, war so unbeschreiblich unter aller Kanone. Drei deutsche Teams, drei Unentschieden in Hinspielen, zwei Heimauftritte in den Rückspiele und nur ein Tore. Mit Hin- und Rückspiele vier UEFAcup-Partien von Bundesligisten und gerade einmal ein Tor!

Wenn eine Mannschaft wie Werder Bremen fast die ganze Zeit auf ein Tor spielt und dann brutalsmöglichst ausgekontert wird, dann ist das dass eine. Wenn aber Schalke und der VfB mit einer derartigen Herzlosigkeit wie elf kleine Buchmacher zur Sache gehen und erst in der Schlußviertelstunde gewahr werden, dass die Hütte nicht nur brennt sondern schon fast abgefackelt ist, dann ist das Schrott.

Es ist nicht für mich nachvollziehbar, woher Stuttgart und Schalke die Hybris genommen haben, mit der Ruhe und Gelassenheit aufzutreten, als wäre man vom ganz schweren Kaliber wie AC Milan oder Barca, die Routine in solchen Gedulsspielen habe. Das mache ich doch nicht, wenn ich eine Mannschaft habe, die mit diesem Kern erst in der zweiten Saison international auftritt?!

Ich gebe den “Trainer-Eggheads” Sammer und Rangnick die Schuld, dass sie den Teams durch kopflastiges Auftreten jegliche Unbeschwertheit genommen haben. Gerade ein Matthias Sammer ist auf europäischer Ebene mit dem BVB hinreichend häufig durch lethargische Auftritte rausgeflogen. Beurk. Das waren jedenfalls Auftritte, die haben sich bei mir eingebrannt. Da bin ich nachtragend. Das war abartig schlecht.

Wer wissen will wie die richtigen Jungs Fußball spielen, lese den Bericht der NZZ über ManU – AC Milan.

Screensport: das Wochenende

Die Besonderheiten des Wochenendes sind potentiell interessante Boxkämpfe im ZDF, das Carling-Cup-Finale im DSF am Sonntag nachmittag mit einer attraktiven Zusammenstellung (Liverpool – Chelsea) und ein Mailand-Derby am Abend.

Samstag

2h00 NBA Menphis – Denver, PREMIERE

13h45 Premier League Southampton – Arsenal, PREMIERE
Beinahe-Absteiger gegen Wunden-Lecker.

Obacht: PREMIERE hat die Übertragung eines zweiten Premier League-Spiels am Wochenende schwer versteckt: ManU gibt es als Aufzeichnung um 20h30

15h30 Bundesliga, Spieltag 23
1: Werder Bremen – VfL Bochum (Laaser/Dittmann)
2: Borussia Dortmund – Mainz 05 (Lindemann/Stach)
3: Freiburg – Bayern München (Fritz von TuT/W.Fuss)
4: Hansa Rostock – Mönchengladbach (C.Fuß/Born)
5: 1. FC Kaiserslautern – VfL Wolfsburg (Groß/Forster)
6: Hertha BSC Berlin – Hamburger SV (Küpper/Leopold)
7: Arminia Bielefeld – 1. FC Nürnberg (Bartels/Pfandt)

Bizarr das Hertha – HSV nur auf Option 7 zu finden ist. Bizarrer das Aufwärmtraining zum DFB-Pokalspiel am Mittwoch: Freiburg – Bayern. Wann war eigentlioch das letzte Mal, dass Freiburg gegen Bayern so richtig ein Faß aufgemacht hat? Wenn ich den KICKER richtig interpretiere: 1996. Und das wird allen Ernstes live im Ersten gezeigt?

Irgendwie ein Samstag ohne richtige Thriller-Ansetzungen. Am ehesten Hertha – HSV.

18h30 BBL Leverkusen – Bonn, PREMIERE
Lokalderby. Die einen sind knapp übern (Playoff-)Strich, die anderen knapp drunter. Leverkusen riskiert einen Rückschlag mit seinem ambitionierten Talente-Programm.

20h30 Premier League ManU – Portsmouth, PREMIERE
Als Aufzeichnung vom Nachmittag.

