Griechenland siegt 100:1

Dass die Griechen mal gegen Portugal gewinnen können, kann passieren, alle mal bei einem Eröffnungsspiel.

Die Spanier waren eh nicht so gut.

Im Viertelfinale müssten sie ausscheiden, gegen die Franzosen. Henry, Zidane und Konsorten werden eine Leistungsexplosion an den Tag legen. Die vom Championsleague-Alltag geprägten Routiniers wissen wann man loslegen muss. Gut… Die Franzosen außer Form. Waren für die Griechen ein dankbarer Gegner…

Aber nein, die Tschechen, die haben zu viele Waffen. Baros? Nedved? Ich meine, wer Holland 3:2 weggefegt hat… Und so wie die Griechen konditionell gegen Frankreich eingebrochen sind… Jaaaa, gut, im Nachhinein waren auch die favorisierten Tschechen ein dankbarer Geg…

Aber die Portugiesen… Da kann es nix werden. Die wissen nach der Eröffnungsspielniederlage wie man die Griechen zu packen haben, haben 200.000 Zuschauer im Stadion hinter sich, Figo persönlich bläst zum letzten Hallali, ist auf Mission.

Ähem. Räusper.

Gut. Kann mal passieren.

Der Sieg Griechenlands ist putzig, eine nette Randepisode der Fußballgeschichte, die möglicherweise den kleinen Ländern Auftrieb geben wird. Es ist nicht der Untergang der abendländischen Fußballkultur, wie von FM4s Martin Blumenau herbeigeschrieben.

Griechenland ist verdient Europameister geworden. Man schaue nur auf die Liste der durch die Griechen betriebenen Favoritenstürze. Das mag wie eine Kampfansage gegen den Offensiv-Fußball aussehen, aber “der Offensiv-Fußball” muss sich die Frage gefallen lassen, wieso er kein Mittel gegen die Griechen gefunden hat. Wenn der “Offensiv-Fußball” diese Frage beantworten kann, wird er gestärkt aus der EM hervorgehen.

Griechenland hat die EM bereits nach dem Frankreich-Spiel gewonnen. Griechenland hat die EM zu dem Zeitpunkt gewonnen, als sie ihre Gefährlichkeit zeigten und die Tschechen und Portugiesen aufhörten zu versuchen ihre Autorität durchzusetzen und stattdessen ihre Spielweise den Griechen anpassten.

Die Portugiesen waren gegen die Griechen ein Schatten ihrer selbst. Nicht ein einziger Schlüsselspieler hat gezündet. Nicht nur wegen der Deckung der Griechen, sondern wegen ihrer übergroßen Vorsicht. Rehhagel hat es geschafft, die Griechen Tage vor dem Spiel in die Köpfe der Gegner zu bringen und ihre Spielweise zu verändern. Der Moment an dem sich Brückner und Scolari von Rehhagel von ihrem Weg abbringen ließen, war der Moment der das Spiel entschied.

Und diese “Off-Field-Dominanz” hat kein anderes Team in der EM gehabt.

UI-Cup: Wolfsburg Pasching

Am Samstag fand das Hinspiel der 2ten UI-Cup-Runde zwischen Wolfsburg und dem Schweizer Tabellensechsten Thun.

Was soll man sagen: die Wolfsburger lagen mitte der zweiten Halbzeit 0:3 zurück, kamen dank zweier Treffer in der Schlußviertelstunde mit einem blauen Auge davon.

Die Wolfsburger spielten mit einer absoluten Rumpfmannschaft, während ihre Topspieler sich noch von der EM ausruhten oder noch für die Copa America spielen werden.

Die Abwehrarbeit war unter aller Sau, so wie die gesamte Partie sehr unansehnlich war. Es war typisch UI-Cup: die Mannschaften haben gerade einige wenige Trainingseinheiten absolviert, sind vielleicht im Konditionstraining und entsprechend schlapp. Spielerisch war das daher allerunterstes Unterhaltungsnivau. Ob man aber deswegen gleich gegen Tabellensechsten der “Superleague” zuhause sich drei Dinger einfangen muss…

Nächste Woche Sonntag, gibt es das Rückspiel.

Formel-1-Totengräber Ferrari

…als wären die Formel-1-Rennen nicht überholarm genug, hat der Unterhaltungswert des Formel-1-Zirkus heute in Magny-Cours einen neuen Tiefpunkt erreicht: einen Sieg mit 4-Tankstopps-Strategie.

