…. noch spekulativ. Aber der Medien-Redakteur der FAZ Michael Hanfeld lehnte sich Dienstag abend sehr weit aus dem Fenster mit einem Artikel für die morgige FAZ: “Bundesliga-Rechte: Schampus” (auch Melkus hat auf den Artikel hingewiesen) Siehe ganz unten.
[Mi 21.12.:14h24] Einige Börsenanalysten sind im Blutrausch und fordern den Kopf von Georg Kofler. Alleine heute sind durch den Kurssturz mehr als 1 Milliarde Kapitalisierung flöten gegangen. Der Kurs liegt aktuell bei weniger als der Hälfte des Ausgabewertes vom März diesen Jahres.
[Mi 21.12.:14h10] Die Pressekonferenz ist zu Ende. Die Essentials:
PREMIERE geht leer aus. Die Pay-TV-Rechte gehen an “Arena“, einer Tochter von Unity Media (ish + iesy), also einem Kabelbetreiber. Arena wird auch via Satellit ausstrahlen, wobei nicht fest steht ob es Arena selber tut oder die Rechte dafür weiterreicht.
Das Paket von Arena darf per Vertrag nicht teurer als 20,– EUR pro Monat sein.
PREMIERE soll angeblich bereits angekündigt haben, im Sommer seine “Preispolitik anzupassen” und meint vermutlich eine Verbilligung des “FUSSBALL LIVE”-Pakets.
“Arena” wird alle Erst- und Zweitliga-Spiele plus Konferenzen übertragen. Ich interpretiere es so, dass alle Zweitliga-Spiele auch einzelnd übertragen werden.
Es wird ein Freitagsspiel eingeführt, die Anstoßzeiten von erster und zweiter Liga verändern sich geringfügig. Freitags 18h bzw. 20h30, Samstags 15h30, Sonntags 14h bzw. 17h und Montags 20h15.
Im Free-TV bleibt alles fast beim Alten. Die Sportschau beginnt samstags ab 18h30, das DSF darf sonntags ab 22h oder 22h30 von der Bundesliga berichten.
Die Internetrechte gingen wie erwartet an die Telekom, während die Auslandsrechte überraschend an den Wettanbieter betandwin gegangen sind.
Leider auf der Pressekonferenz nicht angesprochen wurden die rechtlichen Implikationen: darf ein Plattformbetreiber wie Unity Media auch Programmveranstalter sein?
Unterm Strich völlig überraschend für mich, ist das Beharren von PREMIERE auf das Aus der Sportschau.
Übrigens, kleiner Gewinnler des Deals: die kleinen Spartensender die nun außerhalb der PREMIERE-Plattform eine weitere Vertriebsmöglichkeit auch via Satellit bekommen könnten, wie z.B. NASN.
Stand der PREMIERE-Aktie: im Laufe des Tages ist sie um über 40% abgestürzt, bei sehr hohen Umsätzen. Die Aktie berappelt sich aber gerade wieder etwas.
[Mi 21.12.:13h31] Die Pressekonferenz beginnt. Auf dem Podium u.a. Werner Hackmann, Tom Bender
Hackmann bestätigt dass die DFL-Geschäftsführung zwei Modelle bis gestern nacht durchgerechnet hat und eines der Modelle PREMIERE ausschloß und das andere Modell die Sportschau ausschloß.
PREMIERE wollte nicht für für ein Szenario mit einer 18h30-Sportschau mitbieten.
Der DFL-Vorstand hat eine einstimmige Empfehlung für das Modell 18h30-Sportschau und Kabel Deutschland/Unity Media (“Arena”) ausgesprochen. Die Vollversammlung hat dem Vorschlag einstimmig zugestimmt. Im Free-TV haben ARD, ZDF und DSF die Rechte bekommen.
Es wird ein Freitagsspiel eingeführt. Die DFL sieht darin einen wichtigen strategischen Faktor für die Auslandsverwertung, da keine andere europ. Spitzenliga einen Freitagstermin hat.
Der Ertrag für die nächste Spielzeit wird 420 Mio EUR betragen.
Die Pay-TV-Rechte sind an “Arena” gegangen, einem Zusammenschluß diverser Kabelnetzbetreiber. Arena hat auch die Rechte für die Satellitenausstrahlung erwroben. Die Satellitenausstrahlung kann auch sublizensiert werden. Arena wird sämtliche Spiele in 1ter und 2ter Liga live übertragen, sowie sämtliche Konferenzen. Der Paketpreis für den Kunden wird unter 20 EUR pro Monat kosten.
