Fußball Shots: französisches Wochenende

Aus zeitlichen Gründen (die Arbeit, die Arbeit) nachgereicht: der vierte Spieltag der Ligue 1.

Die Ligue verläuft bislang nicht unähnlich der Premier League: mit stark angezogener Handbremse. Keiner der Favoriten vermochte sich bislang mit Glanz und Gloria in Richtung der oberen Tabellenregionen zu bewegen. Bestenfalls kommt so etwas raus wie Chelsea oder Lyon: ein irgendwie herausgewürgter Sieg.

In Sachen “Glanz und Gloria” gibt es seit dem Wochenende eine Ausnahme: das Blutbad das der RC Lens gegen AJ Auxerre anrichtete: 7:0 fertigten die Gelb-Roten die Mannschaft von Ex-Nationalcoach Santini ab. Auxerre hat seit 1981 keine 7 Tore kassiert. So richtig eine Erklärung hatte keiner.

Stade Rennes war letzte Saison noch so etwas wie die Überraschungsmannschaft die es von der grauen Maus in den UEFAcup schaffte. Der Start in die neue Saison ging gründlich daneben: drei Spiele, null Tore null Punkte. Und dann schaute Olympique Marseille vorbei, die ungleich potentere Mannschaft mit nicht minder miesen Start: drei Spiele, ein Unentschieden.

Das Spiel wurde durch schwache Abwehrreihen hüben und drüben geprägt, wobei die Verteidigung von Marseille noch einen entscheidenden Deut schwächer war. Den bislang erfolglosen Stürmern aus der Bretagne gelangen 3 Treffer zum 3:2-Sieg gegen OM.

Titelverteidiger Olympique Lyon hatte seine Müh und Not gegen Schlußlicht Nancy und gewann zuhause nur 1:0 durch einen Treffer von Caçapa in der 93ten. Houllier gibt zu, dass der Sieg von einer nicht gut aufgelegten Mannschaft, reichlich herausgewürgt war.

Nach Marseille und Lyon komplettiert der AS Monaco das Trio der großen Mannschaften die noch überhaupt nicht gut in die Saison gekommen sind. Die L’Équipe beschrieb den ASM nach seiner 0:1-Niederlage in Bordeaux als apatisch und steril. Ex-BVB-Torwart Warmuz verhinderte Schlimmeres für die Monegasse, musste sich aber eine Teilschuld bei der schlecht gestellten Mauer des Freistoßtors der Girondins zurechnen lassen. Bordeaux kann glücklich mit dem Sieg in der engen Begegnung sein, denn Trainer Ricardo ging das Risiko ein und ließ einige Nationalspieler nach ihren Einsätzen Mitte der Woche pausieren.

Im übrigen sind langsam die ersten Auswirkungen des hochdotierten TV-Vertrages festzustellen. Die Namen die derzeit für Transfers kurz vor Toreschluß gehandelt werden, waren selten so renommiert. Denilson für Bordeaux, Cisse für Marseille und Tiago für Lyon

Die Tabelle, 4ter Spieltag

Paris St.-Germain bleibt nach dem 1:1-Unentschieden beim überraschend starken Aufsteiger Troyes mit 10 Punkten in Führung (Pauletta machte als zweiter Spieler überhaupt das 100te Ligator), gefolgt von Olympique Lyon (10Pkt) die derzeit häßlich, aber effizient spielen.

Auf weiteren Plätzen für europäische Bewerbe: 7:0-Lens (9Pkt), Girondins Bordeaux (9 Pkt), bei denen nach einigen schwächeren Jahren nun wieder was am Entstehen ist (und die sich derzeit um Denilson bemühen) und schließlich FC Nantes (7Pkt), die nur 0:0 in Nizza spielten, aber zahlreiche Chancen versiebten. Auf Tuchfühlung bleibt AJ Auxerre (7Pkt), trotz der kollossalen Niederlage.