22h Boxen Michalczewski – Tiozzo, ZDF
24h Boxen Erdei – Garay, ZDF

16 Monate nach seiner Niederlage gegen den Mexikaner Gonzalez kommt es in seiner “Heimatstadt” Hamburg zum Comeback von Michalczewski. Sein Boxstall Universum kündet von der größten Boxshow ever in Deutschland und wirbt damit sogar Survivor aus dem Altersheim in die Colorline-Arena zu karren um “Eye of the Tiger” vom Band zu singen.

Aber abseits von den eher peinlichen Vorgeplänkel, handelt es sich um ein Kampf auf “gleicher Augenhöhe”, durchaus im wörtlichen Sinne. Tiozzo und Michalczewski haben annähernd die gleiche Physis und die gleiche Erfahrung. “Tiger” Michalczewski pausierte 5 Monate länger ist aber statistisch der bessere K.O-Schläger. Tiozzo hat dafür den WM-Gürtel der WBA. Beide werden in unabhängigen Ranglisten in den Top 10 geführt. Beide sind Boxer Marke “Ehrliche Arbeiter” die nur selten im Ausland boxen. Beide sind Boxer die eine lange Karriere hinter sich haben und nun zum Ausklang ein letztes Hallali blasen.

Was den Kampf unabwägbar macht, ist der Umstand das beide Boxer nun eine lange (16 bzw 11 Monate) Pause hatten und vor dieser Pause eher unmotiviert wirkten.

Auch der zweite Kampf könnte es in sich haben. Zsolt Erdei gehört ebenfalls zu den Top 10 in Light Headyweight. Vor einem dreiviertel Jahr schlug er seinen heutigen Gegner, den Argentinier Hugo Hernan Garay nur mäßig gut nach Punkten.

Sonntag

15h00 Zweite Liga

16h00 Carling-Cup-Finale Liverpool – Chelsea in Cardiff, DSF
(Kommentator: Markus Götz)

Die Ergebnisse der Championsleague haben die Spannung nicht wirklich gemildert. Vorallem wird es interessant sein zu beobachten wie Chelsea mit dem Schmäh umgehen, der sie europaweit nach dem Verhalten von Mourinho in Barcelona ereilte. Zudem war das Spiel in Barcelona hinreichen anstregend (Stichwort: Wadenkrämpfe) und der Kader von Chelsea nach Verletzungen auch nicht so tief.

17h30 Bundesliga, Spieltag 23
1: Schalke 04 – Hannover 96 (Bayer/Stach)
2: Bayer Leverkusen – VfB Stuttgart (Reif/Dittmann)

Schon wieder so etwas merkwüdiges: das Spitzenspiel wird auf der hintersten Option gezeigt… Anyway: die Leverkusener haben in Liverpool Schadenbgerenzung betrieben. Zwar verloren, aber die Schlußphase zeigte dass es eher ein “Blackout” als grundsätzliche Probleme waren. Stuttgart hingegen… zwei Spiele gegen einen aus der italienischen Abstiegszone und geschossene Tore: 0. Junge, Junge, die Stuttgarter könnten als ziemliche Nervenwracks antreten.

19h00 NBA Nets – Cavs, PREMIERE

20h30 Serie A Inter – Milan, PREMIERE
Lokalderby, Nummer drei gegen Nummer eins. Der Unentschieden-Champ trifft auf eine Mannschaft die in Manchester überraschend auftrat, to say the least.

Zeilensport: Wer hoch fliegt, fällt tief

Großartiger Artikel von Ronald Reng in der “Berliner Zeitung” über Jose Mourinho und das Spiel in Barcelona. Reng fragt ob Mourinho nicht anfängt über die von ihm aufgebauten Popanze zu stolpern. Ich würde den Artikel am liebsten komplett übernehmen. “Der Psychospieler“.

Der Schlusspfiff, der Handschlag, die Zeichen, dass es vorbei ist, sie gelten bei Mourinho immer nur für alle anderen. Er selbst spielt weiter […]

[Nach dem Verweigern der Pressekonferenz und Aufkeimen der Gerüchte] Das war Mourinhos Idee: die Medien auf den Rivalen hetzen, das Rückspiel schon beginnen zu lassen […]

Details sind alles für José Mourinho. Jeder Kleinigkeit seines Berufs widmet er sich mit Besessenheit, denn es könnte die entscheidende für den Sieg sein […] In der Mittwochnacht allerdings wurde deutlich, dass der derzeit beste Trainer Gefahr läuft, sich mit seiner größten Stärke, dem scharfen Auge für Details, selbst zu zerstören.