Die Rechte des Freitagsspiel liegen bei Arena, können aber sublizensiert werden.
Die ARD-Sportschau bleibt in der jetzigen Form erhalten. Die ARD darf als erstes über das Freitagsspiel berichten. Das ZDF darf am Samstag zweitverwerten. Am Sonntag darf das DSF ab 22h erstverwerten (bereits vorher über 2te Liga berichten). Das Montagsspiel der 2ten Liga bleibt beim DSF.
Letzte Deadline für die Gebote war gestern 11h. Es gab 5 Gebotsrunden.
Kuriosium: die Auslandsrechte hat betandwin geholt! Was nach der Hoyzer-Geschichte schon den Ruch der Unverschämtheit hat.
Der Kurs der PREMIERE-Aktie wird pulverisiert. Vier Minuten nach Bekanntgabe rutsche der Kurs von minus 25% auf minus 38,6% (Stand 13h34) ein.
Stand 13h38: PREMIERE minus 42,8%.
Auf Nachfrage eines Journalisten wird es merkwürdig: die Pay-TV-Rechte wurden von Arena erworben, die keine gemeinsame Tochter von Kabel Deutschland und Unity Media ist, sondern zu 100% der Unity Media gehört.
Auf einer weiteren Nachfrage wird bekannt, dass die Sportschau am Samstag erst “etwas” später berichten darf.
Christian Seifert bestätigt noch einmal, dass das Arena-Pay-TV-Angebot nicht mehr als 20 EUR kosten wird. Dies ist Bestandteil des Vertragsangebotes.
Seifert bestätigt die Anfangszeiten: Sportschau ab 18h30, DSF sonntags ab 22h30. Nicht geklärt sind die “Nachverwertungsrechte”, also die Rechte auf Kurzberichte in Tagesschau u.ä.. Diese werden in den nächsten Monaten gesondert ausgeschrieben.
Die Anstoßzeiten: Bundesliga Fr 20h30. 2te Liga bereits um 18h. Sonntag: 2te Liga um 14h und Bundesliga ab 17h.
Die PREMIERE-Aktie bleibt derzeit bei konstant minus 43%.
Das PREMIERE-Angebot hat für die 3jährige Laufzeit steigende Vertragssummen vorgesehen, mit höheren Summen im 2ten und 3ten Vertragsjahr.
Die Frage der Namensrechte ist noch nicht geklärt.
[Mi 21.12.:13h28] n-tv bringt einen Schwung neuer Agenturmeldungen, die den Verlust der Pay-TV-Rechte von PREMIERE in diesen Minuten bestätigen. Aktienkurs Stand 13h14: minus 23,86%. Laut n-tv zweithöchster Umsatz des heutigen Tages in der Frankfurter Börse.
[Mi 21.12.:13h20] Auch N24 kündigt eine Live-Übertragung der Pressekonferenz an.
[Mi 21.12.:13h20] Free Falling. PREMIERE um 13h05: minus 20,34%.
[Mi 21.12.:13h15] n-tv kündigt eine Live-Übertragung der DFL-Pressekonferenz an.
[Mi 21.12.:13h11] Das aktuell angemessene Wort für den Kursverlauf der PREMIERE-Aktie ist “freier Fall”. Stand 12h55: minus 17,37%. Also pro Minute einen halben Prozentpunkt.
[Mi 21.12.:13h05] Die PREMIERE-Aktie schmiert weiter ab. Nach einer kurzen Erholung gegen 12h liegt die Aktie bei weiterhin hohen Umsätzen inzwischen bei minus 15% (Stand 12h50).
[Mi 21.12.:13h00] Auch die FAZ meldet in einem ungezeichneten Artikel den Verlust der Pay-TV-Rechte für PREMIERE. Im Prinzip selbe Story wie auch anderenortes: PREMIERE habe mehr geboten, angeblich nur 30 Mio, sei aber an seinem Beharren auf 22h-Exklusivität gescheitert. Die FAZ erwähnt in ihrer Meldung, dass dieser Vorschlag der DFL-Geschäftsführung noch nicht durch die Vollversammlung durch ist, geht aber davon aus, dass die Pressekonferenz pünktlich um 13h30 beginnt. In der FAZ-Meldung wird indirekt auch bestätigt, dass es kein Samstags-18h30-Spiel geben wird.
