Screensport am Mittwoch: furzloser Ombudsmann
Don Ohlmeyer wurde von ESPN zum neuen Ombudsmann ernannt. Seine bei Bloggern populäre und fordernde Vorgängerin Le Anne Schreiber trat nach Ende ihres zweijährigen Vertrages im März zurück. Ohlmeyer ist eine kuriose und umstrittene Wahl, denn er hat als TV-Produzent immer wieder redaktionell, journalistisch und ethisch fragwürdige Entscheidungen getroffen.
Er war 1972 bis 1976 Produzent des Monday Night Footballs (MNF) bei ABC und hat in seiner zweiten Amtszeit im Jahr 2000 das wohl umstrittenste Kommentatorenteam der inzwischen 39jährigen Geschichte von MNF aufgestellt. Ohlmeyer war in den 70er und bei seiner zweiten Heimkunft stets bestrebt MNF populär bei den ganz breiten Bevölkerungsschichten zu machen. Für ihn war MNF nicht nur eine Sportübertragung, sondern auch ein Entertainmentprogramm.
Aus Altersgründen verließ 1998 Frank Gifford das Trio mit Al Michaels und Dan Dierdorf und wurde durch Boomer Esiasion ersetzt. Doch die Chemie stimmte nicht mehr. Zu erst ging Dan Dierdorf und 1999 wurde schließlich Esiason gefeuert, mit dem Michaels nicht zurecht kam. Dazu kamen die schlechtesten Einschaltquoten der MNF-Geschichte. ABC wollte die Entlassung von Esiasion für einen harten Schnitt nutzen und eine neue Richtung einschlagen und verpflichteten Ohlmeyer wieder als Produzent von MNF. Ohlmeyer versuchte in der Kommentatorenkabine den Unterhaltungsaspekt zu stärken und hielt Ausschau nach einem geeigneten dritten Mann neben Al Michaels und Ex-QB Dan Fouts. Kurzzeitig wurde überlegt den populistischen Rechtsausleger und Radio-Talkmann Rush Limbaugh zu verpflichten (das tat ESPN 2003 und feuerte Limbaugh nach wenigen Tagen für grenzwertige Bemerkungen über QB McNabb), doch stattdessen wurde der erzkonservative Comedian Dennis Miller unter Vertrag genommen. Fouts blieb blaß, während bei den Sportfans bei Dennis Miller die Galle überging, hatte doch Miller wenig zum Sport zu sagen und versuchte mehr seine sehr elaborierten Gags unterzubringen. Sozusagen Kornheiser hoch drei. Nach zwei Jahren war Schluß mit Fouts und Miller und ABC kehrte zurück zu einem Team mit dem Fokus Sport: Michaels und Madden.
Ohlmeyer verließ MNF schon nach einem Jahr – auch weil seine Renovierung nicht fruchteten und es mit den Quoten weiter bergab ging. Er versuchte nicht nur den Populismus in der Kommentatorenkabine zu etablieren. Er frischte auch die Bildersprache von MNF auf, genauso wie MNF auch in den 70er Jahren optisch zur Speerspitze der optisch oppulenten Übertragung gehörte.
Die Episode zeigt den ganzen Ohlmeyer. In der Lage unkonventionell zu denken, für Neuerungen zu haben, aber für Populismus auch bereit die eigene Großmutter zu verkaufen. Ohlmeyer hat noch weitere Goodies in seiner Biographie: die Entlassung des Saturday Night Live-Comedian Norm Macdonald wegen “Unwitzigkeit” oder der Wunsch die MLB World Series möge schon nach vier Spielen enden, damit die niedrigen Einschaltquoten nicht das restliche NBC-Abendprogramm versauen. Ohlmeyer. Einerseits innovativ, andererseits jemand über den David Letterman sagte: “This is a man who couldn’t create gas if he ate a bean dinner.”
Seine Schmerzfreiheit in Sachen Populismus sind so ziemlich das exakte Gegenteil dessen, was die bisherigen beiden Ombudsmänner/frauen George Solomon und Le Anne Schreiber bislang verkörperten.
Was aber möglicherweise wurscht ist, denn die Wirkung des Ombudsmann bei ESPN beschränkt sich auf das Schreiben von monatlichen Kolumnen. Le Anne Schreiber im Interview mit The Big Lead über ihre Arbeit bei ESPN.
