Mahlzeit!

Schweinsgalopp nennt man eine etwas schnellere Gangart, jene Gangart mit der ich heute durch einige ausgewählte Meldungen Eile und in Memoriam an das zerschlagene Gesicht von Dariusz Michalczewski, das am Samstag an ein abgestochenes Schwein erinnerte.

Gestern trat “der Tiger” wohl bei “die Laberbacke” Jopi Kerner auf und hat wohl angekündigt weitermachen zu wollen. Schade, Michalczewski scheint wirklich den besten Moment des Abtretens im wahrsten Sinne des Wortes, mit aller Gewalt versäumen zu wollen. Nun ist auch Fritz Sdunek gefragt, den ich bisher als sehr integren Trainer schätze. Ich hoffe dass er sich an so etwas nicht beteiligt und nicht mithilft, das “der Tiger” zu einer Witzfigur von Holyfieldschen Dimensionen wird.

DFB-Pokal? Interessiert mich nicht wirklich. Eine langweilige Veranstaltung, ausgedehnt über diverse Monate wie ein zäher Kaugummi und am Ende des Tages beschert das Losglück nur selten Partien über die man schon im Vorfeld reden möchte. Stattdessen werden Dinger wie S04 – H96 und Freiburg – Bayern ins Fernsehen gehievt, die normalerweise keine Sau jucken.

Aus dem Fußball gilt es eine “angekündigte” Entlassung zu vermelden.: Ingo Peters bei LR Ahlen. Der nächste Trainer der auf dem Altar ehrgeizigster Aufstiegspläne geopfert wird. Ahlen ist derzeit 13ter und 2 Punkte von der “Dangerzone” entfernt und hat 5 der letzten 6 Spiele verloren.

Drüben in England, gab es im FA-Cup einen Thriller: Arsenal musste verletzungsbedingt mit einer Rumpftruppe (was man halt bei Arsenal als Rumpftruppe bezeichnet: Clichy, Cole, Cygan, Lauren, Ljungberg, Viera) in Sheffield antreten. Nach Hinspiel 0:0 endete auch dieses Spiel torlos und musste via Elfmeterschiessen entschieden werden. Arsenal gewann 4:2 und Held des Tages wurde… Torwart Almunia der zwei Elfer hielt. In der Liga patzt Lehmann, im Cup hält Almunia 2 Elfer… würde sich Wenger völlig zum Affen machen, wenn er Am Wochenende wieder mit Almunia in der Liga startet?

Dem Arsenal sein Lehmann ist dem Liverpool sein Baros. Baros fand sich zum Ligacup-Finale völlig überraschend auf der Bank wieder und hat nicht die Bohne Ahnung wessen Wässerchen er getrübt haben soll. Trainer Benitez will ihm jedenfalls nix gesagt haben. Gerüchte wollen von Auseinandersetzungen zwischen Baros und Benitez wissen, aber Baros zuckt nur mit der Schulter. Der geneigte Reds-Fan fragt sich, wer sonst die Tore schiessen soll.

Man stelle sich vor Jopi Kerner und Sepp Blatter treffen aufeinander. Was würden die sich ein Ohr abkauen. Soviele galoppierende Säue gibt es gar nicht, wie Blatter tagtäglich medial durch das Dorf jagt.

Die jüngste Sau wurde vor zwei Wochen 45 Jahre alt und galoppiert demnächst aus. Sepp Blatter kündigt an, dass es für das frische Geburtstagskind Luigi Collina keine “Lex Collina” geben wird. Blatter schließt eine Ausnahme auf internationale Ebene aus, will aber nicht ausschließen dass der italienische Verband sich auf Ligaebene noch zu einer Ausnahmeregelung entschließt.

Glückwünsche gehen an den “Diggler”. Dirk Nowitzki ist zum zweiten Mal zum besten NBA-Spieler des Monats gewählt worden. 27,2 Punkte, 10,2 Rebounds, 3,8 Assists und 46% Shoot.Pct., sein Februar-Schnitt. Die Rufe nach dem MVP-Titel werden zwar lauter, aber dazu dürfte er nicht das Standing haben.

Ich muss mal auf die Uhrzeiten und Zeitpläne gucken, aber zirka 36 Stunden müssten es bis zum offiziellen Start der Formel-1-Saison hin sein. Wieviele Teams letztendlich in Melbourne an den Start gehen, ist noch ungewiss.

Es gibt Ärger rund um die “local guys” von Minardi. Minardi will aus Zeit- und kostentechnischen Gründen mit dem Vorjahresmodell fahren. Dieses ist aber nicht mehr regelgerecht und bräuchte daher eine von allen Teams abgenickte Ausnahmegenehmigung. Alle haben sie genickt, nur Ferrari nicht.

Paul Stoddart fällt wieder in seine Opferrolle und schildert bereitwillig in jedes Mikro dass ihm hingehalten wird, wie Schurke Jean Todt sich jeder Entscheidung wiedersetzt.