Nach der Niederlage in Bordeaux muss sich der AS Monaco (6Pkt) im Mittelfeld einsortieren.

Stade Rennes konnte durch seine ersten Tore und Punkte die Abstiegsplätze verlassen. Mit Metz, Strasbourg und Nancy tummeln sich gleich drei ostfranzösische Vereine auf den letzten vier Plätzen. Nur Marseille (Platz 19, 1Pkt) wirkt nicht nur geographisch deplaziert.

Am nächsten Wochenende kommt es zu zwei Partien bei denen namhaftere Teams aufeinandertreffen. Monaco empfängt die Kanoniere vom RC Lens und das waidwunde Auxerre hat Meister Lyon im Stadion.

Fußball Shots: Europa von gestern

Ein Blick auf die erste Lage an europäischen Spielen des gestrigen Tages. Der HSV hat gestern als einzige Auswärtsmannschaft das UICup-Finale für sich entscheiden können. In den anderen beiden Finals konnten die französischen Mannschaften sich dank starker Heimspiele durchsetzen.

Nicht unerwartet gewann RC Lens gegen die Rumänen von CFR Cluj 3:1 (Hinspiel 1:1). Lens ist absoluter Hochform nachdem man am Wochenende AJ Auxerre mit 7:0 (in Worten: siebenzunull) aus dem Stadion geprügelt hat. Dennoch musste man bis in der Schlußviertelstunde warten, bis Lens letztendlich den Sieg ausreichend sicher gestaltete. Die Abwehr von Lens stand sehr sicher, ließ so gut wie keine Chacen zu. Cluj kam erst durch einen Freistoß vom hier hinlänglich bekannten Munteanu in der Schlußminute zum Gegentreffer.

Wesentlich massiver und überraschender viel der 5:1-Sieg von Olympique Marseille gegen Deportivo La Coruna aus. Depor brachte einen passablen 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel mit. Man traf auf ein schwer verunsichertes Marseille dass in der französischen Liga sich bislang aus drei Spielen nur einen Punkt gutschreiben konnte.

Das Stade Vélodrome zeigte sich jedenfalls in Bestform und sorgte für eine hitzige Atmosphäre die auch auf die Spieler zurückschlug, die sich zur Halbzeit im Kabinengang eine kleine Prügelei lieferten. Marseille traf bereits nach 5 Spielminuten zum 1:0, Depor nach 8 Minuten zum Ausgleich. Das Spiel war also von der ersten Sekunde an, intensiv. Platzverweise gab es gleich Stücker drei. Bereits nach 11 Minuten flogen Robéry und Duscher (wurde zum “Duschen” geschickt, harhar). In der 70ten erhielt Capdevilla wegen Meckerns seine zweite Gelbe.

Das Spiel kippte ergebnistechnisch gesehen erst in der Schlußviertelstunde. Nach Treffern von Mété in der 65ten und Niang (73ten) war Marseille erstmal weiter. Weitere Treffer in der 88ten und 90ten besiegelten Depors Schicksal.

Dem AS Monaco oblag es Wasser in den französischen Freudenwein zu kippen. Nachdem man im Hinspiel der Championsleague-Quali nur unglücklich bei Betis Sevilla 0:1 unterlag, spielte man gestern nur 2:2 und wird in den UEFAcup weitergereicht, wo Frankreich nun eine 5 Mannschaften starke Armada stellt (2 direkt Qualifizierte, 2 UICup-Sieger, 1 CL-Qualifikant). Monaco vergab zahlreiche Chancen, inkl. eines verschossenen Elfers in der ersten Halbzeit. Monaco zeigte sich anfällig für Konter und geriet früh in Rückstand: 0:1 durch Oliveira, 17te.
(Quellen: L’Équipe.fr [1], [2])

Weitere Resultate der Championsleague-Quali:
Die Sensation für mich: Lok Moskau unterliegt auf heimischen Grund Rapid Wien 0:1, Rapid nach 1:1 weiter. Moskau war drückend überlegen, aber nach einer Stunde schien der Tank leer zu sein und Rapid kam etwas gefährlicher auf. Das goldene Tor das Österreich erstmals seit einigen Jahren wieder einen CL-Teilnehmer beschert, fiel nach einem Standard: Eckball, Kopfball, Tor.

