Nach dem Wochenende

Einigermassen geschockt warum ein ICE planmäßige 25 Minuten Aufenthalt im Hamburger Hauptbahnhof vor Weiterfahrt gen Hamburg-Dammtor haben kann, eilte ich aus dem Zug Richtung heimischen Videorekorder um siebeneinhalb Stunden Aufgezeichnetes schnellstmöglich abzuarbeiten.

An dieser Stelle ein dickes BUHHH! an PREMIERE. Tatsächlich wird die Sonntags-Bundesliga-Konferenz nicht ein einziges Mal wiederholt! Man muss dreissig Stunden warten, ehe nach Abpfiff der Sonntagsspiele zumindest das erste Sonntags-Einzelspiel gezeigt wird.

Also sind hier erstmal nur die Samstags-Spiele Thema. Und die waren… kurios genug. Zwei Heimsiege, einer zudem fragwürdig (Bayern – Bayer durch Guerrero-Elfer). Die Bayern-Verfolger auf den Plätzen 2, 3, 4 und 6 konnten nicht gewinnen. Das was man vorher als Top-Spiele ausmachen konnte, wurde eher flau.

Bayern – Leverkusen 2:0 Okay, es war zu ahnen, dass die Leverkusener einfach nicht die “Autorität”, den Mumm haben, die Bayern auswärts an die Wand zu spielen. Und trotzdem ist es jedesmal eine Enttäuschung zu sehen wie eine weitere Mannschaft mit Potential so jämmerlich in der Höhle des Löwens verreckt.

Ich hätte gerne das Spiel länger in der Einzel-Option gesehen, denn at least Magath hat vor dem Spiel sehr offen angedeutet, wie er das Spiel führen wollte. In dem Maße wie er Leverkusen als “derzeit spielerisch beste Mannschaft der Liga” lobte, schwelgte er auch vom rassigen Arsenal – ManU-Spiel der Wochenmitte. Was damit zwischen den Zeilen durchzuhören war: bissig wie ManU den Leverkusenen durch Physis den Schneid abkaufen. In der Konferenz konnte man mitunter den Eindruck haben, dass dem auch so war, aber ich habe zuwenige vom Spiel sehen können, um sicher beurteilen zu können, ob dem so war.

Ein Wort zum Guerrero-Elfmeter, den viele anscheinend nicht gegeben hätten. Für mich ein Elfmeter den man geben kann. Vorallem: ein Fehler von Nowottny, der selber den Anhaltspunkt lieferte, dass die Aktion von ihm und nicht Guerrero ausging. Er hatte zum Sturzbeginn seine Rechte an der Hüfte von Guerrero. Nowottny sah selbst in der Konferenz bei etlichen Szenen nicht gut aus. Ich glaube man kann schon 16 Monate vor WM-Beginn im Falle von Nowottny sagen: wenn er die WM sehen will, sollte er sich lieber Eintrittkarten kaufen.

Guerrero gefällt mir sehr gut. Selbst wenn er in Sachen Torerfolg nicht so effizient wäre, wie er derzeit ist: mit jeder seinen Aktionen fordert er die Abwehrspieler, zwingt sie zu agieren und provoziert damit Abwehrfehler.

Bedenklich scheint aber die derzeitige Form der Bayern zu sein, die etwas lethargisch daher kommen. Bleibt zu hoffen dass dieses noch Nachwirkungen vom Magathschen Konditionstraining in der Winterpause sind. Ansonsten reicht es in der Championsleague nur noch für zwei Spiele…

Hansa Rostock – Schalke 04 2:2 Vom dramaturgischen Moment her nachvollziehbar, dass die Rostocker gekotzt haben – Rostock holt Rückstand auf, geht in Führung und fängt sich in der 93ten den Ausgleich durch Ailton ein – aber natürlich gingen Ailtons Treffer schwere Abwehrschnitzer der Rostocker voraus, ergo: selbst Schuld. Und dass ein Schiedsrichter bei 2 Toren und 5 Auswechslungen in der 2ten Halbzeit drei Minuten nachspielen läßt, ist das Mindeste was man verlangen kann. Es gab vor Jahren sogar eine Faustregel für Schiedsrichter, pro Tor 1 Minute und pro Auswechslung 30 Sekunden nachspielen zu lassen…

Litmanen mit angeblich sehr guter Leistung (konnte man in der Konferenz nicht beurteilen)

BTW: mir gehen diese neuen Stadien Marke Rostock schwer auf die Nüsse. Diese Stadien/Arenen mit 5 Meter hoher Werbebande (Hamburg, Schalke, Rostock…glaube auch Berlin), sei es qua Prinzip, sei es weil in den Stadien zur Kapazitätserweiterung die Felder abgesenkt wurden. Die Folge: in vielen Kameraeinstellungen sieht man kaum noch Zuschauer, die Stadien wirken sehr steril, anders in England, wo jeder Eckball eine Mutprobe ist, Die Spieler im wahrsten Sinne des Wortes auf einer Augenhöhe mit den Zuschauern sind. Wie war das mit Heimvorteil? Wieviele Heimsiege gab es dieses Wochenende?

VfB Stuttgart – 1. FC Kaiserslautern 1:1 – Ein Fall von mangelndem Killerinstinkt. Stuttgart hat vergessen das Spiel einzutüten, ‘ne Geschichte die man öfters bei Sammer sieht.

Ansonsten stand Diplomatie im Mittelpunkt: der verlorene Sohn Timo Hildebrand hat wieder den rechten Pfad gefunden und recht zügig eine Vertragsverlängerung unterzeichnet. Wenn es stimmt dass es Hildebrand nicht gelungen ist, eine Ausstiegsklausel reinzubringen, hört sich das nach einem moralischen Sieg des VfB-Managements an. Der Diplomatie war dann auch die Lachnummer des Tages zu verdanken: die Rede von Hildebrand bei der er sich explizit bei Sammer und seinem mittlerweile kaltgestelltem Manager bedankte.

