Allesaußersportliche Zwischenbilanz Bundesliga 2010/11, Teil 1: war unten
Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010
Bei Trainer Baade findet derzeit eine Abstimmung für den Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010 statt (wo u.a. meine Bundesligavorschau nominiert wurde)
Die elf nominierten Beiträge sind mitsamt kleinerer Anmerkungen vom Trainer höchstpersönlich, bei Trainer Baade gelistet “Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010”. Gehet hin und kürt euren Lieblingsbeitrag.
Hosen runterlassen nicht nur bei holländischen Meistertrainer (“Trainer, was sind das für haarige Gladiolen?” – “Gladiolen des Todes!“), sondern nach fünfeinhalb Monaten Bundesliga auch hier im Blog um die eigenen Einschätzungen vor der Saison zu überprüfen.
Im August habe ich versucht in drei Teilen nach besten Wissen und Gewissen eine Saisonvorschau zu geben: Teil 1 (Platz 18 bis 13), Teil 2 (Platz 12 bis 8), Teil 3 (Platz 7 bis 1).
In den Kommentaren wurde ein Faktor häufig erwähnt, der bei meiner Prognose zu kurz gekommen sein soll: schwache Leistungen von Nationalspielern im Zuge des Nach-WM-Katers. Sagen wir es mal so: ich bin nach dieser Hinrunde nicht in der Lage den Gegenbeweis anzutreten. Aber war es zum Beispiel bei den Bayern wirklich der wichtigste Faktor für ein Abschneiden von 14 Punkten südlich des Herbstmeisters?
Der Mannschaftsteil der Hinrunde, ist das Mittelfeld. Ein aggressives Mittelfeld dass früh die gegnerische Bälle erobert, ist der Trend der Hinrunde. Fast in Perfektion von Borussia Dortmund gezeigt, die dadurch sehr weit aufrücken können. Hannover zeigt dieses aggressive Mittelfeld sehr viel tiefer stehend, aber auch durchaus erfolgreich. Mainz in der Geschmackrichtung “weit vorne” und “wilde Laufwege”.
Die Tabelle ist bunt durcheinander gewürfelt, mit Mainz, Freiburg und Hannover mit denen man so weit oben nicht rechnen konnte, und Schalke, Werder, Wolfsburg und Stuttgart, die ich nicht in solchen Tabellentiefen erwartet hatte. Da ist für die Rückrunde noch einiges Potential zum fröhlichen Plätzetausch drin.
Im folgenden arbeite ich mich an den Platzierungen meiner Vorschau ab – auch wenn es schon beim ersten Team sehr schmerzt. Die angegebenen Kader stellen eine Art “Depth Charts” dar, die sich einerseits aus den 17 Spielen der Hinrunde entwickelt hat, andererseits auch schon einige Neuzugänge berücksichtigt. Es geht aber nicht darum wirklich jeden Spieler aus dem Kader zu berücksichtigen. Deswegen fehlen einige Spieler.
Am Freitag beginnt dann auf ein Neues die Überprüfung meines Sermons anhand der Realitäten.
18. Hannover 96
Hannover 96
- Ist: Platz 4
- Taktik: 4-2-2-2
- Tor: #1 Fromlowitz
- RV: #6 Cherundolo
- IV: #21 Haggui/#4 Pogatetz/#5 Eggimann
- LV: #19 Schultz/#15 Djakpa
- DM: #33 Schmiedebach/#7 Pinto (Neu: M.Fink?)
- OM: #17 Stoppelkamp/#28 Stindl – #34 Rausch/#28 Stindl
- Angriff: #11 Ya Konan/#25 Abdellaoue
Jo, um satte 14 Plätze daneben gelegen. Arger ging es nicht. Das häßliche, von Schicksalsschlägen und hanebüchenen Eigentoren gebeutelte Entlein, bekam von Mirko Slomka ein neues Kleidchen angezogen. Das Kleid passt, auch wenn es noch zu eindimensional sein könnte, um für Europa zu reichen.
Im August haben drei Faktoren haben zu meiner negativen Einschätzung geführt: das hoffnungslose Abscheiden in der Vorsaison, der schwache Angriff und der schwelende Streit von Slomka und Schmadtke, bei denen Präsident Martin Kind schon anfing” Machtwörter” auszusprechen.