Wir können aber davon ausgehen, dass die Kabeleien hinter den Kullissen inzwischen einen höheren Komplexitätsgrad erreicht haben, als uns Stoddart mit seinen Plaudereien weismachen will. An die Öffentlichkeit gelangen vorerst die Drohungen von Stoddart, dass andere Teams sich solidarisch erklären würden und ebenfalls nicht an den Start gehen würden und dass Stoddart einige Regeländerungen durch Rückziehen seiner Unterschrift, ungültig machen könnte.

Die Entscheidung fällt am Donnerstag, wenn Minardis Wagen technisch abgenommen werden müssen.

Wer in der F1 das Schwein ist, läßt sich daher nicht so schnell feststellen.

Hooray: wieder NCAA Final Four

Gute Nachricht für Freunde des US-Sports: wie man dem PREMIERE-Programmguide entnehmen kann, werden auch dieses Jahr die Final Four” im US-College-Basketball übertragen (= Meisterschaft im College-Basketball mit Halbfinale und Finale in St.Louis).

Am ersten April-Wochenende (Nacht Sa/So ab 1h15, Nacht Mo/Di ab 3h15).

College-Sport in den USA ist aufgrund der geradezu hysterischen und naiven Euphorie eine angenehme Abwechslung zum Profi-Sport. In den Hallen bzw. Stadien herrscht eine unglaubliche Stimmung. Datum vormerken, anstreichen.

(auch diese Meldung wird wieder nicht via WordPress selber, sondern einem – allerdings anderen – Softwareclient veröffentlicht, mal sehen obs passt)

Zeilensport: Durchblick aus der Schweiz

Die “Neue Zürcher Zeitung” bringt heute gleich einen Schub an interessanten Artikeln.

Da gäbe es einmal die Blubberbacke Sepp Blatter, der seine Kompetenz mit der Aussage unterstreicht: Ein Klub, der in jedem Heimspiele rund 80’000 Zuschauer habe, müsse doch überleben. Ihm fehlten die Worte.

Abgesehen von diesem recht gewagten Kurzschluß, hängt sich da ein Mann aus dem Fenster, der nach Ansicht vieler, u.a. des SZ-Sportredakteurs Thomas Kistner, sich 1998 den FIFA-Präsidenten-Posten in einer Nacht- und Nebel-Aktion von den afrikanischen Verbänden gekauft hat.

Mäkelten ich und die SZ gestern noch am “lendenlahmen” Abstigeskampf herum, stimmt nun auch Martin Hägele in der NZZ in den Tenor ein.

Es regt sich einfach zu wenig Trotz; in Rostock, Freiburg und Bochum scheint der Glaube an ein Fussballwunder eingeschlafen zu sein. Und ein bisschen liegt das auch am Aussterben von Trainerlegenden wie Udo Lattek. Deren Sprachjargon ist inzwischen überholt worden.

Ferner gibt es eine Analyse über die Situation beim französischen Hauptstadt-Klub Paris St.-Germain. Einige der Ingredenzien sind bereits hier an dieser Stelle geschildert worden, wie z.B. der schwelende Skandal um die TV-Rechte und Canal+ oder die Entlassung des Trainers Halilhodzic.

(Dieses Posting wurde nicht in WordPress, sondern einem WP-kompatiblen Client erstellt, mal sehen wie das ganze nun gepostet wird…)

Nabend!

Regeln, die Dritte

Während die englischen Meldungen zur “FIFA-Regelkommission” recht eindeutig waren, schrieb man in Deutschland irsinnig viel verwirrende Grütze. Nun kann es aufgeklärt werden.

Inbesondere ist Verwirrung um passives und aktives Abseits entstanden. Auf der FAZ-Website hieß es unter Berufung auf dpa und SID:

Das passive Abseits gehört der Vergangenheit an. Das International Football Association Board (IFAB), die oberste Regel-Instanz der Fifa, hat am Samstag im walisischen Cardiff die Abschaffung der heftig umstrittenen Regel beschlossen.

Künftig soll wie vor Einführung der Regel nur dann das Spiel unterbrochen werden, wenn ein Spieler im Abseits steht, der den Ball erhält oder in anderer Art und Weise direkt ins Spielgeschehen eingreift.

Nach Meinung von FAZ, dpa, SID wird also das passives Abseits abgeschafft, stattdessen Abseits nur gepfiffen werden, wenn der Spieler wirklich eingreift. Aber was ist das bitte anderes als passives Abseits?

STÜMPER!

Der KICKER bringt die Auflösung, wenn auch mit 48 Stunden Verspätung.

Das passive Abseits ist nicht abgeschafft worden. Stattdessen hat die FIFA das internationale Regelwerk angepasst und das passive Abseits wie es schon seit längerem u.a. in Deutschland praktiziert wurde, zur Norm erklärt.

Ich finde es ziemlich erbärmlich dass so gut wie keine Zeitung es geschafft hat, den Sachverhalt richtig zu schildern und die Agenturen sogar schlicht und ergreifend falsches publizieren konnten, ohne dass Redakteure in den Agenturen oder den Zeitungen aufmerksam geworden sind.