Hannover 96 – Borussia Dortmund 1:3 – Es gibt bessere Momente einen Vertrag mit einem Trainer bis 2007 zu verlängern. H96s letzten Heimresultate: 0:0, 0:1, 0:3, 1:3. Aber zugegebenermaßen waren mit Stuttgart, Hertha und Leverkusen zumindest drei Brocken dabei.

1. FC Nürnberg – Hamburger SV 1:3 – Da wird der teure Nr.1-Stürmer wg. fehlender Frische auf die Bank gesetzt, plötzlich trifft die Nummer Drei, der als “Chancentod” titulierte Takahara zweimal und nach elend langer Verletzungpause der Benjamin Lauth zum zweiten Mal mit einem wichtigen Joker-Tor. Mit anderen Worten: Trainer Doll hat für nächstes Wochenende gegen Stuttgart die pralle Auswahl und zirka zwei unzufriedene Stürmer.

VfL Wolfsburg – Werder Bremen 2:3 – Nix gesehen, aber brutales Ergebnis und eigentlich ein psychologischer Happen von dem Werder monatelang zehren müsste: auswärts 0:2-Rückstand zum 3:2 umgebogen.

Die Bundesliga scheint sich dieses Jahr zu einer spannenden Saison zu entwickeln, zumindest was die Championsleague-Plätze angeht. Die Bayern scheinen dank der Fehler der Verfolger, die mit schöner Regelmäßigkeit Blackouts einstreuen, zur Meisterschaftsschale getragen zu werden, statt aus eigener Stärke heraus zu gewinnen.

Dies pflegt im allgemeinen nicht wirklich auf Wettbewerbsfähigkeit in Europa hinzudeuten. Wollen wir hoffen dass die Auftritte in Championsleague und UEFAcup nicht nur ein Strohfeuer waren.

War noch was?

Es gilt einen mutmaßlich großen Gewinner zu huldigen: Jens Lehmann. Am Wochenende stand er für Arsenal wieder im Tor und wenn er es geschafft hat wieder bis zum Saisonende im Tor zu stehen, dann ist der Mann durchs Fegefeuer gegangen und wurde belohnt dass er nie aufgegeben hat, obwohl ihm allgemein keine Chance mehr gegeben wurde.

War das wirklich schon alles?

Den Superbowl, der just in diesen Minuten beginnt, werde ich mir morgen auf Tape ansehen. Letzter Tipp von mir: ungefährdeter Sieg der Patriots in einem Spiel das eine langweilige zweite Hälfte haben wird, die nur noch von einer noch langweiligeren Halbzeit-Show mit “Paule” unterboten wird.

Nein, ich habe nicht gewettet, daher kann das Spiel auch ganz anders ausgehen.

Screensport: das Wochenende

Ein bitteres Wochenende für mich, weil ich größtenteils fernab von Fernsehern sein werde und erst Sonntag Abend zurückkommen werde, rechtzeitig zum SuperBowl (obwohl ich es bezweifle dass ich es schaffe ihn “live” in der Nacht zu sehen).

Zwei Hinweise zum SuperBowl: er wird unverschlüsselt übertragen, d.h. alle mit digitalen Receivern für Kabel oder Satellit werden ihn sehen können. Zwotens: macht euch nicht allzuviel Hoffnung wg. dem US-Fernsehton. Ich bleibe dabei: alle Erfahrung der letzten Jahre nach, wird es nicht den Originalton von FOX geben, sondern einen eigenen “NFL International”-Kommentierung von Dick Stockton und Darryl Johnston, auf Wunsch der NFL speziell “laienfreundlich”. Aber immer noch besser als Günter Zapf auf der anderen Tonoption.

Noch ein Wort zum am Wochenende beginnendem “Six Nations“-Turnier im Rugby. Keine Übertragungen im DSF oder Eurosport oder auf TV5 zu sehen.

Bundesliga

Top-Spiel des Tages ist Bayern – Leverkusen. Die Partien im einzelnen:
Bayern München – Bayer Leverkusen
Hansa Rostock – Schalke 04
VfL Bochum – Arminia Bielefeld
VfB Stuttgart – 1. FC Kaiserslautern
Hannover 96 – Borussia Dortmund
FSV Mainz 05 – Hertha BSC Berlin
1. FC Nürnberg – Hamburger SV

Sonntag:
Borussia Mönchengladbach – SC Freiburg
VfL Wolfsburg – Werder Bremen

Leverkusen traue ich einen Auswärtssieg in München nicht zu. Es fehlt der Mannschaft die Fähigkeit zu Big Points. Und wenn doch, dann müssen wir die Kandidaten für den Meistertitel neu sortieren.

Einer könnte verlieren: Nordderby, Wolfsburg – Werder, und es wäre das Ende jeglicher höheren Ambitionen. Es wäre ein psychologisch schwerer Genickschlag. Wolfsburg vermutlich ohne D’Allessandro und Werder ohne gelbgesperrtem Ismael.

Ich verstehe die Stuttgarter nicht ganz. Einerseits heizen sie die Spekulation über Hildebrand an, indem sie nicht dementieren, dass nun doch wieder verhandelt wird, andererseits setzt Sammer Hildebrand und Kuranyi öffentlich unter Druck. Für Hildebrand ist es das erste Spiel in Stuttgart nach den vorläufig geplatzten Verhandlungen. Bereits der Empfang in Mainz war schon nicht mal mehr lauwarm.

Wenn denn die Gerüchte stimmen, gibt es in Bochum gegen die Arminia ein Hop oder Top-Spiel. Bochum ist 6 Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt, hat in den letzten 9 Spielen nur einen Sieg gefeiert. Bei einer neuerlichen Niederlage soll der Arbeitsplatz von Neururer zur Disposition gestellt werden. Was für ein kolossaler Absturz.

Aber ich bitte die Aufmerksamkeit noch auf ein anderes Spiel zu lenken: Hannover – Dortmund.