Panathinaikos – Krakow 4:1 n.V (1:3 Hinspiel)
Thun – Malmö 3:0 (1:0). So richtig kann Thun und die Schweiz ihr “Glück” nicht fassen, auch zwei Wochen nachdem im Hinspiel im Malmö durch einen 1:0-Sieg der Grundstein gelegt worden ist. Zumal man mit Basel noch ein zweites heißes Eisen im CL-Feuer hat (Aus der NZZ: Spielbericht, Kommentar, noch’n Spielbericht).
Partizan Belgrad – Artmedia 3:4 n.E. (0:0). Der Celtic-Killer aus der Slowakei hat es nun bis in die CL geschafft.
Rosenborg – Steaua Bukarest 3:2 (1:1)
Liverpool – ZSKA Sofia 0:1 (3:1) Der Titelverteidiger hat es in die CL geschafft. Liverpool eigentlich dominierend, ZSKA eigentlich ungefährlich. Aber nach dem 0:1 in der 15ten hatte ZSKA eine weitere Großchance in der ersten Halbzeit und bei einem 0:2 hätte das Spiel ein komplett anderes Gesicht bekommen. Benitez ging einiges Risiko ein, weil er viele Stammspieler auf die Bank setzte, hinsichtlich des Supercup-Finales am Freitag. (Guardian)
Udinese Calcio – Sporting 3:2 (1:0)

CF Valencia – Hamburger SV 0:0

CF Valencia – Hamburger SV 0:0, Hinspiel 0:1, HSV gewinnt eines der drei UICup-Finale und qualifiziert sich für den UEFAcup.

Das Rückspiel war die Geschichte des Scheiterns des CF Valencia. Valencia spulte konzeptionslos sein Programm runter. Jeweils in der Startviertelstunde der beiden Halbzeiten gelang es Valencia den HSV hinten reinzudrängen und ein Powerplay aufzuziehen. Das waren die Momente in denen es einem bange um den HSV wurde. Aber so schnell wie diese Drangphasen kamen, verschwanden sie auch.

Viel Druck kam über den linken Flügel mit Vicente zustande, der vom fleißigen Demel und später Boulahrouz nur schwer unter Kontrolle gebracht wurde. Doch Vicente wirkte wie ein Eintänzer in einer Truppe von holzbeinigen Karusellbremsern. Kaum jemand der es verstand aus Vicentes Bällen was zu machen. Zu Beginn streute Kluivert noch 1-2 Kopfbälle ein, verabschiedete sich aber geistig und körperlich schneller aus dem Spiel als die Sperrstunde über die spanische Provinz hereinzubrechen pflegt.

Wie groß die Offensivprobleme von Valencia sind, zeigten die folgenden Einwechslungen, bei denen Trainer Flores ein ums andere Mal ins Klo griff. Villa? Kaum zu sehen. Angulo? Pannen, Pech und Pleiten auf zwei Beinen. Di Vaio: Torchancen null. Fabio Aurelio sorgte als fernschußwütiger Verteidiger für mehr Gefahr als die Sturmvarianten eins, zwei und drei.

Valencia schien überhaupt kein Konzept zu haben, wie der HSV zu knacken sei, obwohl die Drangphasen die Schwachstellen offenkundig werden ließ: unter Druck ballt sich die gesamte Hamburger Defensivabteilung auf 3 Quadratmeter vor dem Fünfmeterraum zusammen und alles was von außen kommt oder von hinten nachschiebt, hat elendig viel Platz.

Zum HSV gab es nicht viel zu sagen. Gewohnte Aufstellung: Demel, Boulahrouz, Van Buyten, Atouba in der Abwehr, Wicky als Staubsauger, van der Vaart, Beinlich und Jarolim im Mittelfeld und M’Penza und Lauth als Sturm.