Der 55 Millionen-Euro-Mühlstein

KICKER, die nächste. Schalkes Finanzvorstand Schnusenberg im Interview. Schnusenberg und KICKER lassen den ganzen Krempel mit den Tochtergesellschaften beiseite und simplifzieren Schalkes Finanzen. Das macht die Geschichte für Otto Normalverbraucher nachvollziehbarer.

Schalke zahlt 11 Mio. EUR p.a. fürs Stadion zurück.
Schalke zahlt mind. 6 Mio EUR p.a. Schechter-Anleihe zurück.
Schalke hat ein Gehaltsvolumen von derzeit 38,5 Mio EUR p.a..

Macht summasummarum 54 – 55,5 Millionen EUR die Schalke, egal ob Championsleague oder Bundesligamittelfeld, Saison für Saison abdrücken muss.

Was die Ausgabenseite angeht: Schalke will auf der einen Seite das Gehaltniveau verringern, um zirka 2 Mio auf 36 Mio, muß auf der anderen Seite von Jahr zu Jahr mehr Geld für die Schechter-Anleihe aufbringen, so dass sich auf der Ausgabenseite eigentlich nicht viel tun wird.

Roundabout 55 Mio Euro Ausgaben pro Jahr.

Ist das viel oder wenig? Ein Anhaltspunkt bietet diese Saison, die ich aus Schalker Sicht für durchschnittlich bis knapp überdurchschnittlich halten würde: büschen im UEFAcup rumgedaddelt. Schnusenberg faßt zusammen: 5 Mio EUR sind durch UEFAcup in die Kasse gespült worden und in der Saisonbilanz reicht das für, O-Ton Schnusenberg, “ein überschaubares Plus“. Ich interpretiere das als “kaum spürbar über Null”.

Das heißt doch eigentlich: um übern Schnitt zu kommen, muss Schalke jedes Jahr international vertreten sein?!

Entspannung kann nur kommen, wenn man mehr Einnahmen erzielt. Schnusenberg erwähnt dabei noch Möglichkeiten im Sponsoring und TV-Einnahmen. Sagen wir in Sachen TV-Gelder ab 2006 eine Steigerung von 300 Mio auf 450 Mio, macht 5-10 Mio pro Verein. Damit könnte Schalke in der Tat Jahre ohne internationale Auftritte überstehen.

Vorausgesetzt die Ausgaben bleiben stabil und bei dem Verfehlen von Wettbewerben verfällt man nicht in Aktionismus und räumt den Transfermarkt ab. Und vorausgesetzt es gibt keine Leichen im Keller. Stichwort Tochtergesellschaften, Stichwort potentieller Verlustbringer AusSchalke.

Randnotiz aus der Nachbarstadt: Borussia Dortmund ersucht die Stadt um Stundung von 5 Mio Gewerbesteuer. Ich frage mich: wozu? Sollte der BVB nicht mit dem Sanierungskonzept von RölfesPartner in die Lage versetzt werden, alle Schulden abzuzahlen?

Der 1 Videobeweis

Es sieht wohl in der Tat so aus, als habe Franz-Xaver Wack gestern den ersten Videobeweis der deutschen Fußballgeschichte getätigt.

Nur sagen darf er es nicht. Weil es von der FIFA verboten ist und weil der DFB die Einspielung von Zeitlupen auf Stadion-Videoleinwänden verboten hat.

Der 1 Verletzte

Arsenals Spiel gegen Southampton ist nachträglich teuer, sehr teuer gekommen. Stürmer Van Persie nach Gelb-Rot gesperrt, Mittelfeldmotor Pires per Foul für 2-3 Wochen aus dem Verkehr gezogen.

Und nun fällt auch noch Thierry Henry aus. Auch er wird neben den nachträglich gesperrten Bergkamp und Reyes fehlen.

Damit hat Arsene Wenger quasi keine Alternative mehr für den Sturm, wenn morgen abend im FA-Cup gegen Sheffield Utd. geht.

Fofftein!

Platzverweis

Wer gestern das gesehen hat, was DSF und Grinserübe Dahlmann vom Carling-Cup übriggelassen haben, dem wird die Szene nicht entgangen sein, in der Chelseas Jose Mourinho des Platzes verwiesen wurde, quasi anknüpfend an das von Ronald Reng geschriebene.

Der Clou, und ich höre sowas zum ersten Mal, Mourinho wurde nicht vom Schiedsrichter, sondern von der Polizei des Platzes verwiesen (BBC, Guardian).

Beim Ausgleich Chelseas in der 79ten Minute (also 15 Minuten bevor “Mittendrin statt nur dabei“-Sender DSF sich ausblendete), ging Mourinho auf und ab und legte dabei die Finger an den Mund wie um zu sagen “Jetzt haben wir euch das Maul gestopft”. Das muß man so nicht ohne weiteres für sanktionswürdig halten, wenn es nicht ziemlich genau 2m vor dem Liverpooler Fanblock gewesen wäre…

Es gab Diskussionen mit dem vierten Schiedsrichter, der Mourinho von den Liverpooler Sitzreihen fortschob und dann war gut. Es dauerte eine Minute als scheinbar grundlos der vierte Schiedsrichter Mourinho in den Kabinengang führte. Bei der Rückkehr sprach der Assistent offensichtlich auch noch mit Polizisten.