Wenn man sich durch die Foren der BVB-Fanssites liest, dann ist nach der Verpfändungsgeschichte bei nahezu allen BVB-Fans das Messer in der Tasche aufgegangen und man muss veritabel um die körperliche Unversehrtheit von Meier und Niebaum fürchten. Am Samstag ist zumindest auf dem Gang zur Hannoveraner Arena eine “Not for Sale”-Protest-Aktion geplant.

Die Borussia KGaA verbreitet unterdessen ein lauwarmes Dementi. Auszüge (Hervorhebung von mir):

Das Recht des BV Borussia Dortmund 09 e.V, seinen Vereinsnamen und sein Logo zu nutzen, ist vom Vertrag mit dem Gerling-Konzern nicht berührt. Die ideelle Nutzung von Vereinsnamen und Vereinsemblem steht dem Verein und allen Fanclubs uneingeschränkt zu, und zwar auch im Verwertungsfall

So, so, die “ideele Nutzung”. Dass die “nicht-ideele” Nutzung, wie z.B. den Verkauf von Trikots, an Gerling gehen würde, wird hiermit also nicht dementiert.

Zweite Liga

Am heutigen Freitag steht das Topspiel Frankfurt gegen die derzeit hoch fliegenden Kölner an (18h45). Ferner: MSV Duisburg – RW Oberhausen, Energie Cottbus – 1. FC Saarbrücken

Sonntag, 15h:
Karlsruher SC – Alemannia Aachen (Top-Spiel)
Eintracht Trier – 1860 München
RW Erfurt – RW Essen
SpVgg Unterhaching – LR Ahlen
Erzgebirge Aue – SpVgg Greuther Fürth.

Premier League

Sa, 13h40 Crystal Palace – Bolton Wanderers
So, 17h00 Chelsea – ManCity

Wenn Bolton einen Lauf starten, sollte mindestens UEFAcup, wenn nicht sogar Championsleague (11 Punkte dahinter) drin sein. Von den vier Mannschaften die davor stehen (Everton, Liverpool, Middlesbrough, Charlton) sieht keine Mannschaft so grundsolide aus, als dass sie sich nicht noch eine Schwächeperiode leisten würde.

Manchester City ist eine launige Mannschaft, die an guten Tagen jede Mannschaft vor Schwierigkeiten stellt. Solche Tage sind bei ManCity aber auswärts ganz, ganz selten.

Serie A

Sa, 20h30 Palermo – Juve
So, 20h30 Milan – Lazio

Die italienische Meisterschaft wird wieder spannend nachdem Juve letztes Wochenende gegen Genua stolperte. Der AC Milan wiederum hat sich in den letzten drei Spielen zwei Niederlagen eingefangen. Fünf Punkte derzeit der Rückstand auf Juve.

Die Aufgaben sind für beide keine Selbstläufer. Palermo klopft an europäische Wettbewerbe an und hatte letztes Wochenende einen Auswärtssieg. Lazio kämpft mit dem Rücken zur Wand (4 Punkte bis zum Abstiegsplatz).

NBA

Fr/Sa 1h Indiana – Dallas
So, 19h Toronto – Dallas

Zweimal Nowitzki und die Dallas Mavericks. Nowitzki hat es bei der gestern bekanntgebenen All-Star-Wahl der NBA-Fans “nur” auf Platz 3 der Forwards geschafft, aber gegen Duncan und Kevin Garnett zu “verlieren” ist keine Schande.

Indiana und Toronto sind im Osten im Mittelfeld angesiedelt, wobei die Pacers derzeit eine Seuche haben (6 Niederlagen in Folge, 2-8 auf 10 Spiele, zwar enge Spiele aber Gegner waren nicht erste Wahl)

BBL

Sa, 18h30 Frankfurt Skyliners – RheinEnergie Köln

Wirkliches Spitzenspiel in der BBL: der Meister empfängt den Tabellenführer, beide trennen gerade ein Sieg voneinander.

Max Schmeling ist tot

Gerade im Ticker von tagesschau.de erfahren.

Max Schmeling ist nach Angaben der Max-Schmeling-Stiftung am Mittwoch im Alter von 99 Jahren gestorben. Lt. sid/Netzeitung erkrankte er zu Weihnachten an einer schweren Erkältung, fiel Anfang dieser Woche in ein Koma und wachte nicht mehr auf. Er soll bereits an seinem Wohnort im niedersächsischem Hollenstedt beerdigt worden sein.

Max Schmeling gehört für mich zu jener Sorte von Mythos, die ich nur aus “zweiter Hand” kenne. Er kämpfte zu einer Zeit fernab von Fernsehübertragungen und ähnlichem. Mein Bild des Max Schmelings ist daher eher von seinen Auftritten der letzten Jahre, als von seinen Kämpfen geprägt.

Schmeling liess sich nicht von Show zu Show karren und trat, wenn überhaupt, angenehm zurückhaltend auf. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, was weiß Gott nicht jedem Sportler nach Karriereende gelingt. Prägend für mein Bild von Schmeling ist der Umstand, das vieles von seinen Einnahmen in wohltätige Zwecke geflossen ist, wie z.B. die millionenschwere Max-Schmeling-Stiftung (für ältere einsame Menschen und pflegebedürftige Kinder) oder sein Grundbesitz in Wenzendorf, dass er der Gemeinde vermacht hat.

In der Schweriner Volkszeitung ist ein Ausschnitt aus Schmelings Memoiren “Erinnerungen” zu lesen. Die Volkszeitung wollte damals Erinnerungen und Interviews von 20 Sportlern veröffentlichen. Schmeling gab unkompliziert sein Einverständnis Auszüge aus den Memoiren zu veröffentlichen, aber weigerte sich auf bemerkenswerter Art ein Interview zu geben.

Ein Interview, nein, das ginge nicht mehr – 1993 habe er sein definitiv letztes gegeben und danach “allen namhaften Fernseh- und Radiosendern, ebenso Journalisten, eine Absage erteilt. Nach 70jähriger Mitarbeit in allen Medien im In- und Ausland mußte ich einfach einen Schlußstrich ziehen, zumal mir die physischen und psychischen Belastungen einfach zu groß wurden.” Und weiter: “Ich bitte Sie höflich um Verständnis für meine Entscheidung, die mir nicht leichtgefallen ist.”