Die Mannschaft war von Anfang an auf Rehhagel gepolt: “Hinten muß die Null stehen” und meinte damit nicht Wächter. Jarolim und Beinlich verstanden sich vorallem als Ballhalter statt Ballverteiler und nahmen dankbar jedes entgegengestreckte Bein an, um sich über die Schulter abrollen zu lassen und einen Freistoß zu bekommen. Als dann Mahdevikia für Beinlich kam, hatet der HSV es endgültig geschafft, der Partie jeglichen Rythmus zu nehmen. Das Spiel lief in der zweiten Halbzeit phasenweise so ab: Ball läuft 6 Sekunden durch die Reihen, Foul, 30 Sekunden bis zur Freistoßausführung, Ball wird weit nach vorne geschlagen, landet beim Gegner, der 6 Sekunden den Ball durch die Reihen zirkulierne läßt, ehe es zum Foul…

Abgesehen von zwei Situationen in der zweiten Halbzeit gab es keine Torgefahr durch Hamburg, aber M’penza und Lauth arbeiten alle wacker nach hinten mit. Keiner der sein Fleißkärtchen nicht verdient hätte. Abzüge in der B-Note für Jarolim, Lauth und Mahdevikia für Dinger die schon keine Schwalben mehr, sondern Albatrosse waren.

Der französische Schiedsrichter Duhamel zeigte eine etwas diffuse Regelauslegung, brachte aber das Spiel letztendlich ohne Skandal über die Bühne, obwohl der CF Valencia wieder das seinige mit vielen dreckigen Aktionen tat. Das Highlight kam in der 84ten Minute als Jarolim mit einem Krampf sich zu Boden ließ und eine Auswechslung andeutete. Zwei Spanier packten Jarolim mit vereinten Kräften an Beinen und Schultern und schmissen ihn vom Platz , der erboste van der Vaart lag plötzlich auf dem Boden und Boulahrouz richtete sich zu seiner kompletten, geschätzten 2m34 Körpergröße auf und drohte mit die Vaio die verbale Auseinandersetzung auch auf die handkräftige Ebene fortsetzen zu wollen.

So energisch wie Duhamel zum Tatort schritt, beließ er es bei einer gelben Karte und fortan war erstaunlicherweise auch Ruhe im Karton.

Es lag möglicherweise weniger an einer geheimnisvollen Aura von Duhamel, sondern mehr am Phlegma und der Lethargie die Valencia mit fortlaufender Spielzeit ausstrahlte. Sogar das Publikum nahm das Schauspiel verhältnismäßig emotionslos hin.

Kein Aufbäumen, kein Nachtreten, gar nichts. Als ob der CF Valencia nicht realisiert hätte, dass er für ein Jahr ohne europäischen Bewerb bleibt. Auch das ist letztendlich ein Problem das auf Trainer Flores zurückschlagen wird.

Der HSV ist nach gutem Hinspiel mit Fleiß und Dusel gegen einen dummen Gegner weitergekommen.

Screensport am Mittwoch: the early worm…

Ungefähr zu Beginn meiner derzeitigen Arbeitszeit gibt es im WDR ein Kleinod in Form von zweieinhalb Stunden “Schach dem Großmeister” auf das ich gerne hinweise.

Abgesehen davon spielt Werder um den Einzug in die Championsleague. Die Partie gegen Basel gibt es auf SAT.1 und PREMIERE zeigt als Gegenprogramm den Auftritt des Fast-Absteigers West Brom bei Chelsea.

Ein Hinweis auf die Aufzeichnung des TransAm-Rennens von Denver bei NASN, die es mit Sicherheit in den nächsten Tagen noch öfters zu sehen gibt: bei der TransAm fährt ein Deutscher häufiger mit: Klaus Graf. Und er weiß die Einheimischen mit durchaus gewagten Überholmanövern zu begeistern. Beim Rennen in Denver gab es nun eine Besonderheit: aufgrund technischer Probleme konnte Klaus Graf keinerlei Training absolvieren und hatte seinen ersten Kontakt mit dem Stadtkurs bei seiner Qualifyingrunde! Was daraus wird, ist um 19h auf NASN zu sehen.