Denn es sind die unwichtigen Kleinigkeiten, in denen sich Mourinho zu verzetteln beginnt, kindische Psychospielchen mit dem Gegner, die nichts bringen außer ihn mit 42 Jahren als pubertären Flegel zu präsentieren […] er ist dabei, so viele Feuer auf so vielen Nebenschauplätzen zu zündeln, dass er sich dabei irgendwann selbst verbrennt […]

Wie höflich [Rijkaard] angesichts Mourinhos schweigend ausgesprochener Vorwürfe blieb, zeigte einen großen Menschen. Ein großer Trainer mag damit davonkommen, Regeln wie die Fairness nach dem Spiel für sich auszusetzen. Physikalische Gesetze gelten jedoch auch für ihn: Was hoch fliegt, fällt tief. Es mag dauern, bis Mourinho aufschlägt. Die Fahrt nach unten allerdings hat er am Mittwoch aufgenommen.

Das ist diskussionswürdiger Stuff, den ich gerne öfters lesen würde.

UEFAcup live

[21h10] Das witzige am Ernst-Happel-Stadion (Austria Wien): eine Rasenheizung ham’se nicht, aber dafür modernen, vollelektronischen LED-Werbebanden mit Animationen etc… Das verwundert nicht, von einem Land in dem sogar die Arschbacken mit Sponsoren beklebt sind.

[21h03] Das heitere Toreschießen bei Middlesbrough – Graz geht weiter. In der 19ten gleicht Boro aus. Man drängt über links in den Strafraum ein, es wird auf den zweiten Pfosten geschossen, der Torwart kann über die Grasnarbe fliegend, den Ball abwehren, wird aber von einem reingrätschenden Abwehrspieler behindert, der Ball holpert vor die Füße eines FC-Spielers: 1:1.

[21h00] Überraschung in Middlesbrough, wo das Spiel bereits Viertel vor neun, nicht wie von mir geschrieben 21h00 anfing. Der Grazer AK ist 1:0 in Führung gegangen.

Schneller Angriff von Graz, der Torwart kann klären, der Ball wird zentral in den Strafraum abgelenkt, wo ein Middlesbrough-Spieler den Ball völlig unbedrängt einem Grazer vor die Füße spielt.

Austria – Athletic ist ein mäßiges und gemäßigtes Spiel, Chancen hüben und drüben, aber nichts was einem die Blutwerte runiert.

[20h09] The Living Plattitüden-Baukasten Herrmann: “Nix ist verloren”. “Es sah alles so positiv aus”. “Wir hoffen noch mit allen Daumen die wir drücken können”. “Dieter Hecking – Wirds noch was mit der größten Europapokal-Sensation der Geschichte?”

Fünf Minuten Herrmann-Konzentrat.

[20h05] Ausgewackert. Alkmaar führt nach Ecke. Kopfballverlängerung, ein Holländer hält eine Fußspitze hin, 2:1 für Alkmaar und es riecht nach dem nächsten Ausscheiden.

[20h00] Die wackeren Aachener veranstalten unterdessen eine Abwehrschlacht. Nach einer verunglückten Kopfballabwehr von Rolfes, konnte Alkmaar zum 1:1 ausgleichen und ist somit noch ein Tor vom Weiterkommen entfernt.

Seit der 71ten Minute spielt Aachen nach Gelb-Rot in Unterzahl (Stehle).

Aber was für ein Scheintoter ist eigentlich Thomas Herrmann (geworden?). Da geht ein Ball Millimeter am Tor vorbei und es dauert drei Sekunden bis Hermann mit monotoner Stimme etwas dazu sagt. Kein Anheben der Stimme wenn die Chance sich andeutet, kein Schreien wenn abgezogen wird, eine lapidare Zur-Kenntnisnahme und Nachschilderung vom Gesehenen, garniert mit Plattitüden aus der untersten Schublade. “Auch Glück braucht man im Europapokal” heißt es da nach einem Lattentreffer. Ein Schuß wird abgeblockt, Herrmann sagt drei Sekunden später: “Der Schuß wurde abgeblockt”.