Laut SKY (sagt der Guardian), soll sich Mourinho die Verlängerung vor dem Fernseher und laut auf portugiesisch fluchend, angesehen haben.

Mourinho will das später alles nicht so gemeint haben. Die Geste wäre für die Medien gedacht gewesen, nicht für die Fans und das Winken nach dem Spiel galt seiner Frau und nicht den Fans.

Der erste Pott ist geholt, Mourinho ist weiter auf Mission.

Kalte Küche

Stimmt diese Story der Netzeitung? Franz-Xaver Wack hat gestern quasi über die kalte Küche, den Videobeweis in der Bundesliga eingeführt, als er bei Bayer – VfB eine Entscheidung korrigierte, nachdem er auf der Videowand die Wiederholung gesehen hat? (Habs nicht mitgekriegt, hatte telefoniert)

Lendenlahm

Was ist los mit dem deutschen Fußball? Zu dem Zeitpunkt an dem ein Jürgen Klinsmann mit der Nationalmannschaft ein agiles Feuerwerk an Passion, Ehrgeiz und Willenskraft abbrennt, präsentieren sich zahlreiche Vereine als lascher Haufen der ein Nullachtfuffzehn-Programm abzuspulen hat.

Das Grundthema vom Donnerstag (siehe “Katerstimmung“) setzte sich auch am Wochenende fort. Stuttgart und Leverkusen haben am Sonntag nicht wirklich so gespielt, als würden sie mit Messer zwischen den Zähnen um die Meisterschale fighten wollen.

Aber, wie Josef Kelnberger in der Montags-SZ zurecht fragt: fällt der Abstiegskampf heuer aus? Die Plätze 13 bis 18 haben am Wochenende nicht einen Sieg eingefahren, der einzige Punktgewinn stammt aus dem torlosen(!) und trostlosen Unentschieden von Gladbach in Rostock.

Es gibt nicht eine Mannschaft die eine Aufholjagd, eine Serie gestartet hat. Bochum und Rostock haben inzwischen an sovielen Reißleinen gezogen, dass sie gar nicht mehr wissen nach was sie noch greifen können. Mainz ist nun neun Spiele in Folge ohne Sieg, der Abstand zum Abstieg aber nur von 8 auf 4 Punkte geschmolzen.

Die Tabelle ist nach dem Wochenende brutal. Dank der sieglosen Plätze 13 bis 18, hat sich zwischen Gladbach (13) und Dortmund (12) ein Spalt von 6 Punkten aufgetan. Kann mich nicht entsinnen, dass es sowas in dieser Tabellenregion schon mal gegeben hat.

Du, Ei

Am Wochenende der mittlerweile dritte Spieltag der Six Nations (Rugby) mit Resultaten die einige Überraschungen der Saison zementieren. Aussichten auf den “Grand Slam” (alle 5 Spiele gewinnen) haben nur noch Irland und, man höre und staune, Wales, die noch vor 2-3 Jahren mit strukturellen Problemen völlig brach lagen.

Wales besiegte die einst als heimstark geltenden Franzosen 24:18, die sich die erste Niederlage einfingen. Weltmeister England unterlag in Irland 13:19 und bleibt damit nach drei Spieltagen ohne Sieg. Immerhin geht es an den letzten beiden Spieltagen gegen vermeidliches Kanonenfutter Schottland und Italien.

Die Entwicklung von England ist nicht uninteressant, denn der Fall begann mit dem Rücktritt vom Trainer Sir Clive Woodward im letzten Spätsommer. Clive Woodward ist ein kauziger Trainer mit derart ausgeprägten Hang an technokratischem Mikromanagement, dass er sich im letzten Sommer als Fußball-Nationaltrainer im Gespräch gebracht hat. Ein Experiment dass ich immer noch für reizvoll halte: wie berechnbar ist der Fußball, dass Management-Strukturen eiskalt aus anderen Sportarten übertragen werden können.

Sauberes Blau-Weiß

In Deutschland werden die Zeitungen mit Formel-1-Berichten vornehmlich aus zwei Quellen bedient: Burkhard Nuppeney und Elmar Brümmer. Nuppeney schrieb in der heutigen Welt am Sonntag über den Flirt zwischen Sauber und BMW.

Elmar Brümmer schildert nun heute in der NZZ eingehender die Motive von Peter Sauber einerseits, und BMW andererseits.

Der Abnabelungsprozeß Saubers von Ferrari ist unübersehbar: Wechsel der Reifen auf Michelin, Entwicklung eines eigenen Getriebes. Und nun die Anfragen an verschiedene Hersteller nach neuen Motoren.

Sauber muss auf die finanziellen Perspektiven achten. Einerseits ist das Leasing der Ferrari-Motoren recht teuer und ein zweiter Hauptsponsor noch nicht gefunden. Andererseits eröffnet der Streit zwischen Ecclestone und GPWC und deren Werben um Verbündete neue Chancen. Gelockt wird mit Versprechungen von Geldern und nilligen Motoren.