The Evening Hoyzer

Hoyzers Aussagen kursierten heute den ganzen Tag durch die Medien, nicht zuletzt weil der DFB Akteneinsicht bekommen hat. Darüber hinaus zeigen sich einige Medien wieder besser informiert und berichten neue Details über den Skandal.

In “Hoyzer versucht, sich an anderen zu rächen” äußern sich Lutz Michael Fröhlich, Olaf Blumenstein und Manuel Gräfe, die drei Berliner Schiedsrichter die mit ihren Aussagen den Fall Hoyzer los traten, zu Hoyzer und geben sehr spannende Einblick wie Schiedsrichter untereinander “ticken”

Lutz Michael Fröhlich: Schon kurz vor Weihnachten hatte uns Felix Zwayer gesagt, dass ihn Robert unter anderem im Zusammenhang mit dem Zweitligaspiel Essen gegen Köln angesprochen hätte. Er hatte gesagt, dass Köln heute gewinnen müsse. Aber Felix wollte damit nichts zu tun haben und beendete das Gespräch. Mit dieser Auskunft und anderen Informationen aus seinem privaten Umfeld und Schiedsrichterkreisen haben wir uns über Weihnachten geschleppt. Auf der DFB-Halbzeittagung haben wir Robert noch einmal genauer beobachtet und bekamen zusätzlich von Felix die Information, dass Robert ihn im Januar beim Hallenturnier in Riesa noch einmal angesprochen habe. Dann haben wir beschlossen, bei Schiedsrichterobmann Volker Roth anzurufen und die Sache zu melden. Das war am 19. Januar […]

Es gab nur einmal eine Anfrage an mich, ob ich gehört hätte, dass Robert wettet – aber nur wettet. Damit habe ich Robert Ende August, nach dem Spiel Paderborn – Hamburger SV konfrontiert. Ich habe ihm gesagt, es gebe das Gerücht, dass er wette. Er hat gesagt, da sei nichts dran. Dann habe ich ihm einen einstündigen Vortrag gehalten, unter anderem über korrektes Auftreten und Verhalten in der Öffentlichkeit […]

In seinem Auftreten hatte er etwas, das nicht authentisch war. Er kam immer ein bisschen gekünstelt rüber. Aber da denkt man eher, der hat noch Probleme mit sich selbst. Die Persönlichkeitsentwicklung war auf jeden Fall nicht in Harmonie mit dem Potenzial, das er als Schiedsrichter hatte.

Manuel Gräfe: Wir hatten auch noch Informationen aus seinem Umfeld über seinen Lebensstil und seine Lebensführung. Da kam ein Mosaikstein zum anderen. Mit den Aussagen von Felix Zwayer ergab sich dann ein vollständiges Bild.

Alle drei Schiedsrichter verteidigten im Interview Felix Zwayer, der ja auch von Hoyzer beschuldigt wurde. Erst Zwayer hätte mit seinen Aussagen den Fall ins Rollen gebracht. Hoyzers Aussagen wären vermutlich nur Racheakte. Fröhlich nimmt auch den jetzt ins Fokus gerückten Schiedsrichter Jürgen Jansen in Schutz, der nur wenig Sympathien für Hoyzer übrig hatte und Dominik Marks, dessen grundsoliden Lebensverhältnisse gegen Bestechung sprächen (frisch verheiratet, Kind, Ausbildung).

Unterm Strich ein sehr intensives Interview. Lesen.

Andere Formen der Bestechung

Unterdessen legt die SZ in einem Artikel von Hans Leyendecker, Thomas Kistner und Johannes Nitschmann eine Erweiterung der Vorwürfe nahe. So sollen nun im Frankfurter Raum auch der Zusammenhang zwischen Schiedsrichterbetreuung und dem Rotlichtmilleu untersucht werden.

In dem Artikel der SZ wird auch präzisiert warum Hoyzer die Manipulation von zwei Spielen mislang. In einer Partie gab er Unterhaching einen “faulen” Strafstoß, den Copado aber nicht zum Ausgleich versenkte, stattdessen schoß Saarbrücken im Gegenzug das 3:1. Hoyzer musste das Geld zurückzahlen.

Die SZ wiederum weiß von Merkwürdigkeiten bei der Durchsuchung vom Hotelzimmer vom Aachener Reghecampf zu berichten. Reghecampf war von der Durchsuchung an seinem früheren Wohnort in Cottbus telefonisch unterrichtet worden und wurde eine halbe Stunde später von den Polizisten in Aachen auf dem Klo gefunden, wie er eilig dabei war, Dokumente zu zerreissen und im Klo runterzuspülen.

Oder auch nur Geld

Dem SPIEGEL sollen lt. versch. Medien Informationen über die Geldsummen vorliegen. So soll Dominik Marks nach Angaben von Hoyzer 5.000 EUR für das Verpfeifen eines Regionalliga-Spiels bekommen haben und 30.000 für ein Zweitliga-Spiel. Doch obacht: hier sei an das obige Interview mit den Berliner Schiedsrichter erinnert, die sich so richtig einen korrupten Dominik Marks nicht vorstellen können.

Jürgen Jansen hat den “Passauer Neuesten Nachrichten” ein Interview gegeben, dass zu einem Großteil online zu lesen ist.

[Meine Gefühlslage] ist irgendwie zweigeteilt: Auf der einen Seite meine persönliche Situation, auf der anderen die des Schiedsrichters Jansen. Ich fühle mich als Schiedsrichter vom Deutschen Fußballbund absolut allein gelassen. Alles und jeder rückt von mir ab, obwohl die Verantwortlichen wissen, wo ich bin und wer mich vertritt. Ich hätte erwartet, dass sich bei dieser Tragweite auch mal der DFB-Präsident mit mir in Verbindung setzt. Als Mensch bin ich tief getroffen, in meiner Seele und in meinem Herzen! Ich bin mit Leib und Seele Schiedsrichter, ich habe mit 15 Jahren meine Schiedsrichter-Prüfung gemacht und bin jetzt 44. Ich habe in allen Klassen gepfiffen und meinen Buckel hingehalten. Ich habÂ’ sicherlich ein breites Kreuz, aber das ist mein schwerstes Spiel. Hier geht es nicht mehr nur um Fußball, sondern auch darum, einen Menschen fertig zu machen. Aber ich werde auch in dieser schweren Zeit wieder aufstehen – ob noch mal als DFB-Schiedsrichter, das wird man sehen. Momentan ist in mir eine absolute Leere und Traurigkeit.