[19h52] Meine Fresse, das war schwach vom Bundesligazweiten Schalke. 0:1, Endstation Flöz Donezk. Da war nicht ein Schalker bei, bei dem man das Gefühl hatte, dass er was reißen konnte. Bis auf Hanke verpufften alle Einwechselungen elendig. Lincoln war ein Totalausfall und für die Ecken gehört Lincoln fünfzigmal um den Sportplatz gejagt.

[19h24] Was Schalke zu fehlen scheint, ist die “geistliche Beweglichkeit”. Immer noch sehr viele Abspielfehler im Mittelfeld und vorne versauen sie es sich, weil die Mitspieler zuwenig auf die Ideen des Ballträgers eingehen. Da will der Ballführende in den Lauf spielen, doch der Mitspieler bleibt stehen. So passiert bei Asamoah, so passiert bei Ailton.

[19h10] Nutte Thomas Herrmann. Wozu sich Sportsender inzwischen nicht entblöden. Ich zappe bei Anstoß zu Alkmaar rüber: Hermann weist auf eine Schrifttafel hin, die ein Drittel des Bildschirms einnimmt: ein DSF-Telefon-Quiz mit 0180-Nummer und der Frage ob Erik Meijer Holländer oder Italiener ist. Das ganze mit einem 25.000,- EUR-Jackpot versehen.

Ich zappe in der 14ten Minute zu Alkmaar rüber: Hermann weist auf eine Schrifttafel hin, die ein Drittel des Bildschirms einnimmt: ein DSF-Telefon-Quiz mit 0180-Nummer und der Frage ob Erik Meijer Holländer oder Italiener ist. Das ganze mit einem 25.000,- EUR-Jackpot versehen.

Zwei Minuten später fängt Hermann freundlicherweise an, ein, zwei Wörter über die Mannschaftsaufstellung von Aachen zu verlieren. Nicht zu früh, sollte man meinen.

[19h01] Zwei Spiele laufen derzeit gleichzeitig. Schalke – Donezk 0:1: das Alptraum-Szenario ist wahr geworden. Schalke stüpert und stolpert sich lethargisch nach vorne, während Donesk bei Schalker Ballverlusten schnell nach vorne rennt. Nach Ballverlust Asamoah an der Mittellinie wird Aghahowa gegen eine weit aufgerückte De-facto-Dreierkette steil geschickt und kann Rost mit einem satten Schuß überwinden (21te).

Schalke geschockt, kann sich erst kurz vor der Halbzeit berappeln und sich vor dem Kasten von Lastuvka festsetzen.

Alkmaar – Aachen 0:1, Erik Meijer, Kopfball nach Eckball, 31te Minute. Ähnliche Bilder auch hier: die Heimmannschaft kommt nicht zu Potte, kann kaum Chancen generieren. Anders als Donesz reagiert Aachen nicht mit schnellen Gegenstößen, sondern mit behutsamen Spielaufbau.

Die Fans von Alkmaar entwickeln eine Stimmung krege wie ein Friedhof.

Keine Kohle im Ruhrpott

Wenn es nach den bisherigen Mechanismen geht, siehe BVB vom letzten Jahr, dann sollte die Focus-Money-Meldung der Woche einige Journalisten und Redaktionen hellhörig gemacht haben und in den nächsten Tagen sollte Nachschub zu erwarten sein.

In der “taz” hat Daniel Theweleit einen recht runden Artikel geschrieben: “Schalker Standrecht” (Hat tip “Indirekter Freistoß”)

Es war offensichtlich ein schmerzhafter Treffer gegen die Festung, die Rudi Assauer in Gelsenkirchen errichtet hat […] Assauer konterte […] heftig: “Im Grunde muss der für diesen Vergleich standrechtlich erschossen werden”, sagte der Schalker Manager […]