Um mich nicht mißzuverstehen, die Kritik gilt nicht Ferrari. Ihr Job ist es zu gewinnen, und wenn sie 4 Stopps dafür für nötig erachten, dann ist es okay.

Nein, die Kritik gilt dem Sport, gilt der Rennserie. Nahezu sämtliche Änderungen der letzten Jahre, Punkteregelungen ausgenommen, düppierten den Zuschauer vor Ort und vor dem Fernseher. Wie tief ist die Formel 1 schon gesunken, wenn PREMIERE-Kommentator Jacques Schulz nach zwei Drittel des Rennens erstaunt ausruft: “ein Überholmanöver“, als gälte es ein seltenes Exemplars von “Edelweiß” an der Eiger-Nordwand zu begutachten.

Und es ist ja nicht so, als würden hinter der nächsten Biegung heißungsvolle Reformen anstehen.

Wie es um den Reformgeist bestellt ist, machte gestern Eddie Jordan im PREMIERE-Interview deutlich. Befragt zu den abgesägten Änderungen am Qualifikationsmodus, sagte er, sein Sponsor “Benson & Hedges” hätte ihn mit aufschlußreichem Material ausgestattet, die belegen würden, wie wichtig der derzeitige Qualifikationsmodus für die Bildschirmpräsenz des Jordan-Sponsors wäre. Unnötig zu erwähnen wie Jordan gestimmt hat…

Ein anderes Beispiel ist Max Mosley und seine Reformen für 2005, die er bis Oktober durchpeitschen will und die prinzipiell aus der Einführung eines kleineren Motors bestehen.

Marc Surer konnte nicht anders, als diese Reformen sowie vergangene Regeländerungen von Mosley auf PREMIERE zu demontieren. Mosley sieht Handlungsbedarf wegen den schnelleren Rundenzeiten, Surer wirft ein, dass die Rundenzeiten nicht wegen den Motoren, sondern vorallen dem von Mosley initiierten Reifenkrieg geziehen ist, der auf absehbare Zeit noch weiter herrschen wird.

Die Formel 1 hat diese Saison schon bei den Terminen kein glückliches Händchen bewiesen (Nordamerika-Rennen fast zeitlgleich mit EM-Spiele). Die nicht enden wollende Langeweile wird das übrige dazu tun.

Tour2004 Etappe 01 Lüttich Charleroi

Zwei große Themen liegen über diese erste Etappe der Tour 2004.

Da ist zum einen “die erste Etappe” an und für sich. Das Peloton muss sich erst in die Tour einfahren, die Teamkapitäne müssen Autorität innerhalb ihrer Mannschaft zeigen, die Neuling wollen sich profilieren, müssen sich aber gleichzeitig in das Prozedere der Tour einfinden, die Sprinter wollen ihren Konmkurrenten zeigen wo der Hammer hängt und fahren noch eine Spur aggressiver.

Das ganze gibt die Gemengelage eines sehr nervösen Feldes und immer wieder kommt es auf den ersten Etappen zu furchtbaren Massenstürzen. Daher: gibt es Stürze? Wer stürzt wie schlimm? Wer versucht sich vorne im Feld aufzuhalten um die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes zu verringern.

Das zweite Thema dürfte die Gegend sein. Die ersten zwei Etappen finden in Belgien, nahe Flanderns statt. Daher dürfte alles was belgisch oder holländisch ist, besonders “profilierungssüchtig” sein. Das spricht dafür, dass wir viele Ausreißversuche sehen werden, aber Teams auch ihre flämischen Sprinter versuchen werden zu positionieren.

Im weitesten Sinne “flämische” Teams:
Lotto-Domo mit Sprinter #181 McEwen, #185 Axel Merckx (eher Rundfahrte-Mann) und #188 Rik Verbrugghe (Alleingänger!)

Quick Step
Das team scheint tendenziell eher für die Berge ausgelegt zu sein, aber #102 Bettini, #106 Servais Knaven haben in Nord und Süd Ein-Tages-Rennen gewonnen

Rabobank
Die grell-orangen Trikots sind seit Jahren mit die fleissigste Mannschaft im Feld, permanent vorne zu sehen, nicht zu letzt weil man aggressive Alleingänger hat: #152 Michael Boogerd, #154 Erik Dekker und #159 Marc Wauters

Körperlich abwesend

Aufschluß über Strategien und Potential der Mannschaften gibt auch die “Abwesenheitsliste”, die Fahrer die, aus welchen Gründen auch immer, nicht mitfahren.