Mittwoch

6h35 – 9h05 Schach dem Großmeister, WDR
Die Titanen des deutschen Schachfernsehen prallen aufeinander: der nuschelige Helmut Pfleger gegen seinen ewigen Assistenten Vlastimil Hort. Ach, was waren das für Kindheitserinnerungen, als früher immer bei der Schach-WM Pfleger und Hort kurz vor Mitternacht die Spielzüge des Tages analysierten. “E5 auf Springer E6! Donnerwetter! Hohoho! Das ist sehrrrr gewagt! Eine interessante Interpretation der Grünstein-Variante die einst von Igor Korymenko in einer aberwitzigen Abwehrschlacht gegen Kosswitsch eingeführt wurde. Uiuiuiuiui, ob das gut gehen wird, Vlastimil?
Da müsste man mal eine der gängigen eSports-Übertragungen z.B. von Warcraft-Turnieren gegen halten.

19h00 TransAm aus Denver, NASN

20h00 MLB ChiCubs – Atlanta, NASN live

20h30 CL-Quali Werder Bremen – FC Basel, Rückspiel, SAT.1 live

20h45 Premier League Chelsea – West Brom, Spieltag 3, PREMIERE live
Kommentator: Marco Hagemann

1h00 MLB NY Yankees – Toronto, PREMIERE live

Screensport am Dienstag: fasse dich kurz

Sehr verspätet und daher in aller Schnelle nur das Notwendigste für den Resttag gepackt:

Dienstag

17h00 CL-Quali Lok Moskau – Rapid Wien, Rückspiel, PREMIERE live
Hinspiel 1:1, Zwischenstand nach 20 Minuten: 0:0, Moskau drückend überlegen

19h00 – 22h00 Leichtathletik Grand Prix aus Linz, EUROSPORT live
Mal sehen ob Dirk Thiele nach den Stasi-Anschuldigen des SPIEGELs und DLFs heute abend wieder kommentiert.

20h45 Premier League Birmingham – Middlesbrough, Spieltag 3, PREMIERE live

22h00 UI-Cup-Finale Valencia – HSV, Rückspiel, DSF live
Schlagt mich, aber wenn dieses Spiel nicht ein Grund ist, seinen Ekel gegen das DSF für zwei Stunden zu überwinden, dann weiß ich auch nich…

2h00 MLB Minnesota – ChiSox, NASN live

Will MSC zum guten Stern?

Seit Montag feuert die BILD aus allen Rohren um das von ihm kolportierte Gerücht über einen Wechsel von Michael Schumacher von Ferrari zu McLaren-Mercedes am Leben zu erhalten. Nun hat die BILD nicht wirklich einen guten Draht zur Formel 1 und die heutige Story zeigt auf was für einer dünnen Basis die BILD ihre Spekulation basteln muss. Aber schon beim Wechsel von Ralf Schumacher zeigte sich, dass die BILD nicht ganz danebenlag, was zu einem Gutteil auch mit den Verbindungen zum ehemaligen BILD-Mitarbeiter Willi Weber zusammenhängen dürfte.

Womit dann auch schon gesagt ist von wem die Gerüchte kommen. Qui bono? Ohne Willi Weber würde sich die BILD nicht derart aus dem Fenster lehnen. Und da stellt sich die Frage: was bezweckt Willi Weber mit dem Lostreten der Gerüchte zu diesem Zeitpunkt? Ist es die Ansage an andere Teams das Michael Schumacher auf dem Fahrermarkt zu haben ist? Ist es ein Kampf um mehr Geld? Oder sollen gegenüber Ferrari die Pfründe gegenüber dem just verpflichteten Massa abgesichert werden?