Das “Window of Opportunity” ist für Sauber derzeit sehr gut, denn BMW zeigt sich wohl recht empfänglich für Avancen von Sauber. BMW kann eine Alternative zur nicht rund laufenden Zusammenarbeit mit Williams gut gebrauchen, zumindest als Drohpotential. Beim BMW war man mitunter von Williams und Head so frustriert, das man vor zwei Jahren über einen eigenen Rennstall nachdachte. Der Vertrag mit Williams läuft zwar bis 2009, hat aber wohl hinreichend viele Ausstiegklauseln.

Moin!

Meine Frfeundin liegt neben mir im Bett und muß miterleben wie ich gerade völlig ausflippe, weil die FAZ sich aus Tickermeldungen einen völlig unfähigen Bericht über die von der International Football Association Board (IFAB) abgesegneten Regeländerungen im Fußball, geschrieben haben (siehe aas von gestern).

Die FAZ schreibt mißverständlich von der Abschaffung des passiven Abseits, schreibt aber gleichzeitig: Abseits ist nur “wenn ein Spieler im Abseits steht, der den Ball erhält oder in anderer Art und Weise direkt ins Spielgeschehen eingreift.“. Wie jetzt? “direkt ins Spielgeschehen eingreift”? Dann haben wir doch wieder eine Unterscheidung zwischen passivem und aktivem Abseits? Außerdem:

Das International Board, das aus vier Repräsentanten der FIFA sowie je einem Vertreter der Fußball-Verbände Englands, Schottlands und Wales’ besteht, beschloß ferner, daß vom 1. Juli 2005 an jeder Spieler, der durch ein Foul die Gesundheit seines Gegners aufs Spiel setzt, mit einer Roten Karte bestraft wird.

Ähhh, ist das nicht der Ist-Zustand?

Die BBC und der Guardian melden zu den Regeländerungen noch nichts, wer bei fifa.com Tickermeldungen anklickt, bekommt Meldungen vom letzten Dezember serviert. Erst Tickermeldungen bei Yahoo bringen Klarheit.

Foul + Rote Karte
Gab es bisher den die Regelung dass für gefährliche Grätschen von hinten ein Platzverweis gezogen wird, hat die IFAB nun das gefährliche Grätschen an und für sich, also auch von vorne mit Rot belegt.

Abseits
Reuter sagt:

The Board also clarified the current offside law by further defining the meaning of “actively being involved in play”

Das ist nun auch nicht sehr viel klarer, aber “further defining” hört sich für mich nicht wie “Abschaffung von passivem Abseits” an. An anderer Stelle liest es sich sogar so: “the adoption of the current interpretation of “active” offside”. “Adoption” der derzeitigen Regelung ist nun alles andere als die von der FAZ behauptete Abschaffung der Unterscheidung zwischen passivem und aktivem Abseits.

Chip-Ball
Der “Smartball” soll bei der U17-WM im Oktober getestet werden.

Für int. Freundschaftsspiele dürfen nicht mehr als 6 Spieler pro Mannschaft eingewechselt werden.

Bei Einwürfen muß der Gegner einen Abstand von mind. 2yds, also 1m80 einhalten.

Abgelehnt wurde der Vorschlag keine Rote Karte zu ziehen, falls ein Foul des letzten Manns zu einem Elfmeter führt. Abgelehnt wurde der Vorschlag Abseits nur im Strafraum gelten zu lassen.

Drüben in England

Arsenals Saison geht in der “Woche der Entscheidung” nun endgülrig den Bach runter. Gestern nur ein 1:1 gegen Fast-Absteiger Southampton, während ManU drei Punkte gegen Portmouth mitnimmt.

Ich habe nur die erste Halbzeit des Arsenal-Spiels gesehen. Die bemerkenwerteste Szene war ein Foul von Southamptons David Prutton, der brutalsmöglichst Pires abgeräumt hat. Das er dafür nur Gelb sah, war ein Witz. Trotzdem Platzverweis, weil die zweite Gelbe. Prutton tickte hernach so komplett aus, dass er den Schiedsrichter zur Seite schubste und von drei Mann abgehalten werden musste auf den Schiedsrichterassistenten zu gehen. So wie Prutton geschriehen hat, müssen da etliche justiziable Ausdrücke und Flüche gefallen sein.

Pires wurde richtig derbe abgeräumt, der Knöchel knickte böse um und musste auf der Trage rausgetragen werden. Noch kann ich aus den Medien nicht ersehen ob sich Pires schwerwiegender verletzt hat.

Wenn Arsene Wenger etwas nicht gebrauchen kann, dann sind es Ausfälle von Spielern. Mit Van Persie, der ebenfalls Gelb-Rot sah, meldet sich ein weiterer Stürmer für das nächste Spiel ab.

Und Southamptons Ausgleich fiel nach einem Patzer von Lehmann, der wohl einen Eckball unterlaufen haben soll.

Unterdessen plauderte Mourinho in einer portugiesischen Zeitung warum er in Barcelona so sauer war: er sah in der Halbzeit Rijkaard in die Kabine von Anders Frisk gehen.