Team T-Mobile
Der Massensturz auf einer der Etappen der Tour de Suisse gat Team T-Mobile ziehmlich durcheinander geschüttelt. Mit Vinokourov und Savoldelli fehlen zwei wichtige Helfer, im Falle von Vinokourov sogar ein Geheimfavorit. Vinokourov zog sich eine Schulterverletzung beim Sturz zu.

Stefan Wesemann wird für Weltcup-Rennen geschont.

Team Saeco
Giro-Sieger Damiano Cunego gilt mit 22Jahren als zu jung um bereits jetzt das Double mitzumachen. Danilo De Luca wurde wegen Dopingvorwürfen nicht mitgenommen, weswegen Di Luco vergeblich geklagt hat.

Phonak
Das Team von Mit-Favorit Tyler Hamilton verzichtete auf starke Bergfahrer wie Camenzind oder dem letztes Jahr arg abgefallenen Alex Zülle

Lotto Domo
Peter Van Petegem verzichtet auf seinen 4ten Tour-Start zu Gunsten von Weltcup-Rennen.

Gerolsteiner
Auch hier hat die Tour De Suisse ihr Opfer gefordert: Gianni faresin und Beat Zberg sind nicht rechtzeitig fit geworden, Davide Rebellin wird für den Weltcup geschont.

Fassa Bartolo
Und noch ein Flame der lieber Weltcup fährt: Franck Vandenbroucke

CSC
Das dänische Team von Bjaerne Riis musste kurzfristig auf Jörg Jaschke und seinen gebrochenen Arm verzichten, fährt auch ohne den bekannten Fabrizio Guidi. CSC verzichtet auf den Kletterer Peter Luttenberger, weil Riis lieber auf das Zeitfahren als die Berge setzt. Daher wurde der des Dopings verdächtigte Andrea Peron für Jaschke nachnominiert.

Cofidis
Das wegen der Ruch des organisierten Dopings am strengsten beäugte Team Cofidis vrzichtete auf Teamkapitän David Millar, nachdem jener vor zirka 10 Tagen die Einnahme von EPO gestand.

Joseba Beloki
Der Mann ist ohne Team. Im “gegenseitigen Einvernehmen” haben Beloki und das Team “Brioches La Boulangère” vor drei Wochen gekündigt. Beloki war im erweiterten Kreis der Favoriten, aber diverse Dinge stimmten nicht.

So soll der letztjährige Tour-Sturz auf der Abfahrt (als Armstrong seinen Querfeldein-Ausritt absolvieren musste) immer noch im Kopf von Beloki herumspuken. Das Team “Brioche” soll auch nicht wirklich gepasst haben. Das Team war bis dato sehr frannzösisch und Beloki passte nicht rein.

Im Laufe dieser Saison stürzte Beloki noch einmal und verspürte Motivationsprobleme. Weigerte sich bei einigen Rennen zu starten, nahm nicht an Mannschaftsveranstaltungen teil und fuhr in anderen Rennen “unauffällig”.

Als er für ein Rennen nach Spanien zurückkehrt, erklärt Beloki das er eine Allergie besitzt und an Asthma erkrankt ist. Das Asthma-Mittel wäre aber in Spanien und von der UCI erlaubt, nicht aber in Frankreich. In der Presse macht er Front gegen sein Team, den Teamarzt und dem französischen Verband. Als er aus der Presse erfährt, dass der Teamsponsor nächstes Jahr aufhört, reicht es ihm und er sucht die Vertragsauflösung.

Mehr weniger für mehr Mehr

Die Libération bringt eine Reuters-Meldung, wonach die UEFA umfassende Änderungen des Club-Fußballs plant.

Angesichts der auch bei der EM diskutierten “Entfremdung” des Club-Fußballs mit immer mehr ausländischen Spielern, will die UEFA für die Saison 2006/2007 zwei Maßnahmen einführen.

Das eine wäre eine “Quotenregelung” wonach Minimum vier Spieler vom Verein selber und vier weitere Spieler im gleichen Land wie der Club ausgebildet sein müssen. Damit würde sich die UEFA erstmals vom Begriff der “Nationalität” entfernen.