Eines spricht wirklich für einen Abgang von Schumacher bei Ferrari: das Ende der Epoche Todt und Brawn. Wenn die beiden weg sind – derzeit sieht es so für Ende 2006 aus – ist es vielleicht für alle Beteiligten besser einen Schnitt zu machen. Gegen das MSC-Gerücht sprechen die Kosten. Nun weiß man nicht wo der DaimlerChrysler-Konzern Ende 2006 stehen wird. Aber einerseits schmerzhafte Schnitte im Konzern, möglicherweise die Schließung der SMART-Sparte, durchzuführen und sich gleichzeitig einen der teuersten Sportler der Welt zu leisten, ich bin mir nicht sicher ob das mit dem “Back to the Basics”-Ansatz von Zetsche vereinbar ist.

Für mich sieht es derzeit eher nach Spielchen hinter den Kullissen von Willi Weber aus.

Nachtrag 7h05: Ich lese gerade in der FAZ, das Zetsche als motorsportbegeistert gilt.

Herrion am Tag danach

Auch 24h nach dem Tod des OL-Spielers der 49ers Thomas Herrion ist nicht viel mehr über die Ursachen bekannt. Der medizinische Befund gab erst einmal nichts her und die gestern vorgenommene Autopsie wird erst in 3-6 Wochen komplett ausgewertet sein.

Auf Fernsehbilder die Herrion in den Minuten vor seinen Tod zeigten, wie er zu Spielende das Spielfeld verließ, war nichts anormales zu erkennen.

Um meine Sprachwahl von gestern zu korrigieren: “wieder ein Todesfall”. Herrion, der diesen Sommer bei den Hamburg Sea Devils spielte, soll erst der der dritte NFL-Spieler nach 1972 und 1979 sein, der im unmittelbaren Zusammenhang mit einem Spiel starb. 2001 starb Korey Stringer während des Trainings an Hitzschlag und im Frühjahr ein Arena-League-Spieler an einer Rückenverletzung. Und natürlich fällt einem auch Ted Bruschi ein. Der Linebackers der New England Patriots erlitt im Februar einen leichten Herzschlag und wird diese Saison komplett aussetzen.

Die Suche nach den Todesursachen gleicht momentan dem Stochern mit der Stange im Nebel. Herrion passierte problemlos fünf medical checks, davon drei dieses Jahr. In Denver war es am Samstag abend nicht besonders heiß oder schwül und Herrion lebte in heißen Texas und in der Höhenluft von Utah. Einer seiner Ex-Coaches meint sich zu entsinnen, dass seine Mutter einen Herzfehler hatte.

In den USA jedenfalls hat der Tod wie schon vor vier Jahren bei Korey Stringer, Diskussionen über Dehydration und Körperfülle von Line-Spielern ausgelöst. Herrion war zirka 1m89 und 140kg schwer, was für NFL-Verhältnisse eher normal ist. Auch im Mittelpunkt: eine möglicherweise zu lasche Anti-Doping-Linie der NFL, insbesondere gegen Steroide.

Nicht zuletzt aufrgund möglicher Schadensersatzforderungen reagiert die NFL sehr sensibel auf solche Zwischenfälle. Im Zuge des Todes von Korey Stringer haben viele/alle Teams ihr Training umgestellt und meiden z.B. die prallen Mittagshitze. Einige Teams arbeiten auch mit Körpertemperatur-Sensoren.

Herrion hinterläßt zwei Brüder und zwei Schwester sowie seine Mutter, die er, wie das Portrait auf nfleurope.com zeigt, über alles liebte.

Links: NY Times, ESPN, Meldung der Hamburg Sea Devils, Portrait von Thomas Herrion auf nfleurope.com, Bio auf nfleurope.com, Kondolenzbuch der Mercury News.

Screensport am Montag: Nachschlag

Heute steht das DFB-Pokalspiel Braunschweig – Dortmund im medialen Mittelpunkt.