Was ich nicht auf dem Radar hatte: der Streit zwischen Slomka und Schmadtke wurde schnell begraben und Ya Konan würde mit seinen 9 Toren und 4 Vorlagen die Angriffsschwäche kompensieren. Slomka zauberte zu dem eine Reihe von No Name-Spielern aus dem Hut, die eine glänzende Hinrunde spielten: Rausch, Schmiedebach und Stindl. Slomka hat es auch geschafft Schlaudraff wieder zu integrieren, der eigentlich schon als rausgeworfen galt.
Slomka hat unheimlich schnell seine Stammformation gefunden – trotz des Ausfalls des kreativen Carlitos in den Anfangsminuten des ersten Spiels. Die Saison lief für Hannover, abgesehen von Carlitos, von Anfang an so smooth, dass nie größere Unruhe aufkommen wollte.
Hannovers Style ist der Klopp-Löw-Stil in allerdings defensiver Ausprägung: kompaktes, giftiges Mittelfeld, das zerstört und Bälle erobern soll. Allerdings ist das ganze tiefer gestaffelt als aus Mainz oder Dortmund gewohnt und nicht ganz so proaktiv.
Hannover kam immer dann in Probleme, wenn sie mit den eigenen Waffen geschlagen wurden: St. Pauli, Hoffenheim, Dortmund. Sie haben später daraus gelernt und sich gegen Mainz und Freiburg noch passiver verhalten, noch tiefer gestellt und komplett auf Konter gesetzt.
Bei Re-Tipp: Europa League-Plätze werden verfehlt, bleibt aber in der oberen Hälfte.
16. 1. FC Kaiserslautern
1. FC Kaiserslautern
- Ist: Platz 12
- Taktik: 4-1-4-1, 4-2-2-2, 4-4-2/Raute
- Tor: #1 Sippel
- RV: #23 Dick
- IV: #5 Amedick/#20 Rodnei/#6 Abel
- LV: #17 Bugera/#3 Jessen
- DM: #19 Bilek/#8 Tiffert/#13 Petsos
- OM: #7 Kirch – #16 Moravek – #22 Ilicevic
- Angriff: #9 Lakic – #33 Hoffer
Erwartet hatte ich eine Mannschaft, die sich vor allem aus der Defensive heraus definiert. Der 12te Platz ist besser als erwartet, aber ich habe nicht das Gefühl, dass der FCK schon weiß, was er spielen will.
Die mit weiten Abstand beste Abwehrkette der Zweiten Liga hat diese Saison öfters stark gewackelt, obwohl sie fast unverändert durchspielen konnte. Nach neun Spieltagen war man mit 18 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr, konnte sich inzwischen auf “sechstschlechteste” Abwehr verbessern.
Lautern brauchte, trotz des frühen Aha-Erlebnisses des 2:0-Heimsieges gegen Bayern, eine Weile um sich an die Bundesliga zu gewöhnen und die Balance zwischen defensiv gut stehen und für die Offensive arbeiten zu finden. Beleg: sich dämlicherweise auswärts auskontern lassen wie in Hamburg oder Dortmund. Beleg dafür, dass man in der Rückwärtsbewegung sich erst dem höheren Tempo in der Bundesliga anpassen musste. Der 2:0-Sieg gegen die Bayern war da sogar eher Beleg, denn die Bayern waren drückend überlegen – der FCK machte aus drei Torchancen zwei Tore.
Bei den Toren reden alle von Lakic, der einen Lauf hat und 11 der 27 Treffer (aber, vielsagend: keine Vorlagen) schoss. Dazu kommt über links Ilicevic (5 Tore, 6 Vorlagen) und in Abstrichen der Sechser Tiffert (8 Vorlagen). Dazu kommen gute Flügel und das Team hat enormes kämpferisches Potential. Wenn sie es abruft und das Spiel intensiv und schwitzig machen, spielt Lautern um zwei Klassen besser. Frag nach bei den Bayern, Gladbach, Stuttgart, Schalke, Wolfsburg
Lakic machte den Unterschied warum Lautern besser als erwartet da steht. Mir kommt aber zuwenig Torgefahr von den Mitspielern, weswegen ich diesen 12ten Platz der Lauterer nicht über den Weg traue. Es waren mir zuviele Spiele dabei, wo sie aus dem Nichts heraus, eine glückliche Führung erzielten.
Re-Tipp: sie geraten noch in Abstiegsgefahr, werden sich aber retten können.