[Mi 21.12.:12h39] Die Wirtschaftsnachrichten-Agentur Dow Jones hält via dem vwd-Dienst noch eine Hintertür offen. Zwar soll der DFL-Vorstand die Vergabe der Pay-TV-Rechte an Kabel Deutschland/Unity Media favorisieren, aber “dow jones” will nicht ausschließen, dass der DFL-Vorstand auf der Vollversammlung heute mittag überstimmt wird. Erstmals wird gemeldet, dass PREMIERE zuletzt mehr als 300 Mio auf den Tisch gelegt haben soll.
Möglicherweise gibt der Zeitpunkt der Pressekonferenz Aufschluß über den Ausgang des TV-Pokers. Je dichter an 13h30 die Pressekonferenz abgehalten wird, desto wahrscheinlicher hat die Vollversammlung den Vorschlag der DFL-Geschäftsführung durchgewinkt.
Kaffeesatz galore.
[Mi 21.12.:12h33] Auch das Handelsblatt meldet nun anhand eigener Quellen den Verlust der Pay-TV-Rechte von PREMIERE als fix. Neben ARD und Kabel Deutschland/Unity Media hätten auch das ZDF und DSF Bundesliga-Rechte erworben. IPTV geht an die Telekom.
[Mi 21.12.:12h06] Gegen 11h fingen auch die Agenturen und Börsendienste an, massiv über die Vorabmeldungen des Handelsblatts und der SZ zu berichten. Der PREMIERE-Aktienkurs brach über Nacht um zirka 3% ein, seit zirka 11h40 ist der Kurs noch einmal um 3-5% abgerutscht. Dabei ist auch das Handelsvolumen der Aktien überdurchschnittlich.
[Mi 21.12.:10h24] Die SZ meldet in einem ungezeichneten Artikel die Vergabe zugunsten der ARD und Kabel Deutschland/Unity Media.
Die Pay-TV-Rechte fallen aber nicht mehr an den Münchner Abosender Premiere, sondern an eine Firma, die von den Kabelnetzfirmen KDG und Unity Media gegründet wurde. Als Finanzier soll ein Hedge-Fonds beteiligt sein.
Premiere hat dem Vernehmen nach für alle Rechte, inklusive Internet, geboten und dabei auch offenbar die höchste Summe geboten. Der Unterschied sei aber mit 20 Millionen bis 30 Millionen Euro nicht so groß gewesen, dass die DFL einen Abzug von Sponsorengeldern riskiert hätte.
[Mi 21.12.:10h17] Reuters meldet, dass die DFL-Geschäftsführung heute vormittag den Bundesligisten die Vergabe der Pay-TV-Rechte an Kabel Deutschland/Unity Media vorschlagen wird. Reuters will dieses von “einer mit den Verhandlungen vertrauten Person” erfahren haben. Das KO-Kriterium gegen PREMIERE soll das Beharren auf Exklusivität bis 22h sein.
[Mi 21.12.:10h02] Der Handelsblatt-Artikel ist in diesen Minuten online gegangen: “ARD vor Sieg im Bundesliga-Poker“, enthält aber im Vergleich zum FAZ-Artikel nichts neues. Das die ARD-Sportschau durchkommt, war bereits gestern der Tenor quer durch alle Meldungen. Just zu den Pay-TV-Rechten wird der Handelsblatt-Artikel schmallippig und unkonkret.
[Mi 21.12.:9h51] Das Handelsblatt meldet heute morgen mit nicht minder überzeugter Stimme, dass die Pay-TV-Rechte an Kabel Deutschland/Unity Media gehen sollen. Leider kenne ich nicht den kompletten Artikel, sondern nur eine gekürzte dpa-Ticker-Meldung. Die dpa schreibt: “Die Rechte im Pay-TV sollen offenbar an Kabel Deutschland (KDG) und Unity Media (früher Ish und Iesy) gehen.“. Mit dem Wort “offenbar” hat der Journalist sich eine kleine Rückversicherung eingebaut, die darauf schließen läßt, dass er es selber nicht mit Bestimmtheit weiß.
[Di 20.12.:21h07] Zurück zum Hanfeld-Artikel. Michael Hanfeld hat vor einigen Tagen mit der recht unreflektierten Publizierung eines Artikels über den “TV-Rechte Favoriten Telekom” der DFL einen kleinen Liebesdienst erwiesen.