Dit’n’Dat
TV-Rechte der SPL – Die TV-Rechte der Scottish Premier League (SPL) sind nach dem Konkurs von Setanta weiterhin nicht vergeben. Es soll ein gemeinsames Angebot von BSkyB und ESPN vorliegen, aber die SPL kommt zu keiner schnellen Entscheidung. Hieß es anfangs, dass Uneinigkeit herrscht, ob man die von BSkyB und ESPN angedachte lange Vertragslaufzeit will oder doch nur auf zwei Jahre besteht, scheint die eigentliche Sollbruchstelle nun zwischen Celtic und Rangers und dem Rest der Liga zu sein, die sich an den Erlösen aus dem TV-Vertrag stören. ESPN und BSkyB sollen angeblich nur die Hälfte von dem anbieten, was Setanta bezahlt hat (14 Mio EUR statt 28 Mio EUR/Jahr). Celtic und Rangers halten sich im Prinzip für zu stark für die SPL und denken immer wieder über den Ausstieg aus der SPL und den Einstieg in die Premier League nach. Im Zusammenhang mit den nun ausgeschriebenen TV-Rechten heißt es, das beide angeblich überlegen, ihre Spiele selber in einem neuen, gemeinsamen TV-Kanal zu verwerten. Andere werten es nur als plumpen Versuch der Preistreiberei gegenüber BSkyB und ESPN. Der Haken an der Geschichte: der SPL läuft die Zeit weg, denn die Saison beginnt in einem Monat. Qu: Guardian, Daily Mail, Mediaweek
Nackt dastehen – Der britische Sportausrüster Canterbury ist am Montag in den Konkurs gegangen und in Folge dessen stehen einige Vereine einen Monat vor Saisonstart ohne Ausrüster da. Neben Cricket- und Rugbymannschaften (z.B. die schottische Nationalmannschaft) hat vorallem Portland Portsmouth ein Problem, zumal der Premier League-Verein derzeit nicht nur keinen Ausrüster hat, sondern auch keinen Besitzer und keinen Vollzeit-Trainer. Qu: Guardian
Austausch – n-tv hat für die Formel 3 Euro Series in Zandvoort am nächsten Wochenende neben Moderator Nico Holter einen neuen Kommentator engagiert: Oliver Sittler. Ach ja, was macht eigentlich SSN inzwischen? Und sonst so? Nichts neues. Und die Mutter? Auch nix. Sage keiner, ich hätte es nicht geahnt.
Der einsamste Mann auf der Strecke – Jake Humphrey gibt in seinem Blog bei der BBC einen schönen Einblick in das Leben eines Formel 1-Moderators: “An earpiece of the action“. Leider ist der interessante Mitschnitt über die Kommunikation mit der Regie in Kontinentaleuropa nicht abzuspielen.
Spocht von gestern
Erst einmal “Spocht von gestern”, vom Beginn der österreichischen zweiten Liga, die “1. Liga” heißt und die erstmals auch für deutsche SKY-Abonnenten zu sehen war (zumindest für SKY-Satelliten-Abonnenten mit Sportpaket). Von einem neuen Geist oder einer neuen Redaktionslinie war dort ebensowenig zu bemerken wie bei den bisherigen Liveübertragungen der letzten zehn Tage aus dem Hause SKY. Mal schauen ob die SKY Sport-Pressekonferenz in der ersten August-Woche mehr Neues bringt.
Die Hybris muss man auch haben, in einem Trailer die österreichische 1. Liga mit einer Peperoni zu vergleichen. So wie die Peperoni beim Biss zuerst wie ein normales Gemüse schmeckt und ihre volle Wirkung erst später entfaltet, sei es auch mit der 1. Liga. Sei am Anfang auch nur Fußball um dann später die volle Wirkung zu entfalten. Es folgten dann einige Superlative bzgl Rasanz und Emotionalität, die angesichts der Zuschauerzahlen deplatziert wirkten. Wenn Grafite in Wolfsburg eine Flasche Sprudel aufmacht, hat es mehr Zuschauer als gestern teilweise in den Stadien war.
Und das ist die Liga in der der Ex-1860-Trainer Walter Schachner inzwischen angekommen ist. Einst zu seiner Zeit bei der Austria und dem Grazer AK als einer der angesagtesten österreichischen Trainer gehandelt, in Verhandlungen mit dem VfB als Magath-Nachfolger gewesen, bei 1860 schwer gefloppt und nun mit der Admira als Aufstiegsfavorit im ersten Spiel zuhause 0:1 gegen den FC Lustenau verloren. Nach dem Spiel auch noch schön jedwede Schuld von sich gewiesen und die eigenen Spieler in den Senkel gestellt, die nicht intensiv genug gespielt haben, obwohl er doch ausdrücklich gewarnt hätte und die in der letzten Spielminute geistig abgeschaltet haben und den Siegtreffer zuließ. Ja, wie schön könnte der Fußball sein, wenn es nicht die Spieler gäbe…
Es waren auch neue Inserts von SKY zu sehen. Verglichen mit dem was man inzwischen aus dem Sport gewohnt ist, sind es recht große Spielstandsanzeigen – also auch auf Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale unterhalb eines Meters lesbar – mit einfacher schwarzer Schrift auf weißen Hintergrund. Am unteren Rand der Anzeige gibt es einen roten Balken. SKY hat diesen Balken also zumindest gestern nicht genutzt um über verschiedene Farben die Trikotsfarben der Mannschaften zu visualisieren, wie es z.B. in Großbritannien üblich ist.