16. St. Pauli
FC St. Pauli
- Ist: Platz 15
- Taktik: 4-2-3-1, 4-2-2-2, 4-1-4-1
- Tor: #26 Kessler/#25 Hain
- RV: #24 Rothenbach/#2 Lechner
- IV: #16 Thorandt/#5 Zambrano/#11 Gunesch/#4 Morena
- LV: #6 Oczipka
- DM: #17 Boll/#20 Lehmann
- OM: #18 Kruse/#8 Bruns/#7 Hennings/#13 Asamoah – #13 Asamoah/#20 Lehmann – #22 Bartels/#7 Hennings
- Angriff: #9 Ebbers/#13 Asamoah/#7 Hennings
Es sieht nicht gut für den FC St. Pauli aus.
Die Mannschaft spielt noch nicht einmal doofen, dummen Fußball. Sie hat sich aber in der Hinrunde immer tiefer in eine üble Abschlussschwäche hineingetrieben. Man konnte der Mannschaft ansehen, wie von Spieltag zu Spieltag vor dem Schuß immer längere und immer intensivere Denkarbeit verrichtet worden ist.
Ebbers trifft nicht. Für Asamoah wird immer noch eine passende Rolle gesucht. Die Torgefahr aus dem Mittelfeld ist komplett weg. Letzte Saison gab es noch fassungslose 34 Tore von Bruns, Kruse, Lehmann, Takyi und Naki. In dieser Hinrunde sind es sage und schreibe vier Treffer. Eine Reihe von Spielern haben jegliches Gespür dafür verloren, wann abzuziehen ist, wann das Dribbling oder wann der Pass zu suchen ist.
Bis zum Strafraum stimmt alles: gutes defensives Mittelfeld rund um Boll und Lehmann, Einleiten von schnellen Angriffen über gepflegtes Passspiel. Aber ab 20 Meter vor dem Tor, gehen in der Birne die Lichter aus.
Wo St. Pauli in der Offensive meine Erwartungen enttäuschte, schnitt die Defensive besser ab, als ich es erwartet hatte. Zambrano ist, trotz dezent nachlassender Form in der zweiten Hinrundenhälfte, eine Zugewinn. Selbst seine Backups wie Morena und Gunesch konnten auf Bundesliganiveau mithalten. Torwart Kessler angenehm solide.
Ich habe auch das Gefühl, das irgendwas nicht mit der Mannschaft stimmt. Mich überrascht noch heute die harte Strafe von Stanislawski gegen Zambrano, Takyi und Naki, die angeblich wegen Zu-Spät-Kommens drei Spiele suspendiert wurden. Eine harte Strafe für ein derartiges Delikt – ist da mehr vorgefallen?
Das Team hat gute Anlagen aus der Zweiten Liga mitgebracht. Vielleicht kommt das Selbstvertrauen mit einem guten Lauf zum Rückrundenbeginn wieder, aber ich fürchte sie können Genossen Trend nicht davon abbringen, sie auf die Abstiegsplätze zu schieben.
Re-Tipp: Abstieg, bestensfalls Relegationsplatz
14. SC Freiburg
SC Freiburg
- Ist: Platz 6
- Taktik: 4-1-4-1 4-2-3-1, 4-2-2-2,
- Tor: #37 Baumann/#1 Pouplin
- RV: #24 Mujdza
- IV: #15 Barth/#5 Butscher/#58 Toprak
- LV: #3 Bastians
- DM: #23 Schuster
- OM: #6 Abdessadki /#7 Makiadi/#8 Rosenthal/#10 Nicu/#40 Caligiuri/#21 Putsila/#11 Jäger
- Angriff: #9 Cissé/#27 Reisinger
Es gibt in der Bundesliga-Tabelle ein breit aufgestelltes “Mittelfeld” von sage und schreibe zehn Mannschaften die in der Hinrunde zwischen 23 und 27 Tore geschossen haben und ziemlich genau in der Mitte sitzt Freiburg.
Die Offensive wurde in der letzten Saison von eher vorsichtig agierenden Freiburgern als Schwachpunkt erkannt und nun befindet man sich auf Kurs die 35 Tore aus der letzten Saison auf 50 Tore in dieser Saison zu verbessern.
Es wurde viel neues Personal für die Offensive geholt: Putsilo (Putsila), Nicu, Rosenthal, aber der Sturm bleibt eine One-Man-Show von Papiss Cissé. Eine gefährliche Abhängigkeit. Dessen scheint man sich auch in Freiburg bewusst zu sein und hat (vergeblich) versucht aus Gelsenkirchen Erik Jendrissek zu holen. Stattdessen setzt man auf Bechmann und Reisinger, die im Laufe der Rückrunde nach Auskurieren ihrer Verletzung wieder in den Kader zurückkehren sollen.