Die zweite Maßnahme wird aber mit Sicherheit von den Vereinen abgeschossen werden: die UEFA plant eine maximale Kadergröße von 25 Spielern zu erlauben.

Gerade diese Maßnahme ist für große Vereine mit umfangreichen Programm, wie z.B. Championsleague, Nationalspieler u.ä., schlichtweg Unsinn. Es erhöht die Verletzungsgefahr. Bereits jetzt wurde bei der Em geklagt, dass die “großen” Spieler wie Zidane, Henry, Beckham oder Raul durch Überbelastung zu müde gewesen sind.

Das nationale olympische Komitte Italiens rief unterdessen nach einer Ausländerquote von max. 50% in den Profimannschaften. Die EU ließ bereits wissen, dass eine solche Quote nicht EU-konform ist.

Tour de Links

Damned, ich weiß immer noch nicht, wie ich die Tour verfolgen werde. Nur per Ton und Tikcer im Büro, oder zuhause mit Fernseher und Laptop?

Hier einige Link für andere außerhäusige Informationen:

Tour Blog — Massenweise thematisch geordnete Links — http://www.w3os.nl/logos/tour

Frankreich, französisch

LeTour (offiziell, chronologische Liste aller Artikel) — http://letour2004.francetv.fr/tdf_liste_gazette.php3

USA, private Blogs

TdFBlog — http://www.tdfblog.com/, http://notd.blogs.com/tdf/
Le Tour délicieux — http://crazyjaneski.typepad.com/le_tour_delicieux/
William Cooper — http://home.comcast.net/~wac02/2003TourDeFrance.html (nicht durch das “2003” irritieren lassen!)
All out of Angst — http://www.alloutofangst.com
Jeffrey A Cross — http://www.jeffcross.net/
RAW Data — http://kc0dxf.net/cgi-bin/blosxom/cycling
BikeBloggers — http://bikebloggers.billhobbs.com/
TdF Americans — Networking-Site für Amis bei der TdF, mit aktuellen Artikeln — http://www.tdfamericans.us/
David Godden — http://www.davidgodden.com/blog/blogger.html

USA, Medien

VeloNews (Zeitschrift) — witzig bei langen Etappen mit US-Fans zu chatten, die sich gerade aus dem Bett gekrümelt haben — http://www.velonews.com/tour2004/
Cycling News — http://www.cyclingnews.com/road/2004/tour04/04index.php
Daily Peloton — http://www.dailypeloton.com/

Öffentlich-Rechtliche Diarrhöe

Die Tour 2004 im Fernsehen.

Die Fernsehsender scheinen heuer alle bereits ab 14h30 Live-Bilder des Rennens zu bekommen, was 30-60Minuten früher als bislang gewohnt ist.

ARD

An jedem zweiten Tag zwischen 13h und 18h.

Die ARD schleimt ihre Zuschauer wieder mit einem Überangebot an Tour-Berichterstattung zu. An jedem ARD-Tag werden satte anderthalb Stunden Vorberichterstattung geliefert, wie immer in grober Verwechslung der Begriffe “Quantität” und “Qualität”.

Es deutet alles daraufhin, das man, bar jeder Originalität, wieder die 08/15-Melange mit “TourRetour” — Historisches, “TourKultur” — Frankreichs schönsten Ruinen und “TourEnBloc” — wem alles zu lang ist (wen wunderts), die Kurzinfos, auffährt. Mit Sicherheit zerrt man auch diverse Köche, Promis und Fans vor die Kameras und muss sich etliches über Weine und Käse anhören. Bei den Senioren wo ich im Altersheim Zivildienst gemacht habe, immer sehr beliebt.

Bei den “Frontleuten” ist es zu Änderungen gekommen. Herr Dr. Jürgen Emig ist leider wegen eines Falles von Vetternwirtschaft (er als Sportchef des HRs, soll der Firma seiner Frau Aufträge zugeschanzt haben) derzeit verhindert.

Damit bleibt es bei der Kommentatoren-Konstellation Watterott und Boßdorf, sofern sie es in ihrer geballten Bräsigkeit jeden Mittag bis zur Kommentatorenbox schaffen und nicht irgendwo mit leerem Blick an Straßenrand vergessen werden.

Der Emig-Ersatz in Sachen Anmoderation der siebeneinhalb Stunden Vorberichterstattung zwischen Mittagessen und Kathederwechsel, ist die geballte Radsport-Kompetenz Monika Lierhaus.