Spocht von heute
… ist vorallem ein Hinweis aus Spocht von morgen. Heute abend gibt es bei der BBC eine einstündige Preview zu den British Open (Geschmacksrichtung Golf) die morgen starten. Während morgen SKY seine Berichterstattung ab 13h beginnt, ist die BBC im Fernsehen ab 10h dabei, inkl. zusätzlicher Optionen auf BBCi: Leaderboards und Übertragung der Geschehenisse auf den Löchern 16 und 18. Ich weise auch ganz massiv auf die Berichterstattung von BBC 5live hin. Offizieller Beginn der Übertragung ist dort um 11h, allerdings gehe davon aus, dass auch die Morgensendung ab 7h bereits umfangreich von den The Open Championship berichtet. Ob die offiziellen Streams mit Beginn der Übertragung online bleiben, weiß ich noch nicht. Man sollte ggf. auf der Website der British Open nach einem Audiostream Ausschau halten.
Gespielt wird in Turnberry/Schottland, ein typischer Austragungsort für die British Open, weil ein sogenannter Links-Kurs. Anders als die normalen Golfkurse, die meisten an eine Bundesgartenschau erinnern und man die Gärtner förmlich orgiastisch von Rhododendron zu Rhododendron laufen sieht, liegen diese Links-Kurse direkt an der britischen Küste. Sie weisen kaum Bäume aus. Es dominiert weniger das satte Grün und künstlich wirkendendes Vogelgezwitscher, sondern mehr die Dünenlandschaft der Küste und abseits der Fairways hohe Gräser. Die Roughs sind hier noch mehr die Hölle als sonst gewohnt und die Kurse sind frei dem Wind ausgesetzt, was die Abschläge und Annäherungen ans Grün immer kitzelig macht. Hier die Appetit machende Beschreibung des Golfkurses im Golfblog der BBC: “A jewel in the, er, sun“.
Mit zwei Siegen in Folge scheint Martin Kaymer auf Mission zu sein und theoretisch sollte er durch seinen Sieg am Wochenende bei den Scottish Open sich auch hervoragend akklimatisiert haben, aber obacht: Loch Lomond hatte so ziemlich gar nichts mit einem Links-Kurs gemein, wie ihn Kaymer nun erwartet. Das ist ein anderer Schnack. Mal sehen wie gut sich Kaymer halten kann. Phil Mickelson hat zwar aus privaten Gründen abgesagt, aber Mickelson kommt mit den Links-Kursen nicht klar. Tiger Woods ist klarer Favorit der meisten Experten.
British Open. Dreistündige Vorschau heute auf Radio BBC 5live ab 20h, einstündige Vorschau mit Gary Lineker auf BBC Two ab 0h20 und morgen live ab 10h bzw. 11h bzw. 13h auf BBC Two, BBC 5live und SKY.
Mittwoch, 15.7.2009
10h30 MLL: Long Islands Lizards – Boston Cannon, ESPN Tape
17h30 – 20h15 Tennis: ATP-Tour 250 aus Weissenhof, #3, BÄH live
18h30 – 20h00 Portugal-Spiele, RTP Int
20h00 CL-Quali: Debrecen/HUN – Kalmar/SWE, 2te Runde/Hin, EUROSPORT 2 live
Kommentator: Ralf Itzel
20h30 – 22h00 Leichtathletik: EAA-Meeting aus Luzern, EUROSPORT/HD live
Kommentator: Stephane Franke + Dirk Thiele
0h20 – 1h20 Golf: Preview British Open, BBC Two
4h00 MLB: Minor League All-Star Game, ESPN live
Whl: Do 21h
Donnerstag, 16.7.2009
10h00 – 21h00 Golf: British Open, #1, SKY/HD + BBC live
15h15 Themennachmittag WM2010, PHOENIX
17h30 – 20h15 Tennis: ATP-Tour 250 aus Weissenhof, #4, BÄH live
18h15 – 21h45 Portugal-Spiele, RTP Int
20h45 Fußball, WM 1998: Frankreich – Kroatien, Halbfinale, Direct8
22h00 PGA-Tour aus Milwaukee, #1, SKY/HD live
2h00 Softball-WM: USA – Niederlande, ESPN live
4h00 MLL: All-Star Game, ESPN live