Bei den Freiburgern gefällt die Arbeit von Robin Dutt, der der Mannschaft in der Hinrunde taktisch mehr Tiefe gegeben hat. Sie wirken aktiver als früher. Im Mittelfeld weht mitunter ein Hauch von Dortmund, was die Aggressivität gegen ballführende Spieler angeht. Dutt agiert mit hoher Flexibilität im offensiven Mittelfeld, wo er aus sieben Spieler für drei bis vier Positionen wählen kann.
Weswegen ich ein bedeutungsschweres “Aber…” nachschiebe: die Freiburger hatten auch Dusel. Sie kamen nur mühsam in die Saison rein, spielten Graupenfußball, haben es aber in dieser Phase geschafft vier von acht Spielen zu gewinnen. Zwei Siege weniger und wir würden über tabellarisches Mittelfeld statt Europa League-Anwärter sprechen…
Re-Tipp: nur wenn Freiburg neben Cissé noch einen zweiten Tormacher etablieren kann, sehe ich eine Chance an der Grenze zur Europa League zu bleiben. Tiefer als Platz 10 wird es aber nicht werden.
14. Nürnberg
1. FC Nürnberg
- Ist: Platz 14
- Taktik: 4-2-3-1
- Tor: #1 Schäfer
- RV: #16 Judt
- IV: #3 Nielsson/#6 Maroh/#5 Wolf
- LV: #25 Pinola
- DM: #2 Simons/#13 Hegeler/#18 Cohen
- OM: #37 Ekici/#8 Eigler/#13 Hegeler – #22 Gündogan/#8 Eigler – #17 Frantz
- Angriff: #23 Schieber
Die Nürnberger hatten vor der Saison offen kommuniziert, dass das Budget keine großen Sprünge zulassen würde und man daher weiter auf Leihspieler setzen würde. Das bedeutet in jedem Sommer einen Umbruch mit Abgängen und neuen Ausleihen und birgt ein Stück Risiko.
Die Rechnung von Hecking und Bader ist einigermaßen aufgegangen. Nicht überragend, aber immerhin satte 7 Punkte oberhalb des Striches. Man spielt entsprechend dem Potential der Mannschaft. Mal einen Tick schlechter, mal einen Tick besser. Mal zu passiv und defensiv, mal Abrissbirnenfußball und mal blühen die jungen Spieler auf und spielen guten Konter-Fußball.
Die Viererkette konnte fast unangetastet die Hinrunde durchspielen. Wie erwartet hat der defensiv sicherere Judt den Abgang von Diekmeier zum HSV problemlos kompensieren können. Auch das defensive Mittelfeld rund um den Neueinkauf Simons fand sich so schnell, das Gündogan problemlos eher offensiv eingesetzt werden konnte. Was die Defensivabteilung aber nicht ausgetrieben bekommt: ihre Schwäche gegen Standards.
Die schwache Torausbeute der letzten Saison wurde etwas verbessert (22 Tore), weil das Mittelfeld bereits zur Hinrunde sein Soll aus der Vorsaison erreichte (11 Tore). Stürmer Julian Schieber hat nur vier Tore, aber immerhin sieben Vorlagen gegeben.
Der Sturm ist gleichzeitig die größte Problemzone. Nürnberg ist da mit einem blauen Auge davon gekommen, weil Julian Schieber nie verletzt ausfiel. Denn hinter Schieber wird es beim FCN zappenduster. Bunjaku hat sich verletzt und wird wohl erst im März zurückkehren. Rubin Okotie, ein billiger, aber wegen seiner Krankengeschichte hochriskanter Transfer, hat erst im Dezember Anschluss gefunden. Nun ist eine Ausleihe vom Schweizer Ben Khalifa (Wolfsburg) im Gespräch um im Sturm mehr Alternativen zu bekommen.
Re-Tipp: Die Nürnberger werden ihren Stiefel weiter runterspielen. Da sie aber derzeit vor einigen Teams mit ungleich besseren Kader stehen (Wolfsburg, Werder) sehe ich sie auf Platz 12/13 landen.