Drüben in Spanien

Ian Ridley hat im Guardian eine interessante Kolumne geschrieben über Arsenals Patrick Viera und wieso er eine schlechte Saison hat.

Interessant ist daran die Beschreibung der Gehaltsstrukturen von Real Madrid. Es gibt demnach zwei Arten von Spieler bei Real. Da gibt es die “niedrig” bezahlten Spieler wie Beckham, Ronaldo, Zidane und Co., die nur 4 Mio EUR im Jahr verdienen, aber dafür die Hälfte ihrer Vermarktung behalten dürfen. Und schließlich gibt es die besser bezahlten Spieler, wie Roberto Carlos, Iker Casillas und Figo, die 5 Mio EUR p.a. verdienen, aber dafür ihre kompletten Marketingrechte an Real abgeben und daher unterm Strich weniger verdienen als die erste Gruppe.

Im Falle von Viera soll ein Transfer u.a. deswegen gescheitert sein, weil Viera sich in der erste Gruppe wähnte, während Real ihn in der zweiten Gruppe haben wollte.

Drüben in München und Stuttgart

Wenn es so etwas wie einen deutschen F1-Insider gibt, dann ist es Burkhard Nuppeney der vorallem für die Welt schreibt. Und der schreibt in der heutigen Welt am Sonntag über zwei Gerüchte, wenn diese zuträfe, heftige Veränderungen in der Formel 1 nach sich ziehen täte.

BMW überlegt demnach Sauber nicht nur mit Motoren zu versorgen, sondern gleich zu kaufen. Von einem Schweizer Team erwartet man sich nicht so viele Reibungsverluste wie mit Williams. Stellt sich aber die Frage ob es aus BMW-Sicht Sinn macht, gleich an zwei Teams beteiligt zu sein? Oder will man die immer wieder unglückliche Alliance mit den eigen- und starrsinnigen Frank Williams auflösen?

Bei Mercedes gibt es hingegen richtig viel Druck auf die Hütte. Nuppeney berichtet vom Quasi-Ultimatum des neuen Mercedes-Chefs Eckhard Cordes, der weitaus weniger motorsportbegeistert ist als Vorgänger Hubbert und dieses Jahr Erfolge sehen will oder den Stecker zieht.

Dieses Jahr läuft der Werbevertrag mit West aus und wird ab 2006 durch einen wesentlich geringer dotierten Vertrag mit dem Mutterkonzern von “Johnny Walker” ersetzt, was wiederum ein Loch ins Budget reißt.

Ich bin gespannt inwieweit auch die neuen Reifenregeln zum Problem werden. Ein Reifenset für Quali und Rennen, d.h. schonende Fahrweise ist gefragt. Montoya ist nun alles andere als der Reifenschoner vor dem Herrn…

Vom Tiger zum grauen Panther

Der 50te Profifight von Dariusz Michalczewski sollte nach 16 Monaten Kampfpause sein Comeback werden, wurde aber zu seinem Never-Come-Back.

Der Kampf ging überraschend offensiv los, immerhin hatte der eine 11 Monate und der andere 16 Monate Pause hinter sich. Insbesondere Michaelczewski zeigt sich in alter Form, was nicht nur die Angriffigkeit meinte, sondern auch die völlig offene Deckung. Tiozzo kam immer wieder durch die Mitte und über außen durch. Tiozzo stand sehr viel kompakter. Auch wenn er aufgrund seiner Größe kein Meister des Auspendels ist, so zeigte er sich im Hochschnellen seiner Arme zum Abblocken von Schlägen sehr gut in Schuß.

Die ersten beiden Runden gingen an Tiozzo, die dritte und vierte Runde an Michalczewski, der in Schwung zu kommen schien. Bereits hier ließ sich aber ahnen, dass der Kampf nicht über die volle Distanz gehen würde, Michalczewskis Gesicht sah nach zwei Runden wie durch den Fleischwolf gedreht aus. Es war nur eine Frage der Zeit bis irgendwelche monströsen Cuts aufbrechen würden. Von daher war für den “Tiger” auch eine gewissliche Dringlichkeit gegeben, Tiozzo schnell und zügig aus den Schuhen zu schlagen.

Es geschah aber genau das Gegenteil. Mit Runde 5 wurde Michalczewski passiv. Keine Ahnung warum, vielleicht lag es am rausgeschlagenen Mundschutz oder der Mundschutz war ein Symptom dafür, dass irgendwas im Kopf von Michalczewski schief ging.

In der 5ten Runde schlug erstmals ein Wirkungstreffer ein, der Tiger wankte zwei Schritte zurück, konnte sich aber fangen. In der 6ten Runde kam das Aus. Michalczewski wurde auf die Bretter geschickt, rappelte sich in der Ecke auf und der Kampf wurde schnell wieder freigegeben. Sofort kam ein eher softer Schlag von Tiozzo und Michaelczewski drehte sich ab. Tiozzo setzte nach, der Ringrichter brach ab.