Einräumen musste Schnusenberg aber […] 16,8 Millionen Euro Verlust für das Jahr 2004. Schon 2003 hatte sich der Fehlbetrag auf 19 Millionen Euro belaufen und wurde nur mit Hilfe eines dubiosen Deals mit der Stadt, die dem Klub das alte Parkstadion für einen Euro überlassen hatte, auf rund vier Millionen reduziert. Der Schuldenstand des Klubs beläuft sich damit auf 110 Millionen Euro, die Kredite für den Arena-Bau sind da noch nicht einmal enthalten. Die laufen über die Betriebsgesellschaft, eine Tochter des Klubs, auch hier müssen noch weit über 100 Millionen Euro getilgt werden […]

[Finanzvorstand Schnusenberg] zeigte sich […] zuversichtlich, dass bald wieder Gewinne erzielt werden. Wie, wusste er indes nicht genau zu erklären, erstmals gaben die Schalker Macher zu, dass dies jedenfalls nicht über eine höhere Auslastung der Arena möglich sei. Auf dem Markt der Veranstaltungsarenen ist der Konkurrenzkampf nicht zuletzt durch das neue Stadion in Düsseldorf äußerst hart geworden. Man ist also abhängig vom internationalen Geschäft – so hat auch das Dortmunder Desaster angefangen. Der eingeschlagene Weg ist vergleichbar, nur wie weit die Schalker ihn schon gegangen sind, lässt sich wohl erst erkennen, wenn ein versierter unabhängiger Finanzkenner einen umfangreichen Einblick in das Geflecht aus 17 Tochtergesellschaften erhalten hat. Geschäftsführer all dieser Töchter ist übrigens Rudi Assauer […]

Die Äußerungen Schnusenbergs lassen darauf schließen, dass man neue Geldquellen auftun muss. Der Finanzchef schloss nicht mehr aus, den Namen des Stadions zu vermarkten, und kündigte an, dass man dringend auch “den Posten der Sponsoring-Einnahmen” verbessern müsse.

Ich bin zu wenig Finanzexperte um die Zahlen en-detail beurteilen zu können. Die Parallelen zum BVB liegen auf der Hand. Worauf Schalke Wert legt, und das ist möglicherweise ein entscheidender Unterschied zum BVB, man soll noch Herr seiner Rechte sein. Verpfändungen u.ä. Konstrukte soll es nicht geben.

Schalke hat dem KICKER gegenüber ein eher dürres Statement abgegeben. Weitaus inhaltsreicher ist da das KICKER-Interview mit dem Prof. Karlheinz Küting, der im Focus-Artikel als Experte und quasi “Krohnzeuge” genannt wird.

Die Bilanz 2003 liegt mir sehr wohl vor, über 2004 habe ich nie gesprochen. Und was ich über 2003 gesagt habe, das habe ich noch sehr zurückhaltend formuliert. Es läuft bei Schalke so chaotisch wie beim BVB […]
Das Lizenzierungsverfahren geht an vielen Wirklichkeiten vorbei. Obwohl die Vereine lupenreine Konzerne sind, gerade Schalke mit 16 Gesellschaften, dürfen sie der DFL eine Bilanz vorlegen wie zu Turnvater Jahns Zeiten. So lange die DFL nicht Konzernbilanzen fordert, sind die Abschlüsse das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Konzerninterne Transaktionen, dieses Schminken der Bilanzen, hätten dann keine Auswirkungen mehr auf Gewinn und Eigenkapital. Alles würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus.

Der “Fall Schalke” bringt auch den BVB in Kalamitäten, denn jede weitere Schlagzeile zum Thema Finanzgebahren der Bundesliga, macht die Öffentlichkeit hellhöriger und empfindler gegen jedwedes Gemauschel bei der Lizenzierung, katapultiert eine “Lex BVB”, sofern sie nötig ist, in weiterer Ferne.

Nicht die einzige Front beim BVB. Nun wurde ja auch die Abtretung der Transferrecht von Spielern bekannt. Frage: ist so etwas für ein börsennotiertes Unternehmen mitteilungspflichtig? Feststellung: es hat nur eine Woche nach der “Glasnost”-Pressekonferenz von Meier und RölfsPartner gedauert, bis wieder eine Leiche aus dem keller aufgetaucht ist. Was kommt da noch, wieviel Überblick hat RölfsPartner, wenn er von alldem nichts gewusst hat? Feststellung: wie hilfreich ist es für den BVB, wenn zum Sanierungskonzept von RölfsPartner nun noch andere entwickelt werden, wie z.B. vom türkischen Anteilsnehmer, der nun 10 weitere Prozent angeblich kaufen will und mit amerikanischen Investoren reden will (smells like Luftnummer).