13. 1. FC Köln
1. FC Köln
- Ist: Platz 16
- Taktik: 4-2-3-1
- Tor: Rensing (war: Mondragon)/#34 Varvodic
- RV: #16 Schorch/#2 Brecko
- IV: #21 Geromel/#23 McKenna/#3 Mohamad
- LV: (neu: Eichner) /#22 Ehret/#32 Salger
- DM: #8 Petit/#25 Matuschyk/#17 Pezzoni
- OM: #27 Clemens/#7 Freis (neu: Peszko) –#5 Lanig/#19 Jajalo/#10 Podolski/#25 Matuschyk – #10 Podolski/#19 Jajalo/#27 Clemens
- Angriff: #11 Novakovic/#7 Freis/#10 Podolski/
Vor der Saison versuchte sich der FC an ein vorsichtiges “Re-Branding”. Zvonimir Soldo wurde als geläuterter Trainer verkauft, der seine Freunde an offensiven Fußball und offener Kommunikation gefunden habe und nun liebend gerne junge Kölner Talente einsetzt. Zwei! Sturm!Spitzen! Podolski vorne! Es gab sogar Fotos mit einem lächelnden Soldo.
Bereits mit dem ersten Spiel gegen Kaiserslautern wurden der Versuch des Aufbau eines neuen Images mit dem Hintern eingerissen: Mohamad bekam nach nur zwei Minuten Notbremsen-Rot und nach langer Gegenwehr verlor man das erste Heimspiel 1:3. Mit dem Abpfiff konnte man förmlich die Klospülung hören, wie alle guten Vorsätze und das positive Denken runtergespült wurden und Soldo an die Wand genagelt wurde.
Und Soldo ließ sich auf das Spielchen ein, packte sein Lächeln wieder in den Kleiderschrank zu den Socken und mit ihm wurde das ganze Umfeld immer missmutiger. Nach der Niederlage im 2ten Spiel (2:4 in Bremen) gab Soldo sein eigentlich angestrebtes 4-4-2 auf und setzte auf das negative 4-1-4-1. Novakovic musste auf die Bank und Podolski gab wieder die einzige Sturmspitze.
Die Einschläge kamen immer dichter und nach einer Serie von sechs Spielen ohne Sieg, wurde Soldo gefeuert. Einen Monat später musste auch der Schlechte-Laune-Bär Michael Meier gehen.
Jugendtrainer Frank Schaefer debütierte mit einem starken Spiel gegen 1860 und dem HSV, bei der die Mannschaft beherzt wie seit langem nicht mehr auftrat. Dennoch gelang es auch ihm nicht Konstanz in die Mannschaft reinzubringen, teilweise bedingt durch viele kleinere Verletzungen und dadurch notwendigen Umstellungen. Vorerst sieht es so aus, als hätte Schaefer mit dem 4-2-3-1 sein System gefunden, möglicherweise stellt er aber auf zwei Stürmer um, nach dem ihn nun wieder Novakovic und Podolski und Freis zur Verfügung stehen.
Im Winter galt es einige personelle Baustellen zu lösen – auch wenn der neue Sportdirektor Volker Finke erst im Februar anfängt. Mondragon wurde durch den arbeitslosen Michael Rensing ersetzt.
Die größe Baustelle waren die beiden Außenverteidiger wo auf rechts Schorch und auf links Salger Potential zeigten, aber noch nicht so weit sein. Als Linksverteidiger dürfte der aus Hoffenheim transferierte Christian Eichner nun gesetzt sein. Mir ist aber nicht klar, was auf rechts passieren wird. Andrezinho floppte beim Spiel gegen St. Pauli und später Hannover so schwer, dass er keine Zukunft haben dürfte. Wird Schorch bleiben? Aus Japan kommt ein” Defensiv-Allrounder” Tomoaki Makino – derzeit noch leicht verletzt.
Vorne rechts bekommt der junge Clemens überraschend Konkurrenz vom Polen Peszko – da hat sich Köln um eine Nicht-Baustelle gekümmert. Oder Peszko bespielt alternativ andere Positionen im Mittelfeld. Für knapp 2 Mio Ablösesumme ist er aber eigentlich zu teuer um nur Backup für Clemens, Lanig oder Podolski zu geben.
Köln hat die zweitwenigsten Tore geschossen. Es muss am Personal für die Offensive geschraubt werden. Eigentlich wurde mit dem Durchbruch des jungen Taner Yalcin gerechnet, der eine gute Vorbereitung spielte – aber er enttäuschte in der Hinrunde ebenso wie Chichi. Zum kompletten Flop wurde der 2,5 (1,5?) Mio.-Einkauf Ionita, der es nicht ein einziges Mal in die Startelf schaffte.
Köln hat in der Winterpause viele Baustellen angefasst, aber bis auf die Linksverteidiger-Position habe ich nicht das Gefühl, dass etwas getan wurde um eine Position wirklich substantiell zu verbessern. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Schaefer und eine verletzungsfreiere Rückrunde.
Re-Tipp: Abstieg, bestensfalls Relegationsplatz