Michalczewski soll laut Trainer Sdunek trainiert haben wie noch nie. Aber ich frage mich wie es im Kopf aussah. Die Passivität in den Runden 5 und 6 und dieses Abdrehen vor dem Abbruch. Nur Sdunek und seine Kollegen werden wissen ob Michalczewski auch mental fit für diesen Kampf war.

Nimmt man das und Michalczewskis frappierendes Problem mit dem Gesicht, kann die Konsequenz nur lauten: Abtreten.

Michalczewski erreicht, nicht zuletzt als Polen-Export, nie die Popularität anderer deutscher Boxer dieser Phase. Nie so “deutsch” wie Maske oder Rocchigiani gewesen, nie so smart und vorzeigbar wie die Klitschkos gewesen. Nach vielen seiner Kämpfe stieg er auf die Ringseile und wollte sich zujubeln lassen, aber es mischten sich immer wieder deutlich hörbare Buhrufe rein.

Als er gestern in seiner zweiten Heimat Hamburg auf die Seile stieg, gab es ein letztes Mal Beifall. Er war nur schwach, aber es gab immerhin nicht einen einzigen Buhruf. 50ter Kampf, Hamburg, Jubel. Es scheint sich ein Kreis und damit eine Karriere zu schließen.

Schmuddel auch bei den Franzosen


“Operation ‘Saubere Füße'”

Die Geschichte ist zwar 10 Tage alt, aber ich bin erst jetzt dazugekommen die abgespeicherten Seiten durchzulesen und da in Deutschland sowieso keine Sau davon berichtet hat…

Die Libération berichtete am letzten Samstag in großer Aufmachung und seitenlangen Dossiers von Skandalen und Skandälchen die derzeit an jeder Ecke im französischen Fußball auftauchen.

Voreillig

Am Donnerstag vor 10 Tagen wurden Geschäftsräume von 20 Unternehmen, Verbände und Vereine durchsucht um Material zu finden die dann möglicherweise zur Einleitung eines Kartellverfahrens führen. Dabei geht es die Vergabe von TV-Lizenzen zwischen 2001 und 2004.

Angefangen hat es mit einem merkwürdigem Konstrukt: der Pay-TV-Sender “Canal+” gründete für sechs franz. Vereine (Paris Saint Germain, Girondins Bordeaux, Olympique Lyon, AS Monaco, Olympique Marseille, RC Lens) einen “Club Europe“. Canal+ ging damals davon aus, dass in Bälde die Vereine ihre TV-Rechte selber handlen würden (wie in Spanien oder England) und wollte sich mit diesem Club Europe für 250 Mio Euro eine Art Vorkaufsrecht bei den sechs größten franz. Vereinen sichern.

Dumm gelaufen. 2002 wurde die gemeinschaftliche TV-Rechtevergabe via Verband vom Staat in Gesetze gegossen und 2003 hatte der Konkurrent TF1/TPS Erfolg mit einer Beschwerde beim Kartellamt (“Conseil de la concurrence“) und der Club Europe musste 2003 geschlossen werden. Zwar hatte Canal+ bis dato nur 160 der 250 Mio Euro eingezahlt, aber hat dafür null Gegenleistung erhalten.

Mittelsmann des Deals war Jean-Claude Darmon, der mit den Clubs und dem Sender verhandelte. Diesen Namen merken wir uns bitte, wir kommen auf ihn zurück.

So, jetzt schalten wir eine Komplexitätsstufe höher.

Verbandskaste

Just in diesen Wochen fand an der Spitze des französischen Fußballverbandes (FFF – Franz. Fußball Ferband) ein Personenwechsel statt. Claude Simonet gab das Zepter an Jean-Pierre Escalettes ab.

Simonets Hinterlassenschaften sind nun seit einigen Tagen gerichtsnotorisch, denn die Bilanzen waren nicht wirklich so wie man Bilanzen führen sollte. Für 2002/03 waren 62.000 Euro Verlust ausgewiesen, de-facto waren es 14 Mio Euro Verlust. Rechte an der Vermarktung der Nationalmannschaftzuerst wurden unter Simonet an SportFive und später Football France Promotion abgegeben. Die TV-Rechte der Équipe tricolore gingen an TF1 ebenso für lau und ohne Ausschreibung.

Der Chef zuerst von SportFive und dann Football France Promotion: Jean-Claude Darmon. Besitzer von SportFive: Canal+.

Geld? Was für Geld?

Damit zur dritten Skandalfront in Frankreich.

Seit Januar wird nun gegen PSG ermittelt, inwieweit dort bei Spielertransfers alles mit rechten Dingen zu gegangen ist. Zwischen 1998 und 2003 hat es mehr als 100 Spielertransfers von PSG gegeben, die mittels Prämien und Handgelder zumeist so kompliziert aufgebaut waren, dass der Verdacht auf Schwarzgelder oder illegale Spielervermittler aufgekommen ist.

Es gibt im französischen Fußball ein weiteres eigenartiges Konstrukt: der Fernsehsender Canal+ und der Fußballclub Paris St. Germain sind im Laufe der Jahre so eng miteinander verwoben, dass der Verein inzwischen dem Sender zu 98% gehört. Der Senderchef oder der Chefredakteur der Sportabteilung waren häufig genug gleichzeitig Clubpräsident.