Morgen will Jürgen Jansen auf einer Pressekonferenz mit Videos seine Unschuld beweisen. Zwar bezweifle ich dass die Videos als Beweismittel dienen können. Aber auch Jansen weist auf einen gewaltigen Schwachpunkt der Ermittlungen derzeit hin: von all den Namen die im Umlauf sind, sind nur Hoyzer und zwei Spieler von der Staatsanwaltschaft offiziell bestätigt worden. Bis dahin stehen bei den anderen Fällen wie Jansen oder Marks Aussage gegen Aussage.

Die UEFA und die Champions

Die UEFA gab heute eine Regeländerung für die europäischen Vereinswettbewerbe ab der Saison 2006/07 bekannt. Demnach müssen die Clubs mindestens vier “einheimische” Spieler in ihremKader haben.

Der Begriff “einheimischer Spieler” ist von der UEFA definiert als Spieler der im Alter von 15 – 21 Jahren drei Spielzeiten lang für den Verein gespielt hat.

In den beiden darauffolgenden Spielzeiten sollen zudem zwei bzw. vier weitere Spieler zwangsweise aus dem jeweiligen nationalen Verband kommen.

Zudem wird 2006/07 die Kadergröße auf 25 Spieler beschränkt.

Aktuell würde aufgrund die Regeländerung mit den “einheimischen Spielern” die Championsleague-Vereine Arsenal, Chelsea, Celtic, Rangers und, man höre und staune, Ajax treffen.

Im April sollen die Verbände abstimmen ob diese Regelung auch für nationale Wettbewerbe gelten sollen. Derzeit üben die Serie A und die Premier League massive Widerstand. Man darf auch gespannt sein, inwieweit die Regelung vor der EU-Kommission Bestand haben wird.

BVB und Chelsea. Zwei Highflyers.

Um mal eine neue Verschwörungstheorie ins Spiel zu bringen: ich gehe fest davon aus, dass die ganze Hoyzer-Geschichte vom BVB inszeniert worden ist, um von den eigenen Problemen abzulenken. Obwohl: bei Dortmunds Finanzen sind wahrscheinlich noch nicht einmal die 15.000,– EUR zur Schiebung drin. Gestern wurde bekannt dass der BVB 8,9 Angestellte der Geschäftsstelle entlässt.

Der BVB ist das deutsche Paradebeispiel für eine Vereinspolitik, die glaubt nur mit viel Geld am ganz großen Rad in Europa drehen zu können. Ein anderes Beispiel auf europäischer Ebene ist Chelsea FC.

BVB – oder wie auch immer der Club heißen mag

Lange hat man nichts mehr vom Duo Infernale, von der medialen BVB-Zange Röckenhaus/Hennecke (SZ/KICKER) gehört. Wo immer ein Papier vom BVB durchsickerte, waren die beiden nicht weit. Die nahezu parallele Veröffentlichung des neuesten Streichs der BVB-Führung legt nahe, dass die beiden wieder bewusst angefüttert wurden (SZ vom 3.2., KICKER am 3.2.).

Manager Michael “RosaLaune-Bär” Meier hat im Jahre 2000 mit dem Gerling-Konzern eine Vereinbarung getätigt. In typischer Meier/Niebaum-Manier wurde Borussias gefloppte Sportartikel-Marke “goool.de” an den Gerling-Konzern für 20 Mio EUR verkauft und gleichzeitig gegen eine jährliche Gebühr von 1,4 Mio EUR zurückgeleast.

So weit, so schön. Die Probleme entstehen nun, weil erst dieser Tage zwei Details aus dem 2000er-Deal bekannt wurden.

1/ Als Sicherheit hat der BVB den Vereinnamen und das Vereinsenblem verpfändet. Kann der BVB die Gebühr nicht zahlen, landen Logo und Name beim Gerling-Konzern.

2/ Der Gerling-Konzern besitzt ab diesem Sommer eine Ausstiegsoption und kann damit den BVB zwingen die Marke “goool.de” für 20 Mio EUR zurückzukaufen. Der BVB hat derzeit alles, nur keine 20 Millionen. Und dreimal darf man raten was passiert, wenn der Gerling-Konzern die Option zieht und der BVB das Geld nicht aufbringen kann: Logo und Name landen beim Gerling-Konzern.

Röckenhaus und Hennecke zitieren Insider, die wissen wollen, dass der Gerling-Konzern die Option ziehen will.

Als Kollateralschaden aus diesen bislang geheimgebliebenen Nebenaspekten des Gerling-Deals sind nun einige Menschen recht sauer. “Retter” Rauball will von nichts gewusst haben (“Es werden sich daraus jetzt emotionsgeladene Diskussion ergeben.“, großartiger Satz!). Finanzmakler Stephen “die Anleihe” Schächter war auch nicht informiert und weigert sich jemals wieder mit Meier/Niebaum zu sprechen.

Es gibt darüber hinaus interessante Details bezüglich des Gerling-Konzerns, deren englische Tochter unlängst Leeds United gegen die Wand hat fahren lassen und dessen damalige Mutter, die Deutsche Bank, den Börsengang des BVBs begleitet hat und möglicherweise den Anlegern nicht alles gesagt hat, was konzernweit bekannt gewesen ist. Für diese Details wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an den Artikel von Freddie Röckenhaus in der SZ.