Manch einer erinnert sich an den Eintrag vor einem Monat, als der DFB den Stadionbetreiber in Braunschweig anwies die Footballer von den Lions die am Samstag hätten spielen sollen, rauszuschmeißen, u.a. weil angeblich nicht zu entfernende Linienmarkierungen des Footballs imageschädigend für den DFB wären.

Nun, die Footballer haben die Sache untereinander regeln können. Der Verband AFVD gab seinen eigentlich für absolute Notfälle eingeplanten Ersatztermin 10. September her. Die Lions versprachen im Gegenzug bei weiteren Spielausfällen auch am 11. September direkt im Anschluß an Braunschweig zu spielen (Braunschweiger Zeitung)

Nachschlag

Die DFL und die TV-Rechte-Verhandlung, erst kürzlich bei mir einen längeren Eintrag wert gewesen und heute ein Schwerpunkt bei der FR.

Die FR-Artikel bringen nicht viel Neues außer das neue Gerüchte ohne Quelle gestreut werden, wobei ich mir bei einer Zeitung die in der gleichen Stadt wie die Zentrale der DFL sitzt, vorstellen kann, woher die Gerüchte kommen, vulgo: von interessierter Seite.

So berichtet die FR dass auch RTL und Pro7Sat.1 in den Poker um die Pakete einsteigen werden, wobei die Privaten möglicherweise nicht an der Samstags-Zweitverwertung interessiert sind, sondern an ein wöchentliches Sonntags-“Spiel der Woche”, welches live und in voller Länge im Free-TV übertragen werden könnte und derzeit angeblich von Karl-Heinz-Rummenigge propagiert wird. Sollte es dazu kommen, wünsche ich der DFL ein besseres Händchen bei der Wahl des Sonntagsspiel als bislang, wo dank Europapokaleinsätze das Sonntagsangebot meist ungleich trüber als am Samstag war.

Endlich immerhin eine Zeitung die alle derzeitigen Zahlen zusammenpackt. Demnach zahlen die Sender zur Zeit folgendes:

Premiere: 180 Mio
ARD: 65 Mio (ich kenne die Zahl von 45 Mio Sportschau und 15 Mio Drittverwertung)
ZDF: 15 Mio
DSF: 20 Mio
Internet/Mobilfunk: 20 Mio

Die Artikel der FR:
Bullenmarkt Bundesliga
Das schlechte TV-Geschäft
An der Wegscheide
Leicht entflammbar
Zuschauer Zwanziger
“Wir geben uns alle Mühe”
Schreibende Würstchen

Montag

19h00 MLB Florida – LA Dodgers, NASN live

20h30 DFB-Pokal Eintracht Braunschweig – Borussia Dortmund, ARD live
Kommentator: Gerd Gottlob

2h00 MLB ChiCubs – Atlanta, NASN live

L’Hertha, c’est moi!

Sollten sich die Geschehenisse am Samstag in Koblenz so zugetragen haben, wie im Tagesspiegel-Artikel geschildert, dann hat am Samstag Hertha BSC Berlin den Selbstzerstörungsknopf gedrückt.

Was hat sich zugetragen?

Hertha legte ein maues Pokalspiel gegen Koblenz hin. Die Partie ging in die Verlängerung. In der Pause vor der Verlängerung rannte Manager Dieter Hoeneß und stauchte Marcelinho zusammen. Marcelinho wiederum tobte und warf die Wasserflasche wutentbrannt auf den Boden. Jener rächte sich mit dem Tor zum 2:2 (Endstand 3:2) bei dem er mit erhobenen Zeigefinger auf Dieter Hoeneß zurannte.

Während Marcelinho anschließend nichts über die Plauserei mit Cheffe sagen wollte, gab sich Dieter Hoeneß offenherziger und schilderte wie er Marcelinho vorwarf nicht in die Zweikämpfe zu gehen.