Deals in NFL und NBA

So richtig zu Ruhe kommt die NFL nach der SuperBowl nicht. Der Spielerhandel ist auf Hochtouren.

Nach der Entlassung in Buffalo hat QB Drew Bledsoe einen 3-Jahres-Vertrag bei den Dallas Cowboys unterzeichnet und ist damit wieder mit “seinem” Trainer Bill Parcells vereint, der ihn schon einst in New England draftete und als Drei-Jahres-Plan zum Franchiseplayer aufbaute. So schließt sich zum baldigen Karriereende von Bledsoe der Kreis und nun wird auch verständlich wieso Parcells etwas eigenartig mit der QB-Position zum Saisonende bzw. in der Offseason agierte. Er hat vielleicht schon mit der sich abzeichnenden Entlassung Bledsoes gerechnet…

Ungleich fetter und spektakulärer ist der Abgang von Vikings WR Randy Moss. Moss Agent sagt dass ein Deal mit den Oakland Raiders fix ist und eine Spieler sowie zwei Draft-Picks umfassen sollte.

Der Deal wird bislang noch nicht offiziell von den Vereinen bestätigt und wäre insofern kurios, weil die Vikings derzeit aufgrund des angekündigten aber noch nicht vollzogenen bzw. abgesegneten Verkauf an Fowler in einer Übergangsphase sind.

Moss soll es angeblich von den Vikings wegziehen, weil er ihnen kein Superbowl-Potential zutraut, eine etwas überraschende Aussage, weil die Vikings in den Playoffs waren und die Raiders derzeit ziemlich kaputt und mitten im Umbruch sind. Wahrscheinlich hat Moss schlichtweg die Schnauze von Minneapolis-St.Paul voll, wo er von Jahr zu Jahr immer stärker in den Schlagzeilen stand und zum Ende der Saison hin, aufgrund einiger eigenartiger Auftritte auf dem Spielfeld auch heftig von Coach und Mitspielern angemacht worden ist, die ansonsten bislang eher in Treue zu ihm standen.

Moss zu den “Bad Guys” der Liga, den Raiders, passt wie Arsch auf Eimer.

Aus Boston wird vermeldet das Pats-LB Teddy Bruschi einen kleinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitt und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Er konnte zwar nach 48 Stunden das Krankenhaus wieder verlasen, aber seine weitere Spielerlaufbahn ist mehr als fraglich.

Auch in der NBA gibt es einen “großen” Deal zu verkünden: Sacramento ist Forward Chris Webber plus zwei weitere Spieler an die 76ers losgeworden, bekommt Kenny Thomas, Brian Skinner und einen weiteren Spieler. Es wirkt irgendwie, als würden die Kings einen Problemkind entsorgen wollen. C-Webb und Iverson in einem Team. Das wird lustig.

Geschmackssicheres Boxen

Das DSF zeigt sich wieder von seiner geschmackssicheren Seite und vermeldet heute via Pressemitteilung eine neue “Reality Soap”: “Boxxstar“, man beachte den gesteigerten Coolnessfaktor aufgrund des zweiten “X” im Namen.

“Boxxstar” ist das was auch auf der Verpackung draufsteht: Kandidaten treten in reelen Boxkämpfen gegeneinander an, der Gewinner, nein nicht der Sieger des Kampfes, sondern der Sieger des 0190-Votings, bekommt eine Trainingswoche und “die Chance auf einen Profivertrag“.

Kooperationspartner ist der SES-Boxstall, dessen “SES-Boxgalas” aus den Turnhallen der Republik vom DSF an Samstagabenden versendet werden.

Die Ankündigung des DSFs ist u.a. nicht zuletzt deswegen grandios geschmackssicher, weil in den USA bei einer ähnlichen, von Sylvester Stallone und “Sugar” Ray Leonard vor kurzem einer der Kandidaten, Monate nach der Aufzeichnung und kurz vor Ausstrahlung, Selbstmord begangen hat (MSNBC).