Das Chelsea-Modell

In einem Punkt unterscheidet sich der BVB von Chelsea. Wo der BVB auf dem freien Markt nach Geld suchen muss, hat Chelsea einen Besitzer der britische Pfund in den Verein reinpumpt. Dieser Tage wurden die letztjährigen Bilanzen für Chelsea veröffentlicht. Die Blauen fuhren den mit Abstand höchsten Verlust in der Geschichte der Premier League ein: knapp 130 Mio EUR. Zum Vergleich: der bisherige Rekordhalter Leeds United fuhr 2003 etwas mehr als die Hälfte, 75 Mio EUR Schulden ein, ehe wenige Monate später der Stecker rausgezogen wurde.

Jedermann weiß das Chelsea derzeit von den Launen Abramovichs abhängt. Er hat seit seinem Erscheinen im Sommer 2003 450 Mio EUR reingebuttert. Was passiert wenn Chelsea die dritte Meisterschaft und die 2te Championsleague gewonnen hat, wird Abramovich noch willens sein, weiterhin zweistellige Millionenbeträge in den Verein zu investieren?

Das weiß natürlich auch der Geschäftsführer Peter Kenyon, der einst ManU mit Ferguson aufgebaut hat. Deswegen sucht er nach Mitteln und Wegen Abramovichs aggressive Strategie in ein funktionierendes Geschäftsmodell umzuwandeln. Er selbst glaubt das Chelsea 2010 den break even schaffen wird.

Kenyon stellt Weichen. Auf der einen Seite werden die Ausgaben gekürzt. Von 2003/04 auf 2004/05 wurden die Ausgaben mehr als halbiert (von 260 Mio auf 125 Mio EUR).

Auf der anderen Seite sollen mehr Einnahmen gemacht werden Ein bis 2011 laufender Vertrag mit Ausrüster UMBRO wurde auf 2006 verkürzt, UMBRO mit 45 Mio EUR ausbezahlt. Diese Woche holte man stattdessen Adidas ins Boot. Bis 2014 bekommt man 18 Mio EUR jährlich aus Herzogenaurach überwiesen. Für die nächste Saison wird ein neuer Trikotsponsor gesucht, einer von sechs interessierten Konzernen wie Siemens und Orange sollen pro Jahr 1-2 Mio EUR mehr in die Kasse spülen (10-12 Mio EUR p.a.) .

Ferner möchte man aggressiv den chinesischen und US-amerikanischen Markt mit der Marke “Chelsea FC” abgrasen. Trotz dieser kühnen, weltumspannenden Pläne, erinnert diese Sorte von finanzieller Abhängigkeit an Mäzenatentum von Provinzfürsten bei kleinen Vereinen. Die Überlegenheit dieses Models gegenüber des BVB-Models muss sich erst noch zeigen.

Links: BBC, Guardian, Independent

The daily Hoyzer

Der DFB lugte in des Staatsanwalts Akten und pressekonferierte heute mittag seine Erkenntnisse (Netzeitung)

Der DFB hält es für erwiesen dass vier Hoyzer-Spiele verschoben wurden:
DFB-Pokal Paderborn – HSV
2te Liga: Ahlen – Burghausen
Regionalliga: Wuppertal – Werder und Braunschweig – St.Pauli

Bei zwei anderen Spielen (1x 2te Liga Unterhaching – Saarbrücken, 1x Regionalliga Paderborn – Chemnitz) seien Manipulationsversuche von Hoyzer gescheitert bzw. waren nicht notwendig.

Ansonsten hat der DFB keine Erkenntnisse gewonnen, die über das hinausgehen, was in Zeitungen zu lesen war (det ganze gibt es auch als offizielle DFB-Pressemitteilung beim KICKER).

Geld zurück

Wenn der gemeine Deutsche sogar wegen tropfender Wasserhähne Reiseveranstalter vor dem Kadi zerrt, kann es nicht ausbleiben dass nun auch “DFB-Pokal-Veranstalter” DFB dafür haftbar gemacht werden soll, dass dem HSV-Fan ein launiger Sommer-Nachmittag verdorben wurde. Die Netzeitung berichtet von einem HSV-Fanprojekt, das inzwischen einen entsprechenden Formbrief zum Download anbietet. Vielleicht kann das ja jemand mal dem Toppmöller stecken, damit er zumindest etwas Kohle zurück bekommt.

Auf dem Radarschirm

Gehaltvoller als vier ZEIT-Artikel ist ein kurzes Interview dass der KICKER mit Hans Güth geführt hat. Güth ist Inhaber einer, wie auch immer zusammenhängenden Firma, die mit/für Betradar.com arbeitet. Betradar.com ist ein internationaler Dienstleister der die Sportwetten-Szene im Internet beobachtet und bei seinen Kunden, Wettbüros und Sportverbänden, Alarm schlägt, wenn Wetteinsätze und Quoten sich auffällig ändern und damit möglicherweise Anzeichen für Manipulationen vorliegen.

Bei Hoyzer-Spielen waren Anbieter hellhörig geworden. Nach dem UEFA-Cup-Spiel Panionios Athen – Dinamo Tiflis am 1. Dezember, da ist klar beschissen worden, und dessen zeitlicher Nähe mit den vielen Verdachtsmomenten beim Zweitliga-Spiel Aue – Oberhausen (2:0) am 12. Dezember war das Maß voll. Da haben wir gesagt: Jetzt müssen wir was sagen. Danach wurde die DFL von uns informiert […]

Die Fälle Paderborn – HSV, Aue – Oberhausen, Panionios – Tiflis sind verschieden gelagert. Wie das Paderborn-Spiel lief, da reicht im Grunde ein Schiedsrichter zur Manipulation. Bei Aue – Oberhausen ging es um eine Handicap-Wette, bei der die verdächtigen Wettmuster in Asien auftauchten. Handicap bedeutet: Oberhausen hatte +1, also ein Tor Vorgabe, Aue musste mit zwei Toren Differenz gewinnen. Handicap-Wetten sind typisch für den asiatischen Markt. Die Quote dafür begann dort hoch, mit 3,5. Wir hörten kurz vor dem Spiel von Einsätzen von einer halben Million Euro aus Asien. Überall stürzten die Quoten ab, Europa lag dann tief, aber mit Quote 2,2 konnte man in Asien mit dem 2:0-Sieg immer noch gut verdienen. Bei einem solchen Strickmuster müssten Spieler, Schiedsrichter eher nicht, bestochen worden sein, wenn das denn Betrug war. Bei Panionios – Tiflis, als auf Halbzeit- und Endstand (0:1/5:2) und auch auf die beiden Tore für Athen in der Nachspielzeit gesetzt wurde, bei so was brauchen sie Vereinsspitzen und Spieler auf beiden Seiten, um die Manipulation sicher zu machen.