Wow. Ein Dieter Hoeneß echauffiert sich über die Leistung eines Spielers, rennt nach Ende der regulären Spielzeit aufs Feld, scheißt ihn zusammen und spricht nachher mit der Presse über den Inhalt der Gardinenpredigt. Wie tot ist denn der Falko Götz jetzt, formerly known as “Trainer”?

Chelsea – Arsenal 1:0

Das Thema der ersten Woche setzt sich auch in Woche 2 fort: bislang habe ich noch keine Mannschaft in der Premier League gesehen, die ein Feuerwerk abgefackelt hätte.

Die Partie war eine Blaupause für die bisherige Saison: Chelsea scheint momentan noch im Energiesparmodus zu laufen, während Arsenal es nicht besser kann und noch gut einen Monat weit weg ist, vom “eingespielt sein”.

Das Spiel wogte auf mäßig intensiven Niveau hin und her. Mal hatten die einen zehn Minuten wo sie etwas dominierten, mal hatten die anderen zehn Minuten mit mehr Spielanteilen. Am Ende verteilten sich die Spielanteile 51:49% zugunsten Chelseas.

Chelsea hat sich teilweise stark zurückgezogen und ließ Arsenal kommen, strahlte aber dabei immer so etwas wie Kontrolle aus, nach dem Motto “lass sie sich austoben”.

Bei Arsenal verstärkte sich der Eindruck aus der Vorwoche gegen Newcastle: Spielaufbau und Gefährlichkeit gleich Null. Was Arsenal spielte, glich phasenweise mehr Handball: sobald es in die Nähe des Strafraums ging, wurde nach Innen gezogen, zurückgepaßt oder hoch in den Strafraum rein. Kaum jemand der bis zur grundlinie druchgelaufen ist, kaum jemand der in den Rücken der Abwehr gespielt hätte, ja beide Flügel sahen verwaist aus. Ashley Cole ist ein Schatten seiner selbst und Pires ward kaum gesehen. Henry zieht sich inzwischen fast permanent auf den linken Flügel zurück um vernünftige Bälle zu bekommen.

Das zentrale Mittelfeld wirkt wie abwesend. Hleb schwebt noch im luftleeren Raum, hat kaum Anbindung, allenfals Fabregas war bemüht aufzuräumen. Aber es war sehr statisch und kaum ein Spieler antizipierte die Aktionen der anderen, sondern lief erst los, als der Ball schon unterwegs war.

Wo Arsenal den Eindruck machte es nicht besser zu können, schien Chelsea es nicht besser zu wollen und spielte sehr verhalten, sehr vorsichtig, einfach auf das goldene Tor in den Schlußminuten zu spekulieren.

Mit Drogba haben die einfach einen Bolzen, der eine halbe mit sich mitschleifen kann und trotzdem noch den Ball verwertet. Das 1:0 durch Drogba (73te) war eher kurios: nach abseitsverdächtigem Pass bekam er den Ball gegen das Knie und der Ball kullerte über die Torlinie während Lehmann und Senteros sich nicht einige wurden, wer hingehen sollte. Insbesondere Senteros zeigte mit zunehmender Spielzeit Auflösungserscheinungen.

Erstaunlich wie nahtlos sich bereits die Neueinkäufe wie Wright-Phillips und Essien integrierten. Beide kamen nach knapp einer Stunde und brachten prompt etwas mehr Druck in das Spiel Chelseas. Wright-Phillips mischte rechts Arsenal auf, während mit Essien Chelsea das Mittelfeld für sich reklamierte.

Überraschend schwach war Petr Cech, der viele Unsicherheiten selbst bei einfachen Bällen zeigte.

Spielerisch und von der Qualität des Kaders, da gibt es kein Vertun, ist Chelsea dieses Jahr wieder das Maß der Dinge, auch europaweit. Aber momentan kann man der Mannschaft nicht eine solche Energie- und kämpferische Leistung zutrauen wie einst gegen Barcelona. Das Feuer scheint noch zu fehlen. Aber wozu: noch geht es auch ohne.