Übrigens hat das Modell inzwischen einen Nachahmer gefunden: Girondins Bordeaux wird von M6 kontrolliert. M6 ist der kleinere der beiden Free-TV-Privat-Sender, hat eine Zielgruppe irgendwo zwischen RTL2 und Pro7 und gehört der RTL/Bertelsmann-Gruppe. M6 ist mit dem großen Privatsender TF1 am Canal+-Pay-TV-Konkurrenten TPS beteiligt.

Und um es noch bizarrer zu machen: in Frankreich gibt es keine Städte-Derbys. Daher haben zehn Investoren sich nun den Dritt-Liga-Club Entente Sannois-Saint-Gratien aus Paris geschnappt, erstmal in “L’Entente SSG” umbenannt und stecken Gelder rein. Derzeit gibt der Verein doppelt so viel Geld aus, wie eingenommen wird. Die Investoren? Ehemalige Geschäftsführer von Canal+, ein aktueller Produzent von Canal+ (Quelle: Le Monde)

Inszest

Das nun permanent der Name Canal+ erwähnt wird, kommt nicht von ungefähr. Ähnlich wie PREMIERE braucht Canal+ den Fußball wie der Fußball Canal+ braucht, was den horrenden TV-Rechte-Deal von 600 Mio p.a. erklärt, der vor Monaten abgeschlossen wurde (nähere Erläuterungen zu Canal+ und dem Deal auf aas).

Tut dies wirklich die Irsinnssumme von 600 Mio erklären, zumal Canal+ den vorigen TV-Deal 1998 für 122 bis 375 Mio Euro p.a. machte?

Der Verband der Kleinaktionäre hat deswegen Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, vermutet das Canal+ zuviel gezahlt hat. Sind irgendwo Gelder unter der Hand geflossen?

Es riecht streng. Canal+ gehört Paris St. Germain. Bei PSG präsidiert Francis Graille. Graille ist Präsident des Ligaverbandes LFP (vglbar mit der DFL) und vergab die Recht an… Canal+.

1998 gab Konkurrent TPS ein höheres Angebot für die TV-Rechte ab, aber Canal+ bekam den Zuschlag. Jedesmal mit am Tisch: die graue Eminenz des französischen Fußball-Marketings: Jean-Claude Darmon, da isser wieder, der Name.

Die graue Eminenz

Jean-Claude Darmon ist ein Selfmade-Man aus der Nachkriegs-Generation. Sein erste Geschäftsidee war 1968 ein Jahrbuch des franz. Fußballs, ehe er auf die Idee kam die Werbebanden zu vermarkten. 27 Jahre später geht er mit seinem Unternehmen und einem Jahresumsatz von 100 Mio Euro, an die Börse. Sechs Jahre später, 2001, wird das Unternehmen von Darmon in “SportFive” umbenannt und von Canal+ einverleibt, ja, wieder Canal+. 2004 wird das Unternehmen verkauft, Darmon verläßt SportFive und baut eine neue Marketingagentur auf. Eine Tochter der Agentur ist “Football France Promotion“. Ja, jene Agentur die für die Vermarktung der Nationalmannschaft verantwortlich ist und ebenfalls im Fokus von Untersuchungen ist.

Darmon hat in seinen Jahrzehnten im Fußball-Business ein unvergleichliches Netzwerk an Kontakten und Abhängigkeiten aufgebaut. Er beansprucht für sich der Ideengeber der TF1-Bundesligasendung “Téléfoot” zu sein (vgl. mit Sportschau) oder des jüngeren Canal+-Pendants “Jour de Foot“. Es geht die Legende dass er es war, der 1988 Michel Platini als Nationaltrainer installiert hat.

Mani Pulite

Zwar sind die Ermittlungen in diesen Skandalen in einer sehr frühen Phase und noch weit davon entfernt vor die Gerichte zu landen. Aber es wird auch als ein Säuberungsprozeß angesehen, der die inszestuösen Verbindungen zwischen Fußball, Medien und Wirtschaft aufdecken und beseitigen soll. Vergleichbare Prozeße hat Frankreich in der letzten Dekade mit der Vermischung zwischen Staat, staatliche Konzerne und Politiker gehabt, Stichwort “Total Elf”-Komplex. Oder auch in Italiens Politik, worauf “Mani Pulite” (“Saubere Hände”) und der Libération-Titel anspielen.

Die Affäre wird medial derzeit völlig überdeckt von der “Affäre Barthez”. Bei einem Freundschaftsspiel vor 2 Wochen von Marseille in Casablanca, verließ Marseille in der 80ten Minute das Spielfeld aus Protest gegen die überharte Gangart der Marokkaner. Barthez soll dabei den marokkanischen Schiedsrichter angespuckt haben und die marokkanische Öffentlichkeit macht eine Staatsaffäre draus.

So ein spuckender Glatzkopf ist dann doch plakativer als das beziehungsknäuel von Canal+, Fußballverband und Darmon.