Zeilensport: Pavarotti und der Weekly Hoyzer

Ich weiß, Armin hat ein Auge auf ihn geworfen, daher der explizite Verweis auf ein Interview dass die FR heute mit Jari Litmanen führte: “Für mich sind die 15 Spiele eine Art Mission” über einen Fußball-Star der zu Rostock passt wie “Pavarotti zu einer Heavy-Metal-Band”.

Es ist zumindest mal ein neuer Ansatz in der Winterpause einen bekannten Fahrensmann zu holen statt in den Ländern östlich der Neisse die Spieler im Dutzend zu kaufen.

Die ZEIT bringt heute in ihrem LEBEN-Supplement gleich vier Artikel rund um die Wettaffäre von Hoyzer und Konsorten von markerschütternd schwacher Qualität.

Mit vollem Einsatz – Harry Nutt läßt sich in einigen Absätzen über die Grauzone Wettbüros und Fußball aus. Nix was nicht in den letzten 10-14 Tagen anderen Zeitungen zu entnehmen war.

Mein Leben als Pfeife ist ein viel zu kurzer Artikel von Rainer Moritz, der acht Jahre lang Schieds- und Linienrichter in Amateurligen war.

In Im Abstiegskampf haben acht Journalisten Beobachtungen und Episoden rund um den Skandal zusammengetragen, ohne dass spektakulär Neues oder Interessantes zu Tage gefördert wird. Die Beobachtungen sind alle so “linear”, dass man sie sich auch im Kämmerlein aus den Fingern hätte saugen können, vorallem wenn Fehler wie “Wenn die Quoten woanders fallen, ist das ein Warnsignal, wie damals beim Spiel Aue-Oberhausen, das Robert Hoyzer verpfiff.” durchkommen (Hoyzer pfiff alles, nur nicht Aue – RWO…).

In der Spielhölle trieft vor pathetischer Ernsthaftkeit dass einem speiübel wird.

[…Ob] das Allerheiligste des Fußballs wieder in Geltung gesetzt werden kann […] Denn man kann diesem Sport alles antun, und man tut es ja auch, nur eines darf man nicht: seine Wahrheit zerstören. […] Entscheidend ist aufÂ’m Platz – wie viel Trost lag stets in diesem Satz! […]

Der Platz, das Fußballstadion als ein unantastbarer Ort einer für jeden sichtbaren Leistung, eine Stätte der handfesten, ehrlichen Empfindung. Auch wer nicht in der ersten Reihe saß, sondern weit weg, oben unter dem zugigen Dach einer dieser modernen Fußballarenen, wärmte sich gern mit dem Gedanken, Zeuge eines ganz und gar authentischen Geschehens zu sein. Das ist erst mal vorbei.

Und so geht es in einer Tour im Artikel von Bruno Kammertöns fort: “Erschüttert ist die unerschütterliche Gewissheit“, “in dessen Hinterzimmern dunkle Gestalten den Angriff auf den guten Ruf des deutschen Fußballs unbehelligt starten konnten” und schließlich als Highlight: “Fußballanalytiker Paul Breitner“. Prust, das reicht.

Kammertöns, du bist ein Idiot.

Moin!

Pflichttermin britische Insel:
gestern schlugen im Halbfinale des schottischen Cups die Rangers Dundee Utd. mit 7:1

Die zweite Hälfte des 25ten Spieltags der Premiership lief unaufgeregt, ohne größere Überraschungen ab. Chelsea gewann 1:0 in Blackburn, nun 11 Punkte Vorsprung auf ManU. Chelseas Petr Cech ist nun 781 Minuten, also 17einhalb Halbzeiten ohne Gegentreffer (letzter: Arsenal – Chelsea, 29te Minute). Everton rückt nach einem 1:0-Sieg gegen Norwich bis auf 4 Punkte an Arsenal heran. Birmingham – Drittletzten Southampton 2:1, Fulham – Aston Villa 1:1, ManCity – Newcastle 1:1, Alan Shearer in seiner mutmaßlich letzten Saison mit seinem 250ten Premier League-Tor.

Warum die Gunners ihr Pulver verschossen haben

Der Independent versucht sich mit einer Analyse warum Arsenal so früh in der Saison ihre Waffen strecken müssen.

Die Abwehr: Man liess mit 29 Toren dreimal so viele Tore zu wie letztes Jahr, ein Trend der bereits früh in der Saison sich abzeichnete. Im gestrigen Falle kam der Ellenbogencheck von Touré gegen Shearer und die daraus resultierende Sperre teuer zu stehen. Cygan ist kein adäquater Ersatz für Touré.

Thierry Henry: Kein Spieler bei Arsenal oder ManU musste so häufig ran, wie Henry, der bislang bei jedem der 25 Ligaspiele antrat. Folge: er ist müde, trifft seit Weihnachten die Bude nicht.

Patrick Viera: Nachdem er sich im Sommer bereits als Madrilene wähnte, scheint er immer noch nicht in London zurückgekommen zu sein.

Torhüter: Lehmanns Absturz ging mit dem Absturz von Arsenal einher und Almunia scheint auch keine Zukunft zu haben.

Finanzen: Auch wenn Wenger es mehrmals gelang namhafte Spieler zum Schnäppchenpreis zu verpflichten, wird er nun die Geldbörse öffnen müssen um mit Chelsea mitzuhalten. Woher soll Arsenal diese finanziellen Ressourcen nehmen?