ZDF

Jeden zweiten Tag, Vorberichte ab 14h

Lange Jahre wollte man nix von der Tour wissen, liess die ARD ihre Tageszusammenfassung um Viertel nach Fünf versenden, aber als der “Ulle” kam, sah und siegte, war man fix dabei und versuchte ein immer größeres Stück der Berichterstattung von der ARD zu übernehmen. Dieses Jahr wurde “Pari” erreicht, man sendet alternierend an jedem zweiten Tag.

Hier gibt es keine Änderung in der Crew: Rudi Cerne moderiert, Peter Leissl und Michael Pfeffer kommentieren. Und sie kommentieren es besser als ihr farbloses Image es glauben macht. Alleine ihre Stimmen sind schon weitaus erträglicher als die monotonen Kollegen der ARD.

Mit Vorberichterstattung hält man sich zurück, gerade mal ein halbes Stündchen. Danke.

EUROSPORT

Jeden Tag ab 14h, 60 Minuten Zusammenfassung ab 22h

Ach EUROSPORT. Sie waren einst die Titanen der Berichterstattung, ehe 1997 überraschend der Kommentator Peter Woydt verstarb, der mit Rudi Altig ein kongeniales Duo abgab.

Kurzfristig angelte man sich Rentier Klaus Angermann und Ex-Profi Tony Rominger. Angermann war zu ZDF-Zeiten unerträglich, war aber mit Rominger im Duo ebenso kautzig wie angenehm und jahrelang einfach die weitaus bessere Alternative zu der ARD.

Seit 2Jahren ist nun das Trio Karsten Migels, Ulli Jansch und Jens Heppner am Mikrophon. Diesmal in veränderter Konstellation, mit Migels als Kommentator und Jansch als Zuträger aus Paris (wenn ich die Ankünmdigungen richtig deute!). Leider ein Abstieg zu den Vorgängern.

Migels und Heppner sind zwar kompetent aber gleichzeitig recht phlegmatisch. Die transportierte Dramatik hat Kühlhausniveau.

Aber, und das ist das ganz große Aber: es geht um Radsport. Nur um Radpsort. Nicht um Kochrezepte, nicht um Schlößer, nicht um Promis. Just the Sport. Und dafür kann man angesichts des Schleimausstoßes von ARD und ZDF nicht dankbar genug sein.

Danke.

Kampf der Schwachen

Wenn man mich nach meinem Gelb-Trikots-Tipp für die Tour 2004 fragt, kann ich nicht mehr als nur müde mit den Achseln zucken. Nicht weil ich dieses Jahr keine Weltcup-Rennen gesehen habe. Die TdF hat sich längt völlig vom restlichen Radsport-Zirkus losgekoppelt, die Aussagefähigkeit eines Sieges des Giros oder der Tour de Suisse ist für das Gelbe Trikots gleich Null.

Daher ist die aktuelle Form der Spitzenfahrer völlig unbekannt und wird erst im Laufe der Tour ausgetestet werden.

Lance Armstrong

Der Tour-Sieg wird auf jeden Fall via Lance Armstrong entschieden. Armstrong wird nur verlieren, wenn er schwach ist. Ansonsten ist er in den entscheidenden Punkten stärker als seine Konkurrenz.

Es wird eine schwache Vorbereitung von Armstrong kolportiert. Aber Armstrong hat die Konzentration auf dieses eine Radsportereignis im Jahr, unter Vernachlässigung aller anderen Rennen, zur Perfektion gebracht. Es gibt kein anderer Fahrer der derart in der Lage ist zu pokern und einen schwachen Leistungsstand vorzuheucheln umd dann in dem richtigen Moment anzutreten.

Nein, wenn ich Bedenken wegen Armstrong habe, dann ist es wegen der magischen Zahl “Sechs“. Kein Athlet hat vorher sechsmal die Tour gewonnen. Und das hat seine Gründe. Sechs Jahre lang in Extremis eine derartige Tortur an vorderster Stelle zu bestehen? Daran scheiterten Hinault, Merckx, Anquetil oder Indurain.

Und doch: Armstrong könnte es schaffen. Die letzten Jahre waren keine Rennen die den Spitzenreiter während der gesamten Tour forderten. Stattdessen lief alles auf ein Showdown auf 1-2 Etappen hinaus. Die Hinaults und Indurains wurden in den Bergen mehr gefordert, weil Kolumbianer permanent mit 20 Minuten Vorsprung ins Ziel zu kommen drohten und weil sie Gegenspieler von gleicher Statur hatten.