Man kann sich sagen, dass dieser Artikel nicht dafür spricht, dass Herr Hanfeld wasserdichte Quellen besitzt und auch den neuen Artikel hinterfragen… Trotzdem, der Artikel hat was. Man merkt ihm deutlich an, dass er “im Fluß” geschrieben worden ist. Die ersten Absätze passen nicht zu den letzten Absätzen (Stichwort “Match of the day”). Da hat Michael Hanfeld anscheinend im letzten Moment neue Infos eingebaut.
Lt. Michael Hanfeld ist die Entscheidung der DFL-Geschäftsführung gefällt und die Bundesligisten müssen am Mittwoch vormittag nur noch abnicken.
Die Bundesliga wird Freitags, Samstags (15h30) und Sonntags (evtl. 17h statt 17h30) spielen. Das “Match of the Day” (Sa 18h30) soll auf Wunsch der ARD nicht eingeführt werden.
– ARD sendet samstags ab 18UhrZack die Sportschau. Kosten: 90-100 Mio EUR
– PREMIERE überträgt alle Spiele live und exklusiv. Kosten: 280 – 300 Mio EUR
– Das ZDF soll entgegen anderslautenden Aussagen nicht um Erstverwertungsrechte am Sonntag gekämpft haben. Es bleibt bei der Zweitverwertung am Samstag für 20 Mio (ehemals 17 Mio)
– Das DSF bezahlt für die Erstverwertungsrechte der Sonntagsspiele 20 Mio (ab wann darf ausgestrahlt werden?)
– IPTV-Rechte (und Mobil-Rechte?) für 30-50 Mio wahrscheinlich an die Telekom.
– Auslandsrechte 20 Mio.
– Nicht zum Zuge sind die Kabelgesellschaften gekommen, die 220 Mio geboten haben sollen.
Unterm Strich wären es 440 – 500 Mio EUR, was am oberen Limit dessen liegt, was ich der DFL zugetraut hätte, rauszuholen.
Ich bin überrascht ,dass die ARD sich gegen ein “Match of the day” gestellt haben soll und noch mehr, dass die DFL sich darauf eingelassen haben soll. Damit kam eine Live-Übertragung im Free-TV (bei SAT.1) nicht mehr in Frage. Und Erstverwertung samstags nach 22h ist sowohl für DFL als auch Free-TV nicht attraktiv genug.
Aus der Rechte-Diskussion konnte man deshalb auch lernen wie wenig Termine die DFL zu Auswahl hat. Das Freitagsspiel wird allenthalben als unattraktiv für Free-TV gewertet, weil aufgrund der Europapokal-Verpflichtungen von bis zu 8, 9 Teams eher nur “Luschen” am Freitag abend spielen.
Seit dem Jahr 2000 weiß man, dass Samstagabend-Spiele nicht gehen, am Sonntag kann vor 17h wg. 2ter Liga nicht gespielt werden und am Sonntag abend dürfte die Bundesliga gegen den “Tatort” genauso chancenlos sein wie samstags gegen “Musikantenstadl” und “Wetten, dass…”
Alle bis dato genannten Zahlen sind erst einmal Spekulation, FAZ hin, FAZ her.
Eine weitere Lehre kann aus dem TV-Poker gezogen werden: es werden PREMIEREs letzten drei Jahre in Ruhe und Frieden sein. Diesmal ging es noch gut, weil PREMIERE der einzige seriöse Pay-TV-Anbieter war. Sowohl Telekom als auch Kabel Deutschland wären technisch und rechtlich hochriskant gewesen. Und mit der Bundesliga daddelt man nicht so rum wie mit “MyWorld”, gell, Herr Seifert?
Ab dem Sommer 2009 wird es eine Explosion an Verbreitungswegen für Bundesliga-Fußball geben. Was aber nicht bedeuten muss, dass dann das Schlaraffenland für die DFL ausbricht. Wenn IPTV und vielleicht Handy-TV gleichberechtigt neben Pay-TV exisitieren, dürfte dass den Wert von Pay-TV-Rechten drücken. Solange nicht irgendein Unternehmen die Kohle auspackt um Konkurrenz plattzumachen (siehe Frankreich), dürfte das nächste Mal keine Steigerung um über 60% rausspringen.
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