Flügel: Beide offensiven Flügelspieler Pires und Ljungberg sind in der Rückwärtsbewegung zu schwach.

Folgt dem Rücktritt der Rücktritt-Rücktritt?

NBA – Wie gestern auf aas als Gerücht gemeldet, ist der LA Lakers-Coach Rudy Tomjanovich aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Der Streß und der körperliche Tribut den Tomjanovich zahlen musste, waren zu hoch. Dazu muss man wissen, dass Tomjanovich vor Jahren bereits Blasenkrebs hatte und eine Vorgeschichte als Alkoholiker.

Erstaunlicherweise gewinnt ein von der LA Times gestreutes Gerücht wonach Phil Jackson in den Club zurückkehren könnte, an Eigendynamik. Bryant soll vom Manager gefragt worden sein und hätte die Rückkehr abgesegnet, Jackson soll aus seinem Australien-Urlaub Journalisten gegenüber gesagt haben, dass er nicht abgeneigt wäre. Aber ich kann es immer noch nicht so recht glauben.

Folgt dem Schweigen das Sprechen?

VfB-Trainer Matthias Sammer plaudert via Sport-BILD aus, dass Stuttgart sich anscheinend wieder in Vertragsverhandlungen mit Timo Hildebrand befindet, nachdem dieser seinen Berater entlassen haben soll.

The daily Hoyzer

Die FR berichtet dass es hinter den Kulissen (endlich!) ordentlich kracht und man sich auf Hilpert, Schmidt und Eilers wegen ihrer etwas lendenlahmen Ermittlungsbemühungen einschießt. Schiedsrichter-Obmann Volker Roth soll jedenfalls vor Wut kochen.

Als allgemeines Problem der DFB-Zentrale wird die Arbeitsüberlastung angesehen, die auf zu wenigen Schultern ruht. Generalsekretär Horst Schmidt muß sich z.B. derzeit neben dem Skandal auch um das WM-Ticketing bemühen. Und der Kindermann-Nachfolger Hilpert ist alles andere als ein scharfer Ermittlungshund. Der Kontrollausschuß, allesamt nur ehrenamtlich tätig, trifft sich in der Regel nur alle zwei Monate. Von 777 Sportstrafsachen zwischen 2001 und 2004 sind laut FR 1/3 eingestellt worden und nur in 42 Fällen kam es zu einer mündlichen Verhandlung. Kein Wunder das niemand im Oddset-Fall nachhakte und der Casus Aue – RWO nach 24 Stunden zu den Akten gelegt wurde.

The daily Hoyzer

Nichts neues an der Wettfront. Der Anwalt von Hoyzer, den Namen schlage ich morgen nach, hat für die morgige Ausgabe der ZEIT ein Interview gegeben, dass mir bislang nur in Auszügen vorliegt. Der Anwalt gehört zu einen jener Mahner die vor einer Ausbreitung des Skandals warnen.

Die Logik ist durchaus bestechend. Bei all dem Zeug das derzeit aufgedeckt wird, ist nirgends bislang vom Aue – RWO-Spiel die Rede gewesen, jenem Spiel bei dem die Buchmacher Mitte Dezember sehr laut Alarm schlugen (siehe aas 19.12. und 20.12.).

Mit Verlaub, ich hielt bereits damals die Indizien für sehr stark und sie sind durch die Hoyzer-Geschichte nicht wirklich geschwächt worden. Es darf also durchaus geschlußfolgert werden, dass neben der “Berlin-Connection” möglicherweise noch eine zweite Gruppe aktiv Spielmanipulationen betrieb bzw. betreibt.

Nicht erbaulich ist dabei die Haltung der Institutionen im Fußball. Keiner der proaktiv Aufklärung betreibt, sondern immer nur soviel Aufklärung wie nun gerade durch Medien und Justiz bekannt ist. Heute mittag gab es im Deutschlandfunk ein unerquickliches Interview mit Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der deutschen Spielergewerkschaft vdv, der sich in Lamentieren über Gerüchte und Pressemeldungen erging, aber ansonsten jede Nachfrage der Journalistin abblockte.

Bei allem Verständnis über den Ärger gegenüber solchen herausgerotzen Dingern wie die des Focus, würde ich mir mehr Interesse der Spielergewerkschaft an Aufklärung wünschen. Warum hört die Gewerkschaft nicht mal in ihre Mitglieder rein, was so abgeht? Warum hinterfragt die Spielergewerkschaft nicht, wie es um Moral und Ethik der Spieler bestellt ist, die keine Probleme haben und merkwürdigsten Umständen fünfstellige Geldsummen von Unbekannten zu bekommen. Warum hinterfragt die Spielergewerkschaft nicht, wieso eine ganze Latte von Paderborner und Dresdener Spieler erst eine Ehrenerklärung abgeben, um dann Tage später die Entgegennahme von Geld einzugestehen.

Es ist zwar schön mit dem nackten Finger auf die Medien zeigen zu können, aber der Umstand bleibt, dass aller Voraussicht nach, auch Fußballspieler Dreck am Stecken haben.

Die kleine Wette zwischendurch

In irgendeiner Glosse (ich meine es wäre in der FR gewesen, kann aber den Artikel nicht mehr finden) wurde noch ein anderes Bild vom Skandal gezeichnet: viel Aufregung um Nichts. Zumindest wenn es um den Versuch geht, solche Manipulationen zu vermeiden.

Dazu gibt es inzwischen zuviele Wettmöglichkeiten. Dann wettet man eben auf weniger auffällige “Events”. Dank “Live-Wetten” wettet man z.B. welche Mannschaft die erste Gelbe Karte bekommt, oder den ersten Einwurf. Klar, ein Schiedsrichter muss dazu auch bestochen werden. Aber so etwas ist ungleich unauffälliger als auf Krampf Elfmeter zu geben um einen Sieg eintreten zu lassen.

Das ist eben der Unterschied zum 71er-Skandal, als man noch veritable Torhüter bezahlen musste, damit diese nur heiße Luft, aber keine Bälle fangen.