Es gibt auch nicht viele ernstzunehmende Konkurrenten (ich komme nur auf zwei). Die Ausgangsposition eines Armstrongs ist also besser als die jedes anderen fünffach Champions.

Jan Ullrich

Seine Karriere ist ein Auf und Ab. Seine Entscheidung 2003 für Team Bianchi zu fahren, schien ein Bruch von seinem vorigen Leben darzustellen, nach der Doping-Affäre eine Katharsis, eine Emanzipation von der kleinen, kuscheligen Welt des gehätschelten Stars.

Doch dann der Sprung rückwärts. Nun fährt er wieder für Team Telekom. Auguren bescheinigen ihm ein Rückfall in vergangene Zeiten. Übergewichtig, trainingsfaul, außer Form. Aber die Tour de Suisse gewonnen!

Also ganz große Fragezeichen was die physischeund mentale Form von Jan Ullrich angeht.

Ihm könnte zugute kommen, dass die vermutlich wichtigste Etappe ein 15km langes Zeitfahren auf den Gipfel des L’Alpe d’Huez ist. Er entgeht so der direkten Konfrontation mit dem Meisterpsychologen Armstrong und kann sein eigenes Tempo fahren, statt sich von den schnellen, kurzen Antritten eines Armstrongs zermürben zu lassen.

Was gegen Ullrich spricht, ist die Mannschaft. Ullrich ist nicht der autoritäre Teamkapitän und die Mannschaft hat viele “Freigeister” die sich nicht leicht einem Teamkapitän unterordnen lassen, namentlich Vinokourov, der ein wichtiger Helfer in den Bergen sein könnte, aber auch immer seine eigenen Pläne verfolgt und dazu ein Zabel, den man auf Flachetappen vorne positionieren will, was in der Fokussierung auf das Ziel “Gelb” Kraft und Konzentration kostet.

Es spricht nicht viel für Ullrich. Er kann nur gewinnen, wenn Armstrong schwächelt.

Tyler Hamilton

Wer weiß wo Tyler Hamilton jetzt im Radsport wäre, wenn er sich nicht permanent bei großen Rundfahrten aufs Maul packen würde, letztes Jahr ein Schlüsselbeinbruch.

Hamilton ist gleich alt wie Armstrong und war einst wackerer Helfer Number One vom Amerikaner, ehe er sich von ihm emanzipierte und einige böse Worte übrig hatte.

Hamilton ist der einzige der in Sachen psychologische Kampfführung und Siegesmentalität mit Armstrong mithalten kann, weswegen ich seine Chancen Armstrong abzulösen, für prinzipiell besser halte, als die von Ullrich.

Ein großes Fragezeichen steckt aber hinter der Mannschaft, der Schweizer Hörgerätehersteller Phonak hat sich mit Hamilton gleichzeitig den Platz in der Tour eingekauft. Es sind starke, erfahrene Kletterer dabei: Carmenzind, Sevilla, Alex Zülle und Gutierrez. Aber, zu dumm, dieses Jahr gibt es nur drei Bergetappen und eines davon ist ein Zeitfahren.

Hamilton kann die Überraschung der Tour werden.

Alexandre Vinokourov

Er ist die große Unbekannte, ein “Freigeist”, der mit einem Ausreißversuch alle überraschen kann. So klar der Favorit Armstrong für mich ist, so anfällig ist die diesjährige Tour für eine Überraschung, weil jedermann die Entscheidung nur auf ein oder zwei Etappen suchen wird. In dieser Konstellation kann eine unerwartete Attacke, ein Ausreißversuch an unerwartete Stelle das Gesamtklassement und sämtliche zurechtgelegten PLanungen übern Haufen werfen.

Auch wenn er kein Kletterspezialist ist, hat er letztes Jahr gezeigt, dass er davon profitieren kann, dass sich die Großen Drei gegenseitig beäugen.

Der Rest

Mit derart kletterstarken Allroundern ist die Tour keine Rundfahrt mehr, die von einer “Bergziege” gewonnen werden kann. Dazu sind die Zeitfahren zu wichtig geworden. Das spricht gegen Leute eines Schlages von Mayo, Exteberria